Herzensgrüße von Vanilla Chernarus (1.28)

  • 🖋️ Einsatzbericht Nr. 371 vom 23.07.2025 – Chernarus... du mieses Stück Dreck!

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    "Hallo, hallo...? Test, eins, zwei, drei – irgendwer noch da draußen, der zuhört?"

    Was jetzt kommt, ist nicht schön. Nicht edel. Kein großer Sieg, kein Happy End.

    Nein, das hier wird dreckig.

    Und traurig.

    Bitter wie eine dieser unbekannten Konservendosen. Und es macht genauso krank.

    Ha!... ich liebe diese Metapher. Langsam hab ich den Dreh raus.

    Das Ding ist: Du isst sie, weil du nichts anderes hast, aber du weißt dass sie dich unweigerlich krank machen wird.

    Gneau wie diese Nachricht.


    Nein es sind nicht wieder Kugeln in Prigorodki geflogen. Weit gefehlt!

    Da war es heute verhältnismäßig ruhig,

    Nein, dieses Mal kam die Bombe per Funk, per Brief... Die Nachricht sie war überall und in fast aller Munde.

    Westwald.

    Eine Leiche.

    Silas.

    Tot.

    Zumindest behauptete man das.


    Ja, richtig gelesen. Der schweigende Hausmeister mit dem Hang zum dramtischen Latein, unser Fels in der Funkstille.

    Tot.

    Für immer.


    Da... jetzt ist es raus.

    Und ich? Ich glaubte es erst, als ich die Bilder sah.

    Aber von vorne.

    🚔 Herz und Hainsi

    Also gut. Es begann – wie so oft – mit einem Bambi.

    Ein Unbekannter am Brunnen. Kein lautes Auftreten. Kein nervöses Um-sich-Schauen.

    Einfach ein Mann, der aussah, als wäre er schon eine Weile unterwegs – aber noch nicht ganz fertig mit der Welt.

    Ich machte mich bereit. Sicher ist sicher. Vielleicht ein Scout. Vielleicht einer von denen, die „nur mal gucken“ wollen – und dabei gleich das ganze Lager ausräumen.

    janinesta (Selina) und Pinky kamen zum Brunnen von Prigorodki, Samariterin in Blau und ihre moralische Unterstützung mit blauem Armband. Ich sicherte die beiden vom Rohbau aus. Wie sich das gehört für ne ordentliche Campwache.

    Aber nein. Es blieb ruhig und ich hatte alles im Blick.

    Stellte sich vor: Hainsi.

    Selina übernahm das Gespräch. Sachlich ruhig, einfühlsam. Als hätte sie nie was anderes getan.

    Herz-Aus-Gold wäre stolz auf sie. Naja war sie später dann auch.

    Und ich… ich beobachtete weiter. Fokus auf Bewegungsmuster. Aber nix. Keine falsche Bewegung. Nur dieser Hainsi, der höflich blieb. Abwartend. Kein Rumgeeiere.

    Er stellte keine überflüssigen Fragen. Wollte nix „nur mal probieren“ wie ein gewisser Atze und ein gewisser Fabian.

    Und das allein machte ihn schon fast schon verdächtig. Ich mein, ehrliche Leute in Chernarus sind doch fast schon ein Mythos.


    Waren es die Nägel in ihrer Tasche oder die Nachricht von Hainsi, die sie zurück nach Prigorodki brachten?

    Ich wusste es nicht, aber Herz beschloss ihre Reise für einen Augenblick zu unterbrechen und kam tatsächlich ans Camp zurück.

    Sie tauschte ein paar Worte mit ihm.

    Ihr Blick? Interessiert.

    Ihr Tonfall? Offen. Aber nicht unvorsichtig.

    Wenn Herz dir mehr als zwei Sätze sagt, ohne dich mit einem Begrüßungsteddy zu beschenken oder doch in Gedanken an einer ihrer Bluttransfusionen zu sehen, dann hast du irgendwas richtig gemacht.

    Dann vermittelst du den Eindruck, du weißt was du da tust.

    Hainsi war in der Tat ein netter Zeitgenosse. Ruhig, bedacht und irgendwie auf Anhieb sympathisch. Ich mochte ihn gleich und Pinky und Herz wohl auch.

    Am Ende letzte sie ihre Nägel ab, wechselte noch ein paar Worte mit Hainsi und zog dann wieder los. Diesmal wirklich.

    🔫 Dan - Neue Gesichter, alte Geschichten

    Ich war gerade im Industriegebiet unterwegs – ein bisschen Patrouille, ein bisschen zielloses Herumstapfen, wie man das eben so macht.

    Dann der Funkspruch von Pinky: „Da ist noch ein Bambi in Prigorodki.

    Ich also wieder umgedreht, Selina rückte aus. Klare Stimme. Englisch. Höflich.

    Und bei mir schrillten alle inneren Alarmglocken.

    Englisch... so sprachen ja auch die MISA-Leute. Und bei denen wusste man nie, was Phase war. Je nach Person, Tagesform und Umständen waren sie mal freundlich und hilfsbereit oder wahre Killermaschinen. Hatten Jammet und Black Lion ja schon ihgre Erfahrungen mit gemacht. Gut... man muss sagen, dass sie in den Camps immer höflich waren.

    Die Betonung lag auf "IN" den Camps.

    Ich blieb also wachsam. Waffe nicht ganz im Anschlag, aber sagen wir: bereit zum Überreden.

    Der Fremde stellte sich vor als Dan. Und stellte gleich mal die Frage aller Fragen: „Is this your base?“

    Base...

    Ich musste lachen. Trocken. Lautlos.

    "Base... my ass", dachte ich.

    Das hier war kein Hochsicherheitsbunker. Das war ein verdammtes Auffanglager. Herz’ kleines Stück Utopie im Angesicht der Apokalypse.

    Aber Selina nahm sich Zeit. Zeigte ihm das Lager, sprach ruhig und erklärte ihm alles.

    Dan benahm sich. Und das war’s, was zählte.

    Bis – ja, bis der Name fiel.

    Er sei ein Freund von Lars.

    Und da war es. Der Moment, in dem ich alles in mir gegen das Bedürfnis zusammenreißen musste, einfach direkt den Hügel runterzurennen und ihm eine moralische Vollbremsung zu verpassen.

    Lars... wie in "Mosin Lars"?

    Der Typ war eine Legende. Auf die eine oder andere Art.

    Damals, nach einer Einführung von Bert [CIA] , dem Rheingauer! und Cala-j , war er bei seinen Freunden vorm Lagerfeuer in Prigorodki einfach eingeschlafen.

    Drei Tage hatte er durchgepennt. Am Stück.

    Der war so zu... ich sag's euch!

    Herz hatte ihm später ihre Mosin gegeben – im Tausch gegen ein paar Nägel. Und glaubt mir, das macht sie sonst nie. Also Waffen an jemanden geben.

    Aber bei ihm... da war was. Dieses „Der gehört zu dieser Waffe“-Gefühl.

    Und so wurde aus Lars: Mosin Lars.

    Süße Geschichte, oder?


    Tja. Bis er mit seinen Kumpels die Base von Karotte und Cliffy (Cliffz) auseinandergenommen hat.

    Und danach im Camp auf dicke Hose machte: „Ist mir egal, ob ich hier die Waffe ziehe. Dann killt ihr mich halt. Ich komme eh wieder an der Küste raus.“

    Das war der Moment, in dem selbst Herz mal schluckte.

    Dass die Campwache (ich) und die anderen Samariter nicht so gern auf Leute abknallten und er sie durch das Töten in einen moralischen Abgrund drängte, den sie keinesfalls hinabsteigen wollten... geschenkt.

    Und als er dann später mit dem Visier vom Rohbau aus auf's Camp zielte… Nun ja. Ein anonymer Schütze hat ihn aus dem Spiel genommen.

    Spoiler: Ich war's nicht. Auch keiner der anderen Samariter.

    Aber irgendwer da draußen hatte die Schnauze von seinem voll gehabt.


    Jaja, der Mosin Lars.

    Der, der mir damals beim großen „Lass krachen in Elektrozavodskmit der Shotgun von der Seite eine reindrückte und mich ziemlich hilflos aussehen ließ.

    Natürlich nachdem ich ihm eine Waffe in die Hand gedrückt hatte, damit er schneller wieder aufs Schlachtfeld stürzen konnte.

    Weil ich nett war.

    Weil ich mal wie Herz sein wollte, nur für einen Moment.

    Was daraus wurde?

    Er schoss mich über den Haufen. Ronin schoss ihn anshcließend über den Haufen und Pinky schoss den dann im Reflex kaputt.


    Sein anderer Kumpel, Stronghold, hatte vorher schon auf mich geschossen und Pinky im Kochhaus erwischt.

    Ich hatte ihnen später beide einen Denkzettel verpasst. Drei Leben für zwei.

    Fairer Tausch.


    Und jetzt stand dieser Dan hier.

    Friedlich und respektvoll.

    Ich überlegte, ob ich noch einen Rest Wut auf ihn hatte.

    Aber das war wie mit altem Blut an deinen Händen: Entweder du wäscht es ab, oder du lernst, damit zu leben. Im letzten Falle macht es dich aber früher oder später krank.

    Dan schien das Camp zu respektieren. Zumindest heute.

    Und das war genug.

    Selina zeigte ihm, wo er was finden konnte. Er nahm sich Kleidung, keine Waffen. Keine Spielchen.

    Auch Jannik kam vorbei – halbgares Bambi in Jogginghose – und setzte sich dazu.

    Für einen Moment sah Prigorodki aus wie früher.

    Wie ein Ort, an dem selbst die alten Geister noch mal durchatmen durften.

    Auch die von Mosin Lars.



    ⚡ Dann kam der Knall – laut, hässlich und endgültig

    Silas.

    Tot.

    Gerüchte zuerst, wie immer. Dann Bilder. Irgendwo zwischen undeutlich und zu echt, um wegzuschauen.

    Westwald. Nähe der Kneipe. Der Ort, den er sich ausgesucht hatte. Zum Leben, nicht zum Sterben.

    Sie sagten: Wölfe.

    Andere raunten: Selbstmord.

    Ich sagte: "Halt die Klappe. Noch ist nichts sicher!"


    Später dann das Video. Die Bestätigung. Ein Rudel, gierig wie die Realität selbst. Er hatte keine Chance.

    Und doch... irgendwas stimmte nicht. Kein Besen. Ein Shemagh.

    Ein Detail, das Herz sofort misstrauisch gemacht hätte. Mich machte es wütend.


    Aber der Pilzjunkie – ein inoffizieller Kontaktmann im Westwald – identifizierte ihn. Sagte, er sei’s gewesen. Der, dem er tags zuvor noch den Kneipencode gegeben hatte. Der, der dort wohnen wollte. Der schweigende Hausmeister, der nicht sprach und niemandem was zuleide getan hat.

    Und Herz?

    Zur selben Zeit ganz in der Nähe. Auch von Wölfen angegriffen. Mit nichts als einer Armbrust.

    Sie überlebte. Ob das Rudel schon von ihm satt war oder von ihr aus zu Silas unterwegs gewesen war? Ob es Gnade war? Oder einfach nur wieder mal einer dieser zynischen Zufälle, für die Chernarus so berüchtigt ist? Ich weiß es nicht.


    Und manchmal – ja manchmal – frag ich mich: Was wäre gewesen, wenn Herz ihre Reise nicht kurz unterbrochen hätte?

    Wenn sie nicht noch mal nach Prigorodki zurückgekehrt wäre.

    Wenn sie einfach weitergegangen wäre, wie sie’s sich vorgenommen hatte.

    Richtung Kneipe und unbekannterweise auch in Richtung Silas.

    Vielleicht… vielleicht hätten sie sich dort getroffen.

    Zwei vom Leben Ausgefranste.

    Beide müde, beide wachsam.

    Beide mit einer Armbrust in der Hand und dem Wunsch, einfach mal kurz nicht auf alles achten zu müssen.

    Vielleicht hätten sie Rücken an Rücken gestanden. Gegen das Rudel. Gegen die Welt.

    Vielleicht hätten sie's überlebt. Zusammen.

    Aber vielleicht ist eben auch nur das: Ein Wort, das immer dann auftaucht, wenn’s schon zu spät ist.



    Am Ende habe ich mit ihr gesprochen. Sie erzählte vom Wolfsangriff auf sie aber auch von der friedlichen Stille des Waldes und dass sie lieber einen Bogen um die zahlreichen Pilze machte. Man wisse ja nie...

    Ich konnte es ihr nicht sagen.

    Das mit Silas.

    Noch nicht.

    Ich hörte sie im Funk. Ihre Stimme. Diese zarte Linie zwischen Stärke und Zerbrechen. Und ich wusste: Noch ein Stich – und sie fällt.

    Silas war ihr Ruhepol. Der, der keine großen Reden schwang. Der, der einfach da war und zuhörte ohne zu urteilen.

    Und jetzt?


    Jetzt ist er weg.

    Und die Welt klingt ein bisschen hohler.


    🔥 Fazit?

    Wenn du denkst, du hast in Chernarus schon alles gesehen, kommt irgendwo ein Wolfsrudel her und beißt dir deine letzte Konstante weg.

    Kein Kampf. Kein Knall. Nur ein Schweigen, das zu laut war.

    Herz-Aus-Gold ist noch unterwegs. Silas ist tot. Und ich? Ich sitz hier. Schreib Berichte wie 'ne Dritte im Bunde, weil sonst keiner mehr tut.

    Chernarus macht keine Gefangenen. Es reißt Lücken. Und wir? Wir stopfen sie unter zusammengebissenen Zähnen mit Erinnerungen, Hoffnung und dem letzten Rest an Wut, den wir noch haben.

    Bis nächste Runde.


    Nr. 371 - Ende.

  • 🖋️ Einsatzbericht Nr. 371 vom 24.07.2025 – Willkommen im Königreich der Absurdität

    Oder: Der Tag, an dem die Realität die Satire überholte....


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    "Was zum goldenen Gurkenschäler war das denn bitte?!"

    Ja, genau das hab ich gedacht. Mehrmals, laut. Und mit so viel Sarkasmus im Blut, dass Herz-Aus-Gold es vermutlich als Spende ablehnen würde.

    Aber gut – fangen wir mal ganz von vorne an. Wie immer. Gibt schließlich am meisten Sinn.

    ☀️ Im Süden fast schon... friedlich?

    Man glaubt es kaum – aber im Süden war mal alles in Ordnung.

    Fast schon idyllisch.

    Also... wenn dabei außer acht lässt, dass idyllisch in Chernarus gleichbedeutend ist mit "etwas weniger Blut als gestern".

    Prigorodki atmete durch, die Zelte standen noch, die Kürbisse waren geerntet, was wollte man mehr?

    Ach ja....

    Keine Schüsse.

    Aber Pustekuchen. In Chernogorsk hatte es mal wieder geknallt.

    Natürlich.

    WhiskeyMixer, der unverwüstliche Alltagsheld, wurde beim Krankenhaus angeschossen. Frech!
    Und was macht man in so einem Fall? Richtig: Überleben und den Angreifer unschädlich machen.
    Hat er dann auch, kompromisslos und präzise wie immer.

    Ganz ehrlich: So wird das gemacht.


    🕵️‍♂️ Kuriose Gestalten und Jannik findet LKW

    Dann gab’s noch merkwürdige Gestalten, die bei @Cala-Js Behausung rumschlichen.

    Aber nichts passierte: Keine Schüsse, keine Angriffe, kein Theater.

    Also entweder waren sie einfach höflich oder haben seine Behausung nicht gesehen. Beides selten, aber wir nehmen, was wir kriegen.

    Und dann?

    Dann war da Jannik.

    Oh ja... der gute Jannik.

    Zur Abwechslung mal ein wandelnder Glückspilz auf zwei Beinen.

    Und was findet er in der Nähe von Berezino? Einen. Verdammten. LKW.

    Einfach so beim Spazierengehen. Der Gute wäre fast drüber gestolpert.

    Ich mein… andere riskieren täglich ihr Leben für ’ne abgelaufene Dose Thunfisch – und der stolpert über ’nen ganzen Truck.

    Sein Grinsen war im Funk so laut zu hören, ich musste fast leiser stellen.


    📡 Und dann – Funkkontakt aus dem Westen

    Als wir dachten, der Tag würde vielleicht ohne größeren Nervenzusammenbruch enden, meldete sich Herz-Aus-Gold frisch aus dem Westwald.

    Mit einer Stimme, die klang, als hätte sie gerade drei emotionale Schleudergänge überlebt.

    Der Fairness halber musste ich mir am Ende des Gesprächs auch eingestehen: Dem war sogar auch so.

    Was sie zu erzählen hatte?

    Tja....

    Das war kein Bericht.

    Das war ein psychologischer Feldversuch darüber, wie viel Wahnsinn ein Mensch an einem Tag ertragen kann. Durchgeführt lebenden Objekt: an sich selbst.


    🏰 Willkommen in Absurdistan

    Herz-Aus-Gold war unterwegs im Westwald, Freunde besuchen.

    Weil sie es gerade brauchte. Ein bisschen Glaube, ein bisschen Sinn-Suche, ein bisschen „Was zur Hölle mach ich hier eigentlich noch?

    Also zog sie weiter in Richtung der Burg.

    Ich werde mir diese ominöse Kirche von Morthana mal etwas näher anschauen“, hatte sie gesagt.

    Ich schwieg.

    Denn wenn Herz-Aus-Gold was sagt, was nach Pilgerreise klingt, dann weiß ich: Da steckt mehr dahinter.

    Und ich hatte ja auch schon meine Begegnungen mit der ach so "heiligen" Kirche von Morthana gehabt. Das eine Mal hatte ich einen abtrünnigen von ihnen erschossen, als er in Berezino ein Bambi im Camp erschoss und beim nächsten Mal half ich der Kirche bei der Verteidigung und dem Abtransport der LKW aus Gorka, gemeinsam mit Bitwanted. Was ich da gesehen hatte in den Kisten... das reichte für einen ersten Eindruck vollkommen aus. Ernsthaft... ich weiß nicht, was wilder war. Diese Kisten an vergammeltem Menschenfleisch oder die Raider, die diese Kisten einfach in ihren LKW gepackt hatten, um alles mitzunehmen.

    Ich hatte echt keinen Bedarf da näher einzutauchen.
    Aber man kennt ja Herz-Aus-Gold... Sie will alles immer ganz genau wissen, verstehen, ergründen und so.


    Und hey – die Begrüßung war royaler als alles, was ich bisher so gehört habe.

    König NiggoB, Königin janinesta (Selina), Junker dakel und – Trommelwirbel – Erzbischof Nickelus ( Nickel).

    Volles Haus!
    Nachdem sie dem Herrscherpaar einen Teddybären voller Nägel überreicht hatte und dem Erzbischof Nickelus ( Nickel) zwei Packungen Nägel spendierte, fühlte sich sie gleich um mehr als 22kg leichter.

    Sagte sie mir scherzend. Da war die Welt noch in Ordnung...

    Die Burgführung stand als erstes auf der Tagesordnung: Ein bisschen Mittelalter, ein bisschen Ehrfurcht vor dem Gemäuer, ein bisschen „Sieh mal, wie ruhig und friedlich es hier sein kann.


    Und dann?

    Dann kam der Moment.

    Der Turm der Kirche.... atemberaubende Aussicht. Das muss man sagen.

    Herz genoss sie sichtlich und den Frieden, den der Wald von hier oben ausstrahlte. Ihr Blick viel auf die zugebaute Taverne, die ein gewisser Pilzjunkie bezogen hatte. Noch wusste sie das aber nicht, hatte ich ihr nicht gesagt.

    Ja, alles strahlte Frieden und Ruhe aus.

    Und plötzlich säuselte Erzbischof Nickelus mit dem Einführungsvermögen eines ganzen Abrisskommandos: „Dort unten sind übrigens Silas sterbliche Überreste begraben....“

    Herz: Still.

    Stiller als sonst. Also ich meine echt still. Dann beinahe wütend.

    Ich kann mir dieses Flackern in ihrem Blick förmlich vorstellen.

    Dieses „Was zum…?

    Dieses „Nein.

    Dieses „Nicht er. Nicht so.

    Drinnen tobte ein Sturm, der jeden Nordwind neidisch gemacht hätte.

    Das war nicht Silas“, sagte sie nach der ersten Sekunde des Schocks, als sei es das Beiläufigste der Welt.

    Das kann er nicht sein. Das ist ein Irrtum, eine Verwechslung...vielleicht hatte er einen Zwillingsbruder...."

    Ja, klar...

    Chernarus ist ja bekannt für seine grandiosen Verwechslungen und Missverständnisse, aber in diesem Fall gab es leider keinen Zweifel.

    Ich hätt' sie vorbereiten sollen. Wirklich. Ich wusste, dass es irgendwann rauskommt.

    Aber ich hab’s aufgeschoben. Und jetzt? Jetzt war es zu spät. Jetzt stand sie da, mit diesem Brocken Wahrheit im Magen, der sich nicht verdauen ließ, egal wie lange sie darauf herumkaute.

    Und ich?

    Ich durfte dabei zusehen, wie sie langsam zu zerfallen drohte. Das schlimmste: Ich war schuld.

    Aber das zeigte mal wieder, dass die Kirche von Morthana und besonders der Schmerzbischof Nickelus ( Nickel) eine ganz besondere Meinung zum Tod und Leben hatten.



    🍅 Segnung mit Beigeschmack

    Nach "seelischen Sturzflug" auf dem Turm hätte man Herz-Aus-Gold einen ruhigen Abend am Lagerfeuer bei ihren Freunden gegönnt.


    Stattdessen gab’s erstmal eine Zeremonie, durchgeführt vom Schmerzbischof Nickelus ( Nickel) persönlich, rund um rote Feldfrüchte.

    Ein geheimes Ritual, zu dem nur das Königspaar, Junker dakel und die spirituell zitternde Herz eingeladen waren.

    Was da genau geschah?

    Keine Ahnung.

    Sie erzählte nicht viel. Und das, obwohl sie sonst in jedem Apfelkern eine Geschichte sieht.

    Aber der Ton in ihrer Stimme sagte alles: Beeindruckt, zutiefst verwirrt aber doch irgendwie berührt.

    Und gleichzeitig voll im „Warum genau bin ich nochmal hier?“-Modus.

    Sie meinte, das brauche Zeit, das zu verarbeiten.

    Und hey - ich lese daraus ein klares: „Ich hab keine Ahnung, was da gerade abgegangen ist, aber es war heftig.

    Immerhin konnte sie mich beruhigen: Entgegen meiner Befürchtungen wurde kein Menschenfleisch verzehrt.

    Puh.

    König NiggoB hatte dem Erzbischof und der Kirche von Morthana sogar vor dem Einzug feierlich das Versprechen abgenommen, dass in den Mauern der Burg kein Menschenfleisch verzehrt werden würde.

    Der Erzbischof? Der begrüßte das sogar. Echt jetzt... Sie seien schließlich keine Kannibalen.

    Have I got news for you....

    Also alles kein Problem.

    Vermutlich war das auch der Grund, warum keiner von denen bisher an Kuru erkrankt war. Dennoch blieben die Kisten, die ich gesehen hatte, ein Rätsel.

    Aber ja. Ein Ritual war’s.

    Ein Moment zwischen Transzendenz und "Ich glaub, ich hab zu viel Pilze gefuttert".

    Und Herz-Aus-Gold?

    Die stand mal wieder mittendrin.

    Eingeklemmt zwischen Erdfrucht, Ehrfurcht und Erkenntnis.

    Sie lächelte, wie sie es sonst auch tut. Irgendwie.

    Aber ich weiß nicht, ob's ein "Ich verstehe jetzt mehr vom Glauben"-Lächeln oder nicht viel eher ein "Ich verstehe langsam, warum die hier so ticken, wie sie ticken."-Lächeln war.


    🔥 Grillabend mit Fesselspielchen

    Danach: Endlich die verdiente Lagerfeuerromantik.

    Wie eine wärmende Decke im eiskalten Sturm saßen die Freunde ums Lagerfeuer zusammen und erzählten sich alte Geschichten. Herz schwärmte förmlich davon, wie malerisch die Flammen die Schatten an den Burgmauern tanzen ließen.

    Man lachte. Sogar Herz. Und wer Herz kennt, weiß: Ein Lachen von ihr ist wie ein Sonnenstrahl in einem Land, in dem es sonst nur regnet.

    Aber dann… dann gingen NiggoB und janinesta in den Turm.

    Händchenhalten? Kronen polieren? Es gab noch ganz andere Erklärungsversuche...

    Was auch immer.


    Zurück blieb Herz mit dakel – und dem Erzbischof.

    Klingt wie der Beginn eines guten Witzes, wurde aber schnell zur Horrorshow.

    Denn: Der Erzbischof schlich sich geduckt von hinten an Herz-Aus-Gold heran und wollte sie fesseln!

    Einfach so. Kein Kontext. Kein Vorwand. Kein „Darf ich bitte mal symbolisch - rein symbolisch - deine Hand fürs Seelenheil binden?“ –

    Nein. Direkt: Anpacken. Erstmal mit einem Seil.

    Und Herz? Herz brüllte ihn an: FASS MICH NICHT AN!“ – und das nicht im Sinne von emotional berührt.

    Das war der Schrei einer Frau, die mehr erlebt hat, als manch einer jemals verstehen wird – und bei der gerade jemand versucht, ihre letzte Grenze zu überschreiten.

    Der König stürmte zurück, hochgradig alarmiert.

    Und was tat der Rächer der Schwachen?

    Nach einigem Hin und Her und einigen Ausflüchten seitens des Bischofs begleitete er Herz zu seinem Turm, um ihr das Nachtquartier zu zeigen. Doch kaum wollte der edle Herrscher das Tor öffnen, versuchte der niederträchtige Bischof erneut unser Herz zu binden. Da hatte der König genug davon. Er schoss dem Typen ins Bein. Einmal Beinschuss royal. Respekt, wer's selber macht!

    Ob ich bei ihm die Sache mit den Beinschüssen vielleicht lernen könnte?

    Naja. Jedenfalls verschnürte dakel den Erzbischof nun wie ein Paket.

    Und Herz-Aus-Gold?

    Ob ihr es glaubt oder nicht: Sie drehte komplett durch.

    Sagte sie zumindest hinterher zu mir.

    Sie brüllte den am Boden liegenden an: "WARUM, NICKEL? WARUM?" und als er sich befreien wollte, holte sie aus.

    Zack. Faust. Mitten ins Kreuz.

    Und dann: Stille.

    Der Bischof sackte zusammen wie ein schlecht gefalteter Unterstand.

    Herz befürchtete das Schlimmste und rannte in Panik davon; versteckte sich.

    Dachte, sie hätte ihn… naja ihr wisst schon.... umgebracht, getötet, ihm das Licht ausgepustet, das letzte Leben aus den Rippen geschlagen, ihn in die ewigen Jagdgründe geschickt, ihn über den Jordan gehen lassen.. lauter solche Sachen.

    Eben ein Schlag zu viel; ein Moment zu viel Wahnsinn.

    Und dann die Angst, dass sie wieder die war, die „zu weit gegangen war“.

    Dass sie überreagiert hatte.

    Wie damals bei Blue_Master und den Gummigeschossen.


    Aber: Der Erzbischof überlebte.

    Nennt es göttliche Fügung oder einfach einen zu schwachen Schlag. Aber er wachte auf.

    Er schien sich zu erklären. Was er sagte, weiß ich allerdings nicht.


    Und was macht man in so einem Moment als Herrscher?

    Richtig.

    Man zeigt Gnade und lässt den Unhold einfach wieder gehen.

    Weil... warum auch nicht?

    War ja nur ein versuchter Übergriff am Lagerfeuer unter Freunden. Nur ein harmloser Scherz.

    Was kann schon passieren?

    Ich mein, das war so absurd... ich musste lachen.

    Dieses Lachen, das tief aus der Kehle kommt, weil man nicht mehr weiß, ob man gleich weint.

    Herz fand das Ganze weniger komisch.



    🔁 War ja so klar...

    Herz-Aus-Gold war weggerannt aus diesem instinktiven Überlebensreflex, den man sich hier irgendwann zulegt wenn man oft genug gejagt wird.

    Und dakel? Der suchte sie.

    Fand sie im Klosterhof. Er kam auf sie zu. Mit erhobenen Händen, entwaffnend. Vertrauen schaffen, oder wenigstens so tun.

    Herz?

    Traute ihm nicht.

    Traute niemandem mehr.

    Kann man ihr das verübeln? Also ich kann's verstehen.


    Dann kamen NiggoB und der Erzbischof dazu.

    Ja genau der Erzbischof. Der, der eben noch durchgedreht war.

    Und genau dieser Erzbischof zog nun eine Schrotflinte und zielte auf Herz und den König.

    Hätte ja keiner ahnen können...

    "Ich wurde verraten! Verraten von meinem eigenen Volk!" stöhnte der König ungläubig.

    Was antwortete der selbsternannte Sprachrohr Morthanas? Richtig, sowas wie: "Wenn Morthana befiehlt, muss ich folgen. Ihr versteht?" Und zwar in richtig bedauerndem Ton. Als täte ihm das alles furchtbar leid, aber es müsse sein. Verstanden hat da niemand mehr irgendwas.


    Und dann ging’s rund.

    Im Dunkeln, wie ein Schatten aus alten Märchen, Fesselte der Erzbischof Herz.

    Klick. Diesmal mit Handschellen.

    Einmal „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ bitte.

    Herz versuchte, ruhig zu bleiben. Ruhig zu atmen und zu reden.

    Sie baute sich vor ihm auf und sagte betont und eindrücklich: "Nickel, das ist nicht nötig. Diese Fesseln sind nicht nötig. Wir können über alles reden."

    Auch der König befahl ihm, sie sofort loszubinden und der Junker solle den Erzbischof festnehmen.

    Was kam zurück?

    Keine Antwort. Nur ein Schlag mit dem Gewehr in Herz' Seite. Hart und unbarmherzig.

    Wieder versuchte Herz auf ihre Art zu deeskalieren: "Das war nicht nötig. Lasst uns heute nicht noch mehr Blut vergießen..."

    Der König stürmte vor.

    dakel ebenso, nur um sich versehentlich selbst zu fesseln.

    Ja, du hast richtig gelesen.

    Er. Fesselte. Sich. Selbst.

    Junge, du hattest eine verdammte Aufgabe!

    Ein Moment, so grotesk, dass ich bei der Schilderung fast lachen musste – wenn’s nicht so verdammt tragisch gewesen wäre.


    Dann: Ein Schuss.

    Der König fiel, genau vor Herz' Füße.

    Nicht tot, aber getroffen. Offenbar nutze der Erzbischof Platzpatronen.

    Herz schaffte es, sich zu befreien.

    Irgendwie.

    Adrenalin, Panik, pure Willenskraft. Sucht euch was aus.

    Der Erzbischof zielte auf sie, aber sie war schneller.

    Sie wich aus. Schlug zu. Traf ihn. Zweimal. Mit allem, was sie hatte.

    Faust. Noch eine. Ein regelrechter Nahkampf in der Finsternis.
    Mein alter Vater hätte dazu gesagt: "Recht so! Schad um jede, die daneben geht!"

    Auch Junker Dakel befreite sich und schoss nun seinerseits dem Erzbischof in die Seite.

    Kurz, klar, entschlossen.

    Endlich. Wäre ich dort gewesen, ich hätte ihm zumindest applaudiert.

    Der König wachte wieder auf.


    Als der Morgen graute, lag der Angreifer vor ihnen.

    Regungslos, tot.



    🎭 Der Mann hinter der Maske

    Erst danach – als die Sonne langsam aufging, als Herz-Aus-Gold zitternd vor der Leiche saß und dakel sich wieder gefangen hatte, wurde klar: Das war nicht der echte Erzbischof Nickelus ( Nickel) gewesen.

    Bei Lichte betrachtet fielen den Umstehenden einige Ungereimtheiten auf. Außerdem, so sagte Herz, habe er mit ihr gar nicht über Mothana reden wollen. Sie hätte es ahnen müssen.
    Der da vor ihr war ein Fanatiker gewesen. Ebenfalls ein Erzbischof, die @Nicke. Aber eben nicht ganz Nickel.

    Der echte Erzbischof Nickelus ( Nickel) war wohl nach seiner Führung und dem Ritual aufgebrochen zu einem Feldzug, wie andere später bestätigten.


    Was davon echt war? Keine Ahnung.

    Herz glaubt’s halb. Ich? Kein Stück.

    So oder so, das war eine Lektion im Wahnsinn gewesen, die keiner haben wollte.


    🧭 Und jetzt?

    Sie rief mich über Funk. Mit zittriger Stimme und versuchte ihre Gedanken zu ordnen.

    Ich sagte ihr: „Geh da weg, jetzt sofort!

    Kurz. Klar. Ohne Schnörkel.

    Aber sie?

    Blieb.

    Wegen NiggoB .

    Wegen janinesta (Selina).

    Wegen diesem absurden Theater aus Kutten, Krönchen und Kalibern.

    Weil sie – trotz allem – immer noch glaubte, dass irgendwas zu retten war.

    Dass Loyalität nicht nur ein Wort ist.

    Auch wenn jeder andere schon gegangen wäre.

    Sie blieb.

    Weil sie’s nicht anders konnte.

    Weil sie’s immer so machte.

    Und weil sie noch hoffte, wo andere längst abgeschlossen hatten.

    Aber sie blieb nicht in der Burg, sondern sie zog sich in das beschauliche Dörfchen Galkino zurück.
    Wenigstens etwas.

    🔥 Fazit?

    Natürlich hätte ich jetzt gern ’nen eleganten Abschluss.

    Ein bisschen Hoffnung, ein bisschen Glanz.

    So mit Pathos und ganz viel Gefühl.

    Aber ganz ehrlich?

    Chernarus ist der versiffte Hinterhof der Apokalypse.

    Und heute hat’s mal wieder nach Blut, Verrat und Schießpulver gestunken.


    Diese Welt verdient keinen hübschen letzten Satz.

    Nicht heute. Nicht nach diesem Bullshit.


    Vielleicht nur das hier:

    Wenn Herz-Aus-Gold heute nicht gestorben ist, dann weil sie sich mit beiden Fäusten gewehrt hat.

    Weil sie nicht still war, als die anderen vor Schreck schwiegen.

    Weil sie aufstand – selbst mit schmerzender Seite und der Waffe vor Augen.


    Und wer da draußen immer noch denkt, das hier wär nur ein Spiel…

    der hat noch nie gesehen, wie ein Erzbischof mit ’ner Waffe in der Hand "Gnade" predigt.


    Nr. 371 - Ende.

  • Fanaticismus tenebras accendit. Aliud telum umbrarum tantum...

    Qui cadit, alte cadit... Post hoc, difficile erit surgere...


    Edit: Falls es einige vergessen haben sollten... Spiele niemals mit Traumata einer Person...

    "Mit kleinen Kräften lassen sich große Ergebnisse erzielen."


    Sun Tzu

    Einmal editiert, zuletzt von Vittorio/Heleranos ()

  • 🖋️ Einsatzbericht Nr. 371 vom 25.07.2025 – Ein wackelndes Reich und ein sehr sehr langer Tag

    20250725221220_1 Kopie.jpg

    *Seufz* Ich weiß echt nicht, wie Herz das ausgehalten hat, jeden Tag zu schreiben... Aber hier kommt der nächste Bericht.


    Chernarus, bitte... ein bisschen weniger Chaos pro Tag wär auch mal nett.

    🕊️ Die Ruhe vor dem Sturm? Ein Witz.

    Der Tag fing, wie so viele Tage, mit dem Versuch an, einfach mal normal zu sein. Herz-Aus-Gold? Die hatte sich nach dem Kirchen-Fiasko in den Wald zurückgezogen. Richtung Galkino.

    Der Plan: Ruhe, Abstand, Bäume anschauen. Natur, ihr wisst schon. Wieder mal dieses altbekannte "Ich will einfach nur meine Ruhe".

    Das, was man eben so macht, wenn einem ein falscher Erzbischof Handschellen anlegt und der König einem bewusstlos vor die Füße fällt.

    Spoiler: Hat wunderbar geklappt. Nicht.


    Während sie also irgendwo zwischen am Boden zerstörten Weltanschauung und harter Realität auf dem Waldboden nächtigte... (meine Güte, ich fange schon an mich gewählt auszudrücken!), brannte im Königreich buchstäblich die Luft.

    Ein Raid hatte stattgefunden. Auf die Burg. Mitten in der Nacht, in der Herz im Wald schlief und nach Ruhe und Frieden suchte. Ich meine... noch mehr kann dir Chernarus doch nicht in die Suppe spucken, oder?
    Ach vergesst es... nichtmal ne ordentliche Suppe haben wir hier. Dann nehmen wir eben eine Dose Pipsi.


    König NiggoB und Königin janinesta (Selina) waren tief im Reich der Träume und der Erzbischof Nickelus ( Nickel) war auf seinem persönlichen Kreuzzug. Herz-Aus-Gold kam später, sah das Chaos und fragte sich, ob das jetzt göttliche Intervention oder einfach nur das gute alte Chernarus war.

    Die Burgmauer? Überwunden durch einen Turm.

    Der Hof? Aufgebrochen.

    Wer? Keine Ahnung. Aber Verdächtige gab es genug: MISA, der Pilzjunkie, die zwei verwegenen Drei, irgend so n' Überlebender, der Lust auf einen Raid hatte...

    Der Schaden? Geringer als gedacht, aber höher als befürchtet.

    Vor allem: Herbert war wieder verschwunden. Der geliebte rote Gunter von Königin janinesta (Selina). Im Königreich fürchteten sich schon alle vor den Konsequenzen...


    Der Kirchturm stand noch und das wurde von der Kirche gleich als göttliches Wunder interpretiert.

    Die Stimmung? Trotzdem im Keller.

    Ich für meinen Teil machte das einzig Sinnvolle: Ich polierte in Prigorodki das Camp auf, als wär’s meine alte DMR. Ich hatte so das Gefühl, man würde heute Abend jeden Kürbis und jedes Fischfilet hier brauchen. Etwas bahnte sich an.

    Und da sich Herz noch auf ihrer Reise befand und Silas aus bekannten Gründen nicht zurückkehrte, blieb es mal wieder an mir hängen.

    Wie in letzter Zeit so oft.


    Achja und wo wir gerade bei Herz sind... bevor sie überhaupt zur Burg zurückkehren konnte, musste sie noch ein Wolfsrudel bezwingen. Das Schicksal machte es ihr wirklich nicht leicht.



    🚙 Fahrzeugroulette und die hohe Kunst des Tauschs

    Beim Schlendern durch die Hochhäuser von Chernogorsk – ja, ich bin wirklich geschlendert... – stieß ich auf einen grünen Sarka. Der stand da einfach so rum. Ohne Sprengfalle, ohne Batterie aber sonst fahrtauglich. Alles schrie "Hallo! Ich bin ein Köder", aber auch als ich vorsichtig näher schlich, wurde kein Schuss auf mich abgegeben. Ich beschloss, die Gelegenheit beim Schopf zu packen.

    Und was macht man, wenn man ein nobles Gefährt findet?

    Man gibt’s der Königin, janinesta (Selina) natürlich.

    Weil wenn jemand einen Sarka mit Stil bewegt, dann sie. Alles andere wäre Verschwendung auf vier Rädern... okay genug Honig ums Maul geschmiert. Nein, ich hatte einfach Mitleid, weil sie in einer Nacht ihren kompletten Fuhrpark verloren hatten. Der war bei Weitem nicht so reichhaltig gewesen wie andere, die ich hier schon gesehen hatte. Aber dennoch ansehnlich. Und nun standen sie quasi vor dem Nichts. Da kam das Auto wie gerufen.


    Kaum war der eine Sarka versorgt, rannte mir in Elektrozavodsk der nächste vor die Füße... okay okay. Er rannte nicht, er stand da. Und es waren nicht meine Füße, sondern die von Pinky.

    Grün, schick, unversehrt – der Sarka natürlich. Nicht Pinkys Füße!

    Das Schicksal schien es gut zu meinen. Nach kurzem Blickaustausch war klar: Der bleibt in unseren Reihen.

    Der Samariter-Ada war zwar treu wie ein Labrador auf Beruhigungsmitteln und extrem geländegängig – aber ein Zweitürer?

    In einem Land, wo’s auf Sekunden und Deckung ankommt? Ernsthaft?

    Nee. Reicht.

    Nach Rücksprache mit Black Lion und Jammet war klar: Der Ada geht weiter an die Berezino Boys.

    Die Jungs hatten ihren Ada schmerzlich vermisst, suchten schon tagelang nach einem Ersatz – und wir hatten zufällig eine brauchbare Ersatzkarren mehr als geplant. Also machten wir den Tausch offiziell:

    Ada gegen einen ihrer LKW.

    Und was machen die Samariter mit einem LKW? Natürlich bedürftigen schenken.

    In diesem fall dem Königreich.

    Für König, Königin und den Wiederaufbau. Nägel schleppen, Bretter fahren, tote Bischöfe rausrollen – ihr kennt das.

    Win-Win, wie man so schön sagt.

    Ach – und Erzbischof Nickel?

    Der fand zwischen zwei Gebeten auch noch einen gelben Sarka.

    Weil offenbar selbst Chernarus einen Sinn für Farbgebung hat. Somit war die Kirche nun auch wieder eine Kirche auf Rädern.


    Die Autos der Burg waren also Geschichte.

    Geklaut oder geschrottet – keiner wusste es.

    Aber jetzt rollten sie wieder. Mit leiser Genugtuung. Und plötzlich sah alles auch gar nicht mehr so schlimm aus.


    Herz-Aus-Gold half beim Wiederaufbau der Burg und ging einer Ordensschwester namens Yeva bei den Bauarbeiten zur Hand. Die Königin hatte zum Glück noch ihre 22 kg Nägel dabei.

    Ich meine, das ist fast mehr als manche Fraktion an Moral mitbringt.

    Somit konnten zumindest die gröbsten Schäden beseitigt werden.


    🧃 Cala-J und die zwei Fremden

    Zwei Creeps durchquerten wieder Chernogorsk, direkt bei @Cala-Js bescheidenem Heim waren sie am Rumschleichen.

    Ganz ehrlich: Wie viele davon laufen eigentlich täglich durch seinen Vorgarten? Gibt’s da sowas wie ein Bonusprogramm? Zehnmal spähen, einmal raiden gratis?

    Aber hey – sie schauten nur.

    Noch.

    Vielleicht warteten sie einfach darauf, dass Cala die Tür öffnete. Aber er verhielt sich ruhig und wartete, bis sie gegangen waren.


    Ich? Ich saß später mit Pinky und Jammet am Camp.

    Feuer knisterte, auch mal schön. Wir angelten und grillen.

    So ’ne Art Apokalypse-Idylle.

    Chernarus in seiner seltensten Form: ruhig.

    Zumindest für fünf Minuten. Dann kam der große Knall.

    🧨 Operation: (Rache ist..) "Blutwurst"

    Was ich da noch nicht wusste: In der Schattenwelt der Gruppierungen und Fraktionen brodelte es gewaltig. Schon seit ein paar Wochen.

    Völlig unbemerkt von mir unter dem Radar hatte sich eine Art Zweckbündnis geformt.

    Banana OPs, Berezino Boys, die Kirche von Morthana, das Königreich im Westen... sogar ein paar Küstenkinder mit ordentlich Restwut beteiligten sich. Eine Koalition der Enttäuschten, der Zornigen, der Genervten.

    Sie alle hatten eines gemeinsam: die Schnauze voll. Von wem?

    Von den "Barbaren aus dem Norden", wie Nickel sie nannte; MISA.

    Genug von den ständigen Überfällen, dem Armbinden-Chaos, dem „wir schießen auf alles an der Küste, was sich bewegt"-Charme.

    Heute sollte Schluss sein.

    Heute sollte zurückgeschlagen werden.

    Ein Zweckbündnis formierte sich – kein „Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb“, sondern eher ein „Lasst uns gemeinsam den Typen auf die Fresse geben, die uns allen auf den Keks geht.

    Aber gerade als das Bündnis aufbrechen wollte, kam die Meldung rein: MISA war bereits im Begriff geraided zu werden. Von ein paar leuten mit grünen Armbinden.

    Und wieder einmal nicht die Berezino-Boys. Eine andere Gruppe war schneller gewesen – wer auch immer das war. Überraschung!

    Die Allianz stand also vor der Wahl: Umkehren? Sich an den Rand stellen und zusehen?

    Pff. Niemals.

    Sie hatten zu lange geplant, zu viel Zorn gestaut. Jetzt einfach wieder heimgehen? Das kam nicht in Frage.

    Also marschierten sie los. Stellten sich der Angreifergruppe entgegen. Und MISA. Zwei Fliegen, ein Aufstand.

    Und ich?

    Ich?

    Ich fuhr Taxi.

    Bambi-Taxi.


    🚖 Bambi-Taxi im Kugelhagel

    Eigentlich wollten Jammet, Pinky und ich anschließend Zelte füllen.

    Aber daraus wurde ein improvisierter Shuttle-Service in der Apokalypse.

    Pinky und Jammet bewachten Prigorodki und warteten auf die Bambis, die jedoch erst kamen, als die beiden schon Feierabend machten.

    Ironie des Schicksals eben.


    Tja und ich fuhr.

    Von Lager zu Lager. Von Küste zu Chaos.

    Egal wer, solange es Bambis waren und sie nicht auf mich schossen, wollte ich sie mitnehmen.

    Aber nie direkt ins Kampfgebiet.

    Wie Jammet immer sagte: Samariter sind keine Militärtransporter. Ich war zwar kein Samariter, aber nah genug dran.

    Wenn es ging füllte ich dabei die Lager immer etwas auf mit Dingen, die ich unterwegs fand. So hatte das Ganze wenigstens noch seinen Sinn.


    Und während sich irgendwo da oben im Norden Sturmgewehre auf Menschen richteten und die Gruppen und Fraktionen eine Schlacht austrugen, die unser Chernarus schon lange nicht mehr gesehen hat,

    saß ich unten am Steuer, sammelte Überlebende ein und fuhr weiter.

    Willkommen in Chernarus. Wo sogar der Taxidienst mit PTBS nach Hause fährt.


    Denn plötzlich: Sniper.

    Die Schüsse gingen vorbei, aber ich war nervös geworden.
    Ich sammelte ninja2.00926 (UltrA) in Berezino ein.

    Mein Herz raste. Ich lenkte etwas zu schnell.

    Baum.

    Kollision.

    Blackout.

    Aber wir wachten wieder auf.

    Der Schütze von vorhin? Weg.

    Der Motor? Beinahe am Arsch.

    Ich zum Auffanglager der Bereboys. Motor repariert, zumindest was ging.

    Und weiter.

    Dann Herz im Funk zu mir: „Stell den Betrieb ein. Sie sagen, das bringt Ungleichgewicht.“

    Hä? Wie bitte? Die von MISA schossen so viele der Angreifer ab, dass die Angreifer durch das Taxi im Vorteil wären?
    Okay... naja, sie war der Boss. Neutralität first oder so ähnlich.

    Und sie hatten ja recht, die Küste war förmlich übersäht mit Bambileichen. Am Ende sogar Prigorodki.

    So etwas hatten wir seit ein paar Monaten nicht mehr gesehen.

    Und wenn ich ehrlich bin – ich war auch durch.



    Etwas später war dann auch der Kampf vorbei. Wie genau alles ausgegangen war, wusste ich nicht im Detail. Aber ich glaube das war eine Anzahl an Gegnern, die selbst für eine Gruppe von der MISA-Klasse sehr haarig waren. Natürlich konnte man nun fragen, ob es so fair war, dass sich alle gegen eine Gruppe verbündeten?

    Naja, es waren ja nicht alle. Es gab genug Leute da draußen, die keine Ahnung hatten, was da heute Abend abging. Und mal ehrlich: War es so verwunderlich, dass die Leute irgendwann mal genug hatten und sich wehrten? Ich konnte das jedenfalls verstehen, auch wenn Herz-Aus-Gold natürlich zurückhaltender war. Neutralität und so.

    Aber so ganz tief im Innern fand ich schon, dass man sich auch mal wehren durfte.


    Naja das war jedenfalls die Episode mit der Schlacht. Andere würden ganze Romane darüber schreiben können oder Videotagebücher führen.
    Ich fuhr eben nur den Abend über von einem Ort zum anderen.

    Allerdings hörte ich dann irgendwann, dass Herbert gefunden worden war. Ja richtig! Herbert.

    Damit war die Sache für die Gruppen klar: MISA musste es gewesen sein, die die Burg in der Nacht überfallen und mit Wachtürmen eingenommen hatten, auch wenn wieder einige Stimmen etwas anderes behaupteten. Konnte man heute eigentlich noch guten Gewissens überhaupt etwas glauben?


    🚧 Tragik bei der "Selina-Bodenwelle"

    Später am Abend nahm ich eine Ziege mit und lud sie "zum Grillen" ein.

    In der Nacht parkte ich bei Gorka.

    Und traf dort auf janinesta (Selina).



    Gemeinsam fuhren wir zurück nach Osten in Richtung Svetlojarsk.

    Erzbischof Nickel ( Nickel) hatte ne Panne. Kühler war nötig.

    Wir halfen.

    Die Stimmung? Gut.

    Selina? Entspannt.

    Dann: Kamyshovo.

    Eine Bodenwelle.

    Ein Fehler.

    Ein verdammter Sekundenbruchteil.

    Auto überschlug sich.

    Selina: tot.

    Nickelus: ebenfalls.

    Nichts mehr zu tun.

    Nichts zu retten.

    Wir sicherten, was ging.

    Pascal/Ikarus, der rote Ritter, kam mit einem zurückeroberten LKW.

    Wir luden ein, was übrig war.

    Ich fuhr mit ihnen zurück, weil ich musste.


    🔥Fazit

    Herz-Aus-Gold und ich saßen später noch in der Burg.

    Sie noch immer ungewöhnlich still. Ich innerlich erschöpft und wütend über die Ereignisse der letzten Tage.

    Genau wie sie wusste ich einfach nicht, was ich sagen sollte.

    Also sagte ich das, was ich oft von mir gebe, wenn mir alles zu viel wird:

    „Herz… das hier ist nicht mehr unser Chernarus.“

    Sie schwieg.

    Aber wir waren noch da.

    Noch.

    Und das musste uns für den Moment einfach reichen.


    Nr. 371 - Ende.

    Kein Held. Entbehrlich. Aber verdammt nützlich.