Beiträge von E.C.H.O.

    OOC:
    An alle Leser - es handelt sich bei dem Geschriebenen um die Geschichte meines Charakters E.C.H.O.
    Da alle Geschehnisse in der Vergangenheit liegen, macht es wenig Sinn in Charakter darauf einzugehen.
    Seid also bitte so lieb und haltet hier die Kommentarsektion frei. Vielen Dank für´s Lesen! ^^

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    Teil I – Die Ordnung

    Der Raum ist still.

    Nur das Knistern der Neonröhre an der Decke bricht das Schweigen.

    Ein Mann steht da, unbeweglich, wie aus Stein gegossen.

    Seine Stiefel glänzen, jeder Schnürsenkel sitzt in der exakten Symmetrie eines Kreuzes.

    Die Uniform faltenlos, der Kragen hart, der Blick starr.


    Er bewegt sich nicht willkürlich, niemals. Jeder Schritt, jede Geste, jeder Atemzug ist vorherbestimmt.

    Wie eine Maschine, die gelernt hat, menschliche Bewegungen nachzuahmen.


    Seine Hände sind nicht ruhig. Sie zittern nicht – aber sie suchen Halt. Immer wieder gleiten

    sie an den Nähten seiner Kleidung entlang, als prüfe er, ob die Ordnung noch da ist.


    Auf dem Tisch liegt Papier. Sauber gestapelt, Blatt auf Blatt, in perfekter Kante.

    Darauf Zahlen. Endlose Zahlen, in Spalten und Reihen.

    Geschrieben mit einem Druck, der die Linien tief in die Oberfläche frisst.

    Kein Spielraum für Fehler. Keine Unschärfe.


    Ein Knacken.

    Das Funkgerät erwacht. Rauschen, dann eine Sequenz.

    Seine Finger greifen mechanisch zum Stift. Er schreibt, notiert, korrigiert, streicht, wiederholt.

    Die Welt um ihn herum verschwimmt – nur der Code bleibt scharf.


    Doch manchmal, ganz selten, taucht ein anderes Bild auf.

    Ein leises Bellen, kaum hörbar, so fern wie eine Erinnerung, die fast nicht mehr glauben lässt, dass sie echt war.

    Fell, weich unter den Fingern. Ein Tier, das nicht urteilte, nicht fragte, nicht forderte.

    Ein Hund, dessen Augen so klar waren, dass sie die Ordnung bedeutungslos machten.


    Der Mann blinzelt, als wollte er die Erinnerung verjagen.

    Sein Blick fällt zurück auf die Zahlen, die ihn festhalten, wie Ketten aus Tinte.

    Die Neonröhre flackert. Der Schatten an der Wand wirkt länger, schmaler, verzerrt.


    Er richtet den Stuhl exakt im rechten Winkel zum Tisch aus.

    Er setzt sich.

    Er schreibt weiter.


    Das Bellen verstummt.

    Nur das Echo der Ordnung bleibt.

    Echo sitzt am Fenster.

    Neben ihm auf dem Tisch – die offene Fallakte 006. Ein Finger tippt langsam auf den Namen des Subjekts, als würde er die Silben zählen.

    Draußen, jenseits der Küstenstraße, bewegt sich eine kleine Gestalt. 400 Meter entfernt. Das Meer rauscht. Kein anderes Geräusch.

    Echo legt den Schweißhelm ab, das Visier klappt dumpf auf den Tisch. Die Hand gleitet ruhig zum Gewehr. Keine Hast. Kein Wort. Nur ein langer Atemzug.

    Ein Knall.

    Ein einziger Schuss durchschneidet die Stille.

    In der Ferne bricht der Körper zusammen.

    Echo senkt die Waffe, blickt wieder auf die Mappe. Er setzt ein Zeichen:

    Auftraggeber: E.C.H.O.

    Urteil: vollstreckt.

    Die Akte klappt zu.

    Die Stille bleibt.
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    Ein Mann mit Schweißhelm lehnt reglos an der feuchten Wand.

    Seine Finger kratzen mit stumpfer Spitze über brüchigen Putz.

    Ein Wort erscheint. Dann noch eines. Stück für Stück formt sich ein Satz.

    Das Kratzen hört auf, nur das Tropfen irgendwo im Raum hallt nach.

    Er legt das Werkzeug ab, nimmt das Funkgerät in die Hand.

    Ein Knacken, dumpf und unruhig wie ein Herzschlag im Äther.

    Dann: die Stimme der Zahlen.

    “10–21–4–7–5 … 2–5–1–18–19 … 18–5–19–16–15–14–19–9–2–9–12–9–20–25.

    3–1–14 … 25–15–21 … 2–5–1–18 … 9–20"

    Ein letztes Rauschen, bevor Stille den Raum zurückholt.

    Der Schweißhelm fällt scheppernd auf den Boden.

    Ein kurzer, scharfer Laut, der wie ein gebrochener Satz in der Stille hängen bleibt.


    Die Hände zittern, kratzen nach etwas, finden ein Stück Kohle, fast zerbröckelnd.

    Mit fahrigen Strichen fährt er über die rohe Wand. Schwarz. Immer wieder.

    Die Linien werden krummer, schneller, unlesbar, dann klar:

    16-5-15-16-12-5

    8-1-20-5

    20-8-5-9-18

    18-5-6-12-5-3-20-9-15-14


    Der Atem geht stoßweise, jeder Zug ein Knurren.

    Die Finger hinterlassen Flecken auf dem Stein, dunkle Schlieren, als wolle er die Worte eintreiben.

    Ein nervöses Lachen, kurz, wie ein Bellen, dann wieder Stille.


    Die Schweißmaske liegt daneben, starrt zurück mit glasiger Reflexion.

    Ein Augenblick – der Kopf senkt sich, die Maske wird aufgenommen.

    Langsam, zittrig, wird Sie über das Gesicht gezogen.

    Ein letztes Zucken der Hand.


    Die Akten liegen noch aufgeschlagen am Boden, als hätten sie das alles gesehen.

    Ein Schatten fällt darüber, dann Dunkelheit.

    Ein dumpfes Poltern hallt durch den Raum.

    Die eiserne Faust schlägt auf den Tisch, Papiere flattern wie verängstigte Vögel durch die Luft.


    Ein schwerer Atem, stoßweise, unruhig. Die Hände krallen sich in den Rand der Wanne, als wollte er den rostigen Stahl zerreißen.

    Sekundenlang erstarrt er, dann – eine ruckartige Bewegung.


    Die Schweißermaske wird vom Gesicht gerissen, schleudert im hohen Bogen in die Ecke. Dort bleibt sie liegen, hart auf dem Boden,

    als stumme Erinnerung an das alte Gesicht.


    Darunter: eine Maske aus Stoff, rosa, schamlos. Ein Schwein.

    Das Rauschen im Funkgerät verstummt, als hätte selbst der Äther innegehalten.


    Schritte, langsam, schwer.

    Er hebt ein einzelnes Blatt vom Boden auf – Akte 005. Seine Finger streifen über das verblichene Papier, die Kanten eingerissen, das Urteil klar vermerkt.

    Ein langer Blick.

    Kein Zögern, kein Bedauern – nur der Brand im Inneren, der sich nicht stillen lässt.

    Dann sinkt die Akte zurück auf den Schreibtisch.


    Stille. Nur das Pochen seiner Schläfen verrät, dass in ihm noch etwas lebt.

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    Ein Mann mit Schweißhelm lehnt an einer morschen Bretterwand.

    Vor ihm – eine Kiste, halb offen, darin Stofffetzen in grün, rot, blau, gelb. Armbinden, die wie häutige Schlangenreste wirken.

    Seine Finger gleiten darüber, heben ein Stück an, lassen es wieder fallen.

    Das Rascheln klingt wie Spott.

    Kein Wappen, keine Farbe, kein Zeichen hat hier Gewicht.

    Er zieht ein zerknittertes Blatt hervor, legt es über die Kiste, als wollte er sie versiegeln.

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    Ein Mann mit Schweißhelm steht in einem verlassenen Schulgebäude.


    Die Wände, übersät mit alten Parolen, bröckeln den Staub der Jahre herab.

    Sein Blick verharrt an einer Tafel – dort, wo früher Buchstaben standen, hat jemand rohe Striche eingeritzt. Ein Herz. Daneben ein Kreuz.

    Er legt die Hand an die kühle Oberfläche.

    Ein Atemzug beschlägt das Glas seines Visiers.

    Dann zieht er aus seiner Tasche einen zerknitterten Zettel hervor, hält ihn in das matte Licht der zerborstenen Fenster.

    Einige Worte, hastig gekritzelt, kaum lesbar.

    „Teilen schützt.“

    Seine Finger verharren einen Moment.

    Dann steckt er das Papier in eine der Ritzen zwischen den Tafeln, als würde es dort auf jemanden warten.


    Ein Knacken.

    Ein Laut aus dem oberen Stockwerk.

    Der Mann hebt den Kopf, greift nach dem Funkgerät.

    Kein Wort.

    Nur ein leises Knistern.


    Dann wendet er sich ab, die Schritte hallen durch den leeren Korridor, bis nichts mehr bleibt außer Staub und dem Echo.

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    Ein Mann mit Schweißhelm sitzt in seiner Wanne.


    Der Regen draußen prasselt unerbittlich gegen das Blechdach, rinnt in dünnen Strömen die Wände hinab.

    Der Raum atmet in feuchtem Rhythmus, tropft und rauscht wie eine fremde Lunge.


    Auf seinen Knien liegt ein zerlesenes Buch. „Fragmente über Schuld und Macht“ – in brüchigen Lettern auf dem Einband.

    Die Seiten riechen nach Schimmel und Rauch.


    Er schlägt auf, liest.


    „Der Mensch richtet, weil er schwach ist. Er nennt es Moral, doch in Wahrheit ist es nur Rache, gebändigt durch Worte.“


    Sein Helm neigt sich langsam. Ein Tropfen fällt durch das Dach, schlägt auf das Eisen der Wanne.

    Ein gleichmäßiger, kalter Takt.


    Er blättert weiter.


    „Wer Schuld benennt, erhebt sich selbst zum Maßstab. Doch jedes Maß ist nur der Schatten einer größeren Willkür.“


    Die Finger des Mannes verharren. Lange. Schließlich streicht er über die Kante der Seite, als prüfe er die Schärfe des Satzes.

    Dann: ein Schnauben. Kurz. Fast unhörbar.

    Draußen ein Donner, dumpf wie ein ferner Aufschlag.


    „Der Richter wird zum Schuldigen, wenn er zu lange hinsieht.“


    Das Buch klappt zu. Staub löst sich zwischen den Seiten, tanzt für einen Moment im matten Gaslampenlicht.


    Er legt es neben sich, greift nach dem Funkgerät.

    Ein Knacken.

    Ein Rauschen.

    Keine Stimme.

    Ein Mann mit Schweißhelm steht im Wald.


    Vor ihm: mehrere Kisten, mit Bedacht zwischen Bäumen abgestellt. Das Holz ist feucht, der Boden darunter bereits aufgewühlt.

    In seiner Hand liegt eine Akte, vergilbt, vom Wetter gezeichnet. Er blättert nicht – er schaut nur auf das Deckblatt, bevor er sie wieder in seine Jacke schiebt.

    Dann geht er in die Knie, packt die erste Kiste mit beiden Händen. Das Gewicht zieht an seinen Armen, er muss nachfassen, bevor er sich aufrichtet.

    Der Wald bleibt still, nur das Knirschen des Bodens unter seinen Stiefeln begleitet die ersten Schritte.


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    Ein Mann mit Schweißhelm sitzt in seiner Wanne.


    Die Hitze drückt, Schweiß läuft über seinen Nacken, doch er rührt sich nicht. Nur seine Füße tappen unruhig gegen den Metallboden.

    Neben ihm steht ein provisorischer Schreibtisch aus aufgestapelten Holzkisten. Darauf liegen unzählige Zettel – Kritzeleien, Notizen, Kartenfragmente. Ein chaotisches Archiv.

    Sein Blick wandert zur Uhr: 17:57.

    Langsam neigt er den Kopf zur Seite, hebt den Schweißhelm vom Gesicht. Schwer atmend greift er nach einem der Zettel, faltet ihn auf und liest. Lange. Sorgfältig.

    Ein tiefer Atemzug, ein kurzes Schnaufen. Dann wieder ein Blick auf die Uhr: 17:59.

    Mit angespannter Miene erhebt er sich aus der Wanne. Das Knarzen hallt im Raum wider, als er die Zettel sorgsam in seinen Rucksack verstaut.

    Dann greift er nach dem Feldfunkgerät, schnallt es sich um – ein leises Knacken aus dem Lautsprecher, wie ein fernes Raunen im Äther.

    Ohne ein weiteres Wort tritt er hinaus.


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    Ein Mann mit Schweißhelm sitzt in seiner Wanne.
    Nervös tappelt er mit seinen Füßen. Wäre die Wanne gefüllt, wäre das Wasser bei der Bewegung übergeschwappt.
    Ein kurzer Blick auf die Uhr Verrät: noch 43 Minuten.
    Auf seinem Bauch liegt ein Block mit Stift. Er hatte sich Notizen gemacht. Wirres Gekritzel, Buchstaben die nicht zusammenhängen, Pfeile und etwas das aussieht, wie die Chernarusische Landkarte. Einiges scheint durchgestrichen zu sein. Und am Ende Worte. Doppelt unterstrichen.

    Ein weiterer Blick auf die Uhr verrät: noch 42 Minuten.
    Er steht auf und lässt den Stift achtlos auf den Boden fallen. Den Block lässt er in seine Hose gleiten. Er schnallt sich sein Feldfunkgerät um, wirft einen kurzen Blick über die Schulter zur Badewanne und säufzt.


    Der Tag war für Echo noch nicht vorüber.

    Ein Mann mit Schweißhelm betritt das Camp. Er schaut sich um - wohl wissend, dass er beobachtet werden könnte.
    Schweinchen haben keine Scham. Also durchsucht er Zelt für Zelt. Niemand schien sich zu verstecken.
    Ein Geschenk hatte er gestern Abend schon da gelassen. Ungeachtet lagen die Kisten noch im Kochhaus.
    Jemand wird sie schon finden. Irgendwann.

    Er will sich schon umdrehen und gehen, da bemerkt er einen Brief am Nachttisch.

    Für ihn?

    Nein, es steht "Herz" darauf geschrieben. Er öffnet den Brief - ungeachtet dessen, dass er nicht der rechtmäßige Empfänger ist.

    Nach gründlichem Lesen senkt er nachdenklich die Hand, in der der Brief ruht. Plötzlich ertönen Schüsse in der Ferne.

    Er legt den Brief zurück an den Nachttisch und verlässt das Camp.

    Handfunkgerät - ein.

    Rauschen.


    ECHO hat keine Zeit für Rettungsmissionen. Aber er hat Zeit, noch ein paar Funksprüche abzugeben.