Beiträge von Herz-Aus-Gold

    4. Mai 2023 – Alleingang

    Ich beginne den Morgen mit einem morgendlichen Rundgang am Auffanglager in Staroye. Alles so weit ruhig und friedlich und das Lager ist gut gefüllt. Kanu hatte berichtet, vor einigen Wochen dort die Anfänge einer Basis gesehen zu haben, aber als ich am Ort ankomme, entdecke ich keine Spuren mehr davon. Ich beschließe, eine Intuition folgend, meine blaue Samariterkleidung in Staroye zurückzulassen und breche auf in Richtung Solnichniy. Dort habe ich ja eine grüne Ausrüstung versteckt und irgendwie gefällt mir die Idee, mit unterschiedlichen Standorten in unterschiedlichen Farben zu agieren. Es bringt etwas Farbe ins Spiel. Während ich meinen Weg durch Wälder, über Wiesen, Straßen und Felder suche ordne ich meine Gedanken. Trotz des kurzen Eintrags gestern ging es im Grund genommen doch hoch her. Wer ist der Fremde, der uns mit Sprengfallen beehrt? Oder sind es doch, wie vermutet, mehrere? Hat die Person etwas mit dem Ursprünglichen Minenleger zu tun oder sind es lediglich Trittbrettfahrer? Wird in Solnichniy wieder ein Menschenfleischlager auf mich warten und komme ich heil aus der Stadt raus? Bisher hatte ich unverschämtes Glück, aber wenn man den Aufzeichnungen meines Vorgängers glaubt, scheint es ein heißes Pflaster zu sein.


    Es dauert nicht lange, dann habe ich die Stadt erreicht. Sorgfältig prüfe ich die Unterstände, mache einen Abstecher zur Krankenstation und sammle alles zusammen, was ich kriegen kann. Leider sind die Unterstände in der Tat gut genutzt worden. Na ja, was heißt „leider“.. Eigentlich sind wir ja froh, wenn unsere Angebote genutzt werden und jemandem helfen können. Allerdings müssen wir bald wieder die Vorräte hier aufstocken. Mir kommt die Idee, eventuell eine Lagerhalle zu „mieten“ und dort zusätzliche Güter zum Auffüllen zu lagern. Ähnlich wie bei Solnichniy. Aber das muss ich mit den anderen besprechen, denn jedes Lager verlangt auch eine entsprechende Arbeitskraft, Absicherung und Logistik. Jedenfalls befülle ich die Unterstände so gut es geht und setze dann meinen Weg wieder in Richtung Prigorodki fort. Allerdings wechsele ich die grüne Ausrüstung nun wieder meiner „Wanderausrüstung“, nämlich einer Jägerjacke und entsprechender Hose. Natürlich bin ich so optisch nicht zu erkennen, aber für den Moment gefällt es mir, bei Bedarf unauffällig zu sein. Nach den letzten Tagen eine willkommene Abwechslung und ich muss mich tatsächlich noch immer an die neue Rolle als Samariter gewöhnen. Hätte ich geahnt, was das Auslösen würde, als ich den die Opfer des Autounfalls zufällig gefunden habe… Hmm wobei. Ich glaube, ich hätte nichts anders gemacht. Das Tagebuch und die Jacke an mich zu nehmen war ein Ausbrechen aus meinem Einzelgängertum. Im Inneren ist der Mensch wohl doch ein extrem soziales Wesen. Na ja… zumindest die meisten von uns und ich bin sehr froh, die Gruppe getroffen zu haben und nun als Samariter meine Runden drehen zu können. Allerdings bin ich auch über die Abwechslung und das Umherstreifen dankbar: Ein guter Kompromiss.


    Mit gemischten Gefühlen laufe ich wieder in Richtung des Bambi-Auffanglagers, hoffend nicht versehentlich auf eine Mine zu treten oder eine Stolperdrahtfalle auszulösen. Ob andere Überlebende uns wirklich testen wollen? Jedenfalls scheint alles sicher zu sein. Lediglich das Essen wurde komplett entwendet, aber das ist kein Problem. Ich denke, nach einer Tour in Richtung Cherno werde ich wieder einiges beisteuern können. Allerdings wabert eine gefährlich grüngelbliche Giftwolke über der Stadt und ich kann einfach nicht weiter in diese Richtung gehen. So mache ich einen kleinen Abstecher zur Lagerhalle und hole ein paar Vorräte, den Rest fülle ich mit Gütern von der Tankstelle und aus dem nahegelegenen Dörfchen auf. Ein Hühnchen wird ebenfalls gejagt und steuert so ungewollt seinen Teil zum Überleben anderer bei. Unterwegs meldet sich Proxxo berichtet noch kurz, etwas weiter nördlich überfallen worden zu sein, aber von dem Täter fehlt jede Spur. Also ist so weit alles ruhig bei uns. Kanu kündigt an, für die kommenden Tage ein kleines Event für alle Überlebenden hier organisieren zu wollen. Ein Autorennen und am Folgetag eine kleine gespielte Schlacht. Auch wenn ich mich fingierten Kämpfen nicht viel anfangen kann, freue ich mich auf die gemeinsamen Aktionen. Ich war viel allein unterwegs und etwas Gesellschaft ist nun genau das Richtig. So freue ich mich auf die nächsten Tage und hoffe, dass das Morgen keine bösen Überraschungen für uns bereithält.


    Tabasko ist noch so freundlich und fährt mit seinem LKW in Richtung Norden, um „Requisiten“ für das Event zu besorgen. Sehr nett, dass sie ihre Ausrüstung zur Verfügung stellen. Ich bin gespannt, was das werden wird.


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    3. Mai 2023 – Anspannung

    Nur kurz eine Nachricht, da ich gerade auf der Durchreise bin.

    Ich habe vor, nach Staroye und Solnichniy zu gehen und das Bambilager zu überprüfen. Die Lage am Bambi-Auffanglager ist angespannt. Proxxo ist etwas weiter nördlich beschossen worden. Blue war vor einigen Stunden allein am Camp und sah einen Spieler mit rotem Rucksack vor dem Haus. Zum Glück hielt er sich versteckt. Vielleicht hat sich mein Training doch schon ausgezahlt. Jedenfalls ist er mir nicht mehr böse für meine kleine „Lektion“ vom Vortag. Er hatte auch etwas Gelegenheit sich zu revanchieren, indem ich friedlich die Hände hob, als ich ihn sah, aber er scheint keine Rachegelüste zu haben. Immerhin. Aber irgendwie sieht er aus wie ein gemeiner Bandit mit seinem roten Halstuch...

    Eigenartiger Weise entdeckte Wolfgang etwas später am Koch-Haus einen Stolperdraht mit einer entsicherten Granate. Was für ein überaus nettes Geschenk… nicht! Ich kann es nicht fassen, dass wieder jemand unsere Arbeit hier sabotieren wollte. Was sind das für Menschen? Wir müssen wieder doppelt vorsichtig sein.


    Außerdem berichten Max und Kevin von einer Schießerei bei Balota. Charly hatte einen unglücklichen Unfall mit seinem Auto im Industriegebiet von Chernogorsk und vor dem Auto lag jede Menge Menschenfleisch. Von Charly zunächst keine Spur, sodass ich mir schon ernsthaft Sorgen gemacht habe. Später kam er aber von der Küste am Bambi-Camp vorbei, also scheint es ihm gut zu gehen.

    Die Base seiner Gruppe bei Novodimitrovsk hatte ungebetene Gäste. Allerdings müssen die „Besucher“ enttäuscht wieder abgezogen sein, denn besonders weit kamen sie nicht. Er meinte, das müsse eine extrem frustrierende Erfahrung für sie gewesen sein. Das kann ich glauben. Ich habe von Kanu und den anderen gehört, dass diese Basis etwas an Fort Knox erinnert.


    Abends komme ich müde in Staroye an, prüfe die Zelte und lege mich schlafen.

    Es war eine lange Reise hierher… mal sehen, was der morgige Tag bringt.


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    2. Mai 2023 – Übungsstunden

    Da heute wieder ein ruhiger Tag ist, beschließe ich, Blue etwas beizubringen. Anstatt der auffälligen roten Kleidung trage ich Tarnfarben und bin quasi wieder einmal inkognito unterwegs. Kein Armband verrät meine Fraktion und ich schleiche mich Stück für Stück den Hang hinunter ans Lager. Ob Blue oder Wolfgang mich entdecken werden? Ich habe die ersten Stärucher erreicht und alles läuft gut. Wie auf dem Präsentierteller steht Blue in einiger Entfernung und verstaut vermutlich etwas Munition. Ich verstecke mich in einem Busch, richte die Waffe auf ihn und rufe: „Peng, Peng! Du bist tot!“. Blue ist überrascht, sieht sich sofort um, aber im Busch scheint er mich nicht zu sehen. Das Tarnen hat besser funktioniert, als vermutet. Ich erkläre ihm, dass er niemals auf offenem Gelände seine Munition wechseln oder in seinem Rucksack kramen sollte. Viel zu gefährlich! Ich hätte ja ein böser Spieler sein können. Aber wie war das noch? Die Hybris bringt jeden zu Fall Wir fühlen uns definitiv zu sicher dadurch, dass wir viele Verbündete und Freunde haben. Wir müssen wachsam bleiben. Daher finde ich es wichtig, Blue ein paar Dinge zu zeigen, auch wenn das vielleicht böse rüberkommen könnte. Ich glaube, eines Tages wird er für solche Hinweise dankbar sein.


    Anschließend teste ich noch etwas unsere Überwachung und versuche, strategisch wichtige Punkte auszumachen. Langsam verstehe ich, warum Jammet darauf beharrt, dass gewisse Türen geschlossen bleiben. Nicht auszudenken, wenn ich ein bösartiger Spieler gewesen wäre….


    Blue baut später noch etwas an Bluetopia, während ich in Cherno nach einem Leder-Reparaturset suche. Leider ohne Erfolg und außer ein paar Blaue Flecken bringe ich nicht viel mit. Bei Bubi wurde inzwischen eine andere Fahne gehisst. Das bedeutet, er muss von unserer Aktion nun etwas mitbekommen haben. Aber sonst ist sein Lager noch immer offen und macht keinen Fortschritt.


    Zwischendurch kommt ein Hilferuf von Proxxo rein, der eine Bluttransfusion benötigt. Zum Glück hat Wolfgang die richtige Blutgruppe und kann ihm helfen. Während Blue an Bluetopia arbeitet, wage ich ein letztes Experiment. Er hat nicht daran gedacht, seine Basis auch abzuschließen und so schleiche ich mich von hinten an ihn ran. Wieder ein klarer Fall von Autosuggestion: Er hält mich aus den Augenwinkeln für Wolfgang und bedankt sich für das Seil… ich grinse und habe eine Idee. Während Blue in Gedanken versunken ist nehme ich das Seil und fessele ich ihn von hinten heimtückisch damit. Das geht leichter, als gedacht. Blues Schock steht ihm ins Gesicht geschrieben und natürlich fragt er mich, wer ich bin. Ich zögere. Der Arme… ich hoffe, ich habe es nicht übertrieben. Gerade möchte er Verstärkung rufen, da gebe ich mich zu erkennen. Hastig binde ihn los und entschuldige mich förmlich für den bösen Streich. Hoffentlich ist er nun nicht sauer, verstehen könnte ich es. Aber ich hoffe, dass ihm diese Erfahrung eines Tages noch nutzen wird und er nun vorsichtiger ist. Manchmal ist das Leben in Chernarus entspannt und friedlich, aber im nächsten Moment wendet sich das Blatt und dein Leben ist in Gefahr. Ich möchte nur, dass Blue in solchen Fällen weiß, wie er sich verhalten muss.


    Am Abend sieht Proxxo noch zwei Überlebende am Lager, die in Richtung Elektro weiterziehen sind. Sie tragen Waffen, angesprochen hat er sie nicht. Blue folgte ihnen in einiger Entfernung und plötzlich waren sie zu dritt oder zu viert. Ob einer davon ein Zombie war, konnte er nicht ausmachen. Aber wenigstens scheint die Lektion in Vorsicht schon Früchte getragen zu haben.

    Er hat überlebt. Hoffentlich tun wir alle das noch eine Weile.


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    1. Mai 2023 – Zombiespaß

    Ich muss mich heute leider kurzfassen, möchte aber doch ein paar Gedanken aufschreiben.

    Wozu die Menschen getrieben werden, wenn sie in eine „Wohlstandsdepression“ verfallen… Nun, von „Wohlstand“ kann zwar angesichts der Apokalypse kaum die Rede sein, aber es ist heute sehr friedlich am Lager. Die großen Gruppen scheinen alles Benötigte bereits bei sich zu haben und so verhält man sich gegenseitig respektvoll und friedlich. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sogar sagen, dass einige von Langeweile heimgesucht werden. Sogar bei Wolfgang, der eigentlich keine eigene Basis hat, merkt man dies. Oder wie ist es dann zu erklären, dass er dem Wahn verfallen ist, einer der Zombies vom Bahnhof sei sein Freund und müsse geheilt werden? Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass es sich um einen Zombie handelt, aber er war felsenfest davon überzeugt, er müsse nur die richtige Medizin finden. Tja… so hat er einen Zombie in der Blockhütte eingesperrt, ihm ein warmes Feuer angezündet und ihn mit faulen Äpfeln gefüttert. Wir haben ihm „HP“ getaucht, da er eine ziemliche Ähnlichkeit mit deinem berühmten Musiker hat und genauso schreien kann. HP scheint seine neue Behausung nicht besonders zu stören, aber so richtig gut ist er auf uns nicht zu sprechen. In einer Tour schreit er, wenn wir uns am Fenster begegnen. Später hat Wolfgang ihm dann noch eine „Freundin“ besorgt. Wir haben sie „Lola“ genannt. Alle Versuche, die beiden zu heilen blieben jedoch (logischerweise…) vergebens. Später verschwand Lola dann irgendwie und HP landete auf dem Dach. Kaum zu glauben… Und irgendwie kam er von dort auch wieder herunter, um zum Bahnhof zurückzukehren. Das hat zumindest Kanu berichtet. Er scheint schon etwas wehmütig auf die warme Hütte geblickt zu haben, aber etwas hat ihn dann zum Bahnhof zurückgezogen. Es ist fast so, als hätten die Zombies ein Eigenleben.


    Achja und Jasmine war wieder da. Irgendwie hat sie wohl wieder etwas Spannendes am Airfield erlebt und dann unser Taxi in den Norden genutzt. Die Arme… sie muss auch viel mitmachen im Moment. Was auch noch lustig war, war die Begegnung mit „Tissi“. Ja richtig… wie die Stadt. So hat sich der Überlebende genannt. Zunächst dachte ich, es sei ein Bambi. Aber auf meine Frage hin, ob wir ihm helfen könnten, meinte er, er könnte eher die eine oder andere Sache abgeben. Lustig. Normalerweise kämpft ja jeder um seine guten Sachen. Tissi war sehr nett und wir haben uns kurz unterhalten, ehe er seinen Weg fortsetzte. Er ist eher zufällig auf unser Lager gestoßen, als er von Severograd unterwegs war, aber er fand die Aktion sehr cool, wie auch die anderen Zelte und Kisten an der Küste. Das ist echt schön, wenn man mal von anderen hört, dass unser Engagement etwas nützt. Eine weitere Basis haben wir in der Lagerhalle ganz in unserer Nähe, neben Bluetopia gefunden. Ich vermute, sie gehört Chewie, denn der gelbe Sarka kam mir gleich bekannt vor. Außerdem haben wir drei neue Lederunterstände dem Auffanglager hinzugefügt, da wir massig Rucksäcke gespendet bekommen haben.


    Am Abend haben wir dann noch Proxxo begrüßt. Kanu hat ihn aufgegabelt. Oder eher, er hat Kanu aufgegabelt. Wir haben dann noch etwas Rumgealbert mit unseren Zombiefreunden und Chernogorsk kurz besucht. Mal schauen, was der morgige Tag bringt.


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    30. April 2023 – Testballon

    Es regnet mal wieder in Strömen. Ich öffne meine Augen, ziehe meine roten Kleider an und stürme den Hang hinunter in Richtung Prigorodki. Während ich renne rufe ich laut in die Welt: „Guten Morgen, Chernarus! Hallo Welt! Ich bin wieder da!“ Wolfgang, Kanu, Blue und Jammet befinden sich mit mir in Kontakt über Sprechfunk. Die letzten Tage bin ich gefühlt jedes Mal zurückgelaufen ins Lager, als es Schwierigkeiten gab. Daher habe ich mir für heute vorgenommen, in der Nähe zu bleiben und nicht wieder rennen zu müssen.


    Ich kontrolliere zunächst das Lager. Ein paar Kleinigkeiten fehlen. Nun ja… sagte ich „Kleinigkeiten“? Tatsächlich, so berichtet mir Wolfgang, haben wieder Überlebende das Lager so ziemlich leer geräumt und die Kleidung überall verteilt, nur eben nicht in den Unterständen. Fast so wie bei einer Kleideranprobe, merkt Jammet scherzend an. Ich sehe mir alles genau an und möchte gerade in seinen Witz einstimmen, da höre ich ein „Hello!“ hinter mir. Hastig drehe ich mich um. Am Brunnen steht eine junge Asiatin. „Spielerkontakt! Funkstille“, rufe ich kurz in den Funkkanal, danach wende ich mich wieder der Fremden vor. Irgendwie kommen sie und vor allem ihre Stimme mir bekannt vor. „I died!“, sagt die Fremde etwas traurig. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das richtig verstanden habe. Ich würde schon sagen, dass ich die englische Sprache ganz passabel beherrsche, aber besonders tot sieht mir die Person gegenüber nicht aus. „Your died? What happend?“, frage ich möglichst umgangssprachlich zurück. Sie berichtet, dass sie von einer riesigen Gruppe Zombies beim Airfield angegriffen wurde. Die Arme! Vielleicht meint sie mit „tot“ ja etwas Symbolisches. Ist ja auch egal. Ich frage sie mitfühlend, ob sie denn etwas benötigt. Allerdings hat sie schon alles, was sie braucht. Da ich mir nicht mehr so ganz sicher bin, wer eigentlich wer ist, frage ich die Person, ob sie zufällig Jasmine ist. Sie ist ein Mitglied von Charly und Tabaskos Gruppe mit den lilafarbenen Armbändern und hat sich dort als Händchen für alles in der Basis niedergelassen. Sie bestätigt und ich erkläre ihr, dass ich nach den letzten Tagen nicht vorsichtig genug sein kann. Wir besprechen, was wir heute noch so vorhaben. Ich für meinen Teil muss schauen, dass das Lager hier wieder in Ordnung kommt und mit Nachschub versorgt wird. Kanu und Jammet fahren eventuell los, um warme Kleidung zu besorgen. Zunächst biete ich ihr ein Taxi an, da Kanu und Jammet ja auf Tour gehen möchten, aber am Ende entscheidet sie sich dann doch dagegen. Jammet kommt zum Lager, unterhält sich noch kurz mit Jasmine und ich begebe mich in die Koch-Hütte. Dort steht eine Kiste voller Bandagen auf dem Tisch. Nun ja, sie ist halbvoll. Ich meine mich zu erinnern, dass Max und Kevin sie in der Küche abstellen wollten. Per Funk bedanke ich mich kurz bei den beiden und packe die Bandagen in das geplünderte Medizinzelt. Anschließend lege ich ein paar neue Felder an und pflanze jede Menge neue Setzlinge. Ich habe das Gefühl, dass wir sie brauchen werden.

    Im Funk berichtet Chewie noch kurz davon, dass Kevin und Max ihm freundlicherweise einen gelben Sarka überlassen haben. Allerdings wurde er dann im Norden unterwegs beschossen. Wenn er es richtig gesehen hat, waren es Überlebenden mit einem grünen Armband, aber diese Farbe sagt mir nichts. Wobei… Wollten Vlad und Alexej nicht ihr orangefarbenes Band gegen ein grünes eintauschen? Ich bin verwirrt und beschließe, die beiden bei Gelegenheit zu fragen. Tja, das ist der Norden. Dort ist es offenbar wesentlich gefährlicher. Blue, Wolfgang und ich beschließen, die Scheune vom Bubi zu untersuchen, während Kanu und Jammet auf Kleidungssuche im Sommercamp gehen. Gemütlich laufen wir in Richtung Elektrozavodsk. Dabei kommen wir an einem Zug vorbei, aber wirklich brauchbare Versorgungsgüter sind nicht zu finden. Unterwegs beseitigen wir ein paar Zombies und kommen schließlich bei der Scheune an. Allerdings warnt uns Wolfgang vor, denn schon von Weitem sieht er Rauch bei der Tankstelle aufsteigen. Da muss ein Überlebender rumgeschossen haben. Vorsichtig schleichen wir uns Stück für Stück vor und behalten den Hügel und die Stadt im Auge. Lange Zeit passiert nichts, sodass wir uns langsam weiter in Richtung der Stadt vorarbeiten. Jammet und Kanu scheinen währenddessen jedoch einen Überlebenden beim Lager getroffen zu haben. Da er eine Waffe in der Hand hatte, vertrieb Jammet ihn mit einem beherzten Schuss, um Kanu zu retten. Die beiden beschließen, sich geordnet zurückzuziehen und dem Überlebenden aus dem Weg zu gehen. Auffällig war das schwarze Armband und das Totenkopf-Tuch vor seinem Mund. Irgendwie erinnert mich das sehr an Alni. Aber der hat sich heute noch nicht gemeldet. Na ja, wie dem auch sei. Es ist zumindest keiner gestorben soweit.


    An Bubis Scheune ist soweit auch alles in Ordnung. Er hat nicht weiter an seinem Lager gebaut. Wir beschließen wieder an der Küste entlang zum Lager zurückzukehren und haben es auch bald darauf geschafft. Ich arbeite weiter an den Feldern, wir ernten tonnenweise Kürbisse und genießen den Abend. Plötzlich taucht ein Bambi am Lager auf, aber es stellt sich heraus, dass lediglich Tabasko sich wie ein Bambi gekleidet hat. Wir albern gemeinsam etwas beim Rohbau gegenüber rum und ein anderer Trupp von uns besucht kurz Solnichniy. Dort scheint aber noch alles in Ordnung zu sein. Kein weiteres Menschenfleisch ist aufgetaucht, die Vorräte sind noch da. Alles gut. Puh…

    Während ich wieder zurücklaufe über das Feld, erkenne ich plötzlich hinter einem Unterstand einen improvisierten Rucksack liegen. Neugierig schaue ich hinein. Vier grüne Armbinden, ein Kolt, Weihnachtsbeleuchtung und beschädigte Arbeitsschuhe. Ich bin mir relativ sicher, dass keiner aus unserer Gruppe den Sack dort abgelegt hat und nehme den Inhalt an mich. Ist das eine Botschaft von einer anderen Gruppe? Haben die Bänder etwas mit den Schüssen auf Chewie zu tun? Oder testet jemand unsere Aufmerksamkeit am Lager? Ich beschließe, den Sack als eine Art „Testballon“ zu begreifen, sage aber den anderen vorerst noch nichts davon. Lediglich Vlad und Alexej frage ich, ob sie etwas am Camp hinterlassen haben. Sie meinen, sie wollten sich zwar die Harke ausleihen, haben dies dann aber doch nicht gemacht, da das Lager schon sehr leer war. Ja… Also fassen wir zusammen: Jemand hat auf Chewie geschossen und trug ein grünes Armband. Jemand war bei Jammet und Kanu im Sommercamp und trug ein schwarzes Armband. Jemand war hier am Lager und hat Dinge ausgeräumt. Jemand hat einen Rucksack mit grünen Armbinden in einem Busch hinterlassen. Mysteriös, aber ich habe das Gefühl, wir werden über kurz oder lang eine Antwort darauf bekommen. Wir bleiben wachsam.


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    Und weil es so schön war, hat Kanu auch ein zweites Event vorbereitet:


    Anmeldungen bitte an Kanu, bzw. hier im Forum per private Nachricht an Herz-Aus-Gold.

    Discord wäre empfehlenswert.

    Team-Battle-Event - Capture/Repair the car


    --- Der Kampf um Altar/Radio Zenit ---


    Nach der Ralley und zum Training unserer Teamfähigkeit, Kommunikation, Orientierung und Treffsicherheit in stressigen Situationen, würde ich gerne mit möglichst vielen Mitspielern ein Team-Battle-Event bei Altar/Radio Zenit veranstalten. Der Ort scheint mir dafür sehr gut geeignet da...


    • ... Beobachter / Nicht Mitspielende von den Radio-Masten aus eine sehr gute Übersicht haben und Team-Bewegungen und Feuergefechte gut beobachten und auf Video aufzeichnen können.
    • ... die Gegend generell sehr übersichtlich ist und man mit den Radio-Antennen einen eindeutigen Orientierungspunkt hat.
    • ... es nur sehr wenige Zombies gibt.
    • ... der Kampf um Altar eher auf mittlere/weite Distanz geführt werden muss, es jedoch aber auch genügend Deckung und Möglichkeiten zum Nahkampf gibt.

    Generelle Regeln:

    • Beobachter auf den Radio-Masten werden nicht Angegriffen und dürfen von den Kämpfer auch nicht bestiegen werden!
    • Kampfgebiet ist 1200m um die Altar-Radio-Antennen herum
    • Keine Schalldämpfer! Ich möchte den Beobachtern eine schön laute Geräuschkulisse bieten!
    • Keine Ghillisuits/Tarnanzüge! Nur Kopf und Waffentarnung ist erlaubt.
    • Alle Waffen erlaubt! Auch Granatwerfer!


    Geplant sind 2 Teams (Blau und Gelb) Als Missionsziel habe ich mir verschiedene Szenarien überlegt, welche ich dann in Anhängigkeit der Anzahl der Mitspieler noch genauer festlegen werde. Es wird auf jeden Fall irgendwie um Autos gehen.


    Aus organisatorischen Gründen sollte das Team-Battle-Event auf jeden Fall nach der 1. Chernarus-Ralley stattfinden.

    Altar ist ja auch nicht so weit von Devils-Castle entfernt.


    Termin:
    Sonntag 07.05. ab 20 Uhr


    Teilnehmer:

    • Charly, Team 1
    • Wolfgang/Pinky, Team 1
    • Tabasko, Team 1
    • Brah, Team 1
    • Jasmin, Team 1


    • Kanu, Team 2
    • Opi, Team 2
    • Blue, Team 2
    • Bizzlenaff/Chui, Team 2


    • Jammet, Beobachter
    • Kirauni, Beobachter


    Nach dem Team-Battle-Event planen Max und Kevin dann vielleicht noch ein One-on-One PvP-Event nach dem Vorbild der Hunger-Games in Chernogorsk.

    Alle Nichtüberlebende können daher gleich im Süden bleiben 😉


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    Ich soll euch von Kanu auf unserem Server Folgendes ausrichten:

    1. Chernarus-Ralley 2023

    Kommt her alle Überlebende und Motorsportbegeisterte zur 1. Chernarus-Ralley 2023!
    Meldet euch an und nehmt an diesem einmaligen Event teil! Alles was ihr dazu braucht ist irgendwas was Sprit schluckt und fahren kann, sowie eine gute Portion Mut um euch dieser Herausforderung zu stellen!


    Um die Sache nicht noch Lebensgefährlicher zu machen, als sie sowieso schon ist, fahren wir auf Zeit, um Karambolagen und Strassengefechte zu vermeiden.


    Start- und Treffpunkt ist in "Tulga" am Brunnen.

    Zielpunkt ist die Taverne am Besucherparkplatz bei "Devils Castle"


    Erlaubt ist jedes Fahrzeug und daher auch freie Streckenwahl!


    Wer wird der Schnellste sein? Finden wir es heraus!


    Quick-Info:

    • Start: Tulga
    • Ziel: Devils Castle
    • Zeitfahren
    • Freie Fahrzeugwahl
    • Freie Streckenwahl

    Ralley_Tulga-DevilsCastle.jpg



    Termin(e):

    Freitag 05.05.2023, ab 20 Uhr (für Charly)

    und

    Samstag 06.05.2023, ab 20 Uhr


    Anmeldungen bitte an Kanu, bzw. hier im Forum per private Nachricht an Herz-Aus-Gold.
    Discord wäre empfehlenswert.


    Teilnehmer:

    • Kanu, Sarka
    • Charly
    • Pinky/Wolfgang
    • Brah
    • Jasmin
    • Opi
    • Bizzlesnaff/Chewie, Sarka

    29. April – Gräueltaten


    Puh… was für eine Nacht voller eigenartiger Träume. Die Sache mit dem Hochstapler geht mir noch immer nach, auch wenn sie letzten Endes doch relativ glimpflich ausgegangen ist. Zumindest gab es keine Toten, aber momentan ist das Vertrauen innerhalb der Gruppe stark erschüttert. Um ehrlich zu sein, weiß ich momentan auch nicht, wem ich wie noch wirklich trauen kann. Ich kenne die einzelnen Personen einfach noch nicht lange genug, also bin ich heute erst einmal alleine losgezogen, während die anderen vermutlich noch geschlafen haben. Lediglich Alni meldete sich kurz über Funk aus einer Gefahrenzone. Er hat ebenfalls beschlossen, allein loszuziehen und kam in ein Gebiet mit Giftgas, was er jedoch rechtzeitig verlassen konnte. Ein Glück! Außer ein paar Kratzern, die er sich selbst verbinden konnte, scheint ihm nicht zu fehlen.


    Was mache ich also heute?


    Alni trägt beunruhigende Nachrichten an mich heran. Sein Freund sei ebenfalls in Chernarus angekommen und natürlich hat er ihm von unseren Lagern erzählt. Sein Freund hat eines in Solnichniy gefunden, aber anstatt der ganzen Güter, die Alni und Wolfgang gestern dort verteilt haben, war die Auswahl eher…bescheiden. Zu allem Überfluss meldete er, dass es jede Menge Menschenfleisch dort gab. „Kunstvoll drapiert“. Widerlich! Das können wir keinesfalls so stehen lassen. Also beschließe ich, zunächst nach Solnichniy zu wandern. Einfach mal weg von hier, der Küste entlang. Den Kopf frei bekommen. Die rote Uniform lasse ich in einer Kiste beim Auffanglager und quetsche mich in meinen grünen Samariter-Anzug. Falls mir etwas passieren sollte, kann hier jemand meine Aufgabe fortführen. Es wird sich schon jemand finden.


    Ich laufe los, immer an der Küste entlang. Es ist ruhig und friedlich. Ganz anders, als zu anderen Zeiten. Früher hätte ich es mich nie getraut, so offen an der Küste entlangzulaufen. Ich hatte immer Angst, direkt erschossen zu werden und so unbegründet ist meine Furcht gar nicht. Ich jogge an Kamyshovo vorbei, beseitige ein paar Zombies und komme schließlich bei Solnichniy an. Ruhig liegt das kleine Dörfchen mit der Krankenstation vor mir. Die Fahne ist noch gut zu erkennen.


    Als ich am Lager ankomme, fülle ich zunächst einmal meine Feldflasche und bediene mich am Brunnen. Das kühle Wasser tut gut und ich fühle mich frisch gestärkt. Mein Blick fällt auf eine blaue Jacke, die neben einem T-Shirt und einer Mütze arglos am Brunnen liegt. Sie wirkt seltsam ausgebeult und ich schaue sie mir etwas näher an. Schockiert springe ich mit einem Satz zurück. Irgendwer hat in die Jacke tatsächlich Menschenfleisch gewickelt! Igitt… mir wird schlecht und ich kämpfe gegen den Würgereiz an. Auch in einem Zelt liegen zwei Stücke und Fett… einfach schrecklich. Ich atme tief ein und versuche, meine Fassung zu behalten. Panisch sehe ich mich um, ob noch jemand außer mir hier ist. Es waren eigenartigerweise nur wenige Zombies in der Stadt, aber Leichen habe ich keine gesehen. Ich bin nun extrem vorsichtig.


    Da es hier kaum noch Versorgungsgüter gibt, beschließe ich das Menschenfleisch zu beseitigen und die Unterstände so gut es geht aufzufüllen. Ein kurzer Fußmarsch zur Klinik bringt ein paar Bandagen zu Tage und ein kleiner roter Rucksack dient als Behälter für das Menschenfleisch. Ich habe vor, es im Meer zu bestatten. So setze ich meinen Weg durch das Dorf in Richtung Küste fort, als mich eine Horde Zombies plötzlich bemerkt. Ich wehre sie so gut es geht ab und schließe mich in einem Haus ein. Durch das Fenster kann ich sie schließlich mit meiner Faust erwischen. Einer nach dem anderen. Keuchend stehe ich über ihnen. Als ich ihre Körper durchsuche, fällt mein Blick auf ein Gewächshaus neben mir. Etwas stört mich daran, aber ich kann nicht genau sagen, was es ist. Langsam laufe ich näher und werfe einen Blick hinein. Als ich die Türe öffne, stockt mir der Atem. Wer auch immer das Fleisch beim Lager drapiert hat, er hat noch mehr getötet. Hier im Gewächshaus liegen tatsächlich noch neun weitere Menschensteaks. Ich renne aus dem Gewächshaus und übergebe mich in den nächsten Busch. Grauenvoll! Was ist hier passiert?


    Als mein Kopf wieder etwas klarer wird, fange ich an zu überlegen. Schätzungsweise ein oder zwei andere Überlebende wurden hier auf jeden Fall zerstückelt. Wer waren sie? Wer war der Killer? Haben sie sich selbst das Leben genommen, war es eine Krankheit oder ein anderer Spieler? Und warum legte der Fremde die Überreste einerseits ans Lager, andererseits hier ins Gewächshaus? So gerne ich Antworten auf diese Fragen hätte; so sicher weiß ich, dass Grübeln nichts bringt. Ich beschließe, das Einzige zu tun, das ich für den oder die Toten noch tun kann: Ich packe widerwillig das Menschenfleisch behutsam in einen roten Regenmantel und trage alles zum Meer. Behutsam lege ich den Regenmantel mit dem Menschenfleisch und Fett ins Wasser, gedenke ein paar Minuten der Unbekannten und hoffe, dass sie nun an einem besseren Ort sind.


    Ich suche noch das ganze Dorf ab, sammele so viele Versorgungsgüter wie möglich, um die Zelte aufzufüllen und beschließe dann, meine grüne Ausrüstung hier am Ort zu verstecken. Eventuell für spätere Zeiten. Den Rückweg trete ich quasi inkognito an. Etwas passende Kleidung finde ich in einem Unterstand. Anschließend mache ich mich zurück auf den Weg nach Prigorodki. Gemächlich arbeite ich mich immer weiter an der Küste entlang Richtung Westen. Endlich habe ich das Camp erreicht und gerade möchte ich mich wieder mit meiner roten Ausrüstung einkleiden, da sehe ich doch tatsächlich einen anderen Überlebenden im Camp. Er trägt keine erkennbare Armbinde, aber markant ist die Ghillie-Kopfbedeckung. Irgendwie sieht er schon fast aus wie ein wandelnder Baum. Es ist komisch. Normalerweise würde ich jetzt auf ihn direkt zu rennen und ihn freundlich ansprechen. Andere Spieler würden ihn gleich erschießen. Nur Ghillies ziehen mehr Kugeln an, als meine rote Ausrüstung. Aber warum laufe ich dann nicht offen auf ihn zu? An dem Spruch „Kleider machen Leute“ ist wohl mehr dran, als ich mir eingestehen möchte. Ohne die rote Uniform fühlt sich das seltsam an. Warum nicht mal warten, bis mein Gegenüber mich anspricht? Immerhin hat er nicht gleich geschossen. Ich springe über den Zaun und wir rennen beide an den kleinen Steinofen, den der Buschmann wohl schon zuvor angezündet hat. Dort braten einige Fleischstückchen und der Fremde greift herzhaft zu. So stehen wir da. Er knabbert genüsslich am Schweinesteak und ich frage mich noch immer, was ich hier eigentlich mache. Etwas unschlüssig tänzele ich um ihn herum, aber die Situation scheint friedlich zu sein. Als er nach den Feldern sieht, gebe ich ein zaghaftes „Hoi“ von mir. Scheinbar ist es doch wieder an mir, zuerst zu sprechen. „Hi“, gibt er freundlich zurück. „Werbisdenndu?“, möchte ich nun wissen und versuche, ein Gespräch anzufangen. Allerdings geht das ziemlich daneben, denn er fragt nach, was ich da gerade von mir gegeben habe. Vermutlich habe ich zu undeutlich gestammelt. „Ich versteht dich ganz schlecht, du.“, bedauert er. „Wer bist denn du?“, geht es mir jetzt schon etwas leichter über die Lippen. „Ja… Hallo erstmal.“, beginne ich das Gespräch wieder, nachdem mein Gegenüber nicht antwortet, sondern erstmal meinen Puls fühlen möchte. Es ist absurd, aber am Ende knien wir uns beide gegenüber und fühlen unseren Puls. Ich erkläre meinem Gegenüber, dass er so meinen Namen bestimmt nicht herausbekommt. Aber zumindest weiß ich jetzt, dass er einen regelmäßigen und starken Puls hat. „Du bist neu hier?“, spreche ich das Offensichtliche aus. „Ja, ich war vor Ewigkeiten mal hier in Chernarus. Und vor zwei drei Tagen bin ich dann wieder hierhergekommen. Ich hadere noch damit, mich zu erkennen zu geben. Warum weiß ich nicht so genau. Jedenfalls sage ich ihm, dass ich auch gewissermaßen auf der Durchreise bin. Er fragt, ob ich etwas brauche und da frage ich nochmals nach seinem Namen: „Ich brauche nichts, danke. Wie darf ich dich nennen?“ „Mein Name ist ein Zungenbrecher…“, beginnt er, „..nenn mich einfach Chewie.“ Ich grüße freundlich zurück und stelle mich nun doch als Herz-aus-Gold vor. Seine Augen drücken Erstaunen aus. „ACH! Guck mal…Ja… kenn ich. Deswegen kenne ich das Lager hier.“ Aha..? Also vermutlich hat schon jemand ihm von uns und unseren Auffanglagern erzählt. Er wurde neugierig und hat beschlossen, einmal selbst vorbeizuschauen. Lustig. Und irgendwie schön, dass unsere Aktionen so langsam die Runde machen. Na, da hat er gerade den richtigen Moment abgepasst. Wir unterhalten uns etwas beim Brunnen über alte Erlebnisse in Chernarus und als Jammet dazu kommt, stelle ich ihm Chewie vor. Ich lade ihn in unseren Funkkanal ein und am Ende unterhält er sich noch sehr sehr lange mit Jammet über die guten alten Zeiten in Chernarus. Zwischendurch versuche ich ihm zu zeigen, wie man mit einem Speer umgeht, aber leider wird er mit dieser Waffe nicht ganz warm und verwirft somit ihren Gebrauch. Naja, jeder, wie er mag. Kanu fährt das Bambi-Mobil vor und wir beschließen zu dritt das Camp in Solnichniy nochmals zu besuchen. Als ich Chewie frage, ob er mitkommen möchte, stimmt er zu. Zu viert unternehmen wir eine kleine Spritztour, während Wolfgang zurückbleibt und eventuell bei „Bubis Scheune“ vorbeischaut.


    Nachdem wir unterwegs einen Zug durchsucht haben und an Kamyshovo vorbeikommen, ruft Chewie plötzlich: „Da ist ein Überlebender!“. Mann muss der Adleraugen haben… Kanu fährt links ran und ich gehe in Richtung der Schuppen am Ortseingang, wo er ihn gesehen hat. In meiner Hand halte ich noch einen großen, roten Rucksack. Hoffentlich sieht der Fremde, dass ich keine Gefahr bin und schießt nicht gleich. „Hallooohooo!“, rufe ich ihm freundlich zu und hebe die Hand zum Gruß. „Samariter im Einsatz!“, ergänze ich und bleibe vor dem Fremden stehen. Der Fremde hebt beide Arme und winkt mir wild entgegen. „Hallo! Kannst du auch sprechen? Can you talk?“, frage ich ihn. Nach einer kurzen Pause kommt die Antwort. „Ah sorry. Hi! Ja Moin.“ „Hi“, beginne ich wieder und er erwiedert ein freundliches „Guten Abend“. So, Kontaktaufnahme erfolgreich. Puh… Mein Puls wird wieder etwas langsamer. „Du sprichst Deutsch. Prima. Grüß dich. Wir sind die Samariter von Chernarus. Können wir dir etwas geben?“ „Nee nee, gar nicht eigentlich.“, winkt er ab. Er sieht zwar aus wie ein Bambi, aber er scheint damit glücklich zu sein. „Ich versuch mich grad mal so durchzuschlagen.“ Das verstehe ich nur zu gut. Es ist zwar schön, dass es Menschen wie uns gibt, die anderen helfen, aber manchmal ist es schöner, selbst Dinge zu erreichen und sich eben nicht alles gleich schenken zu lassen. „Okay, alles klar.“, lächele ich ihn freundlich an. „Darf ich dich noch fragen, wie du heißt?“, möchte ich abschließend noch wissen. Er stellt sich als Cahoo vor und schlägt sich mit seinem Freund so durch. Ich bitte ihn noch kurz, seinem Freund mitzuteilen, dass er bitte nicht auf uns schießen soll. Außerdem erkläre ich ihm, dass wir überall Stationen aufgestellt haben an der Küste und er sich da gerne bedienen darf. Nur die Fahne, Kisten und Unterstände sollen die beiden bitte stehen lassen. „Das ist ja lieb, danke!“, gibt er noch sichtlich erfreut von sich. Ich stelle mich noch kurz als Herz-aus-Gold vor und wünsche ihm alles Gute. Wir verabschieden uns und setzen unseren Weg fort.


    In Solnichniy statten wir das Lager dann wieder mit allem Nötigen aus, aber von dem Killer fehlt jede Spur. Auch kein neues Fleisch ist hinzugekommen. Wenigstens etwas. Wir fahren wieder zurück und grillen noch gemütlich in Prigorodki, Max und Kevin stoßen auch wieder kurz dazu. Scheinbar ist der Zoff vom Vortag vergessen. Von Bubi gibt es nichts Neues. Sein Lager war verlassen, die Tore weit offen. Dann wird es dunkel und ich beschließe, mich schlafen zu legen.


    Was für ein Tag, aber wir haben viele nette Menschen getroffen. Nur das Fleisch in Solnichniy macht mir Sorgen. Was da wohl dahinter steckt?


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    Glückwunsch!
    Wie lange hast du dafür denn jetzt schätzungsweise gebraucht?

    Für mich ist diese Modifikation ein Beispiel für Dinge, die ich in DayZ überhaupt nicht vermisse. Ich muss aber neidlos anerkennen, dass die Idee mit den Gruppen- und Fraktionslogos in Frühstücksflocken irgendwie süß ist und seinen eigenen Charme hat. So schön eingeklebt sehen die Sticker ja schon imposant aus ;)
    Lassen sie sich denn auch tauschen, falls du mal einen doppelt hast, wie früher im "echten" Leben?

    Also in dem Sinne: Glückwunsch zum Durchhalten!
    Wenn du es nicht selbst gesagt hättest, hätte ich deinem adipösen Charakter jetzt an dieser Stelle auch das Bootcamp nachegelegt. XD

    ~~~


    Der Tag ist schon vorangeschritten, da meldet sich einer unserer Beobachter über Funk. An Pauls Basis wurde eine neue Fahne gehisst: Eine Bambi-Fahne!

    Kanu meldet sich ebenfalls. „Also ich glaube SO blöd ist er jetzt doch nicht, oder?“

    „Also, wenn wir ihm gestern eine DayZ-Fahne gehisst haben, ich ihn vorher noch nach der Bambi-Fahne gefragt habe und er beteuert hat, er habe sie nicht, er aber jetzt allen Ernstes eine Bambi-Fahne gehisst hat…“, mir fehlen die Worte und ich breche ab. „WAS ZUM…!?“, sage ich dann stattdessen, „Wie frech kann man sein?!“ Alni schaltet sich in die Diskussion ein: „Also entweder ist er doof wie Brot oder aber er ist einfach…frech..frech..frech und gemein.“ „Er ist ein eben ein Kind“, versuche ich es zu relativieren. Aber das entschuldigt nichts. Sollte er da nun wirklich unsere alte Fahne gehisst haben, dann verlangt das natürlich nach einer Konsequenz. Frechheit soll sich schließlich nicht lohnen. Ich hätte jetzt so Bock drauf, die anderen Jungs zusammenzutrommeln und zu sagen: „Baut die Basis zu!“, aber nein. Nein, nein, nein, nein, nein. Die dunkle Seite ist nichts für mich. Alni schlägt scherzend vor, ihm noch drei oder vier Chancen zu geben. Tja… die dunkle Seite hat zwar Kekse, aber nein danke. Mir kommt da ein anderer, logischer Gedanken.

    Wir machen das Bambi-Mobil fertig und gemeinsam mit Kanu fahre ich nochmals ans Sommerlager, um Vorräte zu holen. Max fragt kurz nach, ob wir Nägel hätten. Wir müssen mal unsere Lager durchsehen, ob da noch etwas zu finden ist.

    Jedenfalls habe ich vor, die Bambi-Kisten an der Küste (inklusive des Lagers in Solnichniy) wieder zu befüllen und dann machen wir einen Abstecher bei Pauls Basis auf dem Rückweg. Tja und dann holen wir uns die geborgte Fahne zurück! (..und hinterlassen ihm eine andere dafür. Ich denke, die mit dem Fadenkreuz und Zombie passt ohnehin viel besser in seine Basis, als das süße kleine Bambi.)

    Es beginnt zu regnen. Hikaru gesellt sich zu uns, als ich gerade das Sommerlager durchsuche. Ich sage kurz, dass Kanu und ich eine kleine Spritztour machen, aber sie dann bald vom Bambi-Auffanglager mit dem Auto abholen und wir uns dann die Bambi-Fahne zurückholen werden. Ich stelle ihr Alni vor und bepacke unser rotes Bambi-Mobil am Sommerlager mit allem, was wir gefunden haben. Wolfgang ist mit Alni auf Streifzug zwischen Green Mountain und Solnichniy. Schließlich bringe ich alle gefundenen Sachen zum Auto und lagere sie sorgfältig ein. Hikaru trocknet ihre Kleidung am Feuer. Dann gibt sie per Funk durch: „Herz… es ist keiner da. Warum zündest du hier gerade Feuerwerk?“

    Das ist wieder einer jener Momente, die mein Herz für kurze Zeit stillstehen lassen. Warum passiert die ganze Action am Camp immer ausgerechnet dann, wenn ich nicht da bin?

    „Ich zünde kein Feuerwerk“, gebe ich zurück und versuche meine Aufregung zu überspielen.

    „Wer…zündet hier gerade Feuerwerk? Irgendjemand zündet hier gerade Feuerwerk.“, fragt Hikaru in die Gruppe, offensichtlich verwirrt und eigenartigerweise auch daran zweifelnd, ob meine Aussagen wirklich der Wahrheit entsprechen und ich tatsächlich nicht am Lager bin. „Ja toll, ich wollte mich eigentlich noch anziehen vorher…Häh Häh“, fügt sie aufgeregt hinzu. Was ist da bloß los?! Mein Verstand ist wie blockiert. Hikaru… allein am Lager. Jemand zündet Feuerwerk und sie trocknet gerade die Kleidung.

    „Wo? Bambicamp, Prigorodki, Brunnen?“, fragt Kanu und reißt mich aus meiner mentalen Starre heraus. „Ja toll und jetzt sind die… das ist ja nicht zu fassen! So ein Arsch! Jetzt kommen hier die Zombies an. Das gibt’s doch nicht und ich hab die halben Sachen nicht an! Ich mach mal hier die Tür zu.“, berichtet sie nun offensichtlich SEHR aufgeregt. So kenne ich Hikaru gar nicht… da muss etwas Schlimmes passiert sein.

    Kanu beruhigt sie: „Ja, mach die Tür zu. Wir sind gleich da.“

    Ich steige sofort ins Auto und los geht es.

    „So, alle Zombies die hier drinne waren sind jetzt erstmal alle tot. Ich zieh mich jetzt erstmal richtig an.“, versucht sie sich und uns zu beruhigen.

    Wolfgang stellt trocken fest: „Ich glaub der Paul stirbt heute Abend noch.“ Ich glaube, er bringt sich selbst noch um, aber Alni ergänzt: „Ich hab das Gefühl, dass wir vielleicht sogar noch ein bisschen nachhelfen könnten.“ „Wir könnten ihn au gefangen nehmen. Also..“, schlägt Wolfgang wieder vor. Was passiert hier gerade?!

    Alni bringt einige nette „Ideen“ ein, was man alles machen könnte, aber ich versuche einen klaren Kopf zu bekommen und frage Hikaru, ob sie weiß, wo genau das Feuerwerk gezündet wurde.

    „Nicht weit weg. Also das müsste gerade neben dir gewesen sein.“, versucht sie sich zu erinnern. HÄ? Wie geht das denn… ich bin doch kilometerweit weg.

    „Das war jedenfalls direkt neben dem Haus und du hast die Kiste…hast du die Kiste weggeräumt?“, fährt sie fort. „Nein, ich bin ganz wo anders…“, beginne ich. Sie fällt mir ins Wort: „Okay, dann… wollt ihr mich jetzt verarschen?“ „Nein, von uns ist keiner da. Wenn dann war es vielleicht der Paul, er trägt ein rotes Armband.“, verteidige ich mich.

    „Ähmm ja, der hatte ein komplett rotes Outfit an. Der sah richtig genauso aus wie du und stand neben mir gerade.“ Dann dämmert es uns beiden zeitgleich mit der Wucht eines Vorschlaghammers: Scheiße…

    Hikaru fühlt sich gerade „voll verarscht“, denn sie dachte, ich sei das gewesen. Aber da muss sich jemand als mich ausgegeben haben. Gezielt. Absichtlich. Und dieser jemand hat Hikaru in der Hütte am Feuer gesehen, ein Feuerwerk gezündet, Zombies angelockt und sie quasi wehrlos zum Sterben zurückgelassen. Und wenn ihre Schilderungen zutreffen, dann ist er soeben mit jemand anderem in ein Auto eingestiegen und davongefahren. Die Richtung kann sie leider nicht genau sagen, da sie mit den Zombies um das nackte Überleben kämpfte. Was war denn das für eine Aktion?!

    Hikaru ist sauer. „Gib mir dein größtes Ehrenwort, dass du mich hier nicht verarscht jetzt!“, Natürlich! Sofort! Wie könnte ich anders, ich fahre gerade in Kanu mit dem Auto. Dieser bezeugt ebenfalls, dass ich es nicht gewesen sein kann.

    Da gibt sich jemand als mich aus und täuscht meine Freunde zündet das Feuerwerk, das Hikaru extra gebracht hat und bringt sie in Lebensgefahr?

    DAS nehme ich persönlich!

    Wolfgang und Alni begeben sich in Beobachtungsposition und machen sich bereit, auf ein eventuelles Fluchtfahrzeug zu schießen. Kanu und ich nehmen die Verfolgung von Cherno aus auf. Wir rasen durch die Stadt immer in Richtung des Bambi-Camps. Unterdessen rattert mein Verstand. Ein Auto mit zwei Personen. Das könnten Max und Kevin gewesen sein. Oder Paul hat einen zweiten Mann in der Nähe. Ich nehme Kontakt mit Max auf und frage, ob sie gerade am Bambi-Camp waren. Das Auto war klein und grünlich oder gelblich? Sicher ist sich Hikaru nicht mehr. Was sie jedoch sofort weiß ist, dass der Fahrer ein blaues Beret auf dem Kopf trug. Allerdings kommt keine klärende Antwort von Max.

    Kanu und ich fahren an der Tankstelle vorbei und halten auf Prigorodki zu. Wir parken das Bambi-Mobil in der Garage und ich renne in Richtung des Camps, mal wieder. So schnell es geht. „Kann ich die bitte erschießen, wenn ich sie sehe?“, fragt Hikaru. Ich bestätige. Da die Person offensichtlich eine Gefahr dargestellt hat und sich nicht zu Erkennen gegeben hat, darf sie sich natürlich wehren.

    Schließlich komme ich am Lagerplatz an und Hikaru erklärt mir den Ablauf nochmals genau. Was für eine miese Falle, die ihr da gestellt wurde!

    Aber… was ist das? Bei den Feldern stehen zwei blaue mittelgroße Zelte. Das spricht schon wieder für Max und Kevin… Sie müssen also hier gewesen sein. Die Frage ist nun, ob sie etwas mit dem dreisten Überfall zu tun haben. „Also wenn das Max und Kevin waren, die erschieß ich. Da kenne ich kein Mitleid.“, verkündet Hikaru mit erschreckendem Ernst.

    Aber von dem Auto fehlt jede Spur. Ich baue die beiden Zelte ab und verfrachte sie in Blues Scheune, nach ‚Bluetopia‘, damit wir dort notfalls noch ein paar Vorräte einlagern können.

    Schließlich fülle ich die Vorräte am Lager auf. Es wird schon langsam dunkel und Kanu möchte aufbrechen, damit wir unseren Auftrag noch abschließen können. Das Rätsel um den Hochstapler wird sich sicherlich auch noch lösen, aber Hikaru dürstet nach Rache.




    Ihre Laune ist dermaßen im Keller, dass sie noch nicht einmal Lust zum Fahren hat, also setzt sich Kanu hinters Steuer. Gemeinsam steigen wir in das rote Bambi-Mobil und wollen gerade losfahren, da saust ein gelbes Auto an uns vorbei. Das sind jetzt definitiv Max und Kevin.

    „Folgen Sie diesem Wagen!“, rufe ich Kanu noch zu und wir streiten noch kurz über die Farbe des Autos. War es nun grün, gelb oder rot? Im Nebel und der Dämmerung schwer zu erkennen, aber wir setzen ihnen nach. Los geht die wilde Jagd in Richtung Elektro. Auf Höhe der Tankstelle holen wir schließlich auf. Ich versuche zu relativeren. Vermutlich haben die beiden sich nichts dabei gedacht und es ist alles ein dummes Missverständnis, aber Hikaru will davon nichts hören.

    Alni und Wolfgang zünden eine Rauchgranate, verfehlen die Straße jedoch knapp. In Elektro gibt Kanu Vollgas. Wir holen auf. Weiter, immer weiter! Oh Moment… STOPPP! Und knallen voll auf den gelben Wagen, der sich dreht, ins Schlingern gerät und stehen bleibt.

    Puh… „JUUUNGS!“ rufe ich ihnen zu und renne vor zu ihrem Auto. Hoffentlich ist alles okay…

    „WAS geht denn hier ab?“, will einer der beiden wissen. Jedenfalls scheint es beiden gut zu gehen. Puh… Ich entschuldige mich für das beherzte Eingreifen, aber stelle auch gleich die Frage, ob sie vor ein paar Minuten an unserem Lager waren und Feuerwerk gezündet haben. Betroffenes Schweigen. „Und zwei Zelte hingestellt habt?“, ergänze ich. Dies bestätigen beide. Die Zelte sind von ihnen. Aber auf die Nachfrage, ob jemand in Rot gekleidet war, verneinen sie es. Dann haben wir ein Problem… wer hat denn dann Hikaru überrascht?

    Ich erkläre den beiden Jungs die Situation und versuche gleichzeitig Ordnung ins Chaos zu bringen. Kevin sagt nochmals, dass sie eben am Camp waren, die Zelte aufgestellt haben und dann wieder gegangen seien. Gesehen haben sie keinen. Nein, auch kein Feuerwerk.

    Hikaru haben sie auch nicht gesehen. Sehr seltsam… wer war denn dann der Fremde in Rot? Ich bedanke mich für die Auskunft und warne sie noch vor dem Hochstapler. Hikaru scheint das nicht ganz zu glauben. „Schade aber auch.“, erwidert sie und wir geben Max und Kevin noch ein paar Nägel. Sie möchten weiter in die Gaszone. Wir verabschieden uns und ich entschuldige mich nochmal für den Unfall. Max winkt ab: „Alles gut. Wir haben nur mal was testen wollen, jetzt hats funktioniert. Gut.“

    Wir ziehen unverrichteter Dinge weiter in Richtung Bambi-Kisten. Hikaru äußert ihre Bedenken. Sie glaubt den beiden nicht, das Beret war genau jenes, das sie gesehen hat. Ich halte das durchaus für möglich und grübele, ob nicht beides irgendwie stimmen könnte. Aber bevor ich etwas sage, möchte ich einen Verdacht noch prüfen. Wir wissen, wer sie sind und wir wissen, wo sie wohnen. Die Wahrheit wird ans Tageslicht kommen. Hikaru überlegt unterdessen nochmals, was sie genau gesehen hat. Die Person war definitiv rot gekleidet.

    Ich frage mich währenddessen eher, was ich mache, wenn ich herausfinde, dass wir schon wieder belogen wurden. Erst Paul mit seiner Fahnenaktion und nun die beiden? Ich hoffe, ich irre mich. Eigentlich ist mir klar, dass man in Chernaurus eigentlich niemandem trauen kann, aber als ich auf die Samariter stieß, bekam ich den Glauben an Menschlichkeit zurück.

    Und jetzt? Wie geht man damit um, wenn man nach Strich und Faden ausgenutzt und belogen wird?

    Es wird dunkel, als wir die Kisten erreichen und sie auffüllen. Im Schutz der Dunkelheit schleichen wir uns an Pauls Basis. Ich rufe, aber es kommt keine Antwort. Scheint keiner da zu sein. Schade. Wir holen die Bambi-Fahne ein, die tatsächlich demonstrativ am Fahnenmast dort baumelt und ersetzen sie gegen eine Zombie-mit-Fahnenkreuz-Fahne.

    Weiter geht die Fahrt und Blue gesellt sich zur Gruppe per Funk. Er ist noch am Bambi-Auffanglager in Prigorodki und ich berichte ihm vom Vorfall. „Hikaru, das ist ne ganz schön miese Nummer. Extra Feuerwerk zünden, damit die Zombies auf dich drauf gehen. Wenn du wüsstest, wer das ist dann…“ „..knall ich ihn ab!“, ergänzt sie sauer. So aufgebracht erkenne ich sie wirklich nicht wieder. Es wird schon wieder Morgen, als wir zurück von unserem Einsatz in Solnichniy fahren. Aber wenigstens sind die Lager nun gut gefüllt.

    Zurück am Lager treffen wir auch auf Jammet.

    Eine tote Henne liegt am Lager, keine Ahnung woher diese stammt. Vielleicht noch von Paul?

    Ich laufe gerade über das Feld, als Hikaru funkt, dass Kevin und Max nun auch hier seien.

    Oh!

    Sofort laufe ich zum Brunnen und da steht ihr gelbes Auto in der Tat schon. Sie möchte ein paar Bandagen vorbeibringen.

    Ich frage Kevin nochmals, was denn vorhin genau losgewesen sei, denn wir können uns die Sache nicht erklären und haben ein ungutes Gefühl bei der Sache. Kevin verneint, dass jemand einen roten Regenmantel getragen habe. Max habe nur seine Klamotten getragen.

    Auch auf Zombies geschossen hat keiner von Ihnen, wenn man Kevin glauben darf. Allerdings räumt er ein, dass Max das Feuerwerk gezündet hat.

    „Ich… ich erschieß sie!“, ruf Hikaru wütend.

    „Nein, Hikaru! NICHT!“, rufe ich verzweifelt und laufe ihr nach.

    „Doch, ich erschieße sie! Ich erschieße sie eigenhändig!“, hallen ihre wütenden Worte durch das ganze Camp. Schützend stelle ich mich vor Kevin hinter seinen gelben Sarka. Ich erkläre Kevin kurz, warum Hikaru so aufgebracht ist. „Super Max…“, bringt er sarkastisch hervor. „…wo ist der eigentlich?“. Wir schauen uns um.

    „Hat er sich jetzt vepieselt?“, stichelt Hikaru. Keine Antwort.

    „Gut, er ist Freiwild. Also Max war’s..“, das ist ihr letztes Wort. Die Sache scheint klar und ein Konflikt unausweichlich. Oh Mann! Alles nur wegen eines dummen Streichs?

    Ich versuche noch zu beschwichtigen. „Er hat es nicht mit Absicht gemacht…“

    „ICH PFEIF AUF SEINE ABSICHT!“, ruf sie und schaut sich nach Max um.

    „MAX, WO IMMER DU AUCH BIST, ICH PFEIFE AUF DEINE ABSICHT. DU BIST FREIWILD!!“, donnert es durch das Camp. „Welch Liebreiz…“, merkt Jammet an. Der Arme weiß noch nicht genau, worum es hier eigentlich geht, aber ich habe gerade nicht die Zeit, alles im Detail nochmals zu erklären, da die Situation gerade mehr als eskaliert und ich alle Hände damit zu tun habe, die Gemüter zu beruhigen. Einige Minuten passiert nichts, dann steigt Kevin in den Wagen und lässt den Motor an. Ein vollausgerüsteter Spieler, ich fürchte es ist Max, macht Anstalten einzusteigen, doch ich stelle mich instinktiv vor die Türe. Wir müssen das klären. Hier und jetzt.

    Doch da steigt er einfach hinten ein. Ich zögere kurz und überlege, auch ins Auto zu steigen, entscheide mich dann aber dagegen. „Warum willst du denn einsteigen?!“, fragt Kanu. „Die schmeißen dich raus und fesseln dich!“, sagt Blue süffisant.

    Dann verlassen die beiden das Bambi-Auffanglager. „Bis gleich!“, ruft Max noch nach. Eigenartige Aktion… warum haben sie kein erkennbares Interesse daran zu klären, was vorgefallen ist? So kenne ich die beiden gar nicht. Wenigstens weiß Hikaru jetzt, dass sie sich nicht verrückt ist und die beiden tatsächlich das Feuerwerk gezündet haben. Aber warum haben sie dann gelogen? Direkt ins Gesicht?

    Als sich Max per Funk meldet, frage ich ihn was das mit dem Feuerwerk sollte. „Ich kann dazu keine Äußerung tätigen, wir sind Undercover unterwegs heute.“ Was soll denn bitte das?! Hikaru quittiert dies mit einem abfälligen „Hm hm“. Max entschuldigt sich bei Hikaru und er will es wieder gutmachen. Hikaru ist noch immer angesäuert, aber meint es sei okay. Er solle ihr momentan nur nicht unter die Nase kommen. Sie versucht ihr Möglichstes, nicht „irgendwelche Sachen“ zu machen. Sie fragt aber explizit nochmals nach, ob er sie nicht gesehen habe. „Eventuell“, druckst er rum und schließlich bejaht er. „Ja super. Ich hab dich für Herz gehalten. Ganz toll!“, grollt sie. War das ein klassischer Fall von Autosuggestion?

    „Und warum zündest du Feuerwerk, wenn du mich da so halbnackt sitzen siehst?“, beharrt sie. „Ich hab ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass da so viele Zombies kommen.“, gibt er reumütig zu. „Aha okay. Und kann das sein, dass Kevin dich dann mit dem Auto abgeholt hat?“, versucht sie die Geschichte zu vervollständigen. „Ja, der stand vor der Tür. Hast du ihn nicht gesehen?“, entgegnet er. „Ja doch, dann passt es. Dann bin ich nicht bescheuert. Ich hab langsam an meinem Verstand gezweifelt.“, ergänzt sie. Das Bild setzt sich langsam zusammen. „Dann war es ein gelbes Auto und kein grünes.“, stellt sie noch fest. Aber ein Puzzle-Teil fehlt noch. Ein wichtiges Puzzle-Teil: Mich. Oder besser gesagt, der Hochstapler, der sich als mich ausgegeben hat. Jammet und Kanu gehen gemeinsam auf Looting Tour. Wolfgang und Alni und Blue sind ebenfalls unterwegs in Chernogorsk. Nur Hikaru und ich bleiben am Camp zurück.


    Ich gehe im Lager meiner Arbeit möglichst unauffällig und unbedarft nach, sehe nach den Beeten und drehe eine kleine Runde an den Häusern vorbei. Als ich am Koch-Haus vorbeischaue, sehe ich mich plötzlich am Fenster stehen. Aha!

    Ich verhalte mich weiterhin unauffällig und gebe vor, nichts gemerkt zu haben. Gemächlich jogge ich auf das Haus zu.

    Soll er sich ruhig in Sicherheit wiegen.

    An der Tür steht er schließlich. Fast eine perfekte Kopie, aber eben nur fast.

    Ich gehe ins Haus, dränge ihn ein Stück zurück. „Aha!“, sage ich nur und schließe die Tür.

    Ich nehme einen Strick und versuche ihn zu fangen, aber er entkommt durch die Tür, bevor ich diese richtig verschließen kann. Ich treffe ihn mit dem Dietrich versehentlich noch am Arm, dann stürmt er nach draußen. Ich renne hinterher.

    Im Funk sage ich, dass wir einen Hochstapler haben, aber die anderen scheinen das noch nicht so ganz zu verstehen. Bis auf Alni, der fragt: „Wo ist er? Wo ist er?“, aber sie alle sind zu weit weg. Wir laufen immer im Kreis. Der Hochstapler scheint das Spiel zu genießen. Schließlich springt er auf einen Unterstand und bleibt dort stehen. Sein Glück, dass fast keiner hier ist. Sonst läge er jetzt vermutlich schon am Boden.

    Ich warte unten am Zelt und schaue zu ihm hoch. Provozierend winkt er mit einem Arm.

    Na warte…Freundchen.

    Charly meldet sich per Funk und noch ehe er ankommt, sage ich deutlich: „Wir haben gerade einen Hochstapler im Camp. Erschieß ihn!“, wohl wissentlich, dass Charly das nicht tun wird. Er ist ja gar nicht hier. Aber der Hochstapler soll denken, es wäre so. „Nicht schießen, seid ihr wahnsinnig!“, ruft jemand, aber wer ist kaum zu verstehen. Die Stimme kommt mir doch irgendwie bekannt vor… aber dafür ist keine Zeit. Die Finte wirkt!

    Er rennt wieder los, ich hinterher. Ich hole auf, treffe ihn am Arm. Weiter geht die wilde Jagd. Endlich haben die Leute im Funk es kapiert, dass hier wirklich jemand ist. Die waren aber auch schwer von Begriff…! „Die Frage ist, wer ist wer…“, gibt Max zu bedenken. „Ach du bist es?!“, gibt Blue überrascht zurück. „Max, hör auf mit dem Stress!“, sagt Hikaru noch. Hä? Was geht denn hier ab? Ich habe keinen Überblick mehr, sehe aber den Hochstapler direkt vor mir. Kanu gibt den Befehl: „Dann zieh doch selbst die Waffe!“. Gut, dann schauen wir mal.

    Der Hochstapler flüchtet sich in die Blockhütte. Ich versuche die Tür zu verschließen und ihn so festzusetzen, aber natürlich durchschaut er es und bricht aus, an mir vorbei. Keine Chance. Jemand, der sich so beharrlich seiner Festnahme entzieht… da gibt es nur noch eine Lösung, um aufzuklären, wer nun wirklich dahintersteckt. Immerhin hat Max sich noch nicht dazu bekannt, woher soll ich also wissen, wer der Fremde ist und ob er nichts Böses im Sinn hat? So wie mit Hikaru? Das Team in eine Falle locken? Das lasse ich nicht zu! Wenn meine Schatten nicht da sind, muss ich das Camp verteidigen.

    Charly warnt ebenfalls, dass er schießen wird. Auch ich bereite mich auf das Schlimmste vor. Da meldet Max, dass der Hochstapler im Funk anwesend ist. Tja… das kann man nun auslegen, wie man möchte. Aber so richtig zugegeben hat noch keiner, dass er sich als mich ausgegeben hat. Also frage ich nach: „Ach das bist du, Max?!“

    Und Hikaru ergänzt: „Ja und das Outfit hattest du an, als du neben mir standest, ne?“

    „Vielleicht“, kommt es aus Max‘ Ecke. „Am Arsch, Max. Am Arsch…“, kommentiert Hikaru dies sichtlich genervt über diese Kinderei.

    Mann, Mann, Mann. Ich habe schon Zombies gesehen, die mehr Haltung gezeigt haben! Warum kann und will er nicht einfach mal Größe beweisen und zu seinen Handlungen stehen? Okay, er wollte sich mit Kevin einen Scherz erlauben. Fein. Ein Jungenstreich.

    Hikaru kam dazwischen, es hat sie versehentlich fast erwischt. Vermutlich wollte er das nicht. Aber statt dass sie das Ganze aufklären, spielt er dieses unwürdige Spiel weiter und gefährdet unsere Gruppe und das Lager dadurch. Und das, nachdem er sich bei Hikaru bereits entschuldigt hatte. Nichts gelernt, würde ich sagen. Wie ein Kind. Nur im Gegensatz zu Paul ist Max wesentlich älter und er sollte wissen, dass jedes Handeln auch seine Folgen hat.

    Nicht auszudenken, wenn jetzt die Minenleger oder der Bambi-Killer hier aufkreuzt. Wobei.. die Minenleger… wenn Max auf Verwirrspiele steht, vielleicht… aber den Gedanken verwerfe ich. Zumindest für den Moment. Wir sind so desorgansiert doch das perfekte Ziel! So kann das nicht weitergehen. Diese Unaufrichtigkeit und Unfähigkeit zu seinem Bockmist zu stehen, macht mich rasend. „Dann zieh doch selbst eine Waffe“, höre ich nochmals Kanus Worte wie in Zeitlupe und mache es tatsächlich. Meine Finger schließen sich um das kalte Stahl. Wut steigt in mir auf.

    Max flieht in das Koch-Haus und er schließt die Türe des Kämmerleins vor mir. Ich unternehme einen letzten Versuch, ihn gewaltfrei festzusetzen und das Ganze friedlich zu regeln, indem ich versuche, die Türe abzuschließen. Aber natürlich lässt er auch das nicht zu und stürmt an mir vorbei. Er legt es einfach darauf an.

    Zu allem Überfluss kommt auch noch Kevin mit dem gelben Sarka wieder vorbei. Scheint, als wolle Max nun die Kurve kratzen. So nicht, Freundchen!

    Unser Hochstapler stürmt aus dem Haus in Richtung der Unterstände, da gebe ich zunächst einen Warnschuss ab. Aber natürlich rennt Max weiter und gönnt sich den Spaß. Hikaru traut sich nicht zu schießen, aus Angst sie könnte mich treffen. „Na, wer ist denn wer?“, provoziert er im Funk. Das reicht!

    „Die Sache ist ganz einfach. Ich bin DAS!“, rufe ich und schieße direkt auf seine Beine. Drei gezielte Schüsse. Getroffen und man sieht nun deutlich, dass seine Uniformhose ruiniert ist. Verwechslung ausgeschlossen. Max jault auf. „Oh! Ich hab ne Schnittwunde!“ und möchte zum Auto fliehen. Feige versteckt er sich hinter Kevin. „Hey, nicht mich als Schild benutzen!“, sagt sein Freund. Erbärmlich! Ist ihm nicht einmal sein Freund heilig?

    Ich schieße durch die Türe auf seine Beine. Töten möchte ich ihn nicht, aber es muss endlich klar sein, dass er zu weit gegangen ist und eine Grenze überschritten wurde.

    Scheiben klirren und Max greift nach der Tür, um sich vor den Schüssen zu schützen. Das gelingt ihm zwar für den Oberkörper, aber mein Ziel sind seine Beine. Er nimmt noch zwei drei Schritte, taumelt und stöhnt: „Ich hab mir das Bein gebrochen!“.

    Tja… hättest du dir das vorher mal überlegt!

    Dann kippt er um. Ein Zombie kommt auf uns zugestürmt, um den ich mich sofort kümmern muss. Schließlich fessele ich den am Boden liegenden, ehe er versorgt wird. „Hikaru, Bandage, Schnell!“, belle ich im Befehlston und starte mit der Reanimation. Nein, wegsterben soll mir der Kerl hier nicht. Die Behandlung zeigt Wirkung und er steht langsam auf. „Ey ich wurde gefesselt! Ich glaub das nicht…!“, beschwert er sich.

    Ach nee… Was hattest du erwartet? Kaffeekränzchen mit Kuchen, Erdbeeren, Schlagsahne und Eis? Das gibt’s hier nur für Bambis!

    Hikaru versorgt seine Wunden. Erst jetzt wird ihm klar, dass es ihn doch ganz schön erwischt hat. „Also, was sollte das jetzt?“, frage ich ihn ein letztes Mal und ziele mit der Waffe auf ihn. „Ich bin Undercover!“, führt er sein Spielchen fort. Idiot.

    Ein weiterer Zombie stürmt heran, um den sich aber glücklicherweise Kevin kümmert.

    Naja, nicht ganz, denn ich muss ihm einen Gnadenschuss in den Kopf geben.

    Hikaru kehrt zu Max zurück und setzt die Behandlung fort. Noch immer blutet der Hochstapler, hat sich aber inzwischen von seinen Handschellen befreit.




    „Du bleibst jetzt ganz ruhig stehen, sonst ist der nächste Schuss der Letzte!“, drohe ich Max.

    Wieder kommt ein Zombie und stürmt auf uns zu und attackiert Hikaru. Ein gezielter Schuss aus meiner Waffe, der Zombie fällt. „Warum muss ICH ihn jetzt ausgerechnet verbinden?!“, jammert Hikaru verständnislos, aber sie tut zum Glück wie geheißen. Jammet funkt mit trauriger Stimme: „Was ist denn hier heute bloß los?“. Tja, das wüsste ich auch gerne.

    Warum musste es dazu kommen? Es hätte so einfach geklärt werden können.

    „Darf ich ihn erschießen?“, beginnt Hikaru „Ich würde ihn auch gerne erschießen.“

    „Ich reagier allergisch darauf, wenn jemand mein Team in die Irre führt und gefährdet!“ knurre ich und halte meine Waffe an Maxens Kopf. „Das war Roleplay!“, verteidigt er sich.

    Roleplay? Aha. Zu deinem Roleplay gehört es also, Leute in Gefahr zu bringen?“, kontere ich zynisch. „Ich war gerade ganz friedlich das Beet am Bewirtschaften eben!“, führt er weiter fort. Jammet versteht die Welt nicht mehr. Was ist so schlimm daran, dass jemand auch in Rot rumläuft? Darum geht es mir jedoch nicht.

    Es sind mehr die Umstände, die das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Die Gefährdung von Hikaru. Ich lasse nicht zu, dass sie nochmals angeschossen wird! Nicht so, wie ….damals. Dieses Mal bin ICH da, um das Camp und Hikaru zu verteidigen. Max schweigt natürlich weiter über die Sache heute. Und dass er uns mehrfach direkt angelogen und Halbwahrheiten erzählt hat vorhin und uns so wissentlich in die Irre geführt hat. Selbst, nachdem er sich entschuldigt hatte! Das macht kein Freund. Wer soll ihm seine unschuldige Masche abkaufen? Wen versucht er hier zu verschaukeln? Wir sind Zeugen der bewussten Provokation und das kann ich nicht einfach auf sich sitzen lassen. „Darf ich bitte noch einmal schießen?“, bettelt Hikaru. Allerdings steht es nicht gut um Max. Er scheint sich nun wirklich um sein Leben zu sorgen.

    „Bitte nicht, dann bin ich tot.“, sagt er nüchtern. Es klingt nicht nach einem Flehen, aber man merkt ihm an, dass er keine Lust hat, auf diese Art zu sterben. Verständlich. Hikaru hatte auch keine Lust, von Zombies im Nachthemd überrannt zu werden oder nach Strich und Faden verarscht zu werden. Ebenso wenig wie ich!

    Hikaru legt die Waffe an. Wäre ich in der Lage, sie daran zu hindern? Grübele ich, aber ich muss es gar nicht herausfinden. Sie hält inne und senkt die Waffe wieder. „Boah Max, du hast so ein Schwein!“, brüllt sie ihm wütend ins Gesicht.

    Ich gestatte es Max, sich umzuziehen. Weg mit der roten Maskerade. Dann stellt er sich einen Splint her und schient damit provisorisch sein Bein. Ich ramme ihm eine Packung Codein-Tabletten gegen die Schmerzen in die Schulter, während er sich mit Morphin versorgt.

    „Darf ich wenigstens mit nem Baseballschläger…“, beginnt Hikaru wieder. Max zeigt ihr eine versöhnliche Herzchengeste. „Nee Max. Ist nicht. Heute nicht. Ist nicht. Das Herz kannst du dir sonstwo hinstecken!“, wehrt sie ab. Sie läuft bedrohlich mit ihrem Schläger hinter ihm her.

    „Jetzt muss er gerade stehen für seine Sache“, sage ich noch. Max hält die Fäuste schützend vor sein Gesicht. Hikaru hat noch immer das Verlangen, ihm mit dem Baseballschläger eins überzuziehen. Ich verabreiche ihm eine Kochsalzlösung. „Man ey Kevin, die gönnen mir auch keinen Spaß mehr hier!“, jammert Hikaru. Jammet schaltet sich ein: „Könnt ihr euch bitte am Leben lassen? Das wär ganz lieb, aber…“ Ja, recht hat er schon. Das Ganze ist angesichts der Apokalypse echt albern. „Ich hab damit gar nichts zu tun!“, verteidigt sich Kevin. Ich bin nur der Fahrer. „Jaja, aber Fahrer haben auch Mitschuld. Ich möchte es nur mal gesagt haben!“, kontert Hikaru. Unterdessen schnappe ich mir die Zündkerze aus dem Auto. Sollte sich alles aufklären, werde ich die Kerze durch eine in besserer Qualität ersetzen. Diese hier ist ja wirklich schon fast hinüber.

    Max sieht niedergeschlagen aus und ich teste kurz seine Blutgruppe: 0+, wie die meisten hier. Ich verabreiche ihm eine Blutspende zur Stärkung. Er setzt sich vor Hikaru auf den Boden und bittet um Vergebung, dass er sie erschrocken hat. „Du hast mich beinahe getötet, aber lassen wir das mal…“, erwidert sie. Er legt alle Teile seines Kostüms ab und am Ende den blauen AN-Helm. „Wetten, er ist makellos?“, beginne ich zu lachen und nehme ihn in die Hand. Tatsächlich. Der Helm hat bei der ganzen Aktion keinen einzigen Kratzer abbekommen. Während ich mir den Helm ansehe, bekomme ich aus den Augenwinkeln mit, dass Max Hikaru Handschellen anlegt. Oh Mann! Der weiß wirklich nicht, wann es genug ist. Zum Glück ist sie gerade so in Gedanken, dass sie es nicht merkt und er befreit sie auch sofort wieder. Aber natürlich ist sie wieder wahnsinnig sauer und schlägt ihn zweimal mit dem Baseball Schläger… „Ihr seid echt so Folterprofis“, murmelt Wolfgang kopfschüttelnd. Ja… recht hat er. Das ist echt schon peinlich, was hier abgeht. Aber wir haben nicht so die Zeit, uns weiter auszutoben, denn die Gruppe im Norden wird gerade von Wölfen angegriffen und kämpft ums nackte Überleben.

    Wolfgang bietet sich als Folterknecht an, aber ich winke ab. Ich glaube, heute ist da kein Bedarf mehr. Wir verbrennen das beschädigte Kostüm, füllen die Vorräte auf und Kevin fährt mit Max weg. Scheinbar hatten sie noch eine Zündkerze in Reserve. Nun ja…

    Was für ein verrückter Tag und was war eigentlich los? Ich muss das aufschreiben, um meinen Kopf wieder klar zu bekommen…


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    28. April – Welpenschutz und Jungenstreiche


    „Ist einer von euch unten beim… Bambi-Auffanglager?“, weckt mich Ravinis tiefe Stimme aus dem Schlaf. Ich schrecke hoch und bin sofort hellwach. Wolfgang und ich verneinen instinktiv. Tsatsächlich ist Wolfgang wieder in Chernarus auf Tour. Allerdings warnt er Ravini vor Schüssen, die er vor einiger Zeit in Chernogrosk gehört hatte. Offensichtlich hat dort wieder jemand rumgeballert. Der mysteriöse Bambi-Killer vielleicht? Es muss jedenfalls ganz in der Nähe der Polizeistation oder des Krankenhauses gewesen sein, wenn man Wolfgangs Schilderungen trauen kann. Und das tue ich zu 100%. Also waren sie ganz in der Nähe von Ravinis Basis, was ihn selbst wenig stört.

    „Ja ich bin grad beim Bambi-Lager.“ Dann ist ja alles gut. Etwas grinsend stichelt er: „Ich hätt‘ hier noch ne Bambi-Flagge…“ Mein erfreutes und schauspielerisch überzeichnetes „Ooohh!“ über Funk quittiert er mit einem: „…Na die brauchen wa nich. Die kann ich liegen lassen.“ Unser lieber Ravini… irgendwie mag er es, mich zu necken. Aber ich kann es ihm nicht verübeln und ich bin vorbereitet. „Ich dachte, du hättest die Bambi-Fahne, die du gestern gefunden hast schon zu Armbändern für die Bambis verarbeitet?“, kontere ich so unschuldig und überrascht wie möglich – meiner Ansicht nach geschickt.

    „Ja, weil ich dachte mir, da haben mehrere Bambis was von…“, antwortet er nun seinerseits gespielt unschuldig. Er lacht etwas auf: „Nein, ich hab sie dir in die Zelte da reingelegt.“

    „Oh, Dankeschön!“, freue ich mich nun aufrichtig und ehrlich. Jetzt muss ich schauen, dass wir die Fahne rechtzeitig sichern, bevor jemand von außerhalb sie sich schnappt.

    Ich stehe gemächlich auf, ziehe mir rasch meine Ausrüstung an, da kommt noch ein Funkspruch von Ravini. „Äh, rote Bandage, das seid ihr, wa?“ Wolfgang bejaht, ich bin da etwas vorsichtiger. „In der Regel, ja…“, beginne ich vorsichtig. Ich ahne Schreckliches und setze beunruhigt nach: „Wieso, ist da jemand?“

    „Ja“, gibt der Farmer grübelnd von sich, offensichtlich am Abwägen. „Ein Spieler mit roter Bandage?“, will ich nun nochmals zur Bestätigung wissen, um jegliche Missverständnisse auszuräumen. Kommunikation über Funk ist nicht immer ganz einfach. Ravini scheint nochmals ganz genau hinzuschauen und bestätigt „Ja, meine ich doch.“ In meinem Kopf rattert es mal wieder. Soweit ich weiß, sind nur Wolfgang und Ravini hier. Andere Teammitglieder wie Kanu, Blue, Jammet, Opi, Hikaru, stlk oder eben auch Alni vom Vortag hätten sich sicherlich bereits gemeldet. Also gehe ich davon aus, dass das kein Mitglied von unserem Team ist. Ich stelle fest: „Nein, also ich bin es nicht.“ Wolfgang ist schon einen Schritt weiter als ich und formuliert seinen Gedanken aus: „Ist es äh.. s’Bubi? Der hat doch au a rote Bandage g’habt, oder?“

    „Bubi… Bubi…“, grübele ich. Wen meint er damit…? Etwa… PAUL?! Sofort bin ich hellwach, schlüpfe in meine Kleidung und murmle noch ein „Ich komme!“ in den Funk.

    Das lasse ich mir nicht entgehen! „Warte mal… ich hab da n’Hallo.“, beginnt Ravini das Gespräch mit dem Fremden gefolgt von einem: „Ich höre. Ich bin auch friendly.“

    Gerade in diesem Moment stößt Alni zu uns in den Funkkanal dazu, „Tadaaaaa!“, aber ich bitte ihn sofort um Funkstille. Tut mir irgendwie leid für ihn, ihn so abzuwürgen, aber Sicherheit geht vor. Offenbar versucht Ravini gerade Kontakt mit ihm aufzunehmen und das Letzte, das er nun gebrauchen kann, ist ein Stimmenwirrwarr im Kopf _und_ in den Ohren. Noch wissen wir außerdem nicht, um wen es sich bei dem Fremden mit roter Bandage am Brunnen handelt. Unterdessen rase ich in voller Montur so schnell wie es geht in Richtung des Camps.

    „Tu die Knarre weg!“, ruft er dem Fremden zu. Das hört sich nicht gut an… Ravini, pass bloß auf dich auf!

    „Die Knarre weg!“, fordert er nochmals den Fremden mit Nachdruck auf. Funkstille.

    Innerlich male ich mir die schlimmsten Szenarien aus und wie ich wohl unter welchen Umständen am besten reagiere. Weiter, immer weiter renne ich in Richtung des Camps, höre aber keine Schüsse. Das beruhigt mich etwas. Schließlich gibt Ravini durch: „Sind mindestens zwei. Also rote Kopfbedeckung, mit irgendeinem quatscht der. Sind mindestens zwei.“

    Schließlich fragt er sein Gegenüber wohl, was dieser vorhat und murmelt etwas von wegen, dass der Klopper kaputt sei und er sich am Brunnen beim Wasser gerne bedienen kann.

    So genau kann ich es aber nicht verstehen. Aber ich habe genug gehört, denn schon bei dem Teil mit der roten Kopfbedeckung bin ich mir sicher, das es sich dabei um Paul handelt. Das Schicksal scheint meine Wünsche und Gedanken bestens zu kennen… Der Tag der Aufklärung ist gekommen!

    „Bist du alleine?“, stellt Ravini instinktiv die richtige Standardfrage. Gute Struktur. Erst das mit der Waffe, dann der bestimmte Ton und nun diese Frage, die einfach keinen Widerspruch duldet. Wenn ich an der Stelle von Paul wäre, hätte ich jetzt bestimmt schon ganz schönes Muffensausen. Vielleicht sollten wir Ravini als Backup zur Erstkontaktansprache rekrutieren? Er wäre mit Sicherheit eine tolle Ergänzung des Teams. Doch was dann folgt, spannt die Situation wieder enorm an. Unser Mann wiederholt in bestimmtem Tonfall: „Ich hab dir eben schonmal gesagt, tu die Knarre weg!“ Wieder absolute Stille, aber um mich herum auch keine Schüsse. Was ist da los?! Die Anspannung mach mit wahnsinnig, aber in einiger Entfernung baut sich das Camp bereits vor mir auf. Ich renne weiter, so schnell es eben in voller Montur geht. Ich komme!

    „Ist vielleicht nicht die beste Idee, hier auf Hühner zu schießen…“, beginnt Ravini das Gespräch wieder. „Ja, dann mach das. Dann mach das.“, lenkt er dann ein. Schließlich richtet er sich an uns: „Jung. EXTREM jung.“

    Das passt ins Bild. Ich weiß nun genug und auch Wolfgang stimmt mit ein: „Ja, es ist Bubi.“

    Ravini konfrontiert in seiner unnachahmlichen, charmant-direkten Art sein extrem junges Gegenüber mit unserem Verdacht: „Bist du Bubi?“ Wenn die Situation nicht so ernst wäre, würde ich jetzt laut loslachen. Natürlich hat Paul keine Ahnung, wovon wir sprechen. Bubi ist ja lediglich der Spitzname, den Wolfgang ihm gerade gegeben hat. Aber die Gesichter würde ich zu gerne sehen! Ich gebe ihm kurz über Funk einen Hinweis, dass unser Bubi sich „Paul“ genannt hat, also wiederholt Ravini: „Bist du Paul?“. Offensichtlich ist sein Gegenüber entweder etwas schwer von Begriff, zutiefst durch Ravinis kurz angebundenes Auftreten irritiert oder einfach nur sprechfaul. Jedenfalls muss Ravini ganze zwei Mal seine Frage wiederholen. Ja, manchmal sind Bambis etwas begriffsstutzig. Aber das ist Paul ja eigentlich nicht mehr… „Ob du Paul bist!“, höre ich ihn noch sagen und sowas wie: „Was denn jetzt? Ja oder nein?“ Oh Mann! Wenigstens erreiche ich nun endlich das Split-Level-Red-Haus und stürme den Hang hinunter in Richtung des Brunnens. „Ja, ich höre dich.“, bestätigt Ravini im Gespräch wieder. Für den Fall der Fälle kontrolliere ich meine Waffe. Nicht viel Munition, aber falls der Fremde doch nicht Paul sein sollte und Böses im Schilde führt, bin ich bereit, das Camp und natürlich auch Ravini zu verteidigen bis zur letzten Kugel.

    Ich überquere die Gleise… endlich!

    Am Brunnen sitzt tatsächlich ein Überlebender, der wie unser Paul aussieht.

    „Das ist er!“, bestätige ich es der Gruppe. Ich hebe meine Hand zum Gruß und spreche ihn an: „Hallo!“. „Na, alles gut bei dir?“, fange ich das Gespräch auf einer lockeren Ebene an. Ich möchte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und ihn mit unserem Verdacht, dass er es war, der unser Bambi-Camp um zwei Kisten, ein Zelt und die Bambi-Fahne erleichtert und Vandalismus betrieben hat, konfrontieren. Ganz kurz kommt mir die Idee, ihn an Ort und Stelle zu fesseln und dann zu befragen, aber ich verwerfe den Gedanken sofort wieder. Das ist nicht meine Art, Paul ist – zumindest objektiv betrachtet und nach dem aktuellen Stand unseres Wissens - ein Freund oder zumindest Verbündeter und hat kein Mitglied des Teams verletzte oder in Gefahr gebracht. Eine solche Behandlung entbehrt jeder moralischen Grundlage und es besteht ja auch keine akute Fluchtgefahr.

    Ich bin noch immer der Meinung, dass man in einem ruhigen Gespräch alles klären können wird.

    Paul berichtet mir, dass er ein Auto gefunden hat und damit etwas rumgefahren sei, aber einen Unfall gebaut habe. Ich bekunde mein Beileid, aber es hält sich in Grenzen… das hätte ganz schön übel ausgehen können, so eine Aktion. Als das Gespräch stockt, beschließe ich endlich, ihn nun doch auf die gefundene Basis anzusprechen. „Wir haben vermutlich gestern deine Basis entdeckt…“, beginne ich vorsichtig und schaue, wie er reagiert. Schließlich beschreibe ich die Lage hinter Elektro. Paul bejaht verschmitzt, nach einigem Zögern. Ich glaube, er ahnt, was jetzt kommt. Oder er glaubt zumindest, es zu ahnen.

    Aber die Freude gönne ich ihm nicht.

    Per Funk kann Alni sich nicht mehr zurückhalten und lacht. Ich versuche das so gut es geht zu ignorieren, aber am liebsten würde ich gleich mitlachen. Die Situation ist schon absurd komisch, auf ihre Art und Weise.

    „Ja… wir haben beschlossen, da du so lieb warst und uns ein Zelt und eine Kiste genommen hast, haben wir dir auch gleich eine Fahne gegeben.“ Führte ich in sarkastischem Unterton meine Überlegungen aus.

    Paul.exe has stopped working.

    Mein Gegenüber ist sichtlich irritiert und bringt nach einer kurzen Pause nur ein stammelndes „Ah.. okay… danke..“ und „…tut mir leid mit der Kiste…“

    „Jaja…, aber wir haben es entdeckt jetzt. Das warst alles du?“, frage ich nochmals nach. Zur Sicherheit. „Ja…“, gibt er etwas schelmisch grinsend aber auch reumütig zu. Da ist es. Das vollumfassende Geständnis. Ohne Waffengewalt. Einfach so, im Gespräch. Krass.

    Ich glaube, er hatte einfach keine Ahnung, was er hier vor sich hatte und welche Beziehung der Samariter vor mir hier zu all dem hatte. Paul hat sich einfach wie das Kind benommen, dass er nun mal auch ist. Keine Ahnung, wie der Samariter vor mir die Situation hier jetzt geregelt hätte. Aber ich für meinen Teil bin froh, dass dieses Geheimnis nun doch gelüftet ist.

    Aber eine Frage brennt mir noch auf der Zunge und ich stelle sie: „Hast du auch unsere Bambi-Fahne genommen?“

    „Äh.. nee“, Antwortet Paul.

    Ich forsche nach: „Weil… die hatte zufällig gefehlt an dem Tag, an dem unser Zelt und unsere Kiste verschwunden ist.“

    „Äh… echt?“, gibt er etwas zu überrascht von sich, „Ich meine, ich bin da hinten diesen Weg gegangen und ich meine die Fahne gesehen zu haben. Ich hab sie dann… mitgenommen und in einen Busch gelegt und später war sie verschwunden….“ „Verschwunden. Hmm….. Ach sowas.“, gebe ich in einem Ton von mir, der ihm eindeutig sagt, dass ich kein Wort von dem glaube, was er mir da erzählt. Ich bin jedoch nicht so wütend, wie ich angesichts des doch schon recht dreisten Verhaltens des Kleinen sein sollte. Während des Gesprächs bringt Ravini die Bambi-Fahne, die er gefunden hat mit und legt sie vor uns auf den Boden.

    „Das ist die von mir, wa?“ Ich bedanke mich herzlich bei Ravini für die Fahne. Warum Paul da kurz seine Patschhändchen nach ausstrecken und sie anfassen muss, weiß ich nicht. Aber aufgrund meines strafenden Blicks lässt er sie gleich wieder fallen.

    Nun ist sie in meinem Besitz und ich packe sie gleich in meinen Rucksack.

    Tja…was machen wir jetzt mit Paul? Mein innerer Samariter sagt: „Schwamm drüber!“.

    Aber Opi und s-tlk sowie natürlich Charly und Tabaskos Bande würden jetzt gleich sagen: „Knall ihn ab! Der hat’s nicht anders verdient.“ Für den Bruchteil einer Sekunde ziehe ich das in Erwägung. Allerdings hat er mir – strenggenommen - ja nichts weggenommen. Und gestorben oder in Lebensgefahr war auch keiner aus meinem Team. Ich vermute, das war einfach ein Jungenstreich, der etwas aus dem Ruder lief und er wusste es eben nicht besser. Welpenschutz. Gibt es das Konzept auch in der Apokalypse? Falls ich jemals einem Psychologen hier in Chernarus begegne, werde ich ihn fragen.

    So gebe ich Paul verbal noch einen Ausweg: „Ich habe mir überlegt, vielleicht hast du ja damals, als du das Zelt und die Kiste mitgenommen hattest, die Fahne auch heruntergeholt und dann ist sie einfach verschwundendespawnt. Könnte das sein?“

    „Ja… das könnte sein.“, springt er kleinlaut auf den Zug auf. „Das könnte sein? Na, da hast du mehr Glück als Verstand…“, füge ich entwaffnend lachend hinzu, „…,dass es ausgerechnet wir waren. Weil ich weiß, dass so ziemlich jeder andere hier dich und deine Base jetzt in Grund und Boden geschossen hätte.“ „Ähh ja….“. Paul weiß scheinbar wirklich nicht mehr, was er noch groß sagen soll. Tja, die Jugend von heute. Und so tut er das Einzige, was er in dieser Situation noch groß tun kann: Er wechselt das Thema.

    „Wisst ihr eigentlich, dass dort in Cherno, eine riesige Base ist?“ Ich beschließe, mitzuspielen und gebe mich überzogen überrascht: „NEIN, Ravini! Hast du DAS gehört? Eine riesige Base in Cherno!“. Klar, er meint bestimmt Charlys und Tabaskos Unterschlupf: Alcatraz.

    Doch ich irre mich. Er fährt fort: „Ja, in Cherno im Industriegebiet. Da ist eine Base mit ganz vielen Zelten in einer Garage. Anfangs waren es nur wenige und jetzt ist da alles voll! Ich hab‘s durch ein Fenster gesehen. Da waren auch Minen. Ich erkläre ihm, dass wir unser Auto in einer der Garagen geparkt haben und dass nebenan unsere Freunde ihre Sachen unterstellen. Ich denke, er meint Opis Lagerhalle. Riesen-Basis. Ist der süß. Charly und Tabasko sollten ihm mal eine Tour durch Alcatraz geben. Wobei… besser nicht. Es ist ganz gut, dass sie jetzt nicht hier sind. Das mit den Minen würde jedenfalls auf Opis Garage passen. „Unsere Garage. Das ist alles unsere“, kommt es mir in den Sinn. Ja klar… das hat Opi alles für uns gemacht.

    Anschließend frage ich Paul noch, ob er heute schon etwas vorhat. Er wollte am Camp nur ein paar Wasserflaschen für seinen Kühler holen, denn diesem fehlt wohl das Wasser durch den Unfall.

    Ravini fragt ihn, wohl einer spontanen Intuition folgend, nach seinem Alter: „Wie alt bist du eigentlich?“ „Ähm… ähh“, stammelt unser Gegenüber. Von ihm ist heute wirklich nicht mehr viel rauszubekommen.

    „Du wirst doch wohl noch wissen, wie alt du bist!“, setzt Ravini fordernd nach. Der wäre echt sowas von einer prima Ergänzung für das Welcome-Team mit seiner direkten, unmissverständlichen Art.

    „Nicht so alt. Jünger als ihr“, gibt er nach einigem Zögern und einer erneuten Nachfrage von Ravini und mir von sich. Alni kann sich vor Lachen im Funk kaum noch halten. „Jünger als ihr! Der ist gut!“, prustet er.

    Ravini schnappt sich seinen Baseballschläger, baut sich bedrohlich vor dem Kleinen auf und sagt bestimmt: „Für dumme Antworten bin ICH hier zuständig!“ Nun gut. Vielleicht doch nicht die Idealbesetzung für das Welcome-Team, aber gutes Personal ist schwer zu finden.

    Ich stelle mich schützend zwischen Ravini und den Kleinen, aber mir ist schon klar, dass der Farmer nicht einfach zuschlagen würde. „Ravini ist schon gut. Hau unsern Kleinen nicht hier.“ Etwas beschwichtigend erkläre ich: „Ravini ist unser Farmer. Manchmal etwas rau, aber ein netter Kerl, wenn man ihn besser kennt. Ne?“ Um das zu demonstrieren, bewirft er Paul prompt mit einem Apfel. Ja… sehr freundlich. „Nicht, dass er noch seinen Papa holt.“, versuche ich weiter zu beschwichtigen. „Mir egal. Kriegt der auch nen Apfel. Ich hab noch reichlich!“, sagt er. Das ist halt echt ein Original. Eine Klasse für sich… eben echt Ravini.

    Ich sage es dann Paul auf den Kopf zu: „Du bist 12.“ Das hat gesessen. HAH!

    Der Junge bestätigt dies, relativiert es aber. Technisch gesehen wird er bald 12. „Ha, Ravini! Ich hab‘s dir gesagt. Ich hab gesagt, der ist fast 12.“, gebe ich noch triumphierend von mir, um die Situation etwas zu entspannen. Ach du liebe Zeit… mein Verdacht hat sich bestätigt. Wir haben es hier wirklich noch mit einem Kind zu tun. Ein Kind mitten in der Apokalypse. In einer rauen und unwirtlichen Welt. Wie kann sowas sein und wo zum Henker ist sein Vater?! Sollte er nicht auf seinen Jungen aufpassen? Ich frage nach dem Namen seines Vater, aber ich bekomme keine Antwort aus ihm heraus. Was auch immer da vorgefallen ist, es muss ein tragisches Schicksal gewesen sein. Ich beschließe, es für den Moment auf sich beruhen zu lassen.

    Paul trinkt noch einen Schluck und verabschiedet sich dann, um sein Auto zu suchen und wieder fahrtüchtig zu machen. Ich wünsche ihm viel Glück und trinke dann erst einmal ausgiebig am Brunnen. Was für ein Morgen! Und der Tag hat erst angefangen…


    Vor dem Mittag gehe ich noch kurz mit Ravini Richtung Cherno und begleite ihn zur Basis. Unterwegs greife ich noch eine Baustellenlampe für Tabasko ab und platziere sie vor ihrem Tor. Anschließend geht’s noch kurz ins Krankenhaus und zur Polizeistation, aber ohne weitere Vorkommnisse. Von ein paar blutrünstigen Zombies einmal abgesehen.

    Dann beschließe ich, mich noch etwas aufs Ohr zu hauen und Schlaf nachzuholen.


    ~~~


    (Fortsetzung folgt im nächsten Post)



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    27. April - Aufarbeitung


    Der Schock über den Albtraum von gestern sitzt mir noch tief in den Knochen, als ich mich morgens wieder aufmache, um meine tägliche Runde zu drehen. War das alles wirklich nur ein Traum, eine dunkle Vorahnung oder gar eine Warnung? Werde ich langsam doch verrückt und paranoid?

    Das hier ist die Apokalypse! Jede Sekunde könnte deine letzte sein.

    Ich muss einfach besser aufpassen und vor allen Dingen eins: vorsichtig sein.


    Also kontrolliere ich Blues neue Lagerhalle und Hikarus Garage. Auch bei der Baustelle gehe ich kurz vorbei und durchforste jeden Raum akribisch. Keine Stolperdrahtfallen entdeckt, soweit ist hier alles ruhig.

    Ich jogge in einem leichten Sprint in Richtung der Garage unseres Bambi-Mobils. Das könnten wir wirklich etwas häufiger einsetzen. Als ich am Bahnhof von Prigorodki vorbeikomme, höre ich wieder das grausame Stöhnen einiger Zombies. Ich durchsuche das Bahnhofsgebäude und finde tatsächlich eine alte, rostige Säge. Just in dem Moment stürmt ein wütend gewordener Zombie durch die Türe auf mich zu. Ich sitze in dem kleinen Nebenraum im Bahnhof wie in einer Falle. Instinktiv halte ich meine Fäuste schützend vor mein Gesicht, in der Hand noch immer die Säge. Ich wehre zwei bis drei Schläge ab, dann schlage ich mit der Säge zu. Immer wieder, die Gedanken des Albtraums verarbeitend, das Stöhnen meiner Verfolger noch im Ohr. Das grässliche Geräusch getroffenen Fleisches erfüllt den Raum.

    Heute nicht! Rufe ich den Geräuschen zum Trotz entgegen und nach fünf Hieben mit meiner ungewöhnlichen Waffe taumelt der wandelnde Tote und bricht keuchend zusammen. Das Röcheln erstirbt. Es ist wieder ruhig.

    Die Säge ist nun fast ruiniert, aber immerhin hatte der Angreifer eine Pastete bei sich.

    Eine karge Mahlzeit, aber für ein Bambi in Not bestimmt ein Festmahl.

    Etwas langsamer als zuvor setze ich meinen Weg fort, nachdem ich die Pastete im Koch-Haus eingelagert habe. Nun aber endlich auf zur Garage!

    Dort scheint alles ruhig und friedlich. Fast zu ruhig. Lediglich ein Zombie fängt sich mehr Kugeln als nötig ein. Ich muss dringend sparsamer mit meiner Munition umgehen und beschließe, beim kleinen Militärcamp bei der Garage nach Munition zu suchen.

    Die Minenleger sind jedenfalls nicht zurückgekommen, aber ich bin weiter vorsichtig. Auch die Türen sind alle geschlossen, die Bambi-Kiste vor dem Lager unberührt. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass hier niemand vorbeigekommen ist. So setze ich meinen Weg den kleinen Hügel hinauf fort. Idyllisch legt sich der weiße Nebel über das kleine Wäldchen, als ich meinen Weg fortsetze. Doch je näher ich der Mauer komme, desto dicker wird der Nebel und er färbt sich plötzlich gelblich bis grün. Sofort wird mir mit einem Schlag klar, was hier nicht stimmt: Giftgas!

    Ich beginne krampfhaft zu husten, als das Gas meine Lungen füllt. Ich spüre einen schneidenden Schmerz an meinem Arm und bemerke, wie sich eine warme Flüssigkeit ihren Weg durch meine Kleidung bahnt. Vor lauter Panik beginne ich zu schwitzen. Sofort drehe ich mich hastig um und renne, was das Zeug hält zurück. Die Gedanken an meinen Traum werden unheimlich real, aber schließlich schaffe ich es zur Lagerhalle und kann meine Wunde dort verbinden. Das war knapp!

    Ich arbeite mich zurück zum Bambi-Auffanglager und unterhalte mich per Funk etwas mit Wolfgang und Ravini. Small Talk… etwas auf andere Gedanken kommen.

    Da schaltet sich plötzlich eine unbekannte, aber freundliche Stimme dazu. Sie stellt sich als Alni vor und scheint neu in der Gegend zu sein. Ein Bambi in Not! Mein Herz frohlockt.

    Noch weiß der Fremde nicht, wo er ist, jedoch habe ich keinen Zweifel, dass Wolfgang anhand der Beschreibung den Aufenthaltsort ziemlich schnell wird lokalisieren können.

    In der Tat habe auch ich sofort einen Verdacht, als er die Küste, einen Leuchtturm und ein versunkenes Schiff erwähnt, das er in einiger Entfernung sieht. Das hört sich sehr stark nach Cap Golova an. Als ich mich noch allein durch Chernarus gekämpft habe, war dies einer meiner Lieblingsorte. Dementsprechend hoffe ich, dass ich mit meiner Vermutung richtig liege und renne in Richtung des Leuchtturms. Zum Glück ist er nur ein paar Katzensprünge vom Bambi-Auffanglager entfernt. Ein Wink des Schicksals oder interpretiere ich mal wieder zu viel in alles hinein?

    Es dauert jedenfalls nicht lange, dann sehe ich den Leuchtturm, der sich vor mir imposant aus dem Nebel heraus aufbaut. Langsam verflüchtigt sich das Grau und es bleibt eine wunderschöne kleine Bucht, die zum Verweilen einlädt.

    Und da oben… tatsächlich, da läuft ein Überlebender hin und her!

    Das muss Alni sein. Freundlich winke ich ihm entgegen und laufe den kleinen Hügel zum Leuchtturm hinauf. Dort steht er und grüßt mich in seinem typischen Bambi-Outfit. Wanderhosen, schwarzes T-Shirt… aber immerhin hat er schon einen auffälligen gelben wasserdichten Rucksack gefunden. Wir grüßen uns und tauschen uns über die wunderschöne Landschaft aus. Typischer Chernarus-Smalltalk eben, aber der Fremde ist mir auf Anhieb sympatisch. Er ist aufgeweckt und offen, sodass ich mich gerne mit ihm unterhalte. Ich reiche ihm etwas Milchpulver und begleite ihn dann zum Bambi-Auffanglager, damit er sich dort erst einmal ausstatten kann. Schließlich wollen wir keine Erkrankung riskieren.

    Während er unterwegs ist, tauschen wir uns über unsere bisherigen Erlebnisse in Chernarus aus. Er berichtet von einer Begegnung mit einem fremden Überlebenden. Dieser schlug ihn ohnmächtig und alles schien vorüber. Der Angreifer hatte sich schon in Sicherheit gewähnt und gedacht, er habe Alni umgebracht. Da gab das Schicksal meinem neuen Freund nochmal eine Chance: Er wachte auf, griff sein Gegner wieder an und siegte.

    Auch ich kann ähnliche Geschichten erzählen, aber ich behalte meine düsteren Gedanken für mich. Das ist der Grund, warum viele Überlebende, die aufs Töten aus sind, immer noch „einen nachlegen“. Um auf Nummer sicher zu gehen. Weg mit diesen Gedanken…

    Ich erkläre ihm zunächst erstmal wichtige Orientierungspunkte, auch wenn er mit den Orten hier noch nicht so viel anfangen kann. Für Geschichten ist später noch genügend Zeit. Die Orientierung in Chernarus kommt mit der Zeit und je mehr man durch die Gegend streift und seine Erfahrungen sammelt, desto besser kennt man sich am Ende aus. Genau wie Jammet, Wolfgang und Kanu. Und falls Alni nur ein klein wenig so tickt, wie ich, dann merkt er sich Orte, an denen besondere Dinge passiert sind, ohnehin umso besser.

    Schließlich kommen wir am Bambi-Auffanglager an und unser Gast staunt nicht schlecht, was es hier alles zu erkunden gibt. Ich beschreibe ihm kurz, was wir hier in Chernarus tun und er scheint sichtlich beeindruckt.

    Wir essen gemeinsam eine Kleinigkeit, tauschen uns noch weiter gemütlich über Geschichten aus und gehen anschließend noch zusammen auf die Jagd. Wir schaffen es, ein Wildschwein zu erlegen und grillen anschließend das gute Fleisch gemütlich am Steinofen.

    Schließlich packt er sich einige Vorräte zusammen und beschließt, für eine Zeit lang allein loszuziehen. Ich lege mich unterdessen noch kurz im Koch-Haus hin und ruhe mich aus.

    Das war jetzt mal ein nettes Treffen.


    ~~~

    Ich wache etwas später wieder auf. Es muss schon Nachmittag sein und ich bin allein im Camp. Ich kontrolliere die Vorräte, sorge für etwas Brennholz und versuche einige nicht benötigte Gegenstände einzulagern, um etwas schneller unterwegs sein zu können. Meine Flucht vor dem Giftgas geht mir noch immer nach und ich darf nicht in die Falle tappen und so viel mitnehmen, dass ich nicht mehr in der Lage bin zu rennen. Gier tötet.




    Über Funk schaltet sich Kanu dazu. Ich freue mich, seine ruhige Stimme zu hören, wie ein Fels in der Brandung, denn er scheint immer den Überblick zu behalten, auch wenn es hier unten turbulent zugeht.

    Ich setze ihn kurz über die aktuellen Ereignisse ins Bild, stelle ihm Alni vor und schließlich meldet sich dieser auch per Funk wie aufs Stichtwort. Er hat sich während meines kleinen Mittagsschläfchens viele der umliegenden Orte angesehen. Er war auch bereits schon so nett und hat die Vorratszelte wieder um neue Güter bereichert. Das brauche ich also nicht mehr zu tun.

    Tja.. was also mit der neugewonnenen Zeit anfangen? Ich würde gerne wieder auf Tour gehen, aber von Chernogorsk habe ich nach meinem Traum und dem morgendlichen Erlebnis mit dem Giftgas erst einmal genug. In mir reift stattdessen der Wunsch, vielleicht statt in Richtung Elektrodzavodsk zu gehen. Mit etwas Glück finden wir ja vielleicht auch Paul und seine Basis, die sollte doch auch irgendwo nach Elektro sein. Er hatte ja angedeutet, dass er einen Fahnenmast bauen wolle. Daher greife ich mir eine DayZ-Fahne und packe sie in mein Inventar sowie ein Vorschlaghammer und eine Spitzhacke, etwas Seil, Draht und Nägel. Vielleicht kann er sie ja gebrauchen. Wer weiß… eventuell weiten die Samariter ihre Dienstleistungen einfach mal etwas aus und helfen beim Aufbau. Bei dem Gedanken muss ich grinsen.

    Über Funk meldet sich Alni nochmals kurz zu Wort. Er hat eine Kiste und ein grünes Zelt gefunden. In meinem Kopf rattert es… eine einzelne Kiste. Ein grünes Zelt… wo habe ich das schonmal ge…… Hastig greife ich mir mein Tagebuch und blättere die zahlreichen handgeschriebenen Seiten durch.

    Da… der 18. April. Vandalismus im Lager.

    Das hat der Samariter vor mir dort notiert und als ich den Eintrag erneut lese, wird die gesamte Wut und Enttäuschung wieder lebendig. Es fehlten allem Anschein nach also zwei Kisten und ein Zelt sowie die Bambi-Fahne. Eine Kiste hatte dieser s-tlk bei einer Autofahrt zwar am Wegrand entdeckt, aber von dem Rest fehlte jede Spur. Tja und offenbar hatte mein Vorredner immer das Gefühl, die Sachen würden sich noch irgendwo befinden. Nur kamen die Samariter nicht dazu, das weiter zu verfolgen. Was wäre, wenn das Zelt und die Kiste… das müsste doch irgendwie herauszufinden sein!

    „Ich wette, ich weiß, was das ist…“, beginne ich aufgeregt zu funken, „Ich weiß, was das ist, Kanu!“

    „Aha.“, erwidert er abwartend und signalisiert, dass ich weiterreden soll.

    „Erinnerst du dich an den Vandalismus im Camp, als sie ein Zelt und zwei Kisten geklaut haben?“

    „Hmm, ja.“, bestätigt er und scheint zu begreifen, worauf ich hinaus möchte.

    „Es ist ein grünes Zelt, das du gefunden hast, Alni. Richtig?“, versuche ich meine Vermutung zu untermauern.

    „Ja, es ist ein mittelgroßes grünes Zelt, richtig.“, bestätigt Alni von seinem Beobachtungspunkt aus.

    „Ja!…“, rufe ich triumphierend aus, „…Derjenige, der uns das Zeug geklaut hat, hat zwei Kisten und ein mittelgroßes Grünes Zelt mitgehen lassen. Eine Kiste haben wir – habt ihr an der Straße wiederbekommen und die anderen wurde nie gefunden. Ich wette, der hat das dahin gebaut, um uns zu ärgern! Ich WETTE drum! HA! Es war irgendwie klar, dass da noch etwas kommen müsste.“ Meine Gedanken drehen sich weiter, überschlagen sich fast.

    „Aber… aber die Bambifahne liegt dann nicht dort, oder?“

    „Nein.“, kommt die ernüchternde Antwort. „Schade. Die hat er auch noch irgendwo versteckt. Bestimmt oder sie ist… aus Versehen verschwunden. Naja, egal.“ Wir beschließen, uns die Stelle einmal anzusehen. Ich treffe mich mit Alni am Camp, damit er uns die Stelle zeigen kann.


    Etwas später kommen Jammet und Blue noch zur Gruppe dazu und gemeinsam joggen wir in Richtung Elektrozavodsk. Zwischendurch beginnt es zu regnen, aber wir lassen uns nicht abhalten und kämpfen uns durch nasses Gras und Schlamm weiter vorwärts. Wir durchqueren Elektro und finden tatsächlich besagte Stelle. Ein Blick auf das Zelt verrät mir sofort, dass sich meine Vermutung bestätigt. Im Tagebuch stand es zwar nicht vermerkt, aber in einer internen Notiz fand ich die Information, die ich suchte: Das grüne mittelgroße Zelt hat eine Weihnachtsbeleuchtung und auch vom Inhalt her sind viele Dinge wiederzuerkennen. Das ist zwar kein zwingender Beweis, gibt mir auch Jammet zu bedenken. Es könnte tatsächlich noch ein Zufall sein,…aber dieser wäre unverschämt groß. „Tja, dann ist es ja kein Raiden…“, sagt Blue schelmisch grinsend. Aber ich wiege ab: „Nein, nein. Wir lassen das alles hier stehen.“ Ich habe eine andere Idee… Noch ist nicht eindeutig bewiesen, dass das wirklich Pauls Basis ist, aber die Vermutung ist nun mehr als berechtigt und sollte ich ihn nochmals treffen, wird das kleine Kerlchen einiges zu erklären haben.

    Draußen vor dem Schuppen steht nämlich ein halbaufgebauter Fahnenmast.

    Ich weiß, was ich tue!

    Mit einer Spitzhacke bewaffnet mache ich mich an die Arbeit.


    Ich hole mit Alni gemeinsam ein paar große Steine. Fünf fehlen noch, das ist schnell erledigt. Ich fälle einen Riesenbaum mit meiner Axt und gemeinsam mit dem Draht, den Nägeln, dem Seil und dem Hammer zimmern wir einen wunderschönen Fahnenmast. Als krönenden Abschluss gibt es noch eine DAYZ-Fahne obendrauf, während Jammet, Kanu und Blue Ausschau halten, damit wir nicht überrascht werden. Alle packen mit an, jeder auf seine Art. Ha! Damit hat er wohl nicht gerechnet. Der wird Augen machen, wenn er kommt…. Wir legen auch ein Feld vor seiner kleinen Basis in spe an und hinterlassen ein Lagerfeuer.

    Außerdem füllen wir das Zelt mit einigen getrockneten Tomaten so gut es geht auf. Alni besteht darauf, die makellose Wasserflasche im Zelt gegen seine etwas ramponierte auszutauschen. Sei‘s drum… technisch gesehen war es ja eh ein Bambi-Versorgungsgut. Welches Bambi das Gut am Ende nimmt, das ist doch egal, oder?

    Tja und wo ist nun die Rache?

    Ich gebe zu, dass ich auch schon in Gedanken die wildesten Rachepläne geschmiedet habe. Da nehme ich mich nicht aus.

    Ich weiß auch zu gut, was Charly und Tabaskos Truppe mit einer solchen Basis anstellen würden. Ein Glück, dass es um sie gerade so ruhig geworden ist, sonst hätte der Kleine keine Chance. Vermutlich würden seine Basis aus „reiner Freundlichkeit“ …fertigbauen und dem Tor aus „reiner Güte“ gleich ein sicherndes Zahlenschloss verpassen.

    Zuvor hätten sie vermutlich auch das Wasser in den Flaschen durch Benzin ersetzt, das Zelt mit Menschenfleisch gefüllt, die Basis bis zum letzten Nagel abgebaut oder sonstige Streiche ausgeheckt…

    Ja, ich gebe es zu. Ich kenne diese Gedanken nur zu gut. Aber das ist eben der Unterschied: Ich kenne diese Gedanken, ich setze sie nicht um. Ich plündere Basen nicht, ich helfe.

    Wir machen einen den Unterschied. Darum beschränken wir uns erst einmal darauf, den Fahnenmast aufzubauen. Als Zeichen, als Statement. Wir sind die Samariter. Wir wissen, was du gemacht hast.

    Egal, ob Paul oder sonst ein anderer. Wir wissen es. Und sollte Paul uns über den Weg laufen, dann werden wir uns mit ihm…unterhalten.




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    Ein Hinweis vorweg:

    Dieser Beitrag behandelt dem Umgang mit Krankheit, Suizid und verwendet verbale Kraftausdrücke. Wenn du auf derartige Themen sensibel reagierst, lies diesen Eintrag vielleicht lieber mit einer vertrauen Person, mit der du das Lesen auch unterbrechen kannst, um dich über das Gelesene auszutauschen oder lies einfach nicht weiter.



    26. April – Zum ungünstigsten Zeitpunkt


    Für heute habe ich mir einiges vorgenommen.

    Nach meinem morgendlichen Rundgang und der Kontrolle aller Garagen und Lager, kümmere ich mich wie immer um die Beete. Danach allerdings steht etwas Neues auf dem Plan: Blue könnte ein Lager in der Nähe gut gebrauchen. So, wie die Samariter es auch schon für Hikaru gebaut haben. Eine gemütliche kleine Garage.

    Da ich noch einige Nägel und Drähte gefunden habe, setze ich meinen Plan sogleich in die Tat um. Wolfgang steht mir bei Bedarf über Funk mit Rat und Tat zur Seite, denn so viel Erfahrungen habe ich im Bauen von Lagern nicht. Leider passiert es mir zweimal, dass ich eine Mauer falsch gesetzt habe und alles wieder abbauen muss. Basen sind halt wirklich nicht mein Ding.

    Ich komme mit keinen Verstecken hier und da prima aus.

    Eichhörnchen-Style.

    Trotzdem ist es natürlich nicht schlecht, wenn wir ein weiteres Lager für Essen, Kleidung und Werkzeuge in der Nähe hätten, falls der Bedarf mal größer werden sollte.

    Stück für Stück baue ich ein Tor für eine Scheune, allerdings sind die Zombies in der Nähe nicht von meinen Plänen begeistert. Immer wieder muss ich meine Arbeit unterbrechen und mich gegen sie zur Wehr setzen Zahlreiche Wunden muss ich mir verbinden und meiner Gesundheit tut dies nicht gut. Das Schleppen schwerer Baumstämme kommt erschwerend hinzu, aber schließlich habe ich es geschafft und schaue stolz auf mein Werk.


    Schließlich ist Zeit für eine kleine Pause und ich beschließe etwas zu Essen und zu trinken. Ich joggen zurück zum Camp, nehme mir etwas zum Essen aus der Küche. Zu spät bemerke ich, dass das Wasser in meiner Feldflasche wohl schlecht geworden sein muss, denn mir wird schlagartig übel und ich muss mich übergeben. Oh nein… nicht schon wieder! Cholera oder Salmonellen? Letzteres schließe ich eher aus, da ich keinen Kontakt zu rohem oder verdorbenem Fleisch hatte. Bei Wasser tippe ich eher auf Cholera. Aber wer weiß, was wirklich in meinem Körper vorgeht. Schnell nehme ich die nötigen Medikamente, aber mir geht es wirklich nicht gut. Fieber plagt mich und ich beschließe, mich etwas hinzulegen und auszuruhen.


    ~~~

    Ich habe das Gefühl, dass es mir schlagartig besser geht. Keine Schmerzen mehr, keine Übelkeit und ich fühle mich, als könnte ich ewig rennen. Aus irgendeinem Grund trage ich meine grüne Samariter-Uniform. Ich kann mich nicht erinnern, diese angezogen zu haben, aber für den Moment ist mir das egal.

    Ich stehe vor dem Haus im Bambi-Auffanglager und blicke auf den Briefkasten.

    Da ist… ein Zettel? Ich habe ja schon Ewigkeiten keine Zettel mehr gesehen. Was da wohl draufsteht? Neugierig nehme ich ihn in die Hand und falte ihn auseinander.

    „UNOC Bootcamp III – Der Schmerz vergeht, der Stolz bleibt.“

    Ernsthaft? Werbung… hier mitten in der Apokalypse? Wie surreal ist das denn bitteschön?

    Naja vielleicht ist das ja was für die Jungs in unserer Truppe. Ich stehe nicht so auf Schmerzen.

    Ich hänge den Zettel an eine Pinnwand im Haus und gehe wieder nach draußen.

    Irgendwie bin ich noch immer voller Energie. Das muss ich ausnutzen!

    Gemütlich jogge ich los in Richtung Chernogorsk zum Krankenhaus, um meine Medikamentenvorräte aufzufüllen.

    Erstaunlicherweise sind gar keine Zombies zu sehen. Das sollte mich eigentlich misstrauisch machen, aber ich fühle mich fast, als könnte ich fliegen. Mühelos gleite ich über die Felder, finde hier und da ein paar brauchbare Kleidungsstücke und komme schließlich am Krankenhaus an, meinen Speer immer zur Verteidigung in der Hand. Kennst du diesen Moment, wenn einfach alles im Fluss ist und einfach nur so dahinrauscht? Genau so geht es mir jetzt gerade. Auch die Gedanken an den scharf schießenden Bambi-Killer oder unsere Minenleger sind wie weggeblasen.

    Ich könnte die ganze Welt umarmen und fühle mich unbesiegbar!

    Ich sammle hier ein paar Tabletten, dort ein paar Bluttestkits und arbeite mich so durch das Krankenhaus. Gerade habe ich fast die letzte Etage erreicht, da läuft mir ein Schauer über den Rücken. Ein unheilvolles Zischen und Dröhnen donnert in meine Ohren. Dann der Knall.

    Die Welt bleibt für eine Sekunde stehen.

    Ich habe das Gefühl, alles um mich rum würde zerspringen. Hitze steigt in mir auf und meine Lunge Brennt.

    „SCHEIßE!“, fluche ich laut unter meiner Gesichtsmaske hervor, als ich mich die Erkenntnis mit der Wucht eines herannahenden Vorschlaghammers trifft. Das Krankenhaus, in dem ich mich gerade aufhalte, ist Ziel eines dieser grausamen Giftgasangriffe geworden und so eben zur Todesfalle mutiert.


    Ich denke an Opi und seine Stimme verkündet selbstsicher: „Darum hab ich halt immer eine Gasmaske bei mir. Die hat mir mal das Leben gerettet…“. Tja.. schön für dich.

    Hab ich leider nicht!

    Mir bleiben ein paar erbärmliche Sekunde Zeit, um mein Leben zu retten.

    Krampfhaft greife ich meinen Speer und renne buchstäblich um mein Leben. Ein erbarmungsloser Wettlauf mit der Zeit beginnt.

    Um mich herum explodieren Fensterscheiben, aber das ist mir egal. Ich renne und renne, so schnell wie möglich raus hier. Raus aus dem Einschlagsradius. Nur weg!


    Als ich das Krankenhaus verlasse, stehe dort auf einmal unzählige Zombies parat, als hätten sie nur auf mein Eintreffen gewartet.

    Ich habe keine Zeit, mich auch noch um sie zu kümmern und renne einfach weiter.

    Grüngelbliche Dunstwolken breiten sich aus. Ich beginne zu husten. Meine Sicht verschwimmt, aber ich kämpfe weiter. Die Zombies und der unsichtbare Tod überall um mich herum. Noch ein paar Schritte. Schneller!

    Die giftige Wolke wird dichter, mein Husten stärker und ich kann kaum noch meine Hand vor Augen erkennen. Wo ist mein Weg? Muss ich nach rechts oder nach links abbiegen? Ich habe das Gefühl, dass ich im Kreis gelaufen bin. Hinter mir holt das grausame Stöhnen der Zombies auf, die im Chor nach mir rufen. Ich werde langsamer; kann kaum noch rennen. Meine Ausdauer lässt nach, der Drang zu husten wird unerträglich. War es das?

    Ein Schlag von hinten trifft mich, reißt mich aus meinen Gedanken. Ich stolpere vorwärts. Wenn ich jetzt stehen bleibe, ist alles aus. Ich spüre, wie mein Blut am Arm die Kleidung hinunterläuft, aber ich ignoriere. An Schmerz ist jetzt nicht zu denken, ich funktioniere einfach nur noch. Allerdings wird das Atmen zunehmend schwerer.

    Vielleicht schützt mich ja meine Maske etwas, aber ich mache mir nichts vor. Wenn ich jetzt stehen bleibe, bin ich tot.

    Endlich habe ich den Fluss und die Brücke erreicht. Ich rede mir ein, dass ich dort in Sicherheit bin. Ich muss es nur schaffen!

    Ich renne weiter. Immer weiter, aber ich habe das Gefühl, einfach nicht vorwärts zu kommen. Was ist denn hier bloß los?

    Nach quälend langen Augenblicken erreiche ich das Wasser und laufe durch den Fluss auf die andere Seite. Meine Welt wird gräulich um mich herum und ich beschließe es zu riskieren. Drei Wunden muss ich versorgen und mir geht es gar nicht gut. Der Husten kommt nun häufiger. Ich muss an Opi und Ravini denken, die mir davon erzählt haben, wie sich eine solche Vergiftung äußert. Ohne die entsprechenden Gegenmittel oder eine Blutspende, stirbt man einen grausamen Tod. Blut mischt sich mit Erbrochenem und dann ist es aus.

    Ich durchforste meine Jacke und meinen Rucksack. Irgendwo muss doch noch eine von meinen Blutspenden sein…! Verzweifelt suche ich jeden Topf und jedes Erste-Hilfe-Kit durch. Nichts… „Nein!“, beginne ich innerlich zu heulen, „Das darf doch nicht wahr sein…“.

    Eine kleine Chance besteht noch. Ein letzter Strohhalm.

    Eventuell ist ja im Bambi-Camp noch eine Blutreserve? Vielleicht reicht die Zeit noch? Ein kleiner Funken Hoffnung, der mich wieder weiterrennen lässt. Es ist schon eigenartig, wie eine solche irreale Hoffnung einen am Leben erhalten kann.

    Ich jage mir einen Epinephrin-Stick in mein Bein, damit ich länger durchalten kann und sprinte keuchend los.

    Auf Höhe des Industriegebiets, halte ich es dann nicht mehr länger aus. Die Übelkeit, die Panik, dieser Hustenreiz… ich muss mich mitten im Feld übergeben und merke, dass nicht nur mein Frühstück wieder das Tageslicht erblickt, sondern auch eine ganze Menge Blut.

    Meine Welt wird grau um mich herum und ich taumle mehr vorwärts, als dass ich renne. Der Weg zieht sich endlos und ich versuche mich mit dem Essen von Kleinigkeiten etwas am Leben zu erhalten.

    Schließlich erreiche ich das neue Lager von Blue. Habe ich dort schon eine Blutspende hinterlegt? Ich laufe zur Tür, aber diese ist verschlossen und ich habe weder Schlüssel noch Dietrich. Verdammt!

    Resigniert laufe ich zum Bambi-Lager, kämpfe unterwegs hustend gegen ein paar Zombies, aber langsam wächst in mir die Erkenntnis, dass dies nun das Ende ist.

    In weiter Ferne kommt die Bambifahne auf mich zu. Hier werde ich dann wohl sterben…


    Ich renne in letztes Mal auf die Unterstände zu, die ich so emsig befüllt habe. Für eine Sekunde überlege ich, mir eine der Blutspenden zu nehmen, aber ich befürchte, für mich kommt jede Hilfe zu spät. Zeit, in Selbstmitleid zu verfallen, habe ich jedoch nicht.

    Das Schicksal lacht mir noch einmal hämisch ins Gesicht.

    Vor dem Zelt steht ein Bambi.

    Echt jetzt?! Ausgerechnet jetzt?!

    … Das ist doch nicht wahr….

    Mühsamm komme ich näher, hebe meine Hand zum Gruß. Alle Vorsicht und Paranoia sind vergessen, denn selbst wenn das Bambi ein Killerbambi wäre, was würde mir das in meinem momentanen Zustand schon ausmachen?

    So lache ich dem Tod quasi ins Gesicht. Ha!

    „Hallo.“, sage ich so freundlich wie in meiner momentanen Lage möglich, doch mein starker Husten wirkt vermutlich sehr abschreckend auf ihn, also gehe ich etwas auf Abstand.

    „Ich komme dir am besten mal nicht zu nah…“, beginne ich vorsichtig.

    „Wer bist denn du? Kannst du reden? Can you talk?“, frage ich ihn, als er meinen Gruß erwidert und seine Hand hebt.

    Ich würde gerne stehen bleiben und mit ihm plaudern, aber mir wird schon ganz schwindelig und ich habe das Gefühl, dass es nun nicht mehr lange dauern wird. Also gehe ich in einen nahegelegen Busch und lege alle meine wichtigen Sachen ab, damit vielleicht jemand aus meinem Team sie findet und sich seinen Teil denkt.

    Gut, dass keiner von ihnen gerade da ist und mich in dieser Lage sehen muss… Das wünsche ich keinem. Nur in Unterwäsche bekleidet laufe ich ein letztes Mal in Richtung Lager und mitten auf dem Weg wird mir schwarz vor Augen.


    War es das jetzt?

    Offenbar noch nicht, denn einige Augenblicke später, wache ich wieder auf und liege im Gras. Mit letzter Kraft schleppe ich mich zu den Unterständen…und treffe nochmals auf das Bambi. Ich beschließe für ein letztes Gespräch doch nochmals eine Blutspende zu nutzen und greife auf die unbestimmte Blutprobe zurück. Eventuell kann ich noch ein paar Augenblick durchhalten, ehe ich den Löffel endgültig abgeben muss oder aber ich vertrage das Blut nicht. Dann war es das halt. Aber das scheint nicht der Fall zu sein, meine Welt hellt sich wieder etwas auf.

    „Was machst denn du jetzt?“, fragt das Bambi ungläubig und schleicht auf mich zu.

    „Ich muss leider sterben.“, gebe ich trocken aber so sachlich wie möglich zurück. Bestimmt nicht die Antwort, die der Fremde sich erhofft hat. Ich muss kräftig husten. Das Reden strengt meine Stimme an. Meine Hand wird blutig.

    „Husten, husten?“, fragt er kurz. Ich erkläre ihm, dass ich ihm gerne alles hier zeigen würde und dass es mir sehr leidtut, dass er mich so antreffen muss. Das Giftgas war leider einfach zu viel; ich habe es nicht geschafft.

    Ein letztes Mal frage ich ein Bambi nach seinem Namen: „Kannst du mir noch kurz sagen, wie du heißt?“ Warum ich das mache, weiß ich nicht. Es hat doch ohnehin keinen Sinn mehr. Aber vielleicht habe ich jetzt am Ende meines Lebens endlich verinnerlicht, wie man als Samariter von Chernarus auf andere zugeht.

    „Ja, Andreas. Hallo. Freut mich dich kennenzulernen.“, stellt er sich kurz vor.

    „Hi, Andreas. Freu mich auch.“ Nein, tut es nicht. Ich sterbe ja immerhin gleich! Bin ich einfach nur höflich? Nein, das ist es auch nicht. Mir wird in meinem vernebelten Verstand klar, dass ich mich, auch wenn ich jetzt sterbe, für mein Gegenüber wirklich interessiere. Ich möchte wissen, wer das ist. Möchte gerne seine Geschichte hören, ihm helfen und einfach eine gute Zeit gemeinsam haben. Eben das, was man so als Mensch mit anderen Menschen macht. Einen Funken Menschlichkeit in die Apokalypse tragen.

    So paradox es klingt: Ich glaube, langsam begreife ich, wie mein Vorredner das gemeint hat in dem Tagebuch.

    „Vielleicht sehen wir uns ja im nächsten Leben“, füge ich etwas kleinlaut und leicht traurig hinzu. Aber ich weiß nicht, ob mein Gegenüber das gehört hat.

    „Ist das hier...ist das hier deins?“, werde ich in meinen tiefgründigen Gedanken unterbrochen.

    „Ja, ich bin einer von den Samaritern hier. Ich bin..… Herz-aus-Gold.“ Warum verwende ich diesen Namen? Bin ich das wirklich? Ich habe die rote Jacke am Unfallort doch einfach nur an mich genommen. Ich wusste gar nicht, auf was ich mich da einlasse….Aber nach den Erfahrungen, die ich zuvor als Einzelgänger gemacht habe, war dies die einzig logische Konsequenz. Etwas Besseres als den Tod, findest du überall.

    Schade nur, dass der Tod mich hier so schnell gefunden hat.

    Herz-aus-Gold… Ja, irgendwie schon. So kurz vor meinem Ableben habe ich begriffen, dass ich jetzt Herz-aus-Gold bin. Und ich möchte es auch bleiben, aber das Schicksal hat andere Pläne…

    „Das ist ja…komplett stark!“, spricht Andreas weiter.

    „Genau, du darfst dich gerne bedienen.“, antworte ich ihm. „Also darf man auch offen dazu beitragen?“, möchte er noch wissen und läuft von einem Zelt zum anderen.

    „Du darfst gerne dalassen, was du möchtest. Und nimm dir, was du brauchst. Nur bitte die Zelte und die Kisten einfach stehen lassen und den Ofen. Das wär‘ super… Ansonsten darfst du alles benutzen. Achja und die Fahne wäre natürlich auch cool, wenn ihr die stehen lasst…“


    „Hm“, überlegt Andreas kurz, „dann komm‘ ich in einem Schlenker wieder, sobald ich alles habe und geb‘ das hier wieder ab.

    „Ja, cool. Danke. Das ist voll lieb…“ irgendwie weiß ich nicht so recht, was ich sagen soll. Klar ist es toll, dass er sich beteiligt. Aber ich sterb‘ hier immerhin gleich… Also verzeih mir meinen eigenartigen Dialog.

    „Ist natürlich echt schade, dass ich hier gleich umkippe. Aber was will man machen? Ich bin nicht schnell genug aus Cherno rausgekommen.“

    „Ist die… Ist die Wolke in Cherno?“, fragt er überrascht.

    „Ja, mitten auf‘s Krankenhaus runtergekommen, wo ich gerade Medikamente geholt habe.“ Trotz meiner leichten Bekleidung fange ich heftig an zu schwitzen. Lange wird es nun nicht mehr dauern.


    „Äh, ich hab‘ den Knall gehört. Hab mich noch gewundert, was das war.“, ergänzt er noch kurz, dann tritt eine beklemmende Pause ein. Mir fällt nicht so recht ein, was ich noch groß sagen könnte.

    „Ja gut. Dann sehen wir uns bestimmt im nächsten Leben und äh… ein frohes Sterben wünsch‘ ich dir.“

    Irgendwie muss ich aufgrund der Absurdität dieser Situation etwas lachen. Ich hätte nie gedacht, dass mein letzter Dialog und meine letzten Gedanken in diese Richtung gehen würden. Für einen Bruchteil einer Sekunde überlege ich, ob ich ihn darum bitten soll, mich zu erlösen. Aber ich sehe davon ab. Mein Blut soll nicht an seinen Händen kleben.

    Ich sehe dem Bambi noch kurz nach und ziehe mich dann weiter ins Feld zurück. In einiger Entfernung sehe ich einen kleinen Metallschuppen. Dorthin möchte ich mich zurückziehen.


    Wie lange wird es wohl noch dauern? Ich habe keine große Lust darauf zu warten, nochmals Blut zu erbrechen oder einfach tot umzufallen. Aber ich möchte auch niemand anderen darum bitten, mich zu erlösen. Auch keine Zombies.

    Nein, wenn, dann sehe ich dem Tod mit offenen Augen ins Gesicht. Naja, es sei denn ich werde von einem anderen Überlebenden hinterrücks getroffen… aber das steht nun nicht mehr zu Debatte.

    Ich nehme meinem Speer vom Rücken und betrachte ihn nachdenklich. Ich könnte das einfach tun. Hier und jetzt. Alles enden.

    Sobald der nächste Schub der Vergiftung kommt, bin ich ohnehin tot. Bis dahin leide ich hier vor mich hin. Warum das Ganze nicht abkürzen?

    Ich starre auf den Speer in meinen Blutverschmierten Händen. Ob es weh tun wird?

    Tränen steigen mir ins Gesicht. Ein kurzer Ruck und es ist gleich vorbei…

    Ich schließe meine Augen. Dunkelheit umgibt mich. Herz-aus-Gold…. Ich bin Herz…


    „Herz…wach doch endlich auf!“

    Ich öffne meine Augen. Es dauert etwas, bis sie die Konturen um sich herum wahrnehmen können. Ich erblicke die Decke eines..Hauses? Wo bin ich? Was ist passiert?

    Benommen setze ich mich auf und sehe mich um. Ich liege in einer Blockhütte, vermutlich beim Bambi-Auffanglager. Ich höre ein prasselndes Kaminfeuer, das etwas Wärme spendet und tanzende Schatten an Wand und Decke wirft. An meinem Bett sitzt Hikaru.

    „Na Dornröschen, ausgeschlafen?“, grinst sie mich breit an.

    „Hikaru… was… wie?“, stammele ich vor mich hin. Ich kann den Szenenwechsel gerade nicht einordnen und muss einen ziemlich verpeilten Eindruck auf sie machen.

    „Für ganze Sätze reicht’s wohl noch nicht, wie?“, entgegnet sie spielerisch schnippisch.

    „Das Fieber hat dich ganz schön erwischt. Du hast den ganzen Tag verschlafen…“, beginnt sie zu erklären. Fieber? Heißt das etwa…

    „Warte mal…“, versuche ich Ordnung ins Chaos zu bringen. Ich schaue mich nochmals um. Meine rote Sanitäterjacke liegt arglos auf dem Tisch, draußen ist es dunkel geworden.

    „Moment…Moment. Ich bin nicht tot? Was ist mit dem Giftgas.. den Zombies und… Andreas?“, stottere ich, nicht sicher, ob ich erleichtert oder über die Intensität dieses realistischen „Fiebertraums“ schockiert sein sollte.

    Hikaru sieht nicht so aus, als ob sie mit meinen Schilderungen etwas anfangen kann. Ich lege meinen Kopf wieder auf das improvisierte Kopfkissen und starre an die Decke. Ich lebe.

    Ich lebe und ich bin Herz. Herz-aus-Gold.


    „Hikaru… du wirst nicht glauben, was ich geträumt habe…“



    25. April 2023 – Unverhofft kommt oft


    Angespannt wache ich auf. Die Nacht war unruhig und in meinen Träumen suchten mich verschiedene Szenarien heim, was wohl mit dem Bambi vom Vortag passiert sein könnte.

    Dementsprechend vorsichtig gehe ich meiner Arbeit nach, allerdings ist alles ruhig und friedlich am Lager. Selbst die Baustelle liegt ruhig und verlassen vor mir, bis auf ein paar stöhnende Zombie abgesehen. Wo kommen sie eigentlich immer her? Egal, wie viele man von ihnen aus dem Weg räumt, es kommen immer wieder neue nach.

    Ein Glück, dass sie das Auffanglager in Frieden lassen. Vermutlich haben sich die Samariter von Chernarus auch darum für diesen Ort entschieden, da er etwas abseits liegt.


    Ohne größere Schwierigkeiten schlägt meine Arbeit in tägliche Routine um. Ich bestelle die Felder, sehe nach dem Steinofen, lege Holz nach, kontrolliere die Gegend auf weitere Tretminen oder andere Auffälligkeiten, aber der befürchtete Super-Gau bleibt aus. Aber man muss schon sagen, die Aussicht vom Hochhaus aus über den Vorort ist grandios.

    Auch an der Lagerhalle, an Hikarus Garage und Blues Box ist so weit alles in Ordnung. Wolfgang meldet sich per Funk kurz und teilt mir mit, dass er wieder „wandern“ geht. Naja, so nenne ich das. Er ist schon ein Phänomen…. Wenn ich das richtig verstanden habe, gehört er eigentlich zur Gruppe mit den lilafarbenen Armbändern, die ihre Basis in Chernarus haben. Also zu Charly, Tabasko, Ravini und den anderen. Aber er wandert unglaublich viel in Chernarus umher und ist immer auf der Suche nach Dingen, die seine Aufmerksamkeit erregen. Dabei ist er aber von sich aus eher freundlich und beobachtet lieber erst einmal die Lage in Ruhe. Basen braucht er nicht. Alles, was er benötigt, findet er in seiner Umgebung. Eben ein echter Naturmensch. Ich glaube im Leben vor der Katastrophe wäre er ein perfekter Rucksackreisender oder Neudeutsch ein „Globetrotter“ gewesen. Nun ist dies heute leider alles anders.

    Jedenfalls hat er heute vor, nach Staroye zu fahren. Stimmt ja! Dort haben wir auch einen Außenposten. Ich wünsche ihm viel Glück und beschreibe ihm, wo er unsere Unterstände im Bedarfsfall finden kann.


    Wir schwelgen per Funk noch etwas in Erinnerungen, als ich zur Lagerhalle mit dem Bambi-Mobil laufe. Dort angekommen begrüßen mich die verschlossenen Tore. Nur bei Opis Garage ist ein Hallentor offen, der Zaun jedoch unberührt. Ein Blick in die Kiste vor unserer Garage zeigt mir, dass sich wohl jemand bedient hat, den Rest aber unberührt gelassen hat.

    Ich fülle die Vorräte auf, schaue bei Blues Zelt vorbei und schlage mich dann an zahlreichen Zombies zum Militäraussichtspunkt durch. Außer ein paar zerschlissenen Kleidungsstücken und unbrauchbaren Waffen finde ich jedoch nichts. Jammet meldet sich im Laufe des Tages über Funk. Ich bin froh, seine Stimme in dieser Einsamkeit zu hören. Wir tauschen uns aus, aber so viele Neuigkeiten gibt es tatsächlich nicht. Ich beschließe, nach Chernogorsk zu laufen und der Polizeistation einen Besuch abzustatten. Gedacht, getan.

    Gerade erreiche ich den zweiten Stock der Polizeistation, da meldet sich Jammet per Funk erneut. „Bist du gerade bei der Bambi-Station?“, fragt er. Eine gewisse Unsicherheit in seiner Stimme lässt mich aufhorchen. „Nein, ich bin nicht da.“, gebe ich kurz zurück auch Wolfgang, meldet sich von seiner Tour und verneint.

    „Da ist jemand und hat die Fahne heruntergezogen!“, sagt Jammet betont ruhig, noch immer beobachtend.

    Ich stutze. Oh! Wenn das keiner von unseren Leuten ist, dann…

    Schnell haste ich die Treppen der Station zurück nach unten. „Er ist jetzt im Koch-Haus“, gibt Jammet die Position des Fremden durch. In meinem Kopf rattert es. Wer ist das?

    Ein ahnungsloses Bambi, das Hilfe benötigt? Der Saboteur, der Kisten, Zelte und Fahnen gestohlen hat, die Mienenleger, der Bambi-Killer oder vielleicht doch jemand anderes?

    „Hat er die Fahne ganz runtergezogen?“, frage ich zurück, um die Situation etwas mehr einschätzen zu können. Ich brauche mehr Informationen…wenn ich doch nur schon dort wäre!

    „Also zumindest ist die Fahne jetzt ganz unten. Warst du vorhin schonmal da? Ich sehe das jetzt zum ersten Mal.“, versucht Jammet seine Beobachtungen zu konkretisieren. Ich bestätige, dass ich zuvor am Lager war, aber die Fahne definitiv noch oben stand.

    „Dann muss er das gewesen sein“, stellt Jammet fest und ich nehme die Beine in die Hand. Leider bin ich schwer bepackt mit meiner ganzen Sanitäter-Ausrüstung und komme so nur schleppend vorwärts.

    Jammet beschreibt den Fremden noch etwas genauer: „Sieht aus wie ein vollausgestatteter Überlebender, trägt einen Feldrucksack“. Also definitiv kein hilfsbedürftiges Bambi mehr… Verdammte Zombies! Ausgerechnet jetzt stellen sie sich mir reihenweise in den Weg, wo ich es doch so eilig habe. Ich steche mit meinem Speer wild um mich und versuche möglichst schnell weiterzukommen. Wer weiß, was der Fremde vor hat… Jammet beobachtet von seiner Position aus. Leider habe ich nicht ganz mitbekommen, wo er sich genau befindet, aber ich bitte ihn darum weiter zu beobachten. In Schussdistanz ist er vermutlich ohnehin noch nicht. Vielleicht ist es ja Blue? Als ich die Eisenbahnbrücke in Chernogrosk erreiche, scheint der Besucher noch immer im Koch-Haus zu sein. Keine Ahnung, was er dort so lange treibt. Wolfgang meldet sich über Funk. Er ist leider auch zu weit entfernt, aber er schlägt vor, ich könnte mir doch etwas Adrenalin injizieren. Stimmt… wozu habe ich denn diese ganzen Medikamete? Wenn ich sie je gebraucht habe, dann jetzt. Ich keuche, huste und bekomme kaum Luft. Schnell greife ich nach einem Epinephrin-Injektor und ramme mir den Stick in meinen Oberschenkel. Sofort spüre ich neue Kraft und Energie und renne weiter.

    Unterdessen meldet Jammet, dass der Fremde vermutlich eine Armbinde trägt. Ob lila oder rot kann er jedoch auf die Entfernung und bei dem Nebel schlecht sagen. „Dann ists‘ der Ravini?“, fragt Wolfgang. Allerdings glaube ich das nicht. Warum sollte Ravini unsere Basis sabotieren? Während ich durch das Industriegebiets renne, hält mich Jammet über die Position unseres Besuchers weiter auf dem Laufenden. Die Neuigkeiten sind beunruhigend. Er hat die Waffe auf jeden Fall gezogen. Ich muss verdammt vorsichtig sein. Nun trägt er einen großen, roten Rucksack und eine rote Mütze. Das passt auch nicht so zu Ravini, dem ich vor einigen Tagen noch einen schönen grünen Feldrucksack gegeben hatte. Warum sollte er nun wieder einen roten Rucksack nehmen? Nein… das ist kein Scherz von ihm. Zumindest ist die Fahne nicht weg, sondern noch da. Ich renne und renne, meine Lunge fühlt sich an, als würde sie gleich ihren Geist aufgeben.

    Unbarmherzig prasseln die Informationen über den Fremden auf mich ein, aber außer zu rennen kann ich nichts tun im Moment. „Er scheint auf jemanden zu warten“, meint Jammet nach einem genaueren Blick, „vielleicht auf dich. Ich weiß es nicht.“ Ich packe im Rennen mein Megaphon auf. Ich weiß zwar nicht, ob ich beim Lager tatsächlich noch zu einem Satz in der Lage sein werde, so wie ich momentan huste und keuche, aber warum es nicht mal mit versuchen. Während ich dem Lager immer näher komme, scheint der Fremde alle Häuser dort zu durchsuchen.

    Auf Höhe der Baustelle beginne ich mit meiner Durchsache.

    „Lieber Überlebender. Bitte rege dich nicht auf, der nächste freie Samariter ist für dich reserviert.“


    Irgendwie ist mir kein anderer gescheiter Spruch eingefallen, aber ich muss aus irgendeinem Grund plötzlich an die Warteschleifen am Telefon aus der Zeit vor der Katastrophe denken. Wenn er das hört, wird er vielleicht neugierig und schießt nicht gleich.

    Während ich meine Durchsage immer in regelmäßigen Abständen wiederhole, melde sich Jammet. Der Fremde scheint nun an mir vorbeigelaufen zu sein und in Richtung Garage zu laufen. Aber wie ist das möglich? Gut… ich bin mitten über das Feld gelaufen und er hat vermutlich die Straße genommen, aber was soll das? Er muss mich gehört haben. Vielleicht hat er etwas vor? Möchte mich aus dem Hinterhalt erschießen… andererseits, wenn er es hätte tun wollen, wäre ich jetzt vermutlich längst tot. Ich sehe nochmal sin Richtung der Garage über die Straße, kann aber keine Spur entdecken.

    Diese Ungewissheit macht mich fertig… Ich beschließe so zu tun, als wisse ich von nichts und laufe weiter, meine Durchsage machend, zum Auffanglager. Dort schaue ich mir alles genau an, aber es scheint nichts Wichtiges zu fehlen. Lediglich eine Kiste wurde etwas verstellt.

    Ich hisse die Bambi-Fahne erneut und sehe mich vorsichtig um. Nein, alles ruhig. Blue meldet sich über Funk und ich setze ihn kurz ins Bild. Er möchte nun auch zum Lager kommen.

    Ich beschließe, es auf eine Konfrontation mit dem Fremden ankommen zu lassen und laufe die Straße weiter in Richtung der Lagerhalle, immer wieder meine Durchsage durch das Megaphon machend.

    „Lieber Überlebender. Die Samariter von Chernarus sind bereits zu dir unterwegs. Bitte reg dich nicht auf, der nächste freie Samariter ist für dich reserviert!“

    Und tatsächlich… der Überlebende erscheint wieder auf der Bildfläche und rennt laut Jammet nun Richtung Baustelle zurück zum Bambi-Auffanglager. Von meiner Position aus auf der Wiese kann ich ihn nicht sehen, aber ich begebe mich ebenfalls in Richtung des Camps.

    Mir stockt erneut der Atem, von dem ich durch das ständige Gerenne und Gerede ohnehin kaum noch übrig habe, als Jammet mir schildert, dass der Fremde erneut die Fahne heruntergelassen hat. Für eine Sekunde überlege ich, ob ich das Megaphon nicht lieber gegen eine Waffe eintauschen sollte. „Der hat bestimmt eine guten Absichten“, geht es mir durch en Kopf. „Besser er, als du!“, und „er hatte genügend Gelegenheiten, sich zu melden. Das qualifiziert ihn als feindlich! Außerdem nimmt er die Fahne!“, aber dann ersticke ich diese Stimme im Keim. Die Samariter von Chernarus und mein Vorgänger wären nicht so erfolgreich gewesen, wenn sie dieser Stimme gleich bei der kleinsten Unsicherheit Raum gegeben hätten… Also beschließe ich, es auch zu versuchen und ignoriere sie so gut es geht.

    Gar nicht so leicht. Leb wohl du nicht mehr ganz so schöne Welt…

    Während ich meine Durchsage wiederhole, betrete ich das Bambi-Camp. Ich steuere auf das Koch-Haus zu und höre sofort eine dünne Stimme. „Hallo?“

    „Hallo, hallo! Ich bin an der Fahne. Wer ist denn da?“, antworte ich mit möglichst freundlicher und neugierig klingender Stimme. Plötzlich kommt ein Überlebender aus dem Haus neben dem Koch-Haus. „Oh, Hallo!“ Der Fremde hat eine Waffe in der Hand und ich stehe wie auf dem Präsentierteller auf der Straße vor ihm. Das war’s dann wohl…

    „Hallo, bitte nicht schießen“, ist das einzig Sinnvolle, was mir einfällt.

    Aber was macht er? Er steckt die Waffe tatsächlich weg. „Jaja, ich schieß nich. Ich schieß nich. Tut mir leid!“

    Was zum…?! Meine Welt bricht zusammen. Vor mir steht kein kaltblütiger Bambi-Killer, Mienenleger oder Räuber, sondern ein Junge. Vermutlich zwischen 10 und 14 Jahren… ich fasse es nicht. Abgesehen davon hat er sich gerade eben bei mir entschuldigt? Das ist mir echt noch nie passiert, dass sich jemand entschuldigt, eine Waffe getragen zu haben.

    Ich komme etwas näher und rede in einem Ton, wie ein Erwachsener mit einem kleinen Kind redet, versuche ihm aber Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit zu signalisieren. Gar nicht so einfach das…

    „Na hallo, wer bist denn du?“, frage ich ihn mit freundlicher Stimme.

    „Also ich wollt kucken, ob hier jemand ist.“, antwortet er und läuft zur Fahne.

    „Ja, da hast du Glück.“, entgegne ich, ihm als habe der Fremde gerade in einem Preisausschreiben gewonnen. Naja vielleicht ist das wirklich sowas wie ein Sechser im Lotto… Ich kenne hier viele andere Leute, die ihn entweder sofort erschossen oder gefangen genommen und was weiß ich für Dinge mit dem armen Seelchen gemacht hätten. Es gibt da Gerüchte über einen Boxring oder eine Arena in der Basis von Cherno, über Leute, die andere mit Menschenfleisch füttern… furchtbare Sachen.

    Chernarus ist kein Ort für Kinder! Das weiß jeder… nur der Junge vor mir offenbar nicht.

    „Danke. Dann habe ich halt hier die Fahne runtergemacht…“, fährt der Kleine fort.

    Ich weiß nicht, was mich mehr schockiert. Die Tatsache, dass es in seinem Wortschatz tatsächlich neben „Entschuldigung“ auch „Danke“ gibt oder die Tatsache, dass er mir gerade allen erstes offen ins Gesicht sagt, dass er die Fahne heruntergeholt habe. Bei den meisten käme das jetzt einem Todesurteil gleich. Aber wir sind hier ja nicht bei den Vandalen.

    „Lieber nicht, lass die oben…“, gebe ich etwas zu hektisch dazwischen wieder. „…dass vielleicht jemand kommt.“, beendet er seinen Satz noch.

    „Ja, ja. Das weiß ich. Aber ich wollte halt kucken, dass hier jemand kommt. Damit man so ein Duo ist. “, sagt er lächelnd noch und zieht die Fahne wieder nach oben. „Gehört dir die Base hier?“, will er wissen.

    „Naja, das ist eigentlich keine richtige Base, sondern das ist unser Bambi-Auffanglager.“, gebe ich etwas wortkarg zurück. Irgendwie habe ich mir den Erstkontakt mit Bambis einfacher vorgestellt. Bei meinem Vorredner klang das alles immer so einfach.

    „Jaja sehe ich schon.“, bestätigt der Kleine. Dann erzähle ich ihm von unserem Auftrag: „Wir sind die Samariter von Chernarus und wir versorgen hier Bambis, die von der Küste kommen mit Kleidung und Essen. Und helfen denen, die Hilfe brauchen.“

    „Ah okay gut.“, beginnt er, „am Anfang war ich hier auch und ich hab‘ mir ein paar Sachen genommen.“

    Klasse! Dann hat das Lager wirklich einen Sinn. „Na das ist ja sehr gut. Brauchst du noch was? Bist du krank, brauchst du Medizin?“, frage ich ihn.

    Während er überlegt, gebe ich im Funk kurz an mein Team Informationen weiter. „Das ist ein Kind, Jungs! Ein KIND!“

    „Ach du Schreck“, kommt es von Jammet, und es klingt so, als ob der Junge schon dem Tode geweiht wäre.

    Ich frage den Jungen, ob er noch Freunde in der Gegend hat und bitte ihn, ihnen in dem Fall mitzuteilen, dass sie nicht auf mich schießen sollen. Keine Ahnung, ob es etwas hilft, aber eine Gefahr weniger ist immer eine gute Sache.

    Schließlich kommt Blue dazu und ich stelle ihn dem Jungen kurz vor.

    „Nicht erschrecken, da kommt noch einer von meinen Freunden“, sage ich ihm, „der schießt aber nicht auf dich.“

    In Gedanken füge ich hinzu: „Solange ich es ihm nicht sage… Haha!“.

    „Ich schieß schon nicht, keine Sorge.“, sagt Blue und der Junge erwidert „Das sind echt viele!“

    Jaja, wir haben hier einige Freunde hier.

    Ich frage den Fremden nach seinem Namen und dieser stellt sich als „Paul“ vor. Ich stelle mich als „Herz“ vor und in diesem Moment meldet sich auch Wolfgang, der von seiner Tour zurück ist und in Richtung des Lagers kommt.

    Der Junge fragt, ob er ein paar Steine haben könnte. Leider haben wir keine mehr übrig und an unserem letzten Vorschlaghammer hat er sich allem Anschein nach schon bedient.

    Er ist wohl im Begriff, in der Nähe eine Basis für sich zu bauen und möchte sie uns auch gerne zeigen, allerdings warne ich ihn davor, das zu tun. Je weniger wir über andere Basen wissen, desto weniger kommen wir in Verdacht, diese zu zerstören.

    Und es gibt hier Gruppen, die es nur darauf anlegen, Basen auseinanderzunehmen. Davon hat er über seinen Vater auch schon gehört, dem sein das schon einmal passiert.


    Na immerhin ist der Kleine wohl nicht ganz allein.

    Ich warne ihn noch vor den Mienenlegern, da berichtet der Junge, dass er auf einer Lagerhalle im Industriegebiet ebenfalls eine Miene entdeckt hat. Sehr interessant… Ob er damit unsere Garage meint? Jedenfalls rate ich ihm, besonders in Chernogorsk vorsichtig zu sein, da es dort eine Gruppe mit einer großen Basis gibt. „In Cherno direkt? Das ist blöd, finde ich, weil da kommen die ganzen Neugespawnten hin. Immer wenn ich auf irgendwelchen Servern bin, gehe ich da direkt hin statt hier in diese Richtung.“

    „Naja du passt einfach auf dich auf.“, versuche ich ihn zu beruhigen. Da er sich oft an die Stirn fasst, scheint er auch Fieber zu haben. Ich messe ihm kurz Fieber und tatsächlich hat er wohl 38.7. Ich empfehle ihm ein Antibiotikum und er hat wohl schon selbst Medikamente gefunden. Nun möchte er zurück zu seiner Basis.

    Ich wünsche ihm viel Glück und wir lassen ihn ziehen.


    Kurze Zeit später erscheint er wieder in unserem Lager, etwas verlegen lächelnd. Auf dem Weg in seine Basis sind ihm die Schuhe kaputt gegangen. Natürlich geben wir ihm ein neues Paar und schicken ihn los.

    Dann wart er nicht mehr gesehen…


    Abends treffen wir uns noch mit s-tlk und Hikaru. Gemeinsam zeigt Wolfgang Blue und ihr die schönen Seiten von Cherno und am Abend kehren wir alle müde aber glücklich zur Basis zurück.


    Mein erstes Treffen auf ein Bambi lief ganz anders, als geplant. Aber ich glaube, ich könnte mich daran gewöhnen.


    paul.jpg

    Hallo und willkommen im Forum.
    Danke für deine ausführliche Vorstellung. In manchen Sätzen erkenne ich mich echt wieder... wenn ich in meinen Beeten Pflanzen ziehe und alleine spiele, vergesse ich leider auch zu schnell, dass es da draußen noch andere gibt. Gepaart mit der Tatsache, dass ich auch nie zuerst auf andere Spieler schieße und sie lieber erstmal anspreche, ist das natürlich nicht immer so eine gute Strategie ;)

    Ich spiele zwar "nur" auf dem German DayZ Vanilla-Server (mag es einfach lieber ohne die ganzen Mods), der nicht arg zu voll ist, aber falls du mal Lust hast, darfst du dich gerne melden. Ich habe echt schon einige unglaubliche Dinge auf dem Server erlebt in den letzten Wochen.
    Unsere Gruppe ist wechselhaft, aber es gibt einen beharrlichen Kern und neben dem Versorgen von anderen Spieler (bzw. Bambis) wandern wir auch gerne und sehen uns die Gegend an, angeln gemeinsam am Meer oder gehen auf die Jagd nach Scheinen, Rehen, etc. Viele von uns sind auch Gelegenheitsspieler, also ist es kein Problem, wenn man mal aufgrund des echten Lebens "da draußen (tm)" nicht spielen kann oder möchte.

    Falls du Interesse hast, kannst du mir ja deinen Steamnamen oder deine Discord ID per Direktnachricht im Forum schicken, dann können wir Kontakt aufnehmen.

    Ansonsten wünsche ich dir, dass du eine passende Gruppe findest und vielleicht verschlägt es dich ja auch auf den gemoddeten Chernarus Survival oder nach Deer Isle. Da gibt es ja auch einige, die sich bestimmt über Zuwachs freuen, wenn ich das richtig sehe ;)

    Alles Gute und bleib am Leben!


    Naja in den Soundeinstellungen (Du kannst du über die Taskleiste unter "Suchen" "Sound eingeben" und dann Dein Headset als Ausgabegerät wählen.

    Und prüfe am besten auch mal unter Wiedergabegeräte (Taskleiste --> Suchen --> Wiedergabegeräte) unter dem Reiter "Wiedergabe", ob dein Headset als Standardgerät konfiguriert ist. Falls nicht, klicke mit der rechten Maustaste auf den Eintrag für dein Gerät und wähle "Als Standardgerät auswählen".

    Ja, das klingt schon stark danach, dass es am Server liegt. Soweit ich weiß, ist "The Perception" auch ziemlich stark gemodded. Also ist es gut möglich, dass da eine Modifikation einfach Schwierigkeiten bei deinem Setup macht.

    Du kannst mir ja bei INteresse per Forumsnachricht (Konversation) deine Discord-ID schicken, dann füge ich dich mal als Freund hinzu und wir können gemeinsam den Vanilla Server testen, wie der Sound dort ist.
    Aber wenn es Server gibt, auf denen es keine Probleme gibt, dann scheint es schon so zu sein, dass da eine Modifikation Schwierigkeiten macht. Hast du mal geschaut, ob es durch das Drücken von Tasten vielleicht behoben wird, falls es wirklich eine Ohrenstöpsel-Mod ist?