Ich wollte an dieser Stelle nach 4 Stunden Spielzeit mal mein erstes Fazit zu SCUM loswerden.
Mal vorab zu meinen technischen Vorraussetzungen:
GeForce GTX960
Intel Core i5-4460 3,2GHz
8GB RAM
Damit krebs ich leider ganz am untersten Rand der Systemanforderungen rum. Ich hatte die Grafikoptionen auf Mittel eingestellt und es lief damit anfänglich flüssig mit 30-35FPS. Nicht pralle, aber machbar. Als ich dann allerdings mit ein paar Leuten (4-5 zusätzliche Player im näheren Umkreis) unterwegs war fielen die FPS drastisch auf um die 20 mit krassen Drops in den einstelligen Bereich. Gelegentlich hatte ich auch komplette Freezes über mehrere Sekunden. Soviel zur Spielbarkeit.
An sich finde ich das Setting interessant als Sträflingsinsel mit Mecha-Wächtern in Militärgebiten und eine Art Zombies als weitere KI Gegner in den Ortschaften. Da lässt sich für die Zukunft sicherlich auch storytechnisch einiges mit anfangen. Allgemein fehlt mir allerdings im Spiel die Atmosphäre. Hat man einen Ort gesehen, hat man alle gesehen. Wir haben bisher nur ländliche bzw. dörfliche Gegenden gefunden ohne großartige architektonische Überraschungen oder Besonderheiten. Eigentlich kommt einem die Map vor wie ein großes mediterranes Urlaubsgebiet. Alte rustikale Häuschen und Stallungen überwiegen hier. Zwischendrin ein paar Militärcamps. Mehr konnten wir nicht entdecken. Schade, das macht die Wanderung über die doch große Map leider ein bisschen langweilig.
Standard Ortschaft. (Ja ihr seht doppelt, ja ich bin betrunken.)
Loot ist für einen Early Access Titel schon allerhand dabei und auch die Möglichkeit beinahe alle Schränke und Müllhaufen zu durchsuchen finde ich überzeugend. Weniger gut finde ich, dass das durchsuchen nicht vom Spieler selbst optisch erfolgt, wie in DayZ wo man schlicht und einfach sieht, wenn etwas da liegt, sondern man muss jedes Mal die F-Taste drücken und warten bis der Ladebalken zu 100% voll ist um dann die Meldung zu kriegen "nichts gefunden" bzw. ploppt das Inventar auf und man sieht dann erst was da liegt. Das wird auf Dauer auch langweilig, vor allem bei der Unmenge an lootbaren Möbeln.
Standard SCUM Ladebalken für alle Aktionen
Die Ausrüstung / Kleidung finde ich optimal. Man kann mehrere Sachen übereinander ziehen. Also zum Beispiel über ein T-Shirt einen Pulli und darüber noch eine Regenjacke. Dadurch verbessert man den Kälteschutz und die Slotanzahl erhöht sich auch mit jedem weiteren Kleidungsstück. Ganz so wie in der Realität und wie man es sich auch in DayZ wünschen würde.
Die Bewegungsabläufe und vor allem das Springen / Klettern laufen gut und intuitiv, allerdings ist die Kameraführung im Kampfmodus der Hass. Die Kamera fokussiert sich automatisch auf den nächsten Gegner und bleibt an diesem dran. Wenn ich also schnell einen taktischen Rückzug antreten will kann ich nicht einfach weglaufen. Der Charakter schleicht dann nur ganz vorsichtig rückwärts und die Kamera bleibt auf dem Gegner. Ich muss erst manuell den Kampfmodus beenden um mich dann umzudrehen und wegzurennen. Das kostet im schlimmsten Fall wertvolle Sekunden die über Leben und Tod entscheiden können.
Da komme ich auch gleich zu den Zombies. Die sind bombe. Sie sind böse, hart und hässlich und das beste: man kann sie essen! In den 4 Stunden Spielzeit hab ich mich im Prinzip nur von einer Hand voll Oliven und kiloweise Zombiespeck ernährt. Aber wie gesagt, ohne eine gute Nahkampfwaffe sind die sehr schwer tot zu kriegen und wenn sie in Rudeln auftauchen macht man besser einen großen Bogen drum. Das würde ich mir auch für DayZ wünschen.
Hässlicher Zombie ist hässlich
Das Crafting Menü ist wahnsinnig umfangreich, aber auch unübersichtlich. Das braucht einige Eingewöhnung. Basebuilding ist aktuell nicht wirklich möglich, lediglich ein Unterstand und Kisten können gebaut werden.
Die allgemeinen Stats sind sogar noch unübersichtlicher als das Crafting Menü. Bis ins kleinste bekomme ich hier ein großes Blutbild mit Mineralstoff- und Vitamingehalt angezeigt. In wie weit sich hier eine Fehlernährung wirklich bemerkbar macht weiß ich nicht. Das war in 4 Stunden nicht festzustellen.
Ebenfalls unter den Stats wird der allgemeine Gesundheits- bzw. Krankheitszustand angezeigt. Finde ich auch ungünstig. Die Anzeige im Spiel selbst ist so unaufffällig, dass man eigentlich gar nicht mitbekommt, dass man verblutet bis plötzlich der Bildschirm grau wird und man nur noch 30% Gesundheit hat. Überhaupt finde ich diese wahnsinnig große Übersicht der Gesundheitswerte eher störend. Dadurch verbringt man sehr viel Zeit in diesem Menüfenster und wird aus dem Spielfluss gerissen. Ist vielleicht schön für professionelle Diätassistenten, aber mir gefällt es nicht.
Witziges Gimmick ist die Tatsache, dass man tatsächlich auch aufs Klo gehen muss. Und ja, auch die Konsistenz variiert. Wer den Supporter Pack gekauft hat bekommt auch manchmal kleine Geschenke beim Kacken: ein Magazin, ein leckerer Schokoriegel oder eine Ananas. Ich denke lieber nicht darüber nach woher das Zeug kommt und vor allem wie es da rein gekommen ist. Man kann sich übrigens auch betrinken... ich hatte da zufällig ne Flasche Whisky im Inventar und war sehr durstig. Vermutlich kann man sich auch tot trinken, ich habs nur bis zur Krankheitsphase 2 mit Drunkenness gebracht. Dabei hab ich Sachen verschwommen und doppelt gesehen und bin auch mehr oder weniger schwankend durch die Gegend gestapft.
Noch ein Korn, Herr Wirt!
Als Fazit kann ich leider nur sagen, dass mich SCUM aktuell nicht überzeugt und der vielgerühmte Tod von DayZ wird es auch nicht werden. Es fehlt deutlich Atmosphäre und Langzeitanreiz. Und für die extremen Systemanforderungen ist die Grafik... naja vielleicht nicht hässlich, aber eben auch nicht schön. Und das Geruckel nervt gewaltig. Wer einen besseren Rechner hat, bei dem mag das noch gehen. In 1 bis 2 Jahren könnte da vielleicht was draus werden. Für mich steht allerdings fest, dass ich im Moment bei DayZ bleibe. Da hab mich mehr fürs Auge, mehr für den Adrenalinspiegel und mehr fürs Herz.