Beiträge von Herz-Aus-Gold

    24. Mai 2023 – Zufriedenheit


    Ein neuer Tag, ein neues Glück. Viel ist heute aber nicht passiert, es geht wesentlich ruhiger zu. So sehr ich es mag, anderen Überlebenden freundlich zu begegnen und Bambi zu versorgen, gestern war schon ein extremer Ausnahmetag. Daher bin ich nun doch ganz dankbar, dass ich am Lager eine „ruhige Kugel“ schieben darf.


    Ich versuche, mit unseren Freunden, Bekannten und Verbündeten in Kontakt zu treten. Opi, Custer, Dani, Shizo und Tabasko und etwas später auch Wolfgang und Brah sowie Kevin und Max sind anwesend. Die ersten drei melden sich aus dem anderen Chernarus, das sie gerade „besuchen“. Das klingt ja schon fast wie ein Schüleraustausch….. Ich für meinen Teil fühle mich aber hier wohl und lege ein paar weitere Felder für unser Lager an. Alle drei Unterstände und die beiden Autozelte stehen noch und sind ordentlich gefüllt. Aber wir könnten noch etwas medizinische Versorgungsgüter gebrauchen, also beschließe ich, im Krankenhaus in Chernogorsk vorbeizuschauen. Der Weg dorthin ist relativ mühelos, von ein paar Zombies abgesehen. Dort angekommen nehme ich wieder alles mit, was ich so finden kann und drehe weiter meine Runde in Richtung Vergnügungsviertel. Da sehe ich tatsächlich drei Partyzelte in gelb und rot/orange. Ich habe noch nie zuvor Partyzelte gefunden! Natürlich sehe ich mich ob, ob nicht irgendwo ein neidischer Überlebender ein Auge auf meine Beute und die Zelte geworfen hat, aber alles scheint sicher. Ich mag etwas übervorsichtig geworden sein, aber wie sagt der Volksmund? Vorsicht ist besser als Nachsicht. Die Zelte sehen irgendwie ulkig aus; so überhaupt nicht nach der typischen Apokalypse. Für einen Moment überlege ich, ob ich sie nicht für das Bambi-Auffanglager mitzunehmen, aber da wir nun bereits zwei große Autozelte und einige Unterstände haben und ich ohnehin ziemlich voll bepackt bin, beschließe ich, die anderen über ihren Standort zu informieren. Ich glaube, Kevin und Max haben Interesse. Nach seiner Erkundungstour begibt Blue sich wieder zurück zum Bambi-Auffanglager und weiter in Richtung Tankstelle. Dort entdeckt er ein Autowrack, aber da wir momentan kein Platz für ein weiteres Auto haben, nehmen sich Kevin und Max das Gefährt, nachdem sie es wieder fit gemacht haben. Wenn das so weiter geht, könnten sie schon fast einen Verleih aufmachen :D


    Ich renne zurück zum Camp und treffe dort unseren Blue. Ich bin froh, dass er mir nicht mehr böse ist wegen der jüngsten Vorfälle. Später kommen Kevin und Max mit ihrem fitten, roten Olga vorbei und fahren hupend zum Brunnen. Fast wie der Venga-Bus. Ich muss lachen. Sie füllen den Kühler auf und ziehen wieder ihrer Wege. Alles in Allem war es für die beiden bestimmt ein erfolgreicher Tag und auch ich bin rundum zufrieden. Kein geplündertes Lager, kein böser Sniper, Combat-Logger oder Assi-Bambi.


    Alles ist so, wie es sein sollte. Ich hoffe, der Frieden hält.


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    Ein Geräusch von außen weckt mich. Das kenne ich nur zu gut. Es ist das Geräusch zweier aneinanderreibender Holzstäbe. Wie oft habe ich es gehört, als ich in Vergangenheit Unterstände für unser Bambi-Lager aufgestellt habe? Ich weiß es nicht. Aber ich bin natürlich sofort auf den Beinen. Jemand ist an unserem Lager in Spe. Und dieser jemand baut etwas auf – oder ab? Vielleicht meine Freunde? Trotzdem bin ich vorsichtig und schleiche mich zum Fenster. Jammet, Shizo, Tabasko und Ravini melden sich per Funk. Sie sind nicht am Camp. Okay, also Vorsicht. Durch das Fenster ist nichts zu erkennen. Mein Fass steht noch im Nebenraum. Gut, dann gehe ich eben behutsam nach draußen. Ich sehe keinen Unterstand. „Komisch… ich habe doch gerade Holz gehört…“, murmle ich vor mich hin. Ravini warnt: „Also wer Holz hört, der sollte mal zum Arzt gehen…“ Seine laute Stimme schmerzt in meinem Ohr. „Mann, seid ihr heute laut…“, beginne ich benommen. Ich bin wohl noch nicht ganz ausgeschlafen. Ich reibe mir die Augen. Da, gegenüber vom Brunnen an der Bretterwand steht tatsächlich ein Gerüst mit Stöcken und Seilen, wo später einmal ein Unterstand stehen soll. Ja, es ist jemand hier. Ich sehe mich um. Zuvor hatte ich noch die Daunenjacke mit Gütern an den Brunnen gelegt. Also hat sich da offenbar schon jemand bedient. Jammet und Tabasko bestätigen das, sie haben von den Verbrauchsgütern schon einiges an sich genommen. Okay. Ich prüfe den Garten und sehe aus den Augenwinkeln jemanden am Brunne vorbeihuschen. Ein Überlebender! Ich renne einen Apfel kauend auf ihn zu. „Hoffentlich ist es ein lieber Überlebender..“, sage ich zu mir selbst. „Hallo!“, begrüße ich mein Gegenüber freundlich. „Mahlzeit! Schönen guten Tag!“, grüßt mich eine hocherfreute und überaus freundliche Stimme zurück. „Grüß dich!“, erwidere ich nochmals und ignoriere Ravinis Stimme in meinem Ohr. „Du meinst, jetzt gibt’s noch liebe Überlebende?“, zweifelt er. Aber das ist mir jetzt egal. Der Fremde antwortet: „CRK…, vom modded Server!“ So ganz verstehe ich ihn nicht, aber CRK ist eindeutig! Er kommt aus dem anderen Chernarus und gehört dem vielzitierten CRK an. Na das ist ja in der Tat eine freudige Überraschung! Eigenartigerweise kommt mir nicht für den Bruchteil einer Sekunde der Verdacht, dass es sich bei ihm nicht um jemandem vom CRK handelt. Keinerlei Misstrauen, ob seine Behauptung stimmt. Er klingt so freundlich und hilfsbereit, dass ich einfach blind glaube, was er sagt. Abgesehen davon, baut er gerade am Unterstand. „Das freut mich ja! Wie war der Name? Ich hab‘s akustisch nicht ganz verstanden…“, frage ich höflich nach. „CRK Shaitan vom modded Server“, wiederholt er. „Ach, der große Shaitan?“, gebe ich überrascht und erfreut zurück. Tobi, der ebenfalls vom CRK kam, hatte mir schon erzählt, dass er gewissermaßen das CRK leitet. Welch unerwartete Ehre, ihn hier begrüßen zu dürfen. „Ja hallo! Das freu mich ja. Ich habe gerade gedacht, ich höre doch irgendjemanden mit Holz hantieren…“, beginne ich. „Ja, wie immer! Solange noch nichts geht… und irgendwie so Bambi-Fights an der Küste habe ich so gar keine Lust drauf, ja komm, gehste halt mal hierhin. Tobi hat ein bisschen was erzählt. Da hab ich gedacht: Komm, gehste mal kucken. Da hab ich gesehen, es steht kein Unterstand. Sehr gut, kann ich CRK-Arbeit machen.“ „Ja klasse! Vielen Dank!“, bedanke ich mich. Wir besprechen, was wir nun tun und teilen uns die Arbeit an. Per Funk gebe ich meinen Freunden bescheid, dass Shaitan gerade am Camp im Auftrag des CRK das Lager aufbaut. „Gibt es hier Krieg, wer das Lager aufbauen darf?“, scherzt Tabasko. Aber nein… ich nenne das friedliche Koexistenz. „Was für ein Wort? Hab ich ja noch nie gehört…“, witzelt Opi weiter. S-TLK gesellt sich ebenfalls in den Funkkanal. Klar, dass die das Wort nicht kennen.


    Ich fange an, ein paar Felder anzulegen und zu bestellen, während Shaitan den Unterstand aufbaut. Dummerweise fange ich mir eine Erkältung ein, aber ich habe zum Glück genügend Äpfel, um mein Immunsystem zu boosten. Ich hole ein paar Steine für einen Ofen und beginne mit dem Aufbau der Grillstelle. Etwas Rinde ist ebenfalls schnell organisiert und ich geselle mich zu Shaitan, der im Grill-Haus bereits eine Feuerstelle bestückt hat. Ich glaube ein warmes Feuer wäre nun genau das Richtige. Ich nutze ein hergestelltes Kit zum Feuermachen und bald brennt im Kamin tatsächlich ein kleines Feuerchen. Sofort wird mir angenehm warm. Shaitan hat schon etwas Tetracylin in den Unterstand gepackt, sodass ich meine Erkältung sofort angemessen behandeln kann. Prima! Ich bedanke mich, nehme mir eine Tabelle und setze mich zurück ans Feuer. Jammet meldet sich nun auch wieder per Funk, dass er unterwegs ist. Mir geht es schon etwas besser, das Medikament hat gewirkt. Ich setze mich neben Shaitan und genieße das wärmende Feuer, auf dem er etwas Fleisch brät. Er möchte wissen, ob wir auch vorhaben einen Außenposten in Chernogorsk zu erreichten, denn dort haben sie in ihrem Chernarus eine Station. „Hier wollten wir jetzt was Kleineres Aufbauen und dann schauen wir, ob wir auch bei Solnichniy und Staroye etwas machen können. Aber vielleicht machen wir auch mal etwas in Berenzino. Wer weiß… mal schauen.“, erkläre ich. „Wie viele seid ihr denn?“, möchte mein Gegenüber wissen. Tja, das ist schwer zu sagen. Es gibt einen „harten Kern“ aus 2-5 Samaritern und viele viele Freunde, Bekannte und Verbündete drum herum. Aber im Gegensatz zum CRK sind wir lose organisiert und agieren situationsbedingt. Ich setze mich und wir essen gemeinsam etwas Fleisch. „So, dann erzähl mir mal einen Schwank aus eurer CRK-Zeit!“, bitte ich. Ich liebe Geschichten und so eine Gelegenheit kommt bestimmt nicht so schnell wieder. Shaitan lacht. „Naja eigentlich habe ich angefangen und relativ schnell gemerkt, dass es alleine nicht ganz so geil ist. Hab so ne Bambi-Fraktion gegründet, die sich relativ schnell zerstritten hat und irgendjemand hat die Codes von der Base geändert. Dann hatte ich genug vom Teamplay und hab mir gesagt: Komm, machst du alles wieder alleine. Und dann habe ich mich daran erinnert, dass das CRK am Anfang ziemlich cool war und bin zum CRK. Ich dachte: Hey, da hast nen coolen Clan! Aber als ich dann drin war, habe ich gemerkt, dass viele inaktiv waren und auf einmal habe ich das CRK für ein Jahr lang ziemlich allein gespielt. Dann kam der nächste Kollege, aber aufgrund der alten Geschichten, die mir die Leute erzählt haben, bin ich paranoid geworden. So von wegen Unterwanderung von Clans und so… dann habe ich den neuen Kollegen so 2-3 Monate erstmal auf Sparflamme gehalten und er hat so sein Ding gemacht, ich so meins naja und jetzt sind wir so bei 11 Leuten.“ „Cool, das ist ja richtig super! Da kann man ordentlich was aufbauen.“, bestätige ich. „Es ist super cool, dass es hier auf eurem Chernarus nun auch eine Fraktion gibt, die sowas macht!“, lobt er. „Naja wir machen das ja schon seit 2016 an unterschiedlichen Orten, aber nie so richtig mit Basis und Auffangcamp. Eher mit Kisten und Zelten. Aber seit wir hier sind, haben wir was Neues ausprobiert. Macht Spaß. Vor allem aber viel viel Drama…“, erwidere ich. „Ja! So gerade mit den Unterständen. Das hat am meisten Impakt, die Leute wollen am Anfang schnell starten. Letztendlich ist es das, was am meisten hilft. Gleichzeitig bist du da aber auch am meisten angreifbar…“, bringt es Shaitan auf den Punk. Ja, das ist in der Tat der springende Punkt. Zum Glück haben wir keine Basis. Wir sind Eichhörnchen. Immer irgendwo was. Alles andere macht keinen Sinn, aber der Austausch tut gut.


    Das Feuer erlischt und Shaitan möchte aufbrechen, um eine Autobatterie zu finden und ein Auto flott zu machen: „Man sieht sich! Ich wünsche alles Gute!“. Ich bedanke mich und folge ihm nach draußen, dabei laufen wir fast in ein Bambi rein. „Hallo! Kannst du reden?“, frage ich den Fremden. „I’m little Vishnu. Help little Vishnu!“, bringt er hervor, aber anhand der Stimme ist mir sofort klar, dass es sich um S-TLK handelt. Haha, der Scherzkeks! Ich begrüße den kleinen Vishnu überschwänglich und helfe ihn beim Ausstatten. Auch Wolfgang gesellt sich in unseren Funkkanal. Er berichtet, dass der nette CRK-Mensch ihn auch versorgt hat. Ein wunderschöner Wipe-Tag bisher. Während ich das Lager weiter aufbaue und mich um die Felder kümmere, sucht auch Hikaru ihren Weg. Wir sind nun eine richtig schöne, große Gruppe, aber trotzdem jeder irgendwie für sich. Als ich hinter dem Koch-Haus einen Unterstand aufbaue, sehe ich durch das Fenster ein rotes Auto anfahren und jemanden aussteigen. „Oh oh!“, flüstert Jammet. Ich gehe auf das Auto zu und grüße die beiden. Im Auto ist wohl wieder Shaitan gewesen, denn er grüßt mich. Das fremde Bambi mit rotem Rucksack wirkt leicht irritiert und antwortet auf meine Begrüßung und die Frage nach seinem Namen zunächst nicht. „Ich habe leider nichts zu Essen“, beginnt es dann doch zu reden. Ich führe ihn zum Zelt mit dem Essen. Dabei sehe ich, dass Shaitan neben dem Bambi auch ein Auto-Zelt, einen Generator und einen Kanister dagelassen hat. Wow! Ich frage das Bambi nochmals nach seinem Namen. Wieder keine Antwort. Dann nach etwas Nachfragen, stellt er sich als Wlad vor, der nicht vom CRK kommt. Noch ein Vlad… wie unterscheiden wir ihn jetzt von unserem Vlad? Ich werde ihn Wlad, den Stillen nennen. Er kommt auch aus dem anderen Chernarus. Leider sieht es mit den Kleidungsstücken noch nicht so gut aus. Hikaru meldet auch, dass sie Kontakt zu einem Bambi hat, aber er scheint friedlich zu sein. Es stellt sich heraus, dass sie wohl gerade Shaitan getroffen hat. Wie witzig… die Welt ist klein. Er nimmt sie mit zum Camp. Ein Taxi, auch mal eine tolle Idee! Sie berichtet auch von noch einem Bambi namens Monte oder so. Heute ist wirklich eine Menge los!


    Wlad möchte nach Dubrovka und ich biete ihm an, ein paar Äpfel mitzunehmen. Er sagt, er sei dort gestorben und dann an der Küste als Bambi wiedergeboren worden. Der ewige Kreis hier in Chernarus. Da er scheinbar nicht darüber reden möchte, was ihm passiert ist, verabschiede ich ihn und wünsche ihm alles Gute. Schon begebe ich mich wieder an den Aufbau des Unterstands am Feld, als erneut ein Auto ankommt. Shaitan liefert Hikaru ab und baut ein zweites Auto-Zelt auf. Meine Güte, sind die Dinger groß. Aber da kann man bestimmt sehr viele Versorgungsgüter unterbringen. Ich bedanke mich. „Nicht dafür, nicht dafür.“, erwidert er. Ich begrüße Hikaru, die ein gelbes Fass mitgebracht hat. Wir stellen es provisorisch unter und dann macht sich Hikaru an die Arbeit an den Feldern. Shaitan bietet uns das Auto an, aber ich bitte ihn es erst einmal zu nehmen. Er beschließt, sein zweites Auto zu holen und es später hier abzustellen. Toll! Allerdings haben wir noch keine Stelle, wo wir es sinnvoll parken könnten. Aber darum kümmern wir uns später. Für den Moment packen alle an. Vishnu sortiert Kleidung, Hikaru kocht und ich kümmere mich um den Rest.


    Etwas später versuchen Wolfgang, die Auto-Zelte sinnvoll zu positionieren, aber so einfach ist es gar nicht einen passenden Ort für sie zu finden. Auch unser Vlad (also nicht der Stille) kommt in den Funkkanal und gesellt sich zu uns. Ich laufe zum Brunnen und sehe ein Bambi im roten T-Shirt. Allerdings grüßt er nicht und ich vermute, die anderen haben ihn bereits begrüßt. Ich frage ihn, ob er etwas braucht, aber er hat selbst ein paar Äpfel gefunden. Dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen… das Bambi ist der Tobi vom CRK. Ist ja witzig… Endlich schaffen wir es, beide Autozelte ordentlich hinter einem haus zu positionieren. Hikarus Fass wird auch versteckt und Shaitan kommt mit einem grünen Auto an. Wow… was für ein Kraftakt, aber toll, dass uns so viele Freiwillige von überall her helfen! Eigentlich hatte ich vor, dieses Lager hier klein zu halten. Aber nun stehen zwei Stattliche Auto-Zelte und ein Unterstand da. Einfach unglaublich.


    Vlad ist nun auch am Camp angekommen und trifft auf ein anderes Bambi an der Straße. Ich laufe ihnen entgegen und grüße freundlich. Eine weibliche Stimme antwortet. „Hallo! Wen haben wir denn hier?“, grüße ich freundlich. „Hallo! Ich warte eigentlich nur auf meinen Mann…“, beginnt die freundliche Stimme zu erzählen, „Ich wollte eigentlich nach Berenzino, aber ich bin hier gespawnt…“ „Na dann hast du ja Glück. Komm mal mit, wir haben hier Dinge, die du nehmen kannst. Nicht viel, aber ein Bisschen was.“, beginne ich. „Das ist nett von euch!“. Ein paar Schüsse in Chernogorsk sind zu hören, aber wir ignorieren sie. Die Frau stellt sich als Annika vor. Ich erkläre ihr, was wir hier tun führe sie zum Brunnen. Laut Tobi läuft auch ein Bambi ohne Mikro hier in der Gegend herum. Interessant, aber hoffentlich nicht gefährlich. Hikaru kocht auf Hochtouren Fleisch am Ofen und ich verteile es an die hungrigen Überlebenden. Annika bedankt sich freundlich und sagt, dass sie nun ihren Mann Joe suchen möchte. Auch sie beide kommen aus dem anderen Chernarus. Ich wünsche ihr noch viel Erfolg und Spaß und verabschiede sie.


    Wir arbeiten weiter am Camp, als S-TLK ein Bambi mit gelber Daunenjacke und blauem wasserdichten Rucksack bei den Gleisen entdeckt. Ich versuche ein Gespräch aufzunehmen, aber mein gegenüber steht einfach nur da und antwortet nicht. Puh… Ich versuche es auf Deutsch, auf Englisch und Französisch. Keine Reaktion. Unser Vlad steuert wohl Russisch bei, aber auch hierauf folgt erst einmal keine Reaktion. Wieder und wieder versuche ich eine Antwort aus dem Gegenüber herauszubekommen. Vlad meint, ich sei echt gut mit Bambis. Naja, aber was nützt es, wenn es nichts sagt? Da hält der Fremde uns ein Zettel hin. „I from Aleksei“. Er kann wohl nicht reden, aber er gehört zu Alexej, dem Chernarussen. Alles klar. Ich nicke. „From Alexej. Ah!“. Vermutlich versteht er kein Deutsch. Vlad ist etwas irritiert, weil sein Freund auch Aleksej heißt, aber ich kläre ihn auf, dass es auch den Chernarussen namens Aleksej heißt. Eventuell ist es ja sein schweigsamer Freund oder sein Sohn. Wir verabschieden den Fremden und ich wünsche ihm alles Gute. Vlad geht mit dem kleinen Vishnu mit dem Auto ins Sommercamp, um ein paar Kleidungsstücke zu bringen. Unterdessen räumen Hikaru und ich noch etwas im Camp und ich stelle einen weiteren Unterstand auf aus Plane und Leder.


    Wieder etwas später kommt ein Bambi in roter Regenjacke zu uns an den Brunnen. Ich grüße freundlich und er stellt sich mir als MJoe vor. Über die Schreibung bin ich mir nicht ganz sicher, aber das macht ja nichts. Wir geben ihm etwas zum Essen und ich erkläre ihm, wer wir sind. „Ist das ein friendly-Lager?“, fragt er, „Wir sind die Samariter von Chernarus und versorgen hier Bambis.“, erkläre ich. „Coole Sache!“, bestätigt er. Hikaru brät weiter Fleisch und ich gebe ihm etwas ab. Am Brunnen kommen wir etwas ins Gespräch. „Ihr wartet den ganzen Tag hier auf Bambis?“, fragt er. „Naja wir haben hier unser Lager und schauen, was der Tag so bringt.“, erwidere ich. „Ich wollte eigentlich nur was trinken und nach Elektro ziehen, weil mein Freund da wartet.“, erklärt er mir noch. Dann lasse ich ihn ziehen und wünsche ihm alles Gute.


    Schließlich bauen Hikaru und ich noch Steine ab und bauen daraus eine schöne Grillstelle für das Camp. Zusammen geht es besser und schnell steht unser kleines Bauwerk. Richtig gemütlich sieht es nun aus. Ich gehe noch kurz etwas ins Industriegebiet, um nach Rucksäcken und Regenmänteln zu suchen, da begrüßt Hikaru wieder ein Bambi am Camp. Mann… heute kommt man echt nicht zu Ruhe, aber schön, dass wir gebraucht werden. Sie übernimmt den Erstkontakt und ich komme so schnell es geht zurück. Er wirkt etwas komisch auf Hikaru, denn der Fremde scheint heute schon mehrmals hier gewesen zu sein. Aber seine Stimme kommt mir bekannt vor. Er gibt sich als Wlad zu erkennen. Achja, das war der Stille. Er fragt, was mit den Zelten passiert ist, aber ich erkläre ihm, dass wir sie umgestellt haben. Er ist wohl an seinem Ziel angekommen, wurde dann aber wieder getötet. Hikaru hat ihn aber schon vorbildlich mit Essen versorgt und nun will er wieder weiterziehen. Ich gebe ihm ein paar lange Hosen, wünsche ihm Glück und lasse ihn ziehen. Er erwähnt noch, dass er Freunde hat und ich bitte ihn, dass er seinen Freunden von dem Camp erzählt und sie unsere Zelte, Kisten und Fässer in Ruhe lassen. Wir arbeiten hier ja ehrenamtlich und unter Einsatz unseres Lebens und da möchte man nicht am laufenden Band mit asozialen Überlebenden, die alles plündern, zu tun haben. Er verspricht es auszurichten und zieht weiter.



    Es wird Abend. Wir verstauen S-TLKs und Vlads Lieferung an Bambi-Kleidung in den Zelten. Nachdem Hikaru und ich die Felder soweit in Ordnung gebracht haben, lasse ich mich müde in mein Bett fallen. Das Camp steht, die Hoffnung lebt. Wir haben heute eine unglaubliche Masse an Überlebenden kennengelernt und ihnen hoffentlich einen schönen Empfang bereitet. Was will man mehr?


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    Hi Whoomba!

    Ich grüße dich :)
    Freut mich, dass du Interesse hast, auf dem Vanilla mitzumischen. Du darfst mir gerne deine Steam-ID oder am besten Discord-ID schicken, dann lade ich dich auf unseren Discord ein. Dann lernst du uns kennen und wir können schauen, mit wem du dann bei Gelegenheit mal durch die Gegend ziehen kannst. Gerade sind ja einige Neue in der Gruppe, die Weggefährten suchen :)

    Liebe Grüße!

    Herz

    23. März 2023 – Wipe-Day


    Ich öffne meine Augen und sehe als Erstes jede Menge Container. Die grelle Sonne blendet mich und als ich an meinem Körper hinabsehe, entdecke ich die typische Kleindung eines Bambis: Kurze Wanderhosen, ein zerschlissenes T-Shirt, - selbstverständlich in Rot - und makellose Sportschuhe. Aber hey, die Frisur und das Makeup sitzen! Spaß bei Seite… Es ist wieder Wipe-Tag. Für die Unwissenden unter euch eine kleine Erklärung: In Chernarus wird schon seit Anbeginn der Zeit in gefühlt regelmäßigen Abständen „reiner Tisch“ gemacht. Es gibt eine große Reinigungsaktion, wenn man so will. Und zwar nicht durch Kriege, Seuchen, Hungersnöte oder dergleichen. Mehr durch eine höhere Instanz, wenn man so möchte. Wenn das der Fall ist, werden alle Überlebenden zurück in die Küstenregion versetzt und natürlich aller Ausrüstung beraubt. Das bedeutet auch, dass sämtliche Lager, Basen, Camps, Zelte und so weiter alle verschwunden sind. Früher war das für mich immer schrecklich. Ich meine, was soll das alles? Man setzt sein Leben aufs Spiel, sammelt und baut auf, nur damit es dann plötzlich alles weg ist. Von einem Moment auf den anderen, fast wie durch eine unsichtbare große allmächtige Gewalt. Ich weiß noch, dass ich eine Zeit lang kurz vorm Aufgeben war, weil das alles einfach sinnlos erschien. Das waren aber auch Zeiten, in denen man nie genau wusste, wann es wieder so weit sein würde. Wie hält man so etwas aus? Lange Zeit habe ich Chernarus den Rücken gekehrt. Tja und dann landete ich hier in dieser Gemeinschaft, von der ich hier schreibe. Und wisst ihr was? Die Überlebenden scheinen diesen „Wipe“, also die große Reinigungsaktion regelrecht zu feiern! Man weiß im Vorfeld, wann es soweit ist und dementsprechend wird am letzten Tag nochmals richtig „die Sau rausgelassen“. Die Stimmung ist einfach unbeschreiblich und es gibt sogar Leute, die sich diesen Wipe regelrecht herbeigesehnt haben. Denn er hat auch positive Nebeneffekte: Es gibt neue Veränderungen in Chernarus zu erkunden. Ich erinnere mich noch daran, als das Klima beispielsweise von „saukalt“ zu „arschheiß“ wurde und wir dann in der Sommerzeit gefühlt alle paar Sekunden ein Bad in einem Tümpel nehmen mussten… Okay, das war eine ziemlich verquere Änderung, aber wir haben geschwitzt wie Schweine. Hmm… das sind gerade sehr viele Schwein und Sau-Referenzen, gebe ich zu. Tut mir auch irgendwie leid. Aber mein Magen knurrt und ich vermute ich denke einfach nur ans Essen. Wo war ich? Achja. Also, man weiß nie so genau was passiert und über die Jahre hinweg hat sich eine Akzeptanz und vor allem auch eine Erwartung in Bezug auf den „Wipe“ eingestellt. Nach dem Wipe sind alle gleich: Bambis. Und genau als solches durchstreife ich jetzt die Container. Vorsichtig, denn erfahrungsgemäß sind die Überlebenden nach einer Reinigungsaktion nicht immer freundlich gesinnt.

    Ich erinnere mich an Zeiten, da war es besonders nach einer solchen Aktion so, dass erst einmal der Stärkere versuchte zu überleben. Für meine Lebenseinstellung eher unpassend. Daher schleiche ich mich an die Container heran und versuche herauszufinden, wo ich bin. Ich finde einen roten Motorradhelm und durchsuche das Hafengebiet. In einiger Entfernung sehe ich ein havariertes Schiff. Okay, ich weiß sofort, wo ich bin. Die Container, der Hafen, das Schiff… ich bin mitten zwischen Prigorodki und Chernogorsk im Industriegebiet gelandet. Das muss Schicksal sein, denn Prigorodki wird für uns Samariter immer eine besondere Bedeutung haben. Dort wurde das erste offizielle Bambi-Auffanglager errichtet. Es scheint, als wolle das Schicksal mich genau an diesen Ort zurückführen. Eigentlich hatte ich nicht vor, dort nochmals vorbeizukommen. Nach allem, was geschehen ist… aber es ist Wipe-Tag und Prigorodki ist genauso gut wie irgendwo anders. Ich drehe eine Schleife über den kleinen Militär-Außenposten auf dem Hügel und durchsuche die Zelte. Ein paar Schuhe nehme ich gleich mit, denn Schuhe sind wichtig! Eine Weste ist ebenfalls sehr praktisch, da ich mir so mehr Dinge einstecken kann. Tja und weiter geht es in Richtung Chernogorsk. Dort untersuche ich erst einmal ein Wachhäuschen, nehme mir eine kleine Skorpion für den Notfall mit sowie eine warme Daunenjacke für eventuelle Bekanntschaften unterwegs. In der Klinik finde ich eine Jacke der typischen roten Notarztkleidung. Sie hat nur auf mich gewartet… alle Bedenken sind wieder verflogen und ich ziehe sie mir an. Ich greife mir so viele medizinische Güter, wie ich kann und renne los in Richtung Prigorodki. Während ich laufe und weitere Schuppen nach Brauchbarem durchsuche, melden sich auch meine Freunde Jammet, Opi, Blue und Hikaru über Funk. Blue hat ein neues Leben bekommen und er ist nicht mehr sauer auf mich. Allerdings wird nun die Tatsache, dass ich einen Überlebenden getötet habe, immer in unser Gedächtnis gebrannt sein. Ich bin froh, dass es meinen Freunden soweit gut geht. Die drei sind ebenfalls in Chernarus angekommen und versuchen sich durchzuschlagen. Jeder auf seine Art. Dabei treffen sie auch auf anderen Überlebende, aber die Kontakte halten sich in Grenzen. Man scheint auf Abstand bedacht zu sein. Ich nehme mir eine lilafarbene Daunenjacke für die Kleidersammlung, finde ein paar Tomatensamen in einem Gewächshaus und als ich die Türe eines weiteren Schuppen öffne, strahlen meine Augen erfreut. Da steht doch tatsächlich ein Fass! Ein blaues Fass. Ich arrangiere mein Inventar neu und nehme das Fass auf. Oh Mann bin ich langsam! So kann das noch eine Weile dauern, bis ich in Prigorodki ankomme. Aber das Fass ist es mir wert und ich laufe nun unbeirrt weiter durch das Randgebiet von Chernogorsk. Begleitschutz wäre jetzt nicht schlecht, aber man kann nicht alles haben. Ich weiß, dass gleich etwas Schreckliches passieren wird. Ich weiß es einfach! Blue fragt nach einem Treffpunkt und wir vereinbaren uns dort zu treffen. Ich betone, dass ich dort eigentlich kein großes Camp mehr aufbauen wollte. Zu viel ist passiert und zu groß war die Versuchung für unsere beiden Sniper-Freunde und die nackten Assi-Bambis. Aber irgendwie fühle ich mich jetzt doch verpflichtet, dort zumindest etwas Kleines aufzubauen. Ausgerechnet Blue ermuntert mich: „Das kann auch jederzeit woanders passieren…“ Und damit hat er wohl auch vollkommen recht. Auch Opi bestätigt: „Sobald die sehen, wo du bist, sind die da eh alle wieder.“ Ich werde mich wohl mit dem Gedanken abfinden müssen, dass ich trotz meiner Gutmütigkeit – oder vielleicht auch gerade deswegen? – das Böse anziehe. Egal, wohin wir gehen, wir werden auf Neider und Zerstörer treffen. Ich vertreibe die dunklen Gedanken. Es muss nicht so kommen…

    Jammets Nachrichten lenken mich etwas ab. Er hat Schwierigkeiten, etwas Essbares zu finden, aber auch er hat ein Fass und ein Zelt gefunden, dass er in Sicherheit bringen möchte. Wie gerne würde ich ihm jetzt helfen, aber ich bin gerade noch immer dabei, mein Fass zu transportieren. Ich fasse einen Entschluss: Ich laufe mit diesem Fass nun direkt auf den Gleisen nach Prigorodki und wenn ich dabei abgeschossen werde, dann soll es so sein! Jammet bestätigt, er ist auch unterwegs zum Treffpunkt. Quälend langsam laufe ich weiter, schaue noch bei den Containern, als hinter ein Giftgasangriff auf das Krankenhaus in Chernogorsk stattfindet. Ich bin zum Glück in sicherer Entfernung, aber für den Moment bin ich froh und erleichtert, dass ich nun nicht mehr dort bin. Ich überquere das Hafengelände, als ich plötzlich in einiger Entfernung eine Bewegung ausmache. Ich grüße den Fremden freundlich mit einem „Hallooo!“. Zunächst möchte ich das Fass abstellen, aber ich beschließe, das Schicksal auf die Probe zu stellen. Beweise mir, dass nicht alle Bambis schlecht sind! So flehe ich das Schicksal an, während ich versuche, ein Gespräch anzufangen. „Hallo, wer bist denn du?“, beginne ich. „Hannes… ich bin der Hannes“, stellt sich mein Gegenüber vor. Allerdings versteht er mich wegen meines Motorradhelmes ganz schlecht. Ich ziehe schnell den Helm aus, in der Hoffnung, dass dies keine Falle ist. Aber wenn er mich angreifen wollte, hätte er das längst getan. Mit dem schweren Fass in beiden Händen kann ich mich ohnehin nicht wehren. Ich heiße ihn in unserem Chernarus willkommen – es scheint da draußen wohl viele zu geben – und frage ihn, ob er etwas benötigt. Aber er winkt ab und möchte eigentlich nur weiter. „Okay, ich gehe dann weiter in die Richtung, mein Bambi-Camp aufbauen.“, verabschiede ich mich. Er lacht: „Ja, mach das! Tschüs!“ und rennt weg. Wow… der war wirklich richtig nett. Ich hatte schon Angst, er würde mich umbringen. Puh… Auf diese Weise neu moralisch bestärkt in meinem Vorhaben, durchquere ich weiter das Hafengebiet.


    Ich laufe weiter und am Rand des Gebietes sehe ich an einer Mauer tatsächlich noch eine Bewegung. Noch ein Überlebender. Ich weiß nicht, ob ich mich nun freuen soll oder nicht… Klar, Hannes war nett. Aber wie groß sind die Chancen, dass der andere ebenfalls friedlich ist? Ich riskiere es und laufe mit dem Fass auf ihn zu. „Hallooo!“, beginne ich wieder, „Hallooo, ich seh dich!“. Aber statt eines scheuen Bambis, rennt der Fremde mich zu und grüßt. Allerdings klingt die Begrüßung doch leicht… irre? Er wirkt in der Tat etwas stürmisch. Ich laufe zwei Schritte zurück. „Tu mir nichts! Tu mir nichts!“, wiederhole ich. Aber er kommt immer näher. Ich laufe weiter vor ihm weg, so schnell das mit einem Fass eben geht. Er folgt mir. Ich laufe, er läuft. So geht es einige Sekunden, dann streckt er seine Hand nach mir aus. Ich will weg, einfach nur weg! Was macht der denn? Hä? Ich glaube fast, er möchte meinen Puls fühlen… eigenartiges Begrüßungsritual. Vielleicht ist er auch geistig verwirrt? Der Wipe hat manchmal solche Folgen. Okay… also wenn er verwirrt ist, sollte man ihn nicht verärgern. Ich versuche ein Gespräch in Gang zu bringen. „Wer bist denn du? Hast du auch einen Namen?“, frage ich ihn, während ich langsam weiterlaufe. „Hab ich nicht, nein.“, kommt die Antwort. Er klingt nun etwas klarer bei Verstand, aber die Antwort ist natürlich alles andere als beruhigend. Seine Stimme erinnert mich an jemanden aus unserer Gruppe, aber er glaubt es nicht so recht. Schade… ich frage ihn, ob er etwas braucht, aber er verneint. Irgendwie ist mir der Typ nicht so ganz geheuer. Aber er bestätigt, dass er auch normalerweise im anderen Chernarus unterwegs ist. Okay… also ein Gast hier. Cool. Ein komischer Gast, aber ein Gast. Ich wünsche ihm, dass er bald wieder dorthin zurückkann. „Wieso, hast du Angst hier?“, fragt er lachend. „N…Nööö….“, lüge ich möglichst ruhig. „Ich hab nur gehört, dass euch euer Chernarus sehr wichtig ist.“ Nein, das kauft er mir nicht ab. Also ergänze ich: „Weiß du, Angst hab‘ ich generell immer. Ich bin die Person, die hier immer alle Leute anspricht. Angst gehört immer dazu.“ Er erwidert: „Angst ist kein Grund in Chernarus.“ Er versucht tiefgründig zu klingen, aber so wirklich erkenne ich den Sinn in der Äußerung nicht. Angst ist eine ganz natürliche Emotion. Nur wer sie kennt und überwindet, findet Mut. Das ist mein Motto. Aber warum soll Angst wofür kein Grund sein? Ich verstehe es einfach nicht. Aber gut, vielleicht ist er wirklich noch etwas verwirrt, mein mysteriöser Begleiter. Immerhin bin ich noch am Leben, das soll mir für den Moment genügen. „Angst ist nur ein Symptom“, gebe ich milde lächelnd zurück. Da scheinen wir einer Meinung zu sein, denn er bestätigt: „Richtiiiich.“ Okay… ich bin verwirrt. „..lernt man in der CRK-Schule“, fügt er noch hinzu. Ja, die sollte ich vielleicht mal irgendwann besuchen. Ich habe Gerüchte gehört, von einer Gruppe im anderen Chernarus. Diese Gruppe ist extrem gut organisiert und versorgt dort alle Überlebenden, die Hilfe brauchen. Fast so wie wir, aber doch anders. Tobi hatte ich ja schon kennengelernt. Er gehört auch zu dieser CRK-Gruppe. Sie nennen sich „Chernarus Rotes Kreuz“, glaube ich. Nun ja und wir sind eben die Samariter. Jedes Chernarus da draußen braucht seine Version von hilfsbereiten Überlebenden, schätze ich. Wir laufen weiter und ich sehe tatsächlich den Brunnen in einiger Entfernung. Mein Begleiter folgt mir nach wie vor, dreht sich aber irgendwie wild in der Gegend herum. Er weist mich darauf hin, dass etwas weiter hinten noch ein Fass steht. Ich bedanke mich für den Tipp und wir beide betreten zum ersten Mal seit dem Wipe Prigorodki. Ohne Zelte sieht es sehr karg und leer auf. Ich frage meinen unbekannten Freund, wie ich ihn denn nennen soll. „Der Namenlose“ klingt irgendwie stumpf, so möchte ja jeder Zweite genannt werden... Er möchte „die Idioten von DOT“ genannt werden. Finde ich nicht so prickelnd. „So willst du dich wirklich nennen?“, frage ich verwirrt. „Nja.. ein Chaot von DOT reicht auch.“ Aha okay. Also ich habe ja von diesen Fraktionen im anderen Chernarus gehört, aber ob er jetzt wirklich dieser Gruppe angehört? Was solls. Das wird nur er wissen und so wie ich das einschätze, gefällt es ihm, wenn man ihn nicht zuordnen kann. Nun gut, dann ist es eben so. Dann werde ich ihn als den „Chaoten“ notieren. Aber wenn er schon von DOT sein soll, dann kann er mir auch erklären, wofür die Abkürzung steht. „Das O-Team“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Aha. Jetzt bin ich schlauer… oder nicht. Egal. „Okay…Cool“, bestätige ich. „Dann nenne ich dich einfach, „Der Chaot“, ist das in Ordnung?“ Er bestätigt. Okay. Ich stelle mein Fass vor dem guten alten Koch-Haus ab und wir laufen gemeinsam zum Brunnen und trinken uns ordentlich satt. Ein Glück, dass er noch da ist. Es kam schon einmal vor, dass nach einem Wipe die Position der Brunnen geändert wurde, aber heute ist alles beim Alten. Mein Begleiter merkt an, dass es etwas frisch für Sommer ist, daher biete ich ihm eine lilafarbene Daunenjacke an. Aber er benötigt keine Hilfe. Na gut.


    Schließlich zieht er weiter, als es dunkel wird und ich begebe mich mit meinem Fass an einen sicheren Ort. Dort soll es versteckt bleiben und mir als Lagerraum für Notarzt-Kleidung dienen. Das wird gut! Als ich das Fass versteckt habe, hole ich noch das zuvor erwähnte gelbe Fass und stelle es ins Koch-Haus. Hier könnte man prima Medikamente und andere wichtige Dinge einlagern. Nach so viel körperlicher Arbeit und Anspannung, lege ich mich erschöpft im Koch-Haus auf das Bett und halte einen kleinen Mittagsschlaf.



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    Tagebuch eines Samariters in Chernarus - Band 2



    Lies und bereue!

    „Wenn wir überleben wollen, muss der Traum weiterleben.“



    Hinweis: 


    Dieses Buch behandelt dem Umgang mit Krankheit, Depressionen, Suizid und verwendet verbale Kraftausdrücke. Wenn du auf derartige Themen sensibel reagierst, lies diesen Eintrag vielleicht lieber mit einer vertrauten Person, mit der du das Lesen auch unterbrechen kannst, um dich über das Gelesene auszutauschen oder lies einfach nicht weiter.





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    Das Tagebuch hier beginnt mit dem Wipe am 23.05.2023 in der DayZ Vanilla Version 1.21.


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    ~ Hier folgen die Links nach Abschluss des Projekts ~

    Danke für dein Feedback! Ich muss mal schauen, ob ich deine Beobachtungen langfristig auch mache, aber bisher fühlt sich soweit alles rund an. Aber es stimmt schon, dass ich im Vergleich zur vorherigen Season nochmals mehr mit Zombies zu kämpfen hatte. Schauen wir mal, was dieses Update so bringt. Auch in Sachen Spielerkontakte ;)

    Oh jaaa… mit allen Verfluchungen 😂 Ja, da lese ich Hingabe raus.


    Willkommen im Forum und in unserer Community. Liebe Grüße gehen auch unbekannterweise an deine Frau raus. Toll, dass sie auch gerne spielt. Seid ihr auch zusammen unterwegs in DayZ?


    Falls es dich neben dem Testen mal auf unseren GermanDayZ-Vanilla verschlägt, melde dich gern.


    Falls du Interesse am gemoddeten Server hast, gibt es hier auch zahlreiche Anlaufstellen, z. B. ist montags im Teamspeak abend eine Krabbelgruppe. Die brauchst du wahrscheinlich nicht mehr, aber da ist auch ein guter Anlaufpunkt für neue Kontakte.


    Viel Spaß euch und bleibt am Leben ;)

    Ja, momentan schwankt die Spielerzahl stark, aber es gibt noch vieles zu finden, da der Server ja erst am Dienstag resettet ("gewiped") wurde. Je nachdem, wo du bist, gibt es natürlich schon Action ^^'

    Aber auf dem Vanilla geht es allgemein doch etwas ruhiger zu, das stimmt :)

    Hi! Danke fürs Erwähnen, Wuestenfuchs ^^


    Ja, ich spiele mit ein paar Leuten auf dem Vanilla und versuche da immer mal wieder, uns untereinander zu vernetzen. Ich bin nur gerade etwas verwirrt wegen des Titels. Da steht ja "Vanilla", aber im Beitrag heißt es "Mods". Was stellst du dir vor? Du kannst mich gerne anschreiben und mir deine Steam-ID oder am besten Discord-ID nennen. Dann nehme ich gerne mit dir Kontakt auf :)

    Das klingt ja sehr sehr spannend!

    Die Idee mit dem Tagebuch finde ich ebenfalls klasse. Die Welt braucht mehr Tagebücher über DayZ. Das Spiel bietet so viel... es wäre schade, wenn das alles einfach unerzählt bleiben würde.

    Ich bin schon gespannt darauf, was ihr so alles erlebt und folge dem Thema auf alle Fälle. Banov kenne ich nohc nicht, aber ich habe schon viel davon gehört.
    Viel Spaß euch auf jeden Fall und viele tolle Abenteuer!

    Jupp, das kann ich für Vanilla auch bestätigen. Danke für euren Einsatz liebes Team und danke auch an alle freiwilligen Helfer der ersten zwei Tage.
    Habe mich sehr über den Besuch des CRK und des einen oder anderen vom Survival gefreut. Und danke an den Chaoten von DoT, dass er mich nicht gleich getötet hat ;)

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    Somit schließe ich offiziell den ersten Band der Reihe "Tagebuch eines Samariters in Chernarus".
    Vielen Dank an alle Beteiligten, die Community und natürlich alle großen und kleinen Überlebenden da draußen. Ihr seid klasse! Unglaublich, was wir alles in den letzten drei Monaten gemeinsam erlebt haben.


    Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Danke an alle fleißigen Leserinnen und Leser da draußen und für eure Nachrichten.

    Wer noch etwas mehr lesen möchte.. ich habe meine fehlenden Einträge seit März inzwischen nachgetragen und nun kann man die GANZE Geschichte lesen.

    Leider konnte ich aufgrund der Zeichenbegrenzung im ersten Post nichts mehr einfügen, aber hier findet ihr nochmals alles in leserlicher Form online:


    Zitat

    Tauche ein in die fesselnden Geschichten und Erlebnisse der Samariter von Chernarus, die seit 2016 als Helfer und Retter in Chernarus aktiv sind. Sie haben eine Mission, Menschen zu helfen und eine Oase der Sicherheit inmitten des Chaos zu schaffen. Erfahre mehr über ihre Begegnungen mit anderen Überlebenden, ihren Herausforderungen und ihren unermüdlichen Einsatz, um etwas Menschlichkeit in der Apokalypse zu verbreiten und den Traum am Leben zu erhalten.

    Bereite dich darauf vor, in eine Welt voller Überlebenskampf, Freundschaft und Verrat einzutauchen. Werde Teil der Geschichte und erlebe unvergessliche Abenteuer in einer Welt, in der jede Handlung über Leben und Tod entscheiden kann.



    Cover_Entwurf_2_thumb.jpg Buchruecken_Entwurf_thumb.jpg


    --> Das Tagebuch eines Samariters in Cheranrus Band 1: Prigorodki bei Heyzine.com



    Oder für den heimischen Reader zum Runterladen:


    [--> Link zur PDF]


    An dieser Stelle auch unbekannterweise einen Dank an Keyser, der in seinem Thema "Die Stimme der Erlösung" meine Inspiration für den Umgang mit Heyzine geliefert hat. Das hat mich tief beeindruckt und ich wollte sowas auch einmal versuchen :)

    Und ganz besonderen Dank auch an Crocodile Dendi. Danke für die Idee mit dem Buch auf dem gemoddeten Server. Ich habe zwar keine Ahnung, ob und wie sowas klappen könnte, aber ich habe ja nun eine PDF erstellt und sobald ich weiß, an wen ich mich da wenden kann, könnte man das gerne in Angriff nehmen :)


    21. Mai 2023 – Abschluss-Abschuss (Event)

    Überall macht sich Aufbruchstimmung breit und es kommt mir vor, als herrsche eine Ruhe vor dem Sturm. Gestern traf Tabasko einen Fremden in der Polizeistation in Chernogorsk und mit „traf“ meine ich jetzt nicht im Sinne von „mit einer Kugel getroffen.“ Der Fremde zielte auf Tabasko, aber er blieb ungewöhnlich locker und fragte sein Gegenüber ganz ruhig nach seinem Namen. Das ist eigenartig, denn sonst ist Tabasko ja immer der Typ, der einer Gefahr direkt ins Gesicht springt. No risk, no fun oder high risk, high gain. Ich bin darüber keinesfalls traurig oder so. Im Gegenteil, es ist toll, wenn die Jungs nach all den harten und aufregenden Tagen wieder etwas lockerer werden, aber etwas liegt definitiv in der Luft. Der Fremde stellte sich Tabasko als Paul vor und beide gingen nach einem kurzen Gespräch getrennte Wege. Kaum zu fassen.


    Unser guter Vlad war gestern auch ganz fleißig. Er kam wieder am Bambi-Auffanglager vorbei und brachte ganz viele Vorräte ins Lager. Ungelogen, es müssen Tonnen an Fleisch und Kleidungsstücken gewesen sein. Ein paar Waffen hatte er in der Nähe auch versteckt. Es scheint, als wolle er nun ebenfalls aufbrechen und daher noch einmal alle seine Sachen in gute und sinnvolle Hände geben.


    Als ich unterwegs zum Lager bin, melden sich Blue, Tabasko, Dani und Opi per Funk. Ein Fremder ist am Lager. Opi ist sehr nervös, denn er beobachtet, wie der Fremde immer wieder in ein Gebäude rein und wieder heraushuscht. Er vermutet, dass es sich um einen Minenleger handelt, aber ich bitte die Jungs trotzdem erst einmal alles zu beobachten und beschleunige meine Schritte. Keiner spricht den Fremden an, sie beobachten nur. Plötzlich meint Tabasko, der Fremde würde auf ihn zielen. Ich bitte ihn, trotzdem nicht auf ihn zu schießen und er tut mir den Gefallen. Dummerweise fällt gleich darauf ein Schuss, der Fremde hat zuerst geschossen. Mein Freund geht stöhnend und getroffen zu Boden. Die Jungs erwidern das Feuer. Ich renne durch den Kugelhagel zu den Verletzten und versuche zu retten, was noch zu retten ist. Verdammt! Warum habe ich nicht gleich gesagt, dass sie schießen dürfen? Weil ich Angst hatte, dass es wieder einmal einen Falschen trifft und ich Opis Mantra „Es gibt keine unschuldigen Bambis“ nicht teile. Ich weigere mich vehement. Es stellt sich heraus, dass es wieder unser Paul ist. Er entschuldigt sich zutiefst, auf Tabasko geschossen zu haben. Wir sichern alle Ausrüstung und Paul zieht weiter, aber nicht ohne Standpauke meinerseits, warum er denn kein Armband zur Erkennung getragen habe und was ihn dazu bewogen hat, auf Tabasko zu schießen. „Na ja, der hat auf mich gezielt!“. Das ist immer so eine verflixte Sache mit dem Vertrauensvorschuss. Um auf etwas andere Gedanken zu kommen und noch etwas „Spaß“ zu haben, laden Charly und Tabasko für abends alle Interessierten zu einem Event ein. Es soll das Abschluss-Abschuss-Event werden, denn wir wissen, dass nun bald etwas Neues beginnt. Treffpunkt ist Prigorodki um 20 Uhr, sehr zu meinem Leidwesen. Während ich in der Umgebung noch einige Sachen zusammensuche, betritt ein unbekannter Überlebender das Camp. Blue übernimmt und redet mit ihm, allerdings ist der Fremde nur schwer zu verstehen und zieht bald wieder davon. Lediglich etwas Essen und Verbandszeug nimmt er sich. Ich komme gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie er in Richtung Elektrozavodsk den Gleisen folgt. Die Neugier packt mich und ich jage mir einen Adrenalin-Stick in meinen Oberschenkel. Dann sprinte ich los, aber ich schaffe es mit meinem Gepäck nicht, ihn einzuholen und auf Höhe der Brücke verliere ich ihn schließlich aus den Augen. Schade. Erst auf dem Rückweg zum Camp bemerke ich einen toten Mann unterhalb der Brücke. Das muss er sein! War es ein Versehen oder hat er sich absichtlich auf die Gleise geworfen? Ist er seinen Verletzungen erlegen? Wir werden es wohl nie erfahren und so beerdige ich ihn schweren Herzens. Schade, dass ich ihn nicht kennenlernen konnte. Dann ereilt mich erneut ein Funkspruch. Blue hat Zombiefleisch gegessen! Mir wird heiß und kalt und ich erstarre. Oh nein… wir alle wissen, was das bedeutet. Nun ist er unheilbar krank und wird nach und nach dem Wahnsinn verfallen. Der Arme Blue… Ich renne zurück zum Camp. Es muss doch ein Heilmittel geben! Aber da fällt mitten im Camp ein Schuss. Instinktiv nehme ich meine Erziehungs-Vaiga ™ in die Hand und frage, was los ist. Blue meint noch „das war ich“, da löst sich ein Schuss in seine Richtung. Blue geht zu Boden. Ich laufe zu Blues Körper und möchte ihn gerade wieder aufwecken und aus seiner Ohnmacht aufwecken, da merke ich, dass Blue sich nicht mehr regt. Um mich rum wird alles still. So still. Wie… wie kann das sein? Ich schaue auf meine Vaiga. Auf das Magazin. Nein, es waren alles hundertprozentig Gummigeschosse. Ich habe sie selbst am Vormittag noch kontrolliert, da Charly und Tabasko immer mal wieder im Spaß meinten, sie würden eines Tages meine Gummi-Munition gegen scharfe Munition austauschen. Und nun liegt der arme Blue regungslos vor mir. Als ich erkenne, was das bedeutet, lasse ich die Vaiga entsetzt fallen. Mit solch einem Ding möchte ich nichts zu tun haben! Heulend rüttle ich an Blue. „Nein, Blue! NICHT! WACH AUF!“, schreie ich und schüttele ihn, aber sein Körper verharrt in der unnatürlichen Pose. Ich kann mir nicht erklären, wie Blue an dem Geschoss sterben konnte. Hatte ihn die Krankheit bereits so geschwächt? Jemand versucht mich über Funk zu trösten. Blue sei ohnehin unheilbar krank gewesen und es sei besser so. Aber ich möchte davon nichts hören. Ich bin ein Mörder. Immer wieder heule ich „Blue… Blueee! Blueeee!“. Der Regen fällt unbarmherzig auf mich herab, aber es ist mir egal. Ich kann meinen Dienst so nicht fortsetzen. Wie durch einen Schleier bekomme ich mit, dass andere ins Lager kommen. Blues Leiche wird entsprechend beerdigt und alles zieht an mir wie durch einen Schleier vorbei. Samariter-Blau fährt mit Charly noch zu einem merkwürdigen Einsatz, denn er und Tabasko haben unterwegs auf dem Rückweg von Novidimitrovsk einen Fremden namens Sharpai aufgegriffen und ihn zum Camp gebracht. Er konnte zunächst gar nicht glauben, ein solches Bambi-Auffanglager zu finden und vor allem anderen Überlebenden zu begegnen, die ihn nicht gleich umbringen wollten. Er scheint zutiefst misstrauisch und zurückhaltend, aber auch sehr höflich. Jedenfalls wollten Charly und Samariter-Blau ihn nach Dolina fahren, wo ein Freund von ihm Hilfe benötigt. Allerdings verschwand er ganz plötzlich auf dem Weg aus dem Auto. Möglicherweise war es eine Falle, die er und sein Freund in Dolina aufgestellt hatten oder aber seine Angst wurde zu groß und das alles war ihm suspekt. Jedenfalls kommen die beiden unverrichteter Dinge zurück. Ich melde mich für den Abend ab und eröffne der Gruppe, dass ich nun etwas Zeit für mich benötige. Zeit, um über das Erlebte nachzudenken und mir wieder klar zu werden, wer ich eigentlich bin. Ich wandere allein nach Solnichniy, wo wohl alles seinen Anfang genommen hat. Irgendwo in der Ferne höre ich Schüsse aus der Richtung von Prigorodki. Die anderen haben vermutlich ihren Spaß. Ich durchstreife die Krankenstation und lege mein Tagebuch gemeinsam mit dem noch immer makellosen Helm auf einen Tisch und ziehe die rote Notarzt-Kleidung aus. Ich habe das Gefühl, sie nicht mehr verdient zu haben. Blues Blut klebt an ihr und ich beschließe wieder einige Zeit auf Wanderschaft zu gehen. Vielleicht wird man mir irgendwann verzeihen, vielleicht werde ich mir irgendwann verzeihen. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Lebt wohl, meine Freunde. Ein anderer Samariter wird kommen und meine Arbeit fortsetzten. Hoffentlich wird er würdiger sein und ebenfalls ein Herz-aus-Gold haben. Der Traum muss weiterleben. Der Traum wird weiterleben.


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    19. Mai 2023 – Power and Chaos


    Heute gibt es wieder einiges zu berichten. Alni hat mir erzählt, dass er mit seinem Kumpel Mattes unterwegs war und sie sich in der Nähe von Shakhovka aufgehalten haben. Mitten im Feld haben sie gewartet, als plötzlich ein blaues Auto vorbeifuhr. Alni hat den Fahrer angesprochen und er hat die beiden nach einem kurzen Gespräch mitgenommen. Der Fremde, der sich als Durog vorstellte, scheint sehr nett zu sein. Ich frage mich, ob wir Kontakt zu ihm aufbauen können. Jedenfalls haben Alni und er sich gut verstanden, und Alni hat einige nützliche Tipps erhalten.


    Es gibt jedoch auch andere Neuigkeiten. In der letzten Nacht wurde die Chernogorsker Basis überfallen. Die Angreifer haben sie aufgesprengt und sogar Ravinis kleine Basis, in der er zur Untermiete wohnt, leergeräumt. Es tut mir leid für den armen Ravini. Er hat sich so viel Mühe gegeben und nun ist alles weg. Wo er momentan ist, wissen wir nicht. Vielleicht hat er sich einfach etwas zurückgezogen.


    Außerdem gibt es Berichte von Charly, Tabasko und Dani. Sie waren unterwegs von Novo zum Bambilager. Dani war zuvor in Chernogorsk unterwegs, während Charly und Tabasko einen LKW besorgt haben. Charly hat den LKW am sogenannten heiligen Manfred-Turm abgestellt und sich hingelegt. Kurz darauf kam Dani am Bambi-Auffanglager an und wurde plötzlich angeschossen. Opi war sofort zur Stelle und sah den Angreifer, als er gerade fliehen wollte. Er hat sofort ein paar Schüsse auf ihn abgegeben und somit einen unserer größten Feinde niedergestreckt. Vermutlich handelt es sich um den Scharfschützen, der uns in den letzten Tagen fast täglich belagert und dann immer wieder auf mysteriöse Weise verschwindet. Er hat sogar den Truck leergeräumt und Granaten darauf geworfen, obwohl er das ganze Zeug nicht haben wollte. Pure Zerstörungswut! Opi nennt ihn einen "kleinen toxischen Bastard" und vermutet, dass er einen großen Groll gegen uns hegt. Aber warum? Ich verstehe es einfach nicht. Was ist so falsch daran, ein Lager zu haben, in dem wir anderen Überlebenden helfen wollen? Oder hält er uns für die Gruppe mit den lilafarbenen Armbändern, weil sie uns unterstützen?


    Diese Frage wird mich noch eine Weile beschäftigen, denn kurz darauf wird Wolfgang von einem Überlebenden auf der Wiese angeschossen, und auch Tabasko, der ihm zur Hilfe eilen will, gerät unter Beschuss. Über Funk kann ich mithören, wie auf ein Bambi am Brunnen geschossen wird. Sind unsere Jungs wieder so weit gegangen, dass sie auf Unschuldige schießen? Es macht mich so krank! Sätze wie "Wenn wir ihn nicht erschießen, sind wir als Erstes dran" oder "Der gehörte bestimmt zu denen" sind für mich unerträglich. Klar, sie sind keine Samariter. Aber was ist aus unserem Lager geworden? Es wird ständig sabotiert, vandalisiert und von Scharfschützen belagert. Und natürlich passiert es, wie es passieren musste. Andi meldet sich über Funk bei mir. Wir haben ihn vor dem Mister-X-Event kennengelernt, als er mit seinen zwei Freunden am Camp vorbeigekommen ist. Sie sind alle drei sehr nette Leute, aber heute hat es ausgerechnet Florian erwischt. Er war als Unbekannter Spieler am Brunnen, angelockt durch die Schüsse. Florian und Andi melden sich nun auch über Funk. Es herrscht schon ein gewisses Chaos angesichts der vielen Gruppen, aber wir schaffen es zumindest, Florians Ausrüstung zu sichern. Schnell wird klar, dass wir heute mit mehreren Gegnern zu kämpfen haben, insgesamt etwa drei oder vier. Vielleicht auch mehr. Unsere Jungs nehmen die Gruppe ins Visier, und Andi unterstützt uns freundlicherweise tatkräftig. Er schafft es, zwei unserer Gegner auszuschalten, wird aber selbst Opfer von Schüssen. Genauso wie Wolfgang, der erneut angegriffen wird. Danach wird auch Tabasko getroffen, aber wir wissen nicht genau, von wem. Dani gerät ebenfalls unter Beschuss, doch Chewie schafft es, Gegner Nummer drei zu eliminieren. Schließlich erledigt Kanu ein verdächtiges Bambi, das sich bei den Leichen der anderen herumtrieb und nicht auf Ansprache reagierte. Eine schlechte Idee. Danach ist alles ruhig. Totenstill.


    Das Ergebnis? Überall sind Leichen. Leichen... und der Geruch von verbranntem Fleisch... Es ist schrecklich. Die Bilder lassen mich nicht los. Und gerade als ich anfange aufzuräumen, kommt ein Bambi mit erhobenen Händen ins Camp. Zum Glück schaffe ich es, die Jungs davon zu überzeugen, nicht einfach zu schießen. Vermutlich haben seine erhobenen Hände ihn heute gerettet. Er stellt sich uns als Custer vor. Anfangs bin ich skeptisch, ob er nicht zu der Gruppe gehört, die uns gerade überfallen hat, aber er verhält sich freundlich und unsere Gegenseitigen Vertrauensproben bestehen wir gegenseitig. Außerdem nimmt er am Funkkanal teil. Also wird er von uns mit Ausrüstung versorgt. Am Ende bekommt Florian seine Sachen zurück. Immerhin etwas. Doch diese Aktion zeigt mir deutlich, dass wir dringend einen Plan für solche Situationen benötigen. Aber wie sollen wir das bewerkstelligen, mit so vielen Gruppen und Fraktionen? Trotzdem bin ich dankbar, dass die Jungs uns heute so energisch verteidigt haben. Vielleicht haben wir uns nun ein paar Tage Ruhe erkämpft.


    Nachdem alle Leichen begraben wurden, albern die ersten auch schon wieder herum. Auch Jammet gesellt sich zu uns. Nach ungefähr einer Stunde herrscht bereits wieder eine lockere Atmosphäre. Wir passen uns an und feiern unseren Sieg. Zumindest für den Moment. Ich hoffe auf bessere Zeiten und darauf, dass wir uns wieder auf das konzentrieren können, was wirklich wichtig ist: Anderen zu helfen, nicht uns ständig verteidigen zu müssen.


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