des Doktor's Weg - Tishina Storys

  • Vorwort:


    So ungefähr hat sich das die letzten Tage abgespielt. Die Personen sind frei erfunden orientieren sich aber an ein paar Leuten von hier. (Es ist hoffe niemand beleidigt.)


    Des Doktor's Weg


    Es war ein sonniger und recht normaler Nachmittag in Tishina. Wir saßen am Feuer, aßen, lachten und ich erfreute mich an meinem Dasein.


    Plötzlich fielen Schüsse und unterbrachen somit einen der spannendsten Boxkämpfe die ich nach der Apokalypse je gesehen hatte. Die Projektile schlugen auf dem Platz neben mir ein, ich war kurz geschockt, machte mich dann aber sofort an meine Arbeit.


    Glücklicherweise hat es diesmal keiner meiner Beschützer erwischt und ich musste meine Hände nicht schon wieder in ihr Blut tränken um ihnen das Leben zu retten.


    Der Schütze war schnell gefunden und durch die Elitetruppen des Dorfes gerichtet.


    Als leitender Mediziner des Dorfers versuchte ich alles um diese arme Seele zu retten. Doch es war zu spät, der Schütze war tot.


    Der Schuss traf ihn frontal in die Brust. Es war sein Herz, er musste nicht leiden. Die Soldaten feierten den Treffer und rühmten sich in der Tatsache ein Leben beendet zu haben.


    Mir stieß meine kürzlich gegessenes Kürbisschnitzel stark auf.


    Ich sprach leise ein Gebet für ihn.


    Inomine patris et fillii et spiritus sancti


    Amen


    Ich wollte nicht, dass die harten Soldaten mit hörten, denn als gebildeter Mediziner hat man es unter solchen Wölfen oft nicht leicht. So versteckte ich mein Mitleid vor Ihnen und mimte ebenfalls den harten Kerl, auch wenn meine Seele und mein Herz vor Schmerzen aufschrie, blieb ich still und verzog keine Miene.


    Als Arzt habe ich schon viele Tote gesehen, doch ich war entsetzt von der puren Verschwendung und Missachtung des Lebens. Der Anführer der Truppe durschaute meine Maskerade, er beachtete mich aber nicht weiter und ich atmete auf.


    Es war hier Sicher, aber ich machte mir keine Illusionen. Ich war nicht wie diese Menschen hier. Abgestumpft durch die Isolation und eiskalt waren sie nur noch Schatten ihre früheren Leben. Es war eine Zweckgemeinschaft, die Soldaten brauchten einen Arzt der sie zusammen flickt und ich brauche Beschützer da ich allein nicht überleben kann.


    "Du muss bei Kräften bleiben", sollte ich Schwäche zeigen und meinen Nutzen nicht mehr erfüllen so bin ich nur noch ein weiter Magen der gefüllt werden will. Ein nutzloser Magen der nichts beisteuern kann, wird hier nicht geduldet. Da war ich mir sicher.


    Diese Krieger waren keine Monster, sie würden mich nicht töten oder essen da war ich mir sicher. Ihr Anführer war kalt und berechnend, aber er war ein Ehrenmann. Sollte ich hier keine Leben mehr retten können würde man mich verstoßen, was in meinem Fall mit dem sicheren Tot gleichzusetzen wäre.


    Meine Gedanken werden unterbrochen. Der einzig freundliche Soldat des Lagers setzt sich zu mir. Er sieht mich an und sagt: „so eine Schande“. Ich nickte etwas verwundert mit dem Kopf. Bin ich doch nicht der einzige hier, der den Tod dieses Mannes betrauert? Meine kurze Verwirrung erhält schnell Aufklärung, denn der freundliche Soldat fährt fort: „Hast du gesehen Doc, was der Bastard alles bei sich hatte, eine Schande das der Schuss alles in seinem Rucksack ruiniert hat, ich könnte töten für ein Bier“.


    Er drehte den Kopf weg von mir und starrte mit seinen leeren Augen wieder ins Feuer. „Die Welt für ein Bier?“, dachte ich mir. Zweifelslos war er in seinem vorherigen Leben ein einfacher Arbeiter der seine Frustration mit Alkohol bekämpfte. Ich hatte in meiner Zeit als Arzt und vor dieser Katastrophe schon eine Menge alkoholkranke Menschen gesehen, irgendwann erkennt man sie auch ohne Offenbarung.


    Aber ich will kein Heuchler seien, denn schon vor der Auslöschung der Menschheit habe ich ein starkes Verlangen an Substanzen entwickelt die eigentlich zur Rettung meiner Patienten dienen sollten.


    Und dann traf es mich wie ein Schlag. Die Soldaten durchsuchen die Toten meist nur nach Waffen, Munition, Essen und natürlich nach Bier und Wodka. Das sind eben ihre Fachgebiete. Aber von Medizin und Medikamente verstehen sie nicht viel.


    Was wenn der Tote Morphin dabei hatte und die Soldaten es nicht erkannt haben? Meine Hände begannen zu schwitzen, mein Blick wurde starr und meine Gedanken umkreisten nur noch eine einzige Hoffnung. Der Schütze hat sicher was dabei, ich will es haben, ich brauche es, ich muss zu ihm.


    Ich erhob mich und wurde von dem einzigen Koreaner in der Soldatentruppe ruppig gefragt: „Wo willst du hin Doc?“


    Niemand wusste von meiner Sucht und das war auch gut so. Aber da draußen ist es gefährlich also manipuliere ich den Koreaner. Die Soldaten können zwar schießen und hart austeilen, doch sind sie oft einfacher Gemüter die meiner Silberzunge nichts entgegenzusetzen haben, dachte ich mir überheblich. Doch ich muss vorsichtig sein, gerade der Koreaner rühmt sich damit einen erwachsenen Mann mit nur einem Schlag in die Ohnmacht zu befördern.


    Ich sagte ihm, das Mr. Z den kürzlich verstorbenen Angreifer nicht nach medizinscher Ausrüstung durchsucht hat. Warum sie ihn „Z“ nenne weiß ich nicht, er ist ein Killer und womöglich hat er seinen richtigen Namen einfach umgebracht.


    Der Koreaner war scheinbar zu faul sein Hintern zu erheben. Er erwiderte mir nur: „Da ist alles im Arsch, der ist total zerschossen, du hast doch gesehen was noch von dem übrig war“.


    Hätte ich ihn nur gleich durchsucht ich Trottel, denn jetzt kratzte es mich und ich wollte nur noch eine Dröhnung. Morph, Morph ich konnte nur noch an diese zauberhafte Substanz denken, die mich für kurze Zeit aus diesem Alptraum befreit.


    Nun musste ich schmutzige Tricks anwenden und die rücksichtslose Natur meiner Sucherkrankung ausnutzen.


    Ich sprach zu dem Koreaner: “Mr. Chow, der Tote hat sicher etwas zur Wundheilung bei sich und das könnte Ihnen in Anbetracht unsere Vorräte und Ihrer Situation nur zum Vorteil verhelfen“


    Dabei blickte ich ihn tief in seine dunklen Augen. Er wusste worauf ich anspiele. Mr. Chow beherrschte eine mir unbekannte, asiatische Kampfkunst und nur durch diese Techniken war es ihm gelungen sich im Lager Respekt zu verschaffen. In dieser rauen Hierarchie war Respekt von unverkennbarem Wert, er sicherte das Überleben innerhalb der Gemeinschaft.


    Diesen Respekt verdiente sich Mr. Chow durch die Boxkampfe die im Lager stattfinden. Die Männer betrinken sich, fressen sich voll und prügeln im Rahmen eines barbarischen Wettkampfes auf sich ein. Wenn es keine Angriffe auf das Lager gab oder Vorräte beschafft werden mussten, dann war das der Alltag im Camp. Zu oft musste ich Platzwunden und Ohnmachten behandeln die durch Mr. Chow’s Kampfkunst entstanden waren.


    Doch auch er erlitt kürzlich eine Verletzung nach einem Sturz. Er stolperte sternhagelvoll über die Schnüre eines Zeltes und verletzte sich dabei am Arm. wahrscheinlich aus asiatischem Stolz kam er mit dieser Wunde erst sehr spät zu mir. Sie war glücklicherweise noch nicht infiziert.


    Er bat mich niemanden etwas von seiner Verletzung zu erzählen, denn Verletzung bedeutet Schwäche, mit Schwäche verliert man den Respekt und seinen Stand innerhalb der Gruppe. Und so hatte ich einen wertvollen Verbündeten, wenn nicht sogar meinen persönlichen Handlanger. Ich musste ihn das bloß verstehen lassen.


    Ich flüstere zu ihm: „Wenn sich ihre Verletzung infiziert, kann ich unter diesen Bedienungen nichts für Sie tun“.


    Die Wunde heilte gut und ich war mir sicher, dass sie bald gänzlich verheilen würde. Doch das muss er noch nicht sofort wissen, dachte ich mir.


    Der Koreaner hatte die Nachricht verstanden. Gott sei es gedankt, denn ohne ihn direkt zu erpressen wäre mir langsam nichts mehr eingefallen um diesen begriffsstutzigen Kämpfer zu überzeugen.


    Nun stand dieser Scheißkerl endlich auf. Scheißkerl? Mein ganzes Wese änderte sich nur durch den Gedanke endlich mein geliebtes Morphin in die Hände zu bekommen.


    Er zog seine Waffe, entsicherte sie wie ein Profi und sprach zur mir: „Okay Doc, dann folge mir aber halt deinen scheiß Kopf unten, wenn dir was passiert haut mir der Commander die Eier ab“.


    "Ihren Eiern wird schon nichts passieren Mr. Chow , Sie haben ja mich."


    Anscheinend hatte ich den Bogen überspannt und er hatte nicht verstanden, dass ich diesen Satz als Mediziner aussprach. Er ging auf mich zu und packte mich an meiner Kehle.


    „Was soll das heiße Doc, denkst du ich bin schwul, soll ich dir die Fresse polieren du Klappser?“


    „Mr. Chow bitte beruhigen Sie sich doch, ich wollte damit nur ausrücken das ich der Doktor des Lagers bin und Ihnen immer helfen werde.“

    „Bei meinen Eiern brauche ich keine Hilfe verdammt, ich bin ein ganzer Kerl!“


    Nach dem er das Aussprach, ließ er mich wieder gehen und setzte seinen Weg Richtung des toten Schützen fort.


    Man muss kein Psychologe seien um zu erkennen, das ich bei Ihm einen wunden Punkt getroffen hatte. Vielleicht hat er eine Geschlechtskrankheit von der er mir aus Scharm nichts sagen wollte oder ist er sogar homosexuell?


    Womöglich habe ich ihn auch nur gereizt mit der Tatsache, dass er schon wieder das Kindermädchen für mich spielen muss, wer weiß das schon.


    Nun war der Zeitpunkt gekommen, Mr. Chow sicherte die Gegend und sagte mir das ich mich beeilen sollte, da es hier nie sicher sei.


    Der Anblick des völlig zerschossenen Körpers ließ mich kurz innehalten und versetzte mich erneut in Trauer.


    Doch da war wieder der Gedanke und die Stimme: „Los durchsuch ihn jetzt, ich will sein Stoff, finde den Stoff“. Und so öffnete ich den Rucksack, das viele Blut war mittlerweile geronnen und in die Stoffe des Rucksackes eingesickert.


    Im Rucksack selbst fand ich nur einen Scherbenhaufen. Eine Trinkflasche, ein paar Bandagen und anderen Plunder. Die Sachen waren vollkommen zerstört und unbrauchbar. Die Soldaten hatten ganze Arbeit geleistet, denn hier gab es nichts mehr zu holen.


    Aber hatten sie auch seine Taschen Kontrolliert? Ich dachte nicht weiter groß darüber nach und griff vorsichtig in seine Hosentasche. Dort fand ich einen etwas heruntergekommenen Kompass, der nochfunktionierte . Schnell steckte ich ihn in meine Tasche. Theoretisch hätte ich ihn im Lager abgeben müssen, doch ich dachte auch schon an ein Leben nach dem Lager und sammelte solch überlebenswichtigen Sachen, um eins Tages vielleicht doch ohne diese Halunken überleben zu können.


    Das war einer der Vorteil der Arzt zu sein, man ließ mir meinen Freiraum im Lager und kontrollierte mich nicht übermäßig. So konnte ich meine eigenen Vorräte schaffen um nicht gänzlich von den Herren in Grün abhängig zu seien.


    Und dann fand ich den goldenen Topf am Ende des Regenbogens. In einer Westentasche der Leiche fand ich tatsächlich ein wenig Morphin. Das Etikett war verwaschen, daher hatten die Soldaten es wohl übersehen. Auch wenn sie keine Mediziner sind, erkennen sie manche Sachen die ihnen helfen bzw. sie in einen ordentlichen Vollrausch versetzten.


    Das geliebte Teufelszeug in den Händen zu halten löste bei mir einen puren Endorphin-Überschuss aus. Schon seltsam, der Tote war mir plötzlich nicht nur egal, ich war froh dass er gestorben ist. Der Gedanke war noch nicht mal ganz zu Ende überlegt , da fiel mir auf, dass ich mein Leben riskiere für meine Sucht und das ich selbst zu einem größeren Monster geworden bin, als einiger der im Lager lebenden Soldaten.


    Doch die Einsicht kam zu spät, ein Schuss zerstört die trügerische Ruhe und ich spüre wie ich von der Wucht des Einschlages zu Boden gerissen werde. Mir wird schwarz vor Augen und kurz bevor ich das Bewusstsein verliere, höre ich noch weiter Schüsse und Kommandoschreie der anstürmenden Soldaten.


    Meine Augen öffnen sich wieder und ich kann langsam scharf sehen.
    Der freundliche Soldat lächelt mich an. Es ist ewig her, dass mich jemand angelächelt hat und ich merke wie mein Herzschlag sich wieder verlangsamt.


    „Das war knapp Doc, was wollten Sie denn bloß hier, es ist hier verdammt gefährlich“. „Aber keine Angst, ich glaube sie sind unverletzt“


    „Was ist passiert“? Frage ich mit zittriger Stimme und untersuche mich langsam auf Verletzungen.


    „Du hattest verdammtest Schwein Doc, jemand hat auf dich geschossen“.


    „Jemand?“ „Und was hat das mit Glück zu tun?“ antwortete ich zynisch und setzte mich langsam auf.


    „Wir denken, dieser Bandit der auf dich geschossen hat, gehört zu dem der hier schon neben dir tot im Dreck liegt“. „Die Kugel hat dich nur gestriffen, sie ging durch deinen Rucksack und hat dich nicht richtig getroffen.“ „Das du davon gleich aus den Latschen kippst passt zu dir Doc.“


    Überglücklich stelle ich fest, dass der freundliche Soldat Recht hat. Ich bin tatsächlich unverletzt. Nur einen Augenblick später schlägt meine Freunde in pure Wut um. Ich sehe meinen Rucksack, der völlig zerstört wurde. Mein Tagebuch, die Briefe meiner verstorbenen Frau, meine Forschungen an den Infizierten und die Medikamente die ich bei mir trug sind alle zerstört.


    Ich habe meinen wertvollsten Besitz verloren, weil ich ihn immer bei mir haben wollte.


    Nun ist alles verloren und das klein Wenig was von meinem Leben noch übrig war, liegt nun in einem Trümmerhaufen vor mir.


    Als ich neben mir auf den Boden schaue liegt dort das Morphin. Es ist Intakt und grinst mich mit einer gehörigen Portion Schadenfreude an. Nur wegen diesem Teufelszeug ist das überhaupt passiert. Ich wische mir eine Träne aus dem Gesicht und drücke mir die ganze Dosis wenig stolz in meinen Arm.


    Ich bin ein Junkie und habe alles verloren, ich bin ein Junkie und brauche jetzt mein Stoff!


    Der freundliche Soldat fragt mich was ich mir da verabreicht habe, doch in diesem Moment ertönt sein Funkgerät und die Stimme von Mr. Z ist zu hören:


    „Wir haben ihn, er ist am Leben, wir schaffen ihn in das Blockhaus, Over“


    „Hast du gehört Doc? Wir haben das Schwein. Los steh auf ,wir gehen zurück ins Lager, ich will sehen was der Chef mit ihm vor hat.“


    Er reicht mir seine Hand und ich schlage ein. Mit einem kräftigen Zug hilft der freundliche Soldat mir auf die Beine. Erst jetzt auf dem Weg zur Blockhütte fällt mir auf, dass Morphin wirkt nicht richtig. Ich fühle mich nicht benommen, glücklich oder berauscht. Nein Ich verspüre nur Hass. Eine kalte, rücksichtslose und unaufhaltsame Wut steigt in mir auf. Meine Hände ballen sich zu Fäusten, meine Zähne knirschen so stark in meinem Mund das die Wache am Blockhaus mich seltsam ansieht.


    Die Wache fragt mich: „Alles ok Doc?“


    Und fügt hinzu: „Der Chef will dich beim Gefangenen sehen“.


    Nein es ist nicht alles okay! Ich lebe hier unter euch Waldmenschen, ich habe ständig Hunger, alles stinkt hier zum Himmel, ich habe mein Frau und mein altes Leben verloren und gerade eben bin ich angeschossen wurden und habe alles verloren was ich von meiner Frau noch hatte.


    UND DAZU KOMMT, DASS DIESES SCHEIß MORPHIN NICHT WIRKT!!!


    Natürlich habe ich diese Worte nicht gesagt, aber genau das ging mir durch meinen hasserfüllten Kopf in diesem Moment.


    Mit ruhiger Stimme antwortete ich: „Alles okay, ich möchte den Gefangenen sehen“




    ....Fortsetzung folgt....

    2 Mal editiert, zuletzt von Zoppel ()

  • Fortsezung:


    Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, mein Puls raste und trotzdem konnte ich so entspannt antworten obwohl jeder mir angesehen hat, dass ich gleich explodiere. Dieser Trip war anderes, völlig krank und ich verlor mehr und mehr die Kontrolle.


    Ich ging durch die Tür und stieß die Wache dabei leicht zu Seite. Sichtlich geschockt von meinem Verhalten reagierte die Wache nicht aggressiv. Generell werde ich aus ihm nicht schlau, ein Bär von einem Mann mit Fäusten wie Melonen und trotzdem ein entspanntes Gemüt.


    Vor ein paar Tagen sah ich wie er sich eine Träne wegstecken musste als der Commander mit frisch erlegten Hasen ins Lager kam. Er tötet Menschen und trauert um Hasen, ich bin in einer Irrenanstalt gelandet und nun bin ich selbst der größte Verrückte hier.


    Ich betrete den Raum, mein Peiniger kniet gefesselt am Boden. Der Commander und der Koreaner stehen mit im Raum.


    Ich kann nicht mehr, ich hasse ihn, er hat alles zerstört. Er ist der Antichrist und ich bin der heiliger Vollstrecker. Mein Trip ist Mittlerweile völlig außer Kontrolle. Ich will, dass er meinen Schmerz spürt, er muss leiden.


    Mir ist nun alles egal, und der Gefangene hebt sein Kopf und sieht mir ins Gesicht. Ich kann meine Handlungen nicht mehr steuern und bin nur noch Zuschauer meiner eigenen Tobsucht. Ich trete ihn mit meinen 45.000 Rubel teuren, weißen Lederschuhen in sein Gesicht. Von der Wucht des trittes getroffen, fällt er nach hinten um und ich springe auf ihn.


    Ich schlage ihn mit meinen Fäusten in sein mittlerweile blutiges Gesicht und erschreckender Weiße fühle ich mich so frei und unbezwingbar wie noch nie in meinem Leben zuvor.


    Der Koreaner versucht mich von dem Gefangen wegzuziehen. Wie im Affekt drücke ich Mr. Chow auf seine mir bekannte Wunde und stoße ihn zurück. Er fliegt gegen die Holzwand und springt blitzartig wieder auf. Ich höre hinter mir wie ein Gewehr entsichert wird, es mir egal und so schlage ich weiter und weiter auf den Gefangenen ein.


    Mein Opfer klappt völlig zusammen. Ich bin nun kein Mensch mehr, ich bin ein Tier. Ich war ehrenhafter Doktor der Medizin, doch jetzt bin ich ein Monster und ich will Blut.


    Ich Stürze mich nun mit meinem Kopf auf ihn und Beiße ihn ein großes Stück Fleisch aus seinem scheiß Hals. Aus seiner Halsschlagader spritzt Blut.


    „Der ist Irre, er ist infiziert, tötet ihn, tötet ihn sofort.


    „Nein, stopp“.


    Ein starker schmerz in Nacken, ich falle zu Boden, es wird Dunkel.


    Ich werde langsam Wach, mein Kopf schmerzt so sehr als hätte ich mit dem Kommandanten am Vorabend um die Wette getrunken und mich danach im Kampfring gegen den Koreaner geschlagen.


    Furchtbare Schmerzen, mein Mund ist trocken und die hereinscheinende Sonnte blendet mich.


    Meine Hände sind gefesselt und ich kann erkennen, dass ich mich im Quarantänezelt befinde.


    Der Kommandant steht vor mir. Er nimmt seine Hand an seinen Hut und nickt mit diesem, eine Geste des Respektes. Ohne ein Wort zu sagen verlässt er das Zelt wieder.


    Die Wache von der Blockhütte betritt das Zelt. Er kniet sich zu mir und spricht:


    „Ach Doc diesmal hast du es echt versaut“ Seine Miene ist ernst und ich frage ihm was passiert sei, obwohl ich genau weiß dass ich zum Monster auf einem mir unbekannten Trip geworden bin. Doch ich schäme mich zutiefst darüber und kann es niemanden erklären.


    „Das du diesen Typen zusammengeschlagen hast hat dir hier im Lager eine Menge Respekt verschafft.“ „Doch das ihn gebissen hast war mehr als nur Psycho.“


    „Doc der Typ ist jämmerlich verreckt, nicht das es mich stört aber warum hast du ihn nur gebissen?“


    Ich richte meinen Kopf auf, sehe diesen Bär in seine Augen und senke meinen Kopf wieder ohne ein Wort zu sagen.


    „Da ist noch was Doc, der Typ hatte Bisswunden und die waren nicht von dir.“


    Er wird unterbrochen durch den Commander der ihm ein Teller hin das Zelt reicht.


    „Füttere ihn“, war zu vernehmen.


    Der Kommandant verschwindet wieder und wir sind allein.


    „Ich soll dich füttern Doc“, sagt die Wache mit den riesen Händen und spricht weiter:


    „Du hast mir damals das Leben gerettet Doc, das werde ich dir nicht vergessen“.


    Er schneidet mir die Fesseln los, und gibt mir das Essen. Er will aufstehen und gehen.


    Ich reibe mir meine Handgelenke die wund sind von den Fesseln. Jeder Muskel tut weh und ich habe noch immer das Blut an meinen Händen sowie einen Kupfergeschmack in Mund.


    Meine Hände zucken und ich habe das Bedürfnis laut zu schreien. Ich weiß was das bedeutet, jeder weiß das, dazu braucht man kein Arzt sein.


    „Kannst du bitte noch bei mir bleiben, ich möchte jetzt nicht allein seien.“


    Die Wache dreht sich um und sieht mich an, er verlässt mein Zelt.


    Er ist gegangen und er lässt mich allein.


    Das Essen hat noch nie so gut geschmeckt. Immer der gleiche Fraß dachte ich mir damals und nun da ich weiß was passieren wird, ist es die beste Mahlzeit meines Lebens.

    Jeder bissen ist ein Genuss, eine Erlösung und mir läuft eine einsame Träne über die Wange weil der Moment so grausam er seien mag, für mich der Erste Schritt zur Freiheit ist.


    Die Wache betritt wieder den Raum, er grinst mich an und holt hinter seinem Rücken zwei Bier hervor.


    Ich muss lachen und mir fällt ein Stück essen aus dem Mund worauf auch die Wache mit lachen beginnt.


    Er öffnet das Bier und gibt mir eine Dose. „So Doc, lass es dir schmecken mein Guter“.

    Das Bier ist die Krönung und spült nun endgültig das letzte Blut aus meinem Mund und Rachen.

    Wir sitzen noch eine Weile, reden über seine Abenteuer, reden über seine Familie und über meine Frau.


    Meine Frau, bald wird ich sie wieder sehen, das hoffe ich so sehr.


    „Glaubst du, dass ich sie wieder sehe“?


    „Natürlich Doc, du bist ein guter Mensch und der Herr wird dir vergeben“.


    „Ich werde für dich beten“.


    Nun muss auch er sich eine Träne zurückstecken.


    „Es ist soweit“, ertönt die Stimme des Commander.


    Wir gehen aus dem Zelt und ich Blicke in die Gesichter der Männer die ich an manchen Tagen so hasste doch die gleichzeitig meine Familie ist.


    Viele schauten auf den Boden, wenige sahen mich an.


    Die Wache kommt mit einer Schüssel Wasser auf mich zu. „Wasch dir die Hände Doc, du kannst das Blut zwar niemals ganz abwaschen aber es ist ein Anfang.“


    Ich wasche mir die Hände und stelle mich wie befohlen an die Wand.


    Der Commander kommt zur mir und gibt mir die Hand, er steckt mir eine kleine Ampulle Morphin in meine Hosentasche. Er nickt mit ernster Miene und sagt mir: „Das ist nur für den Weg Doc, dort wo du jetzt hingehst brauchst du es dann nicht mehr“ Ich hoffe wir sehen uns nie wieder, lebe wohl.


    Ich verzichte auf die Augenbinde und die letzten Worte, meine Gedanken sind nur noch bei meiner Frau.


    Ich sehe sie vor mir, ihre Haare flattern im Wind und sie sitzt auf der Schaukel in unserem Garten wo wir Früher so viele glückliche Stunden verbracht haben.



    Ich nehme die Kommandos des Kommandanten kaum war, ich bin nur noch bei ihr ich hoffe ich sehe dich wieder meine geliebte.


    „Annnnnlegen“


    „Ich komme mein Darling, ich komme zur dir“


    „Feuer“






    das Ende der Story wurde auch verfilmt


    natürlich kommt es nie an die Buchvorlage heran wie immer :P


    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Aber danke an meine Retter (y)

    2 Mal editiert, zuletzt von Zoppel ()

  • Danke dir Schubi (y)


    Aber mich hat es da nur mal so gerappelt, so eine fixe Idee.


    Und ich musste mir ja nicht viel ausdenken sondern nur ausschmücken, denn so ähnlich ist es ja alles passiert.


    Wenn auf dem Server tolle Sachen passieren, verpack ich sie am Ende vielleicht wieder in eine Geschichte :)

  • hätt ne idee für eine neu Kurzgeschichte: es war einmal ein kleiner junge, sein name war Prinz Albert...

    Wer nicht kann, was er will, muss das wollen, was er kann. Denn das zu wollen, was er nicht kann, wäre töricht.

  • Als Landarzt kann ich deine Geschichte sehr gut nachempfinden. Ich lebe alleine und als einsamer Wolf. Aber auch ich bin auf meine Mitmenschen und freundlichen Nachbarn angewiesen. Ohne diesen Kontakt wäre ich bereits verrückt geworden.


    Und dennoch, wenn ein Notfall reinkommt, gehe ich alleine und ohne Schutz da raus. Immer im Hinterkopf, dass jede Sekunde meine letzte sein kann.

    Es sei dahin gestellt, ob es naiv oder glorreich ist. Das muss jeder selber entscheiden.


    Super Geschichte, Zoppel ![kaffee]


    Man läuft sich bestimmt mal, übern Weg.:)

    +CRK+

    Chernarussches Rotes Kreuz

    Der Mensch im Mittelpunkt