Vagator Nebulae - Wanderer des Nebels

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    "Ich wandere im Nebel eurer Welt, sehe nur in Grautönen... Ich bin nur ein stiller Bobachter gewesen... Und doch erwartet der Nebel mehr von mir..."



    Es sind Geschichten, die unseren Reichtum von Verständnis, Anerkennung und Missgunst füllen. Geschichten werden weitererzählt und sie lehren uns mehr, als die Worte es ausdrücken können. Die Wahrhaftigkeit in den Worten der Geschichten ist nicht für alle das Empfängnis von Emotionen. Und trotz allem gibt es Geschichten, vor denen wir nicht unsere Augen verschließen sollten. Als stiller Beobachter habe ich viel in 'Schriften dieses Archives' geblättert, gelesen und Erkenntnisse gewonnen, die das Bestreben der weiteren Beobachtungen legitimiert haben.


    Wie viele von euch sicher schon mitbekommen haben, habe ich meine Stille gebrochen für eine verletzte Kerze. Ich spreche aus dem Nebel, erwecke sie im Kampf gegen ihre inneren Dämonen und unterstütze das, was ihr das Wertvollste ist. Herz-Aus-Gold ist eine gute Seele, eine Unterstützerin, Helferin in der Not und zuvorkommende Begleiterin. Gesprungen mit einem Riss ist ihr güldenes Herz nur durch die Umstände, die sie ereilt haben. Und ich vermute dass der direkte Anfang nicht aus ihrer Zeit als Gefangene gekommen ist... Ich spreche von der düsteren Zeit dieser elendigen 'Monster', die wagten ihre Schwärze in ihr Herz einbrennen zu wollen... Ich gebe es ungerne zu: Ich war wütend, furios und in meinem Leben noch nie so angeekelt worden von Entitäten, die sich dieser abscheulichen Praxis bedient haben... Und für was ? Spaß... Freude... Vergnügen... Weil sie die Macht dazu haben... Nebula numquam obliviscitur... Nebula meminit quid acciderit...


    Meine Wanderung hat sich festgesetzt auf diesen Ort in dieser Zeit... Weiterhin bleiben mir die Farben dieser Welt verwehrt... Weiterhin sehe ich nur die Grautöne dieser Welt... Sehe mechanische Pferde auf steinernen Straßen... Kanonen, geschmiedet zum Tragen... Falscher Dunst, die die Pest mit sich tragen... Vielleicht... Eines Tages erlaubt der Nebel mir, durch seinen gräulichen Schleier zu treten und zu erleben, was diese Welt mit sich bringen wird in allen hellen und dunklen Farben, die es zu bieten hat. Denn...ich kehre immer in den Nebel zurück... Nebula est domus mea...


    Herz-Aus-Gold du bist nicht alleine. Nicht nur in der fleischlichen Existenz, die das Leben bestimmt. Auch im Nebel bist du nicht alleine. So wie ich dich beobachte und deine Schriften lese, so beobachte ich alles, was geschieht. Diese eure Welt ist nicht klein, für den Nebel ist dies nur ein kleiner Punkt eines Kieselsteines. Und wenn der Nebel es erlaubt, werde ich mit euch wandern und 'leben'.

    Passt auf euch auf und lasst die Schwärze nicht euer Herz erreichen. Das Licht in euch schwärzt sich nur, wenn ihr es zulasst. Via tua semper lumine inundetur.

    "Mit kleinen Kräften lassen sich große Ergebnisse erzielen."


    Sun Tzu

  • Flackern im Nebel

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    Prigorodki liegt still an diesem Morgen – nicht leer, aber leise, als würde selbst die Landschaft noch schlafen.

    Der Nebel hat sich wie ein Tuch über das Camp gelegt, schwer und gleichmäßig, zieht sich durch unseren kleinen Garten, legt sich auf Dächer und Gräser, hüllt Mauern ein, als wollte er für eine Weile die Welt auf Abstand halten. Er schützt uns vor Blicken von außen – das sage ich mir oft, wenn ich zu dem großen Berg sehe, von wo aus wir so oft beschossen wurden –, und doch: Manchmal habe ich das Gefühl, er hält auch uns selbst davon ab, nach außen hin klar zu sehen, Gefahren rechtzeitig zu erkennen. Manchmal fühlt er sich an wie eine Hand, die sich schützend vor die Augen legt – aber dabei den Horizont verschwinden lässt.

    Unser Nebel... Segen oder Fluch?


    Ich gehe meine Runde um das Camp, wie ich es an solchen Tagen oft tue – mehr aus Gewohnheit als aus Notwendigkeit. Die Wege kenne ich im Halbschlaf.

    Es ist eine Zwischenzeit, in der weder Nacht noch Tag so recht wissen, ob sie schon dran sind. Und in diesem Dazwischen sind es oft nicht die Geräusche, die laut werden – sondern die Gedanken.

    Und genau in dieser Stille, irgendwo zwischen den Momenten, in denen der Atem noch sichtbar ist, habe ich es gespürt.

    Es war kein Ruf, keine Stimme im eigentlichen Sinn – mehr ein ... Eindruck.

    Ein Flackern.

    Kein Licht, das man sehen könnte, sondern etwas, das man nur innerlich wahrnimmt. Ein Aufmerken in mir, ein kurzes Innehalten, als hätte jemand für den Bruchteil eines Moments den Nebel durchquert und meinen Namen gerufen – nicht mit Schritten, nicht mit Absicht, sondern einfach durch ... Gegenwart. Und ich weiß mit einer Ruhe, die fast erschreckend war: Diese Gegenwart gilt mir.

    Nicht als Aufforderung. Nicht als Griff. Nicht, weil jemand mich für schwach hält oder retten will.

    Sondern, weil da jemand war, der nicht weggesehen hat.

    Der einfach da ist.

    Im Nebel.

    Und damit genug.


    Ich erinnere mich an Worte, die mir vertraut geworden sind. An @Vittorio/Heleranos’ Beschreibung einer verletzten Kerze in einem seiner Briefe. An das Bild eines Herzens mit Rissen, das dennoch weiterleuchtet – nicht aus Trotz, sondern weil es nichts anderes kennt.

    Ich erinnerte mich an das, was er nicht sagte – und dennoch zwischen den Zeilen mitschwang.

    Es war keine stille Glut, nicht dieses gleichmäßige Glimmen, das nur noch Wärme abgibt. Nein – was ich zwischen den Zeilen spürte, war rauer, schärfer, unruhiger.

    Da war Wut, ja.

    Aber nicht gezähmt, nicht gebändigt.

    Sie war noch roh, noch suchend, vielleicht schon am Rand davon, etwas mit sich zu reißen, das nicht gemeint war.

    Und vielleicht war es genau das, was mich so traf. Weil ich sie kannte. Weil ich sie selbst gespürt hatte – anders, aber verwandt. Und weil ich wusste, wie schwer es ist, nicht von ihr aufgefressen zu werden, wenn sie einmal in einem lebt.

    Ich habe mit ihr gerungen, sie durchlebt, durchlitten – und irgendwann, in einem Moment zwischen Erschöpfung und Klarheit, habe ich sie in den Griff bekommen. Oder vielleicht auch nur leiser gemacht.

    Und nun, da ich sie in jemand anderem spüre, in anderen Bildern sehe, frage ich mich: Bleibt sie dort, wo sie war? Oder wandert sie weiter? Was, wenn sie sich irgendwann gegen jemanden richtet – wie ein Funke, der sich im trockenen Laub verselbstständigt?


    Ich weiß, wie schnell Wut zu einer Bewegung werden kann, die mehr mit sich reißt, als sie wollte.

    Ich habe es oft genug erlebt.

    Und wo sie wütet, bleiben meist nur verbrannte Erde und Asche zurück.


    Ich weiß, dass ich jetzt still genug bin, um hinzuhören – aber nicht bereit, mich hineinziehen zu lassen.

    Vielleicht weiß das Flackern es noch nicht.

    Aber ich glaube, es ist schon auf dem richtigen Weg.

    Die Wut ist laut am Anfang – aber das muss sie nicht bleiben.

    Wenn sie in mir leiser werden konnte, dann kann sie es auch dort.

    Ich fragte mich, ob Worte ausreichen können, um das, was geschehen ist, zu heilen.

    Und ich weiß, dass sie es nicht immer tun. Aber sie können erinnern. Sie können benennen. Sie können trennen, was war, von dem, was nie wieder sein darf, nie wieder sein wird.


    Vielleicht ist es das, was ich zwischen den Zeilen auch gespürt habe: diesen Wunsch, nicht nur zu beobachten, nicht nur zu erinnern – sondern zu leben.

    Unter uns.

    Mit uns.

    Wenn der Nebel es erlaubt, hat der Funke vielleicht mehr vor, als nur zu flackern.

    Vielleicht will er brennen, nicht zerstörerisch, sondern wärmend.

    Vielleicht will er Teil sein – nicht über, nicht neben, sondern mit uns.

    Und auch das braucht Mut.

    Nicht nur von ihm.

    Ich bin vorsichtiger geworden. Nicht misstrauisch – nur wacher.

    Ich weiß jetzt, dass man leuchten muss, ohne andere zu blenden.

    Dass es Raum geben muss zwischen Nähe und Vereinnahmung.

    Dass Schweigen nicht gleichbedeutend ist mit Einsamkeit.


    Vielleicht war dieses Flackern im Nebel nur für mich gedacht.

    Vielleicht war es auch für andere. Für alle, die gerade gehen – tastend, langsam, durch ihre eigene Form von Dunst und Erinnerung.

    Für die, die noch nicht wissen, ob ihre Geschichte zählt, ob ihre Stimme Platz findet.


    Und wenn da draußen jemand ist – jemand, der etwas hört oder fühlt oder einfach nicht mehr nur schweigen möchte –

    dann: Du darfst antworten.


    In Schritten,

    In Gesten,

    In Bildern, die sich zwischen den Zeilen bewegen.

    In Geschichten, die nicht laut oder poetisch sein müssen, um wahr zu sein.


    Und vielleicht – nur vielleicht – begegnen sich im Nebel irgendwann zwei, die dachten, sie gingen allein.

    Und aus dem Echo wird eine Antwort.

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    "Eine Perspektive von oben... Schwebend im Nebel, fast schon fliegend... Leichtigkeit ist ein zweischneidiges Schwert..."



    Mit Respekt und Gleichwertigkeit kann man in vielen Welten umhüllt vom Nebel große Dinge erreichen, aber auch die ungesehenen kleinen Dinge machen aus uns das, was wir in unserem tiefsten Inneren suchen. So primitiv viele unsere Anfänge gewesen sind und der Fortschritt uns weiter nach vorne bringt, darf man seine fleischliche Existenz niemals vernachlässigen. Es sind Dinge wie metallene Kugeln, scharfe Klingen, ein einfaches Seil oder eine gliederlange Kette, die diese Existenz auslöschen können. Wer sich dem bewusst ist, sollte sich auch dem bewusst sein, dass diese genannten Dinge nur durch die mechanische Bewegung und den elektrischen Stoß einer Maschinerie tödlich werden. Der Körper des Menschen ist eine biologische Maschine, die ihren eigenen Lebenszyklus trägt. Das menschliche Gehirn ist der biologische Kern von Prozessen, die diese biologische Maschine funktionieren lässt.


    Anders als leblose Maschinen wie die mechanischen Pferde auf den Straßen haben wir Emotionen und Gefühle. Ein jeder Mensch hat sein eigenes Set aus diesen Emotionen und Gefühlen, denen wir bewusst und unbewusst freien Lauf lassen können. Mens a corpore independens est. In den Wanderungen durch eure Welt ist es erstaunlich und erschreckend zugleich Entdeckungen zu machen, wie ein Jeder mit diesem Set der Emotionen und Gefühle umgeht. Manche von euch halten dem Licht die Treue, Hoffnung aufrecht und die Menschlichkeit, die diese Dinge bringt. Andere Beispiele, die ich nicht erläutern werde, verlieren dies, schwärzen ihr eigenes Herz, ihr eigene Seele und ihren eigenen Verstand. Das, was einmal von einem Menschen übrig war, wandelt sich in eine Gestalt, die ich bevorzugt als 'Monster' betitele, wie ihr sicher bereits bemerkt habt.


    An die draußen, die meinen Ruf hören oder meine Präsenz wahrnehmen können durch den Nebel hindurch: Noli in his tenebris perire. Werdet nicht die Monster, die ihr so verachtet, bestraft und hasst... Folgt nicht dem Pfad einer Schwärze, der ihr nicht mehr entkommen könnt... Es wird euch nur tiefer in den Abgrund ziehen, um euch vollkommen unter Kontrolle zu halten... Befolgt nicht das Beispiel, dem auch ich bereits erlegen gewesen bin... Ich weiß, wie tief der Abgrund ist... Ich weiß, wie tief die Kontrolle euch entrissen werden kann... Und ich weiß auch, was es kostet, um euch daraus befreien zu können...


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    "Peccata mea visibiliter porto."

    "Mit kleinen Kräften lassen sich große Ergebnisse erzielen."


    Sun Tzu