28. April – Welpenschutz und Jungenstreiche
„Ist einer von euch unten beim… Bambi-Auffanglager?“, weckt mich Ravinis tiefe Stimme aus dem Schlaf. Ich schrecke hoch und bin sofort hellwach. Wolfgang und ich verneinen instinktiv. Tsatsächlich ist Wolfgang wieder in Chernarus auf Tour. Allerdings warnt er Ravini vor Schüssen, die er vor einiger Zeit in Chernogrosk gehört hatte. Offensichtlich hat dort wieder jemand rumgeballert. Der mysteriöse Bambi-Killer vielleicht? Es muss jedenfalls ganz in der Nähe der Polizeistation oder des Krankenhauses gewesen sein, wenn man Wolfgangs Schilderungen trauen kann. Und das tue ich zu 100%. Also waren sie ganz in der Nähe von Ravinis Basis, was ihn selbst wenig stört.
„Ja ich bin grad beim Bambi-Lager.“ Dann ist ja alles gut. Etwas grinsend stichelt er: „Ich hätt‘ hier noch ne Bambi-Flagge…“ Mein erfreutes und schauspielerisch überzeichnetes „Ooohh!“ über Funk quittiert er mit einem: „…Na die brauchen wa nich. Die kann ich liegen lassen.“ Unser lieber Ravini… irgendwie mag er es, mich zu necken. Aber ich kann es ihm nicht verübeln und ich bin vorbereitet. „Ich dachte, du hättest die Bambi-Fahne, die du gestern gefunden hast schon zu Armbändern für die Bambis verarbeitet?“, kontere ich so unschuldig und überrascht wie möglich – meiner Ansicht nach geschickt.
„Ja, weil ich dachte mir, da haben mehrere Bambis was von…“, antwortet er nun seinerseits gespielt unschuldig. Er lacht etwas auf: „Nein, ich hab sie dir in die Zelte da reingelegt.“
„Oh, Dankeschön!“, freue ich mich nun aufrichtig und ehrlich. Jetzt muss ich schauen, dass wir die Fahne rechtzeitig sichern, bevor jemand von außerhalb sie sich schnappt.
Ich stehe gemächlich auf, ziehe mir rasch meine Ausrüstung an, da kommt noch ein Funkspruch von Ravini. „Äh, rote Bandage, das seid ihr, wa?“ Wolfgang bejaht, ich bin da etwas vorsichtiger. „In der Regel, ja…“, beginne ich vorsichtig. Ich ahne Schreckliches und setze beunruhigt nach: „Wieso, ist da jemand?“
„Ja“, gibt der Farmer grübelnd von sich, offensichtlich am Abwägen. „Ein Spieler mit roter Bandage?“, will ich nun nochmals zur Bestätigung wissen, um jegliche Missverständnisse auszuräumen. Kommunikation über Funk ist nicht immer ganz einfach. Ravini scheint nochmals ganz genau hinzuschauen und bestätigt „Ja, meine ich doch.“ In meinem Kopf rattert es mal wieder. Soweit ich weiß, sind nur Wolfgang und Ravini hier. Andere Teammitglieder wie Kanu, Blue, Jammet, Opi, Hikaru, stlk oder eben auch Alni vom Vortag hätten sich sicherlich bereits gemeldet. Also gehe ich davon aus, dass das kein Mitglied von unserem Team ist. Ich stelle fest: „Nein, also ich bin es nicht.“ Wolfgang ist schon einen Schritt weiter als ich und formuliert seinen Gedanken aus: „Ist es äh.. s’Bubi? Der hat doch au a rote Bandage g’habt, oder?“
„Bubi… Bubi…“, grübele ich. Wen meint er damit…? Etwa… PAUL?! Sofort bin ich hellwach, schlüpfe in meine Kleidung und murmle noch ein „Ich komme!“ in den Funk.
Das lasse ich mir nicht entgehen! „Warte mal… ich hab da n’Hallo.“, beginnt Ravini das Gespräch mit dem Fremden gefolgt von einem: „Ich höre. Ich bin auch friendly.“
Gerade in diesem Moment stößt Alni zu uns in den Funkkanal dazu, „Tadaaaaa!“, aber ich bitte ihn sofort um Funkstille. Tut mir irgendwie leid für ihn, ihn so abzuwürgen, aber Sicherheit geht vor. Offenbar versucht Ravini gerade Kontakt mit ihm aufzunehmen und das Letzte, das er nun gebrauchen kann, ist ein Stimmenwirrwarr im Kopf _und_ in den Ohren. Noch wissen wir außerdem nicht, um wen es sich bei dem Fremden mit roter Bandage am Brunnen handelt. Unterdessen rase ich in voller Montur so schnell wie es geht in Richtung des Camps.
„Tu die Knarre weg!“, ruft er dem Fremden zu. Das hört sich nicht gut an… Ravini, pass bloß auf dich auf!
„Die Knarre weg!“, fordert er nochmals den Fremden mit Nachdruck auf. Funkstille.
Innerlich male ich mir die schlimmsten Szenarien aus und wie ich wohl unter welchen Umständen am besten reagiere. Weiter, immer weiter renne ich in Richtung des Camps, höre aber keine Schüsse. Das beruhigt mich etwas. Schließlich gibt Ravini durch: „Sind mindestens zwei. Also rote Kopfbedeckung, mit irgendeinem quatscht der. Sind mindestens zwei.“
Schließlich fragt er sein Gegenüber wohl, was dieser vorhat und murmelt etwas von wegen, dass der Klopper kaputt sei und er sich am Brunnen beim Wasser gerne bedienen kann.
So genau kann ich es aber nicht verstehen. Aber ich habe genug gehört, denn schon bei dem Teil mit der roten Kopfbedeckung bin ich mir sicher, das es sich dabei um Paul handelt. Das Schicksal scheint meine Wünsche und Gedanken bestens zu kennen… Der Tag der Aufklärung ist gekommen!
„Bist du alleine?“, stellt Ravini instinktiv die richtige Standardfrage. Gute Struktur. Erst das mit der Waffe, dann der bestimmte Ton und nun diese Frage, die einfach keinen Widerspruch duldet. Wenn ich an der Stelle von Paul wäre, hätte ich jetzt bestimmt schon ganz schönes Muffensausen. Vielleicht sollten wir Ravini als Backup zur Erstkontaktansprache rekrutieren? Er wäre mit Sicherheit eine tolle Ergänzung des Teams. Doch was dann folgt, spannt die Situation wieder enorm an. Unser Mann wiederholt in bestimmtem Tonfall: „Ich hab dir eben schonmal gesagt, tu die Knarre weg!“ Wieder absolute Stille, aber um mich herum auch keine Schüsse. Was ist da los?! Die Anspannung mach mit wahnsinnig, aber in einiger Entfernung baut sich das Camp bereits vor mir auf. Ich renne weiter, so schnell es eben in voller Montur geht. Ich komme!
„Ist vielleicht nicht die beste Idee, hier auf Hühner zu schießen…“, beginnt Ravini das Gespräch wieder. „Ja, dann mach das. Dann mach das.“, lenkt er dann ein. Schließlich richtet er sich an uns: „Jung. EXTREM jung.“
Das passt ins Bild. Ich weiß nun genug und auch Wolfgang stimmt mit ein: „Ja, es ist Bubi.“
Ravini konfrontiert in seiner unnachahmlichen, charmant-direkten Art sein extrem junges Gegenüber mit unserem Verdacht: „Bist du Bubi?“ Wenn die Situation nicht so ernst wäre, würde ich jetzt laut loslachen. Natürlich hat Paul keine Ahnung, wovon wir sprechen. Bubi ist ja lediglich der Spitzname, den Wolfgang ihm gerade gegeben hat. Aber die Gesichter würde ich zu gerne sehen! Ich gebe ihm kurz über Funk einen Hinweis, dass unser Bubi sich „Paul“ genannt hat, also wiederholt Ravini: „Bist du Paul?“. Offensichtlich ist sein Gegenüber entweder etwas schwer von Begriff, zutiefst durch Ravinis kurz angebundenes Auftreten irritiert oder einfach nur sprechfaul. Jedenfalls muss Ravini ganze zwei Mal seine Frage wiederholen. Ja, manchmal sind Bambis etwas begriffsstutzig. Aber das ist Paul ja eigentlich nicht mehr… „Ob du Paul bist!“, höre ich ihn noch sagen und sowas wie: „Was denn jetzt? Ja oder nein?“ Oh Mann! Wenigstens erreiche ich nun endlich das Split-Level-Red-Haus und stürme den Hang hinunter in Richtung des Brunnens. „Ja, ich höre dich.“, bestätigt Ravini im Gespräch wieder. Für den Fall der Fälle kontrolliere ich meine Waffe. Nicht viel Munition, aber falls der Fremde doch nicht Paul sein sollte und Böses im Schilde führt, bin ich bereit, das Camp und natürlich auch Ravini zu verteidigen bis zur letzten Kugel.
Ich überquere die Gleise… endlich!
Am Brunnen sitzt tatsächlich ein Überlebender, der wie unser Paul aussieht.
„Das ist er!“, bestätige ich es der Gruppe. Ich hebe meine Hand zum Gruß und spreche ihn an: „Hallo!“. „Na, alles gut bei dir?“, fange ich das Gespräch auf einer lockeren Ebene an. Ich möchte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und ihn mit unserem Verdacht, dass er es war, der unser Bambi-Camp um zwei Kisten, ein Zelt und die Bambi-Fahne erleichtert und Vandalismus betrieben hat, konfrontieren. Ganz kurz kommt mir die Idee, ihn an Ort und Stelle zu fesseln und dann zu befragen, aber ich verwerfe den Gedanken sofort wieder. Das ist nicht meine Art, Paul ist – zumindest objektiv betrachtet und nach dem aktuellen Stand unseres Wissens - ein Freund oder zumindest Verbündeter und hat kein Mitglied des Teams verletzte oder in Gefahr gebracht. Eine solche Behandlung entbehrt jeder moralischen Grundlage und es besteht ja auch keine akute Fluchtgefahr.
Ich bin noch immer der Meinung, dass man in einem ruhigen Gespräch alles klären können wird.
Paul berichtet mir, dass er ein Auto gefunden hat und damit etwas rumgefahren sei, aber einen Unfall gebaut habe. Ich bekunde mein Beileid, aber es hält sich in Grenzen… das hätte ganz schön übel ausgehen können, so eine Aktion. Als das Gespräch stockt, beschließe ich endlich, ihn nun doch auf die gefundene Basis anzusprechen. „Wir haben vermutlich gestern deine Basis entdeckt…“, beginne ich vorsichtig und schaue, wie er reagiert. Schließlich beschreibe ich die Lage hinter Elektro. Paul bejaht verschmitzt, nach einigem Zögern. Ich glaube, er ahnt, was jetzt kommt. Oder er glaubt zumindest, es zu ahnen.
Aber die Freude gönne ich ihm nicht.
Per Funk kann Alni sich nicht mehr zurückhalten und lacht. Ich versuche das so gut es geht zu ignorieren, aber am liebsten würde ich gleich mitlachen. Die Situation ist schon absurd komisch, auf ihre Art und Weise.
„Ja… wir haben beschlossen, da du so lieb warst und uns ein Zelt und eine Kiste genommen hast, haben wir dir auch gleich eine Fahne gegeben.“ Führte ich in sarkastischem Unterton meine Überlegungen aus.
Paul.exe has stopped working.
Mein Gegenüber ist sichtlich irritiert und bringt nach einer kurzen Pause nur ein stammelndes „Ah.. okay… danke..“ und „…tut mir leid mit der Kiste…“
„Jaja…, aber wir haben es entdeckt jetzt. Das warst alles du?“, frage ich nochmals nach. Zur Sicherheit. „Ja…“, gibt er etwas schelmisch grinsend aber auch reumütig zu. Da ist es. Das vollumfassende Geständnis. Ohne Waffengewalt. Einfach so, im Gespräch. Krass.
Ich glaube, er hatte einfach keine Ahnung, was er hier vor sich hatte und welche Beziehung der Samariter vor mir hier zu all dem hatte. Paul hat sich einfach wie das Kind benommen, dass er nun mal auch ist. Keine Ahnung, wie der Samariter vor mir die Situation hier jetzt geregelt hätte. Aber ich für meinen Teil bin froh, dass dieses Geheimnis nun doch gelüftet ist.
Aber eine Frage brennt mir noch auf der Zunge und ich stelle sie: „Hast du auch unsere Bambi-Fahne genommen?“
„Äh.. nee“, Antwortet Paul.
Ich forsche nach: „Weil… die hatte zufällig gefehlt an dem Tag, an dem unser Zelt und unsere Kiste verschwunden ist.“
„Äh… echt?“, gibt er etwas zu überrascht von sich, „Ich meine, ich bin da hinten diesen Weg gegangen und ich meine die Fahne gesehen zu haben. Ich hab sie dann… mitgenommen und in einen Busch gelegt und später war sie verschwunden….“ „Verschwunden. Hmm….. Ach sowas.“, gebe ich in einem Ton von mir, der ihm eindeutig sagt, dass ich kein Wort von dem glaube, was er mir da erzählt. Ich bin jedoch nicht so wütend, wie ich angesichts des doch schon recht dreisten Verhaltens des Kleinen sein sollte. Während des Gesprächs bringt Ravini die Bambi-Fahne, die er gefunden hat mit und legt sie vor uns auf den Boden.
„Das ist die von mir, wa?“ Ich bedanke mich herzlich bei Ravini für die Fahne. Warum Paul da kurz seine Patschhändchen nach ausstrecken und sie anfassen muss, weiß ich nicht. Aber aufgrund meines strafenden Blicks lässt er sie gleich wieder fallen.
Nun ist sie in meinem Besitz und ich packe sie gleich in meinen Rucksack.
Tja…was machen wir jetzt mit Paul? Mein innerer Samariter sagt: „Schwamm drüber!“.
Aber Opi und s-tlk sowie natürlich Charly und Tabaskos Bande würden jetzt gleich sagen: „Knall ihn ab! Der hat’s nicht anders verdient.“ Für den Bruchteil einer Sekunde ziehe ich das in Erwägung. Allerdings hat er mir – strenggenommen - ja nichts weggenommen. Und gestorben oder in Lebensgefahr war auch keiner aus meinem Team. Ich vermute, das war einfach ein Jungenstreich, der etwas aus dem Ruder lief und er wusste es eben nicht besser. Welpenschutz. Gibt es das Konzept auch in der Apokalypse? Falls ich jemals einem Psychologen hier in Chernarus begegne, werde ich ihn fragen.
So gebe ich Paul verbal noch einen Ausweg: „Ich habe mir überlegt, vielleicht hast du ja damals, als du das Zelt und die Kiste mitgenommen hattest, die Fahne auch heruntergeholt und dann ist sie einfach verschwunden… despawnt. Könnte das sein?“
„Ja… das könnte sein.“, springt er kleinlaut auf den Zug auf. „Das könnte sein? Na, da hast du mehr Glück als Verstand…“, füge ich entwaffnend lachend hinzu, „…,dass es ausgerechnet wir waren. Weil ich weiß, dass so ziemlich jeder andere hier dich und deine Base jetzt in Grund und Boden geschossen hätte.“ „Ähh ja….“. Paul weiß scheinbar wirklich nicht mehr, was er noch groß sagen soll. Tja, die Jugend von heute. Und so tut er das Einzige, was er in dieser Situation noch groß tun kann: Er wechselt das Thema.
„Wisst ihr eigentlich, dass dort in Cherno, eine riesige Base ist?“ Ich beschließe, mitzuspielen und gebe mich überzogen überrascht: „NEIN, Ravini! Hast du DAS gehört? Eine riesige Base in Cherno!“. Klar, er meint bestimmt Charlys und Tabaskos Unterschlupf: Alcatraz.
Doch ich irre mich. Er fährt fort: „Ja, in Cherno im Industriegebiet. Da ist eine Base mit ganz vielen Zelten in einer Garage. Anfangs waren es nur wenige und jetzt ist da alles voll! Ich hab‘s durch ein Fenster gesehen. Da waren auch Minen. Ich erkläre ihm, dass wir unser Auto in einer der Garagen geparkt haben und dass nebenan unsere Freunde ihre Sachen unterstellen. Ich denke, er meint Opis Lagerhalle. Riesen-Basis. Ist der süß. Charly und Tabasko sollten ihm mal eine Tour durch Alcatraz geben. Wobei… besser nicht. Es ist ganz gut, dass sie jetzt nicht hier sind. Das mit den Minen würde jedenfalls auf Opis Garage passen. „Unsere Garage. Das ist alles unsere“, kommt es mir in den Sinn. Ja klar… das hat Opi alles für uns gemacht.
Anschließend frage ich Paul noch, ob er heute schon etwas vorhat. Er wollte am Camp nur ein paar Wasserflaschen für seinen Kühler holen, denn diesem fehlt wohl das Wasser durch den Unfall.
Ravini fragt ihn, wohl einer spontanen Intuition folgend, nach seinem Alter: „Wie alt bist du eigentlich?“ „Ähm… ähh“, stammelt unser Gegenüber. Von ihm ist heute wirklich nicht mehr viel rauszubekommen.
„Du wirst doch wohl noch wissen, wie alt du bist!“, setzt Ravini fordernd nach. Der wäre echt sowas von einer prima Ergänzung für das Welcome-Team mit seiner direkten, unmissverständlichen Art.
„Nicht so alt. Jünger als ihr“, gibt er nach einigem Zögern und einer erneuten Nachfrage von Ravini und mir von sich. Alni kann sich vor Lachen im Funk kaum noch halten. „Jünger als ihr! Der ist gut!“, prustet er.
Ravini schnappt sich seinen Baseballschläger, baut sich bedrohlich vor dem Kleinen auf und sagt bestimmt: „Für dumme Antworten bin ICH hier zuständig!“ Nun gut. Vielleicht doch nicht die Idealbesetzung für das Welcome-Team, aber gutes Personal ist schwer zu finden.
Ich stelle mich schützend zwischen Ravini und den Kleinen, aber mir ist schon klar, dass der Farmer nicht einfach zuschlagen würde. „Ravini ist schon gut. Hau unsern Kleinen nicht hier.“ Etwas beschwichtigend erkläre ich: „Ravini ist unser Farmer. Manchmal etwas rau, aber ein netter Kerl, wenn man ihn besser kennt. Ne?“ Um das zu demonstrieren, bewirft er Paul prompt mit einem Apfel. Ja… sehr freundlich. „Nicht, dass er noch seinen Papa holt.“, versuche ich weiter zu beschwichtigen. „Mir egal. Kriegt der auch nen Apfel. Ich hab noch reichlich!“, sagt er. Das ist halt echt ein Original. Eine Klasse für sich… eben echt Ravini.
Ich sage es dann Paul auf den Kopf zu: „Du bist 12.“ Das hat gesessen. HAH!
Der Junge bestätigt dies, relativiert es aber. Technisch gesehen wird er bald 12. „Ha, Ravini! Ich hab‘s dir gesagt. Ich hab gesagt, der ist fast 12.“, gebe ich noch triumphierend von mir, um die Situation etwas zu entspannen. Ach du liebe Zeit… mein Verdacht hat sich bestätigt. Wir haben es hier wirklich noch mit einem Kind zu tun. Ein Kind mitten in der Apokalypse. In einer rauen und unwirtlichen Welt. Wie kann sowas sein und wo zum Henker ist sein Vater?! Sollte er nicht auf seinen Jungen aufpassen? Ich frage nach dem Namen seines Vater, aber ich bekomme keine Antwort aus ihm heraus. Was auch immer da vorgefallen ist, es muss ein tragisches Schicksal gewesen sein. Ich beschließe, es für den Moment auf sich beruhen zu lassen.
Paul trinkt noch einen Schluck und verabschiedet sich dann, um sein Auto zu suchen und wieder fahrtüchtig zu machen. Ich wünsche ihm viel Glück und trinke dann erst einmal ausgiebig am Brunnen. Was für ein Morgen! Und der Tag hat erst angefangen…
Vor dem Mittag gehe ich noch kurz mit Ravini Richtung Cherno und begleite ihn zur Basis. Unterwegs greife ich noch eine Baustellenlampe für Tabasko ab und platziere sie vor ihrem Tor. Anschließend geht’s noch kurz ins Krankenhaus und zur Polizeistation, aber ohne weitere Vorkommnisse. Von ein paar blutrünstigen Zombies einmal abgesehen.
Dann beschließe ich, mich noch etwas aufs Ohr zu hauen und Schlaf nachzuholen.
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(Fortsetzung folgt im nächsten Post)