Prigorodki's neue Suppenküche: Der Topf ist heiß, das Herz zittert (Tagebuch einer Überlebenden)

  • 06. Mai 2025


    Heute haben andere Überlebende und ich eine Suppenküche eröffnet – nur ein Kochtopf in einem alten Kamin in einer verlassenen Blockhütte.

    Sie haben mit mir die alten Schränke zur Seite gerückt, einen Tisch gefunden, der nicht völlig morsch war, und ein Bett entstaubt.... fast schon gemütlich. Ein altes Fass war auch noch da.

    Eine Dose Bohnen, eine Thunfischdose, ein Topf, das leise Knistern von Feuer und Flamme und die nette Gesellschaft meiner Freunde, welche dann weiter zogen für ihre Tätigkeiten in der Stadt Chernogorsk.

    Wir stellten noch ein Schild auf. "Küki's Suppenbutze..." Und so begann es.


    Die ersten zwei Stunden war es still, nur das Feuer, der Topf und ich. Ich dachte, das war’s. Niemand würde kommen. Dann hörte ich Schritte. Ich sagte nur: „Hab Suppe. Keine Hintergedanken. Komm gern rein!“


    - Totale Stille -


    Dann sprach eine Frau, mit selbstbewusster Stimme: „Mädchen, wenn du mich vergiften willst, mach’s wenigstens mit Fleisch und nicht mit Suppe."

    Mit gezogener Waffe kam sie herein. Vermummt, dunkel gekleidet. Sie setzte sich zu mir. Ich reichte Ihr den Topf. Sie aß.

    Kommentarlos ließ sie mir verschiedene Dinge als Dank da, einen Verband, etwas Obst und Stift und Papier. Da ging sie wieder – ohne Schüsse, ohne Drohungen. Nur ein kurzer Blick über die Schulter und ein selbstbewusstes Lächeln.


    Der erste Gast der Suppenküche. Ich habs geschafft. Ich hoffe ich kann noch vielen anderen Überlebenden helfen.


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    "In einer Welt ohne Gesetze ist Gastfreundschaft die letzte Form von Zivilisation."

    - Komm mich gern besuchen, in Prigorodkis Suppenbutze.

  • 08. Mai 2025, nähe Gorka


    Ich wollte eigentlich nur Feuerholz holen. Stattdessen hab ich Hoffnung gefunden – in einer alten Schreibtischschublade. Eine Tüte, leicht aufgequollen von Feuchtigkeit, aber das Etikett war noch lesbar: Zucchinisamen.

    Irgendjemand hat hier mal versucht, normal zu leben - oder sich daran zu erinnern, wie das einmal war.


    Etwas später habe ich einen verfallenden Schuppen entdeckt – kaum mehr als vier wacklige Wände und ein schäbiges Dach. Aber darin, erneut ein richtiger Glücksfund, ein leerer Benzinkanister, ein paar rostige Nägel und eine Hacke. Alt, schwer, der Holzgriff gespalten, aber sie hält. Der Kanister ist leider durchgerostet, aber nichts, was man nicht mit ein wenig Panzertape gerettet bekommt.


    Ich hab mich fast zum Zombie gefreut. Zum ersten Mal seit so vielen Tagen. Vielleicht gibt es bald sogar einen kleinen Garten, direkt hinter der Suppenküche. Vielleicht endlich eine frische Suppe - nicht der Dosenfraß - so ne richtige Suppe! Das Feld ist recht karg, doch wenn hier Gras wachsen kann – warum nicht auch wir?


    "In einer Welt ohne Gesetze ist Gastfreundschaft die letzte Form von Zivilisation."

    - Komm mich gern besuchen, in Prigorodkis Suppenbutze.

  • 10. Mai 2025, Prigorodki – Unterstände voller Kürbisse

    Der Wind in Prigorodki trägt heute den Duft von Fisch und Erinnerungen. Ich war eigentlich nur gekommen, um nach dem Rechten zu sehen, ein kurzer Besuch, nichts Großes. Ich wollte wissen, ob das große Autozelt, das ich unter EInsatz meines Lebens vor einigen Monaten aufgebaut hatte noch stand.

    Daher erwartete ich nicht viel.


    Aber manchmal, wenn du gar nichts erwartest, berühren dich die kleinen Wunder der Apokalypse am meisten. NAtürlich hatte ich von ihrer Suppenküche - oder "Kükis Suppenbutz" bereits gehört. Aber als ich das das kleine Häuschen mit den UNtertsänden sah, wurde mir ganz warm ums Herz. KrawallKueken war zwar leider nicht da und die Kochstelle verschlossen, aber trotzdem war da eine Wärme, die blieb.


    Ich habe mich nicht aufgedrängt. Ich weiß, wie kostbar Rückzugsorte sind in dieser Welt. Aber gleich nebenan, im Blockhaus mit dem rissigen Fenster, fand ich den perfekten Platz zum Räuchern. Mein Rucksack war voll mit frischem Fisch – das Ergebnis einer stillen, friedlichen Angelrunde am Wasser. Ich legte den Fisch auf den Rost und während das Holz langsam zu glimmen begann, durchströmte mich dieser alte, fast vergessene Frieden. Es roch nach Heimat, sogar hier.

    Als ich fertig war, brachte ich alle Fische ins Essenszelt nahe dem Brunnen – dort, wo jeder suchende Blick mit knurrendem Magen hingehen sollte.

    Außerdem packte ich noch etwas Hühnchen dazu.

    Dann zog ich weiter, wie so oft. In Chernogorsk sammelte ich medizinische Güter. Verbände, Schmerzmittel, ein bisschen Alkoholtinktur. Viel war nicht zu holen, denn der Ort war nicht leer – ich fand einen Infizierten, schon gefallen, aber noch warm. Irgendjemand war vor Kurzem hier gewesen.


    Zurück in Prigorodki habe ich anschließend noch zwei Unterstände errichtet, nahe dem Feld. Außerdem Kürbis gepflanzt, geerntet und ordentlich in den einen Unterstand gelegt. Ich weiß nicht, ob das Küken überhaupt Kürbis mag – aber vielleicht wird es mal eine richtige Suppe, mal nicht aus der Dose. Die würde ich gerne mal kosten. So mit frischer Erde und Hoffnung gewürzt. ;)


    Ich saß eine Weile vor dem Grillhaus. Der Rauch aus dem Räucherofen stieg träge auf und zeichnete Schleier in den blauen Himmel. Ich dachte an all die Male, wo ich hier schon gesessen hatte, wartend, hoffend. Ich dachte an die Bambis, die kamen und an die Freunde, die gingen. Und jetzt?

    Vielleicht ist das hier der Anfang von etwas Neuem. Vielleicht ist das Küken genau das, was Prigorodki jetzt braucht – eine Erweiterung des Traumes.


    Ich komme wieder, KrawallKueken . Wenn du magst, räuchern wir zusammen. Und wenn nicht, dann packe ich einfach wieder etwas Fisch ins Zelt. Ohne Hintergedanken, natürlich. Nur von und mit Herz. ;)


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  • Ich habe heute mal vorbeigeschaut, neue Kürbisse ausgesäht & 2 Trockengestelle mit Wildschweinfleisch aufgestellt. Schön, dass es eure Anlaufstelle noch gibt. Liebe Grüße an KrawallKueken, leider kein Zettel und Stift vor Ort, ich bringe nächstes Mal etwas aus der Obdachlosenhilfe mit.

  • 17. Mai 2025, Solnichniy-Steinbruch


    Ich schreibe wieder... Zum ersten Mal seit... ich weiß nicht mehr genau, wie viele Tage es waren. Meine Uhr hab ich beim Sturz verloren.

    Ein falscher Schritt auf dem nassen Hang im Steinbruch – und mein rechtes Bein knickte unter mir ein wie morsches Holz. Ich rollte den Berg herab. Der Schmerz kam sofort, das Schreien später. Ich robbte zurück in eine alte Baracke, zog mich mit letzter Kraft über die Türschwelle. Dann nichts als Fieber, Dunkelheit und die Angst, nicht mehr aufzuwachen. Nun saß ich da, wimmernd, schwitzend und zitternd. Die Streuner scheinen mich zum Glück nicht zu bemerken.

    Ich dachte, es sei vorbei. Das wars mit mir und der Suppenküche, die Felder, die Idee und die Wärme... Einen Zettel, eine letzte Notiz wollte ich hinterlassen, aber meinen Stift hab ich wohl auch beim Sturz verloren.


    Wieso war ich eigentlich hier? Ah es fällt mir wieder ein - verunfallt auf der Suche nach weiteren Samen. Wie erbärmlich...


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    18. Mai 2025, Solnichniy-Steinbruch


    Ich komme langsam wieder auf die Beine. Ich muss wieder zurück. Ich kann hier nicht bleiben. Vielleicht... - wenn ich dieses Shirt jetzt zerreiße und mir mit Stöcken eine Schiene baue, vielleicht komme ich dann wieder hoch. Sportler werde ich wohl nicht werden, aber in Bewegung bleiben!


    Zum Glück hab ich mir zwei Thunfischdosen mitgenommen. Ohne die wäre ich arm dran. Wir sehen uns in Prigorodki... liebes Tagebuch!

    "In einer Welt ohne Gesetze ist Gastfreundschaft die letzte Form von Zivilisation."

    - Komm mich gern besuchen, in Prigorodkis Suppenbutze.