Einsatzbericht von Nr. 371 – 31.05.2025 – Abschlussballern mit Mission
Wenn alles den Bach runtergeht, dann will ich wenigstens noch mal draufhalten dürfen.
Nenn’s Therapie. Nenn’s Aufräumen. Nenn’s den Moment,
wo ich endlich mal nicht an „darf ich auf den eigentlich ballern?“ denken muss.
Herz sagt, jeder Schuss trifft jemanden. Und ja, sie hat recht.
Aber wisst ihr, was auch trifft? Sich wochenlang zurückzuhalten, was man eigentlich sagen – oder tun – will.
Ich schieße am letzten Tag nicht, um zu töten. Ich schieße, um loszulassen.
Und wenn’s kracht, will ich wenigstens sicher sein, dass ich auch mal die Waffe in der Hand hatte.
🏳️ Operation: "Hühnchenfahne"
Du bist in Chernarus angekommen, wenn du dich mit einem halben Dutzend Überlebender in die Todeszone begibst –
nicht um zu looten, nicht um zu töten, sondern um eine verdammte Hühchenfahne zu hissen.
Willkommen zu: "Quatsch, für den sich das ersetzbare Crewmitglied offenbar nicht zu schade ist."
Mit dabei: Black Lion, Cala-j, Pinky, ninja2.00926 (UltrA) und ich.
Keine Lust auf sinnloses Rumgeballer, aber auch keine Lust, schweigend aus der Bühne zu schleichen.
Tja und Cala-j hatte zum Abschluss der Season einen ganz speziellen Wunsch: Er wollte, dass am Ende die Fahne der Chicks vom Rathaus weht. Wenigstens einmal.
Autsch.
Es gibt Dinge, die macht man nicht, weil sie vernünftig oder besonders taktvoll sind.
Sondern, weil sie einen inneren Kreis schließen. Oder zumindest markieren, wo man selbst die letzte Linie gezogen hat.
Ironisch?
Sicher.
Kindisch?
Vielleicht.
Unverkennbar Vanilla Chernarus?
Absolut.
Außerdem hatte der Gute Cala-j die Hilfe einfach verdient. Ich meine, wenn nicht er, wer dann?
Also machten wir uns auf, schlichen uns durch die Straßen von Chernogorsk. Die Stadt, die kurz vor dem Ende dieser Season voll war – voller Waffen, voller Schussgeräusche und voller Explosionen. Und noch immer stand da dieser verdammte Wahnsinn des Abschlussballerns in den Luft.
Wir kamen gut voran, wurden kaum bemerkt. Die Strategie von Black Lion ging auf.
Drei kleine Gefechte in den Straßen kamen dazwischen – nichts, was uns aufhalten konnte.
Ich schoss auf einen Überlebenden, der uns fast in den Rücken gefallen wäre. Später stellte sich heraus, es muss eines von Herz' Bambis gewesen sein. Begrüßungsteddy im Gepäck. Tat mir irgendwie leid, aber es war Abschlussballern und wir hatten eine Mission. Was hätte ich machen sollen?
Durch die Schüsse zogen wir natürlich ungewollt Aufmerksamkeit auf uns, also nichts wie die Beine in die Hand genommen und weitergeschlichen.
Pinky erledigte einen weiteren Angreifer, der uns direkt vorm Ziel in einem Gebäude in die Quere kam.
Dann standen wir da – das Rathaus. Ziel erreicht. Bühne frei. Cala-J kletterte die verdammte Leiter hoch und ich sicherte den Raum. Die anderen sicherten das Gebäude hinter uns. So weit, so gut.
Was hätte auch schiefgehen können? Tja, Chernarus hatte da natürlich andere Pläne.
Ich sah, wie Cala-J die Leiter hochkletterte. Und dann – der Knall.
Die Mine explodierte genau in dem Moment, als Cala oben angekommen war. Na super. Ein letzter Abschied von der alten Welt oder war es nur ein weiterer Spaß von Cone? Keine Ahnung. Cala fiel. Bewusstlos. Lag da, regungslos auf dem Sims des Daches. Ich stand da und konnte nur denken: „Scheiße, das hätte jetzt das Ende sein können. Was machst du jetzt?“ Ich erstarrte. Jeden verdammten Instinkt, der mir sagte „lass es“ war da, aber ich wusste, wenn ich jetzt nicht handle, dann war alles umsonst. Mission geht vor. Also? Ja, ich kletterte hoch, um zu helfen.
Möglicherweise bin ich dabei eeeeetwasss an Cala gestoßen. Und als er wieder zu sich kam, fiel er hinab.
Na super...
Also wieder runtergeklettert, im Kugelhagel in der Ferne, die Fahne geschnappt und zurück nach oben.
Ich warf all meinen gekränkten Stolz und meine Vorsicht über Bord, kletterte nach oben als sei der Leibhaftige hinter mir her und hisste die verdammte Flagge.
Kein erneuter Akt der Liebe für die Chicks, kein Trotz gegen Cone. Sondern weil jemand die Mission beenden musste und kein anderer da war. Und natürlich weil es Calas letzter Wunsch gewesen war für diese Season.
Schüsse, Schüsse und noch mehr Schüsse. Auf mich. Irgendwo musste noch ein Sniper hocken. Auf Scharfschützen-Schach hatte ich aber keine Lust. Ich wurde nicht einmal getroffen und zog mich hastig zurück.
Dann der Notruf. UltrA fiel. Ja, sie hat’s nicht geschafft, aber wir entkamen ihrem Killer und stießen später wieder auf ihre und Cala-Js Reinkarnationen. Und hey, das war wenigstens ein Sieg für den Tag.
Der Rückzug – Ein Abgang, der nicht ganz meinen Erwartungen entsprach, aber trotzdem geordnet ablief. Zwei Gefechte gab es noch in einem Haus, dann zogen wir unbeirrt weiter in Richtung Prigorodki.
Wie immer geordnet, sauber und im Schutz der Gebäude zurück. Die Straßen von Chernogorsk, das Chaos, das wir zurückließen...von all dem verabschiedeten wir uns. Es war aber keine Zeit für große Worte.
Schließlich kamen wir zurück nach Prigorodki und machten dort hinter "Casa del Greeny" halt. Einmal mehr sicher, zumindest für heute. Wir hatten die Fahne für Cala gehisst. Und irgendwo, auf einem Foto, weht eine Fahne als Erinnerung.
Anschließend trennten sich unsere Wege und ich zog mich in den Nordwald zurück. Action hatte ich für heute wahrlich genug gehabt.
Fazit von Nr. 371
Was bleibt? Die Fahne, die weht. Vielleicht war es ein bisschen zu viel Symbolik für den Moment, aber wer sagt, dass wir uns nicht auch ein wenig verlieren dürfen? Ich wollte nicht den Tod, ich wollte nur loslassen. Und hey, jetzt kann ich wenigstens sagen, dass ich diejenige war, die nicht im Kugelhagel gestorben ist.
Das war’s dann.
Ein letzter Akt in Chernarus. Es gibt keinen großen Abschied, nur einen weiteren Tag, an dem wir weitermachen.
Irgendwie. Irgendwo.
Tja und dann kommt der große Wipe.
Man sieht sich in Chernarus immer zweimal. Mindestens.
Bis dahin.
Nr, 371 - Ende.
Nachtrag:
Weißt du, ich hab die Fahne nicht für mich gehisst.
Ich hab sie auch nicht für die Chicks gehisst.
Ich hab sie gehisst, weil Cala-J da oben stand – und weil's ihm was bedeutet hat.
Weil ich wusste, dass ihm dieser Moment wichtig war. Mehr als all das Gerede, mehr als der ganze Dreck vorher.
Klar war’s widersinnig. Vielleicht sogar bescheuert.
Aber manchmal tut man Dinge, nicht weil sie Sinn ergeben –
sondern weil sie sich trotz allem richtig anfühlen.
Nicht aus Trotz. Nicht aus Trotzlosigkeit. Sondern weil’s jemand braucht. Und ich war da. Punkt.
Ich hab sie nicht gehisst, weil ich die Chicks zurückbeschwören will - sondern weil ich verstanden hab, dass ein letzter Gruß manchmal mehr heilt als zehn Racheakte.
Ich hätte auch einfach gehen können. Alles stehen lassen.
Aber dann? Wäre da nur Leere geblieben.
Und dafür bin ich nicht der Typ. Ich mag keine leeren Hüllen.
Ich bin voll mit allem.
Mit Zynismus, mit Müdigkeit, mit dieser ständigen Wut.
Aber auch mit Loyalität. Mit dieser dummen, sturen Art, trotzdem Bedeutung zu schaffen, wo andere längst alles abgefackelt haben.
Die Fahne auf dem Rathaus?
War kein Frieden.
War ein letzter Salut.
Ein „Ich war da. Ich hab’s gesehen. Ich hab nicht vergessen. Aber ich bin nicht mehr die, die ihr kanntet.“
Und ehrlich?
Nachdem Cala da oben halb zerschmettert vom Dach gefallen ist – da blieb mir gar nichts anderes übrig. Ihr höttet ihn sehen sollen….
Wenn ich’s nicht gemacht hätte…
wär der ganze verdammte Abend umsonst gewesen.
End of Story.