19. Mai 2023 – Power and Chaos
Heute gibt es wieder einiges zu berichten. Alni hat mir erzählt, dass er mit seinem Kumpel Mattes unterwegs war und sie sich in der Nähe von Shakhovka aufgehalten haben. Mitten im Feld haben sie gewartet, als plötzlich ein blaues Auto vorbeifuhr. Alni hat den Fahrer angesprochen und er hat die beiden nach einem kurzen Gespräch mitgenommen. Der Fremde, der sich als Durog vorstellte, scheint sehr nett zu sein. Ich frage mich, ob wir Kontakt zu ihm aufbauen können. Jedenfalls haben Alni und er sich gut verstanden, und Alni hat einige nützliche Tipps erhalten.
Es gibt jedoch auch andere Neuigkeiten. In der letzten Nacht wurde die Chernogorsker Basis überfallen. Die Angreifer haben sie aufgesprengt und sogar Ravinis kleine Basis, in der er zur Untermiete wohnt, leergeräumt. Es tut mir leid für den armen Ravini. Er hat sich so viel Mühe gegeben und nun ist alles weg. Wo er momentan ist, wissen wir nicht. Vielleicht hat er sich einfach etwas zurückgezogen.
Außerdem gibt es Berichte von Charly, Tabasko und Dani. Sie waren unterwegs von Novo zum Bambilager. Dani war zuvor in Chernogorsk unterwegs, während Charly und Tabasko einen LKW besorgt haben. Charly hat den LKW am sogenannten heiligen Manfred-Turm abgestellt und sich hingelegt. Kurz darauf kam Dani am Bambi-Auffanglager an und wurde plötzlich angeschossen. Opi war sofort zur Stelle und sah den Angreifer, als er gerade fliehen wollte. Er hat sofort ein paar Schüsse auf ihn abgegeben und somit einen unserer größten Feinde niedergestreckt. Vermutlich handelt es sich um den Scharfschützen, der uns in den letzten Tagen fast täglich belagert und dann immer wieder auf mysteriöse Weise verschwindet. Er hat sogar den Truck leergeräumt und Granaten darauf geworfen, obwohl er das ganze Zeug nicht haben wollte. Pure Zerstörungswut! Opi nennt ihn einen "kleinen toxischen Bastard" und vermutet, dass er einen großen Groll gegen uns hegt. Aber warum? Ich verstehe es einfach nicht. Was ist so falsch daran, ein Lager zu haben, in dem wir anderen Überlebenden helfen wollen? Oder hält er uns für die Gruppe mit den lilafarbenen Armbändern, weil sie uns unterstützen?
Diese Frage wird mich noch eine Weile beschäftigen, denn kurz darauf wird Wolfgang von einem Überlebenden auf der Wiese angeschossen, und auch Tabasko, der ihm zur Hilfe eilen will, gerät unter Beschuss. Über Funk kann ich mithören, wie auf ein Bambi am Brunnen geschossen wird. Sind unsere Jungs wieder so weit gegangen, dass sie auf Unschuldige schießen? Es macht mich so krank! Sätze wie "Wenn wir ihn nicht erschießen, sind wir als Erstes dran" oder "Der gehörte bestimmt zu denen" sind für mich unerträglich. Klar, sie sind keine Samariter. Aber was ist aus unserem Lager geworden? Es wird ständig sabotiert, vandalisiert und von Scharfschützen belagert. Und natürlich passiert es, wie es passieren musste. Andi meldet sich über Funk bei mir. Wir haben ihn vor dem Mister-X-Event kennengelernt, als er mit seinen zwei Freunden am Camp vorbeigekommen ist. Sie sind alle drei sehr nette Leute, aber heute hat es ausgerechnet Florian erwischt. Er war als Unbekannter Spieler am Brunnen, angelockt durch die Schüsse. Florian und Andi melden sich nun auch über Funk. Es herrscht schon ein gewisses Chaos angesichts der vielen Gruppen, aber wir schaffen es zumindest, Florians Ausrüstung zu sichern. Schnell wird klar, dass wir heute mit mehreren Gegnern zu kämpfen haben, insgesamt etwa drei oder vier. Vielleicht auch mehr. Unsere Jungs nehmen die Gruppe ins Visier, und Andi unterstützt uns freundlicherweise tatkräftig. Er schafft es, zwei unserer Gegner auszuschalten, wird aber selbst Opfer von Schüssen. Genauso wie Wolfgang, der erneut angegriffen wird. Danach wird auch Tabasko getroffen, aber wir wissen nicht genau, von wem. Dani gerät ebenfalls unter Beschuss, doch Chewie schafft es, Gegner Nummer drei zu eliminieren. Schließlich erledigt Kanu ein verdächtiges Bambi, das sich bei den Leichen der anderen herumtrieb und nicht auf Ansprache reagierte. Eine schlechte Idee. Danach ist alles ruhig. Totenstill.
Das Ergebnis? Überall sind Leichen. Leichen... und der Geruch von verbranntem Fleisch... Es ist schrecklich. Die Bilder lassen mich nicht los. Und gerade als ich anfange aufzuräumen, kommt ein Bambi mit erhobenen Händen ins Camp. Zum Glück schaffe ich es, die Jungs davon zu überzeugen, nicht einfach zu schießen. Vermutlich haben seine erhobenen Hände ihn heute gerettet. Er stellt sich uns als Custer vor. Anfangs bin ich skeptisch, ob er nicht zu der Gruppe gehört, die uns gerade überfallen hat, aber er verhält sich freundlich und unsere Gegenseitigen Vertrauensproben bestehen wir gegenseitig. Außerdem nimmt er am Funkkanal teil. Also wird er von uns mit Ausrüstung versorgt. Am Ende bekommt Florian seine Sachen zurück. Immerhin etwas. Doch diese Aktion zeigt mir deutlich, dass wir dringend einen Plan für solche Situationen benötigen. Aber wie sollen wir das bewerkstelligen, mit so vielen Gruppen und Fraktionen? Trotzdem bin ich dankbar, dass die Jungs uns heute so energisch verteidigt haben. Vielleicht haben wir uns nun ein paar Tage Ruhe erkämpft.
Nachdem alle Leichen begraben wurden, albern die ersten auch schon wieder herum. Auch Jammet gesellt sich zu uns. Nach ungefähr einer Stunde herrscht bereits wieder eine lockere Atmosphäre. Wir passen uns an und feiern unseren Sieg. Zumindest für den Moment. Ich hoffe auf bessere Zeiten und darauf, dass wir uns wieder auf das konzentrieren können, was wirklich wichtig ist: Anderen zu helfen, nicht uns ständig verteidigen zu müssen.
