Soll es das sein?
Alles ist anders. Ich laufe keine Straßen mehr entlang, renne nicht von Ort zu Ort. Auch verfolge ich keine Person mehr deren Existenz ich nichtmal beweisen kann. Nein. Ich suche etwas. Ich suche nach einem Punkt von dem aus ich mich besser orientieren kann.
In der Ferne erkenne ich riesige Masten, Antennen vielleicht.
Ich laufe jetzt an einer Stromtrasse entlang, durch das hohe Gras offener Flächen. Es gibt hier keine Deckung, nichts zum Verstecken, aber auch nichts vor dem man sich verstecken müsste. Ein seltsames Gefühl aber egal, ich muss zu diesen Masten.
Dort angekommen sehe ich, das ich nichts sehe... In der Richtung wo ich Tishina vermute sehe ich einen Berg der mir die Sicht versperrt.
"Du Idiot, auf der Karte sieht man doch das da ein Berg ist, wie konntest du das Übersehen?"
Ein Berg, nicht hoch aber dafür vollständig mit einem dichten Wald bewachsen.
"Dahinter muss es sein!"
Ich schaue auf meine Karte und sehe eine Straße die diesen Berg östlich umgeht. "Auf der ich den Berg östlich umgehen werde!"
Eile überkommt mich, ein Gefühl das meine Beine immer schneller werden lässt. Immer wieder versuche ich mich zu bremsen doch die Eile übermannt mich stehts aufs Neue.
Dann passiert es, ich werde unvorsichtig und ein Geräusch lässt mich stoppen.
Ein Jaulen, ein Heulen, ein weiteres Heulen. Ich stehe in einer Wiese, auf freier Fläche, das Gras stellenweise Kopf hoch und ich höre sie.
Sie haben mich eingekreist, ein ganzes Rudel von ihnen.
Ich werde Starr vor Angst, soll es das sein? Soll ich nach all dem erlebten jetzt so enden? Wegen meiner Dummheit, meiner mangelnden Selbstdisziplin?
"Oh nein, so wird es nicht enden Freunde! Wenn ihr mich wollt dann verdient es euch auch!"
Ich ziehe mein Katane im letzten Moment als ich ihn von hinten auf mich zuspringen höre.
Die Vergangenheit hat meine Bewegungen mit der Klinge schnell werden lassen, hat sie präzise gemacht, hat sie Tödlich gemacht!
In der Drehung schlage ich dem Wolf noch im Flug den Kopf von den Schultern und er klatscht dumpf neben mir in das Gras.
Sofort bin ich bereit für den nächsten Schlag, doch sie greifen nicht an.
Sie sind gerissen und umkreisen mich. Sie lauern auf eine Chance, einen Moment der Unachtsamkeit.
Ich sehe gelegentlich einen Fellrücken durch das Gras streifen um dann wieder von allen Seiten ihr Knurren zu hören.
Wieder ein Angriff von hinten und wieder ein finaler Schlag doch diesmal folgt der nächste Angriff unmittelbar in meinen Rücken.
Ich drehe mich gerade rechtzeitig um die Klinge zwischen mich und den Wolf zu bringen und spieße ihn damit auf.
Das Herausziehen dauert zu lange, die verbliebenen 3 greifen jetzt Gleichzeitig an. einer erwischt mich am Bein und einer am Arm.
Mit der freien Hand treibe ich das Katane wie von Sinnen in ihre Richtung, ich Hacke, ich Stoße, ich schneide, ich schreie wie ein wildes Tier und ich weine vor Schmerzen bei jeder Bewegung. Als es vorbei ist sehe ich nur Blut, alles ist grau und dreht sich. Ich liege zwischen ihnen und kann mein Blut nicht von ihrem unterscheiden.
Ein Gedanke fährt mir durch den Kopf
...LEBEN...
Ich wühle aus meiner zerfetzten Jacke einige Verbandsrollen heraus, mir ist so furchtbar Schlecht und ich ringe anhaltend mit der Ohnmacht während ich versuche irgendwie die Blutungen zu stillen. Da fällt mir ein in meinem Rucksack, die Blutkonserve die ich mir in Elektro selbst gezogen habe...
Unversehrt liegt sie in meinem Rucksack und lege mir mit dem IV-Set einen Zugang, ich muss dies wiederholen, mehrfach sogar weil ich in meinem Zustand kaum noch die Augen offen halten kann, geschweige denn eine Vene Treffen.
Dann endlich es läuft Blut aus dem Zugang. "Wo etwas rauskommt, geht auch was rein!" Ich schließe die Konserve an und schlafe langsam ein in einer warmen Pfütze aus Blut und Fleisch...