💌 Herzensgrüße vom 22.08.2025 – Stimmen aus der Stille und dem Nebel

Hallo ihr Lieben,
ich hätte nicht gedacht, dass ich nach so langer Zeit der Einkehr diese Grußformel noch einmal schreiben würde. Doch einiges ist geschehen, seit ich das letzte Mal Worte hinaus in die Welt gerichtet habe.
Etwas mehr als vier Wochen ist es nun fast her, seit Prigorodki überfallen wurde und man den Anschlag auf mich verübt hat – erst außen, dann innen.
Ich schreibe nicht jeden Tag, nicht wie früher. Zumindest nicht für die Menschen da draußen. Zu sehr gleicht sich ein Tag dem anderen. Schweigen, Gartenarbeit, Rückzug. Besinnung.
Aber dann gab es doch Ereignisse, die nicht spurlos an mir vorbeigehen.
🌿 Alltag in der Stille
Mein Leben hier war gleichförmig geworden. Morgens half ich im Garten, sprach nur das Nötigste, und danach zog ich mich in meinen Turm zurück. Dort herrschte Schweigen, das nicht erzwungen war – sondern wie ein Mantel über mir lag und inzwischen den inneren Lärm leiser machte. Schwester Yeva kümmerte sich um mich, manchmal fürsorglicher, als ich es mir selbst zugestand.
⚒️ Ein Sturz vom Turm
Am 10.08. hatte janinesta (Selina) einen Unfall. Bei Bauarbeiten stürzte sie vom Turm. Zum Glück kam sie mit dem Schrecken davon, und gute Sanitäter waren sofort zur Stelle. Ich atmete auf. Das hätte schlimmer ausgehen können.
Später, von meinem Meditationsort, beobachtete ich einen Fremden in Zabalotye. Er grillte. Kein Schuss fiel. Ich glaube, er bemerkte nicht, dass ich ihm nachsah. Und vielleicht war es besser so.
Fremder in Zablalotye
🛡️ Göttliche Fügung?
Am 13.08. dann hallten erneut Schüsse über unsere Käpfe. Schwester Yeva und der Erzbischof Nickolus ( Nickel) wirkten besorgt wie eh und je. Sie wiesen mich an, mich im Inneren des Turms in Sicherheit zu bringen. Ich gehorchte.
Hinterher erzählte mir Schwester Yeva von einem Wunder: Der Erzbischof habe mitten in der Schussbahn gestanden, betend, während die Kugeln um ihn pfiffen. Doch keine einzige streifte ihn. Ich fragte hinterher, ob er denn keine Angst gehabt habe. Er lächelte nur wissend und sagte: „Wenn man mich getroffen hätte, so wäre es meine eigene Leichtsinnigkeit gewesen. Morthana aber hat Gnade gezeigt und ihr Werk an mir getan.“
Schwester Yeva hingegen trug einen Streifschuss davon, als sie sich nach dem Schützen umsah. Ich verband ihren Arm, während sie meinte, sie habe daraus gelernt. Sie war der festen Überzeugung, das hätte viel schlimmer ausgehen können, denn sie stand oben auf dem Turm praktisch auf dem Präsentierteller. Sie nannte es göttliche Fügung. Ich hatte aber den Verdacht, der Schütze hatte sie vielleicht gar nicht treffen wollen.
Und wieder fragte ich mich, was es diesen Leuten brachte, im Wald zu sitzen und auf die Bewohner zu schießen. Soweit ich es beurteilen konnte, hatten sie niemandem geschadet – waren sogar offen und aufmerksam gegenüber Fremden gewesen. Ich verstand es einfach nicht.
🌌 Träume aus dem Nebel
Doch die Tage brachten nicht nur Stille und Schüsse – sondern auch neue Träume. Wilde Träume. Träume, wie aus Nebel gewoben.
Darin begegneten mir Stimmen: Vittorio/Heleranos , Ersetzbares Crewmitglied (Sueda) und eine Bestie der Jagd, deren Namen ich nicht kannte ( Tepesch).
Vittorio warnte mich inständig:
"Ich hoffe, mein Flüstern erreicht dich, Cor Auri... Er ist wieder da... Der Jäger... Glaube seinen Lügen nicht... Ich bitte dich...“
Ich antwortete im Traum:
„Der Nebel trägt viele Stimmen. Manche locken. Manche warnen. Manche verwehen, bevor man sie deuten kann. Ich lausche – und lasse sie ziehen, bis nur das bleibt, was sich von selbst zeigt.“
Dann kam er, der Jäger – laut, höhnisch, voller Grollen. Wie ein Ast, der zu nah am Ohr bricht. Er beschuldigte Vittorio, er sei der Blutrünstigste von allen. Vittorio hielt dagegen, sprach in Rätseln.
Die Fratze stand mir direkt gegenüber, doch etwas schien sie von mir abzuhalten. Mir war, als stünde ein unsichtbares Gitter zwischen uns. Kaum sichtbar, aber doch da.
Tja und mitten hinein platzte Sueda, unser Ersetzbares Crewmitglied Nr. 371. Ihr Pragmatismus und ihre Selbstsicherheit brachte selbst den Nebel zum Schwanken. Sie nannte den Jäger aus der Finsternis „Röhrling“, spottete über seine Stimme, seine großen Worte. Zwischen Ernst und Ironie stellte sie klar, dass sie sich nicht beeindrucken ließ.
Die Bestie lachte, grollte weiter, sprach von „Theressa“. Vittorio schwieg dazu – und der Nebel nahm das Wort wieder an sich.
Ich kenne Vittorio nicht lange. Was ich von ihm weiß, ist ein Mosaik – kleine Steine, manche scharf, manche glatt. Er hat mir noch nichts genommen. Eher war er da, wenn ich mich durch den Nebel bewegen musste.
Vielleicht ist er nicht, wer er scheint. Vielleicht ist er mehr.
Der Jäger brüllt, als wollte er mich warnen. Aber seine Worte riechen nach Absicht. Ich habe gelernt, nicht nur zuzuhören, sondern hinzusehen; habe erfahren, dass die lautesten Warnungen oft selbst nur eine Maske sind.
„An den Taten werdet ihr sie erkennen“ und "Hoffe auf das Beste und rechne mit dem Schlimmsten." – das hat sich eingebrannt. Also warte ich. Beobachte.
Und bis jetzt spricht Vittorios Nähe leiser als Tepeschs Grollen – und doch wirkt sie stärker.
Vielleicht wird der Tag kommen, an dem ich „Theressa“ in seinen Augen sehe und erkenne.
Bis dahin bleibt der Name wie ein Kiesel im Schuh: spürbar, aber nicht genug, um mich vom Weg abzubringen.
Die Burg ist still. Aber nicht sicher.
Und manchmal frage ich mich, was besser ist: Den Nebel draußen zu lassen, oder zu wissen, dass er auch drinnen atmet.
Träume im Nebel

(Mit KI erstellt)
🖊️ Für wen ich schreibe
Ich habe lange nichts mehr geschrieben.
Nicht nur, weil es nichts Nennenswertes zu sagen gab, sondern weil ich mich selbst nicht mehr hören konnte.
Zu viele Stimmen. Zu viele Blicke.
Zu viel Angst, dass jedes Wort ein Angriff sei, oder als einer gelesen werden könnte.
Also blieb ich.
Im Kloster.
In der „Enklave der Stille“, wie ich sie nenne.
Ein Ort, der nichts fordert, aber für den Moment alles hält.
In Vergangenheit sah ich immer wieder zu, wie andere sich neu sortierten:
Gruppen, Bündnisse, Feindbilder.
Manche schossen schneller, andere schwiegen länger.
Und ich?
Ich habe nur geatmet. Beobachtet.
Nachgedacht.
Und Seiten gefüllt, die niemand sehen sollte.
Ich schrieb, weil ich es nicht ertragen konnte, wie viel verloren geht, wenn niemand mehr aufschreibt, was war.
Wenn alles nur noch Reaktion ist.
Nur noch Verteidigung.
Nur noch Strategie.
Ich schreibe nicht, weil meine Sicht die einzig wahre ist –
sondern weil sie eine war.
Und weil niemand sonst da war, der sie festhielt.
Vielleicht kommt kein Lob.
Vielleicht kommt Widerspruch.
Vielleicht liest es niemand.
Oder alle – und keiner gibt es zu.
Aber das ist jetzt egal.
Ich schreibe wieder.
Nicht für Applaus.
Nicht für Zustimmung, sondern damit etwas bleibt, wenn alles andere längst gelöscht wurde.
Nicht, weil ich laut werden will, sondern weil es der einzige Weg ist, mich nicht zu verlieren.
Sie nennen es: „Berichte zur seelischen Verarbeitung“.
Ich nenne es: Atmen zwischen den Zeilen.
Ich dachte oft, ich schreibe für die anderen:
Für jene, die nicht dabei waren.
Für jene, die verstehen wollen.
Für jene, die zuhören – oder es zumindest behaupten.
Aber jetzt, nach fast einem Monat hier, mit Blick auf die leeren Seiten, wird mir klar:
Das war nie die ganze Wahrheit.
Ich schreibe nicht für die, die längst eine Meinung haben.
Nicht für die, die Beweise suchen, um mich zu entwerten.
Nicht für die, die nur lesen, wenn sie sich betroffen fühlen.
Ich schreibe für die mit leeren Händen.
Mit Erinnerungen, die zu bröckeln drohen.
Für jene, die nicht wissen, wie sie das alles sortieren sollen – und für die, die still hoffen, dass jemand anderes es für sie versucht.
Und vielleicht schreibe ich vor allem für mich.
Weil ich etwas aufschreiben muss, damit es nicht zurückkehrt und in mir brennt.
Weil Worte mir die Würde geben, die mir Kugeln nehmen wollen.
Weil ich sonst vergesse, wer ich war – und warum ich nie aufgehört habe zu reden,
selbst dann nicht, als mir niemand mehr antwortete.
Ich schreibe nicht für Zustimmung.
Ich schreibe, weil ich nicht will, dass alles verschwindet.
Meine Seiten sind mein Echo.
Und solange sie existieren,
verschwinde ich nicht ganz.
Darum schreibe ich. Auch jetzt.
🌅 Am Ende des Tages
Vielleicht liest das niemand.
Vielleicht werden diese Zeilen überblättert,
in einer Schublade vergessen oder zwischen lauteren Geschichten verschüttet.
Vielleicht bleibt meine Stimme klein und die Welt geht einfach über sie hinweg.
Aber es spielt keine Rolle.
Denn sie sind da. Und sie bleiben.
Eines Tages vielleicht blättert jemand zurück.
Jemand, der einen Faden sucht.
Ein Zeichen.
Einen Herzschlag zwischen all den Ruinen.
Und dann, zwischen meinen Worten, wird er mich finden.
Nicht groß. Nicht laut. Nicht makellos.
Sondern einfach – da.
Vielleicht findet er eine Frau, die gezweifelt hat, die gestrauchelt ist.
Eine Frau, die Fragen stellte, auf die niemand antworten wollte.
Vielleicht findet er nur Bruchstücke, die niemand mehr zusammensetzen kann.
Aber er wird sehen, dass ich da war.
Dass ich geschrieben habe.
Dass ich nicht verstummt bin – selbst als alles um mich herum tosend laut oder verschwindend leiser wurde.
Und am Ende ist das genug.
Nicht Zustimmung.
Nicht Beifall.
Nicht Recht.
Nur die Gewissheit, dass meine Worte bleiben, wenn meine Schritte längst verhallt sind.
Schreibend.
In diesem Sinne: Passt auf euch auf und bleibt am Leben.
gez.
Herz-Aus-Gold 💛