*Tagebucheintrag – 2. September 2025*
Heute Abend kam ich hungernd, schwach und mit dem Charme einer ausgeleierten Gummistiefelsohle in Prigorodki an. Kein Brot, Kein Apfel, nicht mal ein altes Kaugummi-Papier zum Anknabbern. Nur Leere.
Doch dann sah ich etwas flattern im Wind. Eine Fahne. Wirr. Pink. Schief, ein fretchen oder Marder mit einem Gewehr, als hätte sie jemand im Halbschlaf aus einem Vorhang genäht. Und darunter: Eine Hütte, Zelte. Ich dachte sofort – Zombies bauen keine Zelte. Oder? Vielleicht treibt mich der Hunger bereits in den Wahnsinn.
Normalerweise meide ich alles, was auch nur entfernt menschlich aussieht. „Geh allem aus dem Weg“, hatte ich mir eingebläut, seit ich gestern frisch in Chernarus gestrandet bin. Aber Hunger ist ein stärkerer Lehrer als Vorsicht. Also schlich ich zur Hütte. Still war es. Niemand da. Mein Rufen verhallte wie ein schlechter Witz auf einer Beerdigung. Meiner Beerdigung?
Die Tür war nicht verschlossen. Ich trat ein – und erstarrte. Bären. Auf Sofas. Gemütlich platziert wie Gäste in einer Talkshow - Ich verlor das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, lag ich vor diesen Bären, die in ihrer majestätischen Ruhe Kürbisstücke hüteten. Ich griff zu. Erst eins. Dann noch eins. Schließlich ein drittes – die goldene Dreifaltigkeit des Überlebens.
Gestärkt, mit Kürbis im Bauch und Dankbarkeit im Herzen, zog ich weiter. Kurz darauf fand ich eine Kartoffel – welch Schatz! Ich kehrte zurück und pflanzte sie wie ein Versprechen in das Feld.
Nun liege ich in einem verlassenen Haus, das Dunkel hat die Welt verschluckt, und ich gleite langsam in den Schlaf. Vielleicht träume ich von Bären auf Sofas. Vielleicht von Kürbis. Wahrscheinlich von beidem.