💌 Herzensgrüße vom 31.05.2025 – Kugelhagel, Gedenken und ein vermeintliches Hütchen auf dem Dach
Hallo ihr Lieben,
manche Tage enden nicht leise, sondern mit einem Knall. Und manche Gedanken beginnen nicht mit Worten, sondern mit einem Nachhall.
💭 Das Abschlussballern
Eine Tradition, laut, grell, überdreht. Manche sehen darin eine letzte Befreiung, ein kathartisches Loslassen, ein Ruf an die Welt: Wir waren hier!
Und ich? Ich sehe den Lärm – aber auch die Leere danach.
Ich verstehe, dass viele darin einen würdigen Abschied finden. Ein letztes gemeinsames Aufdrehen, bevor die Welt neu gewürfelt wird. Aber für mich war Chernarus nie eine Bühne, auf der man seine Spuren in Kugeln messen sollte.
Ich habe immer geglaubt, dass Spuren in Erinnerungen, in Begegnungen, in geretteten Leben tiefer wirken. Vielleicht ist das naiv. Vielleicht auch nur mein eigener Kompass.
Wenn ich am Ende einer Season an einem Feuer sitze, dann höre ich lieber Geschichten als Schüsse. Aber wenn jemand zum Abschluss ballern will, dann soll er das tun – solange er nicht vergisst, dass jeder Schuss auch jemanden trifft. Und sei es nur in der Erinnerung.
🧳 Vorbereitungen und Verletzungen
Ich holte bei den Berezino-Boys einige Vorräte für die Rostige Axt. Alles sollte noch vor dem Wipe Verwendung finden – eine großzügige Geste. Medizin, Snacks, Getränkedosen, ein paar Waffen, Munition. Vor allem die mit viel Liebe zum Detail gestaltete Tischdeko war ein echter Hingucker und ich nahm gerne einige der Kürbisse mit.
Ich verteilte die Spenden in Zelten und Stashes rund um die Eventzonen aber natürlich auch in der "Rostigen Axt".
Eine improvisierte Schiene fiel mir auf. Der Wirt grinste und meinte, sie stamme noch von einer Prügelei zur Einführungsfeier. Ich nahm sie mit. Und das war mein Glück, wie es sich später herausstellte.
Am Mittag besuchte ich die Überreste der ehemaligen "Chicks in Action"-Basis, um den Turm wieder aufzubauen, der einst auf die Dächer führte. Ich wollte dem Abschlussballern ein klein wenig dramaturgischen Rahmen geben – etwas Struktur, einen erhöhten Punkt, von dem man das Geschehen überblicken konnte. Ich arbeitete konzentriert, Stufe um Stufe, Balken für Balken. Oben angekommen machte ich kurz Pause. Nur ein Moment der Ruhe, ein Schluck Wasser, etwas Essen. Etwas später ging ich zwei Stockwerke tiefer.
In dem Moment explodierte es.
Eine Mine – versteckt, gezielt platziert. Ich hatte sie nicht gesehen, keine Warnung, keine Chance. Der Knall riss mich zu Boden, die Wucht der Explosion betäubte meine Sinne. Als ich wieder zu mir kam, war mein Bein gebrochen, meine Kleidung beschädigt, meine Hände zitterten. Doch ich atmete. Ich lebte. Es tat weh, aber ich hatte überlebt.
Nur einem Umstand war es zu verdanken, dass ich nicht an Ort und Stelle gestorben oder von den untenstehenden Zombies angegriffen worden war: Der Schiene, die ich mir am Morgen noch von den Berezino-Boys mitgenommen hatte. Ein fast beiläufig gesprochener Satz des Wirts ( Bitwanted ) hatte sich nun als prophetisch erwiesen: "Vielleicht hilft sie ja noch jemandem heute Abend..."
Sie half mir.
Ich weiß bis heute nicht, wer diese Mine gelegt hat. Aber ich habe eine Ahnung und ich glaube nicht, dass sie für mich bestimmt gewesen war. Als ich mein Bein schiente, hoffte ich im Stillen, dass ich die letzte Person war, die er hatte treffen wollen. Aber es war mein Fuß, der die Falle ausgelöst hatte und sie hatte mich getroffen. Wörtlich. Körperlich. Und in dem, was ich sein wollte: jemand, der half.
Nun musste ich irgendwie mit den Konsequenzen weitermachen.
🏚 Ein letzter Gruß
Trotz Verletzung befüllte ich weiter die Stashes, so gut ich konnte. Als das Event begann, zog ich mich zurück. ninja2.00926 (UltrA) bekam meine DMR, den Rest überließ ich voll und ganz Sueda ( Ersetzbares Crewmitglied ) – das war mehr ihr Gebiet.
Sie berichtete später von einer besonderen Mission mit Black Lion, Pinky und Cala-j und natürlich UltrA: Für Cala sollte eine Hühnchen-Fahne auf dem Rathaus in Chernogorsk gehisst werden – mitten im Gefecht. Cala fiel einer Mine zum Opfer, doch Sueda trug die Fahne weiter und vollendete die Mission. Ein bewegender Abschluss, ein stiller Abschied. Vielleicht auch ein Gruß an einen gewissen Wirt, der seine Sammlung bestimmt noch vervollständigen möchte. Wir haben keine Fallen hinterlassen, aber er sollte trotzem stehts vorsichtig sein.
🚨 Zwischen Feier und Verteidigung
Als das Abschlussballern vorüber war, zog Sueda sich nach Norden zurück. Sie war zu müde von all dem, sagte sie.
Ich positionierte mich auf den Rohbau nahe Prigorodki. Ich wollte das Camp schützen, wollte ein Auge auf alles haben, falls jemand auf dumme Gedanken kommen sollte.
Und tatsächlich: Zwei Überlebende bewegten sich verdächtig ums Camp, spähten die Umgebung aus, näherten sich der Rückseite. Ich beobachtete, wie einer der beiden begann, über Zelte hinweg in Richtung unserer Flagge zu klettern. Ein vertrautes Muster. Und mein Herz zog sich zusammen.
Mein erster Gedanke: Die Hütchen sind zurück!
Vielleicht war es auch nur ein Trugschluss, ein Reflex, gespeist aus all den Tagen des Kampfes, den Explosionen, den zerstörten Lagern. Aber in diesem Moment war für mich klar: Jemand wollte sich unsere Flagge holen. Wieder. Und nach all dem, was wir durchgemacht hatten, war mein Maß voll.
Die Chicks in Action fort, BOps noch immer auf dem Heimweg. Keine Hilfe von außen in greifbarer Nähe, auch wenn sie unterweg war. Also lag es an mir und ich wusste, dass durch das Abschlussballern und die Schüsse, die noch immer in Chernogorsk hallten, Reden in diesem Fall nichts bringen würde. Mein Leben ging schließlich vor und nun lag es an mir für Ordnung am Camp zu sorgen.Es widerstrebte allem in mir, aber legte an, ich zielte, ich schoss.
Ein sauberer Schuss, ungeübt aber gut gezielt – und doch hinterließ er einen bitteren Nachgeschmack. Als der Körper vor mir zusammensackte, wurde mir bewusst, was ich gerade getan hatte. Ich hatte jemanden getötet, vielleicht zu schnell, vielleicht zu entschlossen. Vielleicht war es wirklich ein Hütchen – vielleicht aber auch nur ein neugieriger Überlebender, der zu weit gegangen war.
Der Schatten war inzwischen auch aufgewacht, hatte den zweiten Angreifer gestellt, als er aus dem Camp rauskam und das Feuer auf ihn eröffnet hatte. Er reagierte instinktiv – und brachte ihn zu Fall. Zwei Leben verloren. Zwei Kugeln zu viel?
Ich weiß es nicht.
Ich trat vorsichtig ins Camp, sah mein Opfer auf dem Zelt liegen, reglos. Und plötzlich war da nicht der Triumph über eine gelungene Verteidigung, sondern ein Stich im Magen. Ich hörte mein eigenes Echo: „Wenn ich am Ende einer Season an einem Feuer sitze, dann höre ich lieber Geschichten als Schüsse.“
Und doch war da nun dieser Schuss. Meiner.
Ich blickte in das Gesicht des Toten – nicht aus Gier gestorben, nicht aus Bosheit. Vielleicht aus Neugier, vielleicht aus Übermut.
Vielleicht aus dem Wunsch, einfach noch einmal etwas zu erleben. Und ich hatte ihn beendet.
Aber ich weiß: Ich werde auch nach dem Wipe mit diesen Bildern und meiner Entscheidung leben müssen und für heute hatte ich das Camp verteidigt. Zum ersten Mal war ich nicht feige in einer Ecke geblieben und hatte nur stumm beobachtet. Zum ersten Mal hatte ich im Camp getötet, um zu schützen.
🔥 Ein würdiger Abschluss
Trotz der düsteren Gedanken war es ein Sieg. Am Ende feierten wir gemeinsam – mit Grill, Feuerwerk, einem ungeplanten Boxkampf, bei dem vonBausch Greeny unterlag und in Berezino strandete. Dort fand er im "Letzten Fläschle" alles Nötige, um zurückzukehren. Trotz eines kleinen Unfalls war die Gruppe bald wieder vereint in Prigorodki.
VonBausch, der ostdeutsche Greeny-Tom, der Schatten, Greeny, ich, der Braunbär und WhiskeyMixer. Wir waren da. Noch einmal.
Zum Abschluss gab es ein Feuerwerk, gesponsort vom Schatten und als ich so hinauf blickte, da konnte ich endlich loslassen.
Ich hatte gekämpft, ich hatte das Camp verteidigt. Aber es änderte nichts an der, die ich noch immer war.
🌘 Zum Schluss...
Vielleicht ist es nicht der Knall, der das Ende markiert. Vielleicht ist es das gemeinsame Schweigen danach.
Oder der letzte Blick ins Feuer, bevor das Licht verlischt.
In diesem Sinne: Passt auf euch auf – und bleibt am Leben und kommt sicher durch den Wipe, wo auch immer ihr seid!
gez.
Herz-Aus-Gold 💛