16:00 Uhr… Donnerstag 03 März, ich warte mal ab….
Das Gras riecht mir modrig ins Gesicht. Unweigerlich muss ich daran denken, dass vielleicht vor hunderten von Jahren hier Kämpfe stattgefunden haben könnten. Und die Toten unter mir liegen. Vermodert im Boden.
Warum bin ich nur hier? Um mir etwas zu beweisen?
Als ich das letzte Mal hier in Tishina war, nahm alles ein abruptes Ende und das schöne Grillfeuer wurde durch Panik, Schüssen und Flucht zerstört.
Da hab’ ich auch meine alte Freundin und Weggefährtin aus den Augen verloren, als wir in verschiedenen Richtungen aus Tishina flüchteten.
Zitternd lag ich damals verdreckt und beschmutzt in einem Gebüsch. In der Hoffnung, dass mich keiner gesehen hat. Der oder die, geschossen haben.
Ich wagte nicht nach meiner Freundin zu rufen. Jedes Rascheln versuche ich zu vermeiden.
Ich hätte nicht nach Tishina kommen sollen. Es ist kein Ort der Zuflucht, kein Ort der Sicherheit.
Ich dachte, ich könnte dort Schutz suchen. Geschützt von den harten geschulten Männern oder auch Frauen. Ich dachte, ich konnte mich dort zur Ruhe legen und eine Nacht im Schutze der Dorfbewohner ausschlafen. Die Gastfreundschaft war sehr gross (doch auch die Gefahr) und ich fühlte mich wohl. Und dann?
Dann lag ich im Gebüsch, im Dreck und zitterte wie Espenlaub.
Ich kann kaum eine Waffe bedienen, schiesse schlecht und schlage mich nur schwer durch die Landschaften. Und dann bin ich wieder gezwungen weiterzureisen. Weiterzuhasten.
Ich habe mich Nördlich gehalten. Keine Karte, kein Kompass. Ich weiss nicht wo ich bin.
Als ich den Mannen nach Tishina nachgerannt bin, habe ich nicht geachtet wo wir hinlaufen.
Jetzt kauert das verängstigte "Reh" hier im Gebüsch.
Tage später, kam ich in eine grosse, sehr grosse Stadt. Hoch im Norden. Die mir imponierte von ihrer Grösse und Bauweise.
Und doch war ich allein.
Und hinter jeder Ecke, hinter jedem Eingang musste ich damit rechnen, dass wieder auf mich geschossen wird.
Anfangs hatte ich Angst vor den Zombies.
Doch ich habe gelernt, dass diese armen Wesen meine besseren Freunde sind, als die Menschen. Und ich vor ihnen weniger Angst haben muss.
Denn sie sind laut, verräterisch, dumm und schwach.
Doch die wenigen Überlebenden. Die sind die grösste wirkliche Gefahr.
Unfreundlich, Diebe, Mörder nur an sich denkend. Sie schlachten dich ab, zerhacken dich. Erschiessen dich hinterrücks und das nur für einen grösseren Rucksack oder einfach nur aus Freude am Töten.
Anstatt sich mit mir auszutauschen, zu Handeln, Waren tauschen, zu Reden um dann weiterzuziehen.
Da sitz ich doch lieber einem Zombie gegenüber.
So kam es wie es kommen musste. Es war diesmal nicht das «pffffft». Und ich bin durch einen gezielten Schuss umgefallen. Nein. Das dumme, verängstigte Reh… viel vom Dach.
Die Reise begann von neuem.
Auf meiner Reise, traf ich auf einen jungen Mann. Der vor einem Haus, einen Pfeil auf mich abschoss.
Ich rannte zu ihm. Wollte ihn zur Rede stellen. Im etwas anbieten doch der zweite Pfeil kam.
Was sollte ich tun? Flüchten oder schiessen? Ich bin nicht der Typ, der einfach drauflosschiesst. Warum auch?
Die Frage löste sich von selbst. Der dritte Pfeil sauste auf mich zu. Durchborte mich, zwang meinen schwachen Körper in die Knie. Das letzte was ich sah, mein Blut, das sich am Boden verteilte.
So läuft es immer wieder ab. Ein freundliches «Hallo» und dann wirst du feige getötet.
So habe ich auch die wenigen Freunde die ich anfangs noch hatte verloren, die ich auf meinen Reisen kennenlernen durfte. Es ist besser allein zu bleiben.
Und ich verspüre im Innern, in mir, da steigt ein böser Keim empor, der mich dazu führt, jeden den ich sehe, sofort abzuknallen. Auf in einzuschlagen, bis das Blut und Fleisch umherspritzt. Ich würde diesen Mann mit der Crossbow (verschiesst Pfeile) nun jetzt (der mich vor dem Haus einfach killte) sofort töten.
Und das erschreckt mich. Bin ich selbst schon zum Zombie geworden?
Was ist aus dem hilfsbereiten Engel geworden?
Sind meine Gefühle mit der Apokalypse mit untergegangen?
Nein. Nicht mit der Apokalypse, sondern mit den schlechten Menschen, die diese Apokalypse verursacht haben.
Was ist nur aus mir geworden…?
So hause ich über die Wiesen, Häuserecken und Felder.
Immer auf der Suche. Nach was denn? Für was denn?
Und bin auf der Reise wieder nach Norden (auf der Reise, wie schön das klingt).
Immer nach Norden.
Und ich erkenne plötzlich, ich bin nicht weit von Tishina. Soll ich wieder einmal vorbeischauen?
Hat sich was verändert? Ist es sicherer geworden?
Ich hab's nicht eilig, also, auf nach Tishina.
Ich bin Östlich in den Wäldern von Dubrovka.
Also auf nach Tishina. Aber diesmal nicht als Besucher.
Mittwoch 02. März, ich bin kurz vor Tishina.
Etwas Südöstlich in den Wäldern.
Ich tu mich sehr schwer. Mir fehlt das Wissen, die Orientierung, das Können schlecht hin. Ich weiss, es ist nicht mehr weit, vielleicht noch etwa 1,5 km.
22:30 Uhr ich bin angekommen. Gebückt hinter einem Gebüsch und atme heftig.
Ich bin nervös.