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Der Tag ist schon vorangeschritten, da meldet sich einer unserer Beobachter über Funk. An Pauls Basis wurde eine neue Fahne gehisst: Eine Bambi-Fahne!
Kanu meldet sich ebenfalls. „Also ich glaube SO blöd ist er jetzt doch nicht, oder?“
„Also, wenn wir ihm gestern eine DayZ-Fahne gehisst haben, ich ihn vorher noch nach der Bambi-Fahne gefragt habe und er beteuert hat, er habe sie nicht, er aber jetzt allen Ernstes eine Bambi-Fahne gehisst hat…“, mir fehlen die Worte und ich breche ab. „WAS ZUM…!?“, sage ich dann stattdessen, „Wie frech kann man sein?!“ Alni schaltet sich in die Diskussion ein: „Also entweder ist er doof wie Brot oder aber er ist einfach…frech..frech..frech und gemein.“ „Er ist ein eben ein Kind“, versuche ich es zu relativieren. Aber das entschuldigt nichts. Sollte er da nun wirklich unsere alte Fahne gehisst haben, dann verlangt das natürlich nach einer Konsequenz. Frechheit soll sich schließlich nicht lohnen. Ich hätte jetzt so Bock drauf, die anderen Jungs zusammenzutrommeln und zu sagen: „Baut die Basis zu!“, aber nein. Nein, nein, nein, nein, nein. Die dunkle Seite ist nichts für mich. Alni schlägt scherzend vor, ihm noch drei oder vier Chancen zu geben. Tja… die dunkle Seite hat zwar Kekse, aber nein danke. Mir kommt da ein anderer, logischer Gedanken.
Wir machen das Bambi-Mobil fertig und gemeinsam mit Kanu fahre ich nochmals ans Sommerlager, um Vorräte zu holen. Max fragt kurz nach, ob wir Nägel hätten. Wir müssen mal unsere Lager durchsehen, ob da noch etwas zu finden ist.
Jedenfalls habe ich vor, die Bambi-Kisten an der Küste (inklusive des Lagers in Solnichniy) wieder zu befüllen und dann machen wir einen Abstecher bei Pauls Basis auf dem Rückweg. Tja und dann holen wir uns die geborgte Fahne zurück! (..und hinterlassen ihm eine andere dafür. Ich denke, die mit dem Fadenkreuz und Zombie passt ohnehin viel besser in seine Basis, als das süße kleine Bambi.)
Es beginnt zu regnen. Hikaru gesellt sich zu uns, als ich gerade das Sommerlager durchsuche. Ich sage kurz, dass Kanu und ich eine kleine Spritztour machen, aber sie dann bald vom Bambi-Auffanglager mit dem Auto abholen und wir uns dann die Bambi-Fahne zurückholen werden. Ich stelle ihr Alni vor und bepacke unser rotes Bambi-Mobil am Sommerlager mit allem, was wir gefunden haben. Wolfgang ist mit Alni auf Streifzug zwischen Green Mountain und Solnichniy. Schließlich bringe ich alle gefundenen Sachen zum Auto und lagere sie sorgfältig ein. Hikaru trocknet ihre Kleidung am Feuer. Dann gibt sie per Funk durch: „Herz… es ist keiner da. Warum zündest du hier gerade Feuerwerk?“
Das ist wieder einer jener Momente, die mein Herz für kurze Zeit stillstehen lassen. Warum passiert die ganze Action am Camp immer ausgerechnet dann, wenn ich nicht da bin?
„Ich zünde kein Feuerwerk“, gebe ich zurück und versuche meine Aufregung zu überspielen.
„Wer…zündet hier gerade Feuerwerk? Irgendjemand zündet hier gerade Feuerwerk.“, fragt Hikaru in die Gruppe, offensichtlich verwirrt und eigenartigerweise auch daran zweifelnd, ob meine Aussagen wirklich der Wahrheit entsprechen und ich tatsächlich nicht am Lager bin. „Ja toll, ich wollte mich eigentlich noch anziehen vorher…Häh Häh“, fügt sie aufgeregt hinzu. Was ist da bloß los?! Mein Verstand ist wie blockiert. Hikaru… allein am Lager. Jemand zündet Feuerwerk und sie trocknet gerade die Kleidung.
„Wo? Bambicamp, Prigorodki, Brunnen?“, fragt Kanu und reißt mich aus meiner mentalen Starre heraus. „Ja toll und jetzt sind die… das ist ja nicht zu fassen! So ein Arsch! Jetzt kommen hier die Zombies an. Das gibt’s doch nicht und ich hab die halben Sachen nicht an! Ich mach mal hier die Tür zu.“, berichtet sie nun offensichtlich SEHR aufgeregt. So kenne ich Hikaru gar nicht… da muss etwas Schlimmes passiert sein.
Kanu beruhigt sie: „Ja, mach die Tür zu. Wir sind gleich da.“
Ich steige sofort ins Auto und los geht es.
„So, alle Zombies die hier drinne waren sind jetzt erstmal alle tot. Ich zieh mich jetzt erstmal richtig an.“, versucht sie sich und uns zu beruhigen.
Wolfgang stellt trocken fest: „Ich glaub der Paul stirbt heute Abend noch.“ Ich glaube, er bringt sich selbst noch um, aber Alni ergänzt: „Ich hab das Gefühl, dass wir vielleicht sogar noch ein bisschen nachhelfen könnten.“ „Wir könnten ihn au gefangen nehmen. Also..“, schlägt Wolfgang wieder vor. Was passiert hier gerade?!
Alni bringt einige nette „Ideen“ ein, was man alles machen könnte, aber ich versuche einen klaren Kopf zu bekommen und frage Hikaru, ob sie weiß, wo genau das Feuerwerk gezündet wurde.
„Nicht weit weg. Also das müsste gerade neben dir gewesen sein.“, versucht sie sich zu erinnern. HÄ? Wie geht das denn… ich bin doch kilometerweit weg.
„Das war jedenfalls direkt neben dem Haus und du hast die Kiste…hast du die Kiste weggeräumt?“, fährt sie fort. „Nein, ich bin ganz wo anders…“, beginne ich. Sie fällt mir ins Wort: „Okay, dann… wollt ihr mich jetzt verarschen?“ „Nein, von uns ist keiner da. Wenn dann war es vielleicht der Paul, er trägt ein rotes Armband.“, verteidige ich mich.
„Ähmm ja, der hatte ein komplett rotes Outfit an. Der sah richtig genauso aus wie du und stand neben mir gerade.“ Dann dämmert es uns beiden zeitgleich mit der Wucht eines Vorschlaghammers: Scheiße…
Hikaru fühlt sich gerade „voll verarscht“, denn sie dachte, ich sei das gewesen. Aber da muss sich jemand als mich ausgegeben haben. Gezielt. Absichtlich. Und dieser jemand hat Hikaru in der Hütte am Feuer gesehen, ein Feuerwerk gezündet, Zombies angelockt und sie quasi wehrlos zum Sterben zurückgelassen. Und wenn ihre Schilderungen zutreffen, dann ist er soeben mit jemand anderem in ein Auto eingestiegen und davongefahren. Die Richtung kann sie leider nicht genau sagen, da sie mit den Zombies um das nackte Überleben kämpfte. Was war denn das für eine Aktion?!
Hikaru ist sauer. „Gib mir dein größtes Ehrenwort, dass du mich hier nicht verarscht jetzt!“, Natürlich! Sofort! Wie könnte ich anders, ich fahre gerade in Kanu mit dem Auto. Dieser bezeugt ebenfalls, dass ich es nicht gewesen sein kann.
Da gibt sich jemand als mich aus und täuscht meine Freunde zündet das Feuerwerk, das Hikaru extra gebracht hat und bringt sie in Lebensgefahr?
DAS nehme ich persönlich!
Wolfgang und Alni begeben sich in Beobachtungsposition und machen sich bereit, auf ein eventuelles Fluchtfahrzeug zu schießen. Kanu und ich nehmen die Verfolgung von Cherno aus auf. Wir rasen durch die Stadt immer in Richtung des Bambi-Camps. Unterdessen rattert mein Verstand. Ein Auto mit zwei Personen. Das könnten Max und Kevin gewesen sein. Oder Paul hat einen zweiten Mann in der Nähe. Ich nehme Kontakt mit Max auf und frage, ob sie gerade am Bambi-Camp waren. Das Auto war klein und grünlich oder gelblich? Sicher ist sich Hikaru nicht mehr. Was sie jedoch sofort weiß ist, dass der Fahrer ein blaues Beret auf dem Kopf trug. Allerdings kommt keine klärende Antwort von Max.
Kanu und ich fahren an der Tankstelle vorbei und halten auf Prigorodki zu. Wir parken das Bambi-Mobil in der Garage und ich renne in Richtung des Camps, mal wieder. So schnell es geht. „Kann ich die bitte erschießen, wenn ich sie sehe?“, fragt Hikaru. Ich bestätige. Da die Person offensichtlich eine Gefahr dargestellt hat und sich nicht zu Erkennen gegeben hat, darf sie sich natürlich wehren.
Schließlich komme ich am Lagerplatz an und Hikaru erklärt mir den Ablauf nochmals genau. Was für eine miese Falle, die ihr da gestellt wurde!
Aber… was ist das? Bei den Feldern stehen zwei blaue mittelgroße Zelte. Das spricht schon wieder für Max und Kevin… Sie müssen also hier gewesen sein. Die Frage ist nun, ob sie etwas mit dem dreisten Überfall zu tun haben. „Also wenn das Max und Kevin waren, die erschieß ich. Da kenne ich kein Mitleid.“, verkündet Hikaru mit erschreckendem Ernst.
Aber von dem Auto fehlt jede Spur. Ich baue die beiden Zelte ab und verfrachte sie in Blues Scheune, nach ‚Bluetopia‘, damit wir dort notfalls noch ein paar Vorräte einlagern können.
Schließlich fülle ich die Vorräte am Lager auf. Es wird schon langsam dunkel und Kanu möchte aufbrechen, damit wir unseren Auftrag noch abschließen können. Das Rätsel um den Hochstapler wird sich sicherlich auch noch lösen, aber Hikaru dürstet nach Rache.
Ihre Laune ist dermaßen im Keller, dass sie noch nicht einmal Lust zum Fahren hat, also setzt sich Kanu hinters Steuer. Gemeinsam steigen wir in das rote Bambi-Mobil und wollen gerade losfahren, da saust ein gelbes Auto an uns vorbei. Das sind jetzt definitiv Max und Kevin.
„Folgen Sie diesem Wagen!“, rufe ich Kanu noch zu und wir streiten noch kurz über die Farbe des Autos. War es nun grün, gelb oder rot? Im Nebel und der Dämmerung schwer zu erkennen, aber wir setzen ihnen nach. Los geht die wilde Jagd in Richtung Elektro. Auf Höhe der Tankstelle holen wir schließlich auf. Ich versuche zu relativeren. Vermutlich haben die beiden sich nichts dabei gedacht und es ist alles ein dummes Missverständnis, aber Hikaru will davon nichts hören.
Alni und Wolfgang zünden eine Rauchgranate, verfehlen die Straße jedoch knapp. In Elektro gibt Kanu Vollgas. Wir holen auf. Weiter, immer weiter! Oh Moment… STOPPP! Und knallen voll auf den gelben Wagen, der sich dreht, ins Schlingern gerät und stehen bleibt.
Puh… „JUUUNGS!“ rufe ich ihnen zu und renne vor zu ihrem Auto. Hoffentlich ist alles okay…
„WAS geht denn hier ab?“, will einer der beiden wissen. Jedenfalls scheint es beiden gut zu gehen. Puh… Ich entschuldige mich für das beherzte Eingreifen, aber stelle auch gleich die Frage, ob sie vor ein paar Minuten an unserem Lager waren und Feuerwerk gezündet haben. Betroffenes Schweigen. „Und zwei Zelte hingestellt habt?“, ergänze ich. Dies bestätigen beide. Die Zelte sind von ihnen. Aber auf die Nachfrage, ob jemand in Rot gekleidet war, verneinen sie es. Dann haben wir ein Problem… wer hat denn dann Hikaru überrascht?
Ich erkläre den beiden Jungs die Situation und versuche gleichzeitig Ordnung ins Chaos zu bringen. Kevin sagt nochmals, dass sie eben am Camp waren, die Zelte aufgestellt haben und dann wieder gegangen seien. Gesehen haben sie keinen. Nein, auch kein Feuerwerk.
Hikaru haben sie auch nicht gesehen. Sehr seltsam… wer war denn dann der Fremde in Rot? Ich bedanke mich für die Auskunft und warne sie noch vor dem Hochstapler. Hikaru scheint das nicht ganz zu glauben. „Schade aber auch.“, erwidert sie und wir geben Max und Kevin noch ein paar Nägel. Sie möchten weiter in die Gaszone. Wir verabschieden uns und ich entschuldige mich nochmal für den Unfall. Max winkt ab: „Alles gut. Wir haben nur mal was testen wollen, jetzt hats funktioniert. Gut.“
Wir ziehen unverrichteter Dinge weiter in Richtung Bambi-Kisten. Hikaru äußert ihre Bedenken. Sie glaubt den beiden nicht, das Beret war genau jenes, das sie gesehen hat. Ich halte das durchaus für möglich und grübele, ob nicht beides irgendwie stimmen könnte. Aber bevor ich etwas sage, möchte ich einen Verdacht noch prüfen. Wir wissen, wer sie sind und wir wissen, wo sie wohnen. Die Wahrheit wird ans Tageslicht kommen. Hikaru überlegt unterdessen nochmals, was sie genau gesehen hat. Die Person war definitiv rot gekleidet.
Ich frage mich währenddessen eher, was ich mache, wenn ich herausfinde, dass wir schon wieder belogen wurden. Erst Paul mit seiner Fahnenaktion und nun die beiden? Ich hoffe, ich irre mich. Eigentlich ist mir klar, dass man in Chernaurus eigentlich niemandem trauen kann, aber als ich auf die Samariter stieß, bekam ich den Glauben an Menschlichkeit zurück.
Und jetzt? Wie geht man damit um, wenn man nach Strich und Faden ausgenutzt und belogen wird?
Es wird dunkel, als wir die Kisten erreichen und sie auffüllen. Im Schutz der Dunkelheit schleichen wir uns an Pauls Basis. Ich rufe, aber es kommt keine Antwort. Scheint keiner da zu sein. Schade. Wir holen die Bambi-Fahne ein, die tatsächlich demonstrativ am Fahnenmast dort baumelt und ersetzen sie gegen eine Zombie-mit-Fahnenkreuz-Fahne.
Weiter geht die Fahrt und Blue gesellt sich zur Gruppe per Funk. Er ist noch am Bambi-Auffanglager in Prigorodki und ich berichte ihm vom Vorfall. „Hikaru, das ist ne ganz schön miese Nummer. Extra Feuerwerk zünden, damit die Zombies auf dich drauf gehen. Wenn du wüsstest, wer das ist dann…“ „..knall ich ihn ab!“, ergänzt sie sauer. So aufgebracht erkenne ich sie wirklich nicht wieder. Es wird schon wieder Morgen, als wir zurück von unserem Einsatz in Solnichniy fahren. Aber wenigstens sind die Lager nun gut gefüllt.
Zurück am Lager treffen wir auch auf Jammet.
Eine tote Henne liegt am Lager, keine Ahnung woher diese stammt. Vielleicht noch von Paul?
Ich laufe gerade über das Feld, als Hikaru funkt, dass Kevin und Max nun auch hier seien.
Oh!
Sofort laufe ich zum Brunnen und da steht ihr gelbes Auto in der Tat schon. Sie möchte ein paar Bandagen vorbeibringen.
Ich frage Kevin nochmals, was denn vorhin genau losgewesen sei, denn wir können uns die Sache nicht erklären und haben ein ungutes Gefühl bei der Sache. Kevin verneint, dass jemand einen roten Regenmantel getragen habe. Max habe nur seine Klamotten getragen.
Auch auf Zombies geschossen hat keiner von Ihnen, wenn man Kevin glauben darf. Allerdings räumt er ein, dass Max das Feuerwerk gezündet hat.
„Ich… ich erschieß sie!“, ruf Hikaru wütend.
„Nein, Hikaru! NICHT!“, rufe ich verzweifelt und laufe ihr nach.
„Doch, ich erschieße sie! Ich erschieße sie eigenhändig!“, hallen ihre wütenden Worte durch das ganze Camp. Schützend stelle ich mich vor Kevin hinter seinen gelben Sarka. Ich erkläre Kevin kurz, warum Hikaru so aufgebracht ist. „Super Max…“, bringt er sarkastisch hervor. „…wo ist der eigentlich?“. Wir schauen uns um.
„Hat er sich jetzt vepieselt?“, stichelt Hikaru. Keine Antwort.
„Gut, er ist Freiwild. Also Max war’s..“, das ist ihr letztes Wort. Die Sache scheint klar und ein Konflikt unausweichlich. Oh Mann! Alles nur wegen eines dummen Streichs?
Ich versuche noch zu beschwichtigen. „Er hat es nicht mit Absicht gemacht…“
„ICH PFEIF AUF SEINE ABSICHT!“, ruf sie und schaut sich nach Max um.
„MAX, WO IMMER DU AUCH BIST, ICH PFEIFE AUF DEINE ABSICHT. DU BIST FREIWILD!!“, donnert es durch das Camp. „Welch Liebreiz…“, merkt Jammet an. Der Arme weiß noch nicht genau, worum es hier eigentlich geht, aber ich habe gerade nicht die Zeit, alles im Detail nochmals zu erklären, da die Situation gerade mehr als eskaliert und ich alle Hände damit zu tun habe, die Gemüter zu beruhigen. Einige Minuten passiert nichts, dann steigt Kevin in den Wagen und lässt den Motor an. Ein vollausgerüsteter Spieler, ich fürchte es ist Max, macht Anstalten einzusteigen, doch ich stelle mich instinktiv vor die Türe. Wir müssen das klären. Hier und jetzt.
Doch da steigt er einfach hinten ein. Ich zögere kurz und überlege, auch ins Auto zu steigen, entscheide mich dann aber dagegen. „Warum willst du denn einsteigen?!“, fragt Kanu. „Die schmeißen dich raus und fesseln dich!“, sagt Blue süffisant.
Dann verlassen die beiden das Bambi-Auffanglager. „Bis gleich!“, ruft Max noch nach. Eigenartige Aktion… warum haben sie kein erkennbares Interesse daran zu klären, was vorgefallen ist? So kenne ich die beiden gar nicht. Wenigstens weiß Hikaru jetzt, dass sie sich nicht verrückt ist und die beiden tatsächlich das Feuerwerk gezündet haben. Aber warum haben sie dann gelogen? Direkt ins Gesicht?
Als sich Max per Funk meldet, frage ich ihn was das mit dem Feuerwerk sollte. „Ich kann dazu keine Äußerung tätigen, wir sind Undercover unterwegs heute.“ Was soll denn bitte das?! Hikaru quittiert dies mit einem abfälligen „Hm hm“. Max entschuldigt sich bei Hikaru und er will es wieder gutmachen. Hikaru ist noch immer angesäuert, aber meint es sei okay. Er solle ihr momentan nur nicht unter die Nase kommen. Sie versucht ihr Möglichstes, nicht „irgendwelche Sachen“ zu machen. Sie fragt aber explizit nochmals nach, ob er sie nicht gesehen habe. „Eventuell“, druckst er rum und schließlich bejaht er. „Ja super. Ich hab dich für Herz gehalten. Ganz toll!“, grollt sie. War das ein klassischer Fall von Autosuggestion?
„Und warum zündest du Feuerwerk, wenn du mich da so halbnackt sitzen siehst?“, beharrt sie. „Ich hab ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass da so viele Zombies kommen.“, gibt er reumütig zu. „Aha okay. Und kann das sein, dass Kevin dich dann mit dem Auto abgeholt hat?“, versucht sie die Geschichte zu vervollständigen. „Ja, der stand vor der Tür. Hast du ihn nicht gesehen?“, entgegnet er. „Ja doch, dann passt es. Dann bin ich nicht bescheuert. Ich hab langsam an meinem Verstand gezweifelt.“, ergänzt sie. Das Bild setzt sich langsam zusammen. „Dann war es ein gelbes Auto und kein grünes.“, stellt sie noch fest. Aber ein Puzzle-Teil fehlt noch. Ein wichtiges Puzzle-Teil: Mich. Oder besser gesagt, der Hochstapler, der sich als mich ausgegeben hat. Jammet und Kanu gehen gemeinsam auf Looting Tour. Wolfgang und Alni und Blue sind ebenfalls unterwegs in Chernogorsk. Nur Hikaru und ich bleiben am Camp zurück.
Ich gehe im Lager meiner Arbeit möglichst unauffällig und unbedarft nach, sehe nach den Beeten und drehe eine kleine Runde an den Häusern vorbei. Als ich am Koch-Haus vorbeischaue, sehe ich mich plötzlich am Fenster stehen. Aha!
Ich verhalte mich weiterhin unauffällig und gebe vor, nichts gemerkt zu haben. Gemächlich jogge ich auf das Haus zu.
Soll er sich ruhig in Sicherheit wiegen.
An der Tür steht er schließlich. Fast eine perfekte Kopie, aber eben nur fast.
Ich gehe ins Haus, dränge ihn ein Stück zurück. „Aha!“, sage ich nur und schließe die Tür.
Ich nehme einen Strick und versuche ihn zu fangen, aber er entkommt durch die Tür, bevor ich diese richtig verschließen kann. Ich treffe ihn mit dem Dietrich versehentlich noch am Arm, dann stürmt er nach draußen. Ich renne hinterher.
Im Funk sage ich, dass wir einen Hochstapler haben, aber die anderen scheinen das noch nicht so ganz zu verstehen. Bis auf Alni, der fragt: „Wo ist er? Wo ist er?“, aber sie alle sind zu weit weg. Wir laufen immer im Kreis. Der Hochstapler scheint das Spiel zu genießen. Schließlich springt er auf einen Unterstand und bleibt dort stehen. Sein Glück, dass fast keiner hier ist. Sonst läge er jetzt vermutlich schon am Boden.
Ich warte unten am Zelt und schaue zu ihm hoch. Provozierend winkt er mit einem Arm.
Na warte…Freundchen.
Charly meldet sich per Funk und noch ehe er ankommt, sage ich deutlich: „Wir haben gerade einen Hochstapler im Camp. Erschieß ihn!“, wohl wissentlich, dass Charly das nicht tun wird. Er ist ja gar nicht hier. Aber der Hochstapler soll denken, es wäre so. „Nicht schießen, seid ihr wahnsinnig!“, ruft jemand, aber wer ist kaum zu verstehen. Die Stimme kommt mir doch irgendwie bekannt vor… aber dafür ist keine Zeit. Die Finte wirkt!
Er rennt wieder los, ich hinterher. Ich hole auf, treffe ihn am Arm. Weiter geht die wilde Jagd. Endlich haben die Leute im Funk es kapiert, dass hier wirklich jemand ist. Die waren aber auch schwer von Begriff…! „Die Frage ist, wer ist wer…“, gibt Max zu bedenken. „Ach du bist es?!“, gibt Blue überrascht zurück. „Max, hör auf mit dem Stress!“, sagt Hikaru noch. Hä? Was geht denn hier ab? Ich habe keinen Überblick mehr, sehe aber den Hochstapler direkt vor mir. Kanu gibt den Befehl: „Dann zieh doch selbst die Waffe!“. Gut, dann schauen wir mal.
Der Hochstapler flüchtet sich in die Blockhütte. Ich versuche die Tür zu verschließen und ihn so festzusetzen, aber natürlich durchschaut er es und bricht aus, an mir vorbei. Keine Chance. Jemand, der sich so beharrlich seiner Festnahme entzieht… da gibt es nur noch eine Lösung, um aufzuklären, wer nun wirklich dahintersteckt. Immerhin hat Max sich noch nicht dazu bekannt, woher soll ich also wissen, wer der Fremde ist und ob er nichts Böses im Sinn hat? So wie mit Hikaru? Das Team in eine Falle locken? Das lasse ich nicht zu! Wenn meine Schatten nicht da sind, muss ich das Camp verteidigen.
Charly warnt ebenfalls, dass er schießen wird. Auch ich bereite mich auf das Schlimmste vor. Da meldet Max, dass der Hochstapler im Funk anwesend ist. Tja… das kann man nun auslegen, wie man möchte. Aber so richtig zugegeben hat noch keiner, dass er sich als mich ausgegeben hat. Also frage ich nach: „Ach das bist du, Max?!“
Und Hikaru ergänzt: „Ja und das Outfit hattest du an, als du neben mir standest, ne?“
„Vielleicht“, kommt es aus Max‘ Ecke. „Am Arsch, Max. Am Arsch…“, kommentiert Hikaru dies sichtlich genervt über diese Kinderei.
Mann, Mann, Mann. Ich habe schon Zombies gesehen, die mehr Haltung gezeigt haben! Warum kann und will er nicht einfach mal Größe beweisen und zu seinen Handlungen stehen? Okay, er wollte sich mit Kevin einen Scherz erlauben. Fein. Ein Jungenstreich.
Hikaru kam dazwischen, es hat sie versehentlich fast erwischt. Vermutlich wollte er das nicht. Aber statt dass sie das Ganze aufklären, spielt er dieses unwürdige Spiel weiter und gefährdet unsere Gruppe und das Lager dadurch. Und das, nachdem er sich bei Hikaru bereits entschuldigt hatte. Nichts gelernt, würde ich sagen. Wie ein Kind. Nur im Gegensatz zu Paul ist Max wesentlich älter und er sollte wissen, dass jedes Handeln auch seine Folgen hat.
Nicht auszudenken, wenn jetzt die Minenleger oder der Bambi-Killer hier aufkreuzt. Wobei.. die Minenleger… wenn Max auf Verwirrspiele steht, vielleicht… aber den Gedanken verwerfe ich. Zumindest für den Moment. Wir sind so desorgansiert doch das perfekte Ziel! So kann das nicht weitergehen. Diese Unaufrichtigkeit und Unfähigkeit zu seinem Bockmist zu stehen, macht mich rasend. „Dann zieh doch selbst eine Waffe“, höre ich nochmals Kanus Worte wie in Zeitlupe und mache es tatsächlich. Meine Finger schließen sich um das kalte Stahl. Wut steigt in mir auf.
Max flieht in das Koch-Haus und er schließt die Türe des Kämmerleins vor mir. Ich unternehme einen letzten Versuch, ihn gewaltfrei festzusetzen und das Ganze friedlich zu regeln, indem ich versuche, die Türe abzuschließen. Aber natürlich lässt er auch das nicht zu und stürmt an mir vorbei. Er legt es einfach darauf an.
Zu allem Überfluss kommt auch noch Kevin mit dem gelben Sarka wieder vorbei. Scheint, als wolle Max nun die Kurve kratzen. So nicht, Freundchen!
Unser Hochstapler stürmt aus dem Haus in Richtung der Unterstände, da gebe ich zunächst einen Warnschuss ab. Aber natürlich rennt Max weiter und gönnt sich den Spaß. Hikaru traut sich nicht zu schießen, aus Angst sie könnte mich treffen. „Na, wer ist denn wer?“, provoziert er im Funk. Das reicht!
„Die Sache ist ganz einfach. Ich bin DAS!“, rufe ich und schieße direkt auf seine Beine. Drei gezielte Schüsse. Getroffen und man sieht nun deutlich, dass seine Uniformhose ruiniert ist. Verwechslung ausgeschlossen. Max jault auf. „Oh! Ich hab ne Schnittwunde!“ und möchte zum Auto fliehen. Feige versteckt er sich hinter Kevin. „Hey, nicht mich als Schild benutzen!“, sagt sein Freund. Erbärmlich! Ist ihm nicht einmal sein Freund heilig?
Ich schieße durch die Türe auf seine Beine. Töten möchte ich ihn nicht, aber es muss endlich klar sein, dass er zu weit gegangen ist und eine Grenze überschritten wurde.
Scheiben klirren und Max greift nach der Tür, um sich vor den Schüssen zu schützen. Das gelingt ihm zwar für den Oberkörper, aber mein Ziel sind seine Beine. Er nimmt noch zwei drei Schritte, taumelt und stöhnt: „Ich hab mir das Bein gebrochen!“.
Tja… hättest du dir das vorher mal überlegt!
Dann kippt er um. Ein Zombie kommt auf uns zugestürmt, um den ich mich sofort kümmern muss. Schließlich fessele ich den am Boden liegenden, ehe er versorgt wird. „Hikaru, Bandage, Schnell!“, belle ich im Befehlston und starte mit der Reanimation. Nein, wegsterben soll mir der Kerl hier nicht. Die Behandlung zeigt Wirkung und er steht langsam auf. „Ey ich wurde gefesselt! Ich glaub das nicht…!“, beschwert er sich.
Ach nee… Was hattest du erwartet? Kaffeekränzchen mit Kuchen, Erdbeeren, Schlagsahne und Eis? Das gibt’s hier nur für Bambis!
Hikaru versorgt seine Wunden. Erst jetzt wird ihm klar, dass es ihn doch ganz schön erwischt hat. „Also, was sollte das jetzt?“, frage ich ihn ein letztes Mal und ziele mit der Waffe auf ihn. „Ich bin Undercover!“, führt er sein Spielchen fort. Idiot.
Ein weiterer Zombie stürmt heran, um den sich aber glücklicherweise Kevin kümmert.
Naja, nicht ganz, denn ich muss ihm einen Gnadenschuss in den Kopf geben.
Hikaru kehrt zu Max zurück und setzt die Behandlung fort. Noch immer blutet der Hochstapler, hat sich aber inzwischen von seinen Handschellen befreit.
„Du bleibst jetzt ganz ruhig stehen, sonst ist der nächste Schuss der Letzte!“, drohe ich Max.
Wieder kommt ein Zombie und stürmt auf uns zu und attackiert Hikaru. Ein gezielter Schuss aus meiner Waffe, der Zombie fällt. „Warum muss ICH ihn jetzt ausgerechnet verbinden?!“, jammert Hikaru verständnislos, aber sie tut zum Glück wie geheißen. Jammet funkt mit trauriger Stimme: „Was ist denn hier heute bloß los?“. Tja, das wüsste ich auch gerne.
Warum musste es dazu kommen? Es hätte so einfach geklärt werden können.
„Darf ich ihn erschießen?“, beginnt Hikaru „Ich würde ihn auch gerne erschießen.“
„Ich reagier allergisch darauf, wenn jemand mein Team in die Irre führt und gefährdet!“ knurre ich und halte meine Waffe an Maxens Kopf. „Das war Roleplay!“, verteidigt er sich.
„Roleplay? Aha. Zu deinem Roleplay gehört es also, Leute in Gefahr zu bringen?“, kontere ich zynisch. „Ich war gerade ganz friedlich das Beet am Bewirtschaften eben!“, führt er weiter fort. Jammet versteht die Welt nicht mehr. Was ist so schlimm daran, dass jemand auch in Rot rumläuft? Darum geht es mir jedoch nicht.
Es sind mehr die Umstände, die das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Die Gefährdung von Hikaru. Ich lasse nicht zu, dass sie nochmals angeschossen wird! Nicht so, wie ….damals. Dieses Mal bin ICH da, um das Camp und Hikaru zu verteidigen. Max schweigt natürlich weiter über die Sache heute. Und dass er uns mehrfach direkt angelogen und Halbwahrheiten erzählt hat vorhin und uns so wissentlich in die Irre geführt hat. Selbst, nachdem er sich entschuldigt hatte! Das macht kein Freund. Wer soll ihm seine unschuldige Masche abkaufen? Wen versucht er hier zu verschaukeln? Wir sind Zeugen der bewussten Provokation und das kann ich nicht einfach auf sich sitzen lassen. „Darf ich bitte noch einmal schießen?“, bettelt Hikaru. Allerdings steht es nicht gut um Max. Er scheint sich nun wirklich um sein Leben zu sorgen.
„Bitte nicht, dann bin ich tot.“, sagt er nüchtern. Es klingt nicht nach einem Flehen, aber man merkt ihm an, dass er keine Lust hat, auf diese Art zu sterben. Verständlich. Hikaru hatte auch keine Lust, von Zombies im Nachthemd überrannt zu werden oder nach Strich und Faden verarscht zu werden. Ebenso wenig wie ich!
Hikaru legt die Waffe an. Wäre ich in der Lage, sie daran zu hindern? Grübele ich, aber ich muss es gar nicht herausfinden. Sie hält inne und senkt die Waffe wieder. „Boah Max, du hast so ein Schwein!“, brüllt sie ihm wütend ins Gesicht.
Ich gestatte es Max, sich umzuziehen. Weg mit der roten Maskerade. Dann stellt er sich einen Splint her und schient damit provisorisch sein Bein. Ich ramme ihm eine Packung Codein-Tabletten gegen die Schmerzen in die Schulter, während er sich mit Morphin versorgt.
„Darf ich wenigstens mit nem Baseballschläger…“, beginnt Hikaru wieder. Max zeigt ihr eine versöhnliche Herzchengeste. „Nee Max. Ist nicht. Heute nicht. Ist nicht. Das Herz kannst du dir sonstwo hinstecken!“, wehrt sie ab. Sie läuft bedrohlich mit ihrem Schläger hinter ihm her.
„Jetzt muss er gerade stehen für seine Sache“, sage ich noch. Max hält die Fäuste schützend vor sein Gesicht. Hikaru hat noch immer das Verlangen, ihm mit dem Baseballschläger eins überzuziehen. Ich verabreiche ihm eine Kochsalzlösung. „Man ey Kevin, die gönnen mir auch keinen Spaß mehr hier!“, jammert Hikaru. Jammet schaltet sich ein: „Könnt ihr euch bitte am Leben lassen? Das wär ganz lieb, aber…“ Ja, recht hat er schon. Das Ganze ist angesichts der Apokalypse echt albern. „Ich hab damit gar nichts zu tun!“, verteidigt sich Kevin. Ich bin nur der Fahrer. „Jaja, aber Fahrer haben auch Mitschuld. Ich möchte es nur mal gesagt haben!“, kontert Hikaru. Unterdessen schnappe ich mir die Zündkerze aus dem Auto. Sollte sich alles aufklären, werde ich die Kerze durch eine in besserer Qualität ersetzen. Diese hier ist ja wirklich schon fast hinüber.
Max sieht niedergeschlagen aus und ich teste kurz seine Blutgruppe: 0+, wie die meisten hier. Ich verabreiche ihm eine Blutspende zur Stärkung. Er setzt sich vor Hikaru auf den Boden und bittet um Vergebung, dass er sie erschrocken hat. „Du hast mich beinahe getötet, aber lassen wir das mal…“, erwidert sie. Er legt alle Teile seines Kostüms ab und am Ende den blauen AN-Helm. „Wetten, er ist makellos?“, beginne ich zu lachen und nehme ihn in die Hand. Tatsächlich. Der Helm hat bei der ganzen Aktion keinen einzigen Kratzer abbekommen. Während ich mir den Helm ansehe, bekomme ich aus den Augenwinkeln mit, dass Max Hikaru Handschellen anlegt. Oh Mann! Der weiß wirklich nicht, wann es genug ist. Zum Glück ist sie gerade so in Gedanken, dass sie es nicht merkt und er befreit sie auch sofort wieder. Aber natürlich ist sie wieder wahnsinnig sauer und schlägt ihn zweimal mit dem Baseball Schläger… „Ihr seid echt so Folterprofis“, murmelt Wolfgang kopfschüttelnd. Ja… recht hat er. Das ist echt schon peinlich, was hier abgeht. Aber wir haben nicht so die Zeit, uns weiter auszutoben, denn die Gruppe im Norden wird gerade von Wölfen angegriffen und kämpft ums nackte Überleben.
Wolfgang bietet sich als Folterknecht an, aber ich winke ab. Ich glaube, heute ist da kein Bedarf mehr. Wir verbrennen das beschädigte Kostüm, füllen die Vorräte auf und Kevin fährt mit Max weg. Scheinbar hatten sie noch eine Zündkerze in Reserve. Nun ja…
Was für ein verrückter Tag und was war eigentlich los? Ich muss das aufschreiben, um meinen Kopf wieder klar zu bekommen…