💌 Herzensgrüße vom 25.10.2025 – Zwischen Zeichen und Schüssen

Hallo ihr Lieben,
es sind oft nicht die lauten Momente, die den Tag verändern.
Heute jedoch schon.
Und sie kamen mit dem durchschlagenden Getöse eines ganzen RAK-Magazins, das in den Körper eines Unschuldigen entleert wurde.
⚠️ Das umgedrehte V und die heiße Spur
Der Morgen begann mit janinesta (Selinas) Stimme im Funk.
Wieder ein umgedrehtes V am Schwarzen Brett.
Am Boden des Camps lag ein wasserdichter roter Rucksack – darin nur eine einzige .380er Patrone.
Ein stilles Zeichen, das mehr sagte als tausend Drohungen.
Bestimmt.
Wir wusste nur noch nicht so genau, was.
Ein Fremder war vom Sumpf aus beobachtet worden, schlich sich bis zum Rohbau vor.
Selina behielt ihn vom Turm aus im Auge, schoss aber nicht.
Dann floh die Gestalt zurück in den Sumpf.
Pinky und WhiskeyMixer suchten nach Spuren.
Ich selbst beteiligte mich im Industriegebiet an der Suche, doch wir fanden nichts.
Die Person war wie vom Erdboden verschluckt.
Vielleicht war es derselbe Fremde, der am Vortag Davus erschossen hatte.
Und als wäre das nicht genug, fand sich plötzlich eine LKW-Batterie im Essenszelt.
Alles wirkte zusammenhanglos – und doch war da dieses Gefühl, dass alles miteinander verbunden war.
Irgendwie.
Als wolle uns jemand vorführen.
🔥 Ein stiller Gast, Davus auf Versöhnungskurs und jede Menge altes Misstrauen
Am Feuer traf ich auf einen Mann, der sich „Ernst Eisw“ nannte – später stellte er klar: Er hieß "Ernst Einwürfel".
Okay...
Der Eiswürfel wärmte sich an unserem Ofen in der provisorischen Sauna auf, trug seine Waffen auf dem Rücken, nicht in der Hand.
Als ich sah, dass er eine blaue Armbinde trug – unser Zeichen –, bat ich ihn, sie abzunehmen.
Er gehorchte sofort, und janinesta (Selina) nahm sie an sich.
Einziges Problem nur: Er war wieder eines jener Bambis, die nicht redeten. Aber zumindest schrieb er.
Okay... Der Begriff "Bambi" ist wohl etwas übertrieben. Gemäß @Dakels neuen Kategorien war er zumindest ein "Bambi++", denn er trug Tarnkleidung und Waffen.
Dann kam Davus dazu. Fragte, ob er ins Kochhaus könne. Ich lehnte ab, denn ich war noch immer misstrauisch und natürlich hatten wir den Code inzwischen geändert.
Ja, er war freundlich gewesen gestern und es war zu keinem Zwischenfall gekommen. Zum Glück.
Doch die erhoffte Versöhnung war ausgeblieben, denn der entscheidende Schritt fehlte.
Wie als Zeichen lag über seinem Gesicht eine Pantomimenmaske – eine, wie sie einst die Leute von El Patron getragen hatten.
Trotzd es wärmenden Feuers fröstelte es mich und ich beobachtete ihn aufmerksam und mit Nachdruck.
Sollte er ruhig wissen, dass man ihn hier im Auge behielt.
Auch Jannnik schwänzelte um ihn rum, mit der Waffe in der Hand. Ich wusste, er war bereit zu schießen, sollte Davus uns versuchen zu hintergehen.
Die Frage war nur, wen es zuerst erwischte.
Die Situation war angespannt und ich hatte alle Mühe, die Finger der umliegenden am Abzug zurückzuhalten.
Immerhin war Davus gestern friedlich gewesen. Aber das hieß nicht, dass ich ihn hier am Camp willkommen hieß.
Ich sagte ihm, dass wir keine Freunde waren. Freunde raideten sich nicht die Basen. Schon gar nicht in Abwesenheit. Freunde versuchten sich nicht zu schaden oder das zu sabotieren, was ihnen heilig war.
Ich zeigte ihm jedoch die Feuerstelle im Schuppen, der "Sauna", wo er sein Hühnchen grillen konnte und legte selbst noch eines dazu.
Er trat ein und deutete an, er erwarte nichts. Kein Willkommen, keine Freundlichkeit.
Aber heute, so sagte er, sei er friedlich.
Davus trug seine Waffen offen sichtbar – auf dem Rücken, jedoch nicht in der Hand.
Ich sprach nicht viel und hielt Abstand. Mir war nicht wohl mit ihm allein im engen Schuppen zu sein und noch unwohler bei dem Gedanken mich arglos mit ihm ans Feuer zu setzen.
Die Erinnerung an seinen Freund KALLE, der mir beim gescheiterten Raidversuch ins Gesicht geschossen hatte und der versucht hatte mit enem Trick Jannik am Camp zu erschießen, saß zu tief.
Ich hielt Abstand und sprach wenig.
Das war alles, wozu ich bereit war.
Davus und Ernst am Camp
💀 "Das war ja so klar..."
Dann gingen Davus und Ernst zum Brunnen, um zu trinken.
Jannnik war in der Nähe, Pinky hielt Wache von seinem Aussichtspunkt aus.
Ein ruhiger Moment – bis plötzlich Schüsse durch Prigorodki hallten.
Laut, hastig, unkontrolliert.
„Was ist da los?!“ rief ich in den Funk.
Jannik antwortete: „Davus hat das Bambi erschossen! Mit einer Rak! Ich habe zurückgeschossen, er flieht!“
Und ich dachte noch so bei mir: "Das war ja so klar..."
Ich schnappte meine Waffe und rannte los.
@janina (Selina) und Jannnik kümmerten sich um den Toten.
Ich hatte nur noch ein Ziel: Davus.
Ich sah ihn über das offene Feld sprinten.
In mir flackerte dieser Gedanke auf: Ich wusste es. Ich habe es geahnt.
Er hatte unser Vertrauen ausgenutzt – und ein Leben ausgelöscht. Wer weiß, was passiert wäre, wenn einer von uns allein mit ihm gewesen wäre.
Ich lief, bis mir die Lunge brannte, doch die schwere Ausrüstung zog mich zurück.
Er war klar im Vorteil, was das anging.
Bei den Unterständen der unseres Ghostsnipers blieb ich keuchend stehen.
Ich überlegte, wohin er fliehen könnte.
Dubovo? Zu offensichtlich.
Die neue Bleibe der Banana Ops? Möglich, aber er war nicht der Typ, der einfach verschwand.
Er wollte es auskosten, was auch immer das war.
Immerhin hatte Jannik schnell reagiert und er war abgehauen, bevor er sich Ernst' Ausrüstung schnappen konnte.
Die Ausrüstung... das war es!
Vielleicht war das Sommercamp bei Mogilevka sein Ziel?
Immerhin hatte er gerade ein ganzes Magazin verschossen und benötigte nun vielleicht Nachschub.
Also sprintete ich los. Ich durchsuchte das Camp, fand aber nichts – keine Spuren, keinen Hinweise.
Nur Zombies.
Also kehrte ich unverrichteter Dinge zurück.
Selina und Jannik hatten Ernst inzwischen beerdigt und seine Sachen sicher verwahrt.
Attentat am Brunnen
🩸 Ein Zucken der Hand
Ich war gerade auf dem Rückweg vom Sommerlager durch den Nordwald zum Camp, da zeigte sich erneut Bewegung.
Ein Bambi kam aus Richtung des Hügels, schlich am Brunnen vorbei und wurde von janinesta (Selina) gehört.
Doch es war kein Neuling, sondern @Davus. Dessen waren wir uns sicher, denn er suchte nach dem Körper.
Ernst konnte es nicht gewesen sein, der wäre nicht sofort wieder weggerannt in Richtung Westen.
Nein, ganz klar: Davus war zurückgekehrt. Aber warum als Bambi? Um seine Ausrüstung nicht zu verlieren?
Ich sah, wie er etwas ins Camp warf und anschließend weiter den Hang hinauflief und folgte ihm aus dem Nordwald heraus, die Armbrust im Anschlag.
Immer darauf bedacht, dass er mich auch ja sah.
Plötzlich blieb er stehen und wandte sich um. Ich ging wieder auf Abstand und wir standen uns gegenüber.
Ich keuchte mit einem Unterton, der Frustration und Unglauben ausdrückte: "Und das war jetzt warum nötig?“
Er lief in kleinen Schritten hin und her. Wiggelte, schwankte, wirkte nervös, fahrig – und sagte dann nur mit einer Spur von Gleichgültigkeit in seiner Stimme, wie sie sonst nur Henrik an den Tag gelegt hatte: „Meine Hand hat gezuckt.“ Es hätte nicht viel gefehlt, dann hätte er auch mit den Schultern gezuckt.
Das war keine Entschuldigung. Das war keine Rechtfertigung. Das war ein Schlag ins Gesicht.
Ein Mensch war gestorben, weil seine Hand gezuckt hatte.
Ich spürte, wie mir das Blut in die Schläfen stieg.
So viel Selbstgefälligkeit, so wenig Reue.
Ich hob meine Armbrust an, aber zielte auf die Beine.
Ich wollte ihn nicht töten, nur festsetzen, ihn zur Rede stellen.
Dann drückte ich ab.
Natürlich traf ich nicht.
Ich spannte die Sehne erneut und rief: "Meine zuckt gleich auch, weißt du?“
Für einen kurzen Moment dachte ich daran, ihn einfach mit meiner Blaze zu erschießen. An Ort und Stelle.
Das wäre ein Schuss, den selbst jemand wie ich hinbekommen hätte auf diese Entfernung. Ich wusste das, ich hatte schon einmal jemanden mit der Blaze erwischt.
Aber ich brachte es nicht fertig. Denn nein, ich wollte nicht, dass Davus starb.
Doch ich setzte ihm nach: „Du bist ein mieser Kerl!“
Allerdings musste ich mir eingestehen, das hier war ein Kampf, den ich auf irgendeine Art würde gewinnen können. Ich seufzte und war bereit umzudrehen.
"Du weißt doch eh, dass ich dich nicht treffe!", rief ich ihm noch mit einer Spur von Resignation hinterher.
Und dann kam wieder so ein Moment, wie er für Chernarus typisch ist.
Ein Moment, in dem das Schicksal dir einfach lachend ins Gesicht schaut und dir das Unmögliche präsentiert, nur um zu sehen wie du wie ein begossener Pudel davor stehst.
Ein Knall.
Ein Schuss.
Leise. Präzise.
Direkt vor mir.
Blut spritzte.
Davus sackte zusammen.
Leblos.
Ich blieb in meiner Bewegung stehen. Starrte auf das, was ich gerade gesehen hatte.
Was zum...?
Mein erster Gedanke war, dass @NiggoB vielleicht geschossen hatte, doch er hatte gemeint er sei zu weit entfernt.
Nein, es war @Jannnik gewesen.
Ein sauberer Schuss vom provisorischen Rohbau aus.
Er grinste breit.
Und ich? Ich löste mich aus meiner Erstarrung.
Rang nach Luft und Fassung.
Da stand ich nun vor Davus’ Körper und wusste nicht, was ich fühlen sollte.
Erleichterung, dass es vorbei war?
Wut darüber, dass es überhaupt so weit hatte kommen können?
Frust darüber, dass nicht ich es gewesen war, der ihn getroffen hatte?
Oder Scham darüber, dass ich in diesem Moment dachte: "Er hat es sowas von verdient!".
Ich fluchte leise, wandte mich ab zum Gehen, aber kehrte dann zurück.
Denn egal, was er getan hatte: auch er verdiente eine Beerdigung.
Ich grub das Loch selbst, dort, wo er gefallen war.
Davus wird gestellt
🧸 Vertrauen, das sich auszahlt
Auf dem Rückweg sah ich erneut ein Bambi in Prigorodki.
Es stand reglos vor Hainis Haus, direkt am Zahlenschloss, den Kopf leicht gesenkt, die Hände leer.
Unbewaffnet, soweit ich erkennen konnte – aber das hatte in Chernarus nie etwas zu heißen, wie ich unlängst am eigenen Leib hatte erfahren müssen.
Ich sprach es an.
Einmal.
Dann noch einmal.
Freundlich, vorsichtig, in mehreren Sprachen.
Keine Reaktion.
Nicht einmal ein Zucken.
Es sah mich an als sei es ein Reh im Scheinwerferlich.
Große Augen, verständisloser leerer Blick.
Das Schweigen war unheimlich und ich kannte viele Leute, die jetzt einfach geschossen hätten.
"No Mic, no life!" war die Goldene Regel. Eine, der ich mich beharrlich verweigerte.
Ich hörte Jannik hinter mir.
Er hob bereits die Waffe.
„Das ist bestimmt wieder Davus!“ rief er triumphierend.
Ich hob die Hand.
„Nicht schießen,“ sagte ich ruhig. „Nicht, solange wir uns nicht sicher sind.“
Ich ging ein paar Schritte näher, blieb aber auf Abstand.
„Kannst du mich hören? Can you hear me?“ fragte ich.
Stille.
Ich redete weiter.
Erklärte, dass es gefährlich war, hier zu stehen.
Dass wir gerade einen Angriff hinter uns hatten.
Dass niemand ihm etwas tun würde, wenn sie nur ein Wort sagte.
Doch mein gegenüber schwieg. Minutenlang.
So lange, dass sogar ich begann, an mir zu zweifeln.
Da kam ein Laut.
Erst kaum hörbar, dann deutlicher aber irgendwie seltsam verzerrt: „Hallo.“
Ich atmete aus, nickte leicht.
„Gut. Das ist schonmal ein Anfang...,"
Doch bevor ich noch etwas sagen konnte, rannte das Bambi plötzlich los.
Ohne Vorwarnung, vorbei an mir, direkt in Richtung Camp.
Jannik und ich hinterher.
Sie erreichte den Platz vor dem Tutorial-Turm, blieb dort stehen, atmete schwer und blickte sich unsicher um.
Ich stellte mich ein Stück vor sie, zwischen sie und Jannik, der noch immer seine Waffe in der Hand hatte.
„Jannik,“ sagte ich leise "pack bitte die Waffe weg. Das macht mich nervös..."
Er tat wie geheißen und sah das Bambi neugierig an.
Lange antwortete es nicht.
Dann, ganz zögerlich, kam die Stimme wieder:
„Ich… ich hab ein bisschen Angst.“ Sie, es war offensichtlich eine Frau, lachte nervös.
Ich nickte.
„Das kenne ich,“ sagte ich. „Mir geht’s grad nicht anders...“
Ich erklärte ihr, dass wir gerade angegriffen worden waren und dass jemand einen Fremden vor unserem Lager erschossen hatte.
Sie nickte "Ich verstehe."
So standen wir da und keiner von uns wusste, ob das hier ein Anfang oder ein Fehler war.
Ich fragte sie gerade, ob sie wisse, wo sie hier gelandet sei, da ging sie schon wieder los in Richtung Elektrozavodsk.
Schnell rannte ich ihr noch hinterher und dann war mir, als würde sie mit jemand anderem reden.
Vielleicht stand sie mit noch jemandem über Funk in Kontakt?
Möglich war es, aber das alles kam mir sehr seltsam vor. Warum sprach sie nicht richtig mit mir?
Und schon brach sie wieder auf. In Richtung Elektrozavodsk.
Ich spurtete hinterher, rief ihr noch zu, dass sie gerne wiederkommen könne, falls sie es sich anders überlegte. Wir waren hier um zu helfen.
Das schien dann doch etwas in ihr zu bewegen und sie kam wieder auf mich zu.
Sie nannte ihren Namen: Mawa und sie erzählte nun angeregt, dass sie auf der Suche nach ihrem Sohn war – dass sie im Funk miteinander in Kontakt standen. Das erkärte es.
Nur, wo er war, das wusste sie nicht.
Aber sie waren auf der Suche nach einem Ort, der sicher war.
Ich bot ihr an, mitzukommen.
Sie folgte mir, langsam und zögerlich.
Ich gab ihr Fleisch, Jannik reichte ihr eine Axt, damit sie sich gegen Zombies wehren konnte und ich zeigte ihr, wie man aus Knochen Messer fertigte.
Sie beobachtete mich aufmerksam, dann lachte sie, plötzlich hell und echt.
„Das ist ja wie im Paradies hier,“ sagte sie.
Und für einen kurzen Augenblick glaubte ich ihr. Ich bot ihr an, einen Überlebensgrundkurs für sie und ihren Sohn abzuhalten. Einen "Schnupperkurs", wie ich ihn nannte.
Da lachte sie erneut, während sie ihr erstes Knochenmesser anfertigte. "Warum sind wir uns nicht schon früher begegnet?" Ich zuckte mit den Schultern. "Schicksal..." Sie nickte. "Stimmt wohl."
Doch so friedlich es momentan hier auch schien, ich warnte sie eindringlich vor den Scharfschützen, vor den Leuten, die schneller schießen als dachten.
Sie nickte, bedankte sich, und sagte, sie müsse weiter – ihren Sohn finden.
Und ich war froh, dass wir trotz aller Verdachtsmomente nicht auf sie geschossen hatten und unserer Linie treu geblieben waren.
Nachdenklich und etwas erleichtert sah ich ihr nach, wie sie in Richtung Chernogorsk aufbrach.
Ich hoffte, sie würde ihren Sohn finden.
Mawa am Camp
🔫 Gefährdersituation
Später tauchte ein weiterer Fremder auf – Kallele , wie es schien.
Nach allem, was gerade geschehen war, sagte ich ihm deutlich, er solle das Weite suchen. Er tat, wie ihm geheißen, und lief in Richtung Chernogorsk davon.
Ich hatte sofort ein ungutes Gefühl. Mawa war in dieser Richtung unterwegs, hilflos und allein, und das ließ mich nicht los. Also behielt ich Kalle im Auge, während er am Zug looten ging und dann zum Containerhafen vorrückte.
Am Hafen beobachtete ich, wie er tatsächlich mit Mawa sprach. Ich konnte nicht verstehen, was sie sagten. Ich war zu weit weg.
Aber ich blieb vorsichtig. Rechnete mit dem Schlimmsten, denn ich traute ihm nicht über den Weg. Schon gar nicht nach Davus heutiger Aktion.
Es sollte nicht noch ein Unschuldiger heute durch einen von ihnen zu Tode kommen.
Ich sah, wie sie sich verabschiedete und ihm den Rücken zuwandte – und für einen kurzen Augenblick sah es so aus, als würde etwas in die Hand nehmen und auf sie richten. Eine Handfeuerwaffe vielleicht? Er bezog hinter dem Container Stellung und blickte in ihre Richtung.
Mein Instinkt übernahm, ehe ich etwas tun konnte. Ich legte meine Blaze an, zielte weit über seinen Kopf und feuerte. Zu spät sah ich, dass er die Bewegung abbrach und sich wegdrehte.
Trotzdem hatte ich ihn bereits abgegeben, meinen Warnschuss. Ich wollte ihn erschrecken und Mawa Zeit zur Flucht verschaffen. Dieses Ziel war erreicht. Kalle sprang zurück, Mawa geriet in Panik.
„Mach, dass du wegkommst, der will dich erschießen!“ schrie ich ihr zu. Sie rannte erst in die falsche Richtung. „Nein, andere Richtung! Hierher! Hier rüber!“, rief ich ihr zu.
Wir rannten gemeinsam in eine nahe Lagerhalle und schlossen die Tür hinter uns ab. Dort keuchten wir, lauschten auf jeden Schritt.
„Ich habe einen Warnschuss in seine Richtung gegeben…“ sagte ich. Sie bedankte sich mit zitternder Stimme. „Na, das geht ja gut los… was war das denn für ein Kunde?“ fragte sie, noch immer außer Atem. "Einer von denen die immer wiederkommen..." stöhnte ich.
Ich war mir unsicher. Vielleicht war es ein Missverständnis gewesen und er hatte sie wirklich ziehen lassen. Vielleicht hatte er keine Waffe auf sie gerichtet. Dennoch wollte ich kein Risiko eingehen nach allem, was zwischen und passiert war.
Wir warteten, bis uns NiggoB und Pinky im Funk sagten, dass die Luft rein war. Sie hatten ihn noch einige Zeit beobachtet, wie er vom Containerhafen zu uns hinübergeblickt hatte, als würde er uns suchen. "Seid vorsichtig, jetzt schießt er bestimmt...", hatte Pinky noch gesagt. Ich bedankte mich.
Zum Glück folgte kein weiterer Schuss. Hatte er wirklich vorgehabt, sie zu töten? Ich konnte es nicht sagen.
Möglicherweise tat ich ihm Unrecht. Und doch: lieber ein Warnschuss zu viel und eine Gefahr abgewendet, als ein unschuldiges Bambi zu wenig.
Und Mawa war eines der bambigsten Bambis die ich seit langem gesehen hatte.
Aber wieder einmal wollte ich nicht töten, ich wollte schützen. Das hatte mich daran gehindert, wirklich auf ihn zu zielen.
Als es wieder ruhig war, begleitete ich Mawa zurück zum Camp, gab ihr etwas zu trinken und wir verabschiedeten uns schließlich. Sie lief nun in Richtung Elektrozavodsk;
Ich sah ihr nach, bis sie hinter der nächsten Biegung verschwand, und blieb stehen mit dem Gefühl, dass wir heute wieder einmal sehr knapp an etwas Schlimmem vorbeigeschrammt waren.
Im Containerhafen
🪶 Abschalten vom Alltag
Am Abend kehrte Ruhe ein.
Hainsi kam vorbei, Rio kam vorbei, stellte sich Jannnik kurz vor und brachte Feldflaschen und Nägel – kleine Dinge, aber von großem Wert.
Vielleicht würden wir sie einem Neuankömmling schenken. Vielleicht Mawa, wenn sie mit ihrem Sohn zurückkam.
Später spielten Jannik und Hainsi Fangen zwischen den Zelten.
Ihr Lachen hallte über das Camp und ich setzte mir eine Hexennase und eine Maske auf.
"So werden mic Davus und Kalle bestimmt nicht erkennen!", lachte ich schallend und für einen Augenblick schien die Welt wieder im Gleichgewicht.
Besuch von Hainsi und Rio samt Albernheiten am Camp
🌅 Zum Schluss...
Ab Abend saß ich am Feuer.
Die Nacht war still, der Rauch zog langsam in den Himmel.
Ich dachte nach.
Ein roter Rucksack.
Ein umgedrehtes Zeichen.
Ein Mord von Davus.
Warnschüsse.
Und dazwischen – wir.
Menschen, die versuchen, Gutes zu tun in einer Welt, in der Gutmütigkeit zu einer Art Zerreißprobe geworden war.
Ich wusste nur eines:
Ich würde wachsam bleiben.
Für sie. Für die, die kommen.
Und für das goldene Herz, das noch schlägt –
selbst im tiefsten Nebel des Misstrauens.
gez.
Herz-Aus-Gold 💛