💌 Herzensgrüße vom 18.04.2025 – Paranoia und ein Pfeil zu viel

Hallo ihr Lieben,
mein Herz rast noch immer. Auch wenn ich hier in Sicherheit sitze und diese Zeilen schreibe – am Feuer in Prigoordki, mit einem Fisch über dem Feuer.
Der Tag begann harmlos. Aber er endete schließlich in Gewissensbissen… und in Blut. Mal wieder.
🪚Rückkehr zur Routine
NiggoB und janinesta (Selina) arbeiteten weiter daran, die ehemalige Basis der Chicks in Action abzubauen. Zwischen Brettern und Erinnerungen luden sie unentwegd Stämme und Bretter in ihren LKW. So schrumpft die ehemalige Basis der Chicks in Action jeden Tag stetig um ein kleines Stück und ich kann immer mehr und mehr loslassen.
Ich selbst machte mich an einige kleinere Aufräum-Arbeiten an der „rostigen Axt“, auch wenn meine Gedanken noch bei den Ereignissen des Vortags hingen. Aber es tat gut, die Hände zu beschäftigen – auch wenn der Kopf dabei selten zur Ruhe kam.
Rheingauer! meldete sich mit einem Fund: Ein grüner Sarka mit gelben Türen – ohne erkennbaren Besitzer. Später trafen wir uns in Solnichniy, wo ich versuchte, die jüngsten Erlebnisse zu verarbeiten und mit ihm gemeinsam nochmal den Angriff von Atze und Fabian auf mich Revue passieren ließ. Hätte ich anders handeln können? Hätte es eine andere Option gegeben? Immerhin habe ich Atze am Ende verschont und ich hoffe, er respektiert inzwischen die Arbeit, die wir hier tun. Ich bin kein Mörder, kein eiskalter Killer. Aber ich merke, wie die Umstände mich mehr und mehr zu überrennen drohen. Mit jedem aggressiven, stummen Bambi und jedem alten Bekannten, der heimlich seine Runde dreht.
Noch immer raste mein Herz, während ich im mit Rheingauer im Grillhaus saß und Fische briet, aber es wird wohl auch eine Weile dauern, ehe ich wieder angstreif und selbstbewusst durch die Straßen hier werde gehen können.
Am Ende blieb mir nur, die gebratenen und geräucherten Fische ins Lager zu räumen. Wenigstens etwas, das geklappt hat.
Anschließend ging es nochmals kurz nach Nizhnoye, wo ich auf CoolSeven, meinen freundlichen Nachbarn stieß. Bei ihm ist soweit alles in Ordnung und ich genoss den kurzen, unbekümmerten Austausch. Es schien sich alles wieder zu normalisieren und so zog ich wieder in Richtung Prigorodki.
Unterwegs berichtete Kanu noch, dass er in Elektozravodsk ein Bambi gesehen habe, aber es sei einfach weitergerannt und wollte wohl keinen Kontakt. Also fuhr er einfach weiter.
Etwas Komisches ging mit den Bambis zur Zeit vor. Und ich sollte mit meiner Befürchtung Recht behalten.
🐓 Ein Angriff mit Nachgeschmack
Nachdem ich in Solnichniy das Lager befüllt hatte, wollte wieder zurück nach Prigorodki und dort nach dem Rechten sehen, während unsere helfende Hand Greeny schon vor Ort war. Er hatte gerade ein Huhn eingefangen, als plötzlich ein Bambi ans Camp kam. Wie in der Samariter-Grundausbildung besprochen, grüßte er freundlich. Doch der Fremde ging sofort auf ihn los – ohne jede Vorwarnung. Reflexartig wicht Greeny ihm aus und fragte, was das alles sollte. Keine Antwort. Schließlich schleuderte Greeny dem Angreifer sein totes Huhn entgegen. Ein wahrer Kampfhahn! Der Kerl wich verwirrt zurück, aber nur kurz. Dann besann er sich und wandte sich ab.
Ich kam gerade rechtzeitig, sprach den Fremden freundlich mit "Hi!" an, aber nun rannte das Aggro-Bambi direkt auf mich zu, hob die Fäuste samt Knicklicht – und schlug zu. Ich taumelte zurück.
Instinkt, Überlebenswille. Ich riss die Armbrust hoch, wollte nur seine Beine treffen, ihn bewegungsunfähig machen… doch der improvisierte Bolzen riss ihm blutig den Arm auf.
Er flüchtete. Verständlich. Und hätte ich ihn ziehen lassen, hätte ich die nahende Tragödie vermutlich verhindert. Aber ich wollte schützen und ein freilaufendes Aggro-Bambi war nach den Ereignissen der letzten Tage und ohne Camp-Sicherheit vor Ort ein zu hohes Rest-Risiko. Ich wollte zumindest, dass unsere Nachricht ankam, dass man unsere Camps bitte respektierte und vielleicht auch Missverständnisse klären.
Also folgte ich ihm zum Rohbau, wo er keuchend stehen blieb. Ich sprach ihn besänftigend an, redete wie mit einem verletzten Tier. Keine Reaktion. Er stand einfach da. "Ich verbinde dir deine Wunden...", sagte ich so ruhig wie möglich und verband die Wunde. Er sagte kein Wort und rührte sich nicht. Einfach stumme blickte er ins Leere.
Ich sehe, was es vorhat. Es will springen.
„NEIN! Ich kann dir helfen!“ Ich rufe, renne los – zu spät. Es klettert höher. Ich ziele erneut, will nur das Bein treffen, nur stoppen – aber der Pfeil trifft tödlich.
Er fiel.
Kein Schrei. Kein Wort. Nur der dumpfe Aufprall.
Ich stand da, mit bebenden Fingern. Mein Blick verschwamm. Ich wollte ihn aufhalten, retten. Nicht richten. Nicht töten. Und doch lag er da… mein Pfeil in seinem Rücken.
Was, wenn er nur verzweifelt war?
Was, wenn ich ihn einfach in Ruhe gelassen hätte?
Manchmal reicht es nicht, Prinzipien zu haben.
Manchmal zerbrechen sie einfach – an einem falsch gesetzten Schuss oder einer falsch gefällten Entscheidung. Heute war so ein Tag.
Da stand ich, unter dem stählernen Gerüst, mit zitternden Händen. Ein Mensch war tot, weil ich geschossen hatte. Weil ich helfen wollte. Weil ich... weil ich nicht wusste, wie ich sonst hätte aufhalten sollen, was da auf mich zurannte – in ihm und in mir. Ich blickte hinauf und fragte mich, wie oft ich noch zwischen Hilfe und Waffe, Hoffnung und Tod, entscheiden musste.
War ich wirklich noch Herz-aus-Gold? Oder nur noch Herz-aus-Instinkt?
🧍 Neue Begegnungen – alte Zweifel
Wie in Trance räumte ich später das Camp auf, als ein weiteres Bambi auftauchte. Er stellte sich als „Timo“ vor. Greeny und Pinky übernahmen mit ruhiger Hand eine kleine Einführung. Ich hielt mich zurück. Ich wollte nicht noch einen Tod auf dem Gewissen haben und zweifelte immer mehr an meiner Eignung. Ich wurde zunehmenden paranoider, aber bei den Ereignissen der letzten Tage auch kein Wunder, oder?
War es Zufall, dass Timos Dialekt mich an jemanden erinnerte, der im Funk mit dem stumme Aggro-Bambi geredet hatte? Hingen sie alle zusammen, dieser Atze, Fabian und TImo? Oder sah ich nur Gespenster?
Aber das Schicksal schien mich verspotten zu wollen.
Denn tatsächlich: Black Lion und Jammet begegneten wenig später in Elektrozavodsk einem Bambi namens Chris. Im Gespräch stellte sich heraus, dass er Atze kannte – sie gehörten zur gleichen Gruppe.
Ich hatte es gewusst. Diese Geschichte war noch lange nicht vorbei und von den "Atzen" würden wir noch eine Weile lang hören. Dessen war ich mir sicher.
Aber eine Nachricht machte mir dann im Camp noch Sorgen: FAT deutete an, dass sie zurückgekehrt seien. Oder aber, jemand hatte sich da einen üblen Scherz erlaubt. Ich ahnte, dass die Zeiten wild werden würden und die Rachewochen nun nicht mehr fern waren.
🎶 Musik für MISA
Die Zeit verging. Charly117 zog durchs Camp – was er vorhatte, wusste vermutlich er selbst nicht einmal. In Elektrozavodsk fand ich ein totes Bambi und beerdigte es wie immer in aller Stille. Am Ende brach ich zur Eckkneipe "zur Rostigen Axt" zurück, um dort nach dem Rechten zu sehen.
Die MISA war zurück in der Chickbase – aber nicht mit Waffen. Sie bauten Wände ab. Und während ich von der rostigen Axt aus zusah, unterhielt ich sie mit Musik aus besseren Tagen. Imagine Dragons, Michael Jackson, Distorted und natürlich Karel Gott, Biene Maja… vielleicht ein wenig Frieden für alle.
Sie tanzten durch die Ruinen ihrer einstigen Feinde. Bizarr. Aber niemand schoss, trotz Drohungen.
Cala-j und Bert [CIA] beobachten sie aus sicherer Entfernung. Rob bedankt sich später für die Musik – und stellt klar: keiner der Gegner beim letzten Raid überlebte.
Rob bedankte sich für die Musik – und betonte, dass beim letzten Raid auf die Schweizergarde kein Schweizer überlebt habe. Erst hatten sie zu dritt, dann zu fünft angegriffen. Gegangen seien sie schließlich nicht aus Gnade oder Frust, sondern weil sie einfach schon genug erbeutet hatten und es spät wurde. Er wollte, dass ich das klarstelle.
🎯 Schüsse bei Kamyshovo
Black Lion meldete später, dass auf ihn geschossen worden war, als er gemeinsam mit Jammet ein Versorgungszelt in Kamyshovo auffüllen wollte. Die Samariter reagierten sofort, gaben einen Warnschuss zur Ablenkung ab (und nein, dieses mal kein legendärer Warnschuss, sondern wirklich Ablenkung) – genug, damit Black Lion mit dem Auto unter Beschuss fliehen konnte. Der Gunter war zwar angeschlagen, aber es gab Gott sei Dank keine Toten. Der Täter trug ein pinkes Armband, aber NiggoB stellte klar, dass es keiner von seinen Leuten gewesen sein konnte.
Die Frage bleibt: Wer schießt einfach so auf einen Versorgungstrupp? Pinky witzelte, dass es nur der Schatten gewesen sein könne. Natürlich. Wenn man aus heiterem Himmel beschossen wird, das muss der Schatten gewesen sein. Ich fragte nach – bekam aber bisher keine Antwort.
Etwas später warnte auch Rob mich vor einem Schützen nahe Solnichniy. Wir sollten vorsichtig sein. Wie immer.
Ich danke und berichtete von den Schüssen auf uns.
🔥 Lagerfeuer mit Joe & Whiskey
Abends saß ich mit Greeny am Feuer im Camp, als noch ein Bambi vorbeikam. Sein Name: Joe. Wir entzündeten ein Feuer, redeten ein wenig – doch dann berichtete er von einem Freund namens WhiskeyMixer, der in Cherno um Hilfe rief. Ich wollt eigentlich nicht aufbrechen. Hatte Angst, wieder einen Fehler zu machen, aber einen Hilferuf? Den konnte ich nicht ignorieren.
Also griff ich zur Fackel, stapfte durch die Dunkelheit nach Chernogorsk, rief seinen Namen. Für eine Seknde kamen mir Zweifel auf. War das eine Falle, in die ich aufgrund meiner Gutgläubigkeit gelockt werden sollte? Aber nein, was hätten die beiden denn davon?
Etwas später fand ich ihn. Gemeinsam zogen wir uns zurück zur Eckneipe zur rostigen Axt. Dort warteten Joe und Greeny bereits. Auch unser freundlicher Nachbar Bert stieß zu uns in die Kneipe und leistete uns Gesellschaft.
Wir saßen zusammen, aßen, redeten. Sie fragten, wo es Gruppen gebe, die "Stress" machen. Ich hätte „überall“ sagen können – sagte aber nur: „Im Norden.“ Abschließend verabschiedeten wir uns.
Manchmal braucht es nur ein kleines Gespräch, um wieder Mut zu fassen.
Und weil ich schon dabei war, schnitt ich noch ein paar Armbänder aus einem orangenen Regenmantel und hinterlegte sie für El Patron im Camp.
Ein Tag wie ein Strudel – und doch voller leiser Gesten.
Bleibt vorsichtig, bleibt freundlich, auch wenn es schwerfällt – und bleibt am Leben.
gez.
Herz-aus-Gold 💛