11. Mai 2023 – Konfrontation
Es ist bereits schon Mittag, als mich ein Funkspruch von Wolfgang in meiner wohlverdienten Mittagspause erreicht. Das Lager wurde wieder geplündert. Es seien keine Kiste mehr da, auch keine Unterstände. Selbst unsere Fahne wurde geklaut. Am liebsten würde ich gleich zum Camp rennen, aber ich habe gerade an einem anderen Ort einen Einsatz und bin dort unabkömmlich. So macht sich Wolfgang alleine an die Arbeit. Diese treue Seele… Wolfgang repariert, Wolfgang baut auf. Erst etwas später komme ich am Lager an und bringe eine neue Bambi-Fahne sowie zwei Kisten für die Küche. Als Tabasko von der verlorenen Fahne hört, meint er das würde nun Krieg bedeuten. Ich sehe das anders. Seit dem ersten Überfall auf unser Camp, ist mir das relativ egal geworden. Natürlich ist es ein schönes Symbol, aber wir sind mehr als ein bemalter Fetzen Stoff. Abgesehen davon führen wir Samariter keinen Krieg. Das dürfen die Jungs gerne unter sich ausmachen. Uns geht es dagegen nur ums Helfen. Aber zugegeben, ich wüsste schon gerne, wer hinter all dem steck und vor Allem: Warum.
Langsam entwickle ich einen Plan, um auf solche Situationen weiterhin regieren zu können. Als Ich meine Runde durch Cherno drehe, bemerke ich außerdem, dass die Unterstände vor der Riesenbase dort auch allesamt abgebaut wurden. Auch aus Solnichniy ereilt uns der Funkspruch, dass es dort nicht anders aussieht. Es ist also definitiv eine großangelegte Aktion, aber von wem und aus welchem Grund? Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich etwas übersehen habe. Immer und immer wieder stöbere ich in meinen Aufzeichnungen, aber ich komme nicht darauf. Die letzten Tage waren einfach viel zu hektisch, um nun alles klar analysieren zu können. Ich benötige dringend eine Pause und beschließe, mich etwas abseits vom Camp auszuruhen.
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Ich wache wieder auf, als der Tag sich dem Ende neigt. Schon, als ich auf das Lager zulaufe, ahne ich Schreckliches. Meine Befürchtungen bestätigen sich, als ich die abgebauten Unterstände sehe. Überall sind Gegenstände verteilt. Auch in der Küche liegen Nägel, Bretter und diverse Sachen auf dem Boden. Einige Dinge scheinen die Fremden auch mitgenommen zu haben. Im offenen Feld entdecke ich beispielsweise eine Kabelrolle. Die Vandalen sind wohl zurückgekommen und haben hier buchstäblich keinen Stein auf dem anderen gelassen. Auch unser Ofen wurde abgebaut, die Bambi-Fahne entwendet. Glücklicherweise haben wir noch eine von Wolfgang bekommen vor einiger Zeit, nach den ersten Plünderungen, aber mir wird schnell klar, dass wir dieses „Spiel“ nicht ewig weitermachen können und möchten. Während ich die Gegend absuche, frage ich mich, wer denn so einen tiefen Hass gegen uns hat und vor allem, warum. Es ist nicht nur ein einfacher Base-Raid. Die Art und Weise, wie vorgegangen wird, spricht eine deutliche Sprache. Aber ich glaube auch nicht mehr daran, dass es nur Tim war oder nur der mysteriöse Minenleger, der Bambi-Killer oder gar der Schatten, der sich immer wieder in Luft auflöst, nachdem er gemordet hat. Mir kommt es fast so vor, als seien es zwei Gruppen, die sich hier einen Spaß daraus machen. Meinen Verdacht teile ich auch mit Wolfgang, aber noch sind alles nur Vermutungen.
Also beschließe ich, mich zum zweiten Mal an diesem Tag dem Wiederaufbau zu widmen. Wir werden sehen. Andere unserer Freunde und Verbündeten fangen bereits an zu sagen, wir sollten besser das Lager räumen. Das sei den Aufwand nicht wert, bloß weil einige dort solche „Arschlochmoves abziehen“. Vermutlich haben sie recht, aber eine gewisse Sturheit, Vehemenz und vielleicht auch Naivität ist für das Leben als Samariter Grundvoraussetzung. Und man muss derartige Schmerzen ertragen können oder es zumindest lernen. Aber ich gebe zu, dass ich nicht jeden Tag das Camp zu seiner vollen Größe aufbauen werde. Wir werden zurück zu unseren Wurzeln kehren und trotzdem Bambis mit allem Nötigen versorgen und so neue Kontakt schließen.
Ich mache mich besser an die Arbeit.
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Notiz vom 11.05.2023, gegen Abend.
Samariter-Rot ist tot. Beim Schneiden einiger Äste kam ein Bambi vorbei und schoss mit der Schrotflinte direkt in seine Brust. Samariter-Rot war allein und hat noch versucht zu reden. Opfer wurde in der Nähe der Kirche von Cherno auf dem Friedhof begraben.
Mögest du in Frieden ruhen, mein Freund.
~ Samariter-Blau
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Nun übernehme ich schweren Herzens den nächsten Eintrag, auf dass die Geschichte und der Traum weiterleben. Der Tod meines Freundes schmerzt sehr.
Als ich am Lager erneut Ordnung ins Chaos bringen wollte, kam plötzlich ein splitterfasernacktes Bambi vorbei. Aber dieses Mal war ich vorbereitet und hatte Verbündete zur Verstärkung dabei. Lediglich Schuhe trug es. Ich versuchte den Fremden anzusprechen und stellte ihn zur Rede, warum er meinen Freund getötet habe. Doch der Fremde, der gutes Englisch sprach, gab keinerlei Informationen Preis und tat sehr geheimnisvoll. Im Gegenteil: Es sei an uns ihm Informationen zu geben! So eine Frechheit! Wie kann er es wagen hier aufzukreuzen und solch eine Nummer abzuziehen? Ich sah nur noch Rot. Dani schoss auf den Fremden, da dieser offensichtlich keine guten Absichten mit ins Lager brachte.
Kurz darauf kam erneut ein nacktes Bambi mit erhobenen Händen auf uns zu, das gutes Englisch sprach. Ich ignorierte ihn zunächst demonstrativ, während ich das zuvor erwähnte Bambi begrub. Doch er winkt mir vom Brunnen aus zu. Er hob die Hände und wollte so ausdrücken, dass er keine Gefahr sei. Wer’s glaubt… er ist bestimmt nicht allein. Aber ich auch nicht. „Hey, uh..“, begann er. Ich knurrte: „Is it you again?“ und meinte damit seine ganze verkommende Truppe. Vermutlich hat er meinen Freund getötet und die letzten Tage das Camp hier verwüstet. Ob er auch hinter den Angriffen auf die Garage und Max, Charly und vor allem den armen Ravini steckte? Besonderes Letzterer hatte ein solch hinterhältiges Verhalten nicht verdient. Ravini war eine der friedlichsten Personen, die ich in der letzten Zeit getroffen habe. Also, was hatte der nackte Kerl im Camp mit mir nun zu bereden? „Yeah sure I want to talk to you. That’s the reason why I came here.“ Danke, Dämlack. Darauf wäre ich nicht gekommen. Ich wurde langsam etwas ungehalten und begann in sarkastischem Unterton: „Yeah, so what do you want to talk about? About raiding our camp, killing my friends? WHAT DO YOU WANT TO TALK ABOUT?“ Doch falls ich damit die Absicht gehabt hatte, ihn in die Enge zu treiben, schien das nicht geglückt, denn nun schoss er verbal zurück. „Yeah and YOU killed my friends!“ Ich erstarrte. Was soll ich getan haben? „Your friends?“, fragte ich ungläubig und fassungslos. Ich würde nie jemanden umbringen einfach so. Erst reden, dann reagieren. Und überhaupt… was hätte ich davon gehabt? Und ich konnte mir auch nicht denken, dass Samariter-Rot so etwas getan haben sollte. „I wanted information.“, begann der Fremde wieder, aber ich hörte ihm kaum zu. Stattdessen sprudelte es aus mir heraus: „I never killed anyone! I’m a Samaritan and we provide shelter here. Who should we have killed? Tell me!“ Mein Gegenüber antwortet Prompt: „Yes you are“. Ganz so, als ob er mir nicht glaubte. Das schlug dem Fass den Boden aus. Er tat gerade so, als hielte er das alles hier für eine große Falle. Ich konnte nicht anders als ungläubig weiter den Kopf zu schütteln. All die Trauer über den Tod meiner Freunde, das zerstörte Lager schoss mir in den Kopf und nun diese Diffamierung unserer guten Sache und das Pervertieren all unserer guten Absichten ins Gegenteil. Es bildete sich ein großer Klos in meinem Hals. „You play with the other guys together. You play together with the other guys? „What is it with the medic stuff. YOU play a medic, but your friends are sniping people here!“ Ich versuchte mich zusammenzureißen und meine Gedanken zu ordnen. Ja, es stimmte, dass hier in letzter Zeit viel geschossen wurde. Aber erst, nachdem jemand zuvor auf uns das Feuer eröffnet hatte. Zwischendurch hatten wir immer wieder versucht, das Gespräch zu suchen und niemanden einfach so umbringen wollen. Gut, dass manche mit den lilafarbenen Armbändern einen nervösen Zeigefinger hatten, stimmte. Und dass nicht jedes Bambi auf unsere Ansprachen reagierte und vielleicht nicht immer alles verstand, ebenfalls. Aber wir versuchten stets, jede Situation so gewaltfrei wie möglich zu lösen, auch wenn es eine große Eskalation vor einigen Tagen gab. Mir dämmerte es. Damals waren auch zwei unbekleidete Bambis unterwegs gewesen. Allerdings hatten sie die Möglichkeit gehabt, sich zu äußern oder zu reagieren. Also versuche ich die Vorwürfe nicht an mich heranzulassen. Ich bin mir keiner Schuld bewusst. „There are many different groups here. We set up a bambi-camp here to provide food and stuff for…“, begann ich ruhig. Dann werde ich rüde unterbrochen. Ich komme mir fast vor wie bei einem Verhör. „YOU or WE?“, donnerte es von meinem Gegenüber. Die Situation wäre nicht so absurd gewesen, wenn sein Magenknurren nicht über Meter weit zu hören gewesen wäre und er nicht die Hände über dem Kopf gehalten hätte. Das alles war falsch. So falsch. Ich ließ mich nicht beirren und erklärte: „Me and two of my friends. We are the Samaritans of Chernarus since 2016. Now… look. We met two other groups with a huge base. And sometimes they come here, start shooting and do some crazy things. But I’m not very much into weapons and such and whatever happend was elf-defense. We were attacked by a player a few days ago. You can check my friend’s vaiga. It’s loaded with slugs made of rubber, okay? So they don’t hurt anyone. We are usually really peaceful.“ Ich hoffte, das überzeugte den Fremden von unseren ehrlichen Absichten, aber ich war mir da nicht so sicher. Er schien wirklich einen regelrechten Groll auf uns zu hegen und so sagt er nur: „Yeah, we see. We see.“. Ich versuchte das Gespräch wieder in Gang zu bringen: „But right now there are some people from the Cherno base around and they got really angry because our camp got raided and they said they’ll look after us.“ Wie als wolle das Schicksal diese paradoxe Situation untermalen, ging eine Bombe mit einem lauten Krachen in einiger Entfernung in Cherno nieder.
Doch statt auf meine Antwort zu reagieren, beharrte der Fremde auf seiner Frage: „So you play together with the Cherno-guys?“ Was soll man darauf so groß sagen? Ja, wir kennen uns. Ja, wir helfen uns und sind Verbündete und teilweise Freunde. Aber wir sind verschiedene Gruppen, die jede ihrem eigenen Ziel folgt. „Those Cherno-guys are one of the two groups we have contact to. Yes. But they are not the Samaritans. The Samaritans are a third group. And this is our camp.“, erklärte ich weiter. Es war alles kein Geheimnis. In seinem Blick funkelte etwas und er fragt weiter: „What I want to know is, what do you know about the guys in Kamarovo?“ Warum denn nun Kamarovo? Ich verstehe den Typen echt nicht. „Kamarovo?“, wiederhole ich. „That’s what we want to know. These are the guys we want to raid. But we want some information about it so…“ Moment. Moment. Moment… Er wollte also von mir an Informationen kommen, um da irgendwo eine Basis raiden zu können? Und darum das Ganze? Darum die Tode, das Zerstören der Basis? Einfach nur dafür? Wie kaltblütig konnte jemand wie er sein? Wie armselig? Was sollte denn das für ein „Spiel“ sein? Ich überlegte kurz. War das Max und Kevins Base oder doch die von jemand anderem? Ich wünschte mir, ich hätte eine bessere Ortskenntnis, aber manchmal klangen die Namen im Eifer des Gefechts für mich wie Böhmische Dörfer. Har… der war gut… Aber nun da ich dieses Gespräch führte wusste ich plötzlich, warum Samariter-Rot immer wieder sagte, man solle möglichst keine Informationen über Standorte von irgendwelchen Basen oder Codes in Erfahrung bringen. „Okay,I know that there are two survivers who have a base somewhere. Maybe there. Not sure and uh… You really seem hungry.“ Sein Magenknurren war wirklich gut zu hören und ich hielt es fast nicht aus, ihn länger so hungernd und zitternd vor mir zu sehen, obwohl er klar derjenige war, der das Gespräch führte. Eine absolut absurde Situation. „Wait. Here take this.“, sprach ich und warf ihm eine Packung Salzsticks zu. Er lachte nur und ließ sie liegen. „You don’t have to.“, sagte er stattdessen. „I can’t leave you dying here. Take it!“, beharrte ich. „Just answer.“, war alles, was er noch sagte. Ich sagte ihm, dass er doch wenigstens die Hände sinken lassen könne. Solange ich nicht in Gefahr sei, würde sicher keiner auf ihn schießen. Innerlich hoffte ich, dass das stimmte, aber ich vertraute einfach den anderen in diesem Punkt. Seinen Namen wollte er mir auch nicht sagen. Allerdings verriet er, dass er und sein Freund tatsächlich seit drei Tagen unser Camp sowie den Standort in Solnichniy und die Zelte von Cherno geplündert und abgebaut hatten. Dass die Zelte in Cherno nicht von uns waren, konnte er nicht wissen und ich habe es ihm auch nicht verraten. Was ich nicht ganz verstand war, dass er wirklich versucht hatte, uns auf eine gewisse Art und Weise zu erpressen. So nach dem Motto: Wenn du uns die Informationen nicht gibst, kommen wir jeden Tag hierher und zerstören euch alles. Rückblickend klar, aber ich hatte zu dem Zeitpunkt keinen Schimmer, warum jemand das tun wollte. Vor allem, da wir mit Informationen und Hilfe ja in der Regel sehr großzügig umgingen und gerne gaben. Das wussten alle hier. Aber mir wurde nun im Verlauf dieses Gesprächs klar, dass wir wohl bei der Verteidigung des Camps einen seiner Freunde angegriffen haben mussten. Und dass es damals nicht Tim war, der auf Samariter-Rot beim Rohbau geschossen hatte, sondern einer dieser beiden bzw. dieser Nacktbambi-Gruppe. Ich sagte ihm, dass es uns leidtäte, auf ein Bambi vor einigen Tagen geschossen zu haben, aber ich berichtete auch, dass wir zuvor angegriffen worden waren und sie so vermutlich ins Kreuzfeuer geraten waren. Die Tatsache, dass sein Freund Samariter-Rot vor dem Ofen niedergeschlagen und komplett entkleidet hatte, half auch nicht wirklich dabei, Vertrauen aufzubauen. Egal, was er damit vorhatte. Ich versuchte ihm mehrfach zu erklären, dass diese ganze Gewalt so sinnlos sei. Er hätte nur fragen müssen und alles wäre geklärt gewesen, aber offenbar wollte er das „Spiel“, wie er es nannte, nicht so spielen. Stattdessen stellte sich heraus, dass es wohl eine größere Gruppe von Banditen gibt, die uns seit einiger Zeit beobachten und sich einen neuen Gegner suchen. Traxxor oder wie er hieß gehörte wohl auch dazu. Aber wenn dem so war, warum hat er dann am Vortag nicht mit Samariter-Rot über alles gesprochen? Die Chance war da und je mehr ich darüber nachdachte, desto sicherer wurde ich mir, dass unser Gegenüber uns absichtlich ein schlechtes Gewissen einreden wollte. Täter-Opfer umkeh oder emotionale Erpressung. Ich glaubte so etwas schon einmal gelesen zu haben. Jedenfalls schien die Basis in Kamarovo ihnen wohl zu klein und kein lohnendes Ziel. Sie erschien ihrer unwürdig, aber die Basen in Cherno und Novo zogen ihr Interesse an. Am Ende entschuldigte er sich noch halbherzig dafür, die Vaiga meines Freundes genommen zu haben und das Camp ausgeplündert zu haben und sagte, sie würden uns fortan in Ruhe lassen. Aber so ganz glaubte ich ihm nicht. Ein Satz ging mir nicht mehr aus dem Kopf: „I’m sorry for raiding your bambi-base and the vaiga and I like the medic stuff but it’s not my way of playing this game. But the medics are the people that are in contact with this people on the server. It’s always the same. So we alaways attacked first the medics try to get some information and search for the clan.“ Er muss viel rumgekommen sein und an anderen Orten schien es auch Leute wie uns zu geben. Aber sich ausgerechnet diese Leute als Ziel aussuchen? Das war wirklich erbärmlich. Vor allem, wenn wir selbst ohnehin keine Gegenwehr leisten wollten. Ich verstand ihn einfach nicht und brachte das auch zum Ausdruck. Anschließend fragte er mich noch dreist nach einem Messer, um sich selbst umzubringen. Sein Leben schien ihm keinen Pfifferling wert, was auch zeigte, dass da eine größere Gruppe dahinterstecken musste. Aber ich wollte ihm den Gefallen nicht tun und bot ihm stattdessen an, mich anzugreifen, damit mein Backup ihn zerlegen konnte. Aber das wollte er dann wohl auch nicht. So rannte er zum Zeltplatz und ich dachte, er wollte sich nun einen angespitzten Stab in den Bauch rammen oder mich damit angreifen. Da schoss Opi. Wieder ein absolut unnötiger Tod hier am Camp, weil man nicht offen miteinander geredet hatte. Ich begrub ihn und blieb fassungslos zurück. Was sollte ich von all dem halten? Die Trauer, die Erschöpfung… all das forderte ihren Tribut und ich zog mich erst einmal zurück. Gemeinsam mit den anderen räumten wir das Camp auf und Hikaru durfte zu Ehren des gefallenen Samariters die neue Bambi-Fahne hissen.Aber inmitten dieser traurigen Zeiten gab es wieder einen Lichtblick: Wolfgang berichtete noch von unterwegs, dass er zumindest einige Dinge, wie die Fahne und andere Versorgungsgüter wiedergefunden habe und auf seinem Streifzug durch Elektrozavodsk hatte er einen potenziellen neuen Samariter aufgegabelt, der eventuell in die Rolle von Samariter-Rot schlüpfen wollte. Als könnte man den so einfach ersetzen… Die Jobbeschreibung war nicht besonders ansprechend und vermutlich hat Wolfgang ihm verschwiegen, dass sein Vorgänger erschossen wurde. Aber ich habe das Buch in der Hütte hinterlegt und denke, wenn er es liest, weiß er besser, was auf ihn zukommt. Er sollte vorbereitet sein. Ich ziehe mich nun erst einmal zurück zu meinem Standort. Weit weg von dem Ganzen hier in Prigorodki.
