Notizbuch Eintrag Nr. 1
Ich schreibe meine Gedanken hier auf und sende sie per Funk in die Welt hinaus, damit sich jemand erinnert, falls ich vollkommen meinen Verstand verlieren sollte.
Nach der Schlacht von Vybor gegen die Chedaki bin ich nur knapp dem Tod entkommen. Es war ein wahrhaftes Massaker. Ich war während des Gefechts wie in Trance, doch als ich schwer verwundet inmitten einer Vielzahl von durchsiebten Leichen in dieser Halle aus meiner Ohnmacht erwachte, packte mich das pure Grauen. Überall Blut, links und rechts tote Gefährten unseres Zweckbündnisses, aber auch haufenweise tote Feinde. Leichenteile, unzählige Splitter explodierter Granaten, der Geruch verflogenen Giftgases. Und... absolute Stille. Gerade in diesem Moment war ich klar wie schon lange nicht mehr. Vielleicht lag es an dem Adrenalin, das meinen Körper durchflutete.
Mit letzter Kraft konnte ich mich auf allen vieren, völlig unbewaffnet und stark blutend, vom Schauplatz des Massakers davon stehlen. Kurz bevor überlebende Chedaki vermutlich gesehen hätten, dass ich noch lebe. Ich musste über Leichen und Trümmer kriechen. Sogar über einen Gefährten, der mir mein gebrochenes Bein versorgt hatte und kurz darauf per Kopfschuss tödlich getroffen wurde. Armer Kerl, er starb, weil er mich gerettet hatte.
Der Streifschuss an meinem Kopf, verursacht durch einen feindlichen Sniper, hatte zwar meine Schädeldecke gestreift & ein klaffende Wunde hinterlassen. Aber ein paar Millimeter weiter links, das wäre das Ende gewesen. Vielleicht wäre es auch besser gewesen. Aber es sollte wohl noch nicht sein.
Erst wollte ich mich tot stellen, bis die UNOC anrückt. Aber wer weiß ob mich Vize-Kommandeur Wuestenfuchs nicht festgenommen hätte, nachdem er mich per Funk der Spitzelei für die Chedaki verdächtigte. Außerdem zerlegen die Schergen Bardaks gerne ihre toten Gegner. Beides keine gute Ausgangsposition.
Da wollte ich dann doch lieber mein Glück in meine eigenen Hände nehmen. Besser, als in einer dreckigen UNOC Zelle oder gar als Menschensteak zu enden. Also kroch ich im Tempo einer neunundachtzigjährigen Sumpfschildkröte gen Vybor Innenstadt, hinter mir hinterließ ich eine lange, dunkelrote Blutspur.
Für jeden Zombie wäre ich ein einfacher ZombieSnack gewesen, aber zum Glück waren keinerlei Untote in der Nähe. Die Chedaki waren hier wohl sehr gründlich.
Die alte, fahrbereite Olga in der Ortsmitte kam mir da gerade recht. Mit den letzten Tropfen Benzin habe ich es trotz furchtbarer Schmerzen, großem Blutverlust & einiger zermatschter Zombies auf Motorhaube & Scheibe nach Severograd geschafft.
Mit letzter Kraft schleppte ich mich die Treppen hinauf in unsere sichere Basis. Dann war alles schwarz. Meine letzten Gedanken waren: "Ok, wenigstens sterbe ich hier, nicht als anonyme Leiche auf dem Schlachtfeld."
Als ich erwachte, wusste ich nicht wo ich war. War das der Himmel? Die Hölle? Das Brummen des Kühlschranks und kalte Zugluft, die durch die kaputten Fenster kam, ließen mich aber schnell erkennen, dass ich zuhause war. In unserer kleinen, sicheren Base. Es kam dem Himmel zwar nicht sehr Nahe, aber die Hölle war es auch nicht.
Dort hatte ich nun Zeit, mich einige Tage ausgiebig zu erholen. RelaxX und Lux_* haben meine Wunden versorgt und die mit heilenden Kräutern versetzten, äußerst schmackhaften Suppen unserer Nachbarin *Rosaly* haben den Heilungsprozess sehr beschleunigt.
Dazu gibt es jeden Tag eine ordentliche Portion Cannabis. Die einzige Möglichkeit, meinen Zustand in Waage zu halten und mich vor dem Wahnsinn zu schützen. Seit dem ich diese Droge zu mir nehme, ist die schreckliche Stimme im meinem Kopf kaum noch wahrnehmbar. Leider gehen unsere Vorräte zur Neige.
Wenn da draußen jemand einen ordentlichen Cannabis Vorrat besitzt... ich zahle einen guten Preis dafür!
Nun nehme ich mir die Zeit, meinem alten Feund [WoT] Eiliger Stuhl zu schreiben und eine Nachricht an Murphy zu verfassen. Ich glaube, diese beiden Personen können mir am ehesten helfen, meinen Verstand zu retten. Ganz ohne Drogen.
Jedenfalls werde ich mich auf den Weg machen, sobald ich wieder fit genug bin.
Eintrag Ende