Teil XVI - zwischen Wut und Erschöpfung
Die Axt liegt im trockenen Gras, als hätte jemand sie achtlos fallengelassen.
Doch der Mann mit dem netten Lächeln hebt sie auf, als wäre sie ein vertrautes Werkzeug.
Er dreht den Stiel in der Hand, prüft das Gewicht, mehrmals, fast mechanisch.
Oscar steht neben einem Stapel Holz, schmal, immer noch von der Isolation gezeichnet, aber bemüht.
Er hebt ein Stück, stellt es aufrecht hin.
Der Mann nickt.
„Das reicht.“
Der erste Schlag trifft sauber.
Der zweite ebenso.
Doch der dritte ist zu viel.
Der vierte unnötig.
Der fünfte… wirkt wie ein Gedanke, der nirgendwo hin kann außer ins Holz.
Späne fliegen.
Der Mann hält inne.
Ein Atemzug.
Zu leise, um wirklich ein Ausbruch zu sein.
Zu hart, um normal zu wirken.
Dann setzt er die Axt ab, wischt sich Holzstaub von der Handfläche und lächelt wieder — freundlich, harmlos, aber mit etwas Dahinter, das kurz durchblitzt.
„Gut. Dann packen wir’s.“
Er hebt ein paar der gespaltenen Stücke, lädt sie auf Oscars Arme.
Oscar schultert ein Bündel, schwerer als er vielleicht zugeben würde,
und folgt dem Mann aus dem Lager hinaus.
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Der Wald öffnet sich.
Vor ihnen erstreckt sich ein breites Feld, windstill, trocken.
Am Horizont: die Umrisse eines Dorfes, unscheinbar, grau, halb verfallen.
Oscar setzt den Schritt in dessen Richtung — als wäre es der logischste Weg.
Eine Hand schließt sich um seinen Unterarm.
Nicht grob.
Aber plötzlich.
Fest genug, dass Oscar stehen bleibt.
Der Mann steht jetzt hinter ihm, das Lächeln verschwunden.
Nur das ernste Gesicht, das man selten sieht —
und das etwas trägt, das schwerer wirkt als jede Kiste, die Oscar jemals getragen hat.
„Nicht da lang.“
Keine Erklärung.
Keine Schärfe.
Nur ein Tonfall, der keine Diskussion zulässt.
Ruhig.
Entschlossen.
Mit einem Schatten darin.
Oscar folgt seinem Blick.
Über das Feld, auf die stillen Dächer, den zersplitterten Kirchturm, den toten Platz.
Nichts regt sich.
Aber im Mann regt sich etwas.
Nur ein kurzer Moment.
Ein Hauch von Erinnerung.
Etwas, das dort liegen geblieben ist und besser nicht berührt wird.
Der Griff löst sich langsam.
Das Lächeln kehrt zurück — diesmal langsamer, sorgfältig zusammengesetzt.
„Wir gehen außen rum.“
Oscar nickt, wortlos.
Der Mann geht voran, als hätte er diese Route schon hundertmal benutzt.
Oscar folgt ihm durch das Gras, das unter den Stiefeln flüstert.
Die Sonne wandert über das Feld, aber der Schatten des Dorfes bleibt ihnen auf den Fersen.