💌 Herzensgrüße vom 10.06.2025 – Von Autos, Aufarbeitungen und alten Versprechen
Hallo ihr Lieben,
Heute war – wie soll ich es sagen? – ein Tag voller Fahrzeuge. Man könnte fast sagen, es war das reinste Fahrzeugkarussell.
🚘 Das "Herzmobil"
Bitwanted, der Junior der Berezino-Boys (und dem einen Girl), meldete sich bei mir. Sie hatten einen roten Sarka bei Kamenka gefunden und wieder flottgemacht – und wollten ihn mir schenken. Einfach so.
Als Zeichen der Verbundenheit. Als Erinnerung an die gute alte "Hoffnung" der vergangenen Season, mit der wir so viel Abenteuer erlebt hatten.
Dabei waren sie erst am Vortag erneut geraidet worden.
Trotzdem ließen sie sich nicht unterkriegen. Wieder standen sie da, mit gefüllten Vorratskisten und frischen Verbänden um Berezino am Leben zu halten.
Bitwalker berichtete mir von jemandem, der sich wohl ziemlich großzügig aus dem Camp bedient hatte. Vielleicht mehr, als nötig gewesen wäre. Vielleicht mehr, als fair gewesen wäre. Aber wer es war?
Keine Ahnung. Und ehrlich gesagt: Wir haben nicht die Mittel, alle Camps zu überwachen. Solnichniy, Elektrozavodsk, Nizhnoye… da steht noch kaum etwas. Wie sollen wir das alles schaffen?
Wir müssen Schwerpunkte setzen. Prioritäten. Das ist hart, aber notwendig.
Und trotzdem… ich danke den Berezino-Boys von Herzen. Für ihre Kraft. Für ihre Konsequenz. Für ihr Herz.
Also beschloss ich, etwas später nach Berezino zu reisen. Aber noch wurde ich in Prigorodki dringend gebraucht.
💊 Neuzugänge und Krankheiten
Ich begann damit, am Camp Kürbisse anzupflanzen und zu ernten.
Später kam Greenys Tom ans Camp – zur besseren Unterscheidung nennen wir ihn jetzt „Currahee“. Ich glaube, es ist langsam wirklich an der Zeit, dass wir ein Tom-Register führen…
Mitgebracht hatte er zwei Bambis: "Fred" und "Heinrich". Ja, wirklich, so nannten sie sich. Manchmal habe ich das Gefühl, die Leute veräppeln mich einfach zu gern...
Ich stellte keine weiteren Fragen.
Einer von ihnen hatte Cholera, aber wir bekamen die Krankheit zum Glück schnell in den Griff – ein bisschen Medizin und schon sah die Welt nicht mehr ganz so schlimm aus.
Kurz darauf trafen auch Blutmond und VEGAS ein. Sie statteten sich aus und verschwanden wieder in der Ferne.
Dann zog ich los in Richtung Berezino.
Alltag am Camp und Besuch von Fred und Heinrich
⛺Vandalismus in Solnichniy
In Solnichniy stand ich vor einem Bild, das mir kurz das Herz zusammenschnürte. Der einzige Unterstand dort – eingerissen. Einfach so. Wozu? Warum?
Ich schüttelte den Kopf. Wiederaufbauen, wieder hoffen, wieder beginnen.
Jammet und Black Lion trafen dort etwas später auf einen Tschechen. Ich glaube, es war Honziq. Oder zumindest klang es so. Ich bin mir nicht mehr sicher, aber ich hatte mir den Namen so notiert.
Manchmal merkt man sich Dinge, ohne zu wissen, warum. Vielleicht, weil sie wichtig werden könnten. Vielleicht, weil man einfach hofft, es wäre so.
Vandalismus in Solnichniy
🚗Das "Herzmobil" wird abgeholt
In Berezino angekommen traf ich mich am Camp mit Bitwanted.
Allerdings gab es Probleme: Er hatte den Code zur Garage vergessen und auch sein Vater, Bitwalker kannte die Kombination nicht mehr. Also musste der Junior das Tor sprengen.
Was dann vor mir stand, war ein roter Gunter und ein roter Sarka und mein Herz einen Satz.
Am Ende bekam ich den roten Gunter überlassen und war dankbar.
Bitwalker nannte das Auto im Spaß das "Herzmobil". Ich versteckte es so gut es ging und lächelte leise.
Denn auch Geschenke, die anders aussehen als gedacht, können genau das Richtige sein.
Ich bin gespannt, was wir gemeinsam erleben werden und wie viele Bambis wird damit an der Küste werden versorgen können.
Das Herzmobil
🛞 Das "Autokarussell"
Später, als ich wieder nach Prigorodki kam, tauschte ich meinen schwarzen Gunter bei NiggoB ein – gegen einen weiteren roten.
„Treue 2.0“ nannte ich ihn und er hatte mir das Auto schon lange versprochen. Nun konnten wir es endlich tauschen.
ninja2.00926 (UltrA) bekam von NiggoB den schwarzen – und strahlte wie ein Kind an Weihnachten. Zumindest glaube ich das, aber hinter dem Schal konnte ich das nicht so genau erkennen.
Was für ein Autokarussell.
Aber ich war endlich wieder mobil. Und das bedeutete: handlungsfähig.
Autotausch und Grippenfoto in Prigorodki
🧪 Krankheiten und Kreisläufe
Pinky wartete nach der ganzen Aktion am Camp – mit Cholera.
Einmal mehr retteten wir einen Freund mit einfachen Mitteln.
Einmal mehr zeigte sich: Tetracyclin ist das beste Medikament.
Dann kam MISA – in einer weinroten Olga.
Wieder Cholera. Wieder Heilung.
Einer von ihnen erkannte mich.
„Ich war das Bambi… das dich nach einem Kopfschuss fragte.“, sagte der Fremde in Englisch.
Ich erinnerte mich.
Und diesmal antwortete ich nur mit einem stillen Nicken.
So sieht Entwicklung aus.
MISA mal wieder am Camp
Und dann kam er. Christian. Oder Ronaldo. Oder Carlos. So ganz sicher war er sich selbst nicht – und ich ehrlich gesagt auch nicht. Erst sprach er nicht. Dann sprudelte es aus ihm heraus wie aus einer alten Pumpe, die zu lange stillstand. Er war voller Energie, voller Leben – und doch hatte ich das Gefühl, seine Stimme schon einmal gehört zu haben. Aber wo? Er sagte, wir hätten uns noch nie getroffen. Vielleicht stimmte das. Vielleicht auch nicht.
Ich zeigte ihm unser Camp und erklärte, für was wir standen.
Anfänglich gab es ein paar Schwierigkeiten, weil er das Essen nicht gleich fand.
Am Ende zog er weiter - und hatte keinen Plan, wie er offen zugab.
Ich hoffte, er würde es schaffen und vielleicht würden wir uns einmal wiedersehen.
Christian oder Ronaldo oder Carlos am Camp
🔁 Rückkehr und Rücksicht
Als die Banana OPs mit Greeny, Mora und Avendor zum Camp kamen, war ich gerade unterwegs zum Jagen.
Statt eines Schweins entdeckte ich zwei Bambis. Wobei - der Ehrlichkeit halber muss ich sagen, dass Mora die beiden an mir vorbeilaufen gesehen hat. Ich war so vertieft in meine Beute, dass ich sie gar nicht wahrgenommen hatte. Ungewöhnlich für mich, aber passiert.
Das Schwein entkam mir, aber ich konnte beide zum Camp bringen.
Das eine Bambi sagte zunächst nichts und überließ dem anderen Bambi namens NiZE das reden in Englisch.
Erst später verstand ich, warum sie sich zunächst nicht zu erkennen geben wollte und warum die beiden auch so taten, als würden sie sich nicht kennen.
Sie hatte ihre Gründe und gebrochenes Vertrauen spielte eine große Rolle dabei.
Ich respektiere das, aber ich glaube wir hätten ihnen besser helfen können, wenn sie gleich mit offenen Karten gespielt hätten.
Erst hinterher stellte sich heraus, dass es sich bei den dreien um Zuterio, Sofia und NiZE bzw. Sergej handelte, die ich bereits am Camp vor ein paar Tagen begrüßt hatte.
Es stellte sich heraus: Sie waren gemeinsam unterwegs gewesen, als sie in ein Feuergefecht mit den Banana Ops gerieten.
Sofi und NiZE starben. Zuterio wurde gefangen genommen – aber später freigelassen.
Greeny hatte sie dann kontaktiert und bot ihnen an, sie wieder nach Norden mitzunehmen. Ein Akt der Reue oder des Mitgefühls?
Ich glaube es war eher ein Zeichen: Wir sind bereit uns zu verteidigen, aber wir wollen euch nichts Böses.
Doch bevor es dazu kam, tauchte Zuterio von allein wieder auf und zwar am Bambi-Auffanglager in Prigorodki.
Und die kleine Gruppe war wieder vereint.
Was für ein Moment.
Ich spürte, wie mir das Herz eng wurde.
Ich wusste, wie sich Gefangenschaft anfühlte.
Und ich konnte nur zu gut ahnen, was Zuterio durchgemacht hatte.
Zuterio mit Sofia und NiZE am Camp
🎯 Schüsse auf das Camp
Doch noch bevor wir gemeinsam loskonnten, geschah es:
Ein Schuss.
Am Camp.
Sofi und NiZE wurden gezielt beschossen.
Ein Unbekannter, versteckt auf dem Berg, feige.
Alle suchten Deckung.
Ich bin froh, dass ich allen Neulingen immer erkläre, dass wir jederzeit angegriffen werden können. Das denke ich mir nicht aus, es gibt da draußen wirklich Leute, denen es Spaß macht uns auf diese Weise die Arbeit zu erschweren. Warum das so ist verstehe ich einfach nicht.
Aber im Moment war es auch egal. Wir mussten hier weg und zwar schnell.
Ich holte „Treue 2.0“ aus ihrem Versteck, denn Greeny, Mora, Avendor, Zuterio, Sofi und NiZe würden nicht alle in einen Ada passen. So bot ich den Banana Ops und eben auch den Bambis meine Hilfe an.
Wir beluden die Autos in Eile – und fuhren los.
Sicher.
Schnell.
Still.
Auf halber Strecke scherzten NiZE und ich.
Als wollten wir beide vergessen, wie knapp das alles gewesen war, aber ich wusste dass ich gerade auch mein Leben riskierte um sie heil ans Ziel zu bringen. Genau wie die Banana Ops.
Ich ließ NiZe vor Rogovo raus.
Greeny, Mora, Avendor brachten ihn dann mit Sofi heim.
Und ich fuhr zurück nach Prigorodki.
In mir das Gefühl:
Wir hatten heute etwas gerettet.
Wenn auch nur für einen Moment.
Flucht nach vorne
🪦 Bekennerschreiben vom Rand
Und dann war da noch Cone.
Er hatte sich wieder gemeldet, mit einem Schreiben.
Lange. Verschachtelt.
Typisch Cone.
Er bekannte sich:
- zur Übernahme des Erbes vom "Miesen Peter", der bei Vybor erschossen und von ihm beigesetzt worden war
- zum Runterreißen der Chicken-Fahne vom Rathaus in Chernogorsk (es sei sein letztes Versprechen an den Miesen Peter gewesen)
- zu den Sprengfallen in Nizhnoye und am letzten Fläschle, die er im Pilzrausch aufgestellt hatte und weil er einfach nicht mehr wusste, wohin mit dem ganzen Sprengstoff, den sein Freund und er gesammelt hatten.
- zum Diebstahl der Fahne in Nizhnoye, auch wenn er nicht genau wusste warum. Er gab den Pilzen die Schuld.
- dass mit der Beerdigung des Nachlasses von Peter dem Miesen nun alle Altlasten ebenfalls beigesetzt worden waren.
Es war ein moralischen Drahtseilakt bzw. ein letzter Ritt vor dem Wipe gewesen. Was sich zwischen den Zeilen zeigte, war Reue – vielleicht. Eingeständnis – irgendwie. Aber auch ein großer Bogen aus Ausflüchten, Versprechen, poetischer Verklärung.
Er sprach davon, wie ihn die letzten Stunden durch Chernarus führten. Wie er Biergärten „versiegelte“. Wie er von Pilzen lebte und Albträume hatte. Wie er am Ende mit einer Flagge in der Hand vor Solnichniy stand – und ging. Er schrieb, als wollte er erklären.
Und doch: Was er getan hatte, hatte andere in Gefahr gebracht. Was er zerstört hatte, war Vertrauen.
Und was er mitnahm, war die Erkenntnis, dass selbst ein "verspielter Abschied" Wunden schlagen kann.
Ich las sein Schreiben. Ich verurteilte ihn nicht, aber ich würde nicht vergessen.
Wer aus Spaß Schaden anrichtet, ist vielleicht nicht böse – aber ganz gewiss nicht harmlos.
Ich antwortete ihm in einem Brief:
Brief von Herz-Aus-Gold an Cone
Hallo Cone,
du schreibst mit Witz, mit Worten, die tanzen und taumeln – irgendwo zwischen Wehmut, Wahnsinn und Wachsamkeit.
Ich habe dein Schreiben gelesen, Satz für Satz. Habe geschmunzelt, gezögert, geschluckt.
Und mich gefragt: Was wiegt schwerer – das Augenzwinkern oder die Altlast?
Dass der Miese Peter nicht mehr unter den Lebenden weilt überrascht mich und du hast mein Beileid. Auch wenn ich den alten Haudegen nicht persönlich kennenlernen konnte und er uns so manche schlaflose Nacht beschert hat, glaube ich nicht dass er im Herzen ein böser Mensch gewesen ist. Vielleicht verbittert. Aber nicht rein böse.
Dass du den Miesen Peter beerbt hast, überrascht mich dagegen nicht.
Du hast schon immer Geschichten gut zu Ende erzählen können – auch wenn der Weg dahin nicht immer sanft gepflastert war.
Dass du ihn begraben hast – samt Fahnen – ist konsequent.
Ob es Frieden bringt? Das wird sich zeigen.
Die Zeit heilt einiges, aber nicht alles und es wird an unseren Taten liegen, was nun weiterhin geschieht.
Was mir jedoch schwerer im Magen liegt, ist das andere Kapitel deines Briefes.
Die Pilze.
Die Sprengfallen.
Das "Versiegeln" eines Biergartens mit einer Sprengfalle.
Die "letzte Runde", gesäumt von Stolperdrähten und Explosivem.
Ich will mir krampfhaft einreden, du meinst das nicht böse.
Aber gut war’s auch nicht.
Denn in einer Welt, in der so vieles brennt, sind es oft die Funken, die am meisten Schaden anrichten.
Und wir haben lange genug versucht, Chernarus als Ort zu erhalten, an dem man atmen kann – ohne ständig um sein Leben zu fürchten.
Versteh mich nicht falsch:
Ich bin bereit zu glauben, dass da kein böser Wille war.
Dass du auf eine Art Abschied genommen hast, auf deine.
Aber ich glaube auch, dass dein Tun Spuren hinterlassen hat, die andere ausbaden mussten.
Und das wiegt – egal, ob du’s gewollt hast oder nicht.
Vielleicht ist das der Unterschied:
Ein Versprechen, das man gibt – und ein Versprechen, das andere in dich setzen.
Nicht immer decken sie sich.
Du schreibst von "Filmriss" und "Drahtseilakt".
Von "Albträumen" und "Selbstzweifeln".
Ich nehme das ernst.
Aber ich wünsche mir, dass du das nächste Mal früher innehältst – nicht erst am Rand der Erinnerung.
Sondern mitten im Tun.
Denn manchmal braucht es mehr Mut, etwas nicht zu tun.
Und manchmal reicht schon ein einziger Stolperdraht, um Vertrauen zu zerstören, das monatelang gewachsen ist.
Ich danke dir für deine Worte.
Und ja – ich glaube, dass da in uns beiden dieser kleine Teil Ordnung wohnt, der inmitten des Chaos den Boden fegt, bevor er weiterzieht.
Möge dein Weg dich dieses Mal auf festeren Grund führen.
Und möge die nächste Fahne, die du hisst, ein Zeichen des Aufbaus sein – nicht des Abschieds.
Bleib wachsam, bleib am Leben und halte dich fern von diesen Pilzen...
gez.
Herz-Aus-Gold 💛
🧵 Zum Schluss
Chernarus ist voll von Narben.
Manche sind alt.
Manche frisch.
Aber alle erzählen sie von Menschen.
Und heute war so ein Tag, an dem trotz allem ein kleines Stück Menschlichkeit wieder seinen Platz fand.
Zwischen rotem Lack, rostigen Erinnerungen und ganz viel Regen.
Passt gut auf euch auf da draußen.
Und bleibt am Leben.
gez.
Herz-aus-Gold 💛