OOC: Inzwischen sind Davus' Berichte und seine Version der Geschichte aus mir unbekannten Gründen aus dem Forum verschwunden. Ich hätte sie sonst an dieser Stelle als Ergänzung meiner Sichtweise verlinkt. Da aber die Entwicklung meines Charakters auch auf Informationen aufbaut, die man in diesen Berichte erhält, gehe ich an dieser Stelle kurz aus der Sicht meines Charakters auf die "Davus-Besuche" ein.
Sollte das nicht im Sinne des Erstellers sein, darf er sich gerne bei mir schriftlich melden und ich werde diesen Beitrag dann selbstverständlich entsprechend anpassen.
~Herz
BIC:
📝 Nachricht in den Nebel des Misstrauens vom 24.10.2025
Tage später, als sich der Staub gelegt hatte, fand ich in Davus ’ Hütte einige Aufzeichnungen.
Die Schrift war ruhig, fast sorgfältig.
Oben stand ein Datum: 24.10.2025.
Es war der Tag vor allem, was folgte.
Davus schrieb, er sei „auf dem Weg zu seinen Freunden in Prigorodki“ gewesen.
Er beschrieb den Marsch von Kamyshovo über Elektrozavodsk bis zum Camp in Prigorodki, das er still und menschenleer vorgefunden hatte.
Ich war dort gewesen. Hatte ihn schweigend beobachtet, vom Turm aus. Verborgen hinter einem Tarnnetz.
Ich wollte wissen, was ihn antrieb und wollte wissen, wer er war, wenn kein Mensch hinsah.
Sicherheit ging vor.
Er aß Rindersteaks, trank vom Brunnen, briet ein Hähnchen in unserem Kochhaus, wie er stolz beschrieb. Er hängte sogar noch ein Foto an, wie zum Beweis, dass er unsere Barriere überwunden hatte.
Die Barriere, die wir schweren Herzens errichtet hatten, damit er und seine Kameraden sich dort nicht verstecken und auf uns schießen konnten.
Dann traf er, wie er notierte, auf Jannnik, auf janinesta (Selina) – und schließlich auf mich.
Er schrieb, dass er gute Absichten gehabt habe, dass er die Waffen abgelegt hätte, um die Situation zu entspannen.
Dass ihm aber nur das "für Prigorodki typische", kalte Misstrauen entgegengeschwappt war.
(Nr. 371: "Herz... ich hab nicht die geringste Ahnung warum...!")
Und dass er gegangen sei, weil ihm irgendwann langweilig geworden war.
(Nr. 371: "Klar ... langweilig. Oh Mann, Herz! Das ist die beste Ausrede für alle, die von dieser verdammten Wohlstandsdepression betroffen sind. Langweile erklärt einfach alles!
Ich mein, schau dir mal Jannik an...find dich einfach damit ab: Wir sind hier der veradmmte ganz persönliche, allabendliche End-Season-Unterhaltungszirkus für die Leute hier...We love to entertain you! Lass uns Fässer mit Scharfschützengewehren und Ghillies aufstellen im Nordwald und Eintriff verlangen.")
Er schrieb, er habe sich verabschiedet und WhiskeyMixer , der ihn zuvor als "hohen Besuch" bezeichnet hatte, sei ihm nachgelaufen und habe ihm ein Zahlenschloss übergeben.
Wozu, das wusste er nicht, aber er zog die Möglichkeit in Betracht, dass es ein Zeichen war. Eine Geste, dass er sich in der Gegend niederlassen sollte.
Ich las diese Zeilen mit einer merkwürdigen Ruhe.
Sie klangen fast harmlos, fast banal – als wäre das alles nur ein Spaziergang gewesen, ein Tag voller Begegnungen, kleiner Missverständnisse und belangloser Zufälle.
Und ehrlich? Ich musste fast an manchen Stelle fast lachen. Nicht, weil es witzig war, sondern weil es einfach so typisch war.
Er schrieb von Freunden, von Rindersteaks und klaren Quellen, so, als wäre das alles ein Sonntagsausflug gewesen.
Kein Wort über das, was er zuvor getan hatte.
Ersetzbares Crewmitglied Nr. 371 nannte es eine "Inszenierung". Davus – der Genießer. Der Unschuldige. Der Missverstandene.
Er schrieb, dass an diesem Tag „gute Absichten“ gehabt hatte.
Ich glaube ihm das sogar – das hatte er bestimmt. Auf seine Weise.
Aber, wie Sueda es treffend formulierte: "Das Problem ist nur: Seine guten Absichten sind dann meistens das Letzte, was man noch mitbekommt, bevor Davus dann den Abzug drückt...".
Ich sagte ihr, dass sie ihm damit Unrecht tat. Immerhin hatte er an dem Tag nachweislich wirklich nichts unternommen, um uns zu schaden.
Sie fragte mich dann jedoch, ganz in ihrer sarkastisch-bissigen Tonlage, woran man denn bitteschön erkennen solle, ob der "feine Herr Davus", der da mit einer Waffe auf dem Rücken oder in der Hand vor ihr stand, nun gerade einen seiner "guten" oder einen seiner "weniger guten Tage" hatte. Am Schuss in den eigenen Kopf vielleicht?
Ich winkte ab. Das war kein Zeitpunkt für ihre Späßem dazu war die Lage zu ernst.
Ihre Frage hallte jedoch noch einige Zeit bei mir nach und so sehr ich mich sträubte gegen ihre zynischen Unterton, sie hatte recht.
Davus nannte den Tag abschließend „witzig“.
Ich fragte mich, was daran so lustig gewesen war.
Dass er in fremden Lagern kochte, in denen er offensichtlich wegen seines Fehlverhaltens in Vergangenheit nicht mehr willkommen war?
Dass er sich an fremdem Feuer wärmte und es dann „Freundschaft“ nannte, obwohl man nicht bereit war, es mit ihm zu teilen?
Dass er bewusst Grenzen übertrat und so tat, als sei alles in Ordnung?
Ich suchte nach Bedeutung in seinen Worten. Las zwischen den Zeilen, als gäbe es da noch etwas zu retten – eine Spur, die erklärte, warum er sich so verhielt.
Aber Ersetzbares Crewmitglied Nr. 371 glaubte im Gegensatz zu mir nicht, dass da noch etwas zu finden war. "Manche Leute verlieren sich nicht, Herz. Sie wählen ihren Weg.", sagte sie bitter, "Davus hat ihn mit offenen Augen gewählt."
Er wollte verstanden werden, ja.
Aber nicht, weil er Reue fühlte.
Vielleicht hat er gedacht, wenn er sie so aufschreibt, klingt sie irgendwann wie Vergebung.
Dann könne er sich erklären, etwas gut machen.
Doch Worte ohne Taten waren nur Tinte oder Kohle auf Papier.
So verstand ich beispielsweise nicht, warum er von "Freunden" sprach. Meinte er damit auch mich?
Freunde raideten sich nicht einfach so gegenseitig ihre Basen, schon gar nicht wenn diese nicht da waren um sich zu verteidigen.
Freunde schossen nicht aufeinander und zerstörten oder sabotierten, was ihnen heilig war.
Nein, Davus war vieles aber gewiss nicht mein "Freund".
Dennoch hatte ich für den Moment ein kleines Stückchen Hoffnung, dass er sich vielleicht geändert hatte.
Dass er vielleicht wirklich an einem Neuanfang interessiert war und nur noch nicht die richtigen Worte gefunden hatte, um auf mich zuzukommen.
Noch wusste keiner von uns, dass nur wenige Stunden nach diesen Notizen mehrere Schüsse am Brunnen fallen würden und jemand sterben würde.
Davus’ Aufzeichnungen gaben keine Hinweise auf das, was kam.
Keinen Zorn, keinen Plan, keine Andeutung.
Nur diese beiläufige Stimme, die von Essen, vom Feuer, vom Brunnen sprach.
Von Alltag, als wäre alles in Ordnung.
Und vielleicht war das die größte Täuschung überhaupt – nicht für uns, sondern für ihn selbst.
Ich fragte mich, ob er ahnte, dass diese Ruhe nur die Stille vor dem Sturm war.
Ob er wirklich glaubte, dass man einfach an alte Orte zurückkehren konnte, nach allem, was geschehen war, und dass die Dinge dort auf ihn warten würden wie früher.
Seine Notizen waren kein Geständnis.
Sie waren auch keine Lüge.
Sie waren das, was Menschen schreiben, wenn sie versuchen, sich selbst zu überzeugen, dass noch alles irgendwie gut werden könnte.
Ich legte die Blätter zurück, wo ich sie gefunden hatte.
Nicht, weil ich sie verstecken wollte, sondern weil ich spürte, dass sie nicht für mich bestimmt waren.
Vielleicht hatte er sie selbst dort gelassen, für jemanden, der ihn eines Tages verstehen würde.
Ich tat es jedenfalls nicht. Noch nicht.
Aber ich behielt sie in meinem Herzen. Wort für Wort.
Denn manchmal bleibt nur das Erinnern, um zu begreifen, dass selbst der friedlichste Text am Vorabend einer Tragödie stehen kann.