26. Juni 2023 – Den Schalk im Nacken
Zwar habe ich noch keine Ahnung, wem diese ominöse gelbe Fass wirklich gehört, aber kaum bin ich auf den Beinen, höre ich über Funk eine unbekannte, weibliche Stimme. Sie unterhält sich mit zwei männlichen Stimmen und scheint wohl jemand Neues in Chernarus zu begleiten. Guter Samariter, der ich bin, antworte ich prompt und es stellt sich heraus, dass die weibliche Stimme zu Criosdan gehört. In meinem Kopf wird gleich eine Verbindung hergestellt. Normalerweise ist sie doch im anderen Chernarus aktiv, soweit ich weiß. Sie hat aber augenscheinlich sehr gute Gründe hier zu sein, denn sie führt einen Neuling namens Charel in die Kunst des Überlebens in Chernarus ein, so zumindest der Plan. Doch noch haben die beiden sich nicht getroffen und Chernarus ist groß, daher begebe ich mich zunächst in ihre Richtung und schaue, wie ich helfen kann. Das Schicksal meint es gut, denn wir treffen uns in Nizhnoye und ich kann ihr dort das kleine, neue Bambi-Auffanglager zeigen. Sie zeigt sich erfreut und bedient sich gleich an einem grünen Jäger-Rucksack. Schließlich erklärt sie mir genauer, was ihre Mission hier ist: Sie möchte Neuzugang Charel finden und ihm ein paar Dinge zeigen. Er hatte wohl bei ihm um Hilfe gebeten. Nun, das lässt sich einrichten. Eine neue männliche Stimme, die einen unverkennbaren Dialekt unähnlich dem von Wolfgang oder Custer hat, meldet sich ebenfalls. Er stellt sich mir als Mr. Green vor und möchte die beiden begleiten. So treffen wir uns an der Küstenstraße und setzen den Weg in Richtung Solnichniy fort. Schade, dass ich nicht Auto fahren kann, sonst wäre das kein Problem und wir wären im Nu bei Charel. Aber es muss so gehen. Leider hat sich Criosdan wohl eine Erkältung oder etwas in der Art eingefangen, sodass wir den Nachmittag im Bambi-Auffanglager in Solnichniy damit verbringen, diese auszukurieren. Glücklicherweise hat sie die benötigten Medikamente dabei, sie ist also auf jeden Fall gut vorbereitet. Notfalls hätte ich bestimmt auch die eine oder andere Pille dabei gehabt, aber so geht es natürlich viel einfacher. Gegen Abend setzen wir unseren Weg schließlich nach einer Rast fort.
Es wird bereits dunkel, als wir in Elektrozavodsk ankommen, wo wir Charel vermuten. Über Funk hat er uns eine Beschreibung des Ortes gegeben und wir waren uns einig, dass er hier irgendwo im Industriegebiet sein muss. Schließlich finden wir ihn in einer Lagerhalle, allerdings haben die Zombies ihm bereits übel mitgespielt. Sofort wird der Gute ausgestattet und Criosdan verlässt uns wieder, um im anderen Chernarus ihre Runden zu drehen. Ich führe Charel bei Nacht durch Elektrozavodsk, am Brunnen vorbei und hin zu einer Scheune. Dann schläft er müde und erschöpft ein. Auch Mr. Green, der uns die ganze Zeit über begleitet hat, verabschiedet sich und ich verbringe die Nacht am Waldrand.
Am nächsten Morgen fehlt von unseren Gästen jede Spur, aber das ist auch gut so. Je eher Charel lernt, auf eigenen Beinen zu stehen, desto besser. Was mich aber weckt ist Ravinis empörte Stimme im Funk. Schnell stellt sich heraus, dass Tabasko ihm mal wieder einen seiner berühmten Streiche gespielt hat und vor seiner Basis am Schloss rumgespielt hat, als Ravini gerade gemütlich in seiner Basis ausruhen wollte. Natürlich war unser Farmer sofort in Alarmbereitschaft und schoss ein paar Warnschüsse auf seine Wand. Allerdings verfehlten sie ihren Zweck, denn Tabasko nahm dabei keinerlei Schaden, sondern schien das ganze noch amüsant zu finden. Er treibt es echt sehr weit in letzter Zeit. Hoffentlich gibt das keinen Ärger…
Aber nicht nur ihm sitzt der Schalk im Nacken. Abends treffe ich mich mit Wolfgang in Prigorodki, nachdem ich in Chernogorsk lauter medizinische Sachen gesammelt habe. Ich brauchte dringend eine rote Notarzthose, denn diese ging bei der Begleitung von Crisodan und Charel leider durch einige unbeabsichtigte Schläge kaputt. Jedenfalls bin ich mit Wolfgang am Lager, als plötzlich ein lauter Knall aus Richtung Chernogorsk zu hören ist.
Es ist definitiv kein Gasangriff, sondern vermutlich eine Explosion. Wir sind alarmiert, denn die Basis von Max und Kevin befindet sich in der Nähe. Also nichts wie hin! Innerlich rechne ich schon mit dem Schlimmsten und fühle mich an das Ereignis mit unserem Bambi-Mobil vor mehren Monaten erinnert, als unsere Garage angegriffen worden war. Die Spannung ist kaum auszuhalten, aber zum Glück ist bei Kevin und Max alles ruhig. Wolfgangs scharfes Auge sieht jedoch Rauch in einiger Entfernung aufsteigen. Kein Helikopter, sondern er kommt von der Tankstelle! Aber auch dort ist alles in Ordnung. Kein Selbstmörderisches Bambi, das dort versucht, seinem Leben ein Ende zu setzen, indem es die Tanksäulen in Brand steckt. Also laufen wird zurück zum Lager, aber nehmen den Weg durch die kleine Vorstadt am Hügel, wo sich zwei Supermärkte befinden. Wir sind guter Dinge, da stockt Wolfgang plötzlich und sieht einen Ghillie, also einen Überlebenden in einem kompletten Tarnanzug. Ich erstarre und frage entsetzt, mit einer Spur von Panik: „WO?“ Wir hatten schon befürchtet, dass es eine Falle sein könnte und jemand uns zur Tankstelle locken wollte. Die Nerven bis zum Zerreißen gespannt, klärt sich alles jedoch schnell auf. Es stellt sich heraus, dass der Ghillie lediglich Satsuki ist, der uns einen Streich spielen wollte. Oh mann… er wollte sehen, wie wir so reagieren und unsere Theorien hören, die wir zu dem Knall hatten. Das fand er offenbar sehr interessant. Gemeinheit… So mit uns zu spielen. Aber ja, den Leuten scheint langweilig zu werden.
Im Supermarkt finde ich aber dann eine weiße Fahne, das entschädigt mich dann doch für einiges und stimmt mich optimistischer. Auch die Samariter zwischen Chernogorsk und Prigorodki, die ich testweise in einem Hochhaus aufgebaut habe, steht noch. Also alles gut soweit.
Shizo und Henrik wollten noch zwei Autos in der Nähe von Ravinis neuem Refugium abholen. Die Autos waren wohl achtlos am Straßenrand geparkt worden. Aber da Ravini versehentlich einen Wolfspelz dort hat liegen lassen, waren die Besitzer gewarnt und konnten die Autos in Sicherheit bringen. Also waren die Autos nicht herrenlos. Shizo und Henrik sind zwar etwas enttäuscht, aber sie nehme Ravini trotzdem mit zu seiner Basis. Schade für die Jungs, dass sie umsonst den Weg auf sich genommen haben, aber ich freu mich für den rechtmäßigen Besitzer der Autos. Die Jungs hatten noch Scherze gemacht, das es Charlys sein könnten. Wer weiß? Am Ende beklauen sie sich nur noch selbst…
Ich setze mit Wolfgang den Weg in Richtung Prigorodki fort und lege mich schließlich müde in Hikarus alter Basis, der Lagerhalle bzw. Garage, schlafen. Vielleicht werde ich irgendwann „Hikarus Garage“ wieder aufbauen. Wer weiß?