Beiträge von Herz-Aus-Gold

Der Patch zur 1.29 kommt am 27.11. Alle unser Server werden gewiped!

    <3 D A N K E! <3


    //Okay... skippen wir mal das RP für einen Moment. Das habe ich ja im anderen Thema schon ausgelebt ;)

    Ich habe es schon im Discord vorhin gesagt, aber vielen vielen Dank für das wahnsinnige Event und das atemberaubende Finale! Ja, das klingt mal wieder nach KI, aber das sind wirklich meine Worte und ich meine es so, wie ich es schreibe.

    Schade, dass es keine Synonyme für Danke gibt oder mir gerade keine einfallen wollen. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber das, was hier in den letzten Monaten entstanden ist und dann vor knapp 2 Wochen konkrete Formen annahm ist einfach der Hammer und ohne die Mithilfe vieler hier, wäre das alles nicht möglich gewesen. Als harmloses kleine Idee für ein Event gestartet, wurde es am Ende ein regelrechter persönlicher Befreiungsschlag für mich und ich denke ich spreche im Namen vieler, dass wir nun froh sind, es hinter uns zu haben. Es war nicht immer leicht auf dem Weg, aber das, was daraus entstanden ist, ist einfach nur der Knaller.


    Darum Zeit für ein --- nein ganz viele DANKsagungen.

    • DANKE an alle, die als Statisten oder Schauspieler mitgewirkt haben. Allen Voran natürlich jayphiiyo , die mit ihrer Basenbaukunst und ihrem strategischen Geschick und auch ihren Improvisationen heute Abend bestimmt viele Leute beeindruckt hat. Wirklich... ich hätte mir da keinen besseren Bösewicht für die Geschichte wünschen können! Danke auch an Olga2667 und Elli (also die Chuckle Chicks), die ebenfalls mit von der Partie waren und einfach immer wieder den Humor und vor allem die Herzlichkeit in die Runde gebracht haben, selbst wenn Jay und ich mal wieder sehr gestresst von all dem waren. Und antürlich auch danke, dass ihr heute Abend und im Video immer wieder in die Rolle der Bösen geschlüpft seid, um das Event entsprechend zu beenden. An diese Stelle noch das offizielle Statement: Nein, die Chuckle Chicks waren nicht die Entführer, sondern haben diese Rolle nur für das Event übernommen. Dazu gehört auch einiges und ich weiß das wirklich sehr zu schätzen! Naja und ohne unsere Gedankenexperimente in Bezug auf "Basissturm"-Events wäre dieses Event wohl auch nie entstanden. Daher auch hier ein ganz riesengroßes Dankeschön!
    • DANKE auch an Murphy, der mit Rat, Tat und seinen Erfahrungen durch viele Events bei der Planung zur Seite stand, ab und an etwas Magie gewirkt hat und natürlich danke für deine Rolle auf Seiten der Entführer. Es war eine Wonne, mit dir zu interagieren und ich glaube, du hast den Abschlussteil heute auch als Teilnehmer genossen ;)
    • DANKE an @s-tlk, der eingesprungen ist und ebenfalls einen der Bösewichte gespielt hat. Ich glaube, die eine oder andere Aktion hat den Leuten doch ordentlich das Fürchten vor dem Grauen gelehrt.
    • DANKE an Tabasko, dass du mit dabei warst und spontan die Reihen der Entführer aufgefüllt hast. Deine überraschende Strategie hat sicherlich vielen so manchen Nerv gekostet, aber am Ende war es ja der knackige Kampf, den viele gesucht und in dir dann gefunden haben.

    Ihr habt es uns gewiss nicht leicht gemacht heute Abend, aber trotzdem habt ihr die Balance bewahrt, dass es nicht einseitig und unfair wurde. Vielen lieben Dank dafür!

    Vielen lieben Dank an alle Verbündeten Helfer von den gemoddeten Servern! Vor zwei Jahren, als ich hierherkam, hätte ich nie damit gerechnet, dass es mal ein solches Event auf dem Vanilla geben würde, bei dem Spieler des gemoddeten Servers so geschlossen antreten und mitmischen würden. Mein Wunsch, seit ich bei GDZ auf dem Vanilla Server spiele war immer, eine Brücke zwischen den Servern zu bauen und die Gemeinschaft ein Stück weit zusammenzuführen. Es berührt mich mit Stolz, dass das hier in diesem Event so hervorragend geklappt hat.

    • DANKE an Smokey Eyes , Der Blaue Bob und falls noch jemand von VCU dabei war. Ich habe leider nur am Anfang einen Screenshot von unserem rappelvollen Discordkanal gemacht, daher kann es sein, dass ich jemanden übersehen. Dann tut es mir leid.. aber danke, dass ihr dabei wart und dem Ruf gefolgt seid. Ich hatte mir das so sehr gewünscht und als ich dann nach dem Zwischenfall in Solnichniy mitten in der Dunkelheit auf der Flucht vor den Entführern deine Stimme gehört habe, Smokey... das waren einfach wahre Gänsehautmomente! Vielen vielen Dank dafür.
    • DANKE an + CRK + Tobi, dass du treue Seele auch wieder bei diesem Event dabei warst. Ich werde mich erkenntlich zeigen und fleißig für euer nächstes Event die Werbetrommel rühren und hoffentlich auch selbst mit dabei sein können :) Danke, dass du dabei warst und für mich gekämpft hast, alter Sanitöter ;)
    • DANKE an Iquitos und perzeh, dass ihr Vanilla mal wieder eine Chance gegeben habt und eure reichhaltige Erfahrung auf Seite der Rettungstruppe eingebracht habt. Und natürlich auch danke für den Stream, den ich mir demnächst in einer ruhigen Stunde gerne mal ansehen werde. Danke auch für den unvergesslichen Moment mit dem Humvee... der hat ganz schön für Verwirrung gesorgt. Dass ich versehentlich vom Granatwerfer getroffen wurde (mitten in der Nacht wohlgemerkt und die Gruppe ging davon aus, dass ich mich ein Stockwerk tiefer vor der Radiostation aufgehalten hatte, da ich ja meine "Rede" halten musste...) nehme ich euch nicht übel und war ja in sofern auch nicht beabsichtigt. Naja und da ihr nicht regulär auf Vanilla spielt, kann euch leider mein Cholera- und Salmonellen-Fluch nicht treffen...
    • DANKE an mirdochritze, dass du Kanus Ruf zur Mobilmachung gefolgt bist und am Sammelpunkt mit der richtigen Parole warst und dann am Ende nicht einfach mit der Ausrüstung abgehauen bist, sondern heute an unserer Seite gekämpft hast. Wenn ich das richtig höre, war dein Einsatz auch einer von vielen Schlüsselmomenten, die am Ende zum Happy End beigetragen haben.
    • DANKE an Modd1990 für das spontane Mitmachen beim Erkungungsteil und fürs Liefern eines entscheidenden Hinweises und natürlich danke, dass du mir mit der Spaghettidose vermutlich das Leben gerettet hast. Es war eine Freude, mit dir zu interagieren.
    • DANKE an Cala-j für deine Hilfe beim Erkundungsteil und die wertvollen Hinweise. Schade, dass es heute nicht geklappt hat, aber vielleicht bist du ja beim nächsten Mal wieder mit dabei :)
    • DANKE an NiggoB und seine Truppe (Selina, Blood und Emily). Ich fand es wunderbar, dass ihr die Rettungstruppe unterstützt habt und eure Raidingerfahrung vielleicht auch ein Stück weit einbringen konntet. Und vor allem natürlich der Eskort im Boot war ebenfalls einer der Schlüsselmomente, ohne die es vermutlich auch kein Happy-End gegeben hätte. Krass war auch, als Niggo und Selina sich heldenhaft vor mich geworfen haben, als wir vor Prigorodki beschossen wurden. Der Schütze hat mich nicht einmal gesehen. Von Herzen Danke an euch!
    • DANKE an Pinky für die zahlreichen Ideen, die ganze Feuerkraft und Erkundungen, das Aufbrechen von Hinweisbasen, das Ausspähen, das Bereitstellen von Dingen, die einfach nur BOOM machen und natürlich als Schutzengel heute Abend im letzten Teil des Events. Ohne deinen spontanten Einfall in Tishina und die Sache mit der "Wolf Gang" wäre vieles so nicht ins Rollen gekommen. Danke fürs Schauspielern und dein Geheul jagt mir noch immer einen wohligen Schauer über den Rücken ;) Heute Abend wäre vermutlich alles anders gekommen, wenn du nicht heldenhaft eingegriffen hättest und die Retter nicht so tatkräftig unterstützt hättest.
    • DANKE an unser Admin-Team, dass mich bei der Durchführung des Events und am Ende auch bei der Aufnahme unterstützt hat. Ihr ahnt gar nicht, wie viel mir das bedeutet. Als ich hierher kam, hatte ich den Eindruck, keiner interessiert sich für Vanilla und unsere Events. Bestimmt war das in vielen Teilen auch so, denn die gemoddeten Server sind bekanntlich das Herzstück der Community ;)
      Inzwischen habe ich aber wirklich das Gefühl, dass wir mit GDZ Vanilla in der großen GDZ Familie angekommen sind und ebenfalls einen Beitrag zu dieser wunderbaren Gemeinschaft beitragen können. Wir werden gesehen und gehört und geben nun auch gerne zurück. Danke, dass ihr uns das ermöglicht und auch an unseren Abenteuern heute Abend teilgehabt habt. Auf die Aufnahmen bin ich sehr gespannt, sobald der Download fertig ist :)
    • DANKE an Wuestenfuchs für die Beratung zur Durchführung des Events und den Hinweis mit eurer Operation Nightingale. Ich habe heute eine kleine Referenz auf unseren hochgeschätzen + CRK + Shaitan Shaitan eingebaut, der ja mal ein ähnliches Schicksal wie ich ertragen musste. Wer sie findet wird wissen, worum es geht und vielleicht für einen Augenblick etwas geschmunzelt haben. Danke, dass mir dein Event als Sprungbrett für etwas Eigenes dienen konnte.
    • DANKE an Cone für die tatkräftige Unterstützung beim Erkunden und Erwpähen. Ohne deine Datenbank an Hinweisen wäre die Spur vielleicht nicht so gut zu verfolgen gewesen und ich habe jeden deiner Beiträge genossen, auch wenn es am Ende dann leider etwas zu schnell zu Ende war. Schade, dass du beim Finale nicht mitgekämpft hast, aber danke dass du dann am Ende darauf verzichtet hast, als Beobachter zuzuschauen und so die anderen nicht durch die Anwesendheit verwirrt hast. Es war eine enorme Anspannung, das Ganze zu planen und durchführen und auch die Teilnehmer sind heute wirklich an Grenzen gegangen. Gut, dass da nicht noch Ressourcen an falschen Orten gebunden wurden, weil sie euch eventuell für eine Bedrohung hätten halten können.
    • DANKE an Stimmuuung, der das Event quasi ausgelöst hat, auch wenn es eigentlich erst eine Woche später hätte starten sollen. Aber ich hätte mir keinen besseren Auftakt wünschen können und ich danke dir, dass du das alles so mitgemacht und mitgetragen hast. Danke, dass du im Erkundungsteil auch oft einfach zufällig (;) ) am richtigen Ort warst und uns auch bei außereventmäßigen Dingen immer unterstützt hast. Auch dir danke, dass du am Ende darauf verzichtet hast, das Event zu beobachten.
    • DANKE an Jammet, der mich in den letzten Monaten immer wieder mit meinen Launen aushalten musste und oft nicht wusste, worum es gerade ging, weil wir einfach diverse Dinge geheimhalten wollten. Danke, dass du heute da warst und als Scout maßgeblich zur Koordination beigetragen hast. Danke, mein moralischer Kompass und treuer Freund. Fühl dich mal ganz lieb gedrückt! Ohne dich hätte ich DayZ und das alles hier vermutlich nie kennengelernt.
    • DANKE an meine Liebe Hikaru! DAAARLLLIIIING... du glaubst nicht, wie froh ich war, nach dem Angriff von Tabasko auf unseren Rettungstrupp an der Küste unten deine Stimme zu hören, die nach mir gesucht hat. Ich habe schon gedacht, meine Retter seien alle von Tabasko erwischt worden und gleich würde ich wieder verschleppt werden. Stattdessen hast du mich bis zum Letzten verteidigt und mich heil ins Camp gebracht, ohne dabei deiner Linie untreu zu werden. Vielen vielen Dank für die ganzen tollen Momente, Beiträge, Recherchearbeit und dass du heute mitgemacht hast. Ich sags gerne nochmal: Du hattest in Jay eine tolle Lehrerin und wie du dein neugewonnenes Wissen und Selbstvertrauen heute Abend eingesetzt und gezeigt hast, war einfach wunderbar anzusehen.
    • Last but not least DANKE an meinen schwarzen Löwen Black Lion, der sich für das Event in Sachen Planung und Strategie auf der Rettungsseite selbst übertroffen zu haben scheint. Deine Entscheidungen waren ganz andere, als ich sie getroffen hätte, aber am Ende Gold wert. Danke für dein Selbstloses Opfer am Ende und natürlich für die ganzen Beiträge, Ermittlungsarbeiten, das Mobilmachen, das Farmen von Waffen, Sprengstoffen und Munitonen, das Weiterführen der Camps (mit den anderen Samaritern zusammen, als ich weg war...) und und und. Danke, dass du mich die letzten Monate ertragen hast, auch wenn ich mal wieder total frustriert von etwas gewesen bin, was in der Planung nicht ganz so hingehauen hat. Und danke, dass du es mir ermöglicht hast, meine ganze Kreativität auch rauszulassen und vor allem Verständnis dafür hattest, wenn ich noch nachts am PC saß, um Videos zu sichten oder zu schneiden. Danke, dass ich an deiner Seite sein darf, du immer für mich da bist und du mich heute auch gerettet hast. Ich hab dich lieb! <3

    Achja und DANKE auch an alle stummen Mitleser oder Leute, die auf meine Tagebucheinträge reagieren ( 23moab,...) Ich weiß, Textwände mag man heute eigentlich nicht mehr so, aber es ist numal meine Art zu kommunizieren und Geschichten zu erzählen. Ich freue mich über jeden, der sich dadurch unterhalten oder angesprochen fühlt. Ich bin nicht die begnadetste Schreiberin da draußen, also danke wenn ihr das durchhaltet ;) Vielen Dank an alle, die meine Texte lesen (auch wenn sie manchmal wirr sind) und die Videos schauen. Ich hoffe, ihr fandet sie unterhaltsam und vielleicht regen sie ja auch ab und an zum Nachdenken an.

    DANKE an alle Rollenspieler vom gemoddeten ( Keyser, Plueschkugel und alle anderen da draußen, die gerne im Forum eine Geschichte (weiter-)erzählen.) Ihr habt mich dazu animiert, das Experiment zu wagen und ein RP-Event auf dem GDZ Vanilla zu starten, obwohl ich sonst nicht so viel vorbereitetes Rollenspiel betreibe. Eure Geschichten haben mich bewegt, sodass ich auch etwas bewegen wollte. Vielen Dank dafür und wenn ich euch auch etwas unterhalten konnte damit, dann freut mich das natürlich sehr :)

    DANKE an jeden einzelnen oder jede einzelne, die dazu beigetragen hat. Vor dem Finale heute die Anmeldezahlen sah, dachte ich mir noch "Naja, es ist ja nur Vanilla... so wichtig sind wird dann doch nicht." Ihr habt mir heute mit zweitweise über 33 Leuten online und davon 21 Personen im Event gezeigt, dass es eben doch anders ist und dass ihr Anteil an der Geschichte und vor allem an meinem Schicksal genommen habt. Danke dafür!

    Tja und nun bleibt mir nur noch zu sagen:

    DANKE GDZ!

    #IloveGDZ

    [gdzherz] [gdz] :lovedayz:


    PS: Achja und die Killogs folgen morgen ;)

    PSS: Noch etwas zur Klärung, was im Discord etwas zu kurz kam:
    Mein Tod im Verlauf der Mission war in der Tat ein unglücklicher Unfall und nicht seitens der Retter geplant, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Ich habe die Bild- und die Sprachaufnahmen nochmals zu Gemüte geführt und war ja nicht in die genauen Pläne der einzelnen Gruppen eingeweiht. Darum habe ich ja auch extra nicht mitgehört, sondern nur aufgezeichnet.
    Die Rettungstruppe ging davon aus, dass ich mich nicht im Turm, sondern im Raum darunter befand (beim Sender, da ich ja meine theatralische Kapitulationsaufforderung vorgetragen habe - die aber leider kaum einer der Retter live gehört hat, weil die meisten irgendwo anders neu gespawnt sind XD - ).

    Dass man vom Turm aus ebenso übertragen kann, wurde mir und den anderen Entführern erst im Verlaufe des Events klar. Es war zudem mitten in der Nacht und nicht bekannt, dass ich in Wahrheit oben auf dem Dach im Turm eingesperrt war. Gesehen hatte mich niemand dort.

    Mir ist es noch immer in Rätsel, wie genau mich die Granate an der Stelle treffen konnte, ich hatte mich extra in die Ecke mit dem Fass zurückgezogen, hinter die Wand. Aber ich vermute aufgrund der angeschlagenen Gesundheit könnte die Explosion ausgereicht haben, da ich im Radius stand. Da half dann auch die Plattenweste nicht viel. Es war einfach großes Pech und man konnte förmlich hören. Mein Plan war eigentlich gewesen, das Schloss zu knacken und abzuhauen. Tja... so kann es gehen. :(


    Ich schicke die Rechnung meines Therapeuten dann an den Schützen mit dem Granatwerfer...

    Das Herz von Chernarus ist zurückgekehrt!

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    „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht mit einem einfachen Danke.

    Danke, dass ihr nicht aufgegeben habt. Danke, dass ihr an mich geglaubt habt, auch dann, als ich es selbst nicht mehr konnte. Ohne euch wäre ich heute nicht hier.

    Nun stehe ich wieder hier in meinem geliebten Prigorodki und bin frei. Dank euch!

    Die letzten Tage und Wochen waren die Hölle. Ich hab gedacht, das war’s und dass ich diese ganze verdammte Geschichte nicht überlebe. Aber ich hab immer gehofft, dass da draußen jemand ist.

    Jemand wie ihr, der sagt: ‚Nein, wir lassen sie nicht allein.‘ Und ihr habt’s getan. Ihr habt mich rausgeholt, und dafür werde ich euch für immer dankbar sein.

    Ihr habt Unvorstellbares geleistet, Risiken auf euch genommen und Schmerzen ertragen, um mich zurückzubringen. Es war eine verdammt knappe Sache, und ich weiß, dass ihr viel erdulden musstet – genau wie ich. Doch gemeinsam haben wir das geschafft, was unmöglich schien. Das Herz von Chernarus ist wieder hier, und das nur Dank eures unerschütterlichen Mutes und eurer Entschlossenheit.

    Ihr habt nicht nur für mich gekämpft, ihr habt bewiesen, dass wir zusammenhalten können, egal woher wir kommen. Dass wir uns gegenseitig retten können, egal wie aussichtslos es scheint.
    Egal von wo ihr kommt, heute haben unsere Herzen gemeinsam für eine Sache gebrannt und im Einklang geschlagen.

    Diese Entführer – sie wollten mich brechen, sie wollten, dass ich die Hoffnung verliere. Aber ihr habt mir gezeigt, dass es immer Hoffnung gibt.

    Und ich weiß, dass ihr dabei Risiken eingegangen seid. Wahrscheinlich habt ihr alles gegeben, was ihr hattet – nicht nur Munition und Vorräte, sondern auch eure Nerven, eure Zeit, eure Energie. Und jetzt? Jetzt steh ich hier – kaputt, hungrig, aber verdammt noch mal frei! Und das hab ich alles euch zu verdanken.

    Ich will ehrlich sein: Ich hab echt keine Ahnung, wie ich das jemals wiedergutmachen soll. Aber was ich euch versprechen kann, ist: Ich werde nie vergessen, was ihr getan habt. Und ich werde alles tun, um das weiterzugeben. Denn da draußen gibt es noch mehr Menschen wie mich. Menschen, die Hilfe brauchen. Menschen, die daran erinnert werden müssen, dass wir nicht alleine sind.

    Also ja – wir haben heute gewonnen. Aber unser Kampf ist noch nicht vorbei. Der Anführer, den ich "Chuck" nenne ist vermutlich noch auf freiem Fuß, denn seine Leiche wurde nicht gefunden.

    Wir müssen wachsam bleiben. Aber für den Moment ist Prigorodki wieder sicher. Mein Zuhause wird wieder einmal ein Ort der Hoffnung und des Zusammenhalts.

    Ich bin bereit, weiterzumachen. Mit euch. Für uns alle.

    Jetzt ist es an der Zeit, unsere Wunden zu lecken, neue Stärke zu schöpfen und das, was wir gewonnen haben, zu schützen.

    Ich bin stolz, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein – und noch stolzer, dass ich euch Freunde nennen darf.

    Von Herzen: Danke.

    Ihr seid meine Helden!"

    Eure Herz-aus-Gold ❤️

    [gdzherz] [gdz] :lovedayz:

    Unbekanntes Datum – Von Gorka nach Chernogorsk

    Der letzte Transfer

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    Die Nacht ist kalt und still, abgesehen von den gelegentlichen Röcheln der Zombies draußen vor dem Fenster. Ich bin halb eingeschlafen, als plötzlich die Tür aufgerissen wird. Ein Mann, den ich bisher noch nie gesehen habe, tritt ein. Er hat asiatische Gesichtszüge, trägt eine abgewetzte Jacke und hält eine Tüte Chips in der Hand. Sein Blick ist abschätzend, aber irgendwo blitzt auch eine Spur von Überheblichkeit auf. „Deine Henkersmahlzeit“, sagt er und wirft die Chips auf den Boden vor das Gitter.

    Meine Wut flammt auf, ich erhebe mich vorsichtig und trete langsam an das Gitter. Einem inneren Impuls folgend, formt sich meine Hand zu einer Faust und schnellt durch das Gitter in seine Richtung. Die innere Wut lässt mich meine Schwäche für einen Augenblick vergessen. „Nix da!“, fluche ich. Das hat gesessen. „Das wirst du noch bereuen!“, funkelt er mich böse an. Er bückt sich, hebt die Tüte Chips auf und schüttelt sie spöttisch. „Genieß dein letztes Essen“, droht er, während er die Chips durch das Gitter schiebt.

    Ich greife überrascht nach der Tüte. Nach meiner Aktion von gerade eben bekomme ich tatsächlich noch etwas? Ich vermute, sie brauchen mich einigermaßen bei guter Gesundheit. „Wer bist du?“, frage ich, meine Stimme scharf, obwohl ich vor Müdigkeit kaum gerade sitzen kann. „Ich bin Chucks Bruder“, grinst er breit. Die Antwort hilft mir nicht wirklich weiter, denn sie klingt so unglaubwürdig wie falsch. Aber sie verrät mir zwei andere Dinge. Erstens, er hat kein Interesse daran meine Frage ernsthaft zu beantworten. Tja und zweitens, - und das beunruhigt mich am meisten - sie haben meine Notizen gelesen. Wann und wo? Hoffentlich waren es nicht die, die ich versteckt hatte. Nein, das darf nicht sein. Bestimmt sind sie schon gefunden worden und Hilfe ist unterwegs. So rede ich mir das zumindest ein.


    Da der Hunger mich plagt, habe ich keine Wahl. Ich setze mich zurück in die Ecke, zögere, öffne die Tüte schließlich und beginne langsam zu essen. Mein Magen rebelliert vor Hunger, aber es fühlt sich falsch an, diesem Mann auch nur das geringste Zugeständnis zu machen. Kaum bin ich fertig, befiehlt er mir, wieder ans Gitter zu kommen. Ich ahne, was nun kommt und richte mich mühsam auf, während er mich zur Eile antreibt.

    „Warum so eilig?“, frage ich zynisch, während ich zum Gitter humple. Er grinst wieder und murmelt etwas über seine angebliche Lieblingsfernsehshow, die er später sehen will. Lächerlich. Wir wissen beide, dass seit der Zombieapokalypse kein Fernseher mehr läuft. Aber habe ich groß eine Wahl? Die Waffe an seinem Holster spricht eine deutliche Sprache, aber ich weiß auch, dass ich ihm gleich ausgeliefert sein werde. Verflixt… Kann ich wirklich gar nichts tun?

    Am Gitter angekommen soll ich ihm meinen Arm entgegenstrecken. Ehe ich versehe, was passiert, wird mir eine Kochsalzlösung verabreicht. Seine Augen mustern mich, und ich sehe eine Spur von Berechnung darin. Vermutlich hat er bemerkt, wie schlecht es mir wirklich geht. Mein Körper fühlt sich an wie Blei, und ich kann mich kaum auf den Beinen halten. Oder aber er hat den Befehl, mich transportfähig zu machen. Die Welt um mich rum bekommt schon wieder etwas mehr Farbe.

    „So, sind wir bereit zum Abtransport?“, fragt er mit spöttischem Ton, als er geendet hat.

    „Ich nicht, aber du wahrscheinlich schon“, entgegne ich, und mein Sarkasmus bleibt nicht unbemerkt. Sein Grinsen verschwindet.

    Es folgt die gleiche Prozedur wie zuvor auch schon: Die Handschellen klicken, kalt und unerbittlich wie immer. Als er das Gittertor öffnet, zielt er sofort mit seiner Waffe auf mich und befiehlt mir, langsam nach draußen zu gehen. Der eisige Wind trifft mein Gesicht, als ich schließlich vor die Haustür trete.

    Vor mir steht ein Humvee – ein monströses Fahrzeug, gepanzert und einschüchternd. Mein Magen zieht sich zusammen. Was haben sie jetzt vor? Ich versuche, mich zu weigern, zu kämpfen, aber meine Kräfte sind am Ende. Er packt mich grob und verfrachtet mich in das Fahrzeug.

    Schließlich geht die Fahrt in der Dunkelheit los.

    Als wir einige Zeit gefahren sind, meldet sich mein schweigsamer Fahrer zu Wort. „Riechst du den Duft der Heimat?“, fragt er höhnisch, während wir in Richtung Prigorodki fahren. Mein Blick wandert aus dem Fenster. Ich erkenne das Camp, die vertrauten Silhouetten in der Dunkelheit. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals.

    „Danke, du kannst mich hier rauslassen. Den Rest schaffe ich auch zu Fuß“, sage ich und zwinge mich zu einem Lächeln. Natürlich ignoriert er mich. Aber zu meiner Überraschung hält er vor Prigorodki an, steigt aus und öffnet meine Türe. Wollen sie mich wirklich gehen lassen? Was wird denn hier nun wieder gespielt? Gerade, als ich aussteigen möchte, knallt er sie mir wieder vor meiner Nase zu. Ach, das war der Sinn des Spiels. Als ich mich mühsam aus meinen Fesseln winden will, bekomme ich einen Schlag ab, der mich zurück auf den Sitz drückt. Ich schreie, rufe um Hilfe. Aber nichts passiert. Es scheint, als habe er ganz genau gewusst, dass ausgerechnet jetzt niemand am Camp ist. Was für ein widerwärtiges Spiel.

    Wir setzen die Fahrt fort, und ich kann spüren, wie die Spannung in der Luft steigt. Doch dann passiert etwas, womit wohl keiner geahnt hat. Eines dieser Naturphänomene oder eine dieser gefürchteten Anomalien (Lags) packt unser Fahrzeug. Auf halbem Weg nach Chernogorsk verliert mein Fahrer plötzlich die Kontrolle über das Auto. Der Humvee schleudert vor und zurück und kracht, wie durch eine gigantische unsichtbare Hand geschleudert, gegen einen Laternenmast und bleibt liegen. Alles um mich herum wird schwarz.

    Der Unfall

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    Ich wache mit pochendem Kopf an der Küste auf. Mein Körper schreit vor Schmerzen, aber mein Geist ist klar: Das ist meine Chance. Ich schleppe mich auf die Beine. Ich bin nicht weit entfernt von der Unfallstelle und schleppe mich mühsam vorwärts. Doch bevor ich mich entfernen und in Sicherheit begeben kann, ist er bereits da. Er hat seine Waffe in der Hand und zielt auf mich. Mir reicht es. Mit der Kraft der Verzweiflung stürme ich auf ihn los. Es kommt zum Kampf. Faust gegen Faust. Er ist stärker, aber ich kämpfe mit einer Verzweiflung, die ich nicht einmal kannte. Von meinem Einsatz überrascht, liegt er plötzlich bewusstlos vor mir. Verdammt… ja, ich wollte ihn bezwingen und abhauen. Aber so? Ich kann ihn einfach nicht sterben lassen. Wie schon bei Chuck setze ich beherzt zur Reanimation an. Mein Gegenüber steht auf packt seine Waffe und dieses Mal bin ich ihm unterlegen. War ja klar. Was bin ich für ein Einfaltspinsel. Mit groben Bewegungen legt er mir erneut die Handschellen an und zwingt mich weiter zu Fuß in Richtung Chernogorsk. Ich kenne die Strecke im Schlaf in und auswendig und ich ahne bald, wohin unser Weg mich führt.

    Als wir Chernogorsk erreichen, sehe ich, was meine Entführer die letzten Wochen getan haben: Eine gigantische Basis rund um die Polizeistation erstreckt sich vor uns. Es ist ein Fort aus Holz und Stacheldraht, das den Horizont dominiert. Als ich das Gebäude vor mir emporragen sehe weiß ich es: Hier endet meine Reise. Doch mein Herz schlägt schneller, denn ich bin nahe – nahe bei meinen Freunden, nahe bei den Samaritern.

    Ich werde in eine Zelle gebracht und eingeschlossen. Zeit, meine Wunden zu lecken und Kraft zu tanken. Die Spannung in der Luft ist greifbar. Chuck mag nicht hier sein, aber seine Präsenz ist überall spürbar. In jeder Wand, jedem Tor und jedem Gitter. Sie scheinen sich vorzubereiten. Ob Hilfe unterwegs ist? Ich hoffe es, denn dann kann der Showdown beginnen.

    Unbekanntes Datum – Gorka - Kontaktaufnahme mit Modd

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    Bild zur Szene

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    "Reachin' for the light

    Reachin' from inside

    Help me tonight."


    Durch das vergitterte Fenster meiner Zelle fällt mattes Licht, ein schwacher Beweis, dass es Tag geworden ist. Wenigstens weiß ich jetzt, wann Tag und Nacht sich abwechseln, auch wenn das Gitter mich nach wie vor ständig an meine Gefangenschaft erinnert. Die Stunden ziehen zäh dahin und mein Körper ist zu schwach, um mich gegen die zermürbende Langeweile zu wehren. Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn als ich wieder zu mir komme, dämmert es bereits. Mein Magen knurrt laut und unbarmherzig, während ich mich mühsam aufsetze.

    Plötzlich huscht ein Schatten am Fenster vorbei. Ich zucke zusammen. Zuerst denke ich, dass es einer meiner Entführer ist. Ich warte angespannt auf das vertraute Klicken des Zahlenschlosses, aber es bleibt still. Vielleicht ist es jemand anderes? Mein Herz klopft schneller, eine seltsame Mischung aus Hoffnung und Misstrauen. Schließlich fasse ich Mut und rufe vorsichtig: „Hallo? Hallo, ist da jemand?“

    „Hallo? Klopf, klopf…“, antwortet eine unerwartet freundliche Stimme von draußen. Mein Puls schießt in die Höhe. Wer ist das? Ein Fremder! Einer ihrer Komplizen? Oder doch ein Überlebender, der nur zufällig hier ist? Ich schleiche mich vorsichtig zum Fenster, meine Stimme zittert leicht und mein Magen hört einfach nicht auf zu knurren. „Hallo, hi! Wo bist du?“ Ich sehe nichts, außer dem roten Wrack eines Gunters, das vor meiner Zelle steht. Die Stimme antwortet gelassen: „Du hast Hunger, wie ich höre.“ Ich vermute, er muss in dem Verschlag neben meinem Gefängnis sein. „Ja… total!“, sage ich ehrlich, meine Hoffnung wächst. „Wo bist denn du?“ Mein Blick wandert suchend, doch ich erkenne niemanden. „Ich.bin.weg“, lautet die kurze aber knappe Reaktion meines Gegenübers - und höre ich da ein verlegenes Lachen? Verdammt! Weg? Jetzt, wo er hier ist? Ich schlucke die Enttäuschung hinunter und beschließe, ruhig zu bleiben. Ich war so nah dran. So nah! Aber ich gebe nicht auf. Ich versuche möglichst ruhig zu klingen und nicht gleich in Panik aufzubrechen. Natürlich schreit alles an dieser Begegnung nach einer Falle für ihn und vielleicht ist sie das ja auch. Ich muss an Stimmuuung und seinen letzten Kontaktversuch mit mir denken… aber ich muss es riskieren!

    „Du bist weg?“, frage ich, bemüht, die Hoffnung in meiner Stimme nicht völlig zu ersticken. „Das ist schade, denn ich dachte, du könntest mir vielleicht helfen.“ Mein Magen knurrt wieder und die Stimme draußen bleibt für einen Moment stumm. Dann fragt er: „Wobei brauchst du denn Hilfe?“

    Ich zögere. Soll ich ihm sagen, wie schlecht es um mich steht? Was, wenn er wirklich einer der Entführer ist? Doch der Hunger und die Einsamkeit wiegen schwerer als die Angst. Dass er nachfragt ist ein gutes Zeichen, aber ich beschließe, ihn besser doch nicht in Gefahr zu bringen. Wieder denke ich an Stimmuuung und die unheilvollen Schüsse. Wie lange mag das jetzt her sein? Ich kann keinen Fremden mehr diesem Risiko aussetzen. „Gut, vielleicht wär’s besser, wenn du ganz schnell weggehst, weil ich weiß nicht, wann die Typen zurückkommen.“ „Wobei brauchst du denn Hilfe?“, fragt er nochmals nach. Es scheint ihm wirklich ernst zu sein. Tja… wobei brauche ich Hilfe? Das ist eine lange Geschichte, aber ich beschließe, erst einmal mit dem dringendsten anzufangen. „Naja, ich bin hier so ziemlich am Verhungern“, gebe ich zurück. Die Worte kommen mir seltsam fremd vor. Wann habe ich das letzte Mal mit einem Fremden gesprochen? „Kennen wir uns eigentlich?“, frage ich noch nach, denn ich habe wirklich keine Ahnung, wer da auf der anderen Seite der Mauer steht. Mein Gegenüber antwortet: „Nee, ich glaub nicht“. „Dann haben wir uns noch nicht getroffen, okay“, nehme ich abwägend zur Kenntnis. In Ordnung, dann kann er natürlich mit meiner Geschichte und den Samaritern nicht so viel anfangen. „Ich stelle mich ihm kurz als Herz-aus-Gold vor und bitte ihn, den anderen zu sagen, dass ich mich hier aufhalte und hoffentlich gerade gesucht werde. Schweigen. Meine Hoffnung schwindet. Schließlich meldet er sich wieder, seine Stimme wird leiser, fast nachdenklich. „Essen hab ich leider keins“, sagt er, und mein Herz sackt ab. „Okay, schade…“, sage ich tapfer, obwohl ich die Enttäuschung kaum verbergen kann. Mein Magen knurrt laut, als wolle er die Situation kommentieren.

    Nach einigen Minuten, die sich wie eine Ewigkeit anfühlen, beginnt er: „Essen hab ich leider keins.“ „Okay, schade.. aber gut. Dann muss ich noch ein bisschen durchhalten.“, gebe ich tapfer zurück. „Du weißt ja, wie das ist…“, beginnt er. „Ja, ja…“, antworte ich ihm etwas gespielt, „… man findet nie das, was man sucht…“. Ich bemühe mich, möglichst gefasst und „normal“ zu klingen. Wobei ich vielleicht eigentlich hätte sagen wollen: „Jeder ist sich selbst der Nächste…“, aber das bringe ich dann doch nicht fertig. Ich möchte ihm nichts unterstellen und vielleicht hat er wirklich nichts Essbares bei sich. Abgesehen davon, warum sollte er es einer Fremden einfach so geben? Wir kennen uns nicht. Wieder knurrt mein Magen und ich schlinge meine Arme fester um meinen Bauch, als wollte ich ihn am Reden hindern. Ich wechsle das Thema, um die Stille zu unterbrechen. „Darf ich fragen, wie du heißt?“ „Ich bin Modd - M.O.D.D“, kommt die Antwort wie aus einer Pistole geschossen. Bevor meine einzige Chance verfliegt, setze ich noch nach: „Okay, hi Modd. Ja… wenn du jemand anderen triffst, kannst du ihnen gerne sagen, wo ich bin. Vielleicht kann mich dann endlich jemand hier raussholen.“ Das klang nun viel weniger dringend, als ich eigentlich beabsichtigt hatte, aber ich möchte mein Gegenüber nicht erschrecken oder vergraulen. Es scheint zu klappen, aber er wird nun doch stutzig. „Wieso rausholen?“, fragt er mit einer Spur der Überraschung in seiner Stimme, „Bist du eingesperrt worden in der Base, oder?“ „Jaja. Ich bin entführt worden“, beginne ich meine Geschichte. Mit einem ungläubigen Lächeln (so hört es sich zumindest an) antwortet er nur: „Entführt? So, so….“ Ja… das kenne ich schon. So ähnlich hat bisher so ziemlich jeder reagiert. Ich bestätige. „Klingt jetzt so ein bisschen nach Falle, aber…“, beginnt er, da unterbreche ich ihn. Ich kann die Worte einfach nicht zurückhalten. Er weiß, was er wissen muss und er darf nicht auch ein Opfer der Entführer werden. Nicht wie Stimmuuung. „Ja, am besten machst du ganz schnell die Fliege, denn es hat schonmal jemanden erwischt…Ich möchte nicht nochmal jemanden auf dem Gewissen habe, weiß du….“, ich hoffe das ist für ihn ein deutliches Warnzeichen und er macht sich jetzt auf den Weg. Weg von diesem schrecklichen Ort. Mein Magen knurrt wieder und ich zittere. Ist es vor Kälte oder vor Angst?

    „Am Frieren bist du auch, indoor? Bist du nackig, oder…?“, fragt mein Gegenüber nach. Bewahre! Aber meine Kleidung hat in der Tat schon die besten Tage hinter sich und die Folgen der ständigen Schläge sind allgegenwärtig. „Nein, nein. Aber meine Kleidung ist komplett ruiniert. Schläge, Schüsse… das ganze Programm.“ Seltsam, wie distanziert ich davon berichten kann. So als sei das alles gar nicht mir passiert, sondern jemand anderem. Wieder knurrt mein Magen. „Ja… und wem soll ich bescheid sagen, wo du steckst?“, möchte er nun noch wissen. Ich erkläre ihm, dass er anderen Überlebenden von mir erzählen soll, sofern sein Gegenüber ihn am Leben lässt… Vielleicht kommt so die Nachricht am Ende dann doch nach Prigorodki zu den anderen Samaritern.

    Um meinen Magen etwas zu beruhigen, nehme ich eine der Schmerztabletten, die vor Tagen im Fass waren und beginne zu trinken. Aber es hilft nur bedingt. Ich fülle meine Flasche zweimal am Fass auf und blicke auf meine Blutkonserven, die ich wieder „gespendet“ habe. Da kommt mir eine Idee. Ich nehme einen der Beutel und werfe ihn durch die Gitterstäbe nach draußen vor das rote Gunter Wrack. Lieber bekommt er sie, als meine Entführer. Am Ende möchte er noch wissen, in welche Richtung meine Entführer verschwunden sind. Ich vermute in Richtung Osten. Modd meint, dass er aus der Richtung gekommen sei, aber ich erkläre ihm, dass das auch schon ein paar Tage her sein muss und die Entführer hier nur unregelmäßig vorbeischauen. Trotzdem muss ich immer mit ihrem Eintreffen rechnen und wünsche ihm darum schnell eine gute Weiterreise. Abschließend bedanke ich mich für die Nachricht, die er überbringen möchte. Als Dank weise ich ihn auf meine Blutspende hin, die er sich dann auch nimmt. Endlich sehe ich das Gesicht meines Gegenübers und er winkt mir zu, ehe er dann mit schnellen Schritten verschwindet. Tränen füllen meine Augen. Er ist der erste Überlebende, den ich seit meiner Entführung gesehen habe, meine Entführer ausgenommen. Es ist ein bewegender Moment und ich glaube, er ahnt gar nicht, wie sehr mit das mitnimmt. Aber ich versuche gefasst zu bleiben. „Viel Glück! Halte durch“, wünscht er mir noch und verschwindet. Ja… das ist ein guter Rat.

    ~ ~ ~

    Die Stunden vergehen zäh. Mein Magen rebelliert weiterhin, und ich fühle mich zunehmend schwächer. Die Dunkelheit senkt sich über Gorka, und das Grillenzirpen setzt ein. Ich schließe die Augen und versuche, mich vom Hunger abzulenken, als plötzlich Schritte zu hören sind.

    Es ist Modd, der zurückgekommen ist! „Klopf, Klopf!“, begrüßt er mich, vermutlich grinsend. Ich erwidere den Gruß und höre, wie jemand sich an einer Dose zu schaffen macht. Mein Magen verkrampft sich bei dem Geräusch und dem Gedanken an etwas zu Essen. Er stellt sich vor dem Fenster auf und wirft mir eine geöffnete Dose Spaghetti zu. „Wow! Dankeschön!“, sage ich überrascht und unendlich glücklich. Mit dieser kleinen Geste hat er mir vermutlich das Leben gerettet. Wie die Spaghetti in der geöffneten Dose heil in meiner Zelle ankommen, kann ich mir nicht erklären, aber es bewegt mich unglaublich, dass er sich sogar die Mühe gemacht hat, die Dose für mich zu öffnen. „Danke, danke, danke!“, stammle ich überwältigt. „Bitteschön“, gibt er gelassen zurück, als sei es nichts. „Vielen, vielen Dank…“, sage ich immer wieder, hebe die Dose mit den Spaghetti vom Boden auf und halte sie triumphierend hoch. Sofort beginne ich zu essen, aber immer langsam. Bissen für Bissen. Es ist mir egal, ob ich etwas zurückbehalten sollte oder nicht. Der Hunger ist einfach zu groß. Die kalten Nudeln füllen meinen Magen und das ständige Knurren lässt nach. Modd wendet sich zum Gehen. „Pass auf dich auf…“, rufe ich ihm hinterher. „Du auch!“, antwortet er. Ich muss schon fast etwas grinsen. Das sagt Hikaru auch immer zu mir und jedes Mal antworte ich beherzt: „Immer!“ Das ist meine reflexartige Antwort auf diesen Abschiedsgruß, so auch dieses Mal. Tja, hat ja bisher wunderbar geklappt…. „Kannst ja schlecht weglaufen“, fügt er hinzu, um die Situation etwas aufzulockern. Ich bin dankbar für den Versuch der Aufmunterung. „Ja… genau“, gebe ich schwach zurück und kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Das erste Lächeln seit Langem.

    Als er weg ist, lege ich mich auf die Pritsche und rolle mich zusammen. Die Nacht legt sich wieder über Gorka und hüllt meine Zelle in Dunkelheit. Es ist wieder entsetzlich kalt, aber die Begegnung nährt meine Hoffnung und wärmt mich fast etwas von innen heraus. Ich werde es schaffen. Irgendwie!

    Konversation mit einem Monster, Gorka

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    "It′s hiding in the dark, its teeth are razor sharp

    There's no escape for me, it wants my soul, it wants my heart

    No one can hear me scream, maybe it′s just a dream

    Maybe it's inside of me, stop this monster."


    Die Schatten des Nachmittags fallen lang, und das Licht, das durch das kleine vergitterte Fenster dringt, färbt die Zelle in einem trüben Grau. Ich sitze auf dem Boden, meinen Rücken gegen die kalte Wand gelehnt, als ich es höre: das kehlige, raue Knurren der Untoten. Instinktiv bewege ich mich zum Fenster, richte mich vorsichtig auf und spähe durch die schmalen Gitterstäbe hinaus. Draußen sehe ich sie – zwei Zombies, die ziellos zwischen den verfallenen Gebäuden umherwandern. Ihre Bewegungen sind langsam und ruckartig, ihre Köpfe hängen schief. Sie sind ein grotesker Anblick, aber in meiner Einsamkeit wirken sie fast… vertraut. Und so seltsam es klingt, ich beginne, mit ihnen zu sprechen.

    „Hey“, sage ich leise und klammere mich an die Gitterstäbe. „Ja, ich meine euch. Die da draußen.“ Die Zombies knurren, als Antwort oder aus reiner Instinktlosigkeit. Ich nehme das als Einladung. „Was habt ihr so den ganzen Tag zu tun?“, frage ich und lehne meinen Kopf gegen die kalten Stäbe. „Herumwandern? Nach dem nächsten Opfer suchen? Oder genießt ihr einfach die Ruhe?“ Einer der Zombies bleibt stehen, als hätte er mich gehört. Sein Kopf zuckt in meine Richtung, und ich lache bitter. „Oh, jetzt bin ich interessant, was? Kein Fleisch hier drinnen, sorry. Ich bin genauso verloren wie ihr. Vielleicht sogar schlimmer.“ Ich mustere die beiden durch das Gitter. Ihre verfallenen Gesichter, die leeren Augenhöhlen. „Ihr wart mal wie ich, oder? Menschen. Mit Geschichten. Mit Träumen. Was ist mit euch passiert?“ Meine Stimme wird leiser, fast zu einem Flüstern. „Hat euch jemand im Stich gelassen? Oder habt ihr einfach das Pech gehabt, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein?“

    Das leise Knurren ist die einzige Antwort, die ich bekomme. Es fühlt sich seltsam an, aber irgendwie tröstlich. Sie hören mir zu. Oder ich stelle mir vor, dass sie es tun. „Ihr seid besser als Chuck und Jane“, sage ich mit einem leichten Lächeln. „Ihr seid wenigstens ehrlich. Ihr wollt nur überleben, genau wie ich. Ihr tut, was ihr tun müsst, weil ihr nicht anders könnt. Aber die beiden?“ Ich schüttle den Kopf. „Sie haben eine Wahl, und trotzdem entscheiden sie sich dafür, Monster zu sein.“ Ich rutsche wieder auf den Boden, meine Stimme sinkt noch weiter. „Vielleicht ist es einfacher, ein Zombie zu sein. Keine Angst. Keine Sorgen. Nur dieser eine Instinkt: Fressen. Ihr müsst euch nicht mit Schuldgefühlen herumschlagen… oder mit Erinnerungen.“ Die Zombies bewegen sich weiter, ihr Knurren wird leiser, während sie um eine Ecke verschwinden. Ich starre durch das Gitter hinaus, in die Leere der Stadt. „Vielleicht sehen wir uns später wieder, Jungs.“, sage ich leise. „Ich hoffe nur, dass ihr dann nicht versucht, mich zu fressen.“

    Die Stille kehrt zurück, und ich sitze noch lange dort, die Stirn gegen die Gitterstäbe gelehnt, bis die Schatten der Nacht den Raum verschlucken. Es war kein wirkliches Gespräch, aber in diesem Moment hat es sich fast wie Gesellschaft angefühlt.

    Nächster Tag, von Severograd nach Gorka

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    "Death surrounds

    My heartbeat′s slowing down

    I won't take this world′s abuse

    I won't give up, I refuse

    This is how it feels when you're bent and broken

    This is how it feels when your dignity′s stolen

    When everything you love is leaving

    You hold on to what you believe in."

    Das schwache Licht, das durch die Ritzen im Dachboden fällt, weckt mich. Die Nacht war wieder einmal kalt und unbarmherzig, und der harte Holzboden hat jeden meiner Muskeln schmerzhaft steif gemacht. Irgendwie habe ich keine Lust mehr, das alles aufzuschreiben. Es ist ohnehin jeden Tag immer das Gleiche, nur halt in anderen Facetten.

    Ich strecke mich vorsichtig, doch der Schmerz in meinem Rücken erinnert mich sofort daran, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis ich meinen Körper wieder gewohnt belasten kann.

    Ich richte mich langsam auf, massiere meinen steifen Nacken und betrachte den kahlen Raum. Hier oben gibt es nichts – keine Möbel, keine Annehmlichkeiten, nur Staub und Dunkelheit. Meine Zelle ist so spartanisch wie nur möglich. Keine Ablenkung, keine Hoffnung; nur ich gegen die gähnende Leere. Einzig zwei staubige Kisten stehen in der Zelle.

    Mein Magen knurrt laut und ich nehme mir etwas von meinem Vorrat. Eine Thunfischdose soll es heute sein. Es ist jetzt Tag – oder zumindest scheint es so, denn durch die schmalen Ritzen dringt etwas Licht. Das einzige Geräusch, das ich hören kann, ist das gelegentliche Knarren der Dielen, wenn der Wind durch die Hütte weht.

    Es dauert nicht lange, bis ich das Geräusch schwerer Stiefel auf der Treppe höre. Das Schloss des Verschlags klickt, die Tür schwingt auf, und da steht Chuck, wie immer mit dieser Mischung aus Genervtheit und Überlegenheit im Blick. In seiner Hand hält er, wie so oft, seine Waffe.

    „Aufstehen! Hände hinter den Rücken!“, befiehlt er, als ich mich mühsam erhebe. Mein Schweigen hat ihn bisher nie interessiert, aber heute beschließe ich es zu brechen. Zwei Worte brechen einfach aus mir heraus.

    „Und nun?“, frage ich, meine Stimme erschreckend rau vom Hunger und der Kälte. Chuck ignoriert mich und zielt weiter mit seiner Waffe auf mich. „Umdrehen, herkommen!“ Der Ton wird schärfer. Doch heute bin ich es leid. „Muss das wirklich sein?“ Ich kann nicht anders, aber ich bereue es sofort.

    Er packt mich grob und legt mir die Handschellen an. Mühsam kann ich ein Stöhnen unterdrücken. Ich möchte ihm die Genugtuung nicht geben. „Mitkommen!“, schreit er und öffnet das Gitter. Während ich ihm die Treppe hinunter folge, frage ich weiter: „Heute schlechte Laune?“ Es ist dumm, ich weiß das. Aber die Worte kommen, bevor ich sie aufhalten kann. Sein Bajonett blitzt auf, und ich spüre den Stich in meiner Seite. Ein Schmerzenslaut entweicht mir, und als ich das warme Blut spüre, wird mir gleichzeitig heiß und kalt. Chuck greift nach einer Bandage und verbindet die Wunde mit groben Bewegungen. „Brutalo...“, murmle ich. Doch er hat offensichtlich genug. „Schlechte Laune? Schlechte Laune gleich in dein Gesicht!“ Seine Stimme ist ein Donnern, und ich schweige. Es ist nicht der richtige Tag, um den Bogen zu überspannen.

    „Raus mit dir!“, befiehlt er und ich trete folgsam durch die Türen nach draußen. Dort sehe ich Jane, die bereits die Umgebung gesichert hat. „Ach, Jane ist auch wieder mit von der Partie, was?“, murmle ich vor mich hin. Mir ist inzwischen fast alles egal. „Keine Fragen stellen. Raus mit dir!“, schimpft sie und öffnet das Gartentor zur Straße. „Aber wer nicht fragt, stirbt dumm…“, beginne ich, doch es folgt keine Reaktion, außer dass Jane mich barsch unterbricht und in den parkenden Sarka scheucht: „Ab rein jetzt hier!“ „Rein in die Gute Stube!“, grinst Chuck hämisch, „Jetzt geht’s ab ins Reich der Kannibalen…“ Sein Spott lässt mich zusammenzucken, doch ich sage nichts. Ob er die Wahrheit spricht oder mir nur Angst machen will, ist egal – die Wirkung bleibt dieselbe. Mein neugewonnener Mut verlässt mich sofort wieder, als ich mit gefesselten Händen auf dem Rücksitz umständlich Platz nehme. Jane schlägt die Tür zu und steigt ebenfalls ein. Was haben diese Irren nun mit mir vor?

    Die Fahrt beginnt. Es ist Tag, und wir fahren durch die trostlosen Straßen nach Süden. Der Sarka holpert über die holprigen Straßen, und die Stille im Wagen ist bedrückend. Plötzlich ein lauter Knall – der Wagen trifft einen Stein und überschlägt sich mehrmals. Die Welt dreht sich, mein Körper wird hin- und her geschleudert, und der Schmerz ist kaum zu ertragen. Doch wie durch ein Wunder landet das Auto wieder auf seinen vier Rädern. Chuck und Jane scheinen unbeeindruckt. Der Motor startet erneut, und die Fahrt geht weiter, als wäre nichts geschehen.

    Die Sonne beginnt bereits zu sinken, als wir endlich Gorka erreichen. Die Kannibalen von Gorka... das hätte ich mir denken können.

    Der Anblick der verfallenen Häuser und das Gefühl von Tod und Verfall lassen mir einen Schauer über den Rücken laufen. Die Kannibalen von Gorka... Ist das etwa wahr? Stecken sie hinter all dem? Meine Gedanken rasen, während Chuck mich aus dem Auto zerrt und Jane beginnt, die Tore zu öffnen.

    Ich wittere meine Chance. Während Chuck Jane bei einem Code hilft, schleiche ich mich leise davon, versuche in den Schatten der Gebäude zu verschwinden. Doch es dauert nicht lange, bis Chuck mich einholt. „Wo willst du hin?“, knurrt er, bevor ich einen harten Schlag in den Rücken spüre. Er treibt mich zurück zum Auto, jeder Schlag seines Gewehrkolbens brennt in meinem Rücken. Als wir ankommen, sinke ich erschöpft vor dem Auto auf die Knie.

    Dann passiert es. Ohne Vorwarnung zieht Chuck seine Waffe und schießt. Ein brennender Schmerz durchzuckt mein Bein. Ich schreie auf, unfähig, den Schock zu verbergen. Verdammt! Er hat auf mich geschossen! Zum Glück scheint es nur ein Streifschuss zu sein, doch meine Hose ist ruiniert. Ich humple zur Polizeistation, getrieben von Chucks bedrohlicher Präsenz. Mit einem letzten Aufbäumen versuche ich aus meinen Fesseln zu entkommen, während Chuck die Zombies abwehrt, die durch seinen Schuss angelockt worden sind. Doch auch hier ist er gleich wieder zur Stelle, um meine Versuche mit einem Schlag zu unterbinden. Schließlich werde ich in die Polizeistation geführt und dort in eine Gefängniszelle.

    Die Zelle ist wie erwartet karg. Eine Pritsche, eine Kiste darunter, das unvermeidliche gelbe Fass und ein vergittertes Fenster. Chuck schließt mich ein, dreht sich dann noch einmal um und schlägt nach mir. „Träum was Schönes!“, spottet er, bevor er die Tür hinter sich zuschlägt. Wird das jetzt zu einer Art Signature Move bei ihm? Jane wirft mir einen letzten Blick zu, bevor sie und Chuck die Polizeistation verlassen.

    Ich versuche dem Schmerz standzuhalten und schaffe es nur mit Mühe, das Bewusstsein nicht zu verlieren. Draußen stöhnen die Zombies vor dem Gitterfenster. Chuck legt das schwere Vorhängeschloss um das Gitter und schließt anschließend die Zellentür von außen ab. „Hey! Was ist mit dem Schlüssel…?“, protestiere ich, „Für die Handschellen? Ich bin immer noch gefesselt!“ „Kannst du behalten. Als Andenken!“, lacht er hämisch und ich höre, wie er und seine Begleitung die Polizeistation verlassen. In Gedanken füge ich entschlossen hinzu: „Nein, die sind für DICH reserveriert…!“. Das ist keine Drohung, sondern ein Versprechen.

    Schließlich begebe ich mich zum Fenster. Draußen steht ein rotes Gunter Wrack und der Sarka sowie jede Menge geifernde Zombies. Durch das Fenster sehe ich, wie Chuck und seine Begleitung die Zombies niederschießen. Chuck grinst mich am Fenster süffisant an, hebt seinen Arm zum Gruß und wirft mir anschließend ein Messer gegen die Gitterstäbe. „Hier fang!“, grinst er breit. Sehr witzig… Natürlich gelingt mir dies nicht mit auf dem Rücken gefesselten Händen und das Messer fällt klirrend vor dem Fenster zu Boden. Anschließend steigen beide lachend in das Auto und fahren laut hupend davon.

    Tja und dann bin ich wieder allein. Die Stille in der Zelle ist fast greifbar, unterbrochen nur vom gelegentlichen Stöhnen der Zombies, die sich vor dem vergitterten Fenster bewegen. Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen. Auf dem Tisch, der sich hinter den Gitterstäben befindet, steht eine Kiste. Sie scheint absichtlich außerhalb meiner Reichweite platziert worden zu sein – eine weitere kleine Grausamkeit meiner Entführer.

    Doch ich gebe nicht auf. In meiner Tasche habe ich noch einen der rostigen Nägel, die ich vor Tagen heimlich an mich genommen habe. Vorsichtig taste ich nach dem kleinen Metallstück und beginne die mühselige Arbeit, die Handschellen an meinen Handgelenken zu lösen. Der Nagel rutscht immer wieder ab, und meine Finger schmerzen vor Anstrengung, doch nach einer schier endlosen Geduldsprobe höre ich endlich das erlösende Klicken. Die Fesseln fallen ab, und ich reibe meine schmerzenden Handgelenke.

    Ich wende mich dem gelben Fass zu. „Hallo, alter Freund…“, flüstere ich. Nach den Erlebnissen in Severograd bin ich ganz froh, wieder eines dieser Fässer zu sehen, denn das bedeutet wenigstens Wasser. Als ich den Deckel öffne, entdecke ich wieder Blutentnahmesets. Scheinbar sind sie doch noch nicht mit mir fertig und das mit den Kannibalen war nur eine Behauptung, um mir Angst zu machen. Außerdem finde ich eine Dose Pfirsiche, Spaghetti und – wie könnte es anders sein – Hundefutter. Mein Magen knurrt laut, und ich beschließe, die Pfirsiche zu öffnen. Der süße Saft und die weichen Fruchtstücke sind ein kleiner Trost inmitten dieses Elends. Ich esse langsam, genieße jeden Bissen, denn ich weiß, dass ich mir alles wieder werde einteilen müssen.

    Erst als mein Magen nicht mehr so schmerzt, lasse ich mich erschöpft auf das Bett sinken. Die Matratze ist dünn, und jede Feder darunter drückt sich unangenehm in meinen Körper. Doch nach der körperlichen Anstrengung heute fühlt es sich das Liegen fast wie ein Luxus an.

    Die Dunkelheit senkt sich über Gorka, und das Knurren der Zombies wird zu einem monotonen Hintergrundgeräusch. Ich wende meinen Blick zum Fenster und sehe sie – die Sterne. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten erblicke ich einen klaren Himmel. Ihr Leuchten ist schwach, aber beständig, und für einen Moment fühle ich eine seltsame Art von Frieden. Ich bin so bewegt, dass meine Augen sich mit Tränen füllen. Vielleicht sehen meine Freunde auch gerade jetzt auf diesen Sternenhimmel? Er ist wie eine Erinnerung daran, dass da draußen noch eine Welt existiert – eine Welt, in die ich irgendwann zurückkehren werde.

    Hunger, Severograd

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    "I'm letting go of my shame, that unbearable weight

    I'm learning to survive

    I'm letting go of the blame from my selfish mistakes

    I'm learning to survive."

    Die Stunden auf dem Dachboden schleichen dahin wie ein zäher Albtraum. Es ist still, bis auf das gelegentliche Knarren des Holzbodens und das Pfeifen des Windes, der durch die Dachschindeln zieht. Mein Magen knurrt laut, und ich halte instinktiv die Arme darum, als könnte ich das Geräusch damit unterdrücken.

    Was mir erst jetzt auffällt: Kein Fass. Nein wirklich. Es steht dieses Mal kein gelbes Fass vor dem Tor, lediglich eine Kiste mit Blutentnahmesets. Kein gelbes Fass, keine Vorräte, so karg sie sonst auch waren.

    Der Hunger gräbt sich tief in meinen Körper, und die letzte Mahlzeit scheint eine Ewigkeit her. Meine Gedanken kreisen wieder um die Frage: Wollen sie mich hier oben einfach verhungern lassen?

    Ich versuche, mich abzulenken, suche verzweifelt nach etwas Nützlichem in diesem trostlosen Raum. Doch alles, was ich finde, ist Staub und ein paar lose Bretter, die keinen Zweck erfüllen. So vergeht die Zeit.

    Die Dunkelheit legt sich wie ein schwerer Vorhang über die Hütte, und die Temperaturen fallen. Mein Magen schmerzt so sehr und jeder Atemzug ist schwerer als der letzte. Endlich höre ich Schritte. Schwere, vertraute Schritte, die knarrend über die Treppe kommen. Chuck.

    Das Tor unten öffnet sich mit einem lauten Knarren, und Chucks bullige Silhouette kommt die Treppe nach oben. Sie baut sich vor dem Gittertor auf, in einer Hand einen Sack mit Vorräten, in der anderen die unbarmherzige Waffe. Er legt zwei Konserven vor dem Tor auf den Boden, sein Gesicht ein Zerrbild aus Spott und Gleichgültigkeit. „Guten Appetit“, sagt er und dreht sich schon zum Gehen.

    Doch etwas fehlt. Mein Blick wandert zu den Dosen. Es ist sofort klar: Kein Dosenöffner.

    „Kein Dosenöffner?“ frage ich schwach, meine Stimme zittert vor Hunger. „Wie soll ich die öffnen?“

    „Find’s raus“, sagt Chuck knapp, bevor er sich umdreht. Dann fügt er hinzu: „Sei froh, dass du überhaupt was bekommst.“ Das hat gesessen. Für einen Moment glaube ich wirklich, er würde nun einfach gehen. Doch dann wendet er sich um, zieht einen kleinen Dosenöffner aus der Tasche und öffnet mir damit die Dosen. Schließlich reicht er sie mir und holt noch weitere Konserven und getrockneten Kürbis aus seinem Vorratsbeutel.

    Nach getaner Arbeit entfernt er sich wortlos vom Gittertor. Ohne zu zögern, esse ich. Der Inhalt ist kalt, fast geschmacklos, aber ich fühle, wie die Spaghetti meinem Körper neue Kraft geben. Mein Magen beruhigt sich langsam, auch wenn ich das Gefühl habe, dass ich noch viel mehr bräuchte, um die Erschöpfung zu vertreiben. Dennoch esse ich langsam und nicht alles auf einmal. Ich muss mir meine Rationen besser einteilen.

    Mit leeren Dosen und schmerzenden Gliedern lehne ich mich gegen die unnachgiebige Wand. Die Schmerzen, die Ohnmacht und die Dunkelheit drohen mich zu überwältigen. Doch ich habe überlebt. Zumindest diesen Tag. Die Wut auf Chuck brennt in mir wie ein schwaches Feuer – vielleicht genau das, was ich brauche, um weiterzumachen.

    Von Svetlojarks nach Severograd

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    "Here I am wide awake, no I'm not dead yet

    And I'm not as confused as I know I was back then."

    Ich erwache vom Brüllen eines Motors draußen auf der Straße. Es könnte wieder der ADA sein, oder vielleicht ein LKW. Mein erster Gedanke ist Hoffnung – jemand könnte hier sein. Jemand könnte mich finden. Doch die Realität holt mich schnell ein. Niemand wird einfach so über diesen Ort stolpern. Nicht ohne einen Hinweis. Nicht ohne ein Zeichen von mir.

    Das gelbe Fass steht wie immer vor meinem Gitter, eine makabre Routine. Darin finde ich wieder Blutentnahmesets aber auch etwas Dosenfleisch und eine Flasche Wasser. Es ist besser als nichts, also esse ich es hastig, bevor ich mich wieder auf das Bett setze. Die Stille in diesem Raum ist fast beklemmend, nur gelegentlich wird sie vom Knarzen des Metalls über mir durchbrochen. Vielleicht ist da jemand im Obergeschoss, doch ich wage es nicht, laut zu rufen. Nicht nach gestern. Obwohl… war das überhaupt gestern? Jedenfalls habe ich nicht vor, nochmals Bekanntschaft mit Chucks Gewehrkolben zu machen.

    Ich höre Schritte. Sie sind weit entfernt, doch meine Sinne sind geschärft. Vielleicht nur einer der Entführer, der seine Runden dreht. Doch was, wenn es jemand Fremdes ist? Ich gehe zum Gitter, spähe hinaus und lausche. Der Gedanke, dass es einer von uns sein könnte – ein Samariter, ein Freund – lässt meine Hoffnung kurz aufflammen. Doch dann erinnere ich mich an den Schmerz der gestrigen Schläge. Chuck wird keine weiteren Versuche tolerieren. Ich kann es mir nicht leisten, entdeckt zu werden, bevor ich sicher bin, dass die Person draußen kein Feind ist.

    ~~~

    Die schwere Metalltür zum Verlies öffnet sich mit einem kreischenden Quietschen und ich höre Chucks schweren Stiefel auf den kalten Boden trampeln, noch bevor ich ihn sehe. Ohne ein Wort baut er sich vor dem Gittertor auf und deutet wieder mit der Waffe auf mich. „Aufstehen. Mit dem Rücken an die Wand“, befiehlt er. Seine Stimme ist kalt, gleichgültig, wie immer.

    Wieder folge ich mechanisch seinen Anweisungen, zu ausgelaugt, um Widerstand zu leisten. Meine Hände zittern, als er die Handschellen anlegt. Das kalte Metall schneidet. Leider ein vertrautes Gefühl und ich hasse es. „Los jetzt“, knurrt Chuck und stößt mich grob in Richtung der Ausgangstür. Wieder geht es durch das Treppenhaus, aber dieses Mal verzichtet er zum Glück auf seine markanten Schläge.

    Im ADA ist die Stille bedrückend. Chuck sitzt hinter dem Steuer, seine Komplizin Jane auf dem Beifahrersitz. Ihr Blick ist ebenso kalt wie seiner, aber sie wirkt angespannter. Sie sprechen kaum miteinander, nur kurze, knappe Worte über den Zustand des Fahrzeugs und das Ziel. Ich sitze auf der Rückbank, meine Hände hinter meinem Rücken gefesselt. Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es nun nach Severograd. Warum ausgerechnet dorthin? Ich kann diesen Typen wirklich nicht folgen. Jedenfalls scheint die Fahrt sich ewig hinzuziehen. Die Schläge, die ich in den letzten Tagen ertragen musste, haben meinen Körper erschöpft. Der Mangel an erholsamen Schlaf und Essen zehrt an mir. Trotzdem halte ich mich an einem Gedanken fest: Irgendwann muss es enden. Irgendwann kommt die Gelegenheit, zu entkommen.

    Als wir Severograd erreichen, fährt Chuck nicht ins Zentrum der Stadt, sondern lenkt den ADA auf eine holprige Nebenstraße. Sie führt uns zu einer Hütte am Ortsrand. Sie wirkt verlassen, doch als wir ankommen, steigen Chuck und Jane aus, um die schweren Tore, die das Haus sichern, zu öffnen.

    Das ist meine Chance. Kaum ist Chuck ein paar Schritte entfernt, winde ich mich aus dem Wagen und renne los. Meine Beine fühlen sich wie Blei an, jeder Schritt ist mühsam, doch der Adrenalinschub treibt mich voran. Der Wald scheint endlos, und die Bäume bieten kaum Schutz. Ich höre Chucks wütende Anweisungen und Janes suchendes Brüllen hinter mir.

    Doch plötzlich gibt mein Körper nach. Der Hunger, der Schmerz und die Müdigkeit holen mich ein. Schließlich lasse ich mich keuchend in eine große Tanne fallen und presse mich eng an den Stamm. Meine Atemzüge sind laut, zu laut, aber ich kann sie nicht kontrollieren. Dann höre ich Schritte.

    Vor mir steht Jane. Ich sehe die Waffe in ihrer Hand, die direkt auf mich gerichtet ist. Widerstand ist zwecklos. Mit einem knappen „Aufstehen!“ zwingt sie mich, mich wieder in Bewegung zu setzen. Mehr braucht es nicht.

    ~~~

    Zurück an der Hütte wartet Chuck bereits, seine Miene dunkel vor Zorn. Ohne ein weiteres Wort führen sie mich ins Haus. Die Atmosphäre ist bedrückend, die Räume sind eng, staubig und voller verschlissener alter Möbel. Sie zerren mich die knarrende Treppe hinauf. Meine Beine wanken, doch Janes Waffe bleibt auf mich gerichtet, und Chucks drohende Präsenz lässt mir keine Wahl.

    Oben angekommen, stoßen sie mich in einen Verschlag auf dem Dachboden. „Ab in die Zelle mit dir!“, sagt Chuck knapp. Ich setze mich in Bewegung. Hinter mir verschließt er wieder das Gittertor.

    Anschließend beugt er sich durch das Gitter zu mir und nimmt mir die Handschellen ab. Doch anstatt sofort zu gehen, zückt er ein Wärmekissen und wirft es mir mit einem spöttischen Grinsen zu. „Damit du nicht frierst“, sagt er süffisant. Ich bin so verdutzt, dass ich mir nur ein kleines „Danke“ abringen kann. Für einen kurzen Moment flackert Hoffnung auf, doch dann schlägt seine Laune um. Sein Blick verändert sich. „Träum was Schönes“, spottet er, seine Stimme trieft nun vor Sarkasmus. Unerwartet holt er aus und schlägt erneut mit dem Gewehrkolben nach mir. Der Schlag trifft mich hart und unvorbereitet und ich taumele gegen die Wand.

    Dann greift er nach etwas an seinem Gürtel oder seiner Weste. Eine Rauchgranate! Ich sehe, wie er den Stift zieht, und kurz darauf erfüllt pinker Rauch den Raum. Ich huste, versuche nach Luft zu ringen, während der Raum in greller Farbe versinkt. Meine Augen beginnen zu tränen und unter Keuchen höre ich, wie die Schritte der beiden sich entfernen. Schließlich wird die Tür zum Haus wieder abgeschlossen. Verdammte Monster… War das die Strafe für meinen Fluchtversuch? Selbst wenn! Ich würde es jederzeit wieder versuchen.

    Der Rauch zieht langsam ab, doch die stickige Luft bleibt. Meine Schulter schmerzt vom Schlag, und meine Hände zittern, während ich mich gegen die kühle Wand lehne. Der Raum ist eng und bedrückend, kaum größer als ein Schrank. Der Gedanke an eine Flucht scheint inzwischen weiter entfernt als je zuvor. Wem mache ich hier eigentlich etwas vor?

    Auf nach Svetlojarsk

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    "I can feel them watching me while I'm learning to survive

    Staring at my broken will that I'm too tired to hide

    So many demons I can't escape, burning my bridges to light the way

    I can feel them watching me but I'll make it out alive

    I'm learning to survive."

    Der ADA rollt holprig über die Straßen und ich spüre jeden Stein, jede Unebenheit, die das Fahrzeug erzittern lässt. Das Brummen des Motors und das gelegentliche Fluchen meiner Entführer durchbrechen die drückende Stille. Meine Hände sind noch immer hinter meinem Rücken gefesselt, die Kälte des Metalls schneidet in meine Haut. Als ich aus dem Fenster sehe, erkenne ich Svetlojarsk wieder. Der Nebel hängt tief, die grauen Gebäude wirken verlassen und bedrückend. Es scheint, als würde dieser Ort seit Jahren nur noch vor sich hin verfallen. Trotzdem gibt es auch hier Hoffnung! Die Chuckle Chicks haben bei der Krankenstation ein provisorisches Bambi-Auffanglager errichtet. Vielleicht bemerkt mich ja jetzt endlich jemand? Ob meine Entführer absichtlich Stellen auswählen, die in der Nähe unserer Camps sind, um ihre Überlegenheit zu demonstrieren? Durchtrieben und leichtsinnig. Ich hoffe, dass ihnen dieser Leichtsinn eines Tages das Genick bricht!

    In der Nähe der Kirche hält der ADA an. „Aussteigen und rein!“ Chucks Stimme ist schneidend, und ich gehorche, meine Bewegungen steif von der Enge der Handschellen und dem ständigen Sitzen. Seine Waffe bleibt auf mich gerichtet, als er mich in ein leerstehendes Gebäude führt. Ich weiß, was kommt. Ein weiterer Käfig, ein weiterer Raum, den ich mit meiner Verzweiflung füllen werde. Theatralisch.

    Die neue Zelle ist ähnlich wie die anderen, doch irgendwie scheint sie noch trostloser. Oder kommt es mir nur so vor? Der Raum ist klein und stickig. Eine Wellblechwand blockiert das einzige Fenster und lässt kaum Licht herein. Das gelbe Fass steht unheilvoll in der Ecke. Vor der Tür steht ein schweres Metalltor, das mich vom Rest des Gebäudes abschirmt. Das Gitter vor meinem Raum trennt mich erneut von der Welt, die ich nur durch Schlitze und Schatten wahrnehmen kann. Dieses Mal gibt es wieder ein Bett.

    „Hier bleibst du, bis wir dich wieder brauchen!“, befiehlt Chuck, bevor er mich mit einem harten Stoß in die Zelle schiebt. Die Handschellen werden mir abgenommen, dann knicken meine Knie ein, und ich kaure auf dem kalten, staubigen Boden. Es folgt das gleiche Ritual: Tor zu, Schloss dran. Schritte entfernen sich, dann Stille.

    Mein Körper schmerzt von der Tortur. Ich setze mich auf das Bett, schlinge meine Arme um die Knie und versuche etwas Kraft zu tanken. Irgendwann schaffe ich es, kurzzeitig einzunicken.

    Berezino, ein oder zwei Tage nach dem Transfer

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    "And it feels like a prison I'm living in

    Did I earn all the pain in the consequence?"


    Die kleine Zelle in Berezino bietet mehr Anschein von Normalität, als ich erwartet hatte – und dennoch keinen echten Trost. Ein altes, fleckiges Sofa steht in einer Ecke, der Stoff ist bereits stark von der Zeit gezeichnet. Wie lange ich nun hier genau bin, ist mir auch ein Rätsel. Vielleicht ein oder zwei Tage? Vor dem Fenster wurde eine Wellblechwand angebracht, die das Tageslicht blockiert und die Zelle in ewige Dämmerung taucht, daher ist es naturgemäß schwer eine Aussage zu treffen. Meinen Wecker haben sie mir auch abgenommen und das schmerzt momentan am meisten. Nur ein kleiner Ofen steht in einer Ecke, jedoch scheinbar nutzlos, denn weder Feuerholz noch Zündmittel sind vorhanden. Und natürlich ist auch mein ständiger Begleiter wieder da: das gelbe Fass. Es steht vor dem Gitter, das den Raum vom Rest der Wohnung trennt. Vor der Eingangstür türmt sich ein schweres Wellblechtor auf, ein unüberwindbares Hindernis.

    Dann höre ich es. Das vertraute, tiefe Brummen eines ADA-Motors. Mein Herz rast. Hoffnung keimt auf – vielleicht ist es jemand, der mich findet! Ich schnappe nach Luft und trommle verzweifelt gegen die Wände: „Hier bin ich! HALLO!“ Doch meine Hilferufe erreichen die falschen Ohren.

    „SCHWEIG!“ Chucks donnernde Stimme durchbricht die Stille. Mein Herz sackt in die Tiefe. „Scheiße…“, entfährt es mir, als ich in eine Ecke zurückweiche. Die Angst ist überwältigend. Das wird nicht gut ausgehen.

    „Hände hoch, Kopf an die Wand!“ Chucks Befehl hallt durch den Raum, seine schneidende Stimme duldet keinen Widerspruch. Zitternd folge ich seiner Anweisung. Ich höre das metallische Klicken des Zahlenschlosses, das mir verrät, dass die Entführer jeden Moment eintreten werden. Trotzdem ziehen sich die Minuten endlos, bis Chuck schließlich vor der Gittertür steht. „Umdrehen! Ganz langsam zurück!“ Seine Waffe ist auf mich gerichtet. Mein Körper gehorcht wieder einmal, als wäre er losgelöst von meinem Verstand. „Näher kommen, umdrehen!“ Seine Stimme ist kalt, unnachgiebig. Ich spüre seinen Blick auf mir, während ich mich erneut drehe und warte, bis er mir die Handschellen anlegt. Das kalte Metall schließt sich um meine Handgelenke, und die allzu vertraute Ohnmacht überrollt mich erneut.

    Das Tor wird geöffnet, und Chuck führt mich aus der Zelle. Mit der Waffe im Anschlag treibt er mich vor sich her, die Stufen des Treppenhauses hinunter. Wenn ich nicht schnell genug bin, spüre ich den harten Stoß des Kolbens seiner Waffe in meinem Rücken. Vermultich die Quittung für den Versuch, nach Hilfe zu rufen. Jeder Schlag lässt meine Schulter pochend zurück, doch ich halte den Schmerz zurück, bemüht, nicht zu stolpern.

    Unten angekommen wartet seine Komplizin bereits. Ich weiß nicht, warum, aber ich werde sie „Jane“ nennen. Sie sichert das Gebäude, ihre Haltung angespannt und wachsam. Dann sehe ich das Fluchtauto, einen blauen ADA. Die Zeit wird knapp. Ich muss handeln, bevor es zu spät ist. Ich lasse alle Vorsicht fahren, nutze den Moment und rufe aus voller Kehle: „HILFE! HIER BIN ICH!“ Bitte lass meine Stimme bis am Camp zu hören sein… jemand muss das doch mitbekommen, verdammt!

    Doch bevor mein Ruf verstummt, als beide Entführer sofort simultan nach mir schlagen. Ich stürze und falle. Meine Jacke ist komplett ruiniert, als ich im Schmutz der Straße lande. „RUHE!“ brüllt Chuck, und ich spüre den Schmerz, der durch meinen Körper schießt. Keuchend liege ich auf dem Boden. „Ihr Monster“, bringe ich hervor, doch meine Worte haben keine Wirkung. Schließlich werde ich auf die Füße gezerrt und gezwungen, in den ADA zu steigen. Widerwillig gehorche ich, ich habe keine Kraft mehr für den Kampf übrig.

    Wieder setze sich der Motor in Bewegung, und die Fahrt ins Ungewisse beginnt. Ich klammere mich an den Gedanken, dass die Schreie vielleicht doch jemanden erreicht haben könnten. Vielleicht bin ich nicht ganz verloren. Aber bis dahin bleibt nur die Dunkelheit, die mich umgibt, und die Ungewissheit, wo die Reise diesmal enden wird.

    Von Tri Dolini über Solnichniy bis nach Berezino

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    "Always trusted too much, it was all I had

    I was blind to the darkness in everyone I know."

    Ich erwache durch das eindringliche Rufen von Hirschen, deren Klagen wie ein ferner, melancholischer Ruf nach Freiheit klingen. Das habe ich schön formuliert, oder? Tatsache ist, dass mir das Röhren nach einiger Zeit tierisch auf die Nerven geht. Okay, es ist endlich mal ein Reiz von außerhalb, aber irgendwann ist auch gut damit… Jedenfalls weiß ich definitiv, dass ich mich nahe eines Waldes befinden muss und die Wände der Hütte, in der ich mich noch immer befinde, wirken bedrückender als je zuvor. Zwar gibt es hier einen Kamin und ich überlege, ob ich nicht irgendwie ein Feuer entfachen könnte, um jemanden mit dem Rauch auf mich aufmerksam zu machen, aber leider finde ich nichts zum Anzünden. Papier und Holz könnte ich mir beschaffen, aber es scheitert an Streichhölzern oder einem Feuerzeug.

    Doch meine Zeit hier ist ohnehin wieder nur begrenzt, wie sich bald herausstellt. Um die Mittagszeit werde ich erneut ... "abtransportiert".

    Dieses Mal führt mich mein Weg in einen kleinen Verschlag in Solnichniy. Die Umgebung ist noch unbarmherziger als alles, was ich bisher erlebt habe. Keine Annehmlichkeiten, kein Bett, nicht einmal die dürftige Wärme eines provisorischen Schlafplatzes. Nur eine kalte, kahle Mauer und ein schmaler Lüftungsschacht, durch den gelegentlich ein Hauch frischer Luft und etwas Licht von außen hereinströmt. Es fühlt sich weniger wie eine Zelle und mehr wie ein Lagerraum an, in dem ich nur beiläufig deponiert wurde. Dennoch ist es wieder da – das gelbe Fass, mein stummer Begleiter, der sich wie ein drohender Schatten an meine Fersen heftet. Ob sie das Ding immer mitschleppen oder sich einen Vorrat angelegt haben? Ich frage mich wieder einmal, wie viel Aufwand diese Menschen betreiben müssen. Wie viele Verstecke haben sie gebaut? Und warum?

    Auch wenn die Fragen immer wiederkehren, hat sich doch etwas hat sich verändert: Meine Entführer wirken angespannt. Die flüchtigen, kaum wahrnehmbaren Zeichen sind da – ein nervöses Zucken, angespannte Stimmen, kurze Befehle. Sie wissen wohl, dass man ihnen auf den Fersen ist.

    Draußen höre ich geschäftiges Treiben. Stimmen hallen durch die Luft, begleitet vom Poltern schwerer Kisten. Ich spüre ihre Rastlosigkeit, höre Flüche und Rufe, als die Entführer ihre Arbeit in Eile verrichten und ich schnappe ein paar Mal das Wort „Berezino“ auf. Zeit, aktiv zu werden! Ich nutze die Gelegenheit und hinterlasse einen weiteren Hinweis in der Kiste in meinem Verschlag: Eine Holunderbeere. Ein Geniestreich! Okay… nicht wirklich. Beeren… Berezino. Ich weiß, der Witz ist flach. Ich weiß, dass nicht sicher ist, ob Berezino wirklich unser Ziel ist. Aber ich weiß, dass meine Freunde genau diesen Hinweis verstehen werden. Wie oft haben wir Berezino liebevoll „Bere“ genannt. Das muss einfach hinhauen…

    Wie gut, dass ich auf dem Weg hierher heimlich eine eingesteckt habe.

    Noch bevor ich mir weitere Gedanken über weitere Hinweise machen kann, werde ich wieder aus meinem Verschlag geholt. Das gleiche Ritual, wie immer. Die gleichen Anweisungen, die gleiche Ohnmacht.

    Unser Ziel scheint in der Tat Berezino zu sein. Ich werde in ein leerstehendes Gebäude gebracht, dessen Wände nur bedingt mehr Trost spenden als die, die ich zuvor in Solnichniy zurückließ. Dennoch bin ich froh, in einem Wohnraum zu sein und nicht mehr in dem kalten unwirtlichen Lagerraum. Die neue Zelle unterscheidet sich in Sachen Größe jedoch kaum von den anderen. Ein weiteres Gefängnis, ein weiterer Punkt auf einer scheinbar endlosen Reise.

    Als ich mich allein glaube, wage ich es, Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen. Ich höre das kehlige Grollen aggressiver Zombies und hoffe, dass vielleicht jemand in der Nähe ist, um darauf aufmerksam zu werden. „Hallo? Ist da jemand?“ Meine Stimme hallt durch die Wände, verliert sich in der Leere. Doch wie schon so oft bleibt mein Ruf nach Hilfe unbeantwortet.

    Ich lehne mich gegen die kühlen Mauern, meine Gedanken kreisen rastlos. Der ständige Wechsel, die Ruhelosigkeit meiner Entführer und bei Nacht die eisige Dunkelheit jedes neuen Verstecks – alles deutet darauf hin, dass sich das Netz um sie enger zieht. Aber wie lange kann ich das noch durchhalten?

    Wieder falle ich in die Routine des Wartens. Warten auf eine neue Verlegung. Warten darauf, dass meine Botschaften ihre Empfänger erreichen. Warten auf eine Chance.

    Noch einen Tag später oder so, noch immer in Elektrozavodsk

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    "This is how it feels when you take your life back
    This is how it feels when you finally fight back
    When life pushes me I push harder
    What doesn't kill me makes me stronger."

    Ich werde wieder von Zombies geweckt. Ihr unheimliches Gekreische durchdringt meine Zelle und zerrt mich aus dem Schlaf. Dieses Mal weiß ich, dass die Zeit knapp ist. Die Entführer könnten jederzeit zurückkommen. Ich muss versuchen, Kontakt aufzunehmen – jetzt oder nie.

    „Hallo? Ist da draußen jemand?“ „Hallo?“, kommt die fragende Antwort. Meine Hoffnung wächst. „Hi! Du, ich bin hier drin eingesperrt. Kennst du die Samariter hier? Kennst du die Gruppe, die sich Samariter nennt?“ Aber mein Gegenüber sagt nichts dazu. „So moin, hörst du mich überhaupt?“, vernehme ich wieder seine Stimme. Ich bestätige. Offenbar ist es nicht so leicht, sich durch eine dicke Wand verständlich zu machen. „Ja, ich höre dich! Ganz schnell, ganz schnell. Sei vorsichtig! Nicht, dass du gleich abgeschossen wirst.“ Dann setze ich nach: „Kennst du die Gruppe, die sich Samariter nennt?“ Zu meiner großen Überraschung hat mein Gegenüber noch nie etwas von ihnen gehört. Ich muss also improvisieren und stammele: „Okay, ähm dann folgst du den Gleisen am besten nach Westen. Dann wirst du ein Lager finden, das zu den Samaritern gehört. Sag ihnen, dass Herz-aus-Gold hier steckt. Sag ihnen, dass sie sie finden sollen, okay?“ Für ein „Bitte“ bleibt keine Zeit. Ich muss jede Sekunde damit rechnen, dass die Entführer wieder auftauchen. Ich warne ihn nochmals, dass er vorsichtig sein soll. Ich entschuldige mich für die Eile und betone, dass er bitte das Lager in Prigorodki aufsuchen solle. Zwischen Chernogorsk und Elektrozavodsk.

    „Alles klar, okay! Ja ich mach mich gleich auf den Weg.“, sagt er. Ich frage ihn noch nach seinem Namen. „Aki“, antwortet er. „Aki“, wiederhole ich. Nicht ganz wie unser Acki, aber es klingt ähnlich. Nun habe ich doch noch Zeit, mich zu bedanken und ich wünsche ihm viel Erfolg. „Danke, Aki. Bitte sei vorsichtig. Es ist zwischen Chernogorsk und Elektrozavodsk, in Prigorodki. Dort findest du das Lager.“

    Zum Glück folgen dieses Mal keine Schüsse und ich schicke meine Stoßgebete auf die Reise, damit Aki wohlbehalten das Camp erreicht und dort auch einen der anderen Samariter antrifft.

    Doch ich habe keine weitere Gelegenheit, über sein Schicksal nachzudenken. Die Entführer könnten jederzeit auftauchen. Ich muss vorsorgen. Schnell verstecke ich zwei Zahlenschlösser und einige Nägel in meiner Zelle. Mit den Nägeln forme ich eine Botschaft im Fass: „CL=XY.“ Ich hoffe, dass jemand meiner Freunde diesen Code versteht. Ich habe keine Zahlen mehr im Schloss übrig, um Koordinaten vollständig anzugeben, daher behelfe ich mir mit den Nägeln. Ich wette, die nächste Station ist die einsame Jagdhütte in Tri Dolini, von der zwei der Entführer kürzlich gesprochen haben. Hoffentlich liege ich richtig und mein Code wird verstanden und nicht von den Entführern vorzeitig entdeckt. Aber es ist das Beste, was ich tun kann.

    Es dauert nicht lange, bis die Tür aufgeht und einer meiner Entführer eintritt. Ich habe ihn schon einmal gesehen – grüne Sanitäter Kleidung, Cowboyhut, Sonnenbrille. Sein Auftreten ist barsch, seine Stimme autoritär. „Mit dem Rücken ans Gitter! Arme hinter den Rücken!“ Die Routine ist bekannt. Ich gehorche, und wieder werden mir die Hände gefesselt.

    Draußen ist es dunkel. Wir verlassen die Zelle, und ich werde durch die Straßen von Elektrozavodsk geführt. Diesmal endet unser Weg am Pier. Meine Rufe verhallen wie immer ungehört. Ein Boot wartet. Ohne eine Wahl zu haben, steige ich ein. Mein Entführer schiebt das Boot an und fährt los, hinein in die Dunkelheit.

    Wir machen kurz Halt auf einer kleinen Insel, bevor es weitergeht. Immer weiter. Schließlich legen wir mit einem Auto das letzte Stück der Strecke zurück. Ich vermute, wir sind in Three Valleys, kurz vor Solnichniy. Die Straße führt uns tief in den Wald, zu einer einsamen Hütte – mein neues Gefängnis. Ich hatte es geahnt.

    Wieder die gleiche Prozedur: Tor auf, Gefangene rein, Tor zu. Schloss dran. Fesseln ab. Der Entführer verlässt das Versteck. Dann Stille. Nur das gelegentliche Röhren eines Hirsches ist zu hören. Ich bin definitiv in der Nähe eines Waldes. Wie lange soll das noch so weitergehen?

    Doch tief in mir bin ich überzeugt: Meine Botschaft wird die Samariter und unsere Freunde erreichen. Sie muss einfach! Ich ahne nicht, wie knapp meine Retter mich verpasst haben.

    Vermutlich wieder einen Tag später, noch immer irgendwo in Elektrozavodsk

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    "The person inside you never see

    Tossed and torn, but I won't be ignored

    There's so much more to me."


    Wie lange bin ich schon hier?

    Ein oder zwei Tage? Es gelingt mir einfach nicht mehr, den Überblick zu behalten. Die Zeit verschwimmt in einem endlosen Rhythmus aus Warten und Hoffen. Doch ich bin mir sicher: Das hier muss Elektrozavodsk sein. Immer wieder höre ich Motorengeräusche, die durch die Stille hallen. Es sind diese kleinen Details, die mich glauben lassen, dass ich ganz nah an unserer Heimat bin – und doch so unerreichbar weit entfernt.

    Meine Entführer sehe ich nur selten. Sie bringen schweigsam Essen, schauen mich nicht an, sagen kein Wort. Es wirkt, als hätten sie Größeres vor. Anhand ihrer Ausrüstung und ihrer knappen, gehetzten Bewegungen vermute ich, dass sie irgendwo eine neue Basis aufbauen. Vielleicht liegt ihre Ablenkung daran, dass sie denken, ich bin keine Gefahr. Vielleicht unterschätzen sie mich.

    Heute habe ich eine Gelegenheit genutzt. Einer von ihnen – ich weiß nicht einmal seinen Namen – ließ einen Rucksack auf einem Stuhl vor meinem Gitter liegen, als er kurz den Raum verließ. In einer Mischung aus Instinkt und Verzweiflung griff ich zu. Zwei Kombinationsschlösser waren darin. Schnell schnappte ich sie mir und versteckte sie in meiner Zelle. Vielleicht kann ich sie nutzen, um eine Botschaft zu hinterlassen. Vielleicht wird sie jemand finden.

    Trinity habe ich seit Tagen nicht gesehen. Ich bin mir sicher, dass Chuck sie absichtlich von mir fernhält. Er weiß genau, dass sie ein Sicherheitsrisiko ist. Ein Jammer – ich glaube, sie wäre meine beste Chance gewesen, hier herauszukommen. Aber ich verstehe immer noch nicht, welche Rolle sie in all dem spielt.

    Immer wenn ich ein Auto oder andere verdächtige Geräusche höre, wenn meine Entführer nicht in der Nähe sind, rufe ich laut, versuche, Kontakt mit der Außenwelt herzustellen. Es ist frustrierend. Ich bin so nah an meinem Camp, so nah an den Menschen, die ich kenne. Und doch prallt jede Hoffnung an den Wänden dieser Zelle ab. Meine Rufe verhallen unbeantwortet.

    Einmal höre ich Schüsse in der Ferne. Mein Herz schlägt schneller, meine Gedanken rasen. Doch auch diese Geräusche verstummen bald. Nichts. Keine Bewegung, keine Antwort. Die Hoffnung, dass Miri – die sich früher immer so rührend um das Camp gekümmert hat – mich hier finden könnte, flammt kurz auf. Irgendjemand muss mich doch finden. Dieses Versteck kann unmöglich so gut verborgen sein. Oder?

    Stunden vergehen. Vielleicht Tage. Die Einsamkeit und das Warten zehren an mir, aber ich klammere mich an die Vorstellung, dass jemand auf einer Loot-Tour zufällig über dieses Versteck stolpert. Mit jeder verstreichenden Stunde wird diese Hoffnung dünner, wie ein schwacher Lichtschein, der immer weiter verblasst. Und trotzdem halte ich daran fest. Was bleibt mir anderes übrig?

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    Vermutlich am nächsten Tag, irgendwo in Elektrozavodsk

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    "Silenced, compliant

    Your words were your power over me

    Rising, defiant"


    Der Abtransport erfolgt, wie ich es mittlerweile fast schon gewohnt bin – unter dem Schutz der Dunkelheit. Ich kenne die Prozedur und verhalte mich kooperativ. Es bringt nichts, Widerstand zu leisten, denn diese Phase ist eine enorme Belastung für alle: für mich, weil die Ungewissheit mich zermürbt, und für sie, weil sie ein hohes Risiko eingehen müssen. Dementsprechend ist die Spannung greifbar und ich will nur, dass es endlich vorbei ist.

    Wieder werde ich gefesselt und wieder werde ich in ein Auto verfrachtet. Die Dunkelheit verschluckt meine Umgebung, und ich kann kaum etwas erkennen. In meinem Kopf dreht sich alles um eine Frage: Hat Stimmuuung irgendwie meine Botschaft übermitteln können? Ich muss irgendwie anfangen, selbst Spuren zu hinterlassen – Hinweise, die die anderen zu mir führen könnten. Sofern jemand nach mir sucht… Nein, solche Gedanken kann ich mir nicht leisten, ich muss positiv denken. Stimmuuung hat es bestimmt geschafft, seinen Notruf abzusetzen. Da bin ich mir sicher. Die anderen wissen längst bescheid. Warum sonst sollte ich schon so früh wieder in ein neues Versteck gebracht werden? Ich sehe das als gutes Zeichen: Man ist mir auf der Spur, das spüre ich. Ich muss meinen Freunden helfen, nur wie? Noch weiß ich nicht einmal, wo es hingeht und die Entführer verhalten sich wie immer wortkarg und extrem kurz angebunden.

    Dieses Mal endet die Fahrt schnell. Ich schätze, wir sind in Elektrozavodsk. Das Gebäude, in das sie mich bringen, ähnelt von außen dem vorherigen: ein trostloser, verlassener Komplex. Auch das Innere kommt mir bekannt vor: Das Holzgitter am Eingang meiner neuen Zelle ist wieder da, eine vertraute Barriere, die mich vom Rest der Welt trennt. Sie nehmen mir die Handschellen ab und lassen mich allein zurück.

    Natürlich steht es wieder da, mein treuer „Freund“, das gelbe Fass. Die Routine ist bitter vertraut. Ich finde Spaghetti und eine Dose Schinken – ein bescheidenes Mahl, aber besser als nichts. Immerhin wird noch für mich gesorgt. Während ich esse, lasse ich meinen Blick durch die Zelle wandern. Alles ist fast identisch mit dem vorherigen Standort. Jede Wand, jedes Gitter, jedes Detail schreit nach sorgfältiger Planung. Ich kann nicht anders, als mich immer wieder zu fragen: Wer betreibt so einen enormen Aufwand? Wie viele solcher Verstecke gibt es und wo führt das alles hin?

    Ich weiß nicht, was mich hier erwartet, aber eines steht fest: Ich muss ein Stück Kontrolle zurückgewinnen. Irgendwie. Auch wenn es nur bedeutet, einen neuen Plan zu schmieden. Ich darf nicht aufgeben.


    //Dieser Eintrag leitet die Geschehnisse in Operation: Herzblut ein. Alles bis hierhin, war lediglich das "Vorgeplänkel" ;)

    Im Thema dort kann man die Arbeit der Rettungstruppen nachverfolgen.

    Unbekannter Tag nach dem unbekannten Tag – Vielleicht auch zwei tage später. Wer weiß das schon so genau?

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    „It’s hard to laugh, when you’re the joke.”

    Das Tageslicht dringt von draußen herein, als ich wieder aus einem unruhigen Schlaf erwache. Das Stöhnen der Zombies hat mich aus meinen Albträumen gerissen. Eigentlich sollte ich mich an deren Gegenwart gewöhnt haben; sie scheinen mich hier drinnen zu ignorieren. Doch heute ist etwas anders. Einer von ihnen scheint besonders aggressiv, sein Brüllen und Schreien deutet darauf hin, dass er kurz davor ist, sich auf etwas – oder jemanden – draußen zu stürzen. Sind meine Entführer zurückgekehrt? Es fällt kein Schuss, stattdessen scheint die Person draußen mit bloßen Fäusten oder mit einem Gegenstand zu kämpfen – keine Anzeigen für Chuck und seine Bande. Ihnen macht es nichts aus, draußen laut rumzuschießen. Ich beschließe, alles auf eine Karte zu setzen.

    In meiner Verzweiflung beginne ich zu rufen: „Hallo! Ist da jemand?“ Keine Antwort. Frustration überkommt mich und ich schlage gegen die harte Steinmauer meiner Zelle. Mein einziger Hoffnungsschimmer auf Rettung scheint verhallt zu sein, doch ich gebe nicht auf. Mein erneutes Rufen und Hämmern gegen das verbarrikadierte Fenster wird schließlich von einer zarten Stimme erwidert: „Oh, hier ist ja 'ne Basis! Cool!“ Mein Herz macht einen Sprung, als sich die Stimme vor meinem inneren Auge zu einer Person formt. Es ist Stimmuuung! „Kannst du mich hier rauslassen?“, flehe ich direkt und vergesse dabei, dass mein Gegenüber vermutlich nichts von meiner Entführung weiß.

    Ich höre, wie er draußen erneut gegen Zombies kämpft. Plötzlich kommt mir der Gedanke, dass die Entführer noch in der Nähe sein könnten. „Sei vorsichtig! Sie könnten noch irgendwo sein!“ warne ich ihn. „Hast du Stress, oder was?“, fragt er, doch bevor ich antworten kann lacht er: „Ich mach mal n‘ bisschen Stimmuuung!“ Dann erschüttert ein ohrenbetäubendes Krachen die Stille. Im ersten Moment halte ich es für das Aufsprengen eines Tors, aber dann kommt die Ernüchterung. So klingt keine Sprengladung. Ich halte mir die Ohren zu… Stimmuuung hat tatsächlich draußen ein verdammtes Feuerwerk gezündet! Ist der irre?! Warum um alles in der Welt…? Natürlich greifen sofort die Zombies an. Ich hämmere verzweifelt gegen das Gittertor. Dann wird es still, abgesehen von einigen Schüssen. Er kämpft wohl erneut, entweder gegen Zombies oder vielleicht doch gegen die Entführer? „Alles klar bei dir? Haben sie dich erwischt?“, rufe ich besorgt. Die Unsicherheit macht mich beinahe rasend. Er antwortet erleichtert, dass er noch unverletzt ist. Plötzlich öffnet sich die Tür zum Zimmer, doch sie ist immer noch durch ein Tor versperrt.

    „Wer hätte das gedacht... eine Tür!“, seufzt er, typisch für seine Art, den Ernst der Lage vielleicht nicht ganz erfassend. Auch er beginnt gegen das Tor zu hämmern und deutet an, dass er jetzt seinen Sprengsatz anbringen könnte. Erleichtert atme ich aus, warne ihn jedoch erneut vor den möglicherweise noch anwesenden Entführern. „Wer denn? Was denn?“, fragt er, und ich erkläre ihm knapp von meiner unfreiwilligen Begegnung mit dem Blut-Transfusionsring, dessen Gefangene ich momentan bin. Er lacht, vermutet die Kannibalen von Gorka oder die Chuckle Chicks hinter der Aktion, aber ich widerspreche. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jay und ihre Mädels so etwas anzetteln würden. Nein, hier gehen ganz andere Dinge vor. Doch das ist momentan unwichtig. Für Stimmuuung klingt das nach schießbereiten bösen Jungs. Damit hat er definitiv recht und keiner von uns ahnt, wie recht. Aber so ganz scheint er den Ernst der Lage noch immer nicht zu fassen. Wo bleibt denn die Sprengung? Warum macht er dieses verdammte Tor nicht endlich auf?! Als sich nichts tut beginne ich von vorne. „Aber... kannst du mich hier rausholen?“, dränge ich erneut. „Ja wie...? Was soll ich? Warum? Was ist überhaupt passiert? Wurdest du hier eingesperrt, oder was?“, fragt er, und ich beginne, ihm von meinem Aufenthalt in Tishina, dem Überfall und meinem Transport in dieses unbekannte Gefängnis zu erzählen. Seine Ungläubigkeit ist deutlich zu hören, als er nur ein „Waaas?!“ herausbringen kann. Er beginnt verzweifelt zu lachen, als könnte er das alles kaum glauben und scherzt, ob ich den Chicks mit meinem Restaurantplan zu viel Konkurrenz gemacht hätte, das man mich nun so loswerden wolle. Zum Scherzen ist mir jedoch definitiv nicht zumute. Schließlich macht er sich daran, das Tor zu inspizieren. Während er auf gut Glück versucht das Tor zu knacken, berichte ich nochmals von dem Überfall in Tishina. Von Tishina kam ich dann über Umwege hierher… ja, aber wo ist „hier“ überhaupt? Das möchte ich jetzt wissen. Stimmuuung berichtet, dass wir uns gerade in Chernogrosk beim Riesenrad am Hafen befinden. Mir stockt der Atem. Was zum… und wie? Stimmuuung lacht nur. Aber so ganz scheint er mir noch nicht zu glauben. „Coole Story auf jeden Fall bis jetzt…“, gibt er sich lässig. Ich verzweifle schon wieder fast. Wie soll ich ihm denn noch begreiflich machen, in welcher prekären Lage ich mich befinde? Ich versuche die Fassung zu bewahren. Er lacht nur und hält das Ganze offenbar für ein großes Spiel. „Ja, ich weiß, dass du das vielleicht nicht glaubst“, beginne ich erneut, „aber es ist wirklich so, und es wäre echt schön, wenn du mich hier rausholen könntest.“ Das Lachen geht weiter. In Gedanken füge ich: „Verzeih, dass ich deinen abendlichen Umtrunk am Cherno-Hafen störe, werter Herr, aber könnten wir vielleicht wieder zu meiner Rettung schreiten?“ hinzu. Das darf doch alles nicht wahr sein.

    Dann ist es wieder ruhig und ich höre ihn nicht mehr: „Stimmuuung? Stimmuuung! Du kannst mich doch hier nicht alleine lassen.“

    Ich höre ihn nicht mehr und die Minuten der Stille ziehen sich in die Länge, bis ich schließlich draußen wieder ein zaghaftes „Hallo?“ höre. „Ähm, ich hab eigentlich nichts dabei oder in der Nähe, womit ich das Tor hier aufbekomme...“, beginnt er und mein Mut sinkt. Resignation macht sich breit, aber noch bin ich nicht am Ende. Stimmuuung ist hier, bei mir. Das ändert alles. Ich bitte ihn, den anderen zumindest zu sagen, wo ich mich befinde. „Das krieg ich hin“, verspricht er und lacht. Ich komme mir langsam veralbert vor. „Am Ende warst du es wahrscheinlich, der mich hier eingesperrt hat!“, herrsche ich ihn an in einem Anflug von emotionaler Überforderung. „Nee, ich hab damit nichts zu tun. Aber geile – superkrasse Aktion. Die haben dich wirklich umgeknüppelt?“, fragt er nun mit etwas mehr Anteilnahme nach. Zum gefühlt hundertsten Mal erkläre ich ihm die Situation. Dass ich in Tishina war und dort von einer Bande mit Wolfsmasken ausgeknockt wurde. „Geil…“, gibt er einfach nur träumerisch vor sich hin, als würde er mein Schicksal absolut spannend finden. „Was passiert hier? Oh mein Gott…! Und dann haben sie dich in ein Auto gezwungen?“ Ich bejahe. „Krass und die haben vorher hier diesen Käfig – die Zelle gebaut, sind hochgefahren, haben gehofft jemanden abzufangen…“ Ich bestätige und erkläre ihm nochmals, dass ich keine Ahnung habe, wer hinter all dem stecken könnte. Aber ich warne ihn auch gleich davor, es herauszufinden. Die Typen könnten noch irgendwo hier sein. Ihn kümmert das wenig. Er hat nichts zu verlieren. Anschließend möchte er noch ein paar Details über den Tag meiner Entführung, aber ich habe mein Zeitgefühl komplett verloren. Stimmuung beschließt, sich Sprengstoff zu holen. Hoffnung keimt in mir auf. „Bitte sag den anderen Bescheid, wo ich bin!“, flehe ich ihn an. „Das krieg ich hin“, verspricht er und wendet sich zum Gehen.

    Doch kaum möchte er sich entfernen, durchbrechen ohrenbetäubende Schüsse die Stille. Sie kommen aus dem Gang, direkt in Richtung Tür. Mein Herz setzt einen Schlag aus. „Scheiße!“, stoße ich panisch aus. Ich höre eilige Schritte, das metallische Geräusch eines Nachladens. „Nein! Stimmuuung! NEIN!“, schreie ich, meine Stimme überschlägt sich vor Angst.

    Ein heftiger Schlag gegen die Tür lässt mich zusammenzucken. Eine kalte, unheimliche Stimme herrscht mich an: „Ruhe da drin!“ Mein Blut gefriert in den Adern. Ich bin zu schockiert, um mich zu bewegen. Die Realität schlägt wie eine Welle über mir zusammen. „Ihr Monster!“, schreie ich, Tränen laufen unkontrolliert über mein Gesicht. Wut, Hilflosigkeit und tiefe Trauer übermannen mich.

    Mit aller Kraft schlage ich gegen die Wände, meine Fäuste schmerzen, doch der Schmerz ist nichts im Vergleich zu dem, was ich innerlich fühle. „Stimmuuung… Nein! Warum? Warum hast du nicht auf mich gehört...“, flüstere ich gebrochen. Draußen höre ich das schreckliche Geräusch von etwas, das zerschnitten wird. Mein Magen verkrampft sich. Stimmuuungs... Steaks. Der Gedanke ist unerträglich.

    „Nein... Stimmuuung. Das wollte ich nicht. Es tut mir so leid...“, wimmere ich. Die Stille, die folgt, ist erdrückend. Jede Sekunde zieht sich wie eine Ewigkeit. Hoffnungslosigkeit breitet sich in mir aus, kalt und erbarmungslos.

    Aus Minuten werden Stunden. Keine Geräusche mehr von draußen, nur die unbarmherzige Stille, die meine Gedanken erdrückt. Schließlich sinke ich erschöpft auf das harte Bett, meine Kräfte sind am Ende. Schluchzend rolle ich mich zusammen, während die Dunkelheit des unruhigen Schlafes mich gnädig umfängt.

    Tag unbekannt - Transition

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    "Already pulling me in

    Already under my skin

    And I know exactly how this ends, I

    Let you cut me open just to watch me bleed

    Gave up who I am for who you wanted me to be"


    Mein Zeitgefühl ist längst verschwunden. Wie viele Tage oder Wochen meiner Gefangenschaft bereits vergangen sind, weiß ich nicht. Weder kenne ich meinen Aufenthaltsort, noch habe ich ein Gespür für die Zeit, die in dieser Zelle vergeht. Wenn es der Plan meiner Entführer war, mich in Ungewissheit zu zermürben, dann haben sie Erfolg. Doch ich werde ihnen nicht den Gefallen tun, mich brechen zu lassen.

    Kälte, Hunger und Durst sind meine ständigen Begleiter, ebenso die bedrückende Stille. Kommunikation gibt es nur über kurze, notdürftige Nachrichten, die sie in das gelbe Fass legen. Worte, die kaum mehr sind als ein Echo in der Stille, die mich umgibt. Echte Gespräche? Fehlanzeige. Sie reden nicht mit mir, sie befehlen.

    Gestern Nacht - oder was ich dafür halte - wurde die drückende Stille jäh durch das Aufspringen der Tür zerrissen. Chuck kam herein, eine MKII in der Hand. Er richtete die Waffe auf mich und wies mich barsch an, mich mit dem Rücken an das Gitter zu stellen. Ich wusste, was nun folgen würde, denn ich sah das kalte Aufblitzen der Handschellen in seinen Händen, funkelnd wie sein Blick. Widerstand war zwecklos, also gehorchte ich.

    Die Handschellen schlossen sich kalt und erbarmungslos mit einem metallischen Klicken um meine Handgelenke. Der Schmerz und die Enge machten jede Bewegung unmöglich. Ein Schalter schien sich in meinem Kopf umzulegen: Ruhe bewahren. Stärke zeigen. Doch diese Leitsätze verblassten angesichts der absoluten Hilflosigkeit, die mich überkam. Panik stieg in mir auf, ich kämpfte sie nieder, doch mein Körper schien gegen mich zu rebellieren.

    Nachdem Chuck mich gefesselt hatte, öffnete er das Tor und trat in meine Zelle. In der Hand trug er einen alten, kratzigen Jutebeutel. Mir stockte der Atem. Offenbar war es nicht genug, mich zu fixieren – er wollte mir jede Möglichkeit nehmen, meine Umgebung wahrzunehmen. Die Panik, die ich bis dahin nur mit Mühe in Schach gehalten hatte, übermannte mich in diesem Moment vollends. Doch statt zu schreien oder laut loszuheulen, vergrub ich die Angst in mir und versank in einer stillen Dunkelheit. Es war, als hätte ich meinen Körper verlassen, als sähe ich die Szenerie von außen, distanziert und ohne Einfluss.

    Chuck führte mich durch das Treppenhaus. Seine Stimme, seine Befehle hallten in meinem Kopf wider, doch sie schienen weit entfernt. Mehrmals drohte ich zu stolpern, und wenn ich aus dem Tritt kam, brachte er mich durch gezielte Schläge wieder auf Kurs. Wie ich diesen Spießrutenlauf überstanden habe, weiß ich nicht. Doch irgendwann spürte ich die kalte Luft auf meiner Haut. Draußen. Freiheit – nur einen Atemzug entfernt. Doch es war eine trügerische Illusion. Schließlich spürte ich plötzlich den kalten Wind auf meiner Haut – wir waren draußen. Chuck zog mir den Sack vom Kopf, und ich erblickte zum ersten Mal den Ort meiner Gefangenschaft: Novodimitrovsk. Bisher hatte ich immer nur verwirrt und fliehend einen Blick auf die Stadt geworfen, aber nun, da ich auf dem Marktplatz stand, war mir die Sache klar.

    Der Wind heulte durch die verfallenen Gebäude, das Echo entfernter Schüsse mischte sich mit dem Jaulen der Wölfe. Ich wurde in ein Auto gezwungen. Ich wollte mich weigern, zerrte verzweifelt an meinen Fesseln – doch Chuck bestrafte meinen Widerstand mit einem harten Schlag seiner MKII. Der Schmerz durchzuckte meine Arme, und ich sackte zusammen. Schließlich ergab ich mich meinem Schicksal. Ich war ihm ausgeliefert und ich war machtlos.

    Warum sie mir den Sack abgenommen hatten, war mir unklar. Vielleicht, weil dieser Ort keine Rolle mehr spielen würde. Oder es war einfach nur Hohn – ein weiterer Moment, in dem sie mich glauben lassen wollten, ich hätte die Kontrolle verloren. Ein düsterer Verdacht schlich sich in meine Gedanken: Sie haben nicht vor, mich jemals wieder freizulassen.

    Die Fahrt ging durch die Nacht, und trotz der Angst und Anstrengung muss ich vor Erschöpfung eingenickt sein. Erst im Morgengrauen kamen wir am Ziel an. Man führte mich in einen heruntergekommenen Häuserkomplex, und ich sah ein weiteres improvisiertes Gitter, errichtet aus Brettern und Baumstämmen. Es diente als Tor und war mit Zahlenschlössern gesichert. Chuck stieß mich unsanft in die neue Zelle, schloss das Gitter ab und wies mich erneut an, mich mit dem Rücken an die Gitterwand zu lehnen. Er löste die Handschellen, und die Erleichterung war greifbar, als das Blut wieder in meine tauben Hände strömte. Dankbar rieb ich meine Handgelenke, bevor sich die Tür hinter mir mit einem letzten, endgültigen Geräusch schloss.

    Hier sitze ich nun – in einer Zelle, kleiner als die letzte, doch immerhin gibt es hier ein Bett und es scheint etwas wärmer zu sein. Das gelbe Fass steht wieder vor mir, grinst mich hämisch an, und ich weiß, dass sie erneut Blutspenden von mir erwarten. Die Realität meiner Situation wiegt schwer. Sie werden mich nicht freilassen. Und doch… vielleicht haben sie einen Fehler gemacht. Vielleicht gibt es Hoffnung. Vielleicht hat jemand meine Verlegung bemerkt. Vielleicht hat jemand unsere Fahrt verfolgt.

    Ich klammere mich an diesen Gedanken. Hilfe wird kommen. Sie muss kommen.

    Auch wenn ich schwach bin, kann ich nicht aufgeben. Wenn ihr mich hören könnt, wenn noch Hoffnung besteht – bitte, findet mich. Ich kämpfe weiter, solange ihr es auch tut.

    Tag 7 - Erniedrigt


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    "This is how it feels when you're bent and broken
    This is how it feels when your dignity′s stolen
    When everything you love is leaving

    You hold on to what you believe in."


    Mein Körper hat viel Schlaf gebraucht, denn ich erwache erst kurz vor 12 Uhr mittags. Im Fass wurde eine neue Nachricht hinterlassen: „DO IT!“ Ich muss schlucken. Wäre ich labil genug, würde ich das wieder als Aufforderung verstehen, meiner Misere selbst ein Ende zu setzen. Aber mein Wille zu überleben ist stärker denn je und im Fass entdecke ich auch eines dieser Blut-Entnahme-Sets sowie eine Schmerztablette.

    Ich weiß, was von mir erwartet wird, also handle ich. Die Entnahme schwächt mich merklich und ich lege mich erschöpft in die Ecke meiner Zelle. Kein Essen, nur Wasser. Aber immerhin. Mit den Patronen lege ich etwas später noch die Nachricht „DID IT“ in das Fass und lege das Bluttransfusions-Kit daneben. Meine Botschaft ist klar.

    Ich nehme mir eines meiner verbliebenen Wärmekissen und kauere mich in der Ecke meiner Zelle zusammen. Die Wärme tröstet, zumindest ein wenig.

    Als ich aufwache knurrt mein Magen laut. Ich will einfach weiterschlafen, die Realität für einen Moment ausblenden, doch da höre ich Geräusche. Schritte. Emsige Aktivitäten über oder neben mir, dazu das unverkennbare Klicken von Zahlenschlössern. Sie bauen etwas, vermutlich weitere Tore.

    Als mein Magen sich zunehmend bemerkbar macht, gehe ich erwartungsvoll zum Fass. Mich trifft fast der Schlag. Lediglich das Wort „DEAD“ ist dort zu lesen und daneben stehen eine Spaghetti Dose und zwei weitere Blutentnahme-Sets. Einerseits scheint die Nachricht wie eine Drohung, aber zumindest ist etwas zu Essen im Fass. Da fällt mir auf, dass ich gar keinen Dosenöffner mehr habe, denn der lag im Fass und nun ist er weg.

    Ist dies wieder eines dieser perfiden Spiele? Aber zum Glück habe ich noch das Messer. Ich schaffe es irgendwie, die Dose zu öffnen, schneide mich dabei aber fast. Vorsichtig esse ich den Inhalt, langsam, fast rituell, um mir einzureden, dass es reichen wird.

    Anschließend zapfe ich erneut Blut ab. Der Akt ist mechanisch geworden, ein Ritual, das jede Emotion erstickt. Die Schwäche überkommt mich wieder, aber bevor ich mich hinlege, hinterlasse ich eine Nachricht: „ND FD“. Mehr Patronen für „Need Food“ habe ich nicht.

    Als ich erwache, erwarte ich die gleiche karge Botschaft wie zuvor. Doch diesmal nicht. Im Fass liegen mehrere Dosen Katzenfutter, eine Dose eingelegte Pfirsiche und ein Wärmekissen. Der Anblick trifft mich. Ein bizarrer Mix aus Sarkasmus und Fürsorge.

    Diesmal liegt keine neue Nachricht bei. Also schreibe ich selbst ein einfaches „THX“ mit den verbleibenden Patronen und beginne, die Dosen eine nach der anderen zu öffnen. Katzenfutter. Der Geschmack ist ekelhaft, aber ich esse. Ich muss essen. Die Pfirsiche hebe ich mir für den Schluss auf, wie eine Belohnung für das Durchhalten.

    Danach lege ich mich zurück, den Kopf voll wirrer Gedanken. Sind das wirklich nur Spiele? Ich spüre, wie der Hunger nach mehr als nur Nahrung mich auffrisst. Doch die Erschöpfung gewinnt. Die Zelle verschwimmt vor meinen Augen, bis ich wieder in den Schlaf sinke.

    Die Botschaften

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    Tag 6 - Abgrund

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    "My faith, my family, my freedom

    That's what's backin' me

    Gives me a reason for living

    I gotta fight for what I believe in, believe it"

    Heute ist es fast vorbei. Ich glaube wirklich, dass dies mein letzter Tag sein könnte. Am Morgen erwartet mich im Fass eine Nachricht. Es ist einziges Wort, das mit Patronenhülsen gelegt worden ist: „BLUT“. Daneben liegt ein Jagdmesser, still, kalt, wie eine stumme Einladung. Kein Essen, kein Trinken, keine Blutentnahme-Sets. Nur dieses eine Messer und die vier verhängnisvollen Buchstaben. Mir wir gleichzeitig heiß und kalt, als ich begreife, was sie damit bezwecken wollen. Ich habe nach dem Warum gefragt und nun habe ich meine Antwort. Das Messer lockt mich, es scheint mir eine Lösung anzubieten. Die einfachste Möglichkeit, all dem hier ein Ende zu setzen. Ein Schnitt, ein bisschen Schmerz, und dann keine Qualen mehr.

    Ist meine Mission hier damit beendet? Soll mir das Messer und das fehlende Essen das sagen? Bin ich nur eine Blutquelle gewesen, die nun keine Bedeutung mehr hat? Ihnen ist es egal, was ich mit mir anstelle. Und was war mit den kleinen Zeichen der Menschlichkeit? Dem Wecker, dem Wärmekissen? Es ergibt alles keinen Sinn. Wie konnte ich auch nur für einen Moment annehmen, dass man mich wie einen Menschen behandeln würde.

    Die Mauer, die ich mühsam um meinen Willen aufgebaut habe, zerbricht in diesem einen Moment. Ich versuche nach Kräften, die Steine wieder aufzuheben und sie übereinander zu stapeln, aber es gelingt mir nicht. Das Schlimmste daran ist jedoch, dass ich den inneren Schutzwall in Wahrheit gar nicht mehr aufrechterhalten möchte. Wozu? Alles fühlt sich so leer an. Der Gedanke daran, meine Gefangenschaft und meine Qualen hier hinter mir zu lassen, wird auf einmal so verlockend. Ich greife mit zitternder Hand nach dem Messer und ich versuche ruhig zu atmen. Komisch, innerlich bin ich ganz ruhig, aber meine Muskeln gehorchen meinem Willen nicht mehr und zittern ununterbrochen. Ich setze das Messer an meiner Haut an, und in diesem Moment scheint es, als würde all der Schmerz, all die Verzweiflung in einem klaren Punkt zusammenlaufen.

    Ich schließe meine Augen, um innerlich Abschied zu nehmen. Ich denke an Hikaru, wo mag sie jetzt wohl sein? Ich sende einen letzten Wunsch in meinen Gedanken auf die Reise und hoffe, dass sie wohl auf ist und vor einem Schicksal wie dem meinigen verschont bleibt. Ob es Blue vor seinem unheilvollen Schuss durch meine Erziehungs-Vaiga damals auch so ging? Ja, ich bereue es noch immer, aber ich bin froh, dass er mir verziehen hat. Ich denke an Jammet, der immer einen seiner Wortwitze parat hat, um die Stimmung aufzuhellen und mein ganz eigener kleiner moralischer Kompass geworden ist. Wie sehr könnte ich das nun gebrauchen, aber ich weiß auch so, was er mir sagen wollen würde. Ich verdränge den schmerzenden Gedanken und besinne mich auf unseren Grauen. Er würde sicherlich Dinge sagen wie: „Kein Mitleid. Selbst Schuld“ oder so. Dabei meint er es oft auch gar nicht so, davon bin ich überzeugt. Aber ja, ich höre seine Worte beinahe in meinen Ohren. Schließlich denke ich an unseren Opi, der mich lehrte, dass selbst die ältesten und tiefsten Narben ein Zeichen für das Überleben sind und es immer weiter geht. Für einen Moment halte ich inne und sehe alle ihre Gesichter vor mir. Dann erscheint Black Lion vor meinem inneren Auge. Ich sehe, wie er mich anlachte, als wir das letzte Mal gemeinsam am Lagerfeuer saßen und nicht ahnten, was uns bevorstehen würde. Es war mein Geburtstag und die anderen hatten eine Überraschungsparty für mich in Prigorodki organisiert. Ich fühle noch immer, wie er mich in seine starken Arme schließt und mir alles Gute wünscht. Die Erinnerung schmerzt und ich starre erneut auf das Messer in meiner Hand. Es hat sich von meiner Haut wegbewegt. Diese Menschen, diese Freunde, sind der Grund, warum ich noch hier bin. Sie sind es, warum ich weitermachen muss. Sie geben mich bestimmt nicht auf, also darf ich es auch nicht tun!

    Ja, die Verzweiflung übermannt mich heute. Ich fühle mich leer, ohne Hoffnung. Aber als ich dasitze, das Messer in der Hand, wird mir eines klar: Ich kann das nicht tun. Nicht für mich, und nicht für die, die noch auf mich warten. Für Hikaru, Black Lion, Jammet, Blue, s-tlk Opi und all die anderen, die für mich gekämpft haben und weiter für mich kämpfen. Ich schulde ihnen das. Und ich schulde es mir selbst.

    Einem plötzlichen Impuls folgend werfe ich das Messer gegen die Holzwand und schüttle mich. Einsam hallt das Geräusch des auf den Boden fallenden Werkzeugs durch den Raum. Ich werde weitermachen, komme was wolle! Es gibt keine Situation, die so ausweglos ist, dass man die Hoffnung selbst aufgeben sollte, auch wenn sie versuchen sie mir zu nehmen. Auch wenn der Schmerz manchmal alles übermannt – ich werde weitermachen. Für sie, für mich. Für das Leben, das vielleicht doch irgendwo hinter diesem Albtraum auf mich wartet.

    In das Fass forme ich die Worte „AS IF!“ und gebe so einen weiteren Protest von mir.

    Die Botschaft

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    Ein neuer Plan beginnt sich in meinem Kopf zu formen. Das Messer könnte mir vielleicht helfen, hier rauszukommen. Zuerst versuche ich, das Schloss zu knacken, doch es gelingt mir nicht. Ich setze die Klinge an das Gitter, doch das Holz ist zu hart, das Messer gleitet ab und hinterlässt kaum Spur. Auch die Bretterwände bieten keinen Schwachpunkt, gegen den ich eine Chance hätte. Aus Erfahrung weiß ich, dass es mehr als hundert Axtschläge braucht, bis so eine Wand nachgibt. Frustriert schlage ich mit dem Messer gegen die Wand, aber es bringt nichts. Schließlich stecke ich es weg. Vielleicht könnte es noch nützlich sein. Es ist noch nicht vorbei und der eigentliche Kampf beginnt erst.

    Tag 5 - Hoffnung

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    "I wanna change the world, I wanna save the world

    But I can't even save myself"


    Die Morgendämmerung bringt ein unerwartetes Geschenk: Im Fass finde ich zwei gekochte Rindersteaks, mehrere Wasserflaschen, Getränkedosen und sogar ein paar dieser köstlichen Schokoriegel. Ein Moment der Erleichterung – keine Bestrafung für die Ereignisse von gestern, zumindest nicht heute.

    Das Fass dient nun auch als Wasserbehälter, was mir eine seltene Gelegenheit gibt, ein wenig mehr auf meine Hygiene zu achten. Vorsichtig wasche ich meine Hände und das Gesicht. Die Haut an meinen Handgelenken ist rau und wund gerieben von den Fesseln, die ich die letzten Tage immer wieder erdulden musste. Der Kontakt mit Wasser brennt auf meiner Haut, doch der kurze Schmerz ist es wert. Die Erfrischung lässt mich für einen Moment die Last der Gefangenschaft vergessen. Meine Kleidung hingegen bleibt in ihrem trostlosen Zustand – schmutzig, zerrissen, - eben ein Spiegelbild meines eigenen Zustands. Aber das kann ich nicht ändern.

    Eine rätselhafte Nachricht erwartet mich ebenfalls im Fass: Eine Reihe von Patronenhülsen formt die Buchstaben „P S C H“. Ist das Hohn? Soll es ein Laut sein, den man zu jemandem macht, der den Mund halten soll? Was wollen die Typen eigentlich? Was soll eine Botschaft, die ich nicht entschlüsseln kann? Patronen ohne Waffe sind genauso nutzlos wie meine Versuche, die Gedanken meiner Entführer zu durchschauen. Als Antwort lege ich mit denselben Hülsen „WHY?“ und lasse die Frage im Raum stehen, während ich mich anderen Gedanken widme.

    Trotz der unerwarteten Mahlzeit bleibt das Fass heute leer von Blutbeuteln, und keiner meiner Entführer zeigt sich. Die Stille drückt schwer auf meine Gedanken, und ich frage mich, ob diese Abwesenheit eine weitere Taktik ist, um meinen Geist zu brechen. Kurz spielt mein Verstand mit der Idee, dass das Fleisch ein Dankeschön von Chuck sein könnte – ein Lohn dafür, dass ich ihm gestern das Leben gerettet habe. Doch solche Hoffnungen sind gefährlich. Sie führen nur in Sackgassen, also schiebe ich den Gedanken schnell beiseite.

    Während ich das Fleisch langsam genieße, wandert mein Blick durch die Zelle. Ich inspiziere jeden Winkel erneut, suche nach Hinweisen, nach einem Ausweg, doch alles bleibt unverändert. Die Stunden schleichen vorüber, und ich falle immer wieder in einen unruhigen Schlaf. Die Isolation frisst sich in meine Gedanken, jede Sekunde verstärkt das Gefühl von Einsamkeit. Dennoch versuche ich, mich an den kleinen Dingen des Tages festzuhalten, beispielsweise an der reichhaltigen Mahlzeit und an der Möglichkeit, mich zu waschen. Aber selbst das ist ein Kraftakt. Mein geschundener Körper meldet sich immer lauter zu Wort: Verspannte Muskeln, schmerzende Gelenke und eine lähmende Müdigkeit, die mich jede Bewegung doppelt kosten lässt. Der ständige Bewegungsmangel in dieser engen Zelle macht alles schlimmer. Obwohl das Essen heute nahrhaft war, spüre ich die Nachwirkungen der Blutspenden. Mein Körper ist ausgemergelt, schwach, als würde er immer wieder an seine Grenzen gestoßen.

    Doch schlimmer ist der psychische Druck. Die Dunkelheit der Zelle scheint eins zu werden mit der Dunkelheit meiner Gedanken. Nächte ohne erholsamen Schlaf, gezeichnet von Angst und Unsicherheit, zerren an meinem Verstand. Immer öfter überkommt mich ein unkontrollierbares Zittern, das selbst das Schreiben zur Qual macht. Es fühlt sich an, als würde die ständige Anspannung mein Innerstes zerfressen.

    Trotzdem gibt es etwas, das mich aufrecht hält: der unbändige Wille zu überleben. Jeder schmerzvolle Atemzug, jeder zittrige Schritt erinnert mich daran, dass ich noch hier bin, dass ich nicht aufgegeben habe.

    Am Ende sammle ich die restlichen Patronenhülsen und ordne sie zu einem weiteren Wort an: „HOPE“. Ein erneuter, kleiner Akt des Widerstands, ein Funken in der Dunkelheit. Mit jedem Tag, der vergeht, wird die Wahrscheinlichkeit meiner Befreiung geringer, doch ich klammere mich an jeden Funken Hoffnung. Es ist mehr als ein Wort; es ist ein Versprechen an mich selbst. Ich werde nicht aufgeben.

    Die Botschaften

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