Teil X - Der Riss in der Stille
Beton. Eisen. Atem, der an der Zellenwand zurückprallt.
Nichts bewegt sich. Selbst die Schatten wirken müde.
Ein Tropfen fällt. Irgendwo.
Die Luft schmeckt nach Rost und Desinfektion – sauber, aber tot.
Er sitzt. Hände auf den Knien, leer.
Nicht gefesselt, aber gefangen in Etwas, das größer zu sein scheint, als alles Andere.
Freiheit ist ein Geräusch, das er nicht mehr erkennt.
Dann: ein Knall.
Kurz, fremd, wie ein Herzschlag, der nicht seiner ist.
Ein Alarm verstummt, bevor er richtig beginnt.
Schritte. Stimmen. Chaos, das er nicht versteht.
Die Tür steht offen.
Ein Spalt, kaum sichtbar.
Ein Luftzug schiebt den Staub hinein, trägt den Geruch von Erde, von Leben.
Er sieht sie lange an.
Zu lange.
Die Finger zucken, aber die Beine bleiben still.
Die Kälte der Zelle hält ihn fester als jede Fessel.
Schließlich steht er doch auf.
Tritt näher.
Die Hand berührt das Metall, kalt und feucht.
Draußen: Geräusche, Wellen, Wind, etwas, das ruft.
Er zieht die Tür langsam auf.
Nur einen Spalt weit genug, um zu sehen.
Flackerndes Licht, ein leerer Gang, Blut an der Wand.
Niemand da.
Sein Atem stockt.
Für einen Moment denkt er, das sei Freiheit.
Dann begreift er, dass sie ihn nicht will.
Nicht mehr.
Er schließt die Tür wieder.
Langsam, leise, bis das Schloss einrastet.
Setzt sich zurück.
Legt die Hände auf die Knie.
Wartet, bis das Licht wieder flackert und alles so aussieht wie vorher.
Nur der Wind bleibt.
Ein Hauch durch die Ritzen, wie ein Versprechen, das er nicht glaubt.