11. Juni 2023 – Räuber und beraubte
Was ist heute nur los? Alles beginnt damit, dass ich es in Berenzino mal wieder etwas ruhiger angehen möchte. Nach den Ereignissen von gestern auch kein Wunder, oder? Während ich also in aller Ruhe meiner Arbeit nachgehen, ein Beet anlege und das Lager mit Vorräten versorge, meldet sich ein neuer Überlebender per Funk. Es handelt sich um Johnny, der mich von seiner Art und seiner Stimme sehr an unseren Howl erinnert. Ich habe noch nicht über ihn geschrieben, aber vor einigen Jahren war er ein steter Begleiter und ein hervorragender Bodyguard bei unseren Einsätzen in Staroye. Jetzt, wo ich so darüber nachdenke, fehlt er mir und natürlich auch unsere Freundin, Nyashia. Hoffentlich geht es den beiden gut, wo auch immer sie gerade sind. Jedenfalls scheint Johnny ein netter Kerl zu sein, aber leider ist er nun in der Nähe von Staroye und benötigt dringend medizinische Versorgung. Von den Symptomen her könnte er unter einer Erkältung leiden und sich zusätzlich einen schönen Wundbrand eingefangen haben. Keine vorteilhafte Diagnose, aber noch ist nichts verloren. Das Dumme ist nur, dass ihm auch komplett das Essen ausging und in Staroye am Bambi-Auffanglager auch nichts mehr zu finden ist. Da ich allerdings zu weit weg bin, um rechtzeitig etwas ausrichten zu können, übergebe ich an Samariter Blau, der sich vorbildlich um unseren Neuankömmling kümmert. Er durchstreift das kleine Örtchen und macht sich auf die verzweifelte Suche nach Lebensmitteln. Dort fand er neben geifernden Zombies einige Birnen, Äpfel und sogar eine Dose Thunfisch. Sofort teilt er alles mit Johnny und unserem Neuankömmling geht es schon bald merklich besser. Die Medikamente, die Samariter Blau ihm verabreicht, wirken und auch die Wunden konnte er mit Alkohol desinfizieren, bevor der Wundbrand richtig eklig werden konnte. Ein Glück! Ich weiß noch selbst aus leidiger Erfahrung, wie heftig diese Erkrankung werden kann. Samariter Blau beschließt auch, vorsichtig das verlassene Militärlager zu erkunden und etwas für Johnny mitzunehmen, während sich dieser am Lager erholt. Er durchsucht alles akribisch, ist aber aufgrund der starken Zombies dort besonders vorsichtig. Er hat keine Lust, dort auf andere Überlebende zu treffen, die ihm feindlich gesinnt sind. Verständlich, denn Staroye ist unter Umständen ein heißes Pflaster. Im Funk bekomme ich mit, wie sehr er mit den Zombies dort zu kämpfen hat. Hier und da ein Fluchen und Schimpfen. Ich würde ihm so gerne helfen und ich hasse es, hier mehr oder weniger untätig rumzusitzen, während anderorts die Action stattfindet. Allerdings muss ich mich aufgrund meiner Verletzungen noch etwas schonen. Samariter Blau hält sich gut und bringt Johnny einen großen taktischen Rucksack sowie eine passende Militärweste, Schuhe und sogar eine KA-74 mit. Das ist mir zunächst nicht so recht, denn eigentlich vergeben wir keine Waffen an Bambis, aber Samariter Blau erklärt mir, dass Johnny anders ist. Ich hoffe, er hat recht. Die Zombies haben meinem Kollegen sehr zugesetzt und in der Eile lässt er dummerweise das Magazin versehentlich im Militärlager fallen. So ein Pech! Aber zumindest hat er überlebt. Er scheint aber ganz schön mitgenommen zu sein. Mehr tot als lebendig schleppt er sich zurück zum Lager, aber der Einsatz hat sich gelohnt. Er verteilt seine Beute an Johnny und dieser ist nun inzwischen wieder ganz fit und beschließt allein weiterzuziehen. Währenddessen baue ich in Berenzino und etwas weiter an unserem Auffanglager. Plötzlich ereilt uns dann eine schreckliche Nachricht: Johnny ist bei seinem Alleingang ums Leben gekommen! Wir sind bestürzt, aber ich möchte seinen Körper keinesfalls zurücklassen. Und so bitte ich Samariter Blau, der sich gerade etwas erholt hat, die Gegend um das Militärlager abzusuchen, wo Johnny vermutlich gestorben ist. Die Mission lautet: Sichere Johnnys Leiche und seine Ausrüstung. Sorge anschließend für ein angemessenes Begräbnis. Kein leichtes Unterfangen. Ich weiß Samariter Blaus Einsatz sehr zu schätzen. Zum Glück muss er dazu nicht in das Militärlager, denn in einem Waldstück etwas vom Militärlager entfernt hat er endlich Erfolg. Er schafft es tatsächlich, alles Wichtige zu sichern und der Leiche eine angemessene Bestattung zu geben. Weiter kämpft er sich zurück durch das Militärlager, um das fehlende Magazin zur KA-74 zu finden. Wieder bekämpfen ihn die Zombies und fast hätte es ihn erwischt, zum Glück schafft er es, sich auf einen Aussichtsturm zu retten und von oben eine Zombie nach dem anderen leise auszuschalten. Einer von ihnen hat sogar einen weiteren Militärrucksack dabei, der für Samariter Blau wie gerufen kommt. Er verpackt alle wichtigen Sachen von Johnny darin, nimmt ihn in die Hände und rennt los, direkt zurück zum Lager. Puh… Auf seinem Weg von der Küste kommt Johnny wieder dort vorbei und ist sehr froh, dass er seine Sachen nun wiederbekommen hat. Zum Dank bringt er zwei erlegte Lämmer mit nach Staroye. Samariter Blau erklärt, dass er zwischendurch endlich einen Steinofen errichtet hat. Das ist natürlich jetzt ideal und mir läuft das Wasser im Mund zusammen, als ich von der Grillparty höre. Tja und ich muss mich hier in Berenzino mit ein paar Äpfeln begnügen. Naja. Am Ende wird alles übrige Fleisch in das blaue Essenszelt beim Lager gepackt. Das beruhigt mich etwas, denn nun ist das Bambi-Auffanglager dort auch endlich wieder mit dem Nötigsten ausgestattet. Gute Arbeit!
Tabasko bietet an, Johnny mit dem Auto abzuholen. Er meldet sich im Funkkanal und teilt uns mit, dass leider fünf ihrer Fahrzeuge entwendet wurden. Die Jungs nehmen es relativ locker, aber ich spüre, dass sie das doch überraschend trifft. Aber fünf Autos? Meine Güte, warum hatten die Jungs denn überhaupt so viele? Ich meine, wozu braucht man so viele Autos? Drei LKW sollen darunter gewesen sein sowie ein Sarka und eine Olga. Direkt in der Nähe ihrer Basis entwendet…Ich lasse meine Kontakte spielen und frage rum, ob vielleicht jemand von den anderen und den Einzelgänger etwas weiß, aber leider gibt es keine sachdienlichen Hinweise. Bereitet sich gerade eine neue Gruppe in Chernarus aus, von der wir noch nichts wissen? Ich meine, wer kann denn schon allein so viele Autos abtransportieren und vor allem: Wohin?
Tja und Kanu kommt dann sofort ein Verdacht. Er vermutet aufgrund diverser Unregelmäßigkeiten bei seinen Fahrerlebnissen, dass jemand im Wald eine Riesenbasis gebaut hat. Dort könnten die LKW untergebracht worden sein. Ich halte das für einen großen Zufall und bin nicht der Meinung, dass wir wirklich sichergehen können, dass diese Basis den Autodieben gehört, aber Kanu beschließt, mit Tabasko den Wald zu durchsuchen. „Kanu, wie soll ich es sagen? Du hast in Sachen Basis auf jeden Fall den richtigen Riecher!“, meint Tabasko dann nach einiger Zeit. Die beiden entdeckten tatsächlich eine freistehende Basis mitten im Wald. Darin sind mehrere Autos und wohl auch LKW. Tabasko ist sofort Feuer und Flamme und alarmiert die Jungs. Sie möchten die Basis ‚besuchen‘. Ich ahne Schreckliches. Beim folgenden Austausch erfahre ich eine weitere Schlimme Nachricht: Danis Freund wurde von dem Schatten in Zelenogorsk angegriffen. Es dauert etwas und ich muss einige Leute kontaktieren, aber in diesem Fall können wir mit Gewissheit sagen: Es war der Schatten.… unheimlich. Also ist er tatsächlich der heimlicher Killer, für den ihn alle gehalten haben?
Zudem höre ich bei meinen Gesprächen von einem ‚Informanten‘ (haha klingt das cool… aber eigentlich ist es nur ein Freund, der es aber vorzieht, allein loszuziehen und eher den direkten Austausch und Kontakt mit den Gruppen scheut), dass in der Nähe von Elektrozavodsk ein Sarka und eine Olga zusammen mit einem defekten LKW gesehen worden sein sollen. Ob das die Autos der Jungs sind? Charly fand jedenfalls trotz eingehender Untersuchung keine Spur von den Fahrzeugen in Elektrozavodsk. Sehr merkwürdig. Hat mein Informant da falsch gelegen oder wurden wir in die Irre geführt? Oder war Charly am falschen Ort? Wir wissen es nicht.
Die Jungs beschließen jedenfalls nach eingehender Beratung, bereits an diesem Abend gemeinsam mit Kanu die gefundene Basis etwas genauer in Augenschein zu nehmen. So ziehen Kanu, Whoomba, Dani, Marcel, Charly, Tabasko, Ravini, Shizo und Blue gemeinsam in der Abenddämmerung dorthin. Natürlich hat Kanu sogar für diesen Einsatz eine Präsentation in den Sand gezeichnet und alle Leute genaustens instruiert. Das wird schon so etwas wie ein Running-Gag. Kanu wird generell sehr motiviert. Fast schon zu motiviert… immerhin geht es hier darum, in eine Basis einzubrechen! Aber Jungs sind wohl nun einmal Jungs und ich lasse sie ziehen. Aber ich selbst bleibe in Berenzino zurück. Einbrüche sind nicht meine Art.
Meine Aufenthalt in Berenzino zahlt sich auch aus, denn kaum haben Blue und Shizo sich in Berenzino getroffen, um mit dem Auto zu den anderen zu gelangen, da erhalte ich von Blue eine Warnung. Ein eigenartiger Überlebender schleicht sich durch das Gebiet um das Auffanglager. Schnell habe ich ihn vor dem Bürogebäude ausfindig gemacht. Er spricht nur bruchstückhaft und ich verstehe nur ein Wort: „Water“. Ich versuche natürlich, ihm zu helfen, aber es stellt sich heraus, dass er alle meine Geschenke (Getränkedosen, Wasserflasche) ablehnt. Da habe ich eine Idee. Ich bedeute ihn mir zu folgen und führe ihn zum Brunnen neben der Polizeistation. Wir kämpfen gegen einen Zombie und dann trinkt er sich ordentlich satt. Vermutlich hat er mir nicht getraut. Der Fremde stellt sich als „Alex“ vor und zieht dann weiter. Jammet gesellt sich anschließend ebenfalls zu mir und was soll ich sagen? An diesem Tag gibt es aber noch eine gute Nachricht: Wolfgang hat eventuell das Bambi-Mobil 2.0 wiedergefunden! Richtig, das, was auch Kanus und Jammets Garage entwendet worden ist. Vermutlich von den Gentlemen-Raidern. Es soll mitten im Black Forest bei einem Hexenhaus stehen. Da die anderen Jungs beschäftigt sind und Wolfgang wieder weg muss, beschließen Jammet und ich einmal nach dem Auto zu sehen. Wir besuchen das Hexenhaus, aber sind uns unsicher, ob es wirklich unser gestohlenes Bambi-Mobil 2.0 ist. Daher beschließen wir, ein paar Autoteile zu vergraben und das Auto zu beobachten. Wenn es keinem gehört, wird es eben wieder unser Bambi-Mobil 3.0. Schließlich kehren wir zum Lager zurück.
In der Zwischenzeit wird ein Bambi in Solnichniy gesichtet und Tabasko verstirbt leider bei Experimenten mit Sprengstoff in der fremden Basis. Er hat wirklich ein Händchen dafür. Tja und sonst läuft die Aktion wohl reibungslos. Charly holt Tabasko ihn in Prigorodki mit dem Auto ab, sucht am Brunnen dann aber verzweifelt nach dem Tank des Autos. Tja und als er sich gerade über das Auto beugt, hört er eine Stimme von Hinten! „Brauchst du Hilfe mit dem Tank?“ Charly erschrickt, und dreht sich um. Ein Überlebender ist aus dem Nichts aufgetaucht! Aber er lässt sich nichts anmerken und nimmt die Hilfe dankbar an. Schließlich bietet er ihm als Dank ein Ledernähset aus dem Auto an. Im Kofferraum liegt auch ein Cowbohut, den darf sich der Fremde aber nicht nehmen. „Der ist für meinen verwirrten Freund.“, lacht Charly. Endlich kommt Tabakso und das Erste, was er aus dem Auto nimmt ist tatsächlich sein Hut! Er setzt ihn sich auf und grinst übers ganze Gesicht. Der Fremde, der sich in der Zwischenzeit als unser Xam entpuppt (Grüße gehen raus!) sagt nur: „War ja klar…“. So ist unser Tabasko halt. Gut gelaunt fahren die beiden Jungs zurück und Xam geht seiner Wege. Es freut mich sehr, dass auch ohne die Anwesenheit der Samariter die Leute bereit sind, friedlich miteinander umzugehen und sich zu helfen. Es scheint, als wäre Chernarus schon ein Stück menschlicher geworden.
Unterdessen wurde die Basis um einige Dinge erleichtert. Wenn das mal keine negativen Konsequenzen nach sich zieht… Am Ende teilen die Jungs sich die Beute noch auf. Ich baue im Drive-In-Bereich noch ein paar Kisten für meine Blutspenden und verzichte auf Beute aus der fremden Basis. Ich habe kein gutes Gefühl dabei, egal woher das Zeug stammt. So oder so: Es war ein ereignisreicher Tag voller Höhen und Tiefen. Ich bin gespannt, was die nächsten Tage in Chernarus für uns bereithalten werden.