Kapitel 7, Es muss weiter gehen
Ich weiß nicht, wie lange ich Wald sitze und vor mich hin grüble, eine Stunde, vielleicht auch zwei. Schließlich kann ich meine Verzweiflung ein wenig überwinden und neuen Mut fassen. "Vielleicht ist es ja nur hier so, nur in dieser Stadt. Bestimmt hat die Regierung schon lange eine Lösung gefunden. Es könnte ja sein, dass diese Stadt abgeriegelt ist und gerade nach einer Medizin gesucht wird." Mir ist klar, wie naiv das ist und ich weiß, dass ich mir etwas vormache, aber ich halte an diesen Gedanken fest, sonst könnte ich jetzt nicht weiter und würde in meiner Verzweiflung vollkommen versinken oder sogar wahnsinnig. Ich muss weiter, weg von dieser Stadt mit den Kranken,wer weiß ob die nicht ansteckend sind... Schnell dränge ich diesen Gedanken zurück, ich darf jetzt nicht über so etwas nachdenken. Einfach weiter, weg von hier, in der nächsten Stadt ist alles gut, da finde ich Hilfe.. Ich atme nochmal tief durch, dann steh ich auf und mache mich wieder auf den Weg zum Waldrand. Leider sieht es in der Stadt noch genauso aus wie zuvor, nochmal will ich da nicht hin, also laufe ich lieber in großem Bogen um sie herum, runter zur Küste. Zumindest ein wenig weiß ich über meine Position: Ich bin an der südlichen Küste, wahrscheinlich im Westen, wenn ich nach Osten laufe müsste ich in eine der großen Städte kommen, ich glaub Chernogorsk und Elektrozavodsk heißen die. Falls ich schon westlich bin komm ich an die Ostküste und da müsste Berezino sein. Und dazwischen sind ganz sicher ein paar Städte. Voller neuer Hoffnung mache ich mich auf und laufe mutig los, Richtung Osten die Küste entlang.
Nach kurzer Zeit kann ich schon die Hafengebäude der nächsten Stadt sehen. Ich sollte besser vorsichtig sein, so dicht wie diese Orte beieinander liegen, nicht das die Menschen hier auch krank sind.
Geduckt schleiche ich mich näher, und wirklich, es ist schrecklich, auch hier sehe ich die Menschen auf den Straßen wandern. Oh nein, ich spüre die Enttäuschung in mir aufsteigen, so viel Hoffnung hatte ich doch in meine naiven Gedanken gesetzt. Und jetzt? Ich versuche mir selbst wieder Mut zu machen, diese Stadt ist einfach so nahe an der anderen, das ist ja fast eine Stadt, da kann das schon sein, aber wenn ich weiter laufe wird alles gut! Ich ziehe mich vor der Stadt wieder ein Stück landeinwärts zurück, um durch den Wald um die Stadt herum zulaufen. Dieses mal gehe ich noch tiefer in den Wald zurück, ich will die Stadt gar nicht sehen, das ist so schrecklich...
Nachdem ich eine weile durch den Wald gelaufen bin, kehre ich wieder zurück zur Küste um die Orientierung nicht zuverlieren. Auch wenn es morgens bitterkalt war, so brennt die Sonne inzwischen auf mich herunter und ich bekomme immer mehr Durst, ich muss in der nächsten Stadt etwas zu trinken finden. Aber vielleicht ist da ja schon wieder alles gut..