💌 Herzensgrüße vom 22.05.2025 – Wenn Zuversicht heimkehrt und der Gunter untergeht

Hallo ihr Lieben,
Der Tag begann, wie erwartet. erst einmal wieder ruhig. Fast schon zu ruhig.
Ich ahnte, dass heute viel passieren würde. Aber dass ich am Ende ausgerechnet im Höllenloch Svetlojarks aufwachen würde, das sprengte dann doch meine Vorstellungskraft.
🚘Rettungsmission "Zuversicht"
Während ich am Camp in Prigorodki Vorräte auffüllte und die Feuerstellen versorgte, war Sueda bereits unterwegs. Ihr Ziel: der rote Sarka, den WhiskeyMixer gestern südlich von Skalisty entdeckt hatte. Ich hatte das Gefühl, wir würden ihn noch brauchen – und Sueda war die richtige für diese Mission. Am Ende kehrte sie sicher mit dem Wagen zurück und versteckte ihn am Hafen. Wieder ein Auto mehr für unsere Rettungsaktionen.
Doch die Ruhe war trügerisch.
Kurze Zeit später die ersten Schüsse. WhiskeyMixer wurde in der Nähe seiner Base erschossen. Und schnell wurde klar: Die Balzbubis hatten ihre Belagerung wieder aufgenommen. Auf den Dächern: zerstörte Zelte, zerschossene Fässer. Die Nacht hatten sie offenbar genutzt, um Schaden zu hinterlassen – vermutlich mit Granatwerfer vom Nachbargebäude aus.
Als erste auf Verstärkungskurs: die Berezino-Boys: Bitwalker und Bitwanted kamen im blauen Gunter (merkt euch den blauen Gunter!) angerollt, grinsten wie zwei Lausbuben auf Klassenfahrt – und stürzten sich in den Kampf. Junior überlebte wie gewohnt nicht lang, aber das störte ihn nicht. Ein echter Stehaufmensch. Auch ninja2.00926 (UltrA) wurde erwischt – nicht im Gefecht, sondern mit erhobenen Händen beim Versuch, zu verhandeln. Ich konnte mir gut vorstellen, wie die Reaktion von Pierrot ausgefallen sein musste... "Oooohhhhh....du bist ja nur ein Mädchen!" oder sowas in der Art. Dabei kämpfte sie verzweifelt für ihr Heim und voller Entschlossenheit. Für sie war das mehr als nur ein Gefecht, es war der Kampf um das, was sie gerade erst gewonnen hatte. Freunde, fast schon eine Familie.
Zum Glück konnte Pinky sie von der Küste abholen.
💊Unbeteiligter Toter und Felix' Überlebenskampf mit dem Wundbrand
Währenddessen traf Sueda im Wohngebiet in einer Garage auf einen weiteren Toten – offenbar ein Fremder, der einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war. Ich fragte mich kurz, ob es Dean gewesen sein könnte. Ich hoffte nicht, aber ich fürchtete es fast. In Chernarus braucht es manchmal nur den falschen Ort, um ein Opfer zu werden. Mehr nicht.
Dann kam ein Funkspruch von Felix. Er war noch immer in der verschlossenen Basis der BOPS eingeschlossen, während draußen das Gefecht tobte. Trotz allem hatte er die Nerven behalten und die wichtigsten Vorräte aus den zerstörten Zelten auf dem Dach geborgen. Doch dann schossen seine Gegner mit Giftgas. Und als er sich bei uns meldete, klang er übel mitgenommen. Schwerer Husten, Atemnot – und das Schlimmste: alle Gegengifte schienen verschwunden. Ob sie geplündert wurden oder im Chaos verloren gingen, wussten wir nicht.
Immerhin hatte er etwas Blut bei sich – Null negativ. Ich sage es immer wieder: Es ist Gold wert. Doch im Funk klang er schwach, erschöpft – und noch immer krank. Das passte nicht. Ich wollte schon los, aber Sueda hielt mich zurück. „Das kannst du nicht machen, Herz. Wir brauchen dich hier.“ Und sie hatte recht. Also übernahm sie. Früher war sie eine von uns gewesen, eine Samariterin. Eine, die mit gebenden Händen helfen, nicht mit gezückter Waffe. Doch die Ereignisse in Stary Sobor hatten etwas in ihr verändert. Seitdem hatte sie geschworen, sich und andere notfalls auch mit Gewalt zu schützen und war bereit im Zweifelsfall auchmal den ersten Schuss abzugeben.
Sueda war das geworden, was ich vielleicht eines Tages wäre, wenn ich meine Prinzipien hinter mir ließe. Noch war ich nicht so weit. Aber ich ließ sie ziehen und blieb über Funk bei ihr.
Sie erreichte das Gebäude, deponierte Blutspenden und versuchte, Felix nach draußen zu lotsen. Es war knapp. Er kam kaum über eine kleine Mauer, und seine Stimme im Funk machte mir klar: Das war keine normale Krankheit. Dieses Stöhnen… es war der Wundbrand. Endphase. Jetzt zählte jede Minute.
Sueda eskortierte ihn durch das Gefechtsgebiet – mitten durch die Schusslinie. Kurz drohte ein Zwischenfall mit Max (MkOne), der in der Nähe war und auch mitkämpfte, aber zum Glück blieb es ruhig und es kam nicht zum befürchteten Friendly Fire. In einer Scheune in der Nähe stabilisierte sie ihn für den Weitertransport – Antibiotikum, Blut, Codein, alles was wir hatten. Dann schafften sie es gemeinsam bis ins Camp.
Dort konnten wir ihn richtig versorgen. Es war tatsächlich eine Infektion – heftig, verdammt knapp, aber heilbar. Mit Geduld, Desinfektion und kleinen Happen brachte wir ihn langsam zurück. Und irgendwann – wie es für Felix typisch war – zog er wieder los. Zurück ins Gefecht.
🐟Fisch für den Frieden
Ich stand wieder am Wasser. Die Ruhe des Angelns war für mich das, was mich jetzt durchatmen ließ – und das Camp brauchte Nachschub. Fleisch, Fisch, irgendetwas, das man den ständigen Neuankömmlingen von der Küste reichen konnte.
Als ich die Fische im Zelt verstraute, tauchte einer dieser Neulinge plötzlich auf, trat aus dem Schatten und rief mir auf Englisch entgegen: „Kill me, please! Kill me, please!“ Ich fragte, ob er das wirklich ernst meinte. Er nickte eifrig – zumindest anfangs. Doch als er sich umsah, wich ihm der Übermut aus dem Gesicht. Vielleicht begriff er in diesem Moment, wie nah er bereits am Geschehen war. Sueda hätte ihm seinen Wunsch bestimmt trotzdem erfüllt. Aber ich war anders gestrickt. Nicht hier. Nicht so.
Ich trat zu dem Bambi und erklärte ruhig, dass das hier ein friedlicher Ort sei. Niemand wird hier im Lager getötet – nicht aus Überforderung, nicht aus Frust. Und schon gar nicht auf Wunsch. Wenn er unbedingt zurück ins Gefecht wollte, dann solle er sich gern versorgen und seinen Weg gehen. Aber hier – hier legten wir die Waffen nieder. Zumindest solange, wie niemand anderes nach ihnen greift.
Ich weiß, was man uns dafür vorwerfen könnte. Doppelmoral vielleicht. Auf der einen Seite wünschte ich den BOPS Stärke, um sich zu behaupten. Auf der anderen versorgte ich hier jeden, der ans Camp kam – ganz gleich, mit welcher Armbinde, welcher Geschichte oder welcher Vergangenheit.
Aber genau das ist die Herausforderung. An dem Prinzip festzuhalten, dass dies ein Ort ist, an dem niemand nach Gruppierung, Fraktion oder Vorleben gefragt wird – nur nach dem, was er jetzt braucht.
Solange keine Waffe erhoben wird, ist dieses Camp ein Versprechen. Und wenn ich das aufgebe – was bleibt uns dann noch?
🔥Abends am Auffanglager
Während sich der Kampf in Prigorodki langsam näherte, zog ich mich für einen Moment nach Elektrozavodsk zurück. Ich grillte ein paar Fische, füllte die Vorräte auf und atmete durch – so gut das eben ging in einer Welt, in der selbst eine Pause oft nur der Auftakt zur nächsten Welle war.
Später holte ich UltrA aus Solnichniy ab. Als wir in Prigorodki ankamen, war es bereits Abend – und tatsächlich: Die Waffen schwiegen. Für einen Augenblick war es, als hätte jemand die Welt leiser gedreht.
Wir setzten uns ans Feuer. Greeny, UltrA, Max und ich. Eine kleine Runde, aber genau das brauchte es nach diesem Tag. Max war angeschlagen, hatte sich wohl eine Cholera eingefangen – nichts, was wir nicht in den Griff bekamen.
Und während die Flammen knisterten, traf ich eine Entscheidung: Ich wollte neben Prigorodki eine Garage bauen. Nicht für irgendein Auto – sondern für den roten Sarka, den wir gerade erst geborgen hatten. Der dritte in dieser Reihe. Neben „Hoffnung“ und „DIRK“ sollte auch er einen Namen tragen. „Zuversicht“, dachte ich. Die kleine Schwester von Hoffnung.
Denn das war es, was ich mit diesem Wagen machen wollte: Bambis von der Küste abholen. Sie in Sicherheit bringen. Ihnen zeigen, dass selbst wenn alles auseinanderzufallen droht, es noch Wege gibt. Und dass irgendwo da draußen immer jemand wartet – mit einem warmen Feuer und einem Platz zum Durchatmen.
🌊Der blaue Gunter geht unter
Greeny half mir beim Sägen der Bretter, während wir uns den blauen Gunter der Berezino-Boys ausleihen durften. Sie wollten ihn wohl einem Neuzugang aus ihrer Gruppe übergeben, aber wer das genau war, wusste ich nicht. Greeny belud das Fahrzeug mit dem Holz, fuhr los – und dann schlug das Schicksal zu.
Ein Lag traf ihn mit voller Wucht, und plötzlich stand der Gunter verkeilt zwischen einem abgestellten Zug und dem Bahnsteig. Wir versuchten, das Fahrzeug freizuschieben, zerrten und schoben, Max half ebenfalls – aber es ging nur Zentimeter für Zentimeter voran. Zwei Stunden mühten wir uns ab, bis wir fast am Ziel waren. Doch kurz vor der rettenden Lücke bewegte sich nichts mehr. Gar nichts. Erst eine göttliche Intervention – nennen wir es technische Unterstützung von oben – befreite uns aus dieser absurden Situation.
Doch das Wichtigste: Die Garage für den roten Sarka war endlich fertig. Ich holte „Zuversicht“ – und stellte sie behutsam in die neue Unterkunft, direkt neben dem Camp in Prigorodki. Ein stilles Versprechen an alle, die noch irgendwo da draußen auf ein kleines Stück Sicherheit hofften. Danach machte ich mich auf den Weg zur Küste, um den Gunter den Bere-Boys an ihr kleines Versteck zurückzubringen.
Und dann... wurde es wirklich seltsam.
Ich fuhr ganz normal – die Strecke kannte ich gut, jede Kurve, jede Unebenheit. Ich war sie unzählige Male gefahren, auch an diesem Tag. Keine Überraschung, kein Hindernis in Sicht.
Und doch – ohne Vorwarnung, ohne erkennbaren Grund – versank ich mitsamt dem Gunter im Meer. Als hätte eine unsichtbare Hand mich gepackt und ins Wasser gestoßen.
Kälte schlug mir entgegen. Die Fluten drückten gegen die Karosserie, füllten mit erschreckender Geschwindigkeit den Innenraum. Ich riss an der Tür, zuerst vergeblich – doch mit allerletzter Kraft sprang sie auf.
Ich kämpfte mich ins Freie. Die Lunge schrie, das Herz raste, der Körper verkrampfte. Ich schwamm, so gut ich konnte, trat gegen das eisige Wasser an, streckte mich nach oben. Über mir das Licht, das Flirren der Oberfläche, das so nah schien.
Aber jeder Zug wurde schwerer. Jeder Gedanke undeutlicher. Mein Blick verschwamm. Und kurz bevor ich sie erreichte – die rettende Grenze zwischen Tod und Leben – gaben meine Kräfte nach.
Ich ging unter. Jämmerlich, lautlos, absurd. Eine göttliche Intervention? Ein Witz des Universums? Ich weiß es nicht.
Sueda barg meine Überreste und Ich wachte in Svetlojarsk auf. Ausgerechnet im Höllenloch.
Kein Camp, Kein Feuer. Nur Regen und Zombies in den Straßen.
Ich verkroch mich in einem nahegelegenen Haus und versuchte meine Kleidung zumindest etwas auszuwringen.
Heute war ich einfach nur müde.
🌒 Letzte Gedanken:
Und während jeder auf seine Art versuchte, die Scherben dieses Tages irgendwie zusammenzukehren, erreichte mich noch eine letzte Nachricht vom Funk.
vJoni hatte sich an der Küste tatsächlich mit Ronin getroffen. Ja, ausgerechnet Ronin – den Anführer der Balzbubis persönlich. Jener Gruppe, die El Patrons Basis geplündert und eine Schneise der Verwüstung hinterlassen hatte. Und doch: Es klang fast... versöhnlich. Ronin habe sich entschuldigt, sagte Joni. Habe Wiedergutmachung angeboten, ihm sogar Waffen übergeben. Ob es ehrlich gemeint war, weiß ich nicht. Vielleicht war es Taktik auf beiden Seiten. Vielleicht auch ein ehrlicher Anflug von Reue.
Was ich nur schwer einordnen konnte, war Ronins Begründung für den Kampf: Er sei wütend auf die Leute in bei der Basis – also auf BOPS – weil sie angeblich Bambis abschießen würden. Ein Vorwurf, der schwer wiegt. Und einer, den ich in dieser Form so nicht nachvollziehen kann. Nicht bei denen. Nicht bei dieser Gruppe, die ja selbst zum großen Teil aus ehemaligen Bambis und Neuankömmlingen besteht.
Einer Gruppe, die ihr Zuhause geöffnet und so vielen anderen geholfen hat, hier überhaupt anzukommen. Wenn das die neue Definition von "Gefahr" ist... dann frage ich mich, wie verloren unsere Welt wirklich ist.
Dann müssten wir Samariter die ultimative Bedrohung für Ronin sein.
Nein, ich wurde einfach nicht schlau daraus. Aber vielleicht würde der nächste Tag Antworten bringen. Für den Moment war ich froh, dass Ronin Joni nicht getötet, sondern beide respektvoll miteinander umgegangen waren. Trotzdem ist die ganze Sache merkwürdig, wie dieser ganze Tag.
Manchmal frage ich mich, ob das Universum einfach seinen ganz eigenen Humor hat.
Und doch – zwischen all dem Lärm, den Rufen, den Schüssen und dem Ertrinken – gab es auch Momente, die wärmen. Ein Lächeln am Lagerfeuer. Ein gerettetes Leben.
Eine Geste, die zeigte, dass Menschlichkeit trotz allem noch möglich ist.
Ich weiß nicht, was morgen kommt. Aber heute habe ich verloren und doch überlebt – und vielleicht auch ein kleines Stück von mir zurückgewonnen.
Für heute soll mir das erst einmal reichen. Und morgen sehen wir weiter.
Bleibt am Leben – und fahrt nicht zu nah ans Meer. Man weiß nie, wann der Lag euch packt...
gez.
Herz-Aus-Gold 💛