Bericht zum Vorfall vom 22.03.2025 von Sueda Staneva aka Ersetzbares Crewmitglied Nr. 371
(Noch immer auf Heimaturlaub)
Lager am Krankenhaus bei Chernogorsk – Ein Feind. Eine DMR. Ein Ego-Boost.
Chernogorsk. Mal wieder. Ich wollte eigentlich nur kurz durchs Camp am Krankenhaus laufen, ein bisschen aufräumen, vielleicht ein paar Versorgungsgüter nach dem Alphabet sortieren. Stattdessen gab’s heute wieder Schüsse, Adrenalin und – Überraschung – ein kleines persönliches Schützenduell. Na ja, fast.
Ich stehe also im Camp am Krankenhaus in Cherno – du weißt schon, dieses wunderbar offene Gelände mit perfekten Schussfeldern für jeden dahergelaufenen Sniper mit Minderwertigkeitskomplexen. Ich sperre noch schnell einen dieser garstigen Zombies in eine der Garage (der mir später unfreiwilliger Weise das Leben retten sollte). Tja und dann? Plötzlich sehe ich einen Schatten huschen. Direkt hinter dem Camp. Rennen. Kein Winken, kein Rufen, nur zielgerichtete Bewegung in meine Richtung. Ich spüre, wie mein Adrenalin von null auf "Ich-hätte-heute-echt-lieber-geangelt" springt.
Der Typ hält doch glatt eine Waffe in seinen Händen. Zum Reden ist der bestimmt nicht hier! Ich hab zum Glück meine AK bereits in den Händen. Alte UNOC Gewohnheit, danke an meinen Ausbilder und Vorgesetzter Oberleutnant Antestor. „Wenn ihr da draußen unterwegs seid, immer mit Waffe in der Hand! Ich will keinen ohne Waffe in der Hand sehen!“. Hab’s verinnerlicht, Chef. Ich hebe also meine AK und in dem Moment, wo mein Hirn „Oh, das ist keine Begrüßung“ denkt, feuere ich. Drei, vier Schüsse. Ach, fast das ganze halbe AK-Magazin…Ich treffe ihn, aber nicht tödlich. Klar, Typisch AK, typisch ich. Er erwidert das Feuer mit einer AKM, Trommelmagazin inklusive – ich kriege eine Kugel in die Schulter. Es brennt wie die Hölle und plötzlich fühlt sich mein Arm irgendwie… komisch an. Verdammt, das war meine Lieblingsschulter zum Zielen! Ich humple also zurück in eine Garage. Kleines, feines, fensterloses Loch mit Dach – kein schöner Sarg.
Da sitz ich nun in der Falle. War ne dumme Idee, hier reinzukommen. Ich bin verletzt, meine AK ziemlich ramponiert. Er muss sie getroffen haben, zum Glück nicht mich. Ich will keine Ladehemmung riskieren und wechsle auf meine geliebte DMR. Die mit dem tollen eingravierten Spruch „Pugnatum ut leo, mortuum ut Bambi.“ (Übersetzt: „Gekämpft wie ein Löwe, gestorben wie ein Bambi“ Grüße gehen raus an das, was von den Chicks noch mitliest…) und ziele aufs Tor und versuche ruhig zu bleiben, während mir die Pumpe wie wild geht. Ich muss nur irgendwie einen Treffer landen. Irgendwie. Den Rest regelt die .308er dann.
Schließlich höre ich’s: Er ist da.
Er öffnet die falsche Garage. Die mit dem Zombie. Zombie schreit, er schießt. Ich schwör‘, ich habe laut gelacht – innerlich natürlich, bin ja Profi. Damit hatte er bestimmt nicht gerechnet.
Aber mein Schicksal ist nur aufgeschoben, denn schon öffnet er meine Tür.
Ich ziele, drücke ab, dreimal, viermal… und treffe vermutlich nichts, denn er zieht gerade noch den Kopf ein und weiß jetzt, wo ich sitze. Classic.
Er fühlt sich davon nicht eingeschüchtert. Schaut wieder am offenen Tor zu mir, aber jetzt kommt’s dicke. Der Typ feuert. Nicht einmal. Nicht zweimal. Er entleert gefühlt ein halbes verdammtes Trommelmagazin in meine kleine Garage. Es klirrt, es splittert, es zischt. Alles um mich rum. Und was trifft er? Nichts. Gar nichts. Also wirklich gar nichts. Nicht mal mein Ego. Okay, okay… meine Plattenweste fängt schon einen oder zwei Schüsse ab. Aber sonst? Ich sitze da, keuche schwer, drücke mich an die Rückwand, höre das Echo seiner Schüsse widerhallen und kann nur denken: „Moment mal… der schießt ja schlechter als ich!?“ Gleichzeitig hebe ich sofort meine DMR an, atme aus und – zack. Drei Schüsse. Dieses Mal trifft’s seinen Kopf. Glaub ich.. schön sauber. Ich stürme raus, lege nach und sichere zwei AKMs sowie meinen Ruf als „die, die irgendwann auch mal was trifft“. Aber… ZWEI AKMs? Der Typ hatte zwei AKMs bei sich?! Wie kommt ein halbgares Aushilfsbambi an so eine Ausrüstung? In den richtigen Händen hätte das verdammt noch mal sehr sehr schief gehen können. Und da dämmert es mir und ich sehe erst jetzt das Auto hinten im Hof stehen. Muss seins gewesen sein und vermutlich waren da die Sachen drin. Entweder gestohlen oder sein fahrbarer Stash. Auto leicht lädiert, aber fährt noch, mit etwas Kühlwasser versteht sich. Check. Ich packe alles und dann auf und davon. Nicht, dass der Typ noch einen Kollegen hatte, für den die zweite AKM bestimmt war und die nun verständlicherweise… angepisst reagieren würden.
Jetzt sitze ich am Feuer, berichte den anderen von dem Vorfall und meinem neu gewonnenen Ego.
Die Schulter ist notdürftig geflickt von Herz-Aus-Gold. Sie verarztet mich, fragt, ob ich vielleicht mal überlegt hab, dass der Fremde vielleicht ganz vielleicht eigentlich nur Gutes wollte....
Klar Herzchen. In deinen Träumen.
Der Typ hat verdammt nochmal auf mich gezielt! Mit seiner verdammten AKM! Keine Warnung, kein Zögern. Tja und ich? Ich war einfach schneller.
Sie will immer, dass es Gründe gibt. Gute. Ich brauch nur einen kleinen Beweis und der Lauf seiner Waffe in meine Richtung hat vollkommen ausgereicht.
Sie denkt einfach immer zu viel nach.
Ich nicht.
Wenn ich das tu, bin ich langsamer.
Langsam ist tot.
Kann sein, dass wir beide uns darum so selten in die Quere kommen: Ich denk nicht mehr darüber nach, sie zu viel.
Sie fragt, ich handle.
Und trotzdem komme ich immer wieder an die Camps zurück.
Weil sie mich verarztet, wenn ich blute.
Weil sie redet, wenn’s um mich rum zu still wird.
Und weil sie mich daran erinnert, dass ich mal daran geglaubt habe, es gäbe mehr als nur das Recht des Stärkeren.
Ja, ich war mal einer von ihnen, eine Samariterin. Aber das ist lange her.
Herz holt mich aus meinen Gedanken. Was ich denn von Schießtraining halte? Sie und ich, wir könnten das gebrauchen, meint sie.
Schießtraining? Ich grinse: „Wozu? Reicht doch, wenn der Gegner schlechter schießt als ich.“
Sie seufzt.
Ich kaue meinen Fisch zu Ende.
„Nennen wir’s taktisches Glück und nennen’s ein gutes Ende. Für mich zumindest. Wie sagte Pinky noch so schön? Am Ende zählt nur, dass es der andere ist, der am Boden liegt und nicht du. Wie ist doch egal…“
Schießtraining? Naja... vielleicht später mal. Morgen. Oder so.
Ersetzbares Crewmitglied Nr. 371 Ende – Dieses Mal noch am Leben, noch immer eine grottige Schützin, aber noch nicht fertig mit der Welt.