Tagebuch eines Samariters in Chernarus (Vanilla) - Band 2 (1.21)

  • 6. Juni 2023 – Regeneration

    Heute ist ein weiterer Tag in unserem Camp in Berenzino angebrochen. Ich muss es aufgrund meiner Verletzungen langsam angehen. Die Sonne scheint zur Abwechslung mal und alles wirkt friedlich. Doch wie so oft lässt sich das Schicksal nicht aufhalten. Charly hatte wieder einmal einen Unfall mit dem gelben Sarka. Oh weh… Zum Glück ging es wohl glimpflich aus.


    Lustigerweise hat Kanu einen weiteren gelben Sarka in der Nähe von Berenzino entdeckt. Es scheint, als würden uns diese Dinger verfolgen. Schon in Prigorodki fanden wir ein gelbes Sarka-Wrack im Wald und vermuteten, es sei von Opi. Kanu beschließt jedenfalls das Auto mit Jammet wieder flott zu machen, bringt jedoch zuvor Hikaru noch nach Berenzino. Endlich bin ich dort nicht mehr allein und es tut gut, wieder jemanden zum Reden zu haben. Also nicht über Funk, sondern einfach irgendwie…real. Ich gebe ihr eine kleine Führung und anschließend bauen wir das Camp weiter aus. Während wir weitere Steine für den Fahnenmast klopfen und tragen, albern wir etwas herum. Dummerweise verlieren wir uns im Getümmel voller Zombies und ich höre nur noch Hikarus „Achtung Zombie!“ und hole zum Schlag aus, ohne zu sehen, dass ich sie versehentlich treffe. Mein Gott! Für eine Sekunde stehe ich unter Schock, dann merke ich jedoch, dass ihr nichts passiert ist. Puh… ich entschuldige mich aufrichtig bei ihr und irgendwie werden wir eines Tages wohl darüber lachen. Hoffe ich.


    Währenddessen bemerkt Kanu einen Überlebenden in der Nähe des Krankenhauses in Berenzino. Wir wissen, dass Gefahr drohen könnte, aber lassen uns nicht von der Angst beherrschen. Stattdessen bleiben wir ruhig und gehen weiter unserer Aufgabe nach. Nach langer Arbeit steht endlich die Fahne und wir beschließen, den Tag mit einer gemeinsamen Grillparty ausklingen zu lassen. Hikaru entpuppt sich erneut als wahre Grillmeisterin und zaubert leckeres Essen für uns. Es tut gut, gemeinsam zu lachen und für einen Moment die Sorgen und Gefahren der Welt um uns herum zu vergessen. Wir bauen sogar eine Garage für den gelben Sarka, um in Berenzino mobiler sein zu können. Vielleicht benötigt ja jemand einmal ein Taxi. Jammet, unser treuer Begleiter, wacht über uns und beobachtet alles mit mit seinen scharfen Katzenaugen (😉 ).Seit Langem fühle ich mich mal wieder richtig sicher im Kreise meiner Freunde.


    Achja und Tabasko erwähnt noch, dass er einen Spieler namens ChrisslyBear in Solnichniy bzw. der Umgebung dort getroffen hat. Er scheint sehr nett gewesen zu sein. Eventuell schaffe ich es, Kontakt zu ihm aufzubauen. Wir werden sehen.


    So kehrt am Ende des Tages kehrt wieder Ruhe ein. Wir sind müde, aber auch dankbar für die Gemeinschaft, die wir haben.


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  • 7. Juni 2023 – Tabaskos Hut


    Heute war nicht viel los. Ich habe den Tag genutzt, um meine restlichen Wunden zu versorgen und wieder etwas gesünder zu werden. Auf die Frage hin, was den Jungs so Aufregendes passiert ist, sagt Shizo nur, dass er für Tabasko einen Hut gefunden habe. Tabasko habe er aber nicht gefallen. Ich beschließe, daraus eine kleine Kindergeschichte zu schreiben. Falls es Kinder in Chernarus gibt, wäre so ein Bilderbuch bestimmt eine tolle Unterhaltung. Du kennst ja noch die Bilderbücher von früher? Die großen mit den bunten, lustigen Bildchen und den kurzen Texten? Das wäre doch was. Die Geschichte, die ich mir ausgedacht habe, würde ein prima Bilderbuch geben. Wenn ich nur zeichnen könnte! Thorin ist auf dem Gebiet ein Genie, aber ich habe sie schon ewig nicht mehr getroffen. Ich hoffe es geht ihr gut. Vielleicht lässt sich da ja etwas drehen… wir werden sehen. Für den Moment ist aber erst einmal nicht viel los und ich nutze die Zeit zum Sammeln von wertvollen Kräften. Ich habe das Gefühl, ich werde sie noch brauchen.

  • 9. Juni – Gentlemen-Raider


    Hitch, unser Klaustrophobiker benötigt eine Zange, ein Zahlenschloss und etwas Draht. Da ich weiß, dass wir in Prigorodki noch etwas davon überhaben, weise ich Samariter Rot an, die drei Sachen in einer Kiste zu verstecken, damit Hitch sich alles abholen kann. Die Übergabe wird kein Griff ins Klo, sondern gelingt problemlos.


    Leider hatte Kanu wieder einen Autounfall und findet sich nun an der Küste wieder. Er kommt in Solnichniy an, wo gerade Jahsan und Wolfgang am Werken sind. Sie haben beschlossen, den Fahnenmast wieder aufzubauen und in dieses Mal fertigzustellen. Tabasko steuert sogar eine heißbegehrte Spitzhacke bei und Wolfgang hat ebenfalls ein passendes Werkzeug gefunden. Während die beiden Steine klopfen, höre ich Jahsan plötzlich begeistert aufschreien. Was ist denn los? Wolfgang hat tatsächlich herausgefunden, dass man auch mit einem kleinen Hammer große Steine aus dem Felsen hauen kann. Das erleichtert natürlich viele Sachen ungemein. Welch Erkenntnis! Ein Fleischklopfer geht übrigens nicht… Schade. Als Kanu am Camp in Solnichniy vorbekommt, möchte er den Samariter-Transport GMOH in Anspruch nehmen, um schneller zu seinem Autowrack zu kommen. Jahsan erklärt sich allzu schnell bereit, ihm „aktiv“ dabei zu helfen. Was hat der Kerl vor…? Wir sollten ihn wirklich im Auge behalten. Kanu kehrt zum Auto zurück und möchte sich aus seiner und Jammets Garage ein paar Ersatzteile holen. Dann der nächste Schock: Die „Basis“ bzw. eher die Garage wurde geraided, also ausgeplündert. Das Tor ist eingeschlagen, das Schloss fehlt und 3 Militärzelte und Fässer wurden mitgenommen. Das Kuriose: Die Sachen, die die Raider nicht benötigt haben, wurden fein säuberlich in neu errichtete Unterstände aus Holz eingelagert. Wir drei sind gleichermaßen perplex… wer macht sowas? Ich weiß nicht, ob ich mich ärgern oder lachen soll. Basen ausrauben ist absolut verwerflich, aber man sieht, dass die „Gentlemen-Raider“, wie wir sie nennen, den Schaden so gering wie möglich halten wollten und dafür sogar sehr viel Aufwand auf sich genommen haben. Versteh mich nicht falsch, ich finde es nicht gut ausgeraubt zu werden. Aber so eine Aktion setzt ein ganz anderes Signal, als die komplette Basis abzubauen und einen Teddybären zu hinterlassen. Keine versteckte Anspielung beabsichtig, das waren ja klare Worte. Ich würde die Gentlemen-Raider gerne mal kennenlernen und mit ihnen reden. Einfach, um mich mit ihnen auszutauschen, denn Rache ist nicht mein Ding. Aber leider wurde auch das Bambi-Mobil 2.0 geklaut und das ist natürlich schon bitter für uns. Ich nehme das persönlich… mein armer Gunter ☹ Also war vielleicht das gestern bei Prigorodki gesichtete rote Auto doch unser Bambi-Mobil 2.0? Fragen über Fragen und mitten in diese Informationsflut meldet sich Wolfgang. Er hat eine Basis in Elektro gefunden mit eingebautem Auto. Allerdings spickt er kurz rein und entdeckt lediglich einen schwarzen Gunter. Schade.


    In Staroye gibt es aber endlich wieder gute Neuigkeiten. Samariter Blau erhält von Tabasko ein Partyzelt und sogar ein ganzes Auto-Zelt, das dort gleich aufgebaut und mit Essen und Kleidung befüllt wird. Endlich gibt es dort auch genügend Platz.


    Ich bekomme in Berenzino ebenfalls einige neue Partyzelte und befülle sie gleich mit NBC-Dingen und anderen brauchbaren Sachen. So könnte es doch wirklich weitergehen.


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  • 10. Juni – Stich ins Wespennest


    Während ich noch geschlafen habe, kamen in aller Frühe bereits zwei Bambis in Solnichniy vorbei. Kevin und Max haben die beiden im Vorbeifahren am Lager dort beobachtet, aber nicht angehalten. Ich hoffe die Bambis konnten ein paar brauchbare Güter am Auffanglager finden, wenn schon Jahsan nicht anwesend war, um sie zu begrüßen.


    In Prigorodki gab es außerdem wohl einen Zwischenfall. Laut Wolfgang lag plötzlich eine BK-18 in einem der Zelte. Aus schlechter Erfahrung heraus haben wir beschlossen, keine Waffen in unsere Unterstände und Zelte zu packen. Kaum gibt man einem Bambi eine Waffe in die Hand, verletzt es sich in der Regel. Das können wir natürlich nicht riskieren! Daher hat Wolfgang diese Gefahr auch schnell gebannt.


    Tja und als ich mich dann aus einem provisorischen Nachtlager in Berenzino schäle, nimmt das Chaos seinen Lauf. Ich entschuldige mich schon jetzt dafür, wenn einige Schilderungen nicht ganz zutreffen, aber ich versuche aus dem Gedächtnis alles so gut wie möglich wiederzugeben. Aber einige Gespräche später ist man natürlich immer schlauer und weiß, was anders hätte laufen sollen… nein müssen. Aber fangen wir vorne an.


    Alles beginnt damit, dass Jammet bemerkt, dass der Drive-In erneut gewaltsam geöffnet wurde. Die Kisten sind durchwühlt worden und stehen im Schuppen verteilt, aber bis auf die rote Uniform fehlte nichts Wichtiges. Immerhin ein kleiner Trost. Da gerade im Funkkanal einiges los ist, da die Jungs wohl Kontakt zu anderen Überlebenden haben oder irgendwie gerade im Stress zu sein scheinen, lege ich Jammet erst einmal nahe, ruhig zu sein und die Informationen über fehlende Güter später auszuführen. Ein großer Fehler, denn somit lege ich die Weichen für die Katastrophe. Was gut gemeint war, kommt absolut falsch an und Jammet fühlt sich bevormundet und ist tief verletzt. Allerdings bemerke ich das zu spät. Wir ziehen uns in einen anderen Funkkanal zurück und Kanu hat wohl große Schwierigkeiten, als er nach Berenzino kommt. Viel Zeit zum klärenden Reden bleibt nicht. Er hat mindestens sieben Zombies im Schlepptau, als er über die große Wiese vor dem Camp in Berenzino rennt und natürlich eilen Jammet und ich ihm gleich zur Hilfe. Meine Vorstellung von „Hilfe“ bedeutet, einen Zombie nach dem anderen mit Fäusten oder Nahkampfwaffen zu erledigen. Am besten von einem Heuballen aus. Jammet beschließt, seine Waffe zu ziehen, laut zu schießen und so die Zombies auszuschalten. Gerade, als ich auf ihn zulaufe, um ihm mit den Zombies zu helfen, schießt er los. Zum Glück trifft mich kein Schuss, aber ich versuche ihn verbal davon abzuhalten, weiter zu schießen, um nicht noch mehr Zombies aus dem Ort anzulocken. Allerdings ist er für meine Anregung nicht empfänglich und betont mehrfach, er habe alle Zombies im Blick und darüber hinaus keine Alternative. Das wiederrum will einfach nicht in meinen gestressten Schädel und ich fühle mich vor den Kopf gestoßen. Ich habe ein ganz mieses Gefühl, als die Zombies auf uns zustürmen und versuche so gut es geht dem Ansturm Herr zu werden. Eine wirkliche Waffe habe ich nicht, außer meiner Erziehungs-Vaiga und einem Speer. Ich blocke, ich steche, ich weiche aus und renne. Eine Woge an schlimmen Erfahrungen bahnt sich ihren Weg. Unpassend. Szenen bauen sich vor meinem inneren Auge auf. Zähflüssig wabernd. Stimmen. Schüsse. Es sind Szenen, die ich vergessen wollte. „Jetzt nicht!“, beschließe ich stur und kämpfe weiter. Sie sind der Grund, weshalb ich seit damals versuche, lautes Schießen tunlichst zu vermeiden. Besonders hier, in Berenzino. Leider schaffe ich es in der angespannten Situation nicht, meine Kritik an unserem Vorgehen sachlich und objektiv zu formulieren, sodass sie nicht auf taube Ohren stößt. Jammet und Kanu kämpfen schließlich um ihr nacktes Überleben. Tja und ich? Ich helfe so gut ich kann und irgendwann haben wir es tatsächlich geschafft. Erschöpft und fassungslos jogge ich in Richtung Lager. Ich höre erneut einen Schuss. Plötzlich ist alles still.


    Einige Augenblicke später, die sich für mich wie Stunden anfühlen, wache ich auf. Die Sonne steht noch recht hoch am Himmel und mein ganzer Körper schmerzt. Ich liege auf dem Rücken, die einzig halbwegs bequeme Position (falls man in diesem Fall wirklich von „bequem“ reden kann), den Rücken dem Lager zugewandt. Die Wunde, die mir eine Kugel zugefügt hat, brennt und ich fühle mich zerschlagen. Meine Weste hat mir aber mal wieder das Leben gerettet. Zum zweiten Mal. Ich bin sicher, dass die Schüsse nicht von Jammet stammen, also muss der Schütze noch in der Nähe sein. Was also tun? Ich sollte aufstehen und übers Feld rennen, aber ich möchte keinen weiteren Schuss riskieren. Außerdem ist mir der Weg zu weit und zu anstrengend; ich möchte mich nicht bewegen. Mich umzusehen, traue ich mich ebenfalls nicht, aus Angst, der Schütze könnte sehen, dass ich nur bewusstlos war und erneut auf mich schießen. Kleiner Feigling…. Zumindest schaffe ich es, meine Freunde sofort per Funk zu warnen. Aus den Augenwinkeln sehe ich Jammet und Kanu umherrennen. Vielleicht kann ich wieder einschlafen; einfach die Augen schließen. Nichts sehen, nichts hören. Aber wem will ich etwas vormachen? Ich bin hellwach. Mich plagt das schlechte Gewissen. Wenn ich doch nur nicht so bestimmend gewesen wäre. Vielleicht wäre mein Vorschlag dann besser aufgenommen worden, wir hätten die Schüsse vermieden und wären nicht von dem Schützen entdeckt worden getroffen worden. Ich hatte auf mein Bauchgefühl gehört und zu sehr darauf geachtet, was andere benötigen, sodass ich nicht gemerkt habe, was mein Freund gerade braucht: Ein offenes Ohr. Kein Wunder also, dass dann sein Ohr für meine Anweisung verschlossen blieb. Jammet, es tut mir so unendlich leid! Überhaupt, wer bin ich, dass ich Anweisungen gebe? Ich bin kein General oder Kommandeur. Nur ein einfacher Samariter, der Neulinge anspricht und versorgt. So oder so: Ich hab‘s vermasselt und es endet in einer Katastrophe.


    Meine Warnung kommt zwar rechtzeitig, aber Kanu wird angeschossen und muss sich zurückziehen. Auch Jammet gerät unter Beschuss und verbarrikadiert sich in einem Schuppen. Dort schließt er sich ein, um seine Wunden zu versorgen. Allerdings haben wir alle das Gefühl, dass wir ständig beobachtet werden. Wolfgang eilt uns zur Hilfe, nur fällt es uns schwer, den Gegner auszumachen. Es scheint, als würde er direkt durch Wände sehen können und genau wissen, wo wir uns befinden. Kann man gegen einen solchen Gegner überhaupt bestehen? Und vor allem, was hat er davon? Warum greift er uns eigentlich an? Ist er einer von jenen, die auf Überlebende lauern und diese dann abschießen? Ich versuche etwas auszumachen; lausche, höre aber nur das Rascheln des Grases und das Säuseln des Windes in meinen Ohren. Mein Herz schlägt so kräftig, dass ich das Gefühl habe, mein Körper müsste auf und ab hüpfen und jeder könnte es sehen. Alle meine Muskeln spannen sich an und ich versuche jede Kleinigkeit wahrzunehmen. Ich halte meine Hände über den Kopf. Die Handflächen sind schweißnass und kalt. Ein kleiner Teil meines Verstandes schüttelt mich und ruft mir zu: „STEH AUF! LAUF WEG! MACH, DASS DU WEG KOMMST!“. Was ich danach machen soll, weiß ich nicht, aber alles ist besser, als wehrlos dazuliegen und mit zusammengebissenen Zähnen gegen die Panik anzukämpfen. „STEH AUF! TU WAS!“, ruft mir die innere Stimme wieder zu. Ich bleibe ganz still liegen. Etwas in mir sagt mir, dass rennen vielleicht doch keine so gute Idee sein könnte. Tja, warum nicht? Was hindert mich daran? Wenn ich doch nur dem Schützen klar machen könnte, dass ich – das wir – keine Gefahr für ihn sind. Aber wie? Jedes Zeichen, das ich gebe, könnte das verräterische Lebenszeichen sein, dass die tödliche Aufmerksamkeit und damit den nächsten Schuss auf mich zieht. Ich warte. Wartete darauf, den Schützen vielleicht zu Gesicht zu bekommen. Dann versuche ich zu reden. Ich frage, was das alles soll. In mehreren Sprachen. Keine Antwort. Dann warte ich wieder. Manchmal können zwei Minuten eine endlos lange Zeit sein. Schließlich rappele ich mich vorsichtig unter Stöhnen auf und laufe ganz langsam und ruhig in Richtung des Lagers. Allen Überlebensinstinkten zum Trotz. Ich halte die Hände hoch über meinen Kopf und marschiere Schnurstracks zur Klinik. Vielleicht erkennt der Schütze ja das Signal und feuert nicht? Jammet ist inzwischen wieder ebenfalls dort. Gerade erreiche ich den Zaun vor der Klinik, da fallen erneut Schüsse. Kanu sieht einen Überlebenden bei der Feuerwehr. Dieser schießt auf Jammet, dann erneut auf mich. Die Kugeln schlagen rechts und links neben mir ein im Pfosten des Zaunes. Ein metallisches Klackern hallt in meinem Kopf und ich versuche den Fluchtinstinkt erfolgreich zu unterdrücken. Ich setze ruhig und unbeirrbar meinen Weg fort. Mein Verstand arbeitet mal wieder. Wie kann das alles sein? Jammet und Kanu meinten, der Schütze sei ein wahrer Gott und nun…das? Er trifft nicht einmal, wenn jemand sich im Schneckentempo bewegt? Für mich gibt es nur eine logische Erklärung: Es müssen mindestens zwei sein. Ob sie sich kennen und zusammenarbeiten? Oder sind sie nur zufällig hier, durch die Schüsse angelockt? Schließlich entkomme ich in die Klinik.


    Nun wird Kanu tödlich verwundet und landet wieder an der Küste. Das Schicksal meint es nicht gut mit ihm, denn er erwacht weit entfernt in Solnichniy. Dort trifft er auf einen anderen Überlebenden namens Devon. „Hi! Kannst du mich bitte umbringen?“, fragt er den verdutzen Fremden. „Ich bin Kanu, der Samariter. Normalerweise helfen wir ja den anderen, aber gerade werden wir in Berenzino über den Haufen geschossen…Geh da also lieber nicht hin…..“, beginnt er zu erklären. Devon scheint zu verstehen und ermöglicht Kanu einen schnellen Weg zurück. Aktive Sterbehilfe.


    Während wir auf Kanus Rückkehr warten, erwischt es Wolfgang im „Todeshaus“, als ein Fremder zu ihm ins Gebäude stürmt und auf in schießt. Ein Schuss in den Kopf, vermutlich mit einer Skorpion. Jammet ist noch immer stark verletzt, da er zwischenzeitlich von Zombies entdeckt wurde. Er findet zu allem Überfluss auch keine Bandagen, um sich zu verbinden und schleppt sich halb tot in den Drive-In. Ich schlage mich zu ihm durch und versuche ihm zu helfen, aber die Kochsalzlösung wirkt nicht schnell genug. Ich beschließe, ihm eine Bluttransfusion zu geben, allerdings kennen wir seine Blutgruppe nicht. Ich gehe das Risiko ein, denn so oder so würde er bald sterben. Die Schusswunden und die Zombies waren einfach zu viel. Kaum habe ich ihm das Blut verabreicht, bäumt er sich noch einmal auf und sackt dann leblos zusammen. Ich versuche sofort ihn wieder zu reanimieren, zunächst erfolgreich, aber dann wieder mit dem gleichen Ergebnis. Jammet sackt erneut zusammen. „Halte durch!“, flehe ich ihn an. Nach einem dritten Anlauf hat sein Körper den Kampf aufgegeben. Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich das Blut war, was ihn am Ende das Leben gekostet hat, aber nun befindet sich Jammet ebenfalls wieder an der Küste. Allein bleibe ich am Lager zurück, sichere Jammets Sachen und schleiche mich zu Wolfgangs Todesstelle. Dort sichere ich ebenfalls alles, bis Kanu und er zurückkommen und die Dinge abholen. Eigenartig. Wie kann jemand mit einem Schuss aus einer Skorpion so viele Dinge gleichzeitig beschädigen und ruinieren? Das ist schon sehr merkwürdig. Es ist falls so, als habe er hinterher noch ein volles Magazin auf Wolfgangs geschundenen Körper gefeuert. Barbarisch!


    Endlich wird es ruhiger im Lager. Ich beschließe, im Garten geduckt etwas Gemüse anzubauen, damit wir wieder Nahrung haben. Kaum habe ich das Gartenhäuschen erreicht, werde ich auch schon wieder getroffen. Dieses Mal endgültig. Ich hab’s gründlich vermasselt.


    Frustriert lande ich ganz in der Nähe der Küste und Wolfgang hat seinen Ausguck auf einem Turm bezogen. Er sieht einen der Schützen und ich beschließe, als Bambi auf ihn zuzulaufen. Mit erhobenen Händen. Allerdings werde ich kurz vor ihm gleich wieder abgeschossen. Auch zwei weitere Versuche der Kontaktaufnahme scheitern. Scheinbar gibt es kein Interesse an einer Klärung.


    Ich bin erschöpft und müde, als ich in Prigorodki ankomme und von Kevin und Max gemeinsam (die auf der Suche nach etwas Action sind) mit Blue abgeholt und nach Berenzino gebracht werde. Es ist wie verflucht. Kaum betreten Kevin und Max die Stadt, ist alles friedlich und ruhig. Wir beschließen, alles aufzuräumen und Kevin zieht mit Max weiter, allerdings erhalte ich von Max zuvor noch einen roten Rucksack, einen blauen Helm, eine neue Weste und rote Kleidung. Wow! Das ist klasse und tröstet etwas über den Frust hinweg, den das Gemetzel verursacht hat.


    Als etwas Ruhe eingekehrt ist, zieht Whoomba los und findet einen schwarzen Olga am Kartenrand mit Wellblechen und explosivem Zündstoff. Er fährt ihn weg, wird dann aber im Auto vor seiner Basis erschossen. Kevin und Max sammeln ihn freundlicherweise auf, als er den vermeintlichen schwarzen Olga in Elektrozavodsk sichtet. Cyfox war in Prigorodki und wurde von einem Olga-Fahrer mit der Hupe begrüßt, aber er entpuppt sich als Alexej in einem dunkelroten Olga. Also nichts. Keine Spur von dem Auto. Kevin und Max statten sich aus und fahren weiter, entdecken dann aber eine Basis im Norden und sehen den schwarzen Olga durchfahren. Sie vermuteten, er gehört zu der Basis und beschließen, in die Basis einzusteigen. Es gibt ein Feuergefecht und einer der Gegner stirbt im Kugelhagel. Die Basis war aber der Mühe nicht wert und sie ziehen wieder ab. Später nimmt Andi mit mir Kontakt auf: Flo und er sind bei ihrer Basis überfallen worden. Mir wird einiges klar… Was für ein schreckliches Missverständnis! Kevin und Max haben wohl ihre Basis für die des schwarzen Olga-Fahrers gehalten, der Whoomba getötet hat. Ich schaffe es noch, die Missverständnisse aufzuklären, aber ein schlechtes Gefühl bleibt.


    Was aber noch viel aufschlussreicher ist: Kanu, der nun als Samariter Weiß seine Runden dreht, hat in der Nähe des Bambi-Auffanglagers in Berenzino ein Versteck gefunden mit Gasmasken, Filtern und Waffen. Vermutlich gehört es einer Gruppe, die nach Rify aufbrechen wollte. Tja und nun kommt es: Das Fass passt sehr gut zu dem Ort, wo wir den oder die Schützen vermutet haben. Es ist also gut möglich, dass diese uns nur darum so vehement angegriffen haben, weil sie um ihr Versteck fürchteten und eventuell auch einen gelben Sarka vermissen, der in der Nähe arglos abgestellt worden war… eins kommt zum anderen. Wenn man doch bloß über alles hätte reden können! Wir haben beschlossen, den Stash dort unangerührt stehen zu lassen und so unseren guten Willen zu signalisieren. Aber natürlich müssen wir noch vorsichtiger sein. Spät am Abend sprechen Jammet und ich uns aus. Nach einem langen Gespräch verstehen wir uns etwas besser. Ich versuche in Zukunft nicht mehr zu viele Leute zu bevormunden. Jammet hat für sich beschlossen, dass er den Standort nicht mag. Berenzino verbindet er seit jeher mit keinen angenehmen Erinnerungen. So beschließt er mit Kanu weiterzuziehen, während ich noch die Stellung halte. Ich habe vor, das Versteck regelmäßig zu kontrollieren, um zu sehen, ob sich etwas tut.


    Aber nun wird es erst einmal Zeit unsere Wunden zu lecken. Mal wieder.


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  • 11. Juni 2023 – Räuber und beraubte


    Was ist heute nur los? Alles beginnt damit, dass ich es in Berenzino mal wieder etwas ruhiger angehen möchte. Nach den Ereignissen von gestern auch kein Wunder, oder? Während ich also in aller Ruhe meiner Arbeit nachgehen, ein Beet anlege und das Lager mit Vorräten versorge, meldet sich ein neuer Überlebender per Funk. Es handelt sich um Johnny, der mich von seiner Art und seiner Stimme sehr an unseren Howl erinnert. Ich habe noch nicht über ihn geschrieben, aber vor einigen Jahren war er ein steter Begleiter und ein hervorragender Bodyguard bei unseren Einsätzen in Staroye. Jetzt, wo ich so darüber nachdenke, fehlt er mir und natürlich auch unsere Freundin, Nyashia. Hoffentlich geht es den beiden gut, wo auch immer sie gerade sind. Jedenfalls scheint Johnny ein netter Kerl zu sein, aber leider ist er nun in der Nähe von Staroye und benötigt dringend medizinische Versorgung. Von den Symptomen her könnte er unter einer Erkältung leiden und sich zusätzlich einen schönen Wundbrand eingefangen haben. Keine vorteilhafte Diagnose, aber noch ist nichts verloren. Das Dumme ist nur, dass ihm auch komplett das Essen ausging und in Staroye am Bambi-Auffanglager auch nichts mehr zu finden ist. Da ich allerdings zu weit weg bin, um rechtzeitig etwas ausrichten zu können, übergebe ich an Samariter Blau, der sich vorbildlich um unseren Neuankömmling kümmert. Er durchstreift das kleine Örtchen und macht sich auf die verzweifelte Suche nach Lebensmitteln. Dort fand er neben geifernden Zombies einige Birnen, Äpfel und sogar eine Dose Thunfisch. Sofort teilt er alles mit Johnny und unserem Neuankömmling geht es schon bald merklich besser. Die Medikamente, die Samariter Blau ihm verabreicht, wirken und auch die Wunden konnte er mit Alkohol desinfizieren, bevor der Wundbrand richtig eklig werden konnte. Ein Glück! Ich weiß noch selbst aus leidiger Erfahrung, wie heftig diese Erkrankung werden kann. Samariter Blau beschließt auch, vorsichtig das verlassene Militärlager zu erkunden und etwas für Johnny mitzunehmen, während sich dieser am Lager erholt. Er durchsucht alles akribisch, ist aber aufgrund der starken Zombies dort besonders vorsichtig. Er hat keine Lust, dort auf andere Überlebende zu treffen, die ihm feindlich gesinnt sind. Verständlich, denn Staroye ist unter Umständen ein heißes Pflaster. Im Funk bekomme ich mit, wie sehr er mit den Zombies dort zu kämpfen hat. Hier und da ein Fluchen und Schimpfen. Ich würde ihm so gerne helfen und ich hasse es, hier mehr oder weniger untätig rumzusitzen, während anderorts die Action stattfindet. Allerdings muss ich mich aufgrund meiner Verletzungen noch etwas schonen. Samariter Blau hält sich gut und bringt Johnny einen großen taktischen Rucksack sowie eine passende Militärweste, Schuhe und sogar eine KA-74 mit. Das ist mir zunächst nicht so recht, denn eigentlich vergeben wir keine Waffen an Bambis, aber Samariter Blau erklärt mir, dass Johnny anders ist. Ich hoffe, er hat recht. Die Zombies haben meinem Kollegen sehr zugesetzt und in der Eile lässt er dummerweise das Magazin versehentlich im Militärlager fallen. So ein Pech! Aber zumindest hat er überlebt. Er scheint aber ganz schön mitgenommen zu sein. Mehr tot als lebendig schleppt er sich zurück zum Lager, aber der Einsatz hat sich gelohnt. Er verteilt seine Beute an Johnny und dieser ist nun inzwischen wieder ganz fit und beschließt allein weiterzuziehen. Währenddessen baue ich in Berenzino und etwas weiter an unserem Auffanglager. Plötzlich ereilt uns dann eine schreckliche Nachricht: Johnny ist bei seinem Alleingang ums Leben gekommen! Wir sind bestürzt, aber ich möchte seinen Körper keinesfalls zurücklassen. Und so bitte ich Samariter Blau, der sich gerade etwas erholt hat, die Gegend um das Militärlager abzusuchen, wo Johnny vermutlich gestorben ist. Die Mission lautet: Sichere Johnnys Leiche und seine Ausrüstung. Sorge anschließend für ein angemessenes Begräbnis. Kein leichtes Unterfangen. Ich weiß Samariter Blaus Einsatz sehr zu schätzen. Zum Glück muss er dazu nicht in das Militärlager, denn in einem Waldstück etwas vom Militärlager entfernt hat er endlich Erfolg. Er schafft es tatsächlich, alles Wichtige zu sichern und der Leiche eine angemessene Bestattung zu geben. Weiter kämpft er sich zurück durch das Militärlager, um das fehlende Magazin zur KA-74 zu finden. Wieder bekämpfen ihn die Zombies und fast hätte es ihn erwischt, zum Glück schafft er es, sich auf einen Aussichtsturm zu retten und von oben eine Zombie nach dem anderen leise auszuschalten. Einer von ihnen hat sogar einen weiteren Militärrucksack dabei, der für Samariter Blau wie gerufen kommt. Er verpackt alle wichtigen Sachen von Johnny darin, nimmt ihn in die Hände und rennt los, direkt zurück zum Lager. Puh… Auf seinem Weg von der Küste kommt Johnny wieder dort vorbei und ist sehr froh, dass er seine Sachen nun wiederbekommen hat. Zum Dank bringt er zwei erlegte Lämmer mit nach Staroye. Samariter Blau erklärt, dass er zwischendurch endlich einen Steinofen errichtet hat. Das ist natürlich jetzt ideal und mir läuft das Wasser im Mund zusammen, als ich von der Grillparty höre. Tja und ich muss mich hier in Berenzino mit ein paar Äpfeln begnügen. Naja. Am Ende wird alles übrige Fleisch in das blaue Essenszelt beim Lager gepackt. Das beruhigt mich etwas, denn nun ist das Bambi-Auffanglager dort auch endlich wieder mit dem Nötigsten ausgestattet. Gute Arbeit!


    Tabasko bietet an, Johnny mit dem Auto abzuholen. Er meldet sich im Funkkanal und teilt uns mit, dass leider fünf ihrer Fahrzeuge entwendet wurden. Die Jungs nehmen es relativ locker, aber ich spüre, dass sie das doch überraschend trifft. Aber fünf Autos? Meine Güte, warum hatten die Jungs denn überhaupt so viele? Ich meine, wozu braucht man so viele Autos? Drei LKW sollen darunter gewesen sein sowie ein Sarka und eine Olga. Direkt in der Nähe ihrer Basis entwendet…Ich lasse meine Kontakte spielen und frage rum, ob vielleicht jemand von den anderen und den Einzelgänger etwas weiß, aber leider gibt es keine sachdienlichen Hinweise. Bereitet sich gerade eine neue Gruppe in Chernarus aus, von der wir noch nichts wissen? Ich meine, wer kann denn schon allein so viele Autos abtransportieren und vor allem: Wohin?


    Tja und Kanu kommt dann sofort ein Verdacht. Er vermutet aufgrund diverser Unregelmäßigkeiten bei seinen Fahrerlebnissen, dass jemand im Wald eine Riesenbasis gebaut hat. Dort könnten die LKW untergebracht worden sein. Ich halte das für einen großen Zufall und bin nicht der Meinung, dass wir wirklich sichergehen können, dass diese Basis den Autodieben gehört, aber Kanu beschließt, mit Tabasko den Wald zu durchsuchen. „Kanu, wie soll ich es sagen? Du hast in Sachen Basis auf jeden Fall den richtigen Riecher!“, meint Tabasko dann nach einiger Zeit. Die beiden entdeckten tatsächlich eine freistehende Basis mitten im Wald. Darin sind mehrere Autos und wohl auch LKW. Tabasko ist sofort Feuer und Flamme und alarmiert die Jungs. Sie möchten die Basis ‚besuchen‘. Ich ahne Schreckliches. Beim folgenden Austausch erfahre ich eine weitere Schlimme Nachricht: Danis Freund wurde von dem Schatten in Zelenogorsk angegriffen. Es dauert etwas und ich muss einige Leute kontaktieren, aber in diesem Fall können wir mit Gewissheit sagen: Es war der Schatten.… unheimlich. Also ist er tatsächlich der heimlicher Killer, für den ihn alle gehalten haben?


    Zudem höre ich bei meinen Gesprächen von einem ‚Informanten‘ (haha klingt das cool… aber eigentlich ist es nur ein Freund, der es aber vorzieht, allein loszuziehen und eher den direkten Austausch und Kontakt mit den Gruppen scheut), dass in der Nähe von Elektrozavodsk ein Sarka und eine Olga zusammen mit einem defekten LKW gesehen worden sein sollen. Ob das die Autos der Jungs sind? Charly fand jedenfalls trotz eingehender Untersuchung keine Spur von den Fahrzeugen in Elektrozavodsk. Sehr merkwürdig. Hat mein Informant da falsch gelegen oder wurden wir in die Irre geführt? Oder war Charly am falschen Ort? Wir wissen es nicht.


    Die Jungs beschließen jedenfalls nach eingehender Beratung, bereits an diesem Abend gemeinsam mit Kanu die gefundene Basis etwas genauer in Augenschein zu nehmen. So ziehen Kanu, Whoomba, Dani, Marcel, Charly, Tabasko, Ravini, Shizo und Blue gemeinsam in der Abenddämmerung dorthin. Natürlich hat Kanu sogar für diesen Einsatz eine Präsentation in den Sand gezeichnet und alle Leute genaustens instruiert. Das wird schon so etwas wie ein Running-Gag. Kanu wird generell sehr motiviert. Fast schon zu motiviert… immerhin geht es hier darum, in eine Basis einzubrechen! Aber Jungs sind wohl nun einmal Jungs und ich lasse sie ziehen. Aber ich selbst bleibe in Berenzino zurück. Einbrüche sind nicht meine Art.


    Meine Aufenthalt in Berenzino zahlt sich auch aus, denn kaum haben Blue und Shizo sich in Berenzino getroffen, um mit dem Auto zu den anderen zu gelangen, da erhalte ich von Blue eine Warnung. Ein eigenartiger Überlebender schleicht sich durch das Gebiet um das Auffanglager. Schnell habe ich ihn vor dem Bürogebäude ausfindig gemacht. Er spricht nur bruchstückhaft und ich verstehe nur ein Wort: „Water“. Ich versuche natürlich, ihm zu helfen, aber es stellt sich heraus, dass er alle meine Geschenke (Getränkedosen, Wasserflasche) ablehnt. Da habe ich eine Idee. Ich bedeute ihn mir zu folgen und führe ihn zum Brunnen neben der Polizeistation. Wir kämpfen gegen einen Zombie und dann trinkt er sich ordentlich satt. Vermutlich hat er mir nicht getraut. Der Fremde stellt sich als „Alex“ vor und zieht dann weiter. Jammet gesellt sich anschließend ebenfalls zu mir und was soll ich sagen? An diesem Tag gibt es aber noch eine gute Nachricht: Wolfgang hat eventuell das Bambi-Mobil 2.0 wiedergefunden! Richtig, das, was auch Kanus und Jammets Garage entwendet worden ist. Vermutlich von den Gentlemen-Raidern. Es soll mitten im Black Forest bei einem Hexenhaus stehen. Da die anderen Jungs beschäftigt sind und Wolfgang wieder weg muss, beschließen Jammet und ich einmal nach dem Auto zu sehen. Wir besuchen das Hexenhaus, aber sind uns unsicher, ob es wirklich unser gestohlenes Bambi-Mobil 2.0 ist. Daher beschließen wir, ein paar Autoteile zu vergraben und das Auto zu beobachten. Wenn es keinem gehört, wird es eben wieder unser Bambi-Mobil 3.0. Schließlich kehren wir zum Lager zurück.


    In der Zwischenzeit wird ein Bambi in Solnichniy gesichtet und Tabasko verstirbt leider bei Experimenten mit Sprengstoff in der fremden Basis. Er hat wirklich ein Händchen dafür. Tja und sonst läuft die Aktion wohl reibungslos. Charly holt Tabasko ihn in Prigorodki mit dem Auto ab, sucht am Brunnen dann aber verzweifelt nach dem Tank des Autos. Tja und als er sich gerade über das Auto beugt, hört er eine Stimme von Hinten! „Brauchst du Hilfe mit dem Tank?“ Charly erschrickt, und dreht sich um. Ein Überlebender ist aus dem Nichts aufgetaucht! Aber er lässt sich nichts anmerken und nimmt die Hilfe dankbar an. Schließlich bietet er ihm als Dank ein Ledernähset aus dem Auto an. Im Kofferraum liegt auch ein Cowbohut, den darf sich der Fremde aber nicht nehmen. „Der ist für meinen verwirrten Freund.“, lacht Charly. Endlich kommt Tabakso und das Erste, was er aus dem Auto nimmt ist tatsächlich sein Hut! Er setzt ihn sich auf und grinst übers ganze Gesicht. Der Fremde, der sich in der Zwischenzeit als unser Xam entpuppt (Grüße gehen raus!) sagt nur: „War ja klar…“. So ist unser Tabasko halt. Gut gelaunt fahren die beiden Jungs zurück und Xam geht seiner Wege. Es freut mich sehr, dass auch ohne die Anwesenheit der Samariter die Leute bereit sind, friedlich miteinander umzugehen und sich zu helfen. Es scheint, als wäre Chernarus schon ein Stück menschlicher geworden.


    Unterdessen wurde die Basis um einige Dinge erleichtert. Wenn das mal keine negativen Konsequenzen nach sich zieht… Am Ende teilen die Jungs sich die Beute noch auf. Ich baue im Drive-In-Bereich noch ein paar Kisten für meine Blutspenden und verzichte auf Beute aus der fremden Basis. Ich habe kein gutes Gefühl dabei, egal woher das Zeug stammt. So oder so: Es war ein ereignisreicher Tag voller Höhen und Tiefen. Ich bin gespannt, was die nächsten Tage in Chernarus für uns bereithalten werden.


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  • 12. Juni – Wölfe in Prigorodki!


    Heute ist ein großer Tag! Ich hole mit Wolfgang und Kanu das Bambi-Mobil 3.0 ab. Es blieb vor einem Hexenhaus im Wald liegen. Da keiner um das arme Ding darum hat, versorgen wir das arme Auto mit einem Reifen, einer Autobatterie und einer Zündkerze. Kanu besorgt noch eine Motorhaube und einen Kofferraumdeckel und nutzt es von nun an für seine Touren an der Küste, wenn er als ‚Samariter Weiß‘ unterwegs ist. Das Welcome-Team hat also Verstärkung! Wolfgang und ich verstecken noch ein paar Dinge in der Nähe des Camps und füllen alles weiter auf. Am Ende geht es dann für mich nach Prigorodki, um dort nach dem Rechten zu sehen.


    Tja und das ist auch bitter nötig. Kaum bin ich dort angekommen, geht auch schon tierisch die Post ab. Aber alles der Reihe nach.


    Ravini hat sich nach seiner kurzen Auszeit wieder selbst übertroffen, und in der Nähe der Basis der pinken Armbänder - Sie nennen es irgendwas mit Heiligtum oder Tempel des heiligen Manfreds - Zuchinis angebaut, was das Zeug hält. Nun stapeln sich dort Fässer mit den grünen Köstlichkeiten. Tabasko und Shizo bringen diese freundlicherweise mit dem Auto beim Bambi-Auffanglager vorbei. Sehr zu Shizos Leidwesen, denn er fragt sich vor Fahrtantritt immer, warum er Tabasko fahren lässt und sich das immer wieder antut. Entgegen allen Befürchtungen verläuft die Fahrt jedoch unfallfrei und ohne sonstige Zwischenfälle. Die beiden liefern das Gemüse ab und ich nehme mit unserem Aushilfs-Samariter-Praktikanten Custer alles Gemüse an. Wir braten und räuchern die Zucchinis im Akkord, damit sie sich im blauen Essenszelt besser und länger halten. Das ist bitter nötig, denn das Vorratszelt ist leider leerer als die Kirche in Chernogorsk.


    So haben wir am Feuer eine gute Zeit und sind gerade fertig, als ich plötzlich von Osten her ein Wolfsgeheul höre. Das kann doch nicht sein! Täuschen mich meine Sinne? Custer wird leicht panisch, aber ich versuche nach einer anfänglichen Phase ungläubiger Überraschung erneut Ruhe und Sicherheit auszustrahlen und sage entspannt: „In Prigorodki gibt es keine Wölfe.“ Vermutlich spielt einer der Jungs uns gerade einen Streich. Es soll ja solche Gegenstände geben, die Tiergeräusche imitieren. Mir kommt da eine Geschichte von Tabasko und einem Bären in den Sinn. Hmm… wobei, diese Dinger gibt es nicht hier. Wie haben das die Jungs angestellt? Per Funk vielleicht? Aber ich gebe zu, dass ich bei dem Geheule schon kurz Angst bekommen habe. Ich versuche mit den Jungs Kontakt aufzunehmen und sage, dass das mal ein guter Scherz war und möchte wissen, wie sie das angestellt haben. Aber sie treiben das Spiel weiter und sagen, dass sie keine Ahnung haben, wovon ich rede. „Na von dem Wolfsgeheul gerade eben über Funk!“. Und dann kommt der Punkt, an dem alles eine surreale Wendung nimmt. Sogar Kanu bestätigt mir: „Nein, wir haben kein Wolfsgeheul gehört.“ Oookay. Langsam. Mein Verstand arbeitet mal wieder, aber offensichtlich in die falsche Richtung. Lediglich Custer und ich konnte das Geheul hören. Also kann es nicht durch den Funkkanal kommen. Tabasko und Shizo sind aber in ihrem Auto unterwegs, die stecken auch nicht irgendwo in einem Busch und stimmen ein Wolfsgeheul an. Wie kann das angehen? Und dann passiert es. Das Heulen ist erneut zu hören. Tief, bedrohlich und vor allen Dingen lauter und in unmittelbarer Nähe. Ich blicke in Richtung Elektrozavodks über die Wiese. Dann sehe ich sie. „WÖLFE!“ rufe ich. Sie rennen wohl von Richtung Elektrozavodsk aus direkt übers Feld und natürlich auf unser Camp in Prigorodki zu. Sofort ziehe ich meine Waffe und weise Custer an, sich im Koch-Haus einzuschließen. Ha…! Noch vor ein paar Tagen habe ich überlegt, ob ich eine Wolf-Wumme, also eine abgesägte Schrotflinte, wirklich benötige. Aber irgendwie habe ich meiner inneren Stimme gehorcht und mir eine angefertigt und mit Munition versorgt. Sie ist jetzt natürlich meine Rettung, sonst wäre ich wohl verloren. Ich schaue also nach den Wölfen und hoffe, dass Custer sich in Sicherheit bringt. Aber Custer wäre nicht Custer, wenn er sich nicht mutig dem Gegner entgegenstellen würde. Er schießt natürlich laut mit seiner Flinte auf die Tiere. Nett gemeint, aber das hat natürlich nun zur Folge, dass die Zombies im Umkreis sofort auf das kleine Bambi-Auffanglager zu rennen. Meinen Plan, aus sicherer Entfernung eines Daches auf Zombies und Wölfe zu schießen kann ich dann wohl getrost vergessen. Okay… also nehme ich nun auch meine Wolf-Wumme und erledige drei weitere Tiere. Somit waren es wohl fünf Wölfe, wenn ich richtig gezählt habe. Doch die Ruhe währt nur kurz, denn die Zombies kommen nun direkt ins Lager gestürmt. Mehrmals versuche ich Custer zu überzeugen, sich im Haus einzuschließen. Je mehr er auf die Zombies schießt, desto größer wird die Gefahr und es drohen immer mehr Zombies aus dem umliegenden Dorf und dem Industriegebiet zu kommen. Ich fühle mich stark an den Vorfall vor einigen Tagen erinnert. Warum nur, warum passiert das immer mir? Ich weiß aus leidiger Erfahrung durch das Ereignis mit dem Feuerwerk in Prigorodki, wie viele Zombies da verstreut sind. Mit ein paar Schüssen ist es nicht getan. Endlich schließt sich Custer ein, versorgt seine Wunden und ich sprinte in einen kleinen Verschlag. Von dort aus kann ich die Zombies bequem mit meinem Speer durch das kleine Fenster erwischen, ohne großen Schaden zu nehmen und noch mehr anzulocken. Endlich ist es geschafft.


    Das Bambi-Auffanglager gleicht einem Schlachtfeld, leider habe ich gerade keine Kamera dabei. Aber das glaubt uns bestimmt keiner. Auf dem Boden liegen fünf ausgewachsene Wölfe. Hier in Prigorodki. Als ich das über Funk den anderen melde, halten sie dies ebenfalls für einen Scherz meinerseits. Custer bestätigt jedoch meine Geschichte. Gemeinsam zerlegen wir fachmännisch die Wölfe und schon bald brät und räuchert auf dem Steingrill Wolfsfleisch. Am Ende sind die Zelte und Unterstände durch Ravinis Einsatz und die Wölfe prall gefüllt. Ironie des Schicksals: Hatte sich Samariter Rot nicht über zu wenig Nahrung beschwert? Nun, ‚Lieferando‘ ist nun da. Auf vier Pfoten. Von nun an kursiert der Witz in unserem Funkkanal, dass Wölfe im Prinzip wie ‚Lieferando‘ sind. Wie dieser Lieferservice, den es früher mal gegeben hat. Und beim Heulen kommt von dem einen oder der anderen oft ein Kommentar wie „Hör ich da Lieferando?“. Wenigstens sind wir alle am Leben, haben genügend Nahrung und können über den Vorfall lachen. Allerdings frage ich mich schon, woher die Wölfe gekommen sind. War es ein Scherz anderer Überlebender? Das soll es ja geben, dass jemand Wölfe oder Bären zu anderen Überlebenden lockt, um sie zu ärgern. Tabasko, Shizo, Dani und Charly traue ich so etwas auf alle Fälle zu, auch wenn sie es abstreiten und gerne selbst auf die Idee gekommen wären. Ich glaube, wenn sie es wirklich gewesen wären, hätten sie sich auch dazu bekannt. Aber etwas spricht dagegen, dass sie angelockt worden sind: Die Wölfe wurden erst aggressiv, als sie beim zweiten Mal in unsere Nähe kamen. Wenn ein Überlebender sie angelockt hätte, wären sie schon knurrend ins Lager gestürzt und hätten nicht erst noch in Ruhe durch Heulen kommuniziert. So oder so, es ist ein merkwürdiges Ereignis, das hoffentlich nicht noch einmal vorkommt. Nicht auszudenken, was passiert, wenn ein Wolf ein hilfsbedürftiges Bambi an der Küste erwischt. Wobei… vielleicht könnte ich mir ja einen Wolf zähmen und ihn auf unseren Sniper hetzen? Das wäre schon was… aber den Gedanken verwerfe ich. Wölfe sind Wölfe und Sniper sind Sniper. Ich muss mich einfach damit abfinden, dass es nun eine potenzielle Gefahr mehr gibt. Na bravo.


    Custer freut sich übrigens über seinen improvisierten Rucksack, den er aus gegerbtem Wolfsfell angefertigt hat und legt sich schlafen. Dank seiner tatkräftigen Unterstützung haben wir nun reichlich Fleisch und Gemüse im Lager und eine weitere Gefahr gebann. Ich grille noch das restliche Fleisch, lagere es ein und begebe mich anschließend in meine Schlafhütte. Ich liege aber noch lange wach und frage mich nach wie vor, wie um Himmels Willen Wölfe nach Prigorodki kommen konnten. Wie ich es drehe und wende, ich finde keine Antwort. Ich weiß nicht, was ich glauben soll. War es am Ende eine höhere Macht, die Samariter Rots Flehen nach Essen auf makabre Art und Weise erhört hat oder einfach eine Laune der Natur?

  • 13. Juni 2023 – Kräfte sammeln


    Heute ist nicht viel los. Ich durchstreife den Wald und stoße auf einen gelben Sarka, der dort achtlos geparkt wurde. Keiner weiß, woher er kommt, aber er steht schon seit Tagen hier. Anfangs dachten wir, es sei Opis Auto, aber das hatte er wohl in Berenzino geparkt. Da wir momentan kein Auto benötigen, bleibt der Sarka erst einmal, wo er ist.

    Ich sichere noch das Lager in Prigorodki und breche dann in Richtung Solnichniy aus, um dort mit Samariter Grün, also unserem Jahsan, Unterstände für die Gartenarbeit und einen Grill aufzubauen. Hikaru gesellt sich zu uns und ich genieße die lockere Atmosphäre sichtlich. Am Ende grillen wir drei Hähnchen, die wir gefangen haben.

    Dann geht es weiter in Richtung Berenzino, wo wir dann die Nacht verbringen.

  • 14. Juni 2023 – Zwischenspiel


    „Nimm alles mit, was du tragen kannst!“, höre ich, als ich mich in den Funkkanal der anderen schalte. Die jungs, das sind heute der stoische Charly, unser quirliger Neuzugang Johnny, der schicksalsgläubige Dani, Spaßvogel Tabasko und der unschuldige Whoomba, haben mal wieder einiges vor. Aber sie kapern dieses Mal wohl keine Basis, sondern räumen einen abgestürzten Helikopter aus. Das muss schließlich auch einmal sein, meinen sie. Im Verlauf des Gesprächs erfahre ich, dass Tabasko mal wieder einen seiner legendären Autounfälle hatte und nun einen Autokühler sucht. Zum Glück ist das Auto noch zu gebrauchen und keiner wurde ernsthaft verletzt. Warum er diesen ausgerechnet bei einem Helikopter sucht, verstehe wer will. Aber gut…


    Ich habe die Nacht doch wider Willen wieder in der Nähe von Prigorodki verbracht und bin doch noch nicht nach Berenzino weitergezogen. Allerdings war das rückblickend betrachtet nicht schlecht, denn kaum schalte ich mich zu den anderen und der Small-Talk ist vorbei, da meldet sich Henrik aus dem Wald mit schrecklichen Neuigkeiten: Der Sniper ist zurück. Nicht irgendeiner, sondern kein geringerer als unser geltungssüchtiger, der uns zuvor schon immer wieder am Bambi-Auffanglager abgepasst hatte. Es ist der, den Charly im Verschlag entdeckt und angesprochen hatte. Gut, für den Bruchteil einer Sekunde habe ich wieder überlegt, ob es vielleicht der Schatten sein könnte, aber dieser jagt nicht soweit im Süden und das Verhalten dieses Snipers ist einfach so typisch und kommt mir so dermaßen bekannt vor, das muss einfach der gleiche Typ sein! Dieses Mal hatte er es wohl auf Henrik und Satsuki abgesehen. Die beiden waren in einem Humvee unterwegs und als sie kurz ausstiegen, um bei der Straßensperre vor Prigorodki nach einer Tür zu sehen, wurden sie direkt unter Beschuss genommen. Der arme Satsuki war augenblicklich tot. Für ihn kam jede Hilfe zu spät. Henrik konnte sich zum Glück gerade noch in Deckung bringen und versuchte, den Täter zu flankieren. Dies ist dann der Moment, in dem ich mich einschalte. Da ich in der Nähe bin, ziehe ich mir möglichst etwas Unauffälliges an. Ich weiß, dass der Sniper mich kennt und es allem Anschein nach besonders auf rote, freundliche Samariter abgesehen hat. Der Mistkerl! Ich dachte eigentlich, wir (bzw. Charly) hätten mit vernünftig reden können und er hätte uns versichert, so eine Nummer nicht nochmal abzuziehen. Tja… so viel zu seinem Ehrgefühl. Aber ich kenne Ehre und momentan kann ich den gefallenen Satsuki auf keinen Fall dort liegen lassen. Mein Herz rast wie wild, als ich immer näher an den Ort des Geschehens komme, aber ich versuche trotzdem ruhig zu atmen. Wir vermuten den Fremden in Richtung des Waldes. Vielleicht sogar in der Nähe des Jägerstands oder Split-Level-Red-Hauses. Von Weitem sehe ich schon die Leiche von Satsuki auf der Straße liegen, direkt bei seinem geparkten Humvee. Das war kein fairer Kampf; das war eine regelrechte Hinrichtung. Wie üblich wurde er noch nicht ausgeraubt. Vorsichtig und Stück für Stück krieche vorwärts und nutze dabei alles an Deckung, was mir die Straßensperre und einige Büsche bieten. Endlich habe ich Satsuki leblosen Körper erreicht und ich sichere so viele seiner Sachen wie möglich. Beerdigen geht leider nicht auf dem harten Asphalt und wegziehen kann ich seine Leiche auch keinesfalls. Also mache ich das, was ich als einziges tun kann: Ich zerlege seinen Körper in kleine Einzelteile im Schutz des Humvees, um seine Überreste wenigstens standesgemäß bestatten zu können. Im Funk höre ich, dass Satsuki nun wieder bei Chernogorsk ist und wir beschließen alles auf eine Karte zu setzen: Wir holen ihn da raus! Henrik stürmt vor, schmeißt sich todesmutig hinters Steuer und ich springe auf den Beifahrersitz. Los geht die wilde Jagd und auf Höhe des Bambi-Auffanglagers bekommen wir tatsächlich einige Schüsse ab, aber der Humvee hält stand. Wir treffen Satsuki beim Krankenhaus, statten ihn aus und flankieren dann das Bambi-Auffanglager von der Bergseite. Unterwegs sehe ich den gelbe Sarka, der noch immer dort steht, aber keinen Sniper. Vermutlich ist der Kerl wieder verschwunden, wie er es so oft bereits getan hat. Kaum hat er jemanden erwischt, verschwindet er. Ich sag’s ja, keinen Funken Ehre im Leib! Aber uns soll es recht sein, denn so können wir einigermaßen sicher zum Bambi-Auffanglager zurückkehren und schauen, ob dort alles noch in Ordnung ist.


    Abends bestatte ich Satsukis leblose Überreste noch an einem schönen Teich in der Nähe des Meeres und denke dabei an den vergangenen Tag.


    Müde lasse ich mich am Abend auf meine Schlafstätte fallen und schlafe mit gemischten Gefühlen ein. Was, wenn der Typ jetzt wirklich wieder zurück ist? Wird es etwas ändern oder ist das eher ein Grund, dauerhaft nach Berenzino zu gehen? Wir werden sehen. Vielleicht beißt ein Wolf ihm doch mal in den Hintern. Gönnen würde ich es dem ollen Kerl. Har har!


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  • Liedtext
    – Seitdem du weg bist

    (Original „Seitdem du weg bist“ von Saltatio Mortis)


    [Strophe 1]
    Auf dem Weg von Cherno hast du es versucht
    Ein Schuss, um mich zu töten, tausendmal geflucht
    Doch unten vor dem Brunnen dort, für mein Seelenheil
    erwidre ich das Feuer, dann geht's mir wieder geil

    [Refrain]
    Seitdem du weg bist, geht's mir geil
    Jeder Tag ist ein Sonnentag
    Seitdem du weg bist, geht's mir geil
    Alles genau so, wie ich es mag
    Seitdem du weg bist, geht's mir geil
    Seitdem du weg bist, geht's mir geil

    [Pre-Refrain]
    Wie konnt ich damals nur so blind sein?
    Ich versteh's nicht mehr
    Jetzt mischt du dich zum Glück nicht mehr ein
    Das war doch nicht so schwer

    [Refrain]
    Seitdem du weg bist, geht's mir geil
    Jeder Tag ist ein Sonnentag
    Seitdem du weg bist, geht's mir geil
    Alles genau so, wie ich es mag
    Seitdem du weg bist, geht's mir geil

    [Strophe 2]
    Läuft nicht für das Bambi-Camp,
    Verstärkung nicht vor Ort!
    Das freut den frechen Sniper im Rohbau dort.
    Zum Glück gibt's dieses Fenster da, ein winziges Detail Da werf ich eine Granate rein,
    dann geht's mir wieder geil!

    [Pre-Refrain]
    Wie konnt ich damals nur so blind sein?
    Ich versteh's nicht mehr
    Jetzt mischt du dich zum Glück nicht mehr ein
    Das war doch nicht so schwer


    [Strophe 3]
    Hallo Kerl, hier Samariter
    Wo das Auffanglager steht,
    Und ich muss dir leider sagen
    Dass es uns beschissen geht
    Deine Kil-Ccounts hier, die steigen
    Du lebst in Saus und Braus
    Willst du hier noch lange bleiben
    Wann loggst du endlich aus?!

    [Refrain]
    Denn wenn du weg bist, geht's uns geil
    Ist auch gar nicht bös' gemeint
    Denn wenn du weg bist, wird dir ganz bestimmt
    Keine Träne mehr nachgeweint
    Seitdem du weg bist, geht's uns geil
    (Uns geht's geil, seitdem du weg bist)
    Oh, seitdem du weg bist, geht's uns geil
    (Uns geht's geil, seitdem du weg bist)
    Seitdem du weg bist, geht's uns geil
    (Uns geht's geil, seitdem du weg bist)
    Seitdem du weg bist, geht's uns geil
    (Uns geht's geil, seitdem du weg bist)
    Seitdem du weg bist, geht's uns geil


  • 15. Juni 2023 – Küstenpatrouille


    Unser lieber Ravini ist leider unterwegs, aber er meldet sich zumindest per Funk. Es tut gut, seine brummige Stimme zu hören. Irgendwie gibt mir das etwas Stabilität im Alltag. Ich meine, das ist einfach etwas, auf das man sich verlassen kann. Egal wann, Ravini ist da und geht seiner Arbeit nach. Leider kann er momentan nicht direkt bei uns sein, denn er wurde unfreiwilligerweise auf den Weg geschickt, um sich selbst zu finden. Oder sowas in der Art… Ich weiß auch nicht so recht. Aber wie macht Ravini sowas? Er malt! Und wie. Er beschreibt mir das Bild ganz genau und es erinnert mich sehr an unseren täglichen Überlebenskampf. Chaos und Gewalt, aber auch Hoffnung in den Farbtönen Rot, Weiß und Schwarz. Ich frage ihn, ob ich es nicht vielleicht für mein Buch verwenden könnte. Ich habe es mir nämlich in den Kopf gesetzt, mein Tagebuch eines schönen Tages wirklich als Buch herauszugeben. In Chernogrosk gibt es ja eine leerstehende Druckerei… vielleicht klappt es ja, eines Tages. Ich bin der Meinung, sein Bild würde hervorragend im Buch oder auf dem Titelbild machen. Ravini meint erst, ich würde ihn veräppeln, aber mir ist es ernst und am Ende zeigt er sich tatsächlich einverstanden. In der Gruppe tauschen wir uns anschließend noch etwas aus und genießen einfach die ruhige Atmopshäre noch für eine Weile.


    Henrik wollte an seinem neuen ‚Projekt‘ arbeiten. Er hält sich noch bedeckt, aber ich vermute, es handelt es sich um eine neue Basis. Aber wo, das weiß ich natürlich nicht. Dann steigt er in sein Auto und stellt fest, dass die Batterie leer ist. Zum Glück kommt Tabasko gerade in diesem Moment vorbei und hat eine passende Batterie dabei. Wie macht er das bloß? So viel Unfug er auch anstellt, wenn es darauf ankommt, kann man auf ihn zählen. Witzigerweise sieht er tatsächlich aus wie ein gelber Engel, in seinem NBC-Anzug. Der ACAC lässt grüßen, wobei eher Dani neuerdings eher unser Autoteilhändler des Vertrauens ist und Kanu schon so manches Auto wieder flott gemacht hat. So oder so: Die Jungs sind halt klasse. Jeder auf seine Art.

    Wolfgang bietet Jammet noch eine Blaze an und natürlich freut er sich darüber riesig. Kanu fährt die Bambi-Kisten an der Küste ab und sammelt weitere Teile für das Bambi-Mobil 3.0. Wie ein guter Samariter fährt er gezielt seine Kisten an und ersetzt das, was fehlt. Die Küstenpatrouille eben. Scheinbar haben sich schon viele an den Dingen bedient, was gut ist. Nur wäre es uns echt lieber, wenn sie die Kisten stehen lassen würden. Die paar Nägel sind doch nichts, weshalb man uns ausrauben müsste, oder?


    Der quirlige Johnny meldet sich von Staroye aus. Leider geht dort das Essen zur Neige. Wir werden dort demnächst wieder einmal vorbeischauen müssen und ich beschließe, das in naher Zukunft in Angriff zu nehmen oder Samariter Blau damit zu beauftragen. Schließlich mache ich mich behutsam auf den langen Weg nach Berenzino, um dort die Nacht zu verbringen. Viel zu lange bin ich unterwegs und es ist schon Dunkel, als ich endlich die Zelte und unsere Fahne im Wind flackern sehe. Schnell versorge ich meine eingesammelten Güter und lege mich dann auf meinen provisorischen Schlafplatz in der Klinik. Anschließend lausche ich noch etwas den Stimmen der anderen und ihren amüsanten Geschichten und schlafe in einem Meer von Stimmen ein.

  • 16.06.2023 – Banditenspiele


    Manchmal erlebt man in Chernarus die verrücktesten Dinge. Charly erzählt mir etwas wehmütig, wie er wohl den Vogel heute abgeschossen hat. Charly traf auf einen Überlebenden namens Noko in der dauerhaften Gaszone bei Rify. Charly wollte eigentlich nur schnell weiter. Aber wie das so ist, gerade da passierte etwas: Er sah einen anderen Überlebenden und konnte ihn einige Zeit beobachten. Ich weiß nicht genau, was in Charly gefahren ist, aber er wollte einmal einen ‚guten Banditen‘ spielen und versuchte darum, den Überlebenden zu überfallen. "Es war so dumm von mir!“, seufzt er im Funkkanal, „Ich wollte mal jemanden überfallen und nicht nur schießen. Es war mein erster Versuch." Tatsächlich hatte er sein Opfer getroffen. Mit fünf Schüssen und ihm dabei wohl die Beine gebrochen. Charly befürchtete schon, er habe es übertrieben und sein Opfer sei bereits tot. Also lief er zu ihm hin, um ihn zu untersuchen. Allerdings war dies mitten in der permanenten Gaszone und Charly hatte in seiner Gasmaske nur noch ca. 5% der Filterleistung übrig. "Der Dude wird auf jeden Fall einen Filter haben.", hoffte er. Aber dort angekommen musste er feststellen, dass der Fremde keinesfalls tot war, sondern noch sehr lebendig. Unser guter Bandit in spe versuchte auf Englisch, ihn dazu zu bewegen, seine Hände zu heben und die Waffe fallen zu lassen. Allerdings verstand der Fremde das Englisch nicht und ließ nur die Waffe fallen. Seine Antwort war: „I'm nearly dead.“. Soweit, so gut. Was beide aber nicht wussten war, dass der Fremde, der sich als Noko entpuppte, durch seine Stimme Zombies angelockt hatte. Sofort gingen sie natürlich auf ihn los. Unser Charly empfand plötzlich so etwas wie ein umgedrehtes Stockholm-Syndrom und wollte sein Opfer auf alle Fälle beschützen. Irgendwas mit Banditenehre oder so. Oder war es das schlechte Gewissen? Jedenfalls schoss er sofort auf die Zombies mit seiner LAR. Dumm nur, dass diese auch enorm laut war. Ich predige es ja immer und immer wieder: Schießt nicht laut auf Zombies! Was passierte? Natürlich wurden beide erneut überrant. Die Zombies kamen immer mehr auf Charly zu. Noko wollte noch die AK in die Hand nehmen und helfen, aber er hatte satte 8 Schnittwunden und verblutete. Auch Charly musste am Ende das Zeitliche segnen und an der Küste neustarten. Tragisch… aber am Ende konnten sich beide wenigstens noch aussprechen und Noko scheint Charly nicht böse zu sein.


    Während ich Charlys Ausführungen lausche, baue ich in Berenzino Zucchinis an und räuchere einige davon, ehe ich sie ins blaue Nahrungszelt packe. Leider war das noch nicht alles an Unglück, was unser Charly ertragen musste. Sein geliebter grüner Geländewagen, der ADA 4x4, wurde in Berenzino geklaut. Wie frech! Er hatte ihn vor dem Bambicamp geparkt und scheinbar hat wohl ein Bambi oder sonstiger Überlebender gedacht, das sei wohl ein neuer Service der Samariter und hat das Auto gleich mitgenommen.


    Wolfgang und Kanu fahren im Auto der Küste entlang und sehen in Kamyshovo ein totes Bambi. Allerdings finden sie nicht heraus, um wen es sich handelt und fahren daher weiter ihre Runde, um die Kisten wieder aufzufüllen.




    Pechvogel Dani kam durch ein Tor in seiner Basis nicht durch und saß quasi in der Falle, aber Henrik hat ihm aus dem Schlamassel geholfen und ihn mit dem Auto weitergebracht. Auf einem Feld in der Nähe von Berenzino habe ich eine Schatzkiste entdeckt, die sich als Danis Fund herausstellt. Er ist aber so lieb und überlässt sie uns für unser Bambi-Auffanglager. Sehr großzügig von ihm! Ich habe in Berenzino eine Armbrust gefunden und mit Epoxidharz repariert. Henrik bekam sie als kleines Dankeschön für das ganze Fleisch, das er uns mitgebracht hat. Wir beschließen gemeinsam zu grillen. Auch Kanu kommt mit einer Wagenladung an Fleisch am Lager an und so können wir eine riesengroße Grillparty ausgeben. Ich angle noch etwas und am Ende haben wir wirklich reichlich zu Essen.


    Ach ja, und jemand hat die Garage neben unserem gelben Sarka in Berenzino zugebaut! Keine Ahnung, wer das war, aber es ist spannend! Schauen wir mal, ob wir die Baumeister mal antreffen und herausfinden, wer dahintersteckt.


    Gegen Abend entdecken Jammet und Kanu noch eine liegengebliebene rote Olga kurz vor Berenzino. Kein Überlebender zu sehen, dafür hören wir aber von Weitem Schüsse am großen Krankenhaus. Was da wohl passiert ist? Ich beschließe, nicht näher heranzugehen.


    Kanu entdeckt einen nackten Toten in der Nähe der Tankstelle bei Berenzino. Seltsam. Es scheint, als wäre er nicht erschossen worden. So zumindest meine Einschätzung, als ich die Leiche etwas näher inspiziere. Was ist da wohl passiert? Ich tippe auf einen Unfall oder einen Zombieüberfall. Jedenfalls haben Jammet und Kanu die Olga wieder flott gemacht. Sie freuen sich sehr über das Auto und kaum haben sie die Stadt verlassen, da kommt ihnen ein Überlebender entgegen. Es handelt sich um Alexej von den Chernarussen. Tja und was soll man sagen? Die rote Olga entpuppt sich als die seine. Mann, war er vielleicht froh, dass Jammet und Kanu ihm einfach so das Auto wieder flott gemacht haben. Der Tote vorhin war übrigens auch er, denn er hatte einen Unfall gehabt. So fügt sich eines ins andere und einmal mehr ist es gut, dass wir eine so gute Gemeinschaft mit vielen hier in Chernarus pflegen.


    Später fahren Jammet und Kanu weiter, um Essen zu den anderen Bambi-Camps zu bringen. Dani, Charly, Fetzi und Henrik kommen nach Berenzino. Wir grillen nochmals und lagern die geräucherten Reste ein. Schließlich fahren alle wieder weg, nur Fetzi bleibt zurück und erschießt ein paar Zombies von der Polizeistation aus. Dann wurde es ruhig im Lager.


    Jammet und Kanu sind nochmals losgefahren, um Essen für Prigorodki zu holen. Dort hat Charly den gelben Sarka wieder flott gemacht.


    Was für ein Tag… er ist wirklich sehr ereignisreich gewesen. Wer unsere neuen Nachbarn in der Garage wohl sind? Offensichtlich sind sie nicht feindlich, denn unser Lager steht noch und zum Glück bleiben heute Angriffe auf uns aus. Müde lege ich mich abends schlafen und träume einen schönen Traum von viel gebratenem Fleisch und rasenden Autos.

  • 17.06.2023 – Geplatzte Träume


    Während ich hier überwiegend allein in Berenzino meiner Arbeit nachgehe, scheinen die Tage miteinander zu ver-schwimmen. Dank des Tagebuchs kann ich einigermaßen nachvollziehen, was genau wo passiert, aber täglich kommen per Funk so viele neue Informationen rein, dass es mir trotz des Tagebuchs schwer fällt, den Überblick zu behalten. Einerseits ist es unheimlich schön, dass ich bzw. die anderen Samariter und natürlich die Jungs neuen Überlebenden begegnen und sich so zahlreiche Geschichten ereignen. Andererseits ist es auch enorm anstrengend, immer nachzuvollziehen, wer genau welche Rolle gespielt hat. Tja und wenn mir das schon schwerfällt, wie mag es dann den anderen gehen, die nicht direkt involviert sind und auch keine Aufzeichnungen führen? Vor allem Jammet wirkt oft sehr verwirrt über die ganzen neuen Namen und Personen. Ich kann es wirklich gut nachvollziehen. Dennoch hält er sich wacker und setzt sich weiterhin für die Belange anderer an, indem er mit Kanu die seltenen ruhigen Momente genießt und die Bambi-Kisten abfährt. Das ist eine enorm wichtige Aufgabe und ich bin sehr froh, dass die beiden sich so intensiv darum kümmern. Und mal ehrlich, wenn ich an die Geschichte mit unserem Chernarussen Alexej von gestern denke, dann muss ich immer noch schmunzeln. Ich meine, wie groß ist denn bitte schön die Chance, dass ausgerechnet die beiden sein Unfallauto finden, es wieder flottmachen und dann auf der Straße anschließend ihm begegnen? Das ist einfach großartig und es macht mich total froh und stolz, dass wir auf diese Weise unseren Beitrag zu einer friedlicheren und lebenswerteren Welt leisten können.


    Bei den anderen Jungs geht es wohl auch wieder mächtig zur Sache. Jemand berichtet mir im Funk von einem unfreundlichen Kontakt in der Militärbasis von Tisy in der letzten Nacht. In ihrem Eifer haben sich die Jungs bis weit in den Nordwesten vorgewagt, wo sich das weiträumige Militärareal befindet. Noch sind sie sich nicht sicher, wer das gewesen sein könnte. Eventuell ein Einzelgänger wie Durog oder ein Fremder namens Maximillian, dem Tabasko zuvor unterwegs begegnet ist? Oder war es zuletzt vielleicht der Schatten, um den es in letzter Zeit sehr ruhig geworden ist? Ich werde das Gefühl nicht los, dass er im Hintergrund seine Fäden zieht und das Schauspiel genießt. Andererseits würde das so gar nicht zu ihm passen. Mir kommt es immer so vor, als sei es ihm egal, was man über ihn sagt und von ihm denkt. Er zieht allein seine Wege und wenn jemand diese zufällig kreuzt, spendiert er demjenigen ein kostenloses Ticket zurück an den Strand. Kurz: Ich glaube nicht, dass der Schatten in dieser Sache seine Finger mit am Abzug hatte, aber trotzdem sind seine Präsenz und seine Legende irgendwie spürbar allgegenwärtig, wenn etwas passiert. Was war in der Nacht geschehen? Charly war mit Shizo und Henrik unterwegs im Militärareal von Tisy. Möglicherweise inspiriert von unseren Erzählungen über die Begegnung mit den Assi-Nacktbambis vor ein paar Monaten hatte Shizo beschlossen, nur in Unterwäsche und Schuhen bekleidet in das Militärlager zu marschieren und dort so viele Dinge zu sichern, wie er tragen konnte. Der Plan lief gut, bis der laute Knall einer Granate seinem Vorhaben auf tragische Weise ein Ende. Allerdings hatte Shizo Glück im Unglück: Er überlebte den Anschlag schwerverletzt. Charly und Henrik eilen selbstverständlich sofort zum Tatort und sicherten alles weiträumig ab, so gut es eben ging. Der Schütze versuchte unterdessen, Shizo zu treffen, aber es gelang ihm kaum. Durch seine Freunde bestärkt und vermutlich vollkommen dem Adrenalinrausch verfallen, wurde Shizo unvorsichtig. Er sah in seinem Gegner ein leichtes Ziel und wollten ihn zurückschlagen. Wild entschlossen stürmte er auf diesen zu, wurde jedoch seinerseits getroffen und sackte bewusstlos zu Boden. Als er wieder zu Bewusstsein kam, war der Schütze über ihm und boxte ihn erneut zu Boden, bevor er ihn ausraubte. Am Ende floh der Fremde mit Shizos gesammelten Schätzen. Zum Glück überlebte auch Shizo diesen Angriff, kam wieder zu sich und versteckte sich in einer nahegelegenen Hütte. Dort konnte er sich mit Eigenblut versorgen, während Charly die Hütte bewachte. Eigentlich sah Shizo keinen Sinn mehr in allem. Er wollt nur noch sterben. Seine Beine waren gebrochen, seine Integrität war verletzt und er fühlte sich mehr tot als lebendig. Wie gerne wäre ich gerade in dieser dunklen Stunde bei ihm geblieben und hätte ihm geholfen. Zum Glück hatte er zwei gute Freunde an seiner Seite, die ihm gut zuredeten. Darüber hinaus hatte Charly aus seinem Versteck den Fremden beobachten und dessen Position ausmachen können. Da er den verletzen Shizo jedoch nicht zurücklassen wollte, wollte er ihn nicht angreifen. Es war wichtig, dass Shizo sich erst einmal erholt. Ein weiteres Problem kam hinzu: Charly hatte keine geeigneten Waffen, da er zuvor ohne Filter in der Gaszone gestorben war. Wir erinnern uns, da war ja die Sache mit dem gescheiterten Überfall auf Noko am Vortag. Wie ging es nun weiter? Also die gute Nachricht ist, dass Shizo überlebt hat. Die für die Jungs schlechte Nachricht: Der Schütze konnte entkommen. Mit Shizos pinkfarbenem Arm-band. Es stimmt schon: militärisches Gebiet ist hart umkämpft. Jeder, der sich dort umsieht, muss mit seinem baldigen Ableben rechnen, denn in der Regel kommt kein friedlicher Überlebender einfach in eine Militärbasis, um die Gegend zu bewundern. Nein, da geht es eher darum, so viele Waffen und Ausrüstung wie möglich für sich zu beanspruchen und wer solche Waffen nötig hat, der macht in der Regel Jagd auf andere. Insofern kann Shizo froh sein, dass er den Vorfall überlebt hat, auch wenn es mir für die Jungs natürlich leidtut.


    Was mir auch sehr leidtut ist Durog. Er meldet sich nämlich nach der Erzählung bei mir und wir kommen ins Gespräch. Wir starten mit etwas Small-Talk und ich frage ihn, wie es ihm so geht. Etwas verlegen grinsend kommt er schnell zum Punkt: „Tabasko hat mein Hauptlager geplündert.“ Ich falle aus allen Wolken. Was hat der?! So ein frecher Junge! „Der hat sich bestimmt gedacht: Jackpot.“, fügt er hinzu. Ich drücke mein Beileid aus und frage, wo denn die Basis gewesen ist. Tja und was soll ich sagen? Ganz im Südwesten und Durog hat sogar mitbekomme, wie Tabasko sich mal wieder selbst in die Luft gesprengt hat beim Raiden… Oh Mann. Das darf doch nicht… „Waren da mehrere LKW mitten im Wald..?“, frage ich vorsichtig nach. Ein klares „Ja“ kommt als Antwort. Verdammt…


    Durogs Basis stand mitten im Wald und hatte einige LKW dort untergestellt. Natürlich klingeln bei mir sämtliche Alarm-glocken, denn die Schilderung erinnert mich sofort an die Basis, die von den Jungs, Kanu und Blue ausgeraubt worden war! Was soll ich sagen? Es ist, wie ich es befürchtete habe: Das Ziel dieses sogenannten Raids war in der Tat nicht die Basis eines diebischen Trios aus heimtückischen Überlebenden gewesen, sondern das Heim des freundlichen, aber scheuen Wanderers Durog. Es trifft mich mitten ins Herzs und ich bekunde ihm erneut mein Beileid. Auch die Jungs sind sichtlich betroffen, als ich sie informiere. Charly merkt an, dass er noch versucht habe zu klären, ob es sich bei Kanus und Tabaskos Fund nicht um Durogs Basis handeltn könnte, aber vermutlich ging am Ende zu schnell. Die Zeit arbeitete in jedem Fall gegen sie. Tja und das ist der Punkt, wo mir Durog enorm viel Respekt abringt. Statt sauer auf Kanu und die Jungs zu sein, verzeiht er ihnen großmütig. „Ja, kannst ihnen ruhig sagen, ich grolle ihnen nicht, wie gesagt, bin ein Sammler, kein Killer.“ Das ist wahre Größe. Ich weiß nicht, ob ich in seiner Situation so die Nerven behalten könnte. Ich habe ja auch schon oft genug erlebt, wie meine Bambi-Auffanglager geplündert oder gar komplett abgebaut wurden. Und hier reden wir ja nicht von einem kleinen Lager mit ein paar Unterständen und Zelten, sondern von einer riesigen Basis freistehend im Wald. Eine Basis, die für die Jungs den Anschein machte, dass da eine starke Gruppe beteiligt sein muss. Viele von ihnen können gar nicht glauben, dass einer alleine so ein Bauwerk aufgestellt hat und unser Respekt für Durok und vor allem für seine Leistung wächst. Das aber auch noch aus einem anderen Grund. Ich traue es mich gar nicht zu sagen, aber bei dem, was Durog mir dann erzählt, fehlen mir die Worte. Es benötigt einige Zeit, bis ich meine Gedanken sortiert habe. Einerseits bin ich dem schüchternen Wanderer sehr dankbar für seine Auskunft und für seine Tat, aber sie zerstört leider auch ein Stück weit meinen Traum. Okay, das ist vielleicht ein zu starkes Wort. Alles der Reihe nach. Durog und ich kommen auf verschiedene Basen zu sprechen, die es so gibt. Gut, also ich hatte ja aufgeschrieben, dass Kanus und Jammets Garage in Nizhnoye ausgeräumt wurde vor einigen Tagen. Dabei waren zwei Zelte und das Bambi-Mobil entwendet worden. Wir hatten die Raider als die ‚Gentlemen-Raider‘ bezeichnet, da sie die ganzen Sachen wieder feinsäuberlich in Unterstände gepackt hatten, ehe sie die Basis verlassen hatten. Ich finde es nach wie vor nicht gut ausgeraubt zu werden, aber zumindest hat mich diese schadensbegrenzende Aktion gegenüber den Einbrechern versöhnlich gestimmt und mir sogar Bewunderung gegenüber dieser Tat abringen lassen. Das hat mich wieder etwas an das Gute im Bambi bzw. das Gute in den Menschen glauben lassen. Aber nun berichtet mir Durog, dass die Realität leider ganz anders aussah. Er hatte die geöffnete Garage entdeckt und aus purer Neugier einen Blick hinein geworfen. Das Schauspiel war schrecklich, sagte er mir. Überall lagen Hilfsgüter und andere Dinge verstreut und so wollte er das nicht liegen lassen. Man merke an: Durog hatte nichts mit dem Überfall zu tun, denn genau wie ich vergreift er sich nicht an anderer Leute Basis. Aber statt einfach sang und klanglos zu gehen, nimmt er das Risiko entdeckt zu werden auf sich und verbringt volle zwei Stunden damit, neue Unterstände zu bauen und die verstreuten Güter wieder einzusortieren. Diese Schilderung lässt mich getroffen zurück. Die ‚Gentlemen Raider‘ gibt es gar nicht! Es war die ganze Zeit Durog, der am Ende einfach eine gute Tat vollbracht hat. Still und heimlich. Das muss ich erst einmal sitzen lassen, aber natürlich bedanke ich mich herzlich für seine selbstlose Aktion. Ich benötige einige Zeit, um meinem zerstörten Traum von anständigen Raidern nachzutrauern, bis ich schließlich erkenne, dass es eigentlich Durog ist, der unseren besonderen Dank verdient hat und der eben sogar noch viel mehr getan hat als das, was die ‚Gentlemen Raider‘ meiner Ansicht nach getan haben. Durog war die ganze Zeit absolut selbstlos und hat sich für uns in Gefahr gebracht. Tja und wie wird es ihm gedankt? Seine Basis wurde geplündert… zwar nicht von mir, aber es tut mir alles so unendlich leid. Aber statt eines Grolls gegen und zu hegen, akzeptiert er einfach die Dinge, wie sie sind. Ich kann es nur nochmals betonen: Das ist wahre innere Größe. Es kommt nicht darauf an, die meisten Leute zu töten oder ihre Sachen zu rauben. Durch solche Taten bewirkt man viel mehr und ich danke Durog für diese Einsicht. Ich wünschte, ich könnte mich gegenüber ihm irgendwie erkenntlich zeigen, aber er ist nicht nur schüchtern sondern auch sehr bescheiden. Aber eines Tages fällt mir etwas ein. Am Ende bin ich froh darüber, dass ich die Bambi-Fahne, die aus seinem Lager entwendet worden ist, nicht angenommen und gleich aufgehängt habe. Ich frage ihn noch, ob er sie wiederhaben möchte, aber er gibt nur locker zurück: „Die Bambi-Fahne wäre ja eigentlich für euer Bambi-Zentrum.“ Meine Augen werden feucht. Die ganze Zeit hat er dabei auch an uns gedacht… In diesem Falle beschließe ich, die Bambi-Fahne in Prigorodki zu hissen, damit sie uns daran erinnert. Sie soll ein Zeichen sein für Durogs selbstlose Tat und dafür, wie schnell blinde Rachsucht und Gier den Falschen treffen können.


    Wo wir gerade beim Thema sind: Natürlich hat wieder jemand versucht, in unsere Garage bei Nizhnoye einzubrechen. Wolfgang entdeckt, dass eine Wand zur Hälfte kaputt ist und an der Küste findet er sogar zwei wasserdichte Rucksäcke mit Einbruchswerkzeug. Zum Glück hat die Person aufgegeben und das Lager ist sicher. Für heute zumindest.


    Außerdem ist unser Wanderer Wolfgang einem Bambi in Berenzino am Auffang-Lager begegnet. Zitat: „Es hat genauso dumm geschaut wie ich“. Danach ist jeder von ihnen in eine andere Richtung gegangen. Wolfgang ist ein hervorragender Scout und Spurenleser, aber in Sachen Kontaktaufnahme fast genauso schüchtern wie Durog. An ihrem neuen Lager treiben Charly, Shizo und Tabasko noch etwas Schabernack mit der Lautsprecheranlage und am Ende sitzt Charly mit dem schönen gelben Sarka von gestern buchstäblich fest. Er berichtet von einem mysteriösen Unfall und ist den Berg hinuntergefahren, oder besser: geflogen. Mit mehreren Umdrehungen, die Charly

    ‚Schrauben‘ nennt. Jedes Mal, wenn ich die Geschichte höre, werden es mehr. Zum Glück helfen seine Freunde ihm da wieder raus und das Auto überlebt den Unfall.


    In Berenzino gehen Kanu und Wolfgang noch gemeinsam auf die Jagd. Das arme Reh tut mir etwas leid, aber am Ende füllt sein geräuchertes Fleisch das Vorratszelt. Außerdem bestücken die beiden Jäger die Lager mit Kleidung und anderen nützlichen Dingen…


    Auf ihrer Rundfahrt trifft Kanu dann auch auf Bruce, ein Bambi. Er ist seit drei Jahren nicht mehr hier in Chernarus gewesen und als Begrüßung hat Kanu ihm gleich einen unserer Begrüßungsteddys übergeben. Prall gefüllt mit den wichtigsten Sachen für den Neuanfang: Etwas zum Essen, zum Trinken, zum Verbinden und zum Schneiden.


    Shizo meldet über Funk noch den Fund einer Basis, aber wo genau, kann ich nicht verstehen.


    Als Jammet sich zu unserer Runde gestellt, berichtet er davon, dass aus dem kleinen Lager im Wald seine Armbrust entwendet wurde. Der Arme. Wir müssen uns wohl irgendwo wieder eine andere holen, aber zumindest steht das Lager noch. Irgendwo zwischen den Gesprächsfetzen hört Wolfgang nochmals Fleisch (Was für eine Formulierung…) und Charly meldet Kanu zwei Überlebende an der Küste, nach denen er schauen kann.


    Charly fährt mit seinem Auto zurück zu seiner Basis und sieht unterwegs noch einen Fremden, dieses Mal an einer Bushaltestelle stehen. Er kann es sich nicht verkneifen, hält grinsend neben ihm an und sagt locker: „Bruder, wartest du auf den Bus? Der kommt heute nicht mehr.“ Wir alle lachen, aber plötzlich ist der Überlebende verschwunden. Einfach so… wie kann das angehen? Hat der Hunger ihm einen Streich gespielt?


    Was auch noch schön ist, ist die Tatsache, dass die Gruppe um Andy, Basti, Florian und Itchy nun Verstärkung von Lukas bekommen haben. Vielleicht begegne ich ihm einmal unterwegs auf meinen Reisen. Das wäre schön.


    Henrik hat den Schützen von letzter Nacht übrigens am Ende ausfindig gemacht. Glaubt er zumindest. Wir haben ja lange spekuliert, ob es der Schatten gewesen sein könnte. Aber ich habe sofort gesagt, dass das nicht sein könne. Der Schatten quält nicht. Er tötet. Schnell. Sein Opfer bewusstlos zu schlagen, passt überhaupt nicht in sein Verhaltensmuster. Aber Henrik ist überzeugt, dass es der Täter gewesen sein muss. Immerhin hatte er eine Waffe, wie Shizo. Was uns dann aber doch wieder zweifeln lässt ist die Tatsache, dass das Armband fehlte. Entweder es ist doch eine andere Person gewesen oder aber er hat das Armband versteckt oder entsorgt. Jedenfalls war Henrik gerade unterwegs in der Nähe von Novaya Petrovka im Nordwesten, als ihn Schüsse aus einer Mosin aufmerksam werden ließen.

    Dann sah er vor einer Scheune jemanden rennen und Schoss. Der Fremde hatte keine Chance und nicht einmal eine Waffe in der Hand. Ob das wirklich sein musste? Jedenfalls zeigte die nähere Untersuchung, dass sein Opfer eine Spitzhacke und acht Zündkerzen bei sich hatte. In der Nähe gab es dann wohl auch noch eine kleine Basis oder eine Art Versteckt. Als Zeichen seines Triumphes ließ Henrik dort ein pinkfarbenes Armband zurück, ließ aber sonst alles unberührt. Das Schicksal des Toten interessiert mich nun doch und ich verbringe einige Zeit in verschiedenen Funkkanälen, um herauszufinden, wer der Tote war und welche Geschichte er zu erzählen hatte. Nach eingehender Recherche stellt sich etwas Unglaubliches heraus, das mir den Atem verschlägt! Der Überlebende, den Henrik da getroffen hatte war tatsächlich nicht der Schütze, der nachts auf Shizo gefeuert hatte und ihn ausgeraubt hatte, aber trotzdem eine Prominente Persönlichkeit. Im Funkkanal geht es drunter und drüber. Wolfgangs tiefe Stimme sagt im breitesten Dialekt, dass es bestimmt der Schatten war. Auch Tabasko stimmt ein: „Bitte sag es war der Schatten!“ Und ja, sie haben alle Recht. In diesem Fall ist es eindeutig: Der Überlebende war in der Tat der Schatten und Henrik hat ihn erwischt. Es ist, als ob eine ganze Last der Vergangenheit von der Gruppe abfällt. Das Mysterium ist gelöst. Naja zumindest etwas und die Legende hat einen kleinen Riss bekommen. Wobei ich noch nicht einmal finde, dass das wirklich der Fall ist. Noch kennt ihn niemand wirklich und keiner weiß, wo er sich rumtreibt. Daran ändert auch die Tatsache, dass Henrik ihn nun erwischt hat nichts. Der Schatten ist und bleibt ein Mysterium, aber zumindest wissen wir nun sicher, dass es ihn gibt. Wann wir wohl das nächste Mal auf ihn treffen?

  • 19.06.2023 – Samariter in Weiß


    Es gibt neue Tore bei den Garagen in Berenzino. Stammen sie von den gleichen Personen oder sind es Trittbrettfahrer, die es einfach lustig finden, auch eine Garage dort zuzubauen? Für einen Moment lang überlege ich, wie cool es wäre, wenn sich hinter jedem zugebauten Tor wirklich ein Auto befinden würde und wir eine Bambi-Fahrschule aufmachen würden. Den Gedanken verwerfe ich aber wieder, denn dazu sind die Zeiten einfach zu gefährlich und noch weiß ich ja nicht, wer unsere neuen Nachbarn sind. Ich hoffe nur, dass es nicht die schießwütigen Kerle von neulich sind, die vermutlich zwei Fässer in der Nähe versteckt haben. Eines der beiden beobachte ich nach wie vor täglich, aber noch tut sich nichts. Während ich in Berenzino wieder meiner Arbeit und vor allem meinen Gedanken in Bezug auf unsere neuen Nachbarn und den Schatten nachgehe, ist Kanu allein als Samariter in Weiß im roten Bambi-Mobil 3.0 auf Streifzug. Unterwegs in Kamyshovo trifft er ein Bambi namens Daro und versorgt ihn. Auch in Solnichniy trifft Jahsan, der Samariter in Grün auf Jannik. Er ist ebenfalls ein Bambi und wird versorgt. Da es aber leider kein Essen mehr im Lager gibt, angeln die beiden erst einmal und braten gemeinsam Fleisch. Am Ende zieht Jannik in Frieden weiter. Somit konnten wir zumindest direkt schon zwei Überlebenden helfen. Mit einem guten Gefühl gehe ich heute schlafen.

  • 20. Juni 2023 – Böse Absichten

    Heute hatten wir eine Autopanne in Berenzino. Jammet und Kanu haben Shizos schwarzen Gunter repariert. Es ist immer gut, jemanden im Team zu haben, der sich mit Fahrzeugen auskennt und ich bin froh, dass Shizo geholfen werden konnte.


    Leider erreichen mich aus Prigorodki schlechte Nachrichten: Furkan, unser Samariter in Rot meldet, dass alle Zelte leergeräumt wurden. Alle Kleidungsstücke wurden auf den Boden geworfen und ein Unterstand wurde abgebaut. Es gab kein einziges Kleidungsstück mehr im Camp. Auch die Unterstände wurden abgebaut. Es ist schockierend und ich fühle mich zurückversetzt in die Zeit vor ein paar Wochen, als wir mit den ‚Assi-Nacktbambis‘ Probleme hatten. Damals ging es eine ganze Woche so, bis sie sich dann zu erkennen gegeben haben und uns quasi erpressen wollten. Ein Glück ist das vorbei, aber nun droht das alles wieder von vorne zu beginnen. Zum Glück standen die Generatoren noch und die Fahne war auch da. Auch die Autozelte konnten nicht abgebaut werden. Aber warum macht jemand so etwas? Es scheint, als wäre jemand wieder wütend auf uns gewesen. Vielleicht hatte jemand vor, hier einfach Überlebende kaltblütig abzuknallen und als keiner vorbeikam, wurde die Person ungeduldig und rächte sich für die verlorene Zeit, indem sie die Versorgungsgüter aus dem Zelt warf. Möglich wäre es. Vielleicht war es unser Sniper? Dass es der Schatten war, glaube ich nicht. Er ist viel zu bedacht auf Diskretion. Das passt nicht zu ihm. Zum Glück bauen der Samariter in Rot, Wolfgang, Kanu und Jammet alles wieder auf und füllen das Lager so gut es geht wieder auf. Ich bin so dankbar, dass wir inzwischen ein eingespieltes Team sind.


    Auch bei den Jungs ist einiges im Busch: Shizo und Dani wurden zwei Sarkas gestohlen. Wer der Täter ist, wissen sie noch nicht, aber es gibt wohl einen Verdacht. Ein Lichtblick ist, dass Ravini ein Auto bekommen hat. Shizo war so freundlich und hat ihm eines zur Verfügung gestellt. Er fährt jetzt einen schwarzen Gunter und ist enorm stolz auf sein kleines Fahrzeug. Sein kleiner City-Cruser. Shizo meinte, das Auto sei so schwarz wie Ravinis Seele, aber Ravini behauptet, er sei normalerweise ein ganz netter Kerl. Ich muss herzlich lachen. Die beide sind schon klasse.


    Am Ende grillen die Überlebenden in Prigorodki am Feuer ein paar Äpfel, Hühnchen und vieles mehr und zum Glück gibt es keine weiteren Zwischenfälle. Jedenfalls ist es ein sichtbares Zeichen dafür, dass wir trotz aller Widrigkeiten zusammen-halten und uns gegenseitig unterstützen. Ha! Nehmt das ihr Miesmacher. Aber ich gebe zu, ich wüsste zu gern, wer das Bambi-Auffanglager wieder verwüstet hat und vor allen Dingen, warum. Ich möchte die Ausrede, dass es halt Assis oder ‚toxische Arschlöcher‘ sind nicht gelten lassen. Ich wünschte, ich wäre jetzt auch in Prigorodki bei den anderen, aber ich habe noch in Berenzino zu tun.


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  • Beitrag von Herz-Aus-Gold ()

    Dieser Beitrag wurde vom Autor aus folgendem Grund gelöscht: Doppelpost ().
  • 21.06.2023 – Neuzugang


    Als ich erwache beschließe ich, dass ich mir selbst einen Eindruck vom Zustand des Bambi-Auffanglagers in Prigorodki machen muss. Daher breche ich in aller Frühe allein auf und suche mir meinen Weg an der Küste entlang. Dabei halte ich mich immer in der Nähe des Waldes, um nicht von anderen Überlebenden überrascht zu werden.


    In Prigorodki angekommen inspiziere ich alle Zelte, aber noch ist alles so, wie Kanu, Jammet und die anderen es hinterlassen haben. Samariter Rot ist noch nicht zu sehen, aber eventuell hat er heute auch seinen freien Tag. Ich drehe meine Runde und begegne in Chernogorsk schließlich Koira, unseren Neuzugang. Er hatte sich per Funk angekündigt, aber er benötigt dringend ärztliche Hilfe. Eine heftige Erkältung macht ihm zu schaffen. Darum helfe ich ihm erst einmal mit Medizin und versuche ihm die Grundlagen des Überlebens beizubringen: Halte dich warm, satt und gesund. Es dauert eine ganze Zeit, bis Koira endlich über den Berg ist. Als er fit genug ist, gehen wir beiden auf die Jagd. Aber da diese scheitert, beschließen wir bei Cap Golova etwas zu angeln und ich bringen ihm die Grundlagen des Angelns bei. Koira lernt schnell und im Nu hat er sich selbst eine Angel gebastelt und zieht seinen ersten Fisch an Land. Das alte Zitat stimmt schon: Gib einem Menschen einen Fisch, dann wird er für einen Tag satt. Zeig ihm wie man angelt und er ernährt ein ganzes Dorf. Oder so ähnlich… Gut, davon ist Koira noch weit entfernt, aber bald haben wir in der Tat eine Menge Fische, die wir dann am Steiofen in Prigorodki über dem Feuer räuchern.


    Die Jungs gesellen sich per Funk dazu und berichten von ihren Erlebnissen. „Na, hast du dein Bambi angelernt?“, fragt Henrik grinsend und ich bestätige. Die Jungs nehmen in herzlich in der Runde auf, man erhält sich noch etwas über das Wetter, das in letzter Zeit wesentlich besser geworden ist und bedankt sich bei ‚Wettergott-Murphy‘ für den Sonnenschein. Charly meint: „Jo, kann man mal machen.“ Nein, wir meckern nicht mehr über das Wetter. Als Koira und ich zum Brunnen laufen, kommt mir ein Bambi mit einer Schrotflinte in der Hand entgegen. Ich grüße den Fremden freundlich. „Ach Hallöchen!“ doch da legt er seine Flinte an und zielt direkt auf mich. Mein Herz rast, der Schrecken ist in meiner Stimme zu hören, aber ich versuche möglichst ruhig und beherrscht zu sein. „Nicht schließen hey, nicht schießen Junge!“, rufe ich ihm entgegen und gehe zwei Schritte zurück. Charlys Lachen entschärft die Situation. „Oh Herz….“, lacht er laut. Offenbar ist er das Bambi. Grummelnd drohe ich: „Ich hole meine Erziehungs-Vaiga! Ich sag’s dir!“ Mir kommt noch ein Gedanke. Ich ziehe mein Schwert, das mir von Henrik geschenkt wurde und überlege ich eine Sekunde. Dann füge ich hinzu: „Oder noch besser: Schau mal!“ Drohend halte ich das Schwert über den trinkenden Bambi-Charly. „Wo ist denn der Rest deiner Rüstung?“, scherzt er. „Den mache ich mir aus deinen Knochen!“, spiele ich das Spiel weiter. Wir beide lachen und ich lasse das Schwert sinken. „Das war einfach zu verlockend, weißt du?“, merkt Charly noch an. Da kam der Charly einfach mit einer Wumme aus dem Haus. Mann, Mann, Mann… Ja, Waffen am Bambi-Lager sind eine gefährliche Sache. Bambi verletzen sich und schlimmstenfalls andere immer damit. Besser, wir halten die vom Lager fern. Ich frage Charly, ob ich ihm etwas zu Essen geben kann, aber er überlegt eher, ob er sich nicht… ‚an die Küste teleportieren‘ lassen möchte. Ich erkläre, dass Wolfgangs patentierte Selbstmordzellen an der Küste noch im Aufbau sind. Kein Witz… er hat sich eine Konstruktion ausgedacht, damit ein Bambi möglichst effektiv und schnell nach seinem Ableben wieder an eine andere Stelle… ‚teleportieren‘ kann. Mir widerstrebt das zutiefst, aber er hat so seine eigene Auffassung von Hilfe und Nächstenliebe. Aber wir haben ja hier unseren Neuzugang, Koira. Möglicherweise möchte er ja im Namen der Samariter Transport AG Charly helfen. Er legt seine SG5K an und einen gezielten Schuss später befindet sich Charly wieder an einem anderen – hoffentlich besseren Ort. „Nein, Charly…“ jammere ich und beerdige ihn. Leider starb Charly auf der Straße und nicht auf Gras. Also muss ich unserem Bambi-Neuling Koira zeigen, wie man eine Leiche fachgerecht entsorgt und vor allem kann ich ihn dann gleich von der Gefahr des Menschenfleischs warnen. Ich schärfe ihm unter Gelächter der Jungs ein: Iss nie fremdes Fett! Kannibalismus ist keine Lösung. Außerdem warne ich ihn davor, dass andere Überlebende ihn damit füttern könnte und er solle aufpassen. Ich verbrenne das restliche Fleisch. Ich denke, das war eine wichtige Lektion. Im Funkkanal tauschen wir die neuesten Geschehnisse aus.Ich erfahre unter anderem, dass Durog Shizo heimlich beobachtet hat. Er hätte ihn ohne Probleme töten können, aber natürlich tat er dies nicht und verschonte ihn. Durog ist in der Tat ein ganz Lieber und stiller Zeitgenosse, der lieber unter sich bleibt. Koira und ich befüllen das Zelt schließlich mit geräucherten Fisch. Den Abend lassen wir im Dörfchen ausklingen und sind gespannt, was der kommende Tag für uns bereithält. Koira ist jedenfalls angekommen und scheint ein ganz netter Zeitgenosse zu sein. Er bietet an, uns beim Befüllen des Bambi-Camps zu helfen. Das ist absolut lieb gemeint, aber ich bin mir noch nicht sicher, ob er wirklich schon abschätzen kann, was es bedeutet, ein Samariter zu sein. Zunächst sollte er sein Leben in Chernarus so gut es geht meistern und möglichst viele Erfahrungen sammeln. Dabei helfen wir ihm gerne und ich bin mir sicher, wenn er erst einmal mit den Jungs umherzieht, wird er ihren Lebensstil auch attraktiv finden. Wir werden sehen, denn das kann nur die Zeit zeigen.


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  • 22. Juni 2023 – Herausforderungen der besonderen Art

    Unserem Neuzugang Koira geht es ganz gut. Tabasko und Shizo haben ihn Koira in Prigorodki getroffen und sich gleich seiner angenommen. Stell dir vor… weil die beiden sehr nett sind und er sie gefragt hat, haben sie ihn nach Berenzino gefahren. Kaum zu glauben, oder? Auf dem Weg nach Berenzino haben sie Fetzi eingesammelt. Ein seltenes aber geschätztes Mitglied der Gruppe mit den pinkfarbenen Armbändern. Die Gruppe hat anschließend Koira beim Bambi-Auffanglager dort abgesetzt und wollte wieder zurück nach Süden fahren.


    Kaum als sie Berenzino verlassen haben, schlief Tabasko wohl am Steuer ein. Sekundenschlaf – oder eher ein Disconnect. Soll es ja manchmal geben. Dabei gab er aber noch immer Gas, das Auto wurde immer schneller, rammte schließlich ein Schild. Die beiden geduldigen Mitfahrer kennen ja Tabaskos Fahrstil und so wurden Gedanken laut wie: „Ja gut okay, Tabasko halt“ oder „Der will uns nur wieder ein bisschen ärgern...“ bis hin zu „Okay, lassen wir den Mal unkommentiert“. Schließlich fuhr Tabasko wortlos genau zwischen zwei Bäumen durch. „Ja, der will so tun, als ob er gegen die Bäume f-fährt... ganz toll!“, dachte sich der andere Teil der Gruppe nur. Tja und dann? Dann fuhr er weiter. Genau aufs Meer zu! Ich kann mir ausmalen, wie sehr das Shizo und Fetzi erschrocken haben muss. Shizo versuchte von seinem Beifahrersitz noch auszusteigen, aber er schaffte es nicht. Im Funk hörte man vermutlich nur ein „Tabasko...? Tabakso hör doch auf...? Tabasko...TABASKOOO? Wir sind tot.“ seitens Fetzi. Die Rückbank des sinkenden ADAs wurde für ihn quasi zur nassen Todesfalle. Ein ADA hat nur zwei Tören. Grausam… ich möchte gar nicht daran denken und mich schüttelt es innerlich bei dem Gedanken an das Geschehen.


    Fetzi saß fest, weil der Ada zweitürig war. Als Tabasko wieder am Steuer aufwachte, grüßten ihn die Fische. Auch er ertrank jämmerlich. Keine Chance.


    Erst als alle drei sich an der Küste wieder trafen, stellten sie fest, dass Tabasko ihnen nicht einen seiner Streiche gespielt hatte, sondern dass es tatsächlich ein unverschuldeter Unfall war. Dann durfte er sich den ganzen Abend das Jammern der beiden anhören.. tja das ist der Grund, warum Ravinis Vorhaben eine neue Base zu bauen momentan etwas auf Eis gelegt ist, denn die Bauhelfer waren verhindert. Armer Shizo. Armes Fetzi. Naja und auch besonders armes Tabasko.


    Zu allem Überfluss wurde Shizo dann an der Küste auch noch von zu viel Hundefutter krank. Dabei hatte er so viele schöne Sachen gefunden. Er verbuddelte sie noch an der Küste und wählte dann den Freitod. Laut Tabasko hat er sich mehrfach gewünscht, mal neu anfangen zu können, also bekam er an diesem Tag zweimal, was er sich gewünscht hatte. Wie sagt man noch? Be careful what you wish for… Ravini nahm alles mit Humor. "Bist eigentlich auch ein Samariter!" meinte er zu Shizo. Vermutlich, weil es ihn auch immer an die Küste zieht… Ich glaube Shizo fand das nicht so lustig. Er möchte Tabasko von nun an scherzhaft „den Erlöser“ nennen. Allerdings ist schon deutlich zu spüren, dass er die ganzen Aktionen nicht so witzig fand. Trotzdem begibt er sich mit Tabasko wieder auf eine Tour und sie überfahren im Norden prompt einen Bären. Shizo meldet per Funk, dass er schon wieder krank wurde. Eine Folge des Hundefutters? Manchmal tritt eine Lebensmittelvergiftung in Wellen auf und kommt bei geschwächtem Immunsystem zurück. Zum Glück kann er sich durch Ferndiagnose mit Ravinis Tetracyclin kurieren. Uns kommt ein ganz anderer Gedanke: Hat Tabsko ihm erneut einen Streich gespielt und ihn etwa mit Bärenfleisch gefüttert!? Möglich wäre es. Aber Tabasko verneint. Das Gespräch läuft in ungefähr so ab:

    „Tabasko, hast du?“ – „Nein.“


    „Hast du?“ – „Nein, warum sollte ich! Er hat mir zwei Hüte gegbracht.“

    „Weiß nicht, sag du es mir!“


    So geht das noch eine Weile weiter. Shizo ist merklich frustriert und ruft eine neue Challence ins Leben: Einen Tag mit Tabsko verbringen. Tja und am Abend? Da hat Shizo leider noch einen Unfall gebaut, aber soweit ich das beurteilen kann überlebt. Meine Güte, er hatte heute wirklich einen bescheidenen Tag.


    Aber wie ging es uns Samaritern? Ich persönlich habe nicht viel Aufregendes erlebt und bin nur meiner Arbeit nachgegangen. Darüber hinaus habe ich den Gesprächen im Funkkanal gelauscht.


    Jammet und Kanu beschließen, mit dem roten Bambi-Mobil loszufahren und die Kisten an der Küste aufzufüllen. Für sie ist das ein gewisses Ritual geworden und sie beide scheinen die gemeinsame Zeit sehr zu genießen. Alles läuft soweit nach Plan und gerade fahren sie aus Kamyshovo raus, als sie in einiger Entfernung einen Zombie mitten auf der Straße stehen sehen. Einen Zombie?! Kanu ist der festen Überzeugung, es muss ein anderer Überlebender sein. Sein Begleiter ist sich nicht sicher, aber je näher sie den Umrissen kommen, desto deutlicher wird es, es handelt sich um einen Fremden! Kanu beginnt zu hupen, um den Fremden auf sich aufmerksam zu machen. Als ob ein herannahendes Auto in Rot nicht auffällig genug wäre… Vor dem Überlebenden kommt er zum stehen, steigt aus und winkt ihm freundlich zu. „Hallo! Kann man dir helfen?“ „Hey, grüß euch!“, antwortet sein Gegenüber und kommt auf ihn zu. Es ist wirklich ein Bambi, wie aus dem Lehrbuch für Samariter: Kurze Hose, schwarzes T-Shirt und grau-weiße Turnschuhe. „Du hast Glück! Ich habe hier gerade Sachen für dich…“, beginnt Kanu und öffnet den Kofferraum des roten Gunters. Er richtet ein paar warme Kleider für den Fremden und gibt ihm darüber hinaus noch etwas zu essen, zu trinken, ein Messer für die Selbstversorgung und sonst noch ein paar nette Dinge. „Das ist auf jeden Fall nett von euch!“, antwortet er. Jammet ist geistesgegenwärtig und nimmt sicherheitshalber alle Waffen aus dem Auto, damit sich der Fremde nicht schnell selbst bedient und sich und andere damit nicht noch verletzt. „Wie heißt du denn eigentlich?“, möchte Kanu wissen. „Ich bin der Ghost“, kommt die schnelle Antwort. „Nett dich kennenzulernen! Wir sind die Samariter von Chernarus und verteilen Dinge an Bambis an der Küste. Wir haben auch drei Camps für Neuankömmlinge, an denen man sich in Maßen bedienen kann.“ Während er ihm alles erklärt, bekommt der Fremde von ihm einen Stapel an Bandagen, Handschuhen, etc. Ghost muss sich sehr merkwürdig vorkommen, aber Kanu verhält sich wie im Handbuch. Er versorgt den Fremden vorbildlich und bittet ihn noch darum, die Lagerunterstände, Zelte und Kisten stehen zu lassen, wenn sie leer sind, damit man sie wieder auffüllen kann. Das Angebot, ihn nach Berenzino mitzunehmen schlägt Ghost jedoch aus. Er muss in den Südwesten. Man verabschiedet sich und zieht dankbar für diese Begegnung weiter.


    Aus Berenzino kommt schließlich die Meldung, dass die 3. Garage geöffnet wurde. Ich hatte ja keine Ahnung, wem sie gehört und dahinter verbarg sich wohl auch nichts. Charly verplappert sich uns meint, er habe das Auto zum Glück noch rausgefahren. Aha! Also waren es tatsächlich die Jungs, die diese Garage zugebaut hatten. Sie wollten sich wohl einen kleinen Scherz mit uns erlauben. Ich hatte mich schon so auf einen neuen Nachbarn gefreut… Schade. Nun ja… aber zumindest kam so keiner hier zu Schaden. Das ist auch etwas wert.


    Müde und erschöpft lege ich mich schlafen. Mit den Jungs ist wirklich immer was los. Ob ich aus der Geschichte mit Tabasko und dem „U-Boot“-Ada auch ein Bilderbuch schreiben könnte…? Wer weiß? Wer weiß?

  • 23.06.2023 – Wiederholtungstäter?

    Es ist wieder passiert. Wolfgang meldet in Prigorodki ein fehlendes Partyzelt. Es ist mir ein Rätsel, wie es entwendet werden konnte, aber leider ist es ein unumstößlicher Fakt. Dort, wo zuvor das braune Zelt die medizinischen Güter beherbergte, klafft nun ein großes Loch an der Häuserwand. Naja, optisch jedenfalls. Das Haus ist natürlich noch intakt. Aber auch alle Unterstände wurden abgebaut. Die Zelte, die noch stehen wurden geplündert. Wer ist das denn nun schon wieder? Wieder unser snipernder Freund? Ich verstehe diese Leute einfach nicht.

    Während ich in Nishnoye einen Unterstand im strömenden Regen baue, hält Wolfgang Ausschau. Endlich ist mein Werk fertig und ich mache mich auf den Weg zu Wolfgang. Etwas später bin ich dann am Ort des Geschehens. Wir bauen alles wieder auf, Wolfgang begibt sich nach Chernogorsk und holt Versorgungsgüter aus dem Krankenhaus. Anschließend gehen wir ins Sommerlager in der Nähe von Mogilevka. Dort sammeln wir ein paar warme Jacken zusammen, die wir in die Zelte verteilen. Unterwegs nutze ich sogar Adrenalin, um länger rennen zu können. Wir gehen auch an den Supermärkten vorbei. Wolfgang würde gerne einen Sneaker-Laden aufmachen, aber er hat keine Zeit. Tabakso kommt vorbei, und bringt ebenfalls noch Güter. Ich habe ihm in Solnichniy drei BKs hinterlegt, die er wohl für sein Event braucht. Was er wohl vor hat? Wir werden sehen. Shizo freut sich über die Mosin, die ich im Sommerlager gefunden habe und nimmt sie gleich mit. Etwas später ist das Lager wieder einigermaßen gefüllt und zwei Hühnchen braten über dem Feuer. Ich gehe über Staroye zurück und fülle dort die Vorräte wieder auf. Anschließend lege ich mich erschöpft schlafen.

  • 24.06.2023 – Odyssee

    Manchmal gibt es Tage, an denen möchte man einfach allein sein und in Ruhe seinen Gedanken nachgehen. Daher gehe ich von Staroye wieder in Richtung Süden und versuche meinen Weg in Richtung Küste zu finden. Dabei halte ich mich bewusst abseits der großen Straßen, um nicht unnötig Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Die bedrückenden Nachrichten um den Zeltdieb bei Prigorodki hallen noch nach und ich habe große Sorge, dass alles wieder von vorne beginnt und wir an der Küste keinen Frieden mehr haben. Wäre es da nicht klug, sich ein weiteres Standbein neben Prigorodki, Staroye, Solnichniy und Berenzino aufzu-bauen?

    Als ich so meinen Gedanken nachgehe, entdecke ich ein wunderschönes verlassenes kleines Hexenhaus. Wir nennen diese Art von Häusern immer „Hexenhaus“, um sie besser von anderen unterscheiden zu können. Es verfügt über zwei Stockwerke und drei Zimmer mit einem Spitzen Dach und lieg besonders idyllisch in der Nähe der Küste, auf einem kleinen Hügel. Ich beschließe, dort die Nacht zu verbringen und wärme mich an einem kleinen Lagerfeuer. Der Ausblick aufs Meer ist überwältigend und als die aufgehende Sonne das Meer vor mir in einen goldenen Schleier hüllt, werde ich fast schon etwas melancholisch. Dieser Ort ist einfach wunderschön und ich beschließe, genau hier vor dem Haus ein weiteres kleines Auffanglager aufzubauen. Der Garten ist groß genug für einen kleinen Unterstand und neben dem klapprigen Holzschuppen lege ich ein kleines Beet für meine Pflanzensamen an. Es dauert einige Zeit, bis ich genügend Stöcke besorgt habe, aber zum Glück finde ich in einem Verschlag etwas weiter unten am Fuß des Hügels sogar vier Zeltplane. Das Schicksal meint es gut mit mir und nach einiger Zeit habe ich endlich den Unterstand fertig. Stolz befülle ich ihn mit ein paar Konservendosen, ein paar Kleidungsstücken und was man sonst noch so braucht.

    Ich beschließe, das kleine Dörfchen namens Nizhnoye an der Küste etwas genauer zu durchsuchen und arbeite mich Stück für Stück vor. An einer kleinen Kirche steht ein Brunnen, der von ein paar stöhnenden Zombies bewacht wird. Zum Glück sind sie kein Problem und ich habe für meine Handfeuerwaffe, der MK II, noch genügend Munition. Schuss, Treffer. Schuss, Treffer. Schnell fülle ich meine Feldflasche auf und in der Kirche finde ich sogar noch eine Packung Salzstangen für meinen neuen Unterstand. Ich schlendere die Straße weiter, am verlassenen Supermarkt vorbei und bleibe am Ende der Straße wie angewurzelt stehen. Da steht tatsächlich eine Garage vor mir, die auf einer Seite mit einem Holztor zugebaut wurde! Neugierig laufe ich um das Gebilde herum. An der Rückseite ragen Spuren eines Autozelts aus der Garage hervor. Jemand hat sich dort eine Basis aufgebaut! Ich bin enorm aufgeregt und funke gleich voller Freude: „Ich habe eine Basis gefunden! Ich habe endlich auch einmal eine Basis gefunden!“. Außer Tabasko ist aber keiner da, der antwortet. Dieser ist aber sehr interessiert und ich weiß, dass ich vorsichtig sein muss, damit er nicht gleich loszieht und die Basis aufbricht. Ich habe vor, sie erst einmal zu beobachten, allerdings sage ich Tabasko dann doch, dass sie sich in Nizhnoye befindet. "Nizhnoye? Hä? Das ist doch deine Base!", gibt er verwundert zurück. Ich schüttele den Kopf. Was? Wie soll denn das gehen und natürlich zweifle ich an seiner Einschätzung. Aber er wird präziser. „Doch doch. Da ist euer rotes Bambimobil drin“, erklärt er mir. Nun wird es mir langsam klar… wenn das wirklich Kanus Garage ist, von der er mir schon so viel erzählt hat und die er mir schon die ganze Zeit zeigen wollte, dann… Ich stelle das Zahlenkombinationsschloss hastig auf eine mir bekannte Kombination ein. Es klickt. Das Tor ist offen. Oh Mann!

    Im Inneren ein Autozelt und in der Mitte steht stolz das Bambimobil 3.0. Ja, das ist unsere Basis. Wobei… eher Garage. Ravini, der nun auch hinzugekommen ist und alles mitbekommt lacht herzlich. Oh nein, wie peinlich! Aber zu meiner Verteidigung, ich ging bisher immer davon aus, dass unser Samariterlager in Vishneye lieg. Da hatte ich durch die schlechte Funkqualität wohl etwas falsch verstanden. Nun gut, somit bin ich jedenfalls beruhigt, dass in diesem Ort kein anderer wohnt und unsere Garage noch sicher ist.

    Achja und dann sind hier noch ein paar seltsame Aufzeichnungen, die ich in meinem Tagebuch gefunden habe. Es ist definitiv nicht meine Handschrift, aber jemand wollte das wohl verewigt haben. Also hier füge ich die entsprechenden passagen ein:



    Eigenartige Geschichte.

    Schauen wir mal, ob ich die Fakten noch verifizieren kann. Jedenfalls breche ich nach einer angenehmen Rast auf in Richtung Berenzino, prüfe dort das Lager und setze dann nach getaner Arbeit den Weg nach Solnichniy fort. Dort tauschte ich die dortige Fahne gegen eine weiße Fahne aus, fülle das Zelt mit Kleidung und sichere beim nahegelegenen Zug-Unglück zwei Fässer für uns. Leider kam für die Überlebenden jede Hilfe zu spät, bzw. sie hatten sich bereits in Zombies verwandelt. Die Fässer trage ich eins nach dem anderen zurück nach Nizhnoye und verstecke sie dort. Anschließend beschließe ich noch einen letzten Abstecher zurück nach Staroye zu machen. Dort treffe ich auf Wolfgang und wir veranstalten eine kleine Grillparty mit leckerem Schaf. Zurück geht es nach Solnichniy und dort treffe ich abends dann auf Hikaru, die ich nach Nizhnoye begleite. Mann, bin ich froh, dass sonst nichts Schlimmes auf dem Weg passiert ist.

    Tja und Ravini? Der war den Tag über auf der Suche nach seiner neuen Basis. Wir wollten ihm gerne helfen, aber er durfte ja nicht sagen, wo sie war, sonst hätten wir das ja erfahren. Daher versuchten wir mit der Karte seinen Standort zu bestimmen. Er fand tatsächlich eine Basis, die seiner sehr ähnlichsah, aber sie war an einer völlig anderen Stelle! Ich meldete dies sofort den anderen Überlebenden und Ravini zog weiter. Charly kam später per Funk zu unserem Gespräch hinzu und half uns beim Aufklären der Sache. Es war tatsächlich Ravinis Basis! Er hat also am gleichen Tag wie ich seine eigene Basis für eine fremde gehalten. Tja, das ist wohl Karma…


    Aber irgendwie tut er mir leid. Manchmal ist das Überleben und das Finden des Weges echt schwer.

    Extrem müde aber auch erfüllt schlafe ich ein.

  • 25.06.2023 – Medic im Einsatz

    Tja… ich dachte mir schon, dass diese eigenartige Zwischenepisode mit Whoomba, dem Unschuldigen, Folgen haben würde. Was soll ich sagen? Es stellte sich heraus, dass die Scheune tatsächlich der Unterschlupf von Ravini und Shizo war. Aber natürlich hatte ja Whoomba nur den Schutz der Scheune im Sinn. Wissen wir… Jedenfalls regt sich Tabasko im Funkkanal gekonnt auf. „Ich habe vier Stunden daran gesessen, um das Ding zuzubauen! Du Bastard!“ Scheint, als sei er wirklich sauer. Eigenartigerweise nimmt es Ravini überraschend locker: „Ihr könnt alles ausräumen, da finde ich eh nicht mehr hin.“ Kaum zu glaube, wie wenig er sich zutraut. Ich bin mir sicher, dass er gar kein so hoffnungsloser Fall ist, wie er uns immer glauben lassen will. Was gibt es sonst noch Neues? Charly hat mal wieder eine Basis entdeckt, die er „beobachten“ möchte, hält sich aber mit dem Ort bedeckt. Mir soll es recht sein, dann kann ich weniger ausplaudern.


    Außerdem haben wir einen weiteren Neuankömmling in unserer Runde. Er nennt sich Andy bzw. Andre und hat beschlossen, dass zu zwei alles sicherer ist. „Wie beim Schwimmen und Tauchen“, ergänzt Jammet lachend, als wir ihn in unserer Runde willkommen heißen. Andy hat sich schnell mit dem Nötigsten ausgestattet und wir entlassen ihn in die Wildnis, aber natürlich bleiben wir in Kontakt. Vielleicht findet er ja Anschluss zu den Leuten aus Charlys buntem Haufen. Ich gehe unterdessen so gut es geht meiner täglichen Arbeit nach. Glücklicherweise ohne größere Zwischenfälle.


    Am Abend trifft dann der Notruf von Henrik ein, der in seiner Basis angegriffen wird. Es sind wohl drei bis vier Überlebenden mit orangenem Armband.


    Wir beschließen, ebenfalls vorbeizuschauen. Eventuell können wir Verwundeten helfen oder vermittelnd tätig werden. Darum werde ich in Prigorodki von Dani abgeholt. Es kostet mich etwas Überwindung, in sein Auto zu steigen, denn er gibt immer wieder verschmitzte Kommentare von sich in der Art, dass er mein Schicksal irgendwann erfüllen und mich töten wird. Er meint, er müsse etwas zu Ende bringen oder so. Ich vermute, er ist irgendwie einem gewissen Wahn verfallen, aber ich kann auf mich aufpassen und bin vorsichtig. Da ich aber keine andere Mitfahrgelegenheit habe, steige ich widerwillig in sein Auto ein. Außerdem bin ich nicht allein. Er nimmt auch unseren heißblütigen Johnny mit und Jungspund Koira. Koira erhält von mir eine Waffe und los geht die Fahrt.


    Mitten auf dem Weg, springt oder fällt Koira jedoch versehentlich aus dem Auto, das aufgrund seines überholungsbedürftigen Zustandes keine Türen hat und verunglückt dabei. Wie konnte das passieren? Wir sind schockiert, aber bald findet er seinen Weg von der Küste aus zurück zu uns. Weiter geht es in Richtung Osten.


    Dani parkt in einiger Entfernung zu Henriks Basis und in Elektro stürme ich auf die Zombies, die Tabasko beharken, der inzwischen auch vor Ort ist. Ich bekomme drei sogar im Haus erledigt, ohne ohmnächtig zu werden. Dann helfe ich Tabasko beim Sichern zweier Leichen und begebe mich zurück ins Hochhaus, während die Jungs ins Industriegebiet stürmen. Ich höre, wie jemand über mir mit einem Zombie kämpft und gehe langsam nach oben. Tatsächlich liegt da ein toter Zombie. Also muss der Typ ganz oben sein, da er an mir nicht vorbeikam. Die Spannung steigt!


    Ich höre Schüsse von oben. Eindeutig ein Gewehr. Der Überlebende schießt auf mich! Zum Glück verfehlt er mich… puh. Ich schlage ihn zweimal instinktiv und brülle ihm ins Gesich. „NICHT SCHIEßEN!“ Er steht auf und gerät wohl in totale Panik. Ich auch… willkommen im Club! Er rennt in eine Ecke und ich rufe ihm noch zu „Hey, hey! Warte mal kurz, warte, warte, warte, warte! Nicht, nicht, nicht!“ Er hält sein Gewehr in der Hand, ich gehe auf Distanz, um ihn nicht zu verunsichern. Dann kommt ein „Okay, okay, okay, okay!“ wie ein Kanonenfeuer von ihm. Mehr als einzelne Worte bekommen wir wohl in unserer Konversation des Stresses nicht heraus. Wir beharken uns daher mit einsilbigen Antworten. „Medic!“, rufe ich, „Medic im Einsatz! Hey, brauchst du irgendwas?“ Ich nehme meine Hände hoch, um zu zeigen, dass ich keine Gefahr bedeute. „Nee… Ah doch, was zu trinken!“ Ich laufe langsam mit erhobenen Händen auf ihn zu. „Okay, ich hole was raus. Ist es okay, wenn ich die Hände runternehme?“, frage ich. „Ja, ja. Sorry. Leider habe ich kein Wasser dabei in den Flaschen. Unter uns fallen Schüsse. Zombies schreien. Sind die Jungs unterwegs? Hoffentlich rasten sie nicht vollständig aus, wenn sie hier hochkommen. „Hey, ich werd dich erschießen!“ Kommt es von Tabasko etwas weiter unten. „Oh oh oh!“, rufe ich und laufe vor Tabasko mit der Flinte weg, der die Treppe hinaufgestürmt kommt.. Vermutlich meint er den Fremden, aber bei ihm weiß man nie so genau. Schließlich steht er dem Fremden gegenüber. Beide zielen aufeinander, suchen Deckung. Es geht alles so schnell. Tabasko ruft noch: „Leg die Waffe weg, dann wirst du überleben!“ Mutig, aber er hat Recht. „Ja, am besten alle Waffen weglegen, sonst werde ICH nicht überleben!“ rufe ich beiden Parteien zu, um die Anspannung etwas aus der Situation zu nehmen, die Hände wieder entwaffnend erhoben. „Okay, meine Waffe ist weg“, sagt der Fremde und harrt der Dinge, die kommen werden. „Okay, also… wen haben wir denn hier?“ frage ich in Richtung des Fremden. Ich möchte dem Fremden gerade etwas von meiner Notfallflasche geben, da kommt Tabasko mit erhobenem Gewehr an. „Ich werd dich jetzt fesseln!“ Oh nein…das klappt nie. Das letzte Mal, als er jemanden fesseln wollte, ist das katastrophal danebengegangen, aber ich habe keine Zeit mir über den Verbleib des damals wehrhaften Franzosens zu machen. „Krieg ich erstmal was zu trinken?“, unterbricht der Fremde forsch und weicht Tabasko gekonnt aus. „Ich geb dir Wasser, keine Sorge, ich geb dir Wasser“, versuche ich ihn zu beruhigen. „Ja ja, aber vielleicht lässt der mich erstmal in Ruhe?!“, beharrt er. Tabasko entgegnet kalt: „Ich vertrau dir nicht.“ „Das ist ein Einsatz hier!“, beharrt der Fremde und versucht auf nichtvorhandenen Konventionen zu beharren. Aber trotz allem hat er Recht. Seit wann fesseln wir Hilfsbedürftige? Das geht nicht! Die Jungs zielen mit der Waffe auf ihn, ich stelle mich dazwischen und pflichte ihm bei. „Ja, das ist eigentlich ein Medic-Einsatz. Was macht ihr hier? Jetzt lasst und mal das regeln. Geht mal in Deckung, wir kümmern uns hier.“ Ich erhebe wieder die Hände. Tabasko ist skeptisch und Johnny zielt noch zwischen die Augen des Fremden, an mir vorbei. „Nein, nein, nichts abknallen hier! Hey, Leute“, versuche ich an ihre Vernunft zu apellieren. Johnny fragt im militärischen Ton: „Habe ich die Erlaubnis?“, ich kontere ebenfalls donnernd: „NEIN! Niemand knallt hier was ab!“ Tabasko schmollt offensichtlich, aber er beruhigt sich. „Wenn Herz stirbt, ist mir das egal!“, sagt er grummelnd und weist mich damit darauf hin, dass ich mich auf dünnes Eis begebe. Aber das ist es mir wert. „Jaja ich kümmere mich!“, gebe ich im Funk wieder durch. Ich verbürge mich in gewisser Weise für einen Fremden, dem ich helfen will Wo ist da bitte die Logik? Aber die Logik ist gerade im Urlaub. Er bringt mich schon nicht um. Zu dem Fremden sage ich so selbstsicher wie möglich: „Du bringst mich nicht um.“ „Nein, nein, nein. Auf keinen Fall.“, beschwichtigt er. Also lege ich ihm die Flasche hin und führe ihn dann in ein kleines Badezimmer, wo ich ihn erst einmal mit dem Nötigsten ausstatte, denn er sieht aus wie ein Bambi. Was hat ihn wohl hierher verschlagen in diesen bewaffneten Konflikt und welche Rolle spielt er?


    Auf dem Weg zum Badezimmer sehe ich plötzlich die Wand einer fremden Basis. Wenn mich nicht alles täuscht, ist das eine Basis! Oho! Darum geht es hier also. Bandenrivalität? Es ist klar, dass nach diesem Tag hier kein Stein mehr auf dem anderen bleiben wird.


    Ich schließe die Türe mit einem Dietrich ab, während die anderen eine Schießerei draußen mit weiteren Unbekannten anfangen. „Oh wie verrückt… puh“, beginne ich das Gespräch. „Alles gut, kein Stress“, beruhigt mich jetzt der Fremde. Er hat keine Ahnung, wie nahe wir gerade alle am sicheren Tod vorbeigeschlittert sind. Auf ganz dünnem Eis. Er stellt sich mir als Benni vor. „Ich bin Herz-Aus-Gold“, erwidere ich die Vorstellung. „Freut mich!“, antwortet er höflich. Essen benötigt er nicht, aber ich gebe ihm trotzdem etwas ab sowie eine Flasche für unterwegs. Seiner Schilderung nach haben Fremde auf ihn geschossen und er kam hoch, um sich zu verstecken. Als ich dann kam, hat mich nicht sofort erkannt. Den anderen gehört wohl die Basis hier er sei nur den Schüssen gefolgt. Er versichert, dass er nicht zu den Leuten mit der orangefarbenen Armbinde gehört. So ganz glaube ich das nicht. Es ist schon ein ungeheurer Zufall und Bambis laufen selten direkt auf Schüsse zu. Daher bitte ich Benni, seinen Freunden zu sagen, dass sie nicht auf mich schießen sollen. Er beteuert aber, er sei allein. Nun gut.


    Wir warten etwas und unterhalten und so gut es angesichts der Schüsse draußen geht. Ich erkläre ihm, was ich soweit mitbekommen habe. Die Jungs reagieren empfindlich, wenn ihre Basis geraided wird. „Ja gut, das ist ja nachvollziehbar“, nickt Benni verständnisvoll.


    Ich bedanke mich, dass er mich nicht gleich erschossen hat, auch wenn ich die Schüsse auf mich für einen Augenblick vergessen habe. Tabasko gesellt sich zu uns und berichtet, dass sie wohl alle Gegner erwischt haben. Allerdings fehlt von Johnny jede Spur, denn er hat sich selbstständig gemacht und ist verschwunden. Tabasko entschuldigt sich bei Benni und ich begleite beide aus dem Haus, wo sie dann ihrer Wege gehen. Zuvor gebe ich Benni aber noch eine weiße Armbinde, damit er nicht doch versehentlich erschossen wird. Man weiß nie.


    Am Ende komme ich dann erschöpft und müde nach Prigorodki, fülle dort noch etwas die Zelte auf und ruhe mich etwas aus, ehe ich die Reise nach Berenzino antrete. Kanu meint, da sei etwas abgebaut worden. In der Tat waren alle Unterstände zerstört. Laut Tabasko hatte jemand am Morgen bereits alle Kleidungsstücke auf dem Boden verteilt. Was soll denn das wieder? Ich arbeite mich also auf einer möglichst sicheren Route an der Küste entlang in Richtung Berenzino. Ein Auto wäre nun doch nicht so schlecht, bei den ganzen Kilometern, die ich so zurücklegen muss.

    Dort angekommen, pflanze ich ein paar Pflanzen ein und baue beschädigte Dinge wieder auf. Tja und dann kommen Koira mit Fetzi zum Lager. Wir bauen gemeinsam für Koiras grünen Sarka ein Tor. Ein passendes Schloss und eine Zange haben wir ebenfalls glücklicherweise gefunden. Anschließend ersetze ich die rote Fahne mit einer weißen, die ich auf meinem Weg in Solnichniys Supermarkt gefunden habe. Achja und Tabasko, Henrik und Co. Meinen, dass der Kurti bestimmt einer von den dreien war, der Henriks Basis angegriffen hat. Spannende Sache, denn ich bekomme von den Jungs mit, dass der Benni in Wirklichkeit Kurti heißt. Wie sie das schon wieder rausbekommen haben… jedenfalls hat er wohl nicht ganz die Wahrheit gesagt. Sei es drum. Getötet hätte ich ihn ohnehin nicht. Wir Samariter sind so gut es geht neutral und helfen allen in Not, egal welcher Fraktion sie angehören.


    Schließlich mache ich mich noch auf den Weg zu unserem Testballon, dem gelben Fass. Es scheint noch fast unberührt, aber etwas wurde tatsächlich entwendet. Ob die Gruppe wieder hier war und nach Rify aufgebrochen ist? Wer weiß. Ich vermute, die Leute, die unsere Auffanglager die ganze Zeit plündern, sind auch die, denen das Fass gehört. Warten wir mal ab, was sich so ergibt.