Ich sehe nichts. Gar nichts. Ohne Witz, ich sehe nichtmal meine Hand. Ich liege hier in einem Waldstück irgendwo nördlich von Dubrovka.
Es fing damit an, dass ich mich kurz vor der Abenddämmerung auf den Weg machte, .. ja, was wollte ich eigentlich? Ein Fahrzeug finden. Oder bessere Ausrüstung finden. Mir kam das Airfild im Nordwesten etwas zu riskant vor, vor allem da ich allein unterwegs war. Die Factory selbst hatte wenig anzubieten, also machte ich mich auf nach Dolina.
Regel Nummer Eins: Wenn du die Karre haben willst, fackel sie nicht ab. War auch keine Absicht – ehrlich! Ich stecke echt gerne Dinge in Brand, besonders Fahrzeuge von anderen, aber nicht meine eigenen oder jene die ich noch benutzen will. Schuld warem – wie immer – die Zombies und meine nicht ganz so zielgenaue AKM.
Nagut, weiter nach Polana, wo schon sehnsüchtig ein Bus auf mich gewartet hat. Man könnte fast schon von viel Glück sprechen heute. Doch was sehe ich da: Ein starkes Qualmen in der Ferne. Warum also nicht das Glück noch weiter strapazieren?
Regel Nummer Zwei: Leg dich nicht mit einer Horde Zombies an. Besonders, wenn es einfach zu viele sind. Besonders, wenn du kaum noch Munition in der Tasche hast.
Weglaufen ist immer besser. Bei Zombies. Bei vielen Zombies. Eigentlich mache ich immer den gleichen Fehler: Ich hoffe zu sehr auf mein Glück. Wird schon alles gut gehen. Haha. Die Viecher sind nicht nur unberechenbar, sondern auch unbarmherzig. Und während sie dich tot prügeln schreien sie so dermaßen bescheuert, dass ich, wenn ich das nicht schon versucht hätte, und wenn ich nicht bewusstlos zwischen den Bäumen gelegen hätte, am liebsten jedem persönlich eine Kugel durch den Kopf gejagt hätte. Die vier B's vor dem Tod: Bewusstlos. Blutend. Bandagieren. Bewusstlos. Tot.
Na prima. Kamarovo. Was nun? Zurück laufen? Erst mal Airfield Balota plündern. M1014 gefunden – so macht Zombies schießen Spaß. Sonst war nichts zu holen. Auf dem Weg nach Cherno begegnete ich einem überaus freundlichem GAZ. Also eigentlich war er ziemlich nutzlos, hatte im Kofferraum aber allerlei Ersatzeile. Neuer Plan: Toolbelt in Cherno holen, bestmöglich ausrüsten, und dann ab mit der Karre zur Crashsite bevor es sich der Server anders überlegt.
Cherno war leer. Und ich nach etwa 20 Minuten voll. Nur einen Rucksack hatte ich nicht gefunden und auch keine bessere Waffe. Lag mitunter auch an den ungünstig gewordenen Lichtverhältnissen. Man stelle sich einen Geisteskranken vor, der Nachts mit Taschenlampe durch Cherno rennt.
Zurück in Balota brachte ich die Karre dann zum Laufen. Es war mittlerweile so dunkel geworden, dass ich nichts mehr außerhalb des Lichtkegels des GAZ sehen konnte. Gut, dass DayZ kein Horrorfilm ist. Fehlte nur noch Gewitter, der Regen war schon da. Ich glaube irgendwann einmal schnapp ich mir einen Laster und stelle mich nachts so lange an den Straßenrand, bis ein Auto vorbeifährt, dann fahre ich hupend hinter her – wie in Jeepers Creepers.
Die Fahrt war eine Mischung aus Blinde Kuh und Slender ohne Slenderman. Ich wusste teilweise gar nicht, wohin ich ausweichen sollte, wenn die komplette Straße gesperrt war, da ich außerhalb des Lichtkegels nicht erkennen konnte.
Schließlich gelang es mir, wenn auch mit einigen Dellen, an der Crashsite anzukommen. Die Helis strahlen ja durch die Nacht als hätten sie gerade eben einen Abstecher nach Tschernobyl gemacht. Vielleicht stürzen sie deswegen ständig ab. Bizon.. hmmm, .. FN FAL. Alles ist wie immer. FN FAL mit Nightvision. Na gut. Damit es sich wenigstens gelohnt hat – außerdem hatte ich die noch nie. Mitgenommen. Eigentlich hatte ich ja auf eine L85 gehofft – so wie ich immer auf eine hoffe. Oder ein MG. Oder Nightvision. Weiter zur Leiche. Wieder hatte ich echt Glück. In der Schwärze hätte ich niemals auch nur irgendetwas gefunden, wenn sie nicht zufällig in den Blick der Scheinwerfer gekommen wäre. Also Rucksack gewechselt, noch eine Waffe mitgenommen und ein paar noch fehlende Sachen mitgenommen. Für heute war ich zufrieden. Jetzt musste ich nur noch einen passenden Ort für das Auto finden. Auf der Karte hatte ich mir ein Waldstück markiert und ich wäre auch dort hingekommen, wenn da nicht etwas zwischen mich und mein Ziel gekommen wäre: Eine Wand. Da konnte auch der eine Ersatzreifen nicht mehr viel helfen. Also klärte ich das nächste Waldstück mit der FN auf und lief blind in die ausgemachte Richtung.