Die Chroniken des Fleisches – Die heilige Kirche von Morthana

  • Vorwort:

    „Zwischen morschem Holz und verwesendem Fleisch wandelt der Mensch – und nennt es Überleben.“


    Aus Gründen des gegebenen Zeitpunktes – aus Blut, Verlust und Wiederkehr –

    wird es nun Zeit, unsere Geschichte zu teilen.


    Die Heilige Kirche von Morthana war nie laut.

    Wir predigten nicht von Dächern, wir schrien nicht in den Wind.

    Wir hörten zu. Wir beobachteten. Wir überlebten.

    Und wir verstanden.


    Was ihr in diesen Seiten finden werdet, sind die Chroniken unseres Weges:

    Bruchstücke der Vergangenheit,

    Begegnungen mit den Gescheiterten,

    Gebete im Nebel,

    und Erinnerungen an jene, die nicht mehr zurückkehrten – oder niemals ganz gingen.


    Dies ist kein Ruf zur Erlösung.

    Dies ist ein Spiegel für jene, die zu lange in das Leere gestarrt haben.


    Denn Morthana vergisst nicht.

    Das Fleisch trägt jedes Zeichen...🍅

    „Morthanna, du Mutter im Kalten Schlund,❄️

    Nimm dieses Leben, das wir dir bringen,🎈

    Lass es enden – damit es beginnt.⚰️

    Lass es bluten – damit es gereinigt sei.🩸

    Lass es schmecken – damit wir dich spüren.“🥀🍖🍅

  • Testament des Vergangenen

    Kapitel 1: Das Erwachen im Irgendwo


    „Zwischen dem letzten Atemzug und dem nächsten liegt keine Ewigkeit – nur Vergessen.“


    Das erste Bruchstück... Die Küste... Fundament unseres Weges...


    Ein heimtückischer Ort.

    Kein Anfang, kein Ende. Nur Nässe, Salz und das Echo fremder Schritte.

    Ein Ort, an dem alles seinen Anfang findet – und nichts je wirklich aufhört.

    Die Gedanken an das Davor waren wie blasse Bilder im Nebel: Gesichter ohne Namen, Stimmen ohne Herkunft, Wärme ohne Bedeutung.

    Was blieb, war das Rauschen. Nur das Rauschen.


    Wir suchten einander. Nicht als Fremde. Als Brüder.

    Geboren aus demselben Blut.

    Getrennt durch Dunkelheit, durch Tod – oder etwas, das schlimmer war.

    Wir tasteten durch die Finsternis, um das Verlorene zu greifen:

    Den letzten Moment, den letzten Hauch, bevor das Nichts kam.

    Dieses Nichts gehüllt in Schwarz, das mehr trug als nur Tod.

    War es ein Fluch in dieser Welt voller wandelnder Leiber, oder ein Geschenk?

    Ein zweites Leben, in einer Welt, die keine mehr ist?


    Diese beiden Brüder waren wir.


    Nickel und vonBausch .

    Jung. Naiv. Noch unbefleckt von der Notwendigkeit, zu töten, um zu bleiben.

    Noch voller Fragen – und ohne Antworten.


    Unsere Schritte führten uns in eine namenlose Stadt am Meer.

    Verrostete Kräne ragten in den Himmel wie Finger, die längst aufgegeben hatten zu beten.

    Wir durchsuchten Häuser, fanden Dosen, Fetzen, ein rostiges Messer. Und sie –

    die die einst Mensch waren, bewegte sich jetzt nur noch in Fetzen von Erinnerung.

    Wir schlugen zu. Mit Angst, mit Wucht, mit Schuld.

    Und doch kam die Frage:


    Haben sie einst gelacht? Geweint? Geliebt?

    Oder sind wir es, die nun langsam werden wie sie?


    Zwischen den Ruinen trafen wir auf ein anderes Paar.

    Zwei Männer – Fremde. Kein Willkommen. Nur starre Blicke und Gewehre in Händen.

    Der eine redete zu viel. Der andere kein Wort.

    Nicht Brüder. Keine Freunde.

    Nur Überlebende, die nebeneinander existierten.


    Wir standen einander gegenüber. Vier Silhouetten. Vier Gewehre.

    Die Finger zitterten. Die Luft zerriss zwischen Blicken.

    In mir – eine Stimme:


    Sollte ich abdrücken?


    Sind sie wie wir? Oder die Nächsten, die sich wandeln?


    Doch dann…


    Bausch senkte seine Waffe.

    Langsam. Offen.

    Hob die Hand – wie man es tut, wenn man zeigen will: Ich bin kein Feind.

    Der Stille trat vor. Legte die Hand auf den Lauf des Vielredners. Drückte ihn sanft nach unten.

    Ich… ließ los. Meine Waffe sank.

    Der Moment blieb still. Kein Wort. Kein Schuss. Nur vier Menschen, die kurz vergaßen, was aus der Welt geworden war.


    Wir verließen die Stadt gemeinsam.

    Ohne Vertrauen. Aber mit Zweck.

    Stumm zunächst, doch die Dunkelheit im Wald ließ Worte zu.


    Zwischen knirschenden Ästen und dem Flüstern des Windes

    fielen zaghafte Sätze.

    Über das Wiederkehren.

    Über das schwarze Nichts.

    Über das Gefühl, aufzuwachen mit leerem Brustkorb,

    als hätte man etwas vergessen, das man nie kannte.


    Keiner sprach von Hoffnung.

    Aber wir hörten einander zu.


    Im Dickicht fanden wir Schutz.

    Ein Lagerfeuer.

    Es knisterte, als wollte es für uns sprechen.

    Die Fremden saßen still, doch ihre Schultern sanken.

    Man war noch misstrauisch.

    Aber man war müde.


    Und irgendwann –

    ließ uns die Erschöpfung los.


    Wir waren zu viert.


    Und doch – jeder war allein.

    „Morthanna, du Mutter im Kalten Schlund,❄️

    Nimm dieses Leben, das wir dir bringen,🎈

    Lass es enden – damit es beginnt.⚰️

    Lass es bluten – damit es gereinigt sei.🩸

    Lass es schmecken – damit wir dich spüren.“🥀🍖🍅

    Einmal editiert, zuletzt von Nickel ()

  • Testament des Vergangenen

    Kapitel 2: Mit offenen Augen verloren

    „Wer im Nebel wandert, erkennt nicht, ob er sich verirrt – oder ob die Welt selbst verloren ist.“


    Träume...


    Brennenden Wäldern.

    Der Rauch stieg wie Stimmen in den Himmel.

    Unter mir eine Stadt, Gehüllt in grünen Nebel der, wie giftiges Tuch über den Ruinen lag, Überwuchert, als hätte der Wald geerntet, was einst ihm gehörte.

    Ein tiefschwarzer Rabe flog durch den Nebel,

    landend auf dem Dach einer alten Kirche, dort, wo einst vielleicht jemand gebetet hatte,

    Ein einziger Blick – rotglühend, wie das Auge selbst.


    Dann kam der Schrei.

    Ein Laut so voll Schmerz, dass mein Innerstes erbebte.

    Eine blutige Klinge – für den Bruchteil eines Augenblicks.

    Ein Lachen, zufrieden.

    Und Dunkelheit.


    Ich fuhr auf.


    Das Lagerfeuer war längst nur noch kalte Asche.

    Die Sonne kämpfte sich durch Nebel und Baumwipfel.

    Eine kalte Schönheit lag über dem Wald –

    eine stille Schönheit, die sich verbarg vor einer Welt, die nichts mehr für solche Momente übrighatte.


    Ein Blick umher.


    Bausch schlief scheinbar noch. Die anderen ebenfalls.

    sitzend, Waffen in Händen – selbst im Schlaf auf der Hut und ohne Frieden.

    Langsam aufstehend ließ ich den Blick durch das dunstige Licht gleiten.

    Rehe in der Ferne zu hören. Kein Husten, kein Knurren. Nur Natur.

    Für einen Moment – nur einen – war es friedlich.


    „Guten Morgen“, kam es leise von hinten.

    Bausch.

    Er war schon da, genoss diesen flüchtigen Moment genauso wie ich.

    Wir sagten nicht viel. Mussten wir auch nicht.

    Die anderen erwachten. Misstrauen lag noch immer in der Luft, aber wir bewegten uns – weiter.


    Im Gehen begannen die beiden, mit denen wir die Nacht geteilt hatten, zu sprechen.

    Der eine – der Vielredende – schilderte seine Sicht auf das Überleben.

    Der Stille, wie immer, schwieg.

    Worte über Notwendigkeit. Über Entscheidungen.


    „Manchmal muss man’s tun. Menschen töten. Wenn du’s nicht machst, tut’s wer anders.“

    Ich spürte, wie sich Bausch neben mir anspannte.


    Sie hatten schon getötet.

    Vielleicht mehr, als je nötig gewesen wäre.

    Der Vielredende redete leicht, zu leicht.

    In seinen Augen war kein Bedauern – nur Berechnung.

    Keine Reue in seiner Stimme – nur kalte Zweckmäßigkeit.

    Vielleicht sogar… Genuss? Freude?

    Der Stille stimmte dem scheinbar wortlos zu.


    Ich weiß nicht, warum wir ihnen weiter folgten. Wir hätten uns abwenden können.

    Aber wohin? Vielleicht weil wir niemand sonst hatten.

    Vielleicht, weil man in der Stille des Waldes weniger hinterfragt.


    Das Dorf kam nach Stunden.

    Ein Ort wie eingefroren – leer, Verfallen, schweigend, umhüllt in leichten Nebel.

    Ein Polizeiposten, leergefegt, bedeutungslos. Ein Ort der einmal Ordnung kannte – jetzt nur noch eine Kulisse für Instinkt.

    Eine blaue Hütte, früher vielleicht Hoffnung für Kranke, jetzt nur noch Moder der Vergangenheit.

    Ein Brunnen – fast heilig im Anblick,


    Ich war durstig.

    Niederkriechend, wie zum Gebet.

    Das Wasser, perfektes, klares, frisches, fast durchsichtiges Wasser.

    Gelockt beugte ich mich hinab –

    Und sah ihn nicht kommen.


    Ein Schatten. Ein Raubtier.

    Ich dachte, es sei einer von uns.


    Dann – ein Messer, im Spiegel des Wassers in meinen Händen.

    Ein Ruck zurück. Ein Schlag, der ins Leere ging – nur knapp.

    Ich stürzte – das Herz schlug wie Flügel gegen den Brustkorb.

    Über mir – der Räuber.

    Noch ein Stoß – diesmal zielgerichtet.


    Ein Schuss.


    Der Angreifer sackte zusammen.


    Bausch hatte gehandelt – instinktiv, schnell.

    Keuchend mit dem Blick auf das Messer, welches nun neben mir lag.


    Ein Zombie kam durch das Gebüsch. Ich griff danach, schlug zu.

    Als ich aufblickte, lag der Räuber vor mir – noch am Leben.

    Ich hielt inne.

    Seine Augen – voller Angst.

    Meine Hand – voller Zweifel.


    Ich konnte nicht.

    Die Hand, die das Messer hielt, zitterte.

    Feigheit?

    Oder Gnade?


    Dann…

    Der Vielredende trat wortlos aus dem Schatten.

    Ein Schuss.


    Stille.


    Ich starrte auf den leblosen Körper.

    Das Licht in seinen Augen… erloschen.

    Kein Zögern. Kein Wort.


    Ich sagte nichts.

    Aber ich spürte es.


    Etwas hatte sich verändert. Etwas kippte in uns.


    Wir begruben ihn.

    Zu dritt.

    Unter dem Spott des Vielredenden.


    „Zeitverschwendung“, murmelte er.

    Aber für mich war er…

    War er immer noch ein Mensch gewesen.

    Vielleicht hatte ich ihn gehasst. Vielleicht hätte er mich getötet.

    Aber… er war auch nur verloren. Wie wir alle.


    Bausch zitterte. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter.

    ein stummes „Danke“.

    Ein Nicken… Mehr brauchte es nicht.


    Wir nahmen, was uns blieb.

    Und gingen.

    Zurück in den Wald, im Schutze des Nebels

    Weiter.

    Einfach nur weiter.

    „Morthanna, du Mutter im Kalten Schlund,❄️

    Nimm dieses Leben, das wir dir bringen,🎈

    Lass es enden – damit es beginnt.⚰️

    Lass es bluten – damit es gereinigt sei.🩸

    Lass es schmecken – damit wir dich spüren.“🥀🍖🍅

  • Testament des Vergangenen

    Kapitel 3: Echo aus Stahl und Blut

    „Stahl verformt sich. Blut trocknet. Aber das, was du in dir verlierst… das kommt nicht zurück.“


    Wir liefen ein Stück. Nicht aus Zielstrebigkeit, nicht aus Hoffnung. Einfach nur, weil Stehenbleiben sich falsch angefühlt hätte.

    Der Wald verschluckte unsere Schritte, unseren Stockenden Atem. Nur der Wind flüsterte noch, als wir schließlich rasteten.


    Stille kroch in mich wie eisiger Frost.

    Nicht von außen – von innen.

    Ein Zittern, das nicht vom Körper kam.

    Die Hände… sie zitterten nicht mehr wegen der Kälte.

    Sondern wegen dem, was geschehen war.

    Ein Mensch…

    Tot – und ich hatte ihn nicht gerettet.

    Oder war es genau das gewesen?

    Erbrochene Gedanken. Eine leichte Träne, kaum spürbar. Nicht sichtbar genug, um Schwäche zu zeigen. Nur gerade so viel, um noch zu fühlen.

    Bausch sagte nichts. Aber sein Blick war glasig.

    Er hatte geschossen. Geholfen ein Leben zu nehmen.

    Für mich. Für uns.


    Der Vielredende lachte leise.

    „Ihr seid weich“, murmelte er. „War doch nur einer von vielen.“

    Worte wie Nadeln.

    Aber wir reagierten nicht. Nicht mehr.

    Er war, wie er war – oder geworden war. Wie wir werden könnten…


    Wir zogen weiter.

    Die Schatten wurden länger, der Nebel dichter.

    Dann… sahen wir ihn.

    Einen kleinen Außenposten. Militärisch, verlassen, aber nicht leer.

    Ein paar Zelte, halb eingestürzt. Stacheldraht. Alte Sandsäcke.

    Dazwischen… Bewegung – Zombies.

    Langsam, schlurfend – aber wachsam.

    Soldaten, einst. Vielleicht.

    Nun nur noch wandelnde Leichen, eingehüllt in die Fetzen von Uniform, deren Schutz schon lange nichts mehr bedeutete.

    Helme, die das Gehirn nicht retteten. Westen, die durchlöchert waren wie ihre Erinnerungen.

    Und überall…

    getrocknetes Blut.

    Spritzer an Planen, dunkle Lachen am Boden, Schleifspuren ins Leere.


    Wir schlichen uns heran.

    Zelt für Zelt.

    Ein leises Rascheln, ein leises Atmen.

    Finger an Abzügen, Blicke auf Schatten.

    Looten – so nannte man das jetzt.

    Durchwühlen, was andere nicht mehr brauchten.

    Nicht, weil sie es nicht wollten… sondern weil sie nicht mehr konnten.


    Bausch war in Gedanken.

    Zu still, zu langsam.

    Er bemerkte ihn nicht – den Untoten, der um die Ecke trat.

    Ich wollte ihn warnen, doch zu spät.

    Der Zombie sah ihn.

    Ein Schrei – schrill, verzerrt, wie Metall auf Knochen.

    Und Bausch…

    reagierte.

    Die Schrotflinte röhrte wie ein brünstiger Hirsch.

    Der Leichnam wurde zerrissen – aber der Schrei hallte nach.


    Zombies kamen.

    Viele.

    Aus Zelten, aus Büschen, aus Schatten.

    Wir formierten uns. Rücken an Rücken.

    Bausch pumpte Blei durch die Reihen, Fokussiert.

    Wir versuchten zu helfen, zu decken, zu schießen – aber sie waren überall.


    Und dann – ein Ton.

    Anders.

    Dumpf. Schwer.


    Stille. Nur einen Wimpernschlag lang.

    Dann…

    sprach der Stille. Der, der sonst kein Wort von sich gibt.

    Er sprach – ein Wort:

    „Lauft.“


    Artillerie.


    Wir zögerten nicht.

    Gas zischt über uns.

    Eine letzte Bresche.

    Der Einschlag war keine Explosion – es war ein Atem.

    Ein grüner Schleier legte sich über den Boden.

    Einatmen.

    Brennen.

    Husten.

    Laufen.


    Eine gefühlte Ewigkeit des Rennens.

    Der Wald nahm uns auf.

    Bäume zogen vorbei wie Schatten. Der Boden wurde steiler.

    Ein Berg.

    Ein kurzer Halt – Husten, röcheln, taumeln, knien, entleeren.

    Wir blickten nach unten.

    Der Nebel war zurückgeblieben.

    Das Camp… darin versunken.


    Zombies, einst Jäger, nun Opfer.

    Sie wankten, fielen, zuckten.

    Kein Schrei mehr – nur das Tasten der Sonne, die sich hinter den Hügeln senkte.

    Gold über Grün und Tod.


    Streit brach aus.

    Der Vielredende tobte.

    „Was soll das?! Rumgeballert wie Anfänger – wollt ihr zurück an die Küste?! Wieder Bambi sein?!“


    Das Wort…

    es schnitt.

    Ein Bambi.

    Wiedergeboren.

    Zurückgeworfen.

    Immer wieder.

    Sterben und neu beginnen.

    War es wirklich so?


    Ich sah zu Bausch.

    Er starrte auf den Nebel.

    Kein Wort.

    Nur eine Frage in seinen Augen.

    Die gleiche, die auch ich dachte:


    Kehrt man wirklich jedes Mal zurück?

    Oder ist es einfach nur der gleiche Albtraum… der nie enden will?


    Der Wald nahm uns wieder auf.

    Wir schwiegen.

    Keiner wusste, was richtig war.

    Nur, dass Stillstand gefährlich war.


    Ein Lagerfeuer.

    Die Flamme klein, das Holz klamm.

    Wir saßen darum – schweigend.

    Die letzten Dosen. Bohnen. Spaghetti.

    Reste aus einer alten Welt.

    Geschmack von „damals“.

    Damals…

    war alles einfacher.


    Oder… war es das hier?

    Einfacher, klarer – bloß tödlicher?

    Lügen, ohne Masken.

    Nur Leben oder Tod.


    Die Dunkelheit senkte sich.

    Der Himmel schwieg.

    Unsere Augen auch.


    Der Schlaf kam nicht als Trost.

    Nur als Flucht.

    Eine kurze.

    Eine, von der niemand wusste, ob man wieder aufwachen würde.

    „Morthanna, du Mutter im Kalten Schlund,❄️

    Nimm dieses Leben, das wir dir bringen,🎈

    Lass es enden – damit es beginnt.⚰️

    Lass es bluten – damit es gereinigt sei.🩸

    Lass es schmecken – damit wir dich spüren.“🥀🍖🍅

  • Testament des Vergangenen

    Kapitel 4: Regen fällt nie grundlos

    „Es gibt Momente, in denen wir uns selbst fremd werden – und nie wieder zurückfinden.“



    Ich träumte – Regen.

    Nicht dem, der wäscht oder Pflanzen gießt.

    Dem, der vergisst.


    Er fiel schwer auf die Welt,

    auf einen brennenden Wald,

    auf eine Straße, die niemand mehr ging.


    Dort lag Er.

    Verloren zwischen Flammen und Asche.

    Ein Mensch – regungslos,

    als hätte das Leben beschlossen, nicht zurückzukehren.


    Ein Rabe landete auf ihm.

    Ruhig – Selbstverständlich.

    Er pickte ins Gesicht,

    zog Fleisch aus der leeren Höhle,

    als wäre es ein Tag wie jeder andere.


    Dann sah er mich.


    Ein einziges Auge.

    Tiefrot,

    wie die Glut unter der Erde.

    Es brannte sich in mein Innerstes.


    Der Schock riss mich aus dem Schlaf.

    Feuchte Luft lag auf meiner Haut,

    der Himmel war schwer und wolkenverhangen.

    Über mir: das Blätterdach,

    ruhig in einem leichten Wind, wie spöttischer Trost.


    Es roch nach kalter Kohle und nassem Holz.

    Ich starrte nach oben.

    Noch immer spürte ich den Blick des Raben.

    Noch immer brannte sein Auge in mir.


    Neben mir saß der Stille,

    kramte in seinem Rucksack.

    Als er meine Augen traf,

    blieb er kurz in der Bewegung stehen.

    Keine Worte – nur dieses stille Fragen.

    Ich flüsterte: „Komische Träume… in letzter Zeit.“

    Er nickte kaum sichtbar.

    Verstanden, wie so oft.


    Bausch schlief auch noch.

    Aber der Hunger war wach.

    Er nagte langsam – nicht wild,

    aber stetig.


    Als der Morgen uns endlich vollends hatte,

    zogen wir weiter.

    Ein Dorf lag vor uns – Still, grau,

    ein Ort, den selbst die Zeit vergessen hatte.


    Vielleicht würden wir etwas essbares finden.

    Aber vielleicht auch nur neue Schatten und Gedanken alter Zeiten.


    Wir gingen schweigend.

    Der Wald war still.

    Nicht einmal Vögel wagten sich in diesen Tag.

    Die Stadt lag leblos vor uns,

    und doch… war sie es nicht.


    Zombies bewegten sich langsam durch die Straßen,

    träge, wie Erinnerungen, die nie ruhen wollen.

    Wir teilten uns auf.

    Die Zeit fehlte.


    Ich durchsuchte Haus um Haus.

    Zerfallene Küchen, verstaubte Regale,

    einzelne Kinderschuhe,

    ein zerbrochener Spiegel,

    der mich nicht mehr erkannte.


    Dann sah ich ihn.

    Einen Brunnen.

    Er war nur ein Bauwerk – und doch…

    mein Atem stockte.


    Ich zwang mich weiter.

    Weg von dem Bild.

    Weg von den Erinnerungen.


    Das letzte Haus stand einsam,

    am Rand des Dorfes,

    dort, wo der Asphalt sich wieder ausbreitete,

    wie eine alte Narbe.


    Ich trat ein.

    Still.

    Vorsichtig.

    Es roch nach altem Schweiß,

    nach Eisen, nach Staub.


    Dann: ein Schlag.


    Von hinten.

    Wuchtig, hart –

    etwas traf mich an der Schulter,

    ich fiel nach vorne,

    meine Waffe rutschte mir aus der Hand und krachte auf den Boden.


    Ein Mensch –

    wild, verzweifelt,

    die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben.

    Wir rangen.

    Stolperten.

    Rissen uns durch Flur und Tür,

    bis der Kampf uns hinausschob – auf die Straße,

    Nach draußen,

    in das von dunklen Wolken verdeckte Licht.


    Ich wollte nicht kämpfen.

    Nur Abstand.

    Nur reden.


    Doch er schlug.

    Und ich wich aus.

    Und meine Hand – Sie griff das Messer.


    Das eine.

    Das, was Er dabei hatte.

    Das, von dem ich geschworen hatte,

    es nie zu ziehen.


    Ein Ruck.

    Ein Schrei.

    Ein Schubser – und dann war es passiert.


    Die Klinge.

    Sein Körper.

    Mein Griff.

    Sein Blut.


    Es floss über meine Finger.

    Warmes Leben, das ich nie nehmen wollte.

    Und doch…


    Ich erstarrte.

    konnte ihn nicht loslassen,

    konnte nicht atmen.


    Da lag er.

    Ein Mensch – erschlagen von Angst,

    nicht Schuld. Oder etwa doch?

    Was habe ich getan….


    Die anderen kamen.

    Bausch blieb stehen,

    sah mich nur an.

    Keine Wut.

    Nur dieses dumpfe Wissen,

    das mehr sagte als jede Stimme.


    Das Messer fiel aus meiner Hand.

    Schlug kaum hörbar auf den nassen Asphalt.


    Der Vielredende trat vor – grinste.

    „War doch gar nicht so schwer“, murmelte er,

    „gibt immer ein erstes Mal.“

    Und dann beugte er sich über den Toten.

    Fing an zu Suchen,

    als wäre er nur ein Sack voll Dinge.


    Ich hörte nichts mehr.

    Schon lange nicht mehr.

    Der Regen hatte begonnen.

    Zuerst zaghaft, dann immer mehr.


    Ich stand über dem Körper,

    blickte hinab.

    War das wirklich ich?


    Ich hatte jemanden getötet,

    der vielleicht nur überleben wollte.

    Ich hätte sprechen können.

    Ich hätte…


    Aber ich tat es nicht.


    Der Regen mischte sich mit dem Blut.

    Zombies krochen heran,

    Vom Geschehen angelockt.

    Wir mussten gehen.

    Keine Zeit mehr für ein Begräbnis.


    Wortlos liefen wir die Straße hinauf,

    in Richtung Wald,

    in Richtung Irgendwo.


    Ich drehte mich um.

    Noch einmal.

    Aus Reflex – oder Reue.


    Und da war er.


    Der Rabe.

    Auf einem Pfosten sitzend,

    nass, aber aufrecht.

    Schwarz wie vergessene Schuld.


    Er sah mich.


    Er hatte alles gesehen.

    Und in seinem Blick lag kein Tadel.

    Nur Erkenntnis.

    Ein stilles Spiegelbild

    dessen, was ich geworden war.


    Ich war ihm näher,

    als mir selbst.

    Er wandte sich nicht ab.

    Musste er nicht.


    Ich stand da.

    Still.

    Der Regen fiel.

    Und das Messer in mir – Es schnitt nicht durch Fleisch,

    sondern durch das,

    was ich einmal war...

    „Morthanna, du Mutter im Kalten Schlund,❄️

    Nimm dieses Leben, das wir dir bringen,🎈

    Lass es enden – damit es beginnt.⚰️

    Lass es bluten – damit es gereinigt sei.🩸

    Lass es schmecken – damit wir dich spüren.“🥀🍖🍅