💌 Herzensgrüße vom 20.10.2025 – Von missglückten Raidversuchen, Vorahnungen und Erinnerungen
Hallo ihr Lieben,
der Tag begann auf die übliche Art: kleine sichtbare Spuren davon, dass die Welt sich trotz des ausbleibenden Wipes weiter dreht, und einige unsichtbare, die uns gewiss noch eine Zeit lang nachhängen werden.
🐾 Wunsch nach Aufmerksamkeit
Beim ersten Blick in die Kiste am Schwarzen Brett lag ein schlichtes „D“, gelegt aus Kürbissamen. "D wie @Dakel", dachte ich. Ein Buchstabe, nichts weiter, und doch so viel: Zeichen, Namensnennung, eine kleine Forderung um Aufmerksamkeit im Durcheinander des Alltags. Man merkt daran, wie sehr wir versuchen, uns zu finden — mit Buchstaben, mit Zeichen, mit Armbinden.
Tja und ninja2.00926 (UltrA) begann den Tag damit, um in aller Ruhe am Teich zu angeln und ihre Fische für das Camp zu braten. Ein kleiner aber wichtiger Dienst und ich dankte ihr dafür, nichtsahnend, dass wir die Fische noch würden brauchen können.
Das D wie Dakel
🪶 Geschichtsträchtige Armbinde und Blut an den Händen
Als der grüne Ada am Nachmittag vor dem Camp hielt, stand die Sonne schon tiefer. E.C.H.O. stieg aus, wie immer ruhig, aufmerksam, in seiner eigenen, fast zurückhaltend aber doch irgendwie spielerischen Art, - falls man von jemandem hinter einer Schweißermaske so etwas behaupten konnte. Ich begrüßte ihn und wollte ihm gerade vom Fortschritt an der BBA erzählen, als mir sein neues Armband auffiel: ein kleiner Stoffstreifen, grob vernäht, darauf das Symbol eines Hahns.
Ich blieb einen Moment stumm.
Manche Zeichen sind zu unscheinbar, um zufällig zu sein.
Der Hahn – es war mehr als nur ein Witz, mehr als ein Erkennungszeichen. Es war ein Relikt aus einer Zeit, die längst vergangen schien, und doch tief in mir weiterlebte: die Zeit der Chicks in Action.
Ich erinnere mich noch, wie sie damals Chernogorsk durcheinanderbrachten – ein wilder Wirbel aus Chaos und Fürsorge, zwischen Leichtsinn und unbändiger Lebenslust. Wo sie auftauchten, war nie klar, ob danach Ordnung oder Chaos herrschte, aber es war immer… Leben. jayphiiyo , Olga2667 , Eli, Cala-j, HellhoundSamuel, Samuel, Bert [CIA]der Baumeister, PropaGandalfund am Ende auch Deko, Karotte und Cliffz.... – jeder von ihnen trug etwas bei, das größer war als sie selbst. Sie waren wie ein Sturm, der alles durcheinanderwirbelte und dabei die Luft auf unerklärliche Weise wieder klar machte.
Und dann kam der Bruch.
Sie gingen. Manche blieben weg. Andere kamen wieder, aber still. Im Verborgenen.
Ich hatte lange gebraucht, um zu begreifen, dass es nicht das Ende einer Fraktion war, sondern das Ende einer Ära – jener kurzen Zeit, in der Hoffnung noch so aussah, als könne man sie mit gemeinsamen Events retten.
Und nun stand E.C.H.O. vor mir, mit diesem Armband, und ich fragte mich, ob er die Bedeutung überhaupt kannte. Ob er wusste, was er da trug – oder ob es einfach nur ein Stück Stoff war, das er am Wegesrand gefunden hatte.
Ich überlegte, ihn darauf anzusprechen. Ihm zu erzählen, was es bedeutet hatte, damals ein Chick zu sein. Doch heute war nicht der Tag für Geschichten über verlorene Zeiten.
Heute war einer dieser Tage, an denen Gegenwart wichtiger war als Erinnerung.
Stattdessen sagte ich nur: „Du hast Blut an den Händen, E.C.H.O.“
Er blickte auf, und ich fügte hinzu: „Wasch es ab. In Unschuld, wenn’s geht.“
Er nickte, tat es wortlos, und begann danach zu grillen – ruhig, fast andächtig. Der Rauch stieg in den Himmel, und für einen Augenblick roch es wieder nach damals. Nach Feuer, Freundschaft und der Art von Chaos, das Leben bedeutete.
Am Ende hatten wir so viel Fleisch, dass ich ein Partyzelt von Jannnik aufstellen und einen anderen Unterstand verschieben musste. Danke!
E.C.H.O. grillt am Camp
🧩 Der Fall "Nscheiss"
Am späten Nachmittag meldete sich eine Reisende der Kirche von Morthana, Schwester Ewgenija, über Funk: Sie habe in Chernogorsk seltsame Geräusche gehört, rhythmisch, metallisch – eindeutig ein Abbaugeräusch. Kurz darauf bestätigte E.C.H.O., der ebenfalls in der Stadt unterwegs war, dieselbe Beobachtung. NiggoB und janinesta (Selina) reagierten sofort und brachen auf, um das zu untersuchen. Die Wohnung, aus der das Geräusch kam, gehörte vermutlich einem unserer Freunde. Sie wollten nachsehen, vorsichtig, mit mehr Sorge als Wut.
Was sie fanden, war fast grotesk: ein Mann, der mit einer Axt gegen eine Wand schlug, während bereits ein halbes Tor fehlte. Später erzählte er, er sei versehentlich hinter der Tür festgesteckt und habe sich befreien müssen – doch warum dann das zweite Tor auch noch abbauen? Gelegenheit macht Diebe, und vielleicht war das einer dieser Momente, in denen man aus einem Fehler eine Entscheidung macht, weil man zu weit gegangen ist, um einfach aufzuhören.
Er nannte sich „Nscheiss“, und der Name passte, als wäre er ein Augenzwinkern des Schicksals. Als Niggo und E.C.H.O. ihn stellten, brachte ihn ein Beinschuss des Auftragskillers zu Fall. Schwester Ewgenija fesselte den Bewusstlosen und die anderen beiden legten ihm eine improvisierte Schiene an. Als er wieder zu sich kam, stellten sie ihn zur Rede. Warum er eingebrochen sei, was er hier wollte und wer er eigentlich sei. Schließlich brachten sie "Nscheiss" gefesselt, aber nicht misshandelt – in den grünen Ada von E.C.H.O. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nichts davon, hörte nur die knappen Funksprüche: „Ziel gesichert. Keine Gegenwehr.“
Als sie in der BBA ankamen, stand die Sonne schon tief. Ich stieß dort zu ihnen, als sie den Verwirrten aus dem Auto begleiteten. Die BBA war noch nicht fertig – Zäune halb gebaut, Türen provisorisch, der Code des Tores irgendwo verschollen... einmal mit Profis arbeiten oder so. Man könnte sagen: es war ein Ort der absolut nicht für die Unterbringung dieses Fremden geeignet war.
Niggo wollte ihn einsperren. „Er hat mich bedroht“, sagte er, „er hat’s verdient.“ Doch der Mann versuchte sich zu rechtfertigen. "Ich hab nur gesagt, dass je nachdem wie sich die Dinge hier noch entwickeln, dass das dann dementsprechend rückzuverfolgen sein wird." Okay... gut. Damit konnten wir leben. Jeder kannte hier jeden und es war klar, dass ein Fehlverhalten Konsequenzen haben würde. Aber generell versuchte ich es erstmal mit Freundlichkeit: Ich fragte, ob er denn neu hier sei. Er bestätigte. Tja und Niggo? Der grummelte: "Jetzt kommt wieder das gute Gelaber von ihr...Kennen wir ja schon." Aber mir war das egal.
Ich sah kein Zucken bei meinem Gegenüber, kein Widerwort, nichts von der Aggression, die sonst bleibt, wenn jemand beim Raiden erwischt wird.
Ich stand vor ihm und fragte: „Warum?"
Er hob die Schultern, fast entschuldigend. „Ich steckte fest. In der Tür. Ich wollte nur raus.“
„Und das zweite Tor?“
Er senkte den Blick. „Ich dachte, wenn ich schonmal hier bin...“
Wenigstens war er in diesen Punkten ehrlich.
Da befreite er sich von seinen Fesseln. Ich wollte ihn wieder fixieren, aber da hob er abwehrend die Hände. Ich erkärte ihm, dass wir vorsichtig sein mussten nach den ganzen Angriffen durch Bambis hier. Er legte daraufhin seine Sachen alle ab und ließ sich anstandslos durchsuchen. „Ich hab nichts. Schaut.“ Keine Waffen, kein Diebesgut.
Ich spürte, dass wir an dieser Grenze standen – der, wo Gerechtigkeit auf Menschlichkeit trifft. Und ich wusste, dass ich mich für Letzteres entscheiden musste.
Er hatte sich trotz seines Einbruchsversuchs äußerst kooperativ verhalten. Also verzichtete ich auf die Fesseln.
„Du darfst gehen“, sagte ich. „Aber zuerst zeigen wir dir noch unser Camp. Da kannst du dir dann eine neue Hose mitnehmen, deine ist leider ruiniert..."
Er nickte, und bedankte sich auf seine Weise. Wir begleiteten ihn noch bis zum Camp, erklärten ihm, wer wir sind, was die Samariter tun, und dass wir keine Richter, aber auch keine Narren sind.
Ich ließ ihn sich an den Vorräten bedienen.
Er nahm sich eine Hose, und bevor er ging, sah er mich an, als wolle er fragen, ob das hier wirklich passiert.
„Geh schon“, sagte ich. „Und bleib am Leben“
Dann verschwand er im Wald.
Ich blieb noch eine Weile dort stehen, bis nur noch das Knacken der Äste zu hören war. Vielleicht war er schuldig. Vielleicht nicht. Aber an diesem Tag war Mitleid die sicherere Entscheidung als falscher Stolz. Und manchmal reicht das, um zu wissen, dass man noch auf der richtigen Seite steht.
Nscheiss und der Raid
Nscheiss stattet sich aus
🚗 Kühlerfahrt und alte Geister
Kurz darauf funkte E.C.H.O. aus Berezino: Kühlerpanne. NiggoB und ich sprangen in den gelben Sarka, fuhren los, über Solnichniy. Dort begegneten uns Zombies am Rand der Straße, und für einen Moment saß die Erinnerung an Tabasko s Schüsse tief in mir: die Sinne schärfen sich, und die Vergangenheit klopft unerwartet an den Rücken. Echo hatte zwischenzeitlich doch noch selbst einen Kühler gefunden — Chernarus legt einem die Lösungen manchmal vor die Füße, wenn man nichts mehr erwartet.
Auf dem Rückweg entschied ich mich dazu, einen Umweg zu fahren. Ich hatte kein gutes Gefühl bei den Zombies in Solnichniy gehabt. Jemand ging dort um. Also fuhren wir über Polyana, Staroye und schließlich nach Pusta und Prigorodki. Unterwegs erzählte ich Niggo von alten Missionen in Staroye, und ich dachte, wie seltsam es ist, dass Freundschaft hier oft zur Rettung wird.
Kühlermission
🌅 Zum Schluss...
Bau an der BBA
Am Abend baute ich weiter an der BBA; schweren Herzens, weil ich nicht gern Mauern und Zäune baue, aber mit der Überzeugung, dass ein Ort, an dem Verletzte versorgt und Menschen gehalten werden, manchmal einen Rahmen braucht, damit er nicht alles verliert, was er sein will. Ich bin nicht bereit, Menschen ohne Grund festzuhalten. Das sage ich laut. Und dennoch: die Welt hier macht manchmal aus Schutz eine Frage der Notwendigkeit.
Zum Schluss blieb ein Gefühl: Heute zeigte sich, was wir sein können — eine Gemeinschaft, die Wunden verbindet, die Türen sichert und manchmal auch loslässt. Ich hoffe, dass „Nscheiss“ einen Weg findet, der weit weg von unseren Häusern führt, und dass E.C.H.O. das Hühnchen nicht unbedacht trägt, sondern als Erinnerung daran, wie nah Freundschaft und Verantwortung beieinander liegen.
In diesem Sinne: Passt auf euch auf – und bleibt am Leben.
gez.
Herz-Aus-Gold 💛