Die Chroniken des Fleisches – Die heilige Kirche von Morthana

  • Vorwort:

    „Zwischen morschem Holz und verwesendem Fleisch wandelt der Mensch – und nennt es Überleben.“


    Aus Gründen des gegebenen Zeitpunktes – aus Blut, Verlust und Wiederkehr –

    wird es nun Zeit, unsere Geschichte zu teilen.


    Die Heilige Kirche von Morthana war nie laut.

    Wir predigten nicht von Dächern, wir schrien nicht in den Wind.

    Wir hörten zu. Wir beobachteten. Wir überlebten.

    Und wir verstanden.


    Was ihr in diesen Seiten finden werdet, sind die Chroniken unseres Weges:

    Bruchstücke der Vergangenheit,

    Begegnungen mit den Gescheiterten,

    Gebete im Nebel,

    und Erinnerungen an jene, die nicht mehr zurückkehrten – oder niemals ganz gingen.


    Dies ist kein Ruf zur Erlösung.

    Dies ist ein Spiegel für jene, die zu lange in das Leere gestarrt haben.


    Denn Morthana vergisst nicht.

    Das Fleisch trägt jedes Zeichen...🍅

    „Morthanna, du Mutter im Kalten Schlund,❄️

    Nimm dieses Leben, das wir dir bringen,🎈

    Lass es enden – damit es beginnt.⚰️

    Lass es bluten – damit es gereinigt sei.🩸

    Lass es schmecken – damit wir dich spüren.“🥀🍖🍅

  • Testament des Vergangenen

    Kapitel 1: Das Erwachen im Irgendwo


    „Zwischen dem letzten Atemzug und dem nächsten liegt keine Ewigkeit – nur Vergessen.“


    Das erste Bruchstück... Die Küste... Fundament unseres Weges...


    Ein heimtückischer Ort.

    Kein Anfang, kein Ende. Nur Nässe, Salz und das Echo fremder Schritte.

    Ein Ort, an dem alles seinen Anfang findet – und nichts je wirklich aufhört.

    Die Gedanken an das Davor waren wie blasse Bilder im Nebel: Gesichter ohne Namen, Stimmen ohne Herkunft, Wärme ohne Bedeutung.

    Was blieb, war das Rauschen. Nur das Rauschen.


    Wir suchten einander. Nicht als Fremde. Als Brüder.

    Geboren aus demselben Blut.

    Getrennt durch Dunkelheit, durch Tod – oder etwas, das schlimmer war.

    Wir tasteten durch die Finsternis, um das Verlorene zu greifen:

    Den letzten Moment, den letzten Hauch, bevor das Nichts kam.

    Dieses Nichts gehüllt in Schwarz, das mehr trug als nur Tod.

    War es ein Fluch in dieser Welt voller wandelnder Leiber, oder ein Geschenk?

    Ein zweites Leben, in einer Welt, die keine mehr ist?


    Diese beiden Brüder waren wir.


    Nickel und vonBausch .

    Jung. Naiv. Noch unbefleckt von der Notwendigkeit, zu töten, um zu bleiben.

    Noch voller Fragen – und ohne Antworten.


    Unsere Schritte führten uns in eine namenlose Stadt am Meer.

    Verrostete Kräne ragten in den Himmel wie Finger, die längst aufgegeben hatten zu beten.

    Wir durchsuchten Häuser, fanden Dosen, Fetzen, ein rostiges Messer. Und sie –

    die die einst Mensch waren, bewegte sich jetzt nur noch in Fetzen von Erinnerung.

    Wir schlugen zu. Mit Angst, mit Wucht, mit Schuld.

    Und doch kam die Frage:


    Haben sie einst gelacht? Geweint? Geliebt?

    Oder sind wir es, die nun langsam werden wie sie?


    Zwischen den Ruinen trafen wir auf ein anderes Paar.

    Zwei Männer – Fremde. Kein Willkommen. Nur starre Blicke und Gewehre in Händen.

    Der eine redete zu viel. Der andere kein Wort.

    Nicht Brüder. Keine Freunde.

    Nur Überlebende, die nebeneinander existierten.


    Wir standen einander gegenüber. Vier Silhouetten. Vier Gewehre.

    Die Finger zitterten. Die Luft zerriss zwischen Blicken.

    In mir – eine Stimme:


    Sollte ich abdrücken?


    Sind sie wie wir? Oder die Nächsten, die sich wandeln?


    Doch dann…


    Bausch senkte seine Waffe.

    Langsam. Offen.

    Hob die Hand – wie man es tut, wenn man zeigen will: Ich bin kein Feind.

    Der Stille trat vor. Legte die Hand auf den Lauf des Vielredners. Drückte ihn sanft nach unten.

    Ich… ließ los. Meine Waffe sank.

    Der Moment blieb still. Kein Wort. Kein Schuss. Nur vier Menschen, die kurz vergaßen, was aus der Welt geworden war.


    Wir verließen die Stadt gemeinsam.

    Ohne Vertrauen. Aber mit Zweck.

    Stumm zunächst, doch die Dunkelheit im Wald ließ Worte zu.


    Zwischen knirschenden Ästen und dem Flüstern des Windes

    fielen zaghafte Sätze.

    Über das Wiederkehren.

    Über das schwarze Nichts.

    Über das Gefühl, aufzuwachen mit leerem Brustkorb,

    als hätte man etwas vergessen, das man nie kannte.


    Keiner sprach von Hoffnung.

    Aber wir hörten einander zu.


    Im Dickicht fanden wir Schutz.

    Ein Lagerfeuer.

    Es knisterte, als wollte es für uns sprechen.

    Die Fremden saßen still, doch ihre Schultern sanken.

    Man war noch misstrauisch.

    Aber man war müde.


    Und irgendwann –

    ließ uns die Erschöpfung los.


    Wir waren zu viert.


    Und doch – jeder war allein.

    „Morthanna, du Mutter im Kalten Schlund,❄️

    Nimm dieses Leben, das wir dir bringen,🎈

    Lass es enden – damit es beginnt.⚰️

    Lass es bluten – damit es gereinigt sei.🩸

    Lass es schmecken – damit wir dich spüren.“🥀🍖🍅

    Einmal editiert, zuletzt von Nickel ()

  • Testament des Vergangenen

    Kapitel 2: Mit offenen Augen verloren

    „Wer im Nebel wandert, erkennt nicht, ob er sich verirrt – oder ob die Welt selbst verloren ist.“


    Träume...


    Brennenden Wäldern.

    Der Rauch stieg wie Stimmen in den Himmel.

    Unter mir eine Stadt, Gehüllt in grünen Nebel der, wie giftiges Tuch über den Ruinen lag, Überwuchert, als hätte der Wald geerntet, was einst ihm gehörte.

    Ein tiefschwarzer Rabe flog durch den Nebel,

    landend auf dem Dach einer alten Kirche, dort, wo einst vielleicht jemand gebetet hatte,

    Ein einziger Blick – rotglühend, wie das Auge selbst.


    Dann kam der Schrei.

    Ein Laut so voll Schmerz, dass mein Innerstes erbebte.

    Eine blutige Klinge – für den Bruchteil eines Augenblicks.

    Ein Lachen, zufrieden.

    Und Dunkelheit.


    Ich fuhr auf.


    Das Lagerfeuer war längst nur noch kalte Asche.

    Die Sonne kämpfte sich durch Nebel und Baumwipfel.

    Eine kalte Schönheit lag über dem Wald –

    eine stille Schönheit, die sich verbarg vor einer Welt, die nichts mehr für solche Momente übrighatte.


    Ein Blick umher.


    Bausch schlief scheinbar noch. Die anderen ebenfalls.

    sitzend, Waffen in Händen – selbst im Schlaf auf der Hut und ohne Frieden.

    Langsam aufstehend ließ ich den Blick durch das dunstige Licht gleiten.

    Rehe in der Ferne zu hören. Kein Husten, kein Knurren. Nur Natur.

    Für einen Moment – nur einen – war es friedlich.


    „Guten Morgen“, kam es leise von hinten.

    Bausch.

    Er war schon da, genoss diesen flüchtigen Moment genauso wie ich.

    Wir sagten nicht viel. Mussten wir auch nicht.

    Die anderen erwachten. Misstrauen lag noch immer in der Luft, aber wir bewegten uns – weiter.


    Im Gehen begannen die beiden, mit denen wir die Nacht geteilt hatten, zu sprechen.

    Der eine – der Vielredende – schilderte seine Sicht auf das Überleben.

    Der Stille, wie immer, schwieg.

    Worte über Notwendigkeit. Über Entscheidungen.


    „Manchmal muss man’s tun. Menschen töten. Wenn du’s nicht machst, tut’s wer anders.“

    Ich spürte, wie sich Bausch neben mir anspannte.


    Sie hatten schon getötet.

    Vielleicht mehr, als je nötig gewesen wäre.

    Der Vielredende redete leicht, zu leicht.

    In seinen Augen war kein Bedauern – nur Berechnung.

    Keine Reue in seiner Stimme – nur kalte Zweckmäßigkeit.

    Vielleicht sogar… Genuss? Freude?

    Der Stille stimmte dem scheinbar wortlos zu.


    Ich weiß nicht, warum wir ihnen weiter folgten. Wir hätten uns abwenden können.

    Aber wohin? Vielleicht weil wir niemand sonst hatten.

    Vielleicht, weil man in der Stille des Waldes weniger hinterfragt.


    Das Dorf kam nach Stunden.

    Ein Ort wie eingefroren – leer, Verfallen, schweigend, umhüllt in leichten Nebel.

    Ein Polizeiposten, leergefegt, bedeutungslos. Ein Ort der einmal Ordnung kannte – jetzt nur noch eine Kulisse für Instinkt.

    Eine blaue Hütte, früher vielleicht Hoffnung für Kranke, jetzt nur noch Moder der Vergangenheit.

    Ein Brunnen – fast heilig im Anblick,


    Ich war durstig.

    Niederkriechend, wie zum Gebet.

    Das Wasser, perfektes, klares, frisches, fast durchsichtiges Wasser.

    Gelockt beugte ich mich hinab –

    Und sah ihn nicht kommen.


    Ein Schatten. Ein Raubtier.

    Ich dachte, es sei einer von uns.


    Dann – ein Messer, im Spiegel des Wassers in meinen Händen.

    Ein Ruck zurück. Ein Schlag, der ins Leere ging – nur knapp.

    Ich stürzte – das Herz schlug wie Flügel gegen den Brustkorb.

    Über mir – der Räuber.

    Noch ein Stoß – diesmal zielgerichtet.


    Ein Schuss.


    Der Angreifer sackte zusammen.


    Bausch hatte gehandelt – instinktiv, schnell.

    Keuchend mit dem Blick auf das Messer, welches nun neben mir lag.


    Ein Zombie kam durch das Gebüsch. Ich griff danach, schlug zu.

    Als ich aufblickte, lag der Räuber vor mir – noch am Leben.

    Ich hielt inne.

    Seine Augen – voller Angst.

    Meine Hand – voller Zweifel.


    Ich konnte nicht.

    Die Hand, die das Messer hielt, zitterte.

    Feigheit?

    Oder Gnade?


    Dann…

    Der Vielredende trat wortlos aus dem Schatten.

    Ein Schuss.


    Stille.


    Ich starrte auf den leblosen Körper.

    Das Licht in seinen Augen… erloschen.

    Kein Zögern. Kein Wort.


    Ich sagte nichts.

    Aber ich spürte es.


    Etwas hatte sich verändert. Etwas kippte in uns.


    Wir begruben ihn.

    Zu dritt.

    Unter dem Spott des Vielredenden.


    „Zeitverschwendung“, murmelte er.

    Aber für mich war er…

    War er immer noch ein Mensch gewesen.

    Vielleicht hatte ich ihn gehasst. Vielleicht hätte er mich getötet.

    Aber… er war auch nur verloren. Wie wir alle.


    Bausch zitterte. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter.

    ein stummes „Danke“.

    Ein Nicken… Mehr brauchte es nicht.


    Wir nahmen, was uns blieb.

    Und gingen.

    Zurück in den Wald, im Schutze des Nebels

    Weiter.

    Einfach nur weiter.

    „Morthanna, du Mutter im Kalten Schlund,❄️

    Nimm dieses Leben, das wir dir bringen,🎈

    Lass es enden – damit es beginnt.⚰️

    Lass es bluten – damit es gereinigt sei.🩸

    Lass es schmecken – damit wir dich spüren.“🥀🍖🍅