💌 Herzensgrüße vom 05.07.2025 – Verschnaufpausen
Hallo ihr Lieben,
WhiskeyMixer sagte einmal sinngemäß: „Am Ende will ich mich nicht an die Kämpfe erinnern, sondern an das gemeinsame Grillen und Lachen am Lagerfeuer.“
Und er hat recht. Denn zwischen all dem Chaos und den Schatten war es genau das, was diesen Tag besonders machte – das Miteinander. Das Feuer. Das Lachen. Die Erinnerungen, die bleiben.
🩺 Begegnungen am Brunnen
In Berezino begegnete Jannik einem Fremden – ein Bambi, allein und sichtlich angeschlagen. Jannik, wie wir ihn kennen, reagierte nicht mit Argwohn, sondern mit Bedacht. Um keine Bedrohung auszustrahlen, legte er seine Waffe demonstrativ zur Seite, hob die Hände leicht an und sprach den Unbekannten ruhig und freundlich an.
Der Mann wirkte geschwächt, seine Bewegungen fahrig. Vielleicht war es Cholera, vielleicht eine Salmonellenvergiftung – ganz sicher war es nicht, aber die Symptome waren da. Und Jannik? Er zögerte nicht. Er half, wie es seine Art ist. Mit medizinischer Unterstützung, mit Worten, die Mut machen sollten. Und obwohl der Fremde immer wieder nach größeren Gruppen fragte, nach Strukturen, nach Machtverhältnissen – fast so, als suche er gezielt nach Spannung oder gar einem Konflikt – blieb die Situation ruhig. Kein Schuss fiel. Keine Eskalation.
Nur zwei Überlebende, die ein kurzes Stück ihres Weges teilten, bevor sich ihre Pfade wieder trennten.
Jannik konnte sich am Ende nicht einmal mehr an seinen Namen erinnern – aber manchmal genügt ein Moment der Menschlichkeit, auch ohne Erinnerung.
Später begegnete Ersetzbares Crewmitglied Nr. 371 mit Jannik in Solnichniy einem weiteren Neuankömmling – Volker. Auch er sprach von Spannung, wollte “etwas erleben”. Aber statt Konfrontation fand er Versorgung. Ersetzbares Crewmitglied Nr. 371 zeigte ihm das Camp, kümmerte sich um den Ausbau von Solnichniy, ehe sie weiter nach Nizhnoye zog und schließlich Berezino erreichte.
🔥 Ein Fest mit Freunden und "Operation Morgenröte"
Ich selbst machte mich mit Pinky, janinesta (Selina) und Black Lion im gelben Sarka auf den Weg zu einer kleinen, privaten Grillrunde mit Freunden. Cala-j folgte in seiner Olga. Am Ziel warteten schon Whiskey, unser freundlicher Gastgeber sowie Greeny, Currahee (Tom), Avendor und Zeberion mit offenen Armen am Lagerfeuer. Später kam auch Ikarus dazu. Es wurde gegrillt, gelacht, erzählt.
janinesta (Selina) vertraute mir dabei ihre BK-133 an – ein Geschenk von Stimmuuung uung. Ich versprach, sie gut zu behandeln und in Ehren zu halten.
Als Jannik dazustieß, brachte er nicht nur Neuigkeiten über Schüsse in Berezino – sondern auch seinen Bruder. Bewaffnet. Die Situation drohte zu kippen…
Es kostete mich Überwindung. Viel mehr, als ich erwartet hätte.
Als Janniks Bruder dort stand, bewaffnet und angespannt, wusste ich, dass ich etwas tun musste. Für die Sicherheit. Und vielleicht auch, um mir selbst etwas zurückzugeben.
Ich griff in meine Tasche – nach den Handschellen.
Nicht irgendwelche. Es waren diese Handschellen.
Sie gehörten einst Le-Chuck . Und sie trugen eine Geschichte in sich, die mir immer noch in den Knochen saß.
Damals, in Gorka. Ich war in ihrer Gewalt. Eingesperrt im alten Gefängnis. Einer von Chucks Leuten, ein schmaler Typ mit asiatischen Wurzeln, hatte mich dort festgesetzt. Ich bat ihn noch, er solle mir zumindest die Handschellen abnehmen. „Was ist mit den Handschellen?“ rief ich ihm nach.
„Kannst du behalten!“ lachte er höhnisch – und verschwand.
Ich schwor mir in diesem Moment, eines Tages Chuck selbst mit genau diesen Handschellen zu fesseln.
Bisher war es nicht dazu gekommen, aber der Schwur blieb. Und auch der Schmerz.
Damals hatte ich mich unter Krämpfen, mit zitternden Fingern und Tränen in den Augen befreit.
Und heute, fast ein Jahr später, lagen sie wieder in meiner Hand. Dieselben. Das kalte Metall erinnerte mich an meine eigene Schwäche – und daran, wie weit ich gekommen war.
Ich trat vor, legte Janniks Bruder die Handschellen an – nicht aus Hass, nicht aus Rache, sondern aus Verantwortung.
Er ließ es geschehen und ich nahm ihm die Waffen ab. Anschließend befreite ich ihn wieder und brachte ihn zum Feuer, wo er sich an den Kürbissen bedienen konnte.
Und so feierten wir weiter bis in den Morgen.
Auf dem Rückweg bargen Black Lion, Pinky und ich einen verlassenen roten Sarka mitten im Wald. Ein Unfallwagen? Naja, zufällig fanden wir ihn nicht. Tatsächlich hatte ich ihn seit Wochen dort beobachtet. Jetzt war er noch immer still, einsam – aber nicht vergessen. Und so beschlossen wir, das gute Stück in der Aktion "Morgenröte" wieder fahrbereit zu machen und mitzunehmen.
Vielleicht würden wir ja den Besitzer finden und könnten das Auto zurückführen.
Unterwegs sicherten wir noch ein paar Fässer. Doch die Freude wich schnell dem Schock: Jannik hatte auf dem Heimweg einen Unfall gehabt und starb noch am Unfallort. Sein Auto: zerstört. Gemeinsam mit Black Lion sammelte ich seine Sachen ein. In der Nähe trafen wir auf Michalek, einen Tschechen, der uns für Kannibalen hielt. Wir lachten – freundlich. Und klärten auf: Nein. Wir sind Samariter. Und Menschenfleisch ist für uns tabu. Vielleicht gehörte er zu MISA, vielleicht auch nicht. Wir setzten ihn jedenfalls bei Riffy ab – ein kleiner Funke Vertrauen, der vielleicht irgendwann ein Licht wird.
🥩 Zwischen Grill und Grab – Die rostige Axt und zwei Tote
Zurück in Prigorodki erwartete mich der Schatten.
Er war, wie so oft, ganz der Alte: ruhig, charmant, fast schon schelmisch. Er hatte ein Schwein gejagt, wir grillten gemeinsam, und für einen Moment war alles so friedlich, wie es nur mit ihm sein konnte.
Und doch lag etwas in der Luft. Eine Spannung, die mir schwer auf der Brust saß.
Denn während wir da saßen, erreichte mich die Aufnahme.
Der Überfall auf GeneralWaste. Eine Bodycam-Sequenz – klar und unbestechlich.
Und es war genau so, wie der General es geschildert hatte und wie ich es bereits befürchtet hatte, als ich die Beschreibung eines Täters vernommen hatte.
Der Überfall war real gewesen. Ein klarer Ablauf. Und mittendrin: Der Schatten.
Ich hatte es befürchtet. Und jetzt war es Gewissheit.
Es ist immer der Schatten.
Ich sah ihn lange an. Und dann stellte ich ihn zur Rede.
Nicht wütend. Aber mit dieser ruhigen Enttäuschung, die schwerer wiegt als jedes Donnerwetter.
Er blickte mich an, fast mitleidig, fast väterlich – und dann sagte er nur:
„Ach Goldi, du weißt doch. Es geht ums Überleben. Und bevor der mich abknallt, habe ich ihn gebeten, sich hinzulegen.“
Ja.
Auch das traf zu. Ich hatte die Szene gesehen.
Er war höflich gewesen. Klar in seiner Kommunikation. Kein Chaos, kein Blutvergießen. Kein vergleich mit den Balzbubis, als sie mich überfallen hatten.
Und doch... musste das alles wirklich sein?
Der General war ein Freund.
Und der Schatten auch.
Wie sollte ich das nur zusammenbringen?
Andererseits... war ich wirklich verantwortlich dafür, was andere Leute taten?
Vermutlich nicht, aber ich hatte es satt ständig die Scherben wegzuwischen oder Brände zu löschen.
Ich weiß, der Schatten ist nicht aus Bosheit so, wie er ist.
Er ist ein Produkt dieser Welt – wie so viele von uns.
Aber manchmal frage ich mich, wie viel von ihm noch bleibt, wenn man die Dunkelheit wegnimmt.
Ich hoffe nur, dass er eine Grenze zieht und unsere Auffanglager auch weiterhin respektiert.
Und die „rostigen Axt“, wenn sie dann eines Tages steht.
Er erkannte meine Bedenken und sagte fast sanft: "Nein, das würde ich niemals tun."
Und zum Zeichen, dass er es ernst meinte gingen wir zusammen nach Chernogorsk.
Dort half er mir beim Aufbau. Die rostige Axt – unser alter Rückzugsort – erwacht endlich Stück für Stück zu neuem Leben und der Schatten packte kräftig mit an. Endlich standen ein Tor und ein Partyzelt.
Nicht viel, aber es wurde langsam.
Und doch... ich wünsche die Zeiten wären ruhiger. Aber ich verstand inzwischen, dass man manchmal einfach Opfer auf sich nehmen musste, um sich selbst zu schützen.
Der Schatten hatte es getan und der General auch. Wem wollte ich einen Vorwurf machen?
Ich konnte nicht lange nachgrübeln, denn zurück am Camp fand ich zwei Tote.
Zwei Bambis.
Keine Schüsse, keine Spuren – nur Stille.
Vielleicht Selbstmord. Vielleicht die Hütchen?
Ich wusste es nicht.
Aber das Bild verfolgte mich.
💬 Zeichen, Zettel – und Silas
Auf dem Rückweg fand ich vier weitere Fässer. Als würden sie mich verfolgen. Oder ich sie.
Ich versteckte sie und parkte mein Auto.
Am Camp entdeckte ich Silas.Naja, entdeckt ist zu viel gesagt. Ich hatte mich am Rohbau auf die Lauer gelegt, da ich fürchtete wir würden in der Nacht Besuch bekommen, wenn alle längst schliefen. Und tatsächlich setzte mein Herz aus, als ich eine Gestalt im Camp Dinge tragen sah. Aber dann stellte ich fest, dass es sich um Silas handelte. Es dauerte etwas, aber dann entdeckte er mich und winkte mir mit einer Herzgeste zu.
Ich winkte zurück, beobachtete aber angespannt den nördlichen Hügel.
Alles blieb ruhig.
Silas verräumte unterdessen Sachen, stellte Ordnung her. Ich kam zu ihm runter, erklärte ihm dass wir nun besonders vorsichtig sein mussten und schließlich zeigte er mir seine neue Botschaft: "SANATUR“.
Ein Wort, das mir durch und durch ging, auch wenn sich mir seine Bedeutung nicht gleich erschlpss. Vielleicht... „Heilung“ oder "heil werden?" Ich war kein Lateiner... noch immer nicht. War es ein Wunsch? Oder ein stilles Versprechen? Er wirkte ruhig. Vielleicht sogar beschützend.
Aber ich… war müde. So müde.
Und am Ende fuhr Ikarus/Pascal noch an Prigorodki vorbei und holte sich zwei Fässer ab.
Tja und dann zog ich mich müde zurück.
🛏️ …zum Schluss
Und manchmal… weiß ich nicht, ob ich gegen diese Welt ankämpfe – oder gegen das, was sie aus mir gemacht hat.
Aber dann denke ich an unsere Feuer.
An die Menschen, die helfen.
An Silas mit seinem Besen.
An Selina mit ihren Nägeln.
An Jannik, der half und selbst fiel.
An jeden, der gestern noch Bambi war – und heute Hoffnung verbreitet.
Und ich weiß: Ich bin noch nicht fertig.
In diesem Sinne: Seid wachsam und bleibt am Leben!
gez.
Herz-Aus-Gold 💛